Universität Trier Wintersemester 2009/10 FB I - Philosophie Proseminar: Tierphilosophie Leitung: Thomas Hoffmann M.A. Datum: 07.01.2010 Thomas Nagel - Wie fühlt es sich an, eine Fledermaus zu sein? Originaltext: Nagel, Thomas: What is it like to be a bat? In: The Philosophical Review 83, Ithaca 1974, S. 435-450. (Übersetzung, die im Seminar verwendet wurde, angefertigt von Michael Gebauer) 1. Hinführung Das psychophysische Problem → Untersuchung des Zusammenhanges zwischen mentalen/geistigen und physischen Phänomenen (Substanz- und Eigenschaftsdualisten vs. Physikalisten) Reduktion → Zurückführung eines Phänomens auf seine physischen Eigenschaften (etwa mentale Zustände auf physische, S. 229) Identitätstheorie → Reduktion von Erlebnissen auf physikalische Ereignisse: Jede mentale Eigenschaft ist identisch mit einem physischen Zustand (S. 232) Thomas Nagel bestreitet die Möglichkeit der vollständigen Reduktion des Mentalen, da dies an eine spezifische Perspektive gebunden sei (S. 232) Zwischenfazit: Nagel bleibt skeptisch mit Blick auf eine mögliche Antwort auf die im Titel gestellte Frage, insofern sich unsere Vorstellungskraft stets auf unsere Erfahrung/Perspektive bezieht. 2. Nagels Argumente 2.1 Verhältnis zwischen Objektivität und Subjektivität physikalische Phänomene besitzen ein objektives Wesen, unabhängig von (auditiven/visuellen) Sinneswahrnehmungen (S. 240) jedoch bestreitet Nagel die Existenz einer „vollständig objektiven, inneren Natur der Sache selbst“ (S. 240) im Sinne eines Endpunktes, an dem vollständige Objektivität erreicht wäre. gesteigerte Objektivität bedeutet bei der Betrachtung eines Phänomens die Verringerung der „Abhängigkeit von einer der persönlichen respektive speziesspezifischen Perspektiven“ (S. 241) das Aufgeben der spezifisch menschlichen Perspektive erklärt jedoch nicht die „wahre Natur menschlichen Erlebens“ (S. 242) => es handelt sich bei bewussten Erlebnissen um eine besondere Art von Phänomenen Zwischenfazit: „Die Reduktion kann nur erfolgreich sein, sofern die artenspezifische Perspektive ausgeklammert wird aus dem Bereich der Phänomene, die reduziert werden sollen.“ (S. 242) 2.2 Materialismus auf dem Prüfstand Wenn mentale Vorgänge tatsächlich physikalische Prozesse sind, müssen sich diese (in der Innenperspektive) „wesentlich“ auf eine bestimmte Art und Weise anfühlen. Dies zu erforschen ist uns gegenwärtig vollkommen unmöglich bzw. unverständlich. (S. 243) Der Materialismus als Theorie ist nicht falsch, sondern es handelt sich dabei um eine Position, „die wir erst gar nicht verstehen können“ (S. 244) „Psychische Zustände sind Zustände des Körpers; psychische Ereignisse (X) sind physikalische Ereignisse (Y).“ (S. 244) Die Gleichsetzung „X ist Y“ ist nur wahr, wenn beide Termini gleichartig sind. Dies ist bei dem Beispiel nicht der Fall. „Uns fehlt die Vorstellung davon, in welcher Weise ein psychologischer und ein physikalischer Ausdruck überhaupt eine und dieselbe Sache bezeichnen (S. 245) Donald Davidson: Wir können annehmen, dass psychische Ereignisse ihre physikalischen Ursachen haben, auch ohne das Wissen wie dies genau funktioniert. (S. 246) Zwischenfazit: Die Frage nach der objektiven Natur der Erlebnisse ist somit nach Nagel hinfällig, da wir nicht wissen können, ob diese überhaupt eine derartige objektive Natur (also neben ihrer wesentlich subjektiven Natur) haben. (S. 247) 3. Nagels Gegenentwurf: Neuartige Begriffe braucht die Wissenschaft Forderung „[…] nach einer neuartigen Methode: einer spezifisch objektiven Phänomenologie, die nicht länger auf Empathie und Imagination angewiesen wäre […].“ Um die subjektive Natur von Erlebnissen sogar Wesen verständlich und zugänglich zu machen, denen diese Erlebnisse eigentlich nicht möglich sind. einer physikalischen Theorie des Psychischen liegt unweigerlich eine Annährung an das allgemeine Problem des Verhältnisses zwischen dem Subjektiven und dem Objektiven zugrunde (S. 249)