3.Sonntag der Osterzeit/EvangeliumA01 Liebe Mitchristen! Ein Betrunkener wankt nachts durch die Straßen, tastend von einem Alleebaum zu ande-ren. Schließlich trifft er auf eine Wand. Fein, denkt er. Sie wird mich ein schönes Stück weiterbringen. Ich darf nur den Kontakt mir ihr nicht wieder verlieren. Und so tappt er mit beiden Händen dahin. Immer an der Wand entlang.... Was er jedoch nicht weiß: Die Wand ist eine Litfaßsäule. Er umwandert sie vertrauensvoll. Endlos. Schließlich kommt er selbst darauf, daß er ständig im Kreise sich bewegt. Da entrinnt ihm ein Seufzer der Resignation und er ruft: "Eingemauert!" Dieser kurze Kalauer, der uns zum Lachen bringen will, kann uns aber auch zum Denken anregen. Sich eingemauert fühlen; das heißt doch, ein Gefühl zu haben, als ob es nicht mehr weiter geht. Alle Bemühungen, aller Einsatz waren umsonst. Wir haben uns um die Beziehung mit einem Menschen bemüht, wir haben dafür ein Stück von unserem Herzen, von unseren Gefühlen investiert. Und irgendwann merken wir: es war alles vergebens. Wir sind keinen Schritt weiter gekommen. Sich eingemauert zu fühlen, das bedeutet auch, dass einem sein Leben im Augenblick total sinnlos erscheint. Es tauchen Fragen auf wie z.B. Wofür arbeite ich überhaupt? Für was strenge ich mich an? Es ändert sich ja doch nichts in meinem Leben. Oder ich muß mir eingestehen, daß ich den falschen Weg gegangen bin. Alles, was mir einmal wichtig und wertvoll war, hat sich in Rauch und Nebel aufgelöst. Meine Ideale scheinen unerreichbar zu sein. Sich eingemauert fühlen, das konnten wohl auch die Jünger von sich behaupten, nach dem sie Jesus auf so grausame Weise verloren hatten. Sie hatten für Jesus Haus und Hof, Familie und Freunde aufgegeben. Sie waren über ihren eigenen Schatten gesprungen und hatten Neues gewagt. Doch alles war nun um sonst. Nichts als Leere und Sinnlosigkeit blieben übrig. Der Alltag des Lebens holte sie wieder ein; zurück zu ihrer Arbeit. Sich eingemauert fühlen, dieses Gefühl wird auch im heuten Evangelium beschrieben. Der Evangelist Johannes beschreibt, wie die Jünger eine ganze Nacht lang vergebens arbeiten, vergebens versuchen Fische zu fangen. Wieder entsteht das Gefühl der Sinnlosigkeit. Enttäuschung, Wut, Resignation und Ohnmacht stecken in dem Satz: "Aber in dieser Nacht fingen sie nichts." Wer so etwas schon erlebt hat, der weiß, wie schnell die Angst Oberhand gewinnt; man glaubt nichts wird mehr gelingen und aller Schwung und alle Lebensfreude verschwinden. Wer müht sich schon gerne vergebens. Sich eingemauert fühlen, so ging es wohl auch den ersten Christengemeinden des Johannes und auch die heutigen Pfarreien kennen sehr wohl dieses unangenehme Gefühl. So sehr wir uns auch mühen, bei der Erstkommunion- und Firmvorbereitung die Menschen anzusprechen und wieder näher an das geschehen der Kirche zu führen, so sehr wir auch versuchen neue und attraktive Wege in Glauben und Kirche aufzuzeigen und vorzuleben; alles scheint umsonst. Die Kirchenbesuche werden immer weniger, und immer mehr besonders junge Leute - wenden sich von der Kirche ab. Hat da unser Einsatz, hat da unsere Arbeit noch Sinn. Geht es uns, die wir mit der Kirche noch verbunden sind nicht ähnlich, wie den Fischern damals? Müssen nicht gerade die, die aktiv im Pfarrgemeindeleben mitarbeiten, ob im Pfarrgemeinderat, der Erwachsenenbildung, in der Kinder und Jungendarbeit und in vielen anderen Bereichen resigniert sagen: Aber in dieser Nacht fingen wir nichts! All unser Aufwand, all unsere Arbeit waren so gut wie umsonst. Doch hier, mit diesem Satz, endet ja unsere Evangeliengeschichte nicht. Die Jünger lassen sich trotz aller Resignation und Sinnlosigkeit ansprechen. Sie hören auf die Worte des Herrn, und obwohl das ganze sinnlos klingt, tun sie es trotzdem: Sie werfen die Netze bei Tage aus und der Erfolg ist groß. Der Herr zeigt ihnen einen anderen, einen neuen Weg und sie nehmen ihn mit Erfolg an. Liebe Mitchristen, diese Ostergeschichte will uns Mut machen. Der Betrunkene aus der Geschichte vom Anfang hätte sich nur umdrehen müssen, um wieder freie Bahn zu haben und um das Gefühl des eingemauert zu sein loszuwerden. Die Jünger taten das. Auf das Wort Jesu hin drehten sie sich um und versuchten es noch einmal. Auch wir dürfen niemals unseren Mut und unsere Hoffnung verlieren, denn eines ist uns gewiß: der Auferstandene Christus ist bei uns. Und auch wenn vieles nicht klappt und auch wenn uns sehr vieles schiefgeht, Christus fordert uns immer wieder auf weiterzumachen und weiterzugehen. Manchmal müssen wir nur unsere Richtung ändern, oder zu den Dingen eine andere Einstellung bekommen. Unser Glaube, unser Christsein bedeutet mit Phantasie und Lebensfreude ans Werk zu gehen. Dabei ist es unwichtig, ob die anderen uns für verrückt halten, wichtig ist und bleibt, daß wir Christus zu unserem Vorbild nehmen und uns von ihm leiten lassen. So kann das Gefühl des eingemauert sein sich in ein Gefühl der Freiheit verwandeln und nur Menschen, die sich frei und glücklich fühlen können ihren Glauben so weitergeben, dass auch andere in freudig annehmen. AMEN 3.Sonntag der Osterzeit/Evangelium01 Liebe Mitchristen! Im Orient hat sich bis heute die schöne Sitte erhalten einen Besucher mit den Worten: "Der Friede sei mit dir!" zu begrüßen. Eben dieselbe Worte sagt auch Jesus im heutigen Evangelium seinen Jüngern; in jedem Gottesdienst wünscht der Priester der versammelten Gemeinde mit gleichem Wortlaut den Frieden. Friede - was ist das eigentlich? Kann es ihn wirklich geben? Können wir uns überhaupt auf ihn einlassen? Wir tun uns recht schwer hier Antworten zu geben. Zu unterschiedlich sind die Meinungen darüber, zu verschieden die Ausgangspositionen. So dürfen wir uns auch nicht wundern, wenn gegenüber dem Frieden eine gewisse Skepsis herrscht. Genau diese Unsicherheit hat der Dichter Wilhelm Raabe einmal so ausgedrückt:"Wir tragen eben den Frieden wie ein Gewand, an dem wir vorn flicken, während es hinten reißt. Der Stoff hält sich eben nicht." Pessimistische Worte sind das und sie mögen zutreffen, wenn wir beim Wort Frieden sofort an den Krieg denken. Das aber ist in sich schon negativ, denn mit einer schlechten Sache läßt sich eine gute schwerlich erklären. Frieden,Frieden haben meint eigentlich nichts anderes, als gut, vollkommen und ohne Schaden leben. Frieden mit anderen Worten muß demnach heißen. Heil, Eintracht, Wohlergehen, Freude, Freundschaft. Der Mensch als unvollkommenes und fehlerhaftes Wesen ist sicher nicht in der Lage Frieden in seinem ganzen Ausmaß zu erkennen, geschweige zu verwirklichen. Schon im AT wird deshalb grundgelegt, daß der Friede eigentlich nur von Gott kommen kann - von Gott, der mit seinem Volk einen Bund geschlossen hat. Auf Gott hin wendet sich daher auch alle Hoffnung. Dies gilt erst recht für den von Gott gesandten, den Messias. Der Prophet Jesaja kündigt ihn mit folgenden Worten an: Ein Sohn ist uns geschenkt,man nennt ihn wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. In Christus ist dieser Friede angebrochen. Gott hat sich durch seinen Sohn, dessen Leiden und Auferstehung mit uns Menschen neu verbunden. Es ist ein Bund auf ewige Zeiten - untrennbar verknüpft mit der Botschaft des Friedens, die der Apostel Paulus im Ephesserbrief beschreibt:"Er verkündete Frieden den Fernen und Frieden den Nahen." Alle Taten und Worte Jesu sind auf dieses Ziel ausgerichtet: die Bergpredigt etwa, seine Wunder, seine Gleichnisse. Niemals hat Jesus an seiner Botschaft gezweifelt, vielmehr hat er in uns alle den Samen des Friedens gelegt, mit der Verpflichtung nicht nur schöne Worte zu machen. sondern alles menschenmögliche dafür zu tun. Liebe Mitchristen, hier wird ein Zwiespalt unseres Daseins offenkundig: Menschlicher Friede muß Stückwerk bleiben, weil wir zu unvollkommen sind. Nur Gott kann uns die richtigen Wege leiten. Ein Übel unserer moderen Zeiten aber besteht sicher darin, daß wir uns oft so unheimlich schwer tun diesen Gott zu erfahren, ihm zu begegnen und auf ihn zu hören. Eine kleine Erzählung kann uns da vielleicht ein wenig weiterhelfen. Auf die Frage:"Wo ist Gott?" antwortete einmal ein weiser Mann: Gott ist hinter mir, denn von ihm komme ich und er ist mir Rückhalt und Kraft, die mich stützt. Gott ist vor mir, denn von ihm kommt unablässig der Strom der Gaben und Aufgaben auf mich zu, zumal in den Menschen, die mir begegnen. Und zu ihm hin bin ich immer unterwegs; auf ihn gehe ich zu. Gott ist unser mir, denn er trägt mich im Dasein. Ohne ihn würde ich ins Nichts versinken. Gott ist über mir; er sieht mich und lenkt mich und läßt mich den rechten Weg finden. Gott ist rings um mich, denn ich komme mit meinen Fehlern zu ihm. Dann umarmt er mich, wie der Vater den verlorenen Sohn und hält mich fest umfangen. Gott ist in mir, er gibt mir Freude und Frieden in mein Inneres, Liebe und Geduld, Vertrauen und eine große Erwartung. Vielleicht kann uns diese Geschichte dazu anregen unser Verhältnis zu Gott von selbstgebauten Hindernissen zu befreien und dadurch zu vereinfachen. Lassen wir uns einfach auf ihn ein; wir dürfen uns von ihm gehalten wissen, wir dürfen auf sein Wirken in uns hoffen und vertrauen. Freilich können wir dabei nicht die Hände in den Schoß legen, doch wer die richtige Einstellung zu Gott findet, der findet auch die richtige zum Leben und zu seinen Mitmenschen. Der wird sich stets um das Gute bemühen, der wird den Ausgleich suchen, wo er möglich ist; der wird versuchen, daß er selbst für andere ein Stückchen Heil wird, ein Stückchen Wohlergehen, ein Stückchen Friede. Er weiß: nichts geschieht aus mir selbst, in all meinem Bemühen wirkt Gott. Darum auch zu beten ist eine der Voraussetzungen zum Erfolg. Der Theologe Jörg Zink hat ein solches Gebet formuliert: In dir sein, Herr, ist alles. Das ist das Ganze, das Vollkommene, das Heilende. Die leiblichen Augen schließen, die Augen des Herzens öffnen und eintauchen in deine Gegenwart. Ich habe mich aus aller Zerstreutheit zusammen und vertraue mich dir an. Ich lege mich in dich hinein wie in eine große Hand. In dir sein, Herr, das ist alles, was ich mir erbitte. Damit habe ich alles erbeten, was ich brauche für Zeit und Ewigkeit. Lebe du in mir heiliger Gott. Ich möchte mich öffnen und mich geöffnet in der Hand halten, dir entgegen. Wirke du in mir so, daß du mein Leben bist. Sei du im mich so, daß du meine Welt bist. Durchdringe mich, daß ich selbst unwichtig werde und du allein bleibst. Amen. 3.Sonntag der Osterzeit/EvangeliumB02 Liebe Mitchristen! Vorige Woche der ungläubige Thomas, diese Woche das Erschrecken und die Angst der Jünger! Deutlicher lässt sich die Unsicherheit, ja der Zweifel an der Auf-erstehung Jesu nicht dokumentieren. Es ist nicht die Rede von irgendwelchen Menschen, es wird von den Aposteln berichtet, den engsten Vertrauten und Weg-gefährten Jesu. Alle Evangelien bezeugen, wie mühselig es war, den Jüngern glaubhaft zu machen, dass der gekreuzigte Jesus von Nazareth wirklich lebt. "Was seid ihr so bestürzt?", tadelt sie Jesus. "Warum lasst ihr in euren Herzen solche Zweifel aufkommen?" Selbst handfeste Beweise führen nur zum Staunen, aber noch nicht zum Glauben. Jesus zeigt ihnen seine Wundmale - und doch können sie nicht glauben. Liebe Mitchristen, ich persönlich denke, es ist ganz gut, dass uns in den Evangelien die Zweifel der Jünger nicht vorenthalten werden. Schließlich waren auch sie keine Übermenschen; sie zeigten eine ganz normale Reaktion. Ich bin mir sicher: Wir hätten nicht anders gehandelt, wären wir so direkt mit der Auferstehung Jesu konfrontiert worden. Denn das Ostergeschehen ist in der Tat ein so einmaliges, wunderbares und zugleich absolut unfassliches Geschehen, dass es niemanden zu wundern braucht, wenn bis heute die Zweifel geblieben sind. Alle Erklärungs-versuche, seinen sie wissenschaftlicher, psychologischer oder theologischer Na-tur, sind im Grunde zum Scheitern verurteilt. Diesem einmaligen Ereignis können wir uns nur mit den Augen des Glaubens nähern! Die Auferstehung Jesu ist nicht einfach ein Inhalt unseres Glaubens - es ist der Mittelpunkt, der Fels schlechthin. Denn wir Christen glauben nicht nur an einen Religionsstifter, so wie etwa die Moslems ihren Religionsgründer Mohammed verehren; wir Christen glauben vielmehr, dass Jesus von Nazareth, der Begründer und Führer unseres Glaubens, als Auferstandener weiterlebt. Nicht nur die Sache Jesu geht weiter, nicht nur seine Botschaft wird weitergesagt, sondern er selbst geht mit uns weiter. "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen!" Diese Worte Jesu können wir getrost für bare Münze nehmen. Denn so unfassbar, ja schier unglaublich die Auferstehung auch sein mag - nur mit ihr ergeben diese Worte einen Sinn. Nur durch sie können wir darauf vertrauen, dass Jesus selbst in seiner Kirche gegenwärtig ist, in seinen Zeichen und Sakramenten. Jesus selbst ist es, der uns in ihnen begegnet und an uns handelt. Er selbst ist es, der auch heute in dieser Stunde mitten unter uns ist, der uns auch heute mit sei-nen Worten anspricht, der uns auch heute einlädt, ihm nachzufolgen! Amen. 3.Sonntag der Osterzeit/1.LesungA Liebe Mitchristen! Wer schon einmal eine Rede halten mußte - und seien es auch nur einige wenige Worte, der wird aus eigener Erfahrung wissen, daß dies gar nicht so leicht ist. Der Inhalt muß stimmen; auf die richtige Wortwahl kommt es an; das eigene Anliegen soll verständlich werden - kurz: das ganze soll eine möglichst runde Sache sein. Je näher dann der große Auftritt kommt, desto mehr nagen Zweifel, ob man denn auch wirklich alles schön verpackt und ob man nichts wichtiges vergessen hat. Dann tauchen die Fragen auf: Kann ich das eine oder andere wirklich so sagen? Könnte mir jemand vielleicht beleidigt sein? Könnte ich mit meinen Worten sogar jemanden verletzen? Die Spannung steigt und mit ihr die Unsicherheit und die Nervosität! Wie gut, wenn man dann jemanden zur Seite hat, der einem den Rücken stärkt, auf den man sich verlassen kann und der auch dieselbe Meinung vertritt. Da merke ich: ich bin nicht allein und das macht Mut. Könnten nicht ähnliche Überlegungen auch eine Rolle gespielt haben bei der Rede des Petrus, die wir in der heutigen Lesung gehört haben. Er tritt vor einer riesigen Menschenmenge auf und erhebt in aller Öffentlichkeit schwerste Vorwürfe gegen diejenigen, die Jesus verurteilt und ans Kreuz geschlagen haben. Doch es ist nichts zu spüren von Unsicherheit oder Nervosität. Petrus muß nicht nach Worten suchen; sie sprudeln geradezu über seine Lippen. Könnte es daran liegen, daß er nicht alleine dasteht - die Apostelgeschichte erwähnt ausdrücklich: da trat Petrus zusammen mit den Elf auf? Petrus, der Mann, der nicht den Mut hatte zu Jesus zu stehen, als dieser vor seinen Richtern stand, dieser Petrus ist wie ausgewechselt, man erkennt ihn sozusagen nicht wieder: aus einem Angsthasen ist ein Mann mit Führungsqualitäten geworden, der beeindruckend argumentieren kann! Was mag diesen Wandel verursacht haben? Sicherlich die Tatsache, daß es bei dieser Verkündigung nur um eines geht: um die Wahrheit über Jesus Christus. Petrus und die Jünger sind Zeugen eines einmaligen, eines wirklich wunderbaren Ereignisses. Wie könnten sie da schweigen, wo gegen dieses Geschehen alles anderes verblaßt und vergleichsweise bedeutungslos ist?. Was sie zu sagen haben muß selbst für taube Ohren hörbar sein. Sie schreien es sozusagen in die Menge: Jesus lebt! Gott selbst hat ihn auferweckt, denn es war unmöglich, daß er vom Tod festgehalten wurde. Liebe Mitchristen, wer solche Erfahrungen machen durfte, der kann nicht schweigen, der muß reden und handeln; der muß verkünden und Zeugnis ablegen. Und wir, die wir diese Erfahrung nicht sozusagen am eigenen Leib verspüren durften? Wir können uns anstecken lassen vom Eifer des Petrus und der übrigen Apostel. Unsere Zweifel und unsere Fragen werden dadurch sicher nicht ausgeräumt, doch auch das ist ein Zeichen eines lebendigen Glaubens. Nur wer den Glauben ernst nimmt, nur dem kommen diese Zweifel - wer nichts glaubt, der hat keine! Nur wer glaubt, bemüht sich den richtigen Weg in seinem Leben zu finden; nur wer glaubt, kann auch auf die Hilfe des Auferstandenen hoffen und nur wer glaubt, kann das Fazit von Ostern ziehen: Jesus lebt - mit ihm auch ich! Amen 3.Sonntag der Osterzeit/1.Lesung01 Liebe Mitchristen! Von Gott zu reden ist gefährlich - so hat die russische Schriftstellerin Tatjana Goritschewa eines ihrer Bücher betitelt. Von Gott zu reden ist gefährlich - so könnte man durchaus auch die heutige Lesung aus der Apostelgeschichte überschreiben. Die Apostel stehen vor dem Hohen Rat und müssen sich rechtfertigen. Verbotenerweise haben sie den Glauben an den auferstandenen Christus weitererzählt. In den Augen der Juden ein schweres Verbrechen, ist dieser Jesus für sie doch ein Gotteslästerer, der ihrer Meinung nach zurecht zum Tode verurteilt wurde. Doch wer nun meint die Apostel würden klein beigeben, der hat sich geirrt: Mutig bekennen sie sich zu Jesus und keine Drohung, keine Strafe kann sie davon abbringen. Sie beweisen Rückgrad in einer Zeit, in der es leicht lebensgefährlich werden konnte sich der Obrigkeit zu widersetzen: Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen! Damit machen sie deutlich, daß über aller menschlichen Obrigkeit, Gerichtsbarkeit und menschlichem Denken eine weit höhere Instanz steht. Und nur diese Instanz, nur Gott ist letztendlich entscheidend. Auch heute noch werden Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt, ins Gefängnis geworfen und getötet. Bei uns ist diese Zeit allerdings lang vorbei und man muß sich fragen: Welchen aktuellen Bezug hat dann diese Lesung, was können wir ihr entnehmen für unser Verhalten, für unser Leben? Wir Christen tun uns leicht, niemand fällt über uns her, keiner ist in irgendeiner Form gefährdet. Vielleicht liegt gerade darin die Gefahr für unser persönliches Christentum. Wir sind lasch geworden. Die Anforderungen unseres Glaubens werden immer geringer, wir selbst immer freier in unseren Entscheidungen. Ein glaubensmäßiges Muß, eine glaubensmäßige Pflicht akzeptieren wir vielfach nicht mehr! Darunter leidet logischerweise auch unser Verantwortungsgefühl. Und in Folge dessen werden die Werte, für die das Christentum einsteht, immer mehr an den Rand gedrängt: Egoismus statt Gemeinsamkeit, Starrheit der Meinungen statt Toleranz, Nebeneinander statt Miteinander, Rückzug in die Privatsphäre statt Engagement. Liebe Mitchristen, vielleicht gefällt ihnen dieses Bild unseres Christseins nicht besonders und sicherlich läßt es sich auch nicht verallgemeinern. Sicherlich lassen sich auch viele Gegenbeispiele finden, doch der Trend zum Rückzug ist unübersehbar. Wo bleibt unser Rückgrad, wo bleibt unsere Kehrwende, wo bleibt unser klares Bekenntnis, so wie es die Apostel ausgesprochen haben? Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Konkret bedeutet das auch: Ich muß mehr auf Gott hören als auf mich selbst! Nicht ich stehe im Vordergrund, nicht bin der Größte - über mir steht noch einer, der es gut mit mir meint, der nur das Beste für mich will, der mich immer wieder neu anfangen läßt und mich immer wieder in seine Arme schließen möchte. Ist das nicht mehr wert als unsere - oft recht kurzfristigen und wankelmütigen - Ziele? Amen. 3.Sonntag der Osterzeit/1LesungC02 Liebe Mitchristen! Haben Sie schon einmal - aus einer bestimmten Überzeugung heraus - Widerstand geleistet? Wahrscheinlich nicht, denn zum einen sind wir alle nicht die Typen dafür und zum anderen ist das Wort "Widerstand leisten" doch zumeist mit einem gewissen negativen Mangel belastet. Ich stelle mich nämlich damit gegen eine vorherrschende Meinung, die Ansicht irgendwelcher kompetenter Leute. Denen kann ich mit Argumenten wohl kaum beikommen, mit denen kann ich bestenfalls gefühlsmäßig reden. Außerdem will ich es auch eher ruhig haben: Zu welchem Zweck sollte man sich Ärger und Streitigkeiten aufhalsen, wenn sie sich von vorne herein vermieden lassen? Und wenn schon Widerstand, dann doch lieber in einem gewissen anonymen Rahmen, etwa mit einer Unterschrift auf einer Liste für oder gegen irgendwas, zusammen mit hunderten oder tausenden anderer Unterschriften. Ändern tut sich sowieso nichts - aber versucht habe ich es jedenfalls, so sage ich mir und der Alltag mit seinen kleinen und großen persönlichen Problemen hat mich wieder. Manchmal kommt mir da der Gedanke der Feigheit und dann fallen mir Menschen ein, die ohne Rücksicht auf ihr persönliches Wohlergehen und ihre Ruhe, ohne Rücksicht auf ihre Umgebung und die Meinung der Oberen, Widerstand geleistet und damit großartige Werke vollbracht haben: Mahatma Gandhi etwa, der durch seinen konsequenten Weg des passiven Widerstands Indien aus der Kolonialherrschaft der Engländer befreite; Martin Luther King, der auf ähnliche Weise für die Gleichberechtigung der Farbigen in den USA kämpfte; die Männer und Frauen des 20.Juli 1944 - um nur einige Beispiele aus dem politischen Bereich zu nennen. Und auch das Christentum braucht sich diesbezüglich nicht zu verstecken: Pater Maximilian Kolbe oder Pater Rupert Maier seien für die vielen stellvertretend genannt. Zu diesen zähle ich auch die Apostel, von denen in der heutigen Lesung die Rede ist. Mutige Männer waren das, die sich ohne Furcht den Anordnungen der politischen und religiösen Führer ihrer Zeit widersetzten. Dafür nehmen sie die Gefahr vieler erheblicher Unannehmlichkeiten bis hin zu Gefangenschaft in Kauf. Doch war führt diese Menschen zu ihrem Widerstand, welche Motivation, welche Beweggründe können sie für sich in Anspruch nehmen? Sind sie nicht in den Augen der Hohenpriester Leute, die verwerflichen und verderblichen Idealen hinterherrennen? Schließlich waren die Führer des Volkes Israel durchaus keine Diktatoren oder hinterlistige Schurken, sondern sehr wohl ernsthafte und überaus gläubige Menschen, denen das Wohl des Volkes und der Glaube der Väter am Herzen lag. Unbeirrt aber stehen die Apostel, an ihrer Spitze Petrus, vor ihren Richtern. "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen!" Diesen Satz führen sie als Berechtigung ihres Handeln an - einen Satz, dem auch die Hohenpriester zustimmen müssen. Und ausgehend davon wird diese Gerichtsverhandlung umgewandelt in einen Ort der Verkündigung des Heiles Gottes. Denn die Apostel stehen auf dem Boden des Gesetzes Gottes. Und so nennen sie die Dinge beim Namen. Was aus Sicht der Obrigkeit vielleicht notwendig war, um Ruhe und Ordnung im Staat zu bewahren, das nennen sie schlicht Mord. Doch das Opfer war kein Verbrecher, sondern der Sohn Gottes - er war die sichtbare, greifbare und vor allem lebensbejahrende Lehre Gottes. Aus dieser Überzeugung wächst der Mut zu Reden und zu Handeln, gestärkt noch durch die Hilfe Gottes, den hl.Geist. Liebe Mitchristen, Beispiele einer solch unerschütterlichen Überzeugung in die Kraft und die Liebe Gottes finden sich auch heute noch: Mutter Theresa ist uns da ein Begriff oder Schwester Emmanuell auf den Müllbergen von Kairo. Doch ich meine, sie ist auch in vielen anderen Menschen zu finden, deren Handeln wir vielleicht oft für überzogen halten oder über die wir gar meist den Kopf schütteln: bei denjenigen, die gegen Krieg und Umweltzerstörung demonstrieren, bei den aktiven Mitgliedern von Greenpeace ebenso wie bei Menschen, die sich für ihre Überzeugung auch von der kirchlichen Obrigkeit nicht den Mund verbieten lassen. Oft ist dieses Engagement mit Diskriminierung, Haft, beruflichen Nachteilen und Ausgrenzungen verbunden. Was aber bleibt für uns "normale" Bürger, die wir diesen Mut, dieses Engagement nicht aufbringen können oder wollen? Normalerweise sind wir eben keine "Widerstandskämpfer"! Aber wir sind Menschen, die eine Überzeugung haben, einen Glauben; Menschen, die mit dem hl.Geist, der versprochenen Hilfe Gottes in Verbindung stehen. Es ist dies der Geist der Wachsamkeit, der Aufmerksamkeit. Ein Geist, der uns so frei macht, wie Jesus frei war im Wahrnehmen der kleinen und großen Sorgen der Menschen seiner Zeit. Unsere Aufgabe besteht eben nicht darin, die großen Dinge des Lebens zu beeinflussen, wohl aber darin, die Menge der Alltäglichkeiten unseres Lebens genau zu betrachten und darin unseren Widerstand zu setzen. Die Apostel fanden im Lichte Jesu den Mut, die eigenen Traditionen zu bedenken und im Lichte des Evangeliums neu zu gestalten. Im Gegensatz zu ihnen droht uns kein Gericht, wenn auch wir versuchen unsere Traditionen und Gewohnheiten zu verändern - uns droht höchsten Widerspruch, unangenehme Bemerkungen, Wirtshausgespräch zu sein, wenn wir versuchen mutig einen wirklich christlich motivierten Alltag zu gestalten. Amen.