Ein neues Denken für ein starkes Ägypten

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Ein neues Denken für ein starkes Ägypten
Die im Ausland lebenden Ägypter können eine entscheidende
Rolle im gegenwärtigen Reformprozess spielen.
Wir leben in einer Zeit radikaler Veränderungen. Die Globalisierung erzwingt einen
schnellen Wandel in politischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Gesellschaftliche Umbrüche erfolgen nicht zwingend friedlich, auch der Einsatz von Gewalt erscheint nicht wenigen Staaten als probates Mittel zur Durchsetzung ihrer Machtinteressen. Doch eines ist klar: Diese Länder sind nur so lange stark, wie andere Länder
schwach sind.
Wenn Ägypten in diesem weltumspannenden Prozess bestehen will, erfordert dies
von uns allen ein neues Denken sowie einen offenen demokratischen Dialog, in
welchem wir uns unserer erstklassigen Fähigkeiten und Möglichkeiten bewusst werden, mit denen wir, dies ist meine feste Überzeugung, einen führenden Platz in der
Welt einnehmen können. Das Potenzial für eine solche Entwicklung ist da:
 Ägypten verfügt über fachlich hervorragend qualifizierte Leute, sei es in der
Wirtschaft, Forschung und Wissenschaft oder auf anderen Gebieten.
 Ägypten nimmt eine bedeutsame geostrategische Lage im Nahen und Mittleren
Osten ein.
 Ägypten stellt einen viel versprechenden, bevölkerungsstarken Absatzmarkt
dar, von dem die Industriennationen mit ihren gesättigten Märkten nur träumen können. Überdies verfügt Ägypten aufgrund seiner solitären Stellung über
den Zugang zum gesamten arabischen Wirtschaftsraum.
Die klug arrangierten Weichenstellungen der Vergangenheit haben ein stabiles politisches Fundament geschaffen, von dem wir auch künftig profitieren werden: Ich weiß
und bin auch überzeugt, dass wir über das Potenzial verfügen, politisch und ökonomisch in der globalen Liga aufzusteigen. Was uns jedoch fehlt, ist ein politökonomischer Masterplan, eine Agenda für ein starkes Ägypten, als deren Voraussetzung ich einen offenen demokratischen Dialog ansehe. Ich bin mir gewiss, dass wir
das ehrgeizige Ziel, eine führende Rolle in der Welt des 21. Jahrhunderts zu spielen,
erreichen können. Denn wir sind nicht schlechter als die anderen Länder, die anderen haben nur besser gearbeitet als wir. Deshalb und nur deshalb sind sie uns – noch
– voraus.
Die jüngsten demokratischen Entwicklungen und Reformen in Ägypten begrüße ich
in diesem Zusammenhang ausdrücklich. Sie bedürfen, so meine ich, jedoch eines
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starken Rückhaltes – auch außerhalb Ägyptens. Ich fordere daher – es ist dies unsere
Pflicht und Verantwortung –, dass wir Ägypter im Ausland Hand in Hand zusammen arbeiten, um die ägyptische Regierung bei der Realisierung ihrer politischen und
ökonomischen Reformprojekte zu unterstützen. So kann der tief greifende wie notwendige Veränderungsprozess, der die ägyptische Gesellschaft erfasst hat, noch erheblich beschleunigt werden.
Wenn wir die Zukunft unseres Landes erfolgreich in unsere Hände nehmen wollen,
müssen wir noch viele Hemmnisse und Probleme beseitigen. Hierzu zählt für mich
zuallererst das Problem der alarmierend hohen Jugendarbeitslosigkeit, das nicht nur
Ägypten, sondern alle Länder des arabischen Raums gleichermaßen plagt. Zurückzuführen ist dieser Missstand auf die ungerechten sozialen Segmentierungen unserer
Gesellschaft, die einen kleinen Teil der Jugend in Folge von Protektion und Patronage
in eine rosige Zukunft blicken lässt, einen weit aus größeren Teil junger Menschen
jedoch trotz guter Ausbildung den Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Wohlstand verwehrt. Die jungen Menschen sind unser Kapital, unsere Zukunft. Ihnen gilt es daher,
eine Perspektive auf Beschäftigung, Wohlstand und Teilhabe zu verschaffen.
Ich weiß, dass wir in der Lage sind, die gesamte Wirtschaft aus eigener Kraft zu reformieren und dies ohne ausschließlich auf die Hilfe anderer Länder angewiesen zu
sein. Hingegen sollten wir verstärkt strategische Partnerschaften eingehen, in denen
jeder gleichermaßen von einer Zusammenarbeit profitiert. Viele von uns sind der Lage, dass für die Optimierung der ägyptischen Wirtschaft notwendige Know-how wie
auch den erforderlichen Technologietransfer in diesem Sinne zu organisieren. Es ist
nur, ich betone es noch einmal, die Verabredung einer gemeinsamen Strategie und ein
neues Denken notwendig. Ich schlage deshalb vor, für jeden dieser Bereiche eigene
Kompetenzteams zu schaffen – mit einer auf fachlichen Qualitäten begründeten Zuständigkeit für die jeweiligen gesellschaftlichen Teilbereiche – Wirtschaft, Forschung
und Entwicklung usw.
Ich selbst habe ein strategisches Konzept entwickelt, mittels dessen Ägypten allein
durch die gemeinsame Zusammenarbeit mit denen im Ausland lebenden Ägyptern
rund 20 Mrd. Euro zugute kommen würden. Deshalb bin ich mir sicher, Ägypten
befindet sich in einer viel versprechenden Prosperitätskonstellation. Und wir Ägypter im Ausland können eine Menge dazu beitragen, die derzeit günstigen Ausgangsbedingungen in Wohlstand und Freiheit für unser Ägypten zu übersetzen.
Mohamed Attia,
Präsident der Deutsch-Ägyptischen Gesellschaft in Hannover e.V.
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