STILL 1 2 Gewidmet meinem Mann Das Coverbild ist ein Auszug eines Bildes Von 3 Monika Kerschhofer STILL War es geworden. Rund um ihn herum. Die Musik war verstummt und der Straßenlärm hatte nachgelassen. Nachdenklich saß er in der Gaststube. Er bemerkte weder den ungeduldigen Blick des Kellners noch die herabhängenden Mundwinkel seines Gegenübers. Die Worte waren ihm ausgegangen an diesem Abend. Zu viele Worte im Job. Und dann auch noch viel zuviel geredet mit der Frau. Es war nicht seine. Vor einigen Wochen hatte die ihn verlassen. Sich von ihm abgewandt und den Sohn bei sich behalten. Einfach so. Oder auch nicht. Sie hatte mannigfaltige Gründe genannt. Einer davon war seine Sprachlosigkeit gewesen. Seine Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken. Die, die ihm jetzt gegenüber saß war schlicht enttäuscht über den Ausgang des Abends. Ihm war das alles so zuwider geworden. Doch auch das brachte er nicht über die Lippen. 4 „Zahlen bitte“ – war alles und danach verließ er mit einem Nicken den Raum. War nicht schade um die Verabredung, er war ohnehin noch nicht soweit. Und die Rechnung hatte er beglichen – mehr war von ihm nicht zu erwarten. Sein Handy zeigte einen Anruf an. Er hatte es auf lautlos geschaltet. Es war ihm einfach alles zu laut und zuviel. Ein Freund rief an. Einer, der wenigen, dem er noch ein Ohr schenkte. Ein Selbsterfahrungstrip in die Sahara und ein Teilnehmer sei ausgefallen, und ob er denn nicht vielleicht? Wieder blieb ihm die Sprache weg. Selbsterfahrung? Quatsch. Er war im Außendienst, wozu tiefer gehen? Der andere war im Management – „ich halte große Stücke auf dich – vielleicht ist das die nächste Karrierestufe“ – und so weiter und so fort. Viel zu viele Worte. Schlafen wollte er und vor allem nicht mehr zuhören. Und schon gar nicht mehr reden. Stille wünschte er sich. 5 Stille von all den Oberflächlichkeiten, die ihn bedrohlich umzingelten. Der Manager ließ nicht locker, der Ruhe wegen erlaubte er ihm, das Angebot zu mailen. Nach einer Katzenwäsche fiel er in einen tiefen Traum. Viel zu früh riss ihn das Klingeln des Handys aus dem Schlaf. Schon lange bediente er sich dessen Weckfunktion, hatte ihn doch das schrille Läuten der alten und das abscheuliche Düdeln der neuen Wecker schon als Schüler erschreckt. Nunmehr ertönte wenn auch elektronisch einer seiner Lieblingssongs. Auch der Radiowecker war einem seiner Wutanfälle zum Opfer gefallen. Just um die Zeit, um die er meist aus den Federn musste, quatschten ihn die Moderatoren voll oder brachten die einen hämmernde Rhythmen und die anderen Lederhosen brutal und die dritten schwere klassische Kost. 6 Von allem nahm er ab und zu einmal eine Dosis. Doch nicht am Morgen. Nicht, wenn es darum ging, den Tag gut zu beginnen. Vor langer Zeit war er einst in einem dieser Seminare gesessen. Positive Thinking oder so ähnlich. Viel war nicht geblieben. Der Trainer war ein cooler Typ und hatte so gesund und fröhlich gewirkt. Nein, falsch, der hatte nicht nur so gewirkt, der hatte eine Ausstrahlung, die ihm imponiert hatte. Und nach der Frage nach dessen Erfolgsrezept kam die schlichte Antwort: „Ich habe mir vorgenommen, dass jeder Tag ein guter Tag wird. Wir sind nicht nur zum happypepi geboren, so vieles auf unserem Weg kann gut werden, wenn wir es ihm zutrauen.“ Fast philosophisch erschien dem Außendienstler diese Folge der Worte. Nur ein Zufall, dass gerade er die Frage gestellt hatte – auf der Treppe auf dem Weg zum Frühstücksbuffet. 7 Dort angekommen war es auch schon wieder vorbei mit der Offenheit. Der Rest des Trainings war exakt auf die Verkäufer abgestimmt. Die Worte härter, die Übungen kompetitiver, die Selbstdarstellungsbedürfnisse gut zufriedenstellend. Der Trainer wollte der Versicherung wieder ein Seminar verkaufen. Nur mit positive thinking allein hätte er wohl nicht gepunktet bei den Dinosauriern, die mit ihren klimatisierten Autos und den Verkaufsranglisten anreisten. Und auch nicht bei den jugendlichen Shootingsstars, die sich ohnehin für unbesiegbar hielten. Die Seminarreports kamen in den Personalakt. Deswegen kamen die Jungen in das Seminarhotel. Die Dinosaurier schlugen nur die Zeit tot. Etwas, das sie schon bald um karges Arbeitslosengeld tun würden. Doch davon ahnten sie nichts in ihrer Selbstgefälligkeit. Er war irgendwo genau dazwischen. 8 Nicht nur altersmäßig. Er stieg aus dem Bett und sein erster Blick galt dem Fenster. Die Sonne blinzelte ihm zu. Es würde ein guter Tag. Behend schlüpfte er in die Küche – sein Körper fühlte sich viel besser, seit er regelmäßig ins Fitnessstudio ging. Der Finger fand den Knopf der sündteuren Espressomaschine. Kurz darauf prasselte der Strahl der Dusche auf seinen Rücken. Laufen gehen in der Früh. Das stand im Buch, das nun die Bestsellerlisten füllte. Nein danke, nicht mit ihm. Die Dusche danach war seine Dusche davor. Vor dem herrlichen Espresso, der alles Magenweh Vergangenheit sein ließ. Ein paar Körner braunen Zucker und sonst nichts. Im T-Shirt und dem Slip trank er den, die Morgenzeitung vor sich aufgeschlagen. Er war doch ganz schön weit gekommen nur mit der Einzelhandelslehre. Die Seinige hatte das nie schätzen können. Oder hatte er nicht hingehört? 9 Vielleicht doch noch ein bissl Magenweh. Aber mehr vom schlechten Gewissen. Hinein in die Montur – heute würde er Abschlüsse nach Hause bringen, soviel stand fest. Die ersten Termine waren schnelle Geschäfte, da brauchte er nicht viel herumzureden. Alte Stammkunden, alles geritzt. Nur noch höfliche Floskeln, derer er sich seit Jahren bediente. Mit der Zeit war es ihm klargeworden, wie dankbar die Menschen für das Selbstverständiche waren. Ein Blick, ein Lächeln, ein Händedruck. Beim letzten Rhetorikkurs in der Firmenzentrale hatte das alles anders geklungen, sie hatten Fünfsätze verordnet bekommen und jede Menge Theorie. Pfeifend setzte er sich in den Kombi. Bei Gelegenheit würde er um einen Wechsel des Dienstautos ansuchen. Ein Familienfahrzeug brauchte er nun nicht mehr. Die Exfrau schürte die Abneigung und er selbst wollte abwarten, bis der Sohnemann die Glut verraucht sah und 10 sich wieder eine eigene Meinung zu bilden getraue. Mein Gott, was hatte er in all den Seminaren und Trainings der Versicherungsbranche alles gelernt. Viel mehr darüber wie man die Kommunikation aufrecht erhält, als darüber, wie man sie im Trockendock liegen lässt. Was soll´s, er war bestimmt kein Einzelschicksal. Der Tag hielt, was der Morgen versprochen hatte. Satt und zufrieden kehrte er abendlich beim Italiener ein. Gut, die Alimente schmälerten seine Brieftasche, der Überziehungsrahmen war allerdings gleich hoch geblieben. Ein Prosecco an der Bar und ein zwei Blicke ins Lokal, vielleicht war ja heute sogar noch eine schöne Frau zu finden. Für ein Essen. Mehr wollte er augenblicklich nicht. Nur sich ein wenig sonnen darin, wie gut er aussah und wie brillant er sich und seine Produkte verkaufte. Den gestrigen Abend hatte er bereits erfolgreich 11 verdrängt. Er fühlte sich wie auf einem Höhenflug, siegessicher und zuversichtlich. Die Nummer am Handydisplay irritierte ihn. Jahrelang hatte sein Herz schneller geklopft, wenn seine Augen die einfache Ziffernfolge erblickten. Jetzt war er nur noch auf der Hut, wenn sie auf der Anzeige aufleuchteten. Seine Exfrau. Was konnte sie wollen, was nicht wieder nur missgünstig und verächtlich klingen würde? Nein, das passte nicht in diesen Tag. Er lehnte das Gespräch ab. Wieder vibrierte das kleine Ding in seiner Hosentasche. Wieder nahm er es heraus. Hätte ein Kunde sein können oder sonst wer. Wieder ihre Nummer. Nein, noch nicht nachgeben. Einmal noch ablehnen. Beim dritten Anruf drückte er die andere Taste. „was ist denn so dringend?“...Sie konnte gleich bemerkten, dass sie ihn störte. Nein, nicht sie. 12 Dieses beschissene schlechte Gewissen, dass es auch an ihm gelegen war, dass da plötzlich nichts mehr lief zwischen ihnen. Er kippte den letzten Schluck Prosecco hinunter und rechnete mit allem möglichen. Nur nicht mit dem „du musst mir helfen, ich weiß nicht mehr weiter, du hast doch Zeit und einen Job, bei dem du es dir einteilen kannst...“ Er verstand kein Wort. Am Tonfall erkannte er die Ernsthaftigkeit ihrer Gefühle. Sie schien es nicht aussprechen zu können, wessentwegen sie denn tatsächlich anrief. Sie redete um den heißen Brei herum und kurz erkannte er sich im Spiegel. „Was willst du mir sagen?“ unterbrach er sie ungeduldig. „Timo, er ist verschollen“ „Verschollen? Was heißt das, ist er abgehauen?“ Timo war sechzehn und ein eher ruhiger zurückhaltender Junge. Er redete nicht viel und seine Frau hatte ihn oft mit ihm verglichen und ihn 13 aufgefordert, seinen Sohn doch stärker zu Gefühlen zu ermuntern. Das hatte er nicht zustande gebracht. Nicht einmal bei der Trennung war Timo anzusehen, was er fühlte. Ihre letzte Umarmung dauerte nur kurz. Die beiden Männer hatten es eilig, aus der Nähe des anderen zu kommen. Die Tränen drückten schon im Hals und wenn die dann vielleicht doch noch bis in die Augen gestiegen wären? „Was heißt verschollen?“ wiederholte er. „Du weißt doch, er war mit auf dieser Tour durch die Wüste...“ „Die Wüste?“ Dunkel erinnerte er sich an den ambitionierten Geographieprofessor, der die talentiertesten seiner Schüler auf eine Expedition mitnehmen hatte wollen. Auch an den wahnwitzigen Betrag, den die Exfrau von ihm dafür verlangt hatte. Nach dem Ärger darüber hatte er alles wieder vergessen. Sollte sie doch sehen, wie sie das alles alleine checkte. Und Timo? Der wollte ohnehin gerade nichts mit ihm zu tun haben. „Ich bitte dich, jetzt sag schon, was los ist!“ herrschte er in den Hörer. 14 Die umsitzenden Genießer schüttelten die Köpfe. Am Ende des Gespräches bezahlte er und fuhr nach Hause. Die wichtigsten Sachen waren schnell gepackt und das Ticket via Internet gebucht. Gut, dass er so toll organisiert war. Das bemerkte er im Augenblick nicht. Timo war verschollen, vielleicht sogar entführt. Mitten in der Wüste Afrikas. Sie hatte ihn gebeten hinzufliegen, auf das Konsulat zu gehen. Dort zu bleiben und jedem Hinweis nach zu gehen. Und Timo in die Arme zu nehmen, wenn er dann..... Sie musste einfach daran glauben, dass ihr Bub gesund zurückkehren würde. Es war hart genug gewesen, den Mann zu verlieren. Zu verlieren an zuviel Oberflächlichkeit, Lässigkeit und Schickimicki Getue. Zu verlieren an die scheinbar unterschiedlichen Entwicklungen der beiden Liebenden. Sie hoffte, diesmal würde er wissen, worauf es ankommt. 15 Die Zeitungen waren voll davon, wie die Touristengruppe inklusive einiger Schüler entführt worden war. Von brutalen Terroristen und Gangstern war da die Rede. Welchen die keine Scheu hatten zu töten und die weithin als gemeingefährlich galten. Die Medien steuerten ihren Teil dazu bei, dass die Verwandten in der Heimat nicht mehr ruhig schlafen konnten. Auch er saß nervös in dem kleinen Flugzeug. Die Reise war sehr anstrengend gewesen und jetzt sollte ihn das kleine Lastenflugzeug in die Nähe des Camps bringen, wo die anwesenden Angehörigen vom Roten Kreuz betreut wurden. Bald hatte er es geschafft und hoffentlich würde alles gut werden. Das war sein letzter Gedanke. Schlagartig ertönte ein Höllenlärm, der Motor heulte auf und sein Körper wurde hin und hergewirbelt. 16 Ihm wurde schwarz vor den Augen und er spürte einen stechenden Schmerz irgendwo tiefer in seinem Leib. Gleich darauf verlor er das Bewusstsein. Viele Stunden später erwachte er wieder. Kaum bekam er seine Augen auf, sie waren verklebt von der langen Zeit, die er dort wohl schon gelegen war. Sein Schweiß hatte die Kleidung durchnässt und entsetzt stellte er fest, dass er wohl auch uriniert haben musste. Über ihm lag ein Teil des Flugzeuges, das ihm Schatten bot. Das hatte ihm wohl das Leben gerettet. Ihn vor dem Austrocknen bewahrt. Seine Kehle war staubtrocken und er röchelte während er sich mühsam auf die Beine stellte. Da war er wieder der Schmerz, an den er sich als letztes erinnern konnte. Automatisch griff seine Hand an die Stelle, die den Schmerz auslöste. Er traute seinen Augen kaum. Es war eine tiefe Fleischwunde. Jedoch sauber und ausgetrocknet. Wie mit Wundbenzin gereinigt. 17 Es konnte nur ein Tier gewesen sein, das ihm diesen Dienst erwiesen hatte. Der Pilot war nicht zu sehen. Statt seiner lagen noch einige Knochen in der heißen Sonne. Er ordnete sie nicht zu. Viel später würde er wissen, dass die Tiere unterschieden hatten. Zwischen dem was unrettbar verloren und als Futter diente und dem, was noch am Leben bleiben sollte. Jetzt gerade war nur ein Gedanke vordringlich, er brauchte etwas zu trinken. Das gleißende Sonnenlicht war es, das ihn geweckt hatte. Gerade noch rechtzeitig, um seinem Körper die Chance auf Überleben zu geben. Nunmehr waren es schon drei Naturgewalten gewesen, denen er seine Lage verdankte. Auch das bedachte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Jeder Schritt war eine große Last. Das Flugzeug war zerborsten und doch nicht explodiert. Irgendwo mussten die Trinkwasserkanister zu finden sein, die der Pilot als zweite Fracht mit in das Camp bringen hätte sollen. 18 „Timo“ schoss es dem Mann durch den Kopf. „mein Gott, ich bin doch überhaupt erst wegen Timo...“ Weiter wagte er nicht zu denken. Nicht an das Gesicht des Sohnes, wenn er der einzige war, dessen Vater ihn nicht erwartete. Nicht an die Worte der Mutter, die ihn frühzeitig ertauben lassen würden. Schon gar nicht daran, dass er vielleicht nicht mehr die Gelegenheit für einen würdevollen Abschied bekam. „Timo“ hallte es in seinem Kopf wider. Er verlor abermals das Bewusstsein. Zum Glück nicht sehr lange, der stinkende Atem eines Schakals ließ ihn erwachen. Er schrie laut auf. So laut, dass das Tier die Flucht ergriff. Andere Tiere in der Umgebung merkten auf. Sonst war hier niemand. Endlich fand er den ersten Kanister. Gierig stürzte er sich darauf und ließ das Wasser die Kehle hinunterrinnen. Viele Kilometer weit weg vom italienischen Restaurant, seinen Kunden, dem Rest der Welt. 19 Das Wasser rann nicht nur in seinen Schlund, es suchte sich auch den Weg über seinen Hals und seinen Oberkörper. Am liebsten hätte er den ganzen Kanister über seinem brennenden Leib ausgeleert. Ein lauter Vogelschrei irritierte ihn. Er hielt inne. Zum Glück. Das war die Gelegenheit, in der seine Ratio vorpreschte. „Du bist in der Wüste, Wasser ist knapp“ funkte sie hinunter zu den überschwänglichen Trieben. Wieder der Vogel. Eindringlich und schrill war sein Geschrei. Als er den Kanister abstellte, verstummte der Lärm. Die Natur hatte längst angefangen, mit ihm zu sprechen. Er taumelte immer noch auf der Brücke zwischen dem, wo er herkam und dem, was ihn hier erwartete. Langsam klärte sich sein Verstand. Kam Ordnung in seine Gedanken. Das erste, was er brauchte war ein Schattenplatz, um überhaupt weiter nachdenken zu können. Er blickte an sich hinab und sortierte die Kleidungsstücke. 20 Das Hemd war ohnehin zerfetzt, also zog er es aus und machte einen Turban daraus. Sein Kopf brauchte den meisten Schutz – der Oberkörper würde nach einigen Solarienbesuchen im sicheren Heimatland schon einige Zeit durchhalten. Wie weit war das alles weg. Nein, nur nicht sentimental werden. Das verwässert die Überlebenschance. Ein Ziel, ich brauche ein Ziel dämmerte es ihm. Etwas das mich wieder gut hinausbringt aus der Misere. Im nächsten Augenblick schalt er sich. Überleben. Ist das nicht Ziel genug? Gleich wieder korrigierte er sich. In dieser schier ausweglosen Situation galt es eine Strategie zu entwickeln. Viele der ehemals gelernten Inhalte spukten ihm durch den Kopf. Fast wurde er wieder ohnmächtig, doch gerade noch rechtzeitig bewahrte er sich selbst davor. Jetzt hieß es denken, verdammt noch mal denken. Es ging um Leben oder Tod. Das erstemal in seinem Leben. Tausende Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei, kiloweise 21 Managementliteratur, Lebenshilfebücher und survival guides. Endlich kam das richtige vorbei. Bleiben oder gehen. Bleiben oder gehen. Bleiben oder gehen. Das war die nächste Etappe auf dieser Reise. Shit. In all den gruppendynamischen Übungen, in denen er bislang gewesen war, waren andere Menschen um ihn. Andere, die ihre Meinung sagten, ihr Wissen preisgaben, ihre Überzeugungskraft und ihre Rhetorik ausspielten. Hier war er allein. Ganz allein. Oft gehörtes hämmerte in sein Gehirn. Gehen oder bleiben? Welche Frage für einen Einzelnen. Die Sonne hatte indes ihre Wanderung fortgesetzt, langsam würde der Abend hereinbrechen. Nunmehr war nicht nur das fehlende Wasser ein Problem. Auch die Panik, gefressen zu werden. Dass er noch lebte, grenzte an ein Wunder. Dass das Tier ihn verschont hatte, war schlicht eines. 22 Er ahnte nicht, ob er für das Universum noch von Nutzen sein konnte. Das Tier hatte es vielleicht gerochen. Er rechnete den Wasservorrat durch. Allzu lange würden die Kanister nicht reichen. Vermissen würde ihn so schnell hier niemand. Das Geiseldrama fesselte die Menschen höchstwahrscheinlich über die Maßen. Oder sie waren gar nicht informiert. Wurden dumm gehalten von Regierung und Rebellen. Das war das einfachste Instrument zur Machtgewinnung. Wieder ermahnte er sich. Für philosophische oder realpolitische Gedanken war hier wohl nicht der richtige Platz. Also doch gehen. Zum Bleiben fehlte ihm die Kenntnis der Einheimischen. Die erste Nacht bei Bewusstsein verbarrikadierte er sich inmitten des Flugzeugwracks. Die Schakale schlichen um seine Behausung herum und er hörte den einen oder anderen Löwen brüllen. Irgendwann schlief er ein. Das Brechen der Dachkonstruktion weckte ihn unsanft aus dem Traum. 23 Er hatte von Zeiten geträumt als er klein war, ganz klein. Irgendwann so zwischen zwei und drei Jahren. Die Zeit, in der Kinder das Sprechen erlernen müssen und den Kontakt zum Himmel dafür scheinbar eintauschen. Zumindest für die meiste Zeit des Tages. Es war ein wunderbarer Traum gewesen, er hatte sich so leicht und froh gefühlt – und dann – Dann krachte der Flugzeugflügel, der ihm als sicheres Dach gedient hatte auf seine Bettstatt herab. Den Absprung der Raubkatze konnte er fühlen. Zum Glück war sie genauso erschrocken wie er. Sie hatte sich getrollt. Gehen! In dieser Sekunde stand es fest. Noch einige Zeit verharrte er in der gleichen Stellung. Jetzt nur nichts riskieren und sich zu früh als Beute preisgeben. Mein Gott, das erinnerte ihn schon wieder an irgendeines dieser Verkaufstrainings. Viele von denen hatte er stets verworfen. Jetzt schien sich so manche Binsenweisheit als klug herauszustellen. 24 Er musste packen. Trinkwasservorräte und sonstiges Brauchbares. Den einen oder anderen Riemen. Streichhölzer, vielleicht sogar Treibstoff. Als er die Liste durchging, bemerkte er dass er nur einen Bruchteil der Sachen würde tragen können. Das Funkgerät, von dem er sich lange noch Hoffnung gemacht hatte, war kaputt. Das einzige, was noch dienlich sein konnte an diesem Ort war der Kompass des Flugzeuges. Dafür hätte er allerdings wissen müssen, in welcher Himmelrichtung die nächstgelegene Ansiedlung lag. Sein Blick wandte sich gen Himmel. Wie der Zufall es wollte, sah er einen Schwarm Vögel über sich hinwegziehen. Sie zeigten gleich einem Pfeil in eine Richtung. „Warum nicht“, dachte er sich. Und nahm es als ein Zeichen. Schwer bepackt, vor allem mit Wasser und Feuer begab er sich in der glühenden Hitze auf den Weg. In Richtung der Vögel mit dem Turban aus feinem Hemdenstoff auf seinem Kopf. 25 Die Seile, an denen er die Kanister hinter sich herschleifte, gruben sich tief in das Fleisch seines Oberkörpers. Die Sonne fand kein Erbarmen und er hoffte inständig auf die Gnade der Schöpfung. Wie zufällig begann er, vor sich hin zu reden. Worte purzelten aus seinem Mund und manchmal auch ganze Sätze. Dann wieder Lieder. Dann wieder gar nichts. Die Kehle trocknete zunehmens aus und bald war seine Schlepptau um das Füllgewicht eines Kanisters leichter. Er glaubte einen kleinen Wald zu erblicken, eine Siedlung vielleicht sogar. So nahe hatte es ausgesehen und doch war er noch immer so weit davon entfernt. Die Sonne sank bereits und er wusste, dass er eine Nacht unter freiem Himmel nicht überleben würde. Mit Märchen aus seiner Kindheit rettete er sich mühevoll von einem Schritt zum nächsten. Hänsel und Gretel erzählte er sich, Dornröschen und Rotkäppchen. Das Blut tropfte von seinen Schultern, seine Füße drohten die Schuhe zu 26 sprengen. Die Hose klebte an seinen Oberschenkeln und rieb sie wund. Jetzt noch Schneewittchen. Der nächste Kanister leerte sich über dem Körper und in den Schlund hinein aus. Nur noch dieses Ziel erreichen und dann – leben oder sterben. Doch bis dahin noch Aschenputtel. Mein Gott, ihm gingen die Märchen aus. Ohne Märchen würde er keinen Millimeter weiterkommen. Er war so angewiesen auf den Glauben, dass alles gut enden würde. Ja, Froschkönig war da noch und dann noch das Mädchen mit den Streichhölzern. Oje, das hatte doch jemand anders geschrieben? Bei diesem Grübeln knickten ihm plötzlich die Knie. Märchen. Weitererzählen. Sonst nichts. Gerade noch rechtzeitig kapierte er. Kurz bevor das Rumpelstilzchen sich die Beine ausriss und die Königin ihr Kind behalten durfte, sackte er zusammen. Unter dem ersten Baum nach endloser Wüste. 27 Er kletterte die ersten Meter hinauf – wie in Trance. Er würde sich nicht mehr daran erinnern können, geschweige denn es nochmals versuchen. Die Königin behielt das Kind. Er rettete sein Leben. Hoch oben in einem Baumwipfel beim Einbruch der Nacht. Irgendwann wurde er wach. Stockdunkel war es rund um ihn. Sehen konnte er nichts. Die Geräusche rund um ihn wurden dadurch nicht unbedingt harmloser. Ein Schüttelfrost durchlief seinen Körper. Er war unterkühlt. Die Wüste schickte ihre tiefen Nachttemperaturen bis in die kleine Oase. Oder wo immer er auch gelandet war. Angstvoll und frierend kauerte er da oben. Trotzdem schlief er wieder ein. Erst die morgendliche Wärme erweckte den Körper wieder zum Leben. Immer noch lebendig. Dem Himmel sei dank. 28 Himmel – wie lange war es her, dass ihm dieses Wort über die Lippen gekommen war. Die Lippen waren aufgesprungen und spröde, die Haut brannte und juckte, die Verletzungen schmerzten. Am Leben! Dem Himmel sei dank. Die umsitzenden Geier bemerkten es auch. Hier war nichts zu holen. Die seltsam weiße Gestalt bewegte sich noch. Allerdings nur sehr langsam und vorsichtig. Er wusste nicht, wohin jetzt weiter. Verwundert fand er sich in einer Höhe wieder, die er sich selbst nicht zugetraut hatte. „Wie hast du das nur geschafft?“ fragte er sich laut. Das war der Anfang des Dialoges mit sich selbst. Der Beginn von vielen Erkenntnissen, die seine Worthülsen entlarvten und seine Oberflächlichkeiten dem schnellen Tod aussetzten. Er sprach jetzt mit jemanden, der ihm sehr aufmerksam zuhörte. Jemanden, der jeden Unterton bemerkte, jede Nullinformation als Verschwendung betrachtete. 29 Jemanden, der auf das reduziert war, das Überleben hieß. Seine Stimme schreckte einen Mitbewohner des Baumes auf. Ein rabenartiges Tier gab einen krächzenden Laut von sich. Er blickte sich um und sah den funkelnd roten Schädel des Vogels. Spontan fielen ihm die Perchtenmasken der Heimat ein. Oder die Krampusmasken aus der Kindheit. Aufgeregt flatterte der Vogel hin und her und bedachte den Neuling keines Blickes. Der war mehr als froh darüber. Auge in Auge mit einem Raben konnte schmerzlich ausgehen. Schon jetzt war ihm bewusst, dass er in seiner derzeitigen Konstitution nicht sehr weit kommen würde. Der Rabe hörte nicht auf zu krächzen, was langsam einem Schreien glich. Endlich blickte der Mann im Baum in die gleiche Richtung wie das Tier. „Menschen“ durchzuckte es seinen Kopf. „Hilfe“ – seinen Lippen formten sich schon, doch seine Stimme versagte den Dienst. Ein Röcheln drang aus seiner Kehle. 30 Rund um war die Natur erwacht. In all die Geräusche fügte sich seines ein. Die zwei Männer unter dem Baum bemerkten nichts davon. Er selbst erschrak. Seine Stimme war das letzte menschliche gewesen, das die letzten Stunden mit ihm in Kontakt gewesen war. Ob es an der Trockenheit seiner Kehle lag oder seine Stimmbänder sich an etwas entzunden hatten war ihm nicht klar. War auch unwesentlich. Tatsache war, dass er nicht rufen konnte. Er musste klettern. Die Stimmen von unten blieben längere Zeit gleich laut. Die Männer standen wohl immer noch unweit des Baumes. Die ersten zwei, drei Schritte kosteten ihn viel Überwindung, Er begab sich damit in das Blätterdickicht und verlor den Blick über alles, was unter ihm war. Sein verwundetes Bein zeigte bei jeder intensiven Anstrengung an. Der Schweiß trat ihm aus allen Poren, das Salz fraß sich in seinen aufgeschunden Körper. 31 Ameisen kletterten an ihm auf und ab und immer wieder rutschte er ein Stück die Rinde hinunter. Ein seltsamer Baum. Ließ ihn überleben und machte ihm das Entkommen dennoch schwer. Es waren so ungefähr zehn Meter, die es zu überwinden galt. Ein Weg, der für einen Sportler wie ihn ansonsten in kürzester Zeit zu bewältigen gewesen wäre. Plumps. Etwas Schweres schlug dumpf unten am Boden auf. Plumps noch mal. Es hörte sich an, wie die Schritte eines Riesen. Einige Male mehr wiederholte es sich. Er hielt inne. Was nun, wenn er auf den Boden kam und ihm gegenüber war das Fremde, das Animalische oder einfach das Nichts. Wie begegnete man dem Neuen, dem Überraschenden. Noch dazu wenn man auf dessen Wohlwollen angewiesen war. Alleine würde er es nicht mehr lange durchhalten. Langsam bewegte er sich weiter. Grüsste er die Männer, bat er um Hilfe, blickte er in ihre Augen oder musste er sich eine 32 Waffe mitnehmen, einen Ast abreißen, um zu zeigen, dass er kein Schwacher war. Galt es, ein Geschenk aus der Tasche zu holen, um Anklang zu finden. Oder reichte sein weißes Antlitz, um ihnen Ehrfurcht einzuflößen. In all den Jahren im Außendienst hatte er sich noch nie so viele Gedanken über den Erstkontakt gemacht. Mit verkäuferischem Optimismus hatte er die meisten Gespräche begonnen. Begleitet von einem untadeligen Äußeren und einer anbiedernden Freundlichkeit. Meist war nach kurzer Zeit klar, worauf die Käufer Wert zu legen schienen. Auf dieser Linie blieb er dann mit Strahler70Lächeln und einem abschlussbereiten Füllfederhalter in der Tasche. Ja, Füllfederhalter, dass hatte so was seriöses und es wirkte. Je länger er darüber nachdachte, was es nun zu tun galt, desto größer wurde auch die Angst, die Männer könnten sich entfernen, bevor er zu einem Entschluss gekommen war. Die Angst wurde nicht kleiner, als er sie endlich sehen konnte. 33 Ihre Haut war dunkelbraun und ihre Augen fast schwarz. Die Körper schlank, groß gewachsen und gut gebaut. Ihre Kleidung schillerte herrlich bunt. Tücher um Oberkörper und Geschlecht geschlungen. In ihren Händen hielten sie lange Stöcke mit Speerspitzen. „die Massai!“ Und er gleich einem verletzten, fremden Tier auf diesem Baum hängend. Was nun? Der Geographieunterricht war lange her. Auch die Universum Sendungen hatten in den letzten Jahren den Krimis oder Sportsendungen auf anderen Kanälen Platz machen müssen. Bei zuviel Natur war er eingeschlafen oder aber nicht von seinem speedigen Alltag heruntergekommen. Mehr ein innerer Impuls denn eine Entscheidung war es, die ihn springen ließ. Plumps, da lag er unten. Die Männer wendeten die Köpfe. Das Plumpsen der riesigen Früchte des Leberbrotbaumes war ihnen bekannt. 34 Dieser Aufprall unterschied sich und sie wandten sich ihm zu. Zuvor hatten sie den Geräuschen des Baumes nur wenig Augenmerk geschenkt. Sie warteten ab, welches Tier wohl den Stamm heruntergerutscht kam. Neugierig und wachsam. Das Geräusch war neu aber nicht gefährlich. Das Paket, das nun zu ihren Füssen gelandet war, bestätigte diese Vermutung. Dennoch kamen sie nur langsam auf ihn zu. Hatten wohl schon die eine oder andere Wunde durch Weiße wie diesen erfahren. Vielleicht auch nur durch Ächtung und Unverstand. Vielleicht aber auch durch Gewalt. Sie hockten sich rund um ihn und waren so auf gleicher Höhe. Wieviele Eltern verabsäumen dies bei ihren Kindern. Sprechen von oben herab und halten die großen Geister klein. Diese Männer taten das nicht. Sie begaben sich auf seine Ebene und mit einem Mal war es ihm, als teilten sie auch seinen Schmerz und seine Verzweiflung. 35 Ihre Gesichter waren bunt bemalt und ihre Zähne schimmerten strahlend weiß ob der Dunkelheit der sie umgebenden Haut. In vielen Kundenterminen oder Verkaufssitzungen hatte er mehr Feindseligkeit erlebt als in diesem Moment. Sie halfen ihm auf die Beine und legten seine Arme um ihre Schultern. Mehr als er mit ihnen ging, schleiften sie ihn in das naheliegende Dorf. Frauen gaben ihm zu trinken und zwei andere pflegten seine Wunden Ein stinkendes Zeug taten sie darauf. Es roch so ekelig, dass er sich beinahe übergeben musste. Zum Glück kam gleich danach etwas anderes, wohlriechendes und salbendes darauf. Die Hände der zwei Frauen glitten behende über seinen Leib. Selten zuvor hatte er sich so gut aufgehoben gefühlt. Seine Männlichkeit schwieg. Das Kind ihn ihm war es, das die Frauen berührten, nahezu liebkosten durch ihre Bewegungen. 36 Ernst gemeint und ausschließlich an seiner Genesung interessiert, taten sie es. Keine Spur von Mache, kein Gedanke an Profit. Wie herrlich erleichternd fühlte sich das an. Erschöpft und friedlich schlief er ein. Früh morgens erwachte er durch die Geräusche der Tiere ringsum. Erschrocken setzte er sich auf. Eine starke, dunkle Hand gebot ihm, sich wieder hinzulegen. Das Gesicht dazu war unmissverständlich. Die Geste hieß, er möge weiterschlafen, die Welt drehte sich ohne ihn. Beinahe hätte er das auch getan. Doch im nächsten Augenblick dachte er an das, wessentwegen er überhaupt in dieses Land gekommen war. Kaum war er selbst sichtlich außer Gefahr, gedachte er seines Sohnes. Er hob an zu reden. Die Stimme war wieder da, doch die Sprache war wohl die falsche. Nichtsdestotrotz fing er an zu sprechen, eher leise, und jedes Wort sorgfältig gewählt. 37 „Mein Sohn, er wird vermisst, ich muss ihn finden!“ nein, korrigierte er sich „ich möchte ihn finden“. Am Ende des Satzes stand diesmal der Punkt. Es war eine Tatsache für ihn selbst. Kein Appell – wie nutzlos wäre der auch wenn das Schicksal um Mithilfe gebeten wird. Der Dunkle verstand die Worte nicht, nur deren Ausdruck. Der Mann war in Not, konnte sich der Pflege und der Sicherheit der Siedlung noch nicht ergeben. Die Nachricht von den vermissten Weißen war bis hierher gedrungen. Denen, die verschwunden waren und dann wieder aufgetaucht waren. Sie hielten ihn für einen von denen, die längst vom Rotkreuzlager abgeholt und in ihre Heimat zurückgeflogen worden waren. Jene hatten sich schlicht verirrt. Sonst nichts. Die Rederei und erst recht die 38 Journalistik um eine Entführung waren reine Erfindung gewesen. Fremde Hände, Mächte – wenn auch nur Zeitungen – waren im Spiel, der Auflage und der Sensationsgier wegen. Irgendwo im Dorf musste noch eines der Exemplare zu finden sein, das ihre Landsleute auf das Böseste verleumdete. Einer der Schwarzen hatte es vom Rotkreuzlager mitgebracht und seinen Inhalt preisgegeben. Der Dunkle erhob sich und seine rechte Hand. Der Weiße möge sich gedulden, möge liegen bleiben. Er würde bald zurückkommen. Der Außendienstmann war mehr als verwundert über die Eindeutigkeit der Gesten. Er wagte nicht, ihnen zuwider zu handeln. Sie waren von einem freundlichen Gesichtszug begleitet worden. Keine Spur jeweiliger Drohgebärde und doch so eindeutig wirksam. Wieder fielen ihm die wild gestikulierenden Menschen seiner Alltagsumgebung ein, die nichts 39 bewirkten. Außer, dass ab und an ein Glas umgestoßen wurde, oder das Mikro einen Schlag abbekam. Alles viel zu hektisch und viel zu weit außerhalb der Menschen, die sich der Gesten bedienten. Fertig gedacht, war der Dunkle auch schon wieder da und hielt ihm ein Zeitungsexemplar entgegen. The wild population let them free, we do not know the real thing, but all of the young people got the possibility to return to their countries. Denmark, Sweden, Germany and Austria” Darunter ein Gruppenfoto mit jungen Männern. Sein Sohn stand ganz hinten und lachte. Beim Anblick des Bildes traten ihm die Tränen in die Augen. Der Dunkle schob seinen Oberkörper mit sanfter Gewalt wieder in die liegende Position. Er strich ihm über das Gesicht und begann leise ein Lied zu singen. Wieder fiel er in einen tiefen Schlaf. Und sie ließen ihn ruhen, bis er von selbst wieder zu sich kam. Gaben ihm und sich selbst die Zeit, kraftvoll an den nächsten Schritt 40 heranzugehen und sich nicht sinnlos zu vergeuden. Oft noch würde er an sie zurückdenken. Diese dunkelbunten Menschen. Einige Morgen später war es, als er schließlich aufwachte. Ihm war, als hätte er sein Leben bis zu diesem Sonnenaufgang nur geträumt. Als wäre er vorbeigegangen an alldem was gut und wahrhaftig war. Vielleicht abgesehen vom Augenblick der Geburt seines Sohnes. Und die Worte und Gesten, die er bislang verwendet hatte, entpuppten sich als eine leere Hülle ohne Leidenschaft und Liebe. Die vielen Seminare und Trainings, die rhetorischen Kniffe und Tricks. All das hatte er niemals mit seiner Lebendigkeit in Verbindung gebracht und klingen lassen. Er hatte es vor sich hergetrieben wie Vieh, das ihn satt machte ohne ihn zu nähren. Es sollte ein Aufbruch sein an diesem Tag. Ein Aufbruch in eine neue alte Welt. Der Dunkle spürte es sofort. Die Ausrüstung für den Weißen war gepackt und die notdürftigen Schuhe geflickt. 41 Sie wussten, dass er keiner von ihnen war und hatten ihn dementsprechend ausgestattet. Zum nächsten Rettungsstützpunkt war es nicht mehr allzu weit. Trotzdem würde er das letzte Stück alleine gehen müssen. Nicht weil die Dunklen vor Einbruch der Nacht wieder in ihrer Umgebung sein mussten. Ihre Augen und Körper hatten sich der Geschmeidigkeit der nächtlichen Serengeti längst angepasst. Nein, deswegen weil sie die Distanz zu den Weißen beibehalten wollten. Und auch deswegen, weil sie den Gast seinem eigenen Schicksal überlassen wollten. Im festen Glauben daran, dass es gut war. Den Hilfsbegriff der Weißen betrachteten sie aus ihrem eigenen Blickwinkel. Manchmal war Hilfe etwas Mächtiges, Entmündigendes. Das konnten die schwarzen Männer nicht brauchen. Auf Ausnahmen unter den Helfern hofften sie nicht. Sie lebten aus Erfahrungen und meistens behielten sie recht. 42 Nur manchmal, wenn es bestimmte Medizin nur noch über die Helfer zu beziehen gab, ließen sie sich ein und waren dann doch froh, dass die sich in ihrer Nähe niedergelassen hatten. Die Männer mit den roten Gesichtern, den weißen Gewändern und dem lauten Lachen. Die, die länger geblieben waren, lernten dazu. Die anderen kehrten ahnungslos in ihre Dreizimmerwohnungen in der Heimat zurück. Der, den sie gesund gepflegt und aufgenommen hatten, war ein besonderer. Sie wussten es noch, bevor es ihm selbst gewahr wurde. Deswegen auch die Eskorte. Es war ein langer, zäher Marsch und plötzlich schnalzten die Begleiter mit der Zunge, nickten ihm zu und wiesen ihm mit den Händen den Weg. Dann drehten sie sich um und beschleunigten den Schritt. Es war spät geworden. Im Ächzen der Umgebung ging er das letzte Stück allein. 43 Diesmal jedoch erkannte er die Geräusche der Serengeti und war sich seines guten Ankommens gewiss. Die Ordnung und die Struktur in seinem Kopf, die Bewegungen, die sich der Umgebung anpassten und die Wachsamkeit für alles, was sich um ihn herum begab, leiteten ihn in das Lager. Wie selbstverständlich traf er ein und erbat etwas zu trinken. Der Empfang war ganz anders als bei den dunklen Männern. Sie fragten ihm Löcher in den Bauch und rückten ihm nicht vom Leib. Hier musste er noch durch. Er wollte nach Hause. Dorthin wo der Kleine war und dorthin wo eine Frau endlich gesagt bekommen würde, wie recht sie mit allem gehabt hatte. Für sie beide war die Zeit vorbei. Für ein neues Leben noch nicht. Endlich landete der Hubschrauber. Zitternd ging er an Bord. Zu frisch war die Erinnerung. Die Wunde begann zu schmerzen. Der Flug gelang. 44 Er hatte die ganze Zeit mit dem Wind, der Sonne und dem Himmel geredet. Leise vor sich hin. In einer neuen, reduzierten, kraftvollen Sprache. Er programmierte sich richtiggehend selbst. Positiv, freudvoll und gütig. Gerädert, geläutert und gespannt auf alles, was noch kommen würde stieg er viele Stunden später aus dem Flugzeug, das am Heimatflughafen gelandet war. Er wollte so schnell wie möglich heim. Und in diesem Fall war es das Zuhause seines Sohnes. Die Schwäche holte ihn wieder ein, als er als erster durch die Schwingtüre ging. Gepäck war keines da. Ein provisorischer Ausweis war alles, was er am Körper trug. Beim Hinausgehen in die Flughafenhalle blinzelte er. Das Licht, das die Neonröhren abgaben, war grell. Die Menschen sahen in diesem Licht verzerrt und verzweifelt aus. Egal, nur nach Hause. Durch den Schranken und zielstrebig zum Taxistandplatz. Der Fahrer würde ihn hoffentlich nehmen, mit dem Versprechen 45 auf den notwendigen Lohn bei der Ankunft. Auf der Bank beim Taxistandplatz lungerte ein junger Mann. Er schien schon länger hier zu sein und wirkte fast ebenso zerzaust wie er selbst. Beim zweiten Blick öffnete sich sein Herz. Der Junge erwachte und sprang auf. „Papa, endlich!“ rief er und fiel ihm um den Hals. Tränen schossen dem Vater in die Augen und diesmal sagte er es auch. „Ich bin so froh, dass du lebst, dass es dir gut geht! Ich bin so froh, dass es dich gibt!“ Der Kleine, der ihn an Zentimetern schon überragte ergab sich dieser Umarmung. Noch nie hatte er den Vater so etwas sagen hören. Noch nie war es ihm so warm und wohlig um sein junges Herz gewesen. Sie stiegen beide in das Taxi und der Vater machte die Probe auf das Exempel. „Ich habe kein Geld bei mir, komme direkt aus Afrika und habe bei einem Flugzeugabsturz alles verloren, was ich bei mir trug. 46 Bitte bringen Sie mich in die soundsostrasse 7, dort bekommen Sie ihr Geld. Sicher. Sie können mir vertrauen.“ Der Taxilenker sagte „ist schon in Ordnung, ich glaube Ihnen“. Es wurde still und sie fuhren los. Der Sohn blickte seinen Vater, den er immer so überdrüber in Erinnerung gehabt hatte lange an. „aber Papa, ich habe doch Geld....“. „und..der hat dir das einfach geglaubt, ich meine, das könnte doch jeder sagen...und....“ Genau, das war der springende Punkt. Er war nicht mehr „jeder“ und bald würden das auch alle merken, die es mit ihm zu tun bekamen. Lächelnd strich er dem Jungen durch das Haar. „Ich bin aber nicht jeder, jetzt nicht mehr – und ich bin froh, dass dem so ist.“ „du kannst mir aber trotzdem die Fahrt bezahlen, finde ich“ und mit einem Grinsen gingen sie auf ein anderes Thema über. Die beiden Männer auf der Rückbank des brummenden Diesels. Es fing etwas an 47 und die Worte, die fielen waren frei von Floskeln und Oberflächlichkeiten. Der Sohn kam aus dem Staunen kaum heraus. Vielleicht hatte er sich über all der Zeit nur ein falsches Bild gemacht, dem anderen keine Möglichkeit gegeben, sich nackt zu zeigen. Oder aber der Ausflug in die sogenannten Entwicklungsländer hatten ihnen beiden eine sprunghafte solche ermöglicht. Früher, als ihnen beiden lieb war, hielt der Wagen vor der genannten Adresse. Der Sohn bezahlte den Fahrer und der wiederholte nochmals: „Wäre nicht nötig, Ihr Vater ist mir im Wort.“ Nachdem dieser nickte, nahm er den Lohn dankend an, schrieb die Quittung und fuhr weg mit einem Gefühl von Freude. Eine Freude, die er weder seiner Frau noch den Kumpels im Taxicafé erklären würde können. Das war auch nicht so wesentlich. Er trug sie in sich und der Mann, der zu ihm ins Taxi gestiegen war hatte einen großen Anteil daran. 48 An der Türe, die einst der Eingang in sein Zuhause gewesen war, begann das Herz des Mannes stark zu klopfen. Die Frau, die ihnen öffnete war froh, ihn wiederzusehen. Hauptsache lebendig, Hauptsache gesund. Das gönnte sie ihm. Viel mehr wollte sie nicht mehr von ihm wissen. Das war in Ordnung so. Und doch beruhigte sich das Klopfen in seiner Brust erst als er ein „es tut mir leid“ ausgesprochen hatte. „Mir auch“ antwortete sie und beide wussten, wovon sie da eben sprachen. Der Sohn verstand es nicht und es war auch nicht nötig. Die beiden Grossen trennten sich im Einverständnis. Die beiden Männer vereinbarten ein Wiedersehen. Den Rest des Weges ging er zu Fuß. Im Büro waren Autoschlüssel, Auto und die Wohnungsschlüssel. Mein Gott, wie sicherheitsbewusst er abgereist war und wie frei kam er nun zurück. Arbeit wartete auf ihn. Jenseits der Emails und Aktenberge. Der Portier sah ihn an wie einen Geist. 49 In der Firma war nur die Nachricht der heldenhaften Rettung des Sohnes verbreitet worden. Ungenau und nicht der Wirklichkeit entsprechend. Alle waren von seiner Mitwirkung überzeugt, wiewohl das wiederum nirgends kolportiert worden war. Sie hatten ihn rasiert und mit Heldenmiene zurückerwartet. Hier stand er nun, zerfetzt und müde. Kein anderer hätte in diesem Aufzug Zutritt in den Glaspalast bekommen. Der Mann in Portierloge war ein Mensch. So betrachtete er den Ankömmling und erkannte in ihm den Mister Erfolgreich des Außendienstes. „Mein Gott“ hub er an. „Lassen Sie den nur aus dem Spiel“ bekam er die prompte Antwort. „Ohne den stünde ich wohl nicht hier – oder seinen Helfern auf unserer Erde“. Das Staunen hinter der Scheibe vertiefte sich abermals. „Machen Sie einfach auf, es ist alles in Ordnung.“ Das entsprach schon mehr dem Mann, den er kannte und er drückte den Türöffner. 50 Kaum war der Außendienstmann drinnen, griff der Portier zum Telefon. Die oben wussten also schon Bescheid, als er die Tür zum Vorzimmer öffnete. Fein manikürte und in der neuesten Mode gekleidete Assistentinnen betrachteten den zerlumpten Typen, dessen Anzüge sie sonst stets bewunderten. Auch hier verlautete ein „Mein Gott.....“. „Das darf ja wohl nicht sein, meine Damen!“ Er strahlte sie mit herrlich fröhlichen Augen an. „Sie werden doch nicht den Herrgott rufen, wo es nur eine Dusche und frische Kleider braucht. Ich komme direkt aus Afrika, aus der Serengeti.“ „Aber Sie können doch nicht so, Sie werden doch nicht...“ „Bitte“ er holte tief Atem. „Bitte, sprechen Sie nicht weiter. Ersparen Sie mir Interpretationen und Vermutungen. Schalten Sie Ihr Hirnkastel ein und lassen Sie mich meine Sachen holen. Mein Wohnungsschlüssel ist im Schreibtisch. Würden Sie ihn in die Serengeti mitnehmen? 51 Fassungslose Blicke begegneten dem doch sonst so charmanten Mann. „Nein, bitte antworten Sie nicht gleich. Denken Sie einfach in Ruhe nach. Sprache ist Werkzeug. Gefasel verbrauchte Luft.“ Fast schon zu viele Worte. Hurtig holte er seine Schlüssel und mit einem „In zwei Stunden bin ich wieder da. Bitte geben Sie meinem Chef Bescheid“ entschwand er aus ihren Blickfeldern. Die Frauen blieben zurück. Schwer verwirrt und ihre Verwirrung sofort auf ihn zurückspielend. „der spinnt doch „ sagte die eine. „vielleicht auch nicht“ antwortete die andere. Die war es auch, die den Chef benachrichtigte. Ohne die Schilderung des Auftrittes. Er hätte auch einfach angerufen haben können. Worte sind Werkzeuge. Dieser Satz war in ihrem Kopf haften geblieben. Es stand ihr nicht zu, Vorverurteilung zu betreiben. Das erledigte die andere mit einigen Telefonaten im Haus. 52 Zwei Stunden waren lang genug, um sich über diesen unsympathischen Auftritt zu mokieren. Zwei Stunden waren lang genug sich ausgiebig zu duschen und eine Mahlzeit zu verzehren. Worte sind Werkzeuge, klang es auch in seinem Kopf nach. Er drehte den Fernseher auf und wieder ab. Das gleiche passierte mit dem Radio. Still. Das war gut. Alles, was zuvor an seine Ohren drang, war gespickt mit Aggression und Negativmeldungen. Wenn die Menschen tagtäglich damit gefüttert werden, was sollte dann auch aus ihnen herauskommen? Seine Gedanken wanderten in die Serengeti zurück. An die Kraft der heilsamen Gedanken und Worte. War die Berichterstattung deswegen so, um das Volk klein zu halten? Oder um die Einschaltquote zu erhöhen. All diese Informationen legten sich an die Magenwand wie schweres Essen. Sie lähmten und vergifteten die Luft. 53 Er atmete tief durch, wischte sich den Mund ab und stand auf. Don Quichote sattelte das Pferd. Don Quichote, der es mit Windmühlen aufnehmen wollte. König Artus stieg auf und ritt los. König Artus, der in einer Reihe großer Schlachten seine Krieger so wirksam gegen die Sachsen führte, dass, was als Invasion begann, als mehr oder minder friedliche Besiedlung endete. Das war sein Ziel. Er wollte die Aufrichtigkeit und Authentizität vor den Vorhang bitten. Den Handel und die Geschäfte nachhaltig und wertschätzend betreiben. Seine Sprache war ihm Lanze und Schild. Die seines Körpers, die seiner Stimme und die seiner Worte. Im Anzug und frisch rasiert kehrte er in das Versicherungsgebäude zurück. Der Portier lächelte erleichtert und betätigte den Türöffner. Der Außendienstverkäufer zwinkerte ihm zu. Die Welt war in Ordnung. Im achten Stock des Verkaufsleiters würde es nicht so glatt gehen. 54 Aus langjähriger Erfahrung hatte er sowohl den Laptop mit einer PowerpointPräsentation als auch das Tischflipchart dabei. Die Ebene des Geprächspartners zu betreten, ihn von dort abzuholen. Wenn er wollte, dass er Veränderungen einläuten durfte, musste er den Vorgesetzten auf seine Seite bringen. Und zwar freiwillig und nicht über den Tisch gezogen. Das war die erste Übung von vielen, die er sich vorgenommen hatte. Sein Chef war ein erfahrener Versicherungsprofi. Er wusste, dass trauernde Hinterbliebene eher bereit waren, eine Sterbeversicherung abzuschließen und dass Eltern von Kleinkindern allen möglichen Vorsorge und Unfallversicherungsmodellen selbst auf die Gefahr der Unfinanzierbarkeit hin – sehr aufgeschlossen waren. Er kannte die Formulierungen, denen Kunden sich nicht zu widersprechen trauten. Er war sich des souveränen Auftrittes im Anzug bewusst. 55 Die Kunden mussten glauben, dass der Versicherungsvertreter es einfach besser wüsste, was gut für sie ist. Und da gab es an die hundert von Strategien. Alle liefen auf dasselbe hinaus. Die Beiträge mussten möglichst hoch sein und möglichst regelmäßig auf dem Konto der Versicherung eintreffen. Eine gute Kundenbeziehung stand natürlich auch in der Geschäftsidee. Die Beziehung musste so gut sein, dass die Kunden es nicht bemerkten, wenn die Versicherung es zu gut mit ihnen meinte. Im Laufe der Jahre war sie zur Geschäftemacherei verkommen. Gutmeinen, das Gegenteil von gut. Vielleicht sah er alles jetzt zu schwarz weiß. Doch er kam von der Grenze zwischen Leben und Tod, für Grauzonen und rosa Brillenglas war dort kein Platz. Die Frage, die sich stellte, war die, wie viel Wahrhaftigkeit das Versicherungsgeschäft vertragen konnte, um trotzdem schwarze Zahlen zu schreiben. 56 Mit einem „deswegen“ würde er nicht durchkommen. Also blieb er in der Argumentation bei dem „trotzdem“. Das Taktieren fiel ihm schwer, doch mit der Tür ins Haus fallen konnte er dem Vorgesetzten nicht. Der behäbige Mann hinter dem schweren Schreibtisch hieß ihn mit der Hand, Platz zu nehmen. Die Frage nach dem Afrikaaufenthalt drängte sich auf und er stellte sie. Die Antwort war kurz und deutlich. Der Außendienstmann wollte den Afrikabonus nicht vertun. Die Neugierde des anderen brauchte er für das, was er an Veränderung in der Verkaufsstrategie anzubieten hatte. Die Powerpoints sprudelten vor sich hin und der Mann hinter dem Schreibtisch wurde mit jedem Mausklick durch eine Waschstraße der Gefühle geschoben. Mal fühlte er den Pioniergedanken des Versicherungsgeschäftes, mal den Umsatzdruck der Konzernmutter. Bei der einen Folie überkam ihn die Rührung, bei einer anderen wurde er fast aggressiv. 57 Manche Worte landeten einen Schlag in die Magengrube und andere holten ein Lächeln auf seinen schmalgewordenen Mund. Ihre Augen waren immer in Kontakt, wie bei zwei Katern, die sich nicht der Kontrolle des anderen überlassen wollen. Am Ende stimmten die Augen des Versicherungsdinosauriers den Ideen des jungen Mannes zu. Die Worte taten es nicht. Sie erzählten etwas von „noch nicht reif dafür“ und „keinesfalls auf höherer Ebene durchzubringen“. Beim Abschied hatten sie den Augenkontakt verloren. Beide blickten in die gleiche Richtung. Der eine erlaubte es sich. Der andere nicht. Der Außendienstverkäufer sortierte seine Unterlagen und setzte sich an seinen Schreibtisch. Gut, er handelte nun auf eigene Faust. Das konnte ihm seinen Arbeitsplatz kosten. 58 Was war das schon gegen das Leben, das ihm vor kurzem geschenkt worden war. Sein Computer sortierte eifrig die Kundenliste. Diesmal nach der Höhe der Versicherungssummen. Bei den niedrigsten wollte er anfangen. Das würde der Versicherung nicht gleich auffallen und doch einer Menge von Menschen helfen. Die Augen öffnen. Akt für Akt überprüfte er die Leistungen auf Relevanz für den Kunden. Dort, wo diese beiden augenscheinlich nicht zusammenpassten und der Abschluss ausschließlich aufgrund seiner rhetorisch- verkäuferischen Fähigkeiten zustande gekommen war, markierte er die Namen. Abends war eine stattliche Liste all dieser Menschen zusammengekommen. Er druckte sie aus und informierte das Sekretariat über die Außentermine der nächsten Tage. Bevor er nach Hause ging, nahm er sich noch die neueste Software mit. Er wollte allen genau das anbieten, was für ihre 59 Lebenssituation das richtige und notwendige war. Und weil er die Menschen nicht wirklich kannte, würde das einige Fragen brauchen und dann die Antworten aus dem Computersystem. Oder vielleicht schlicht ein Kündigungsoder Stillegungsformular. Mal sehen. Selten war er so lange in den Wohnzimmern, Hinterzimmern, Küchen gesessen. Er tauschte den Anzug gegen Jeans und ein weiße Hemden. Betrat die Haushalte und stellte Fragen nach dem Leben. Manche wiesen ihm die Tür. Andere erzählten ihm ihre Geschichten. Langsam lernte er wie präzise und fokussiert er vorgehen musste, dass sie beim Versicherungsbedarf blieben. Ein Teil der Leben gehörte zum Gespräch, ein anderer sollte wohl eher zum Therapeuten oder auch schlicht zum Friseur. Mit jedem Termin wurde er konkreter und dennoch intimer. Er fragte, was er wissen musste. Er sagte, was es zu sagen gab. 60 Er tauschte sein Wissen und seine Erfahrung gegen die Polizzen, die er verkaufte. In einigen Fällen erbat er die Unterschrift zur vorzeitigen Kündigung. Familien am Existenzminimum brauchten das Geld zum Überleben. Er hinterließ seine Karte mit der Zuversicht auf bessere Zeiten. An der falschen Politik der Regierung verdiente auch noch die Versicherung. Das konnte er nicht mehr vertreten. Mit dieser Ansicht wäre er mit Sicherheit hochkant aus einer Vorstandssitzung geflogen. Die Vorstände waren verbandelt mit den Regierungsparteien. Einige Wochen lang ging alles glatt. Die Abteilung, die die neuen Verträge hereinbekam, lobte ihn wegen seiner Abschlüsse. Wiewohl sie ihn auf finanzkräftigere Adressen hinwies, die sein Ergebnis noch weit besser aussehen lassen würden. Die Abteilungen, die Änderungen und Kündigungen bearbeiteten taten dies 61 anfangs recht leidenschaftslos. Waren lauter kleine Fische. Nun ging es in die nächste Kategorie. Desto mehr Geld die Menschen hatten oder auch desto intellektueller sie waren, umso schwieriger war es mit ihnen aufrichtig zu reden. Hinter jeder klaren und wahrhaftigen Formulierung vermuteten sie einen Angriff auf die Etikette oder ihre geschützte Realität. Die Anzüge kamen wieder aus dem Schrank und die Termine vereinbarte er in dem üblichen Versicherungsjargon. Erst in den Häusern, den Villen und den Eigentumswohnungen oder den Stadtbüros bekannte er Farbe. Zu all diesen Terminen brachte er auch andere Möglichkeiten mit, wie die Wohlhabenden ihre Gelder loswerden konnten. Die Frage, ob sie eine falsche Versicherung denn nicht lieber gegen einen Dauerauftrag bei „Ärzte ohne Grenzen“ oder „Greenpeace“ oder „der Caritas“ oder irgendeiner anderen sinnstiftenden Organisation tauschen möchten, weckte bei vielen Klienten 62 Misstrauen. Einige warfen ihm sogar Sektentum vor. Lieber hielten sie sich an die mitgebrachten Investmentmöglichkeiten. Von der Versicherungsgesellschaft oder der Bank. Noch war er also ziemlich loyal bei all seinen Aktivitäten. Es war augenscheinlich, dass es trotzdem bald auffliegen würde, welchem Auftrag er folgte. Manche Klientinnen wollten ihn privat wiedersehen, nachdem er so bestimmt und authentisch in ihre Wirklichkeiten getreten war. Andere stornierten bald darauf das Glamour-Magazin. Dritte wiederum verlangten den Namen seines Vorgesetzten und sonst nichts. Mit den Männern verhielt es sich anders. Sie erörterten manchmal kurz die Motive, aus denen sie in die Versicherung einzahlten. Viele versuchten es mit einem „na, Sie wissen eh...“. Die meisten runzelten kurz die Stirn, hielten Rückfrage mit der 63 Marketingabteilung oder der Ehefrau und schlossen dann einen Vertrag ab, der ihnen besser nützte. Sie wollten immer auch noch etwas dazu. Einen Bonus. Den konnte und wollte er nicht anbieten. In seiner Argumentation kam das klar und ohne Bitterkeit über die Schreibtische. Gut ein Drittel der Klienten stimmte ihm zu. Worte wie Werkzeuge. Am Ende dieser Gespräche war es heilsam still. Die anderen Termine endeten mit Beschwichtigungen, Geschwätz oder Lärm. Lärm, der bis in die Zentrale zu hören war. Er hatte schon darauf gewartet und an einem dieser Morgen war es soweit. „Sie sollen zum Chef kommen“ sagte die Sekretärin. Die eine, die sich mit dem veränderten Auftritt des Außendienstverkäufers gut angefreundet hatte. Seine Stimme klang tiefer, seine Worte waren eindeutiger, sein Füße in gutem Bodenkontakt. 64 Die Farbe seiner Augen schien heller und sein Mund zeigte einen Schwung, der ihr vorher wohl entgangen war. Sie war glücklich verheiratet, es war die Wahrhaftigkeit, die ihr gefiel und die in der Branche selten geworden war. Die andere war enttäuscht von dieser Wandlung. Nach seiner Scheidung war er ein potenzieller Lover für sie gewesen und fast schon hatte sie ihn soweit gehabt. Aber jetzt mit seinen lauteren, klaren Worten und diesem Blick der kein Hutschpferdgrinsen oder um den Finger wickeln mehr erlaubte, sah sie ihre Chancen schwinden. Der Sohn hatte die Veränderung auch bemerkt, für ihn war der Vater aus einer anderen Galaxie in den Familienkosmos zurückgekehrt. Sie trafen einander immer wieder, tranken Bier oder gingen zu einem Fußballmatch. Da war was nachzuholen und was rauszulassen. Sie hatten großen Spaß dabei. Irgendwann weihte der Vater den Sohn ein. 65 Nun hatte er hatte einen Verbündeten und war vorbereitet auf das, was ihm im Glaspalast blühte. Der Blick des Vorgesetzten wich ihm aus. Wieder nahm er in dem tiefen Sessel Platz, der ihn automatisch um einige Zentimeter niedriger sitzen ließ als den Höherrangigen. War wohl eines dieser äußeren Zeichen. Es ermöglichte dem Langgedienten über den jüngeren hinwegzusehen. Der Blick des Chefs schweifte zum Fenster hinaus. Der Inhalt seiner Worte war klar. Der Junge müsse aufhören, diese Geschäfte zu machen oder es wäre sein letzter Tag in dieser Versicherung. Bei allen edlen Motiven, die ihn wohl dazu bewegen würden, es ginge nicht an, dass... Und so weiter und so fort. Der Außendienstverkäufer wartete auf das Ende des Redeschwalles. Dann erhob er sich. Endlich begegneten sich ihre Blicke. Sie reichten einander die Hände und der Alte sah ihn lange an. 66 „Also gut, dann kündige ich Sie hiermit“ sagte er. „dann steigen Sie wenigstens besser aus.“ Ein Schnauben, das ein bitteres Lächeln nach sich zog stieß der Junge aus den Nasenlöchern. „Gut“ antwortete er. Einfach „gut“ und sonst nichts. Als sie sich trennten, war beiden Männern klar, dass ihre Planeten einander vielleicht nie wieder begegnen würden. Das weckte in beiden Bedauern. Bei dem einen, weil er die Kraft und den Optimismus des jüngeren vermissen würde. Bei dem anderen, weil der ältere in seiner Stabilität und Fähigkeit den Druck der Branche auszuhalten stets ein Vorbild gewesen war. Still schloss sich die gepolsterte Türe und die Karte des jeweils anderen wanderte an einen Platz, der ein Wiederauffinden leicht machen würde. Die beiden Sekretärinnen bekamen den Abgang nicht mehr mit. Er hinterließ eine Mail und erklärte seine Kündigung mit einem herausfordernden Karriereschritt. 67 Einige der Kollegen grinsten hämisch, die anderen neidisch. Wenige schüttelten ihm die Hand oder riefen ihn am nächsten Tag an. Er ertappte sich dabei, dass er nach der rettenden Gruppe schwarzer Männer Ausschau hielt, die ihn vor dem Verdursten gerettet hatte. Als erstes brauchte er eine neue berufliche Identität. Keiner der lukrativen Kunden würde ihn als Nobody in den Terminkalender kommen lassen. Und die Menschen von nebenan? Die hatten schon genug von den vielen dahergelaufenen Gutmeinern. Wieder erinnerte er sich an Afrika. Er spürte die Hände, die ihn gesalbt hatten und die Augen, die ihm eine Zukunft versprachen. Wahrhaftig und lebendig. So wollte er herangehen an seine Geschäfte. Es dauerte noch einige Tage bis er die Kraft für die Umsetzung aufbrachte. Die Steuernummer, die Visitkarten, das Konzept. Sein Kopf brummte und seinen Sohlen glühten. Er nannte sich selbst 68 einen Träumer und spürte die Erschöpfung in seinen Knochen. Es brauchte noch einige traumlose Nächte. Bis zu jenem Moment wo es plötzlich anfing. Jene, mit denen er es zu tun hatte, hörten ihm zu und folgten seinen Worten. Der Glanz kehrte in seine Augen zurück und die Zuversicht wog schwerer als der Kontostand. Er mietete einen Büroraum. Er wollte erreichbar sein. Bastelte an einer Homepage. Einer, die genauso viel Vertrauen wecken sollte, wie er verdiente. Das ging nicht so recht voran. Anfangs läutete das Telefon selten. Das eine oder andere Mal hörte er seine ehemaligen Mitstreiter. Sie fragten ihn lachend nach seinen Motiven, verhöhnten ihn oder zogen schlicht über seine Dummheit her. Dann kamen all die Keiler, die sich Schritt für Schritt an die neuen Selbständigen heranmachten, um sie als Geschäftspartner für dubiose Belange zu gewinnen. 69 Und nicht fehlen durften mannigfaltige Strukturvertriebe, die ihm weismachen wollte, dass ihr Produkt das einzig wahre sei. Wie alle jene zu seiner Telefonnummer gekommen war, war ihm schleierhaft. Gewiss hatten einige nachgeholfen, die ihm bislang seine Kontakte neideten. Zum Glück kamen auch Anrufe r bestehender Kunden, die ihn auch ab und an weiter empfahlen. Das war keineswegs so klar wie früher. Den meisten hatte es genug Mut gekostet, eine wahrhfaftige Lösung für sich selbst zu suchen. Es sich im Bekanntenkreis verbreiten zu getrauen ohne gleich als Gutmensch abqualifiziert zu werden. Gutmensch, dieses Wort hatte großen idealistischen Anklang gefunden, bevor die „Frankfurter Allgemeine“ allen Anstrengungen und Kraftsammlungen eine Lektion mit diesem Wort erteilte. Sie als Kindsköpfe abkanzelte. Mit großem Erfolg und hoher Verunsicherung. Das arbeitete ihm nicht gerade zu. Wie auch immer. Er schaute sich nun beinahe täglich nach einer neuen, 70 kleineren Wohnung um, sortierte die Einrichtungsgegenstände und trennte sich von seiner Gewohnheit, Essensreste aus dem Eiskasten einfach wegzuschmeißen. Er kaufte bewusster ein. Eines Abends ließ sich das Läuten des Handys so gar nicht abstellen. Immer wieder meldete er sich so wie er es sich vorgenommen hatte. Deutlich, freundlich und als ein Willkommen für den Anrufer. Mit jedem Mal fiel es ihm schwerer. Der letzte Anrufer an diesem Tag sagte gar nicht viel zu ihm. „Arbeiten Sie für mich, so wie Sie es früher getan haben. Sie bekommen eine gute Provision, vergessen Sie doch diesen idealistischen Kinderkram.“ Die Stimme war ihm wohlbekannt, es war die des vierten Vorstandes. Das Angebot stand. Drei Tage hatte er Zeit. In diesen drei Tagen war sein Kopf ständig am Nachdenken. Doch jedes Mal am Ende eines Gedanken, schüttelte er ihn von links nach rechts und von rechts nach links. 71 Mal weniger, mal heftiger und schließlich wild und zornig. „Nein, nein, nein“ schrie er hinaus. In diesem Augenblick betrat sein Sohn den Raum und fand den Vater inmitten von einigen Bierflaschen und nach Alkohol riechend. „Spinnst du total, Alter“ entfuhr es dem Sohn bei diesem Anblick. „Was machst du hier?“ „Nein, nein, nein, zum Glück nicht.“ War der erste Satz. Und der zweite: „Hilfst du mir?“ Es war wieder dermaßen eindringlich, dass der Junge sich gar nicht entziehen konnte. „Wir schaffen das, der wird schon sehen!“ Sie telefonierten mit allen Leuten, die sie jetzt brauchen konnten. Die Homepage, der Folder, die Telefonlisten, die Fotos, die Texte, die neuen Karten, die Kontakte mit den Zeitungen. Wie ein Buschfeuer informierte einer den anderen. 72 Die beiden Männer hatten zuvor nicht gewusst, wie viel sie verband und wie viele Menschen sie im Laufe der Zeit angesammelt hatten, die tatkräftige Hilfe leisten konnten. Und auch wollten. Nur einige Tage später saßen sie gemeinsam um den Tisch. Sogar seine Exfrau war gekommen. Die Telefonlisten würden zwei ihrer Kolleginnen bearbeiten. Sie selbst umarmte ihn und wünschte ihm viel Glück. So glücklich und aufgeregt hatte sie ihre beiden Männer noch nie zusammen gesehen. Das alleine war schon ein Grund, dem Projekt Erfolg zu wünschen. Und das tat sie von ganzem Herzen. Dieser Mann war in Ordnung, hatte sie doch nicht so schlecht gewählt damals. Beruhigt fuhr sie anschließend wieder nach Hause. Der Vater ihres Sohnes würde er immer bleiben, die Liebe hatte nunmehr bereits ein anderer. Er blickte ihr ohne Wehmut nach. Sie gehörte zu einem Teil seines Lebens, der nun hinter ihm lag. 73 Gut, dass der Sohn die Verbindung immer ausdrücken würde. Sie war wohl eine gute Frau gewesen, doch er hatte es nicht erkannt. Die Lawine wurde in dieser Nacht losgetreten. Das erste Mail am nächsten Mittag kam von seinem langjährigen Chef. „ich wünsche Ihnen viel Erfolg“ stand da und „unsere Organisation ist stolz, dass Sie zuvor bei uns gearbeitet haben. Das hieß soviel wie, sie würden ihm nichts mehr in den Weg legen. Er war erleichtert darüber, wenn ihn auch vermutlich nichts aufhalten konnte. Sie stürmten den Markt und boten alles auf, was sie gelernt hatten. Doch diesmal authentisch und wahrhaftig. Mit strahlenden Augen und glühenden Wangen öffneten sie die trockensten Märkte. Ungefähr ein Jahr später strahlten sie die Sendung aus. Am Tag der Reportage im Fernsehen, die vom Erfolg der aufrichtigen Redner und Kommunikatoren im 74 Versicherungsgeschäft berichtete, saßen sie wieder gemeinsam vor der Video Wall, die inzwischen im Großraumbüro aufgebaut war. Die Reportage unterschied sich vom Programm davor und danach. Der Moderator war einer, der schon lange nicht mehr zu sehen gewesen war und den sich der ehemalige Außendienstmann für die Sendung vorbehalten hatte. Die Pressestimmen kamen von den sozialkritischen Zeitungen ebenso wie die marktwirtschaftlich orientierten. Die Frau, die in einem flotten Kostüm und mit Make-up, das ihren Typ betonte, die Gäste begrüßte, tat das mit festem Handschlag. Die Absätze ihrer Schuhe ließen sie gut und fest die Erde unter ihren Füssen spüren. Nichtsdestotrotz waren es welche der neuesten Mode. Die Gäste schilderten ihre Erfahrungen. In Worten, die zu ihren Gesichtern passten. Mit Gesten, die ihre Körper nicht marionettengleich erscheinen ließen. Jede tat das ihre. Jeder tat das seine. 75 Die Frauen und die Männer waren Menschen, die etwas zu sagen hatten. Die Fragestellerin hörte ihnen zu. Ließ sie ausreden und fragte das nach, was sie nicht genau genug verstanden hatte. Die Gäste kamen miteinander ins Gespräch. Der Moderator beteiligte sich mit wesentlichen Strukturhilfen. Ließ die ruhigeren vor den Vorhang, bat die lauteren respektvoll um Rückzug. Die Menschen, die daheim auf den gemütlichen Sofas diese Runde verfolgten, fühlten sich miteinbezogen und vergaßen darüber, dass es ein Bericht über eine neue Art und Weise des Versicherungsgeschäftes war. Erst gegen Ende, als das Insert mit dem Logo der Firma eingeblendet wurde, war es offensichtlich. Das Logo blieb einige Sekunden am Bildschirm stehen. Darunter die Telefonnummer und die Internetadresse. Und – eine kostenfreie Telefonummer, die einfach zu merken war, sollten die anderen nicht haftengeblieben sein. 76 Am Schluss trat er vor die Kamera – der Außendienstverkäufer. Seine Augen leuchteten über den Bildschirm hinaus, das was er sagte, hatte Gewicht. Wären am nächsten Tag Wahlen gewesen, die Menschen hätten wohl seinen Namen auf dem Stimmzettel gesucht. Vergeblich. Vielleicht in ein paar Jahren. Im Büro drehten sie den Ton lauter und der, der gerade zu sehen war, bekam rote Wangen. So hatte ihn zuvor kaum jemand erlebt. Als er sich im Fernsehen verabschiedete, bangte er, welche Reaktion seine Mitstreiter nun zeigen würden. Sie standen ALLE auf. Erhoben ihre Arme und applaudierten, riefen „bravo, super, toll“ und alles Mögliche, was sie sich für Superlative aufgespart hatten und nicht mehr täglich inflationär durch die Gegend quakten. Lange dauerte die Begeisterung. Er war glücklich und gerührt. Das war sein Weg in die Zukunft. Leise löste die Ehrfurcht die lauten Zurufe ab. 77 Der Anfang war gemacht. Glücklich und zufrieden endete dieser Abend und er hatte ein Stück Frieden gestiftet. Langsam wurde es 78 STILL. Außerdem von Gabriela Joham erhältlich Bruder Tod Der Vater ein erfolgreicher Manager, die Mutter Ärztin, der Sohn ein Hoffnungsträger. Eines Tages kommt der Tod in die Familie wie ein ungebetener Gast. Und dann… Für alle, die das Leben feiern und jetzt gleich damit anfangen wollen. Verlag: BoD, Norderstedt, Juni 2009 Preis: Euro 9.- ISBN 978-3-8391-0100-1 Kurzurlaub Aus einer Liebesbeziehung, die im Internet ihren Anfang findet entsteht die grosse Liebe. Nach drei Kindern und allerlei Erlebtem ist endlich der ersehnte Urlaub da. Doch dann kommt alles anders und noch dazu wie vom Himmel gelenkt. Paperback: 84 Seiten Verlag: BoD, Norderstedt, Oktober 2007 Preis: Euro 7,-- ISBN 978-3-8370-0955-2 79 Glutaugen Vier eigenständige Geschichten vereint der Titel von Gabi Joham, die sich vielleicht unter dem Genrebegriff „Novellen“ erfassen lassen, denn sie sind mehr als Kurzgeschichten, aber weniger als Romane. Allesamt sind sie Lebensbilder, skizzieren die Leben von gänzlich verschiedenen Personen, die die Gemeinsamkeit haben, dass sie alle etwas für ihr Leben suchen, es ausgefüllt und erfüllt erleben wollen. Broschiert: 244 Seiten Verlag: novum; Auflage: 1 (November 2004) Preis: Euro 14,90 ISBN: 3902324953 80