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Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse NO. 3
EUROPÄISCHE STUDIE ZUM
WOHLBEFINDEN IM ALTER
KÖRPERLICHE GESUNDHEIT UND FÄHIGKEITEN ZUR BEWÄLTIGUNG DES
TÄGLICHEN LEBENS
Verfasser: Dieter Ferring (Luxemburg), Ingalill Rahm Hallberg (Schweden), Martine
Hoffmann (Luxemburg), Claudine Petit (Luxemburg), Gill Windle (Großbritannien),
Cecilia Heiss (Österreich), Cecilia Paulsson (Schweden), Liana Spazzafumo (Italien),
Cristel Borg (Schweden) und Marieke van der Meer (Niederlande).
Das Forschungsprojekt „Wohlbefinden im Alter: Eine Europäische Studie zum
Wohlbefinden im Alter“ zielt darauf ab, ein europäisches soziokulturelles Modell zu
entwickeln, das genauere Einblicke ermöglicht, wie bestimmte Einflussfaktoren,
zusammen mit persönlichen und kulturellen Merkmalen das allgemeine Wohlbefinden
und die Lebenszufriedenheit im zunehmenden Alter beeinflussen. Folgende
Hauptkomponenten werden in der Studie erfasst: körperliche Gesundheit und
Fähigkeiten zur Bewältigung des täglichen Lebens, Selbstressourcen (emotionale und
geistige Befindlichkeit), Lebensaktivitäten (Lebens- und Freizeitgestaltung), materielle
Sicherheit und soziale Unterstützungsressourcen. Die Studie wurde 2002-2003 in 6
EU-Ländern (Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Schweden und
Österreich) durchgeführt. Anhand eines Fragebogens wurden in jedem dieser Länder
1,800 bis 2,000 nicht-institutionalisierte Personen (z.B. keine Personen, die sich in
stationärer Betreuung bzw. in Pflegeheimen befinden) zwischen 50 und 90 Jahren von
ausgebildeten MitarbeiterInnen persönlich befragt.
Die
demografischen
Merkmale
westeuropäischer Länder haben sich
dramatisch
verändert.
Während
anfangs des 20. Jahrhunderts etwa
40% der Bevölkerung der entwickelten
Länder vor dem Erreichen des 50.
Lebensjahres starben, so wurden Ende
des 20. Jahrhunderts etwa 50% der
Bevölkerung älter als 70 Jahre. Die
Lebenserwartung bei der Geburt
beträgt in den meisten europäischen
Ländern 76 bis 78 Jahre. Andererseits
aber
sind
der
Rückgang
der
Fähigkeiten zur Bewältigung des
täglichen Lebens und eine steigende
Anzahl von Krankheiten besonders bei
den
über
80jährigen
allgemein
bekannt. Dies ist jedoch keineswegs
unvermeidbar und viele über 80jährige
sind gesünder als manch Jüngerer.
Da die körperliche Gesundheit und die
Fähigkeiten zur Bewältigung des
täglichen Lebens als einer der
bestimmenden Faktoren für die
individuelle Lebenszufriedenheit im
Alter gesehen werden, stellten diese
Aspekte auch einen der Hauptbereiche
der ESAW Studie dar. Die körperliche
Gesundheit und die Fähigkeiten zur
Bewältigung des täglichen Lebens
wurden
anhand
von
Selbstbeschreibungen von Personen
im Alter zwischen 50 und 90 Jahren
erhoben.
Hauptergebnisse:
Die Ergebnisse der ESAW Studie
heben die Krankheitshäufigkeiten,
1 von 3
Medikamenteneinnahme, Fähigkeiten
zur Bewältigung des täglichen Lebens,
den Gebrauch von Prothesen und
anderen
Hilfsmitteln
und
gesundheitsgefährdendes
Verhalten
hervor.
Es
folgt
eine
Zusammenfassung der nationalen
Gesundheitsprofile.
Die Befragten unter 75 Jahren aller
ESAW Länder gaben an, wenige
Krankheiten zu haben, wobei die
Krankheitshäufigkeit
bei
älteren
Personen anstieg. Frauen gaben
häufiger Krankheiten an als Männer
der gleichen Altersgruppe. Hoher
Blutdruck, Arthritis und Rheuma waren
die häufigsten Krankheitsbilder in allen
ESAW Ländern.
In allen ESAW Ländern wurde eine
vermehrte Medikamenteneinnahme
im Alter und besonders bei Frauen
festgestellt. Am häufigsten werden in
allen
ESAW
Ländern
blutdrucksenkende Medikamente und
verschreibungspflichtige Schmerzmittel
angegeben, gefolgt von ArthritisMedikamenten und Blutverdünnungsmitteln. Digitalis und Hormone wurden
lediglich in den Niederlanden und in
Schweden am häufigsten angegeben.
Die Fähigkeiten zur Bewältigung des
täglichen Lebens wurden anhand von
Selbstbeobachtungen
in
sieben
instrumentellen
und
physischen
Aktivitäten des täglichen Lebens
untersucht. Instrumentelle Aktivitäten
beinhalten
solche,
die
ein
selbständiges
Leben
ermöglichen
(z.B.: Einkaufen, Kochen). Physische
Aktivitäten sind solche, die eine
Abhängigkeit nach sich ziehen könnten
(z.B.: ob die Befragten ohne fremde
Hilfe ins Bett oder aus dem Bett
steigen können). In keinem der Länder
wurde
eine
Einschränkung
von
instrumentellen
oder
physischen
Aktivitäten festgestellt. Die Fähigkeit,
instrumentelle
oder
physische
Aktivitäten zu verrichten, verringerte
sich jedoch mit dem Alter und
weibliche Befragte zwischen 80 und 90
Jahren zeigten eine deutlichere
Verschlechterung
in
diesen
Fähigkeiten.
Abgesehen von Brillen und Hörgeräten
wurde nach weiteren elf Hilfsmitteln
gefragt. Am häufigsten wurden Teiloder
komplette
Zahnprothesen
angeführt (42%), gefolgt von einer
Gehhilfe oder einem Stock (8%).
Die Häufigkeit und Menge von
Alkoholkonsum und Rauchen wurden
als
gesundheitsgefährdendes
Verhalten untersucht. In allen sechs
ESAW Ländern zeigte sich eine relativ
hohe Häufigkeit von Alkoholkonsum.
Am höchsten lag die Häufigkeit von
Alkoholkonsum in Schweden (80%),
gefolgt
von
vergleichbaren
Häufigkeiten
(70%)
in
den
Niederlanden, Luxemburg, Österreich
und Großbritannien. Am niedrigsten
war die Häufigkeit von Alkoholkonsum
in Italien (56%). Die konsumierte
Gesamtmenge von Alkohol lag in
Österreich am höchsten, gefolgt von
Schweden. Weniger Alkohol wurde in
den Niederlanden und Luxemburg
konsumiert, am niedrigsten war die
konsumierte
Gesamtmenge
von
Alkohol in Italien und Großbritannien.
In
allen
Ländern
nahm
der
Alkoholkonsum ab einem Alter von 70
Jahren ab und war weniger ausgeprägt
bei Frauen als bei Männern.
Etwa ein Viertel (21%) aller Befragten
rauchten. In allen ESAW Ländern
zeigte sich auch ein geringer
werdender Tabakkonsum im Alter.
Zudem rauchen in allen Ländern mehr
Männer als Frauen.
Durch weitere Untersuchungen, die
alle
vorhergehenden
Faktoren
berücksichtigen, ergaben sich folgende
nationale Gesundheitsprofile:
2 von 3
- Die Niederlande, und zum Teil
Schweden,
zeigten
die
besten
Ergebnisse für den Gesundheitsstatus
im Vergleich zu den anderen Ländern.
- In Großbritannien wurde der
schlechteste allgemeine Gesundheitszustand festgestellt.
- Luxemburg und Italien zeigten einen
ausgeprägten mittleren und sich
verschlechternden
Gesundheitszustand.
- Die Werte der Österreicher lagen
dazwischen.
Schlussfolgerungen für die Politik:
Die Ergebnisse zeigen, dass mit dem
Alter Krankheiten häufiger auftreten
und sich eine Verminderung der
Fähigkeiten zur Bewältigung des
täglichen Lebens zeigt. Dies hat
direkte
Auswirkungen
auf
die
Gesundheitspolitik. Besonders der
Bedarf an Programmen und politischen
Maßnahmen, um ein gesünderes
Leben
zu
fördern
und
auf
Risikofaktoren
aufmerksam
zu
machen, wird hervorgehoben. Die
Menschen
müssen
sich
der
Risikofaktoren nicht nur im hohen
sondern
auch
im
mittleren
Erwachsenenalter bewusst werden.
Frühzeitige präventive Maßnahmen
wie Information und Aufklärung werden
die Kosten der Gesundheitsversorgung
verringern,
indem
Krankheiten
vorgebeugt oder zumindest verzögert
und die Auswirkungen von Krankheiten
und Behinderungen eingeschränkt
werden.
Zudem ist als sicher anzunehmen,
dass die ältesten Alten von präventiven
Programmen zu Hause profitieren
werden.
Rehabilitationsprogramme
sollten also darauf ausgerichtet sein,
die
persönliche
Aktivität
und
Selbständigkeit so lange wie möglich
zu erhalten, ohne die älteren
Menschen
aus
der
familiären
Umgebung ihres Zuhauses zu reißen.
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