Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse NO. 5 EUROPÄISCHE STUDIE ZUM WOHLBEFINDEN IM ALTER MATERIELLE SICHERHEIT Verfasser: Giovanni Lamura (Italien), Cristian Balducci (Italien) Maria Gabriella Melchiorre (Italien), Sabrina Quattrini (Italien), Liana Spazzafumo (Italien), Vanessa Burholt (Großbritannien), Germain Weber (Österreich), Dieter Ferring (Luxemburg), Joos Droogleever Fortujin (Niederlande) und John Tallberg (Schweden). Das Forschungsprojekt „Wohlbefinden im Alter: Eine Europäische Studie zum Wohlbefinden im Alter“ zielt darauf ab, ein europäisches soziokulturelles Modell zu entwickeln, das genauere Einblicke ermöglicht, wie bestimmte Einflussfaktoren, zusammen mit persönlichen und kulturellen Merkmalen das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit im zunehmenden Alter beeinflussen. Folgende Hauptkomponenten werden in der Studie erfasst: körperliche Gesundheit und Fähigkeiten zur Bewältigung des täglichen Lebens, Selbstressourcen (emotionale und geistige Befindlichkeit), Lebensaktivitäten (Lebens- und Freizeitgestaltung), materielle Sicherheit und soziale Unterstützungsressourcen. Die Studie wurde 2002-2003 in 6 EU-Ländern (Großbritannien, Italien, Luxemburg, Niederlande, Schweden und Österreich) durchgeführt. Anhand eines Fragebogens wurden in jedem dieser Länder 1,800 bis 2,000 nicht-institutionalisierte Personen (z.B. keine Personen, die sich in stationärer Betreuung bzw. in Pflegeheimen befinden) zwischen 50 und 90 Jahren von ausgebildeten MitarbeiterInnen persönlich befragt. Die Daten der ESAW Studie zeigen einige Aspekte hinsichtlich materieller Sicherheit auf, die frühere empirische Studien auf diesem Gebiet bestätigen, und diese mit neueren Ergebnissen, die später angeführt werden, in Verbindung bringen. Sicherheit hin untersucht: Land, Alter, Geschlecht, ländlich/urban, ethnische Herkunft, Familienstand und Bildung. Folgende Bereiche der materiellen Sicherheit wurden erhoben: derzeitige Beschäftigung, Einkommen und andere Kapitalmöglichkeiten, Wohnstatus und –angemessenheit, Möglichkeiten und Angemessenheit für den Lebensunterhalt, Krankenversicherung, Auslastung und subjektive Angemessenheit der materiellen Ressourcen. Bei dieser Studie wurden folgende Bereiche auf die Variablen der materiellen Das Alter spielt hinsichtlich der Unterscheide eine untergeordnete Rolle. In Luxemburg waren so gut wie keine Unterschiede im Einkommen festzustellen. Schweden und Österreich zeigen die größten Unterschiede: am wenigsten zählten sich Befragte der jüngsten Altersgruppe zu der Kategorie mit dem niedrigsten Einkommen. Hauptergebnisse: Das Einkommen wurde in Kategorien pro Land eingeteilt. 1 von 3 drei Das Geschlecht hat in Österreich einen signifikanten Einfluss: Frauen sind ärmer als Männer, wohingegen Geschlechtsunterschiede in Italien praktisch nicht vorhanden sind. Ein niedrigeres Einkommen ist in Italien, Österreich und den Niederlanden in ländlichen Gegenden häufiger. Ethnische Minoritäten haben meist niedrigere Einkünfte. Dies gilt besonders für Großbritannien und Schweden. In Großbritannien, den Niederlanden und Schweden zeigt sich der Familienstand als ausschlaggebend für Unterschiede im Einkommen: alleinlebende Befragte verdienen eher weniger als jene, die mit jemandem zusammen leben. In allen ESAW Ländern ist ein direkter Einfluss der Bildung auf die Höhe des Einkommens festzustellen. Länderspezifische Unterschiede wurden hinsichtlich des Wohnstatus’ festgestellt. In Österreich und den Niederlanden ist etwa die Hälfte der Befragten Hausbesitzer, wohingegen in Italien und Luxemburg 80% der Befragten Hausbesitzer sind. In Großbritannien und den Niederlanden erhalten die Bürger mehr Wohnunterstützung in Form von Mietfördergeldern und/oder Sozialwohnungen als in anderen Ländern. In den meisten ESAW Ländern greift eine steigende Zahl der Bevölkerung neben den staatlichen allumfassenden Krankenversicherungen auf private Versicherungen zurück. Die größte Anzahl an zusätzlichen Versicherungen für Krankenhausaufenthalte und Arztrechnungen zeigt sich in Luxemburg, die niedrigste in Italien. Was die Angemessenheit der materiellen Sicherheit angeht, so fanden die Befragten in Großbritannien, Italien und Schweden stärker als die der anderen Länder. dass sie nicht in der Lage sind, alle Kosten für die Gesundheitsversorgung abzudecken. In den gleichen Ländern brauchen mehr Befragte Hilfe, um für ihren Lebensunterhalt aufkommen zu können. In Österreich gaben die Befragten am meisten an, nicht genügend finanzielle Ressourcen für Notfälle zu haben. Ein Fünftel der Befragten aller ESAW Länder haben Schwierigkeiten, regelmäßigen Zahlungen nachzukommen. Dies ist besonders in Schweden der Fall, weniger stark ausgeprägt ist es in Italien, Großbritannien und Österreich. Trotz dieser Schwierigkeiten geben nur die Italiener und Briten an, stärkere finanzielle Unterstützung zu benötigen. Befragte aus den Niederlanden und Luxemburg geben am seltensten an, in einer schlechteren finanziellen Lage als Gleichaltrige zu sein. Andererseits geben die Befragten aus Österreich, Großbritannien und Schweden am häufigsten an, in einer schlechteren finanziellen Lage als andere zu sein. Folgende Indikatoren für materielle Sicherheit zeigten die stärksten Zusammenhänge mit dem Wohlbefinden: wirtschaftliche Zufriedenheit, generelle materielle Sicherheit, subjektiv empfundene Angemessenheit des Einkommens und die Verfügbarkeit ausreichender finanzieller Ressourcen für Bedürfnisse oder Luxus. Die Untersuchung zeigt jedoch, dass ein einziger zusammenfassender Punkt, „die Verfügbarkeit finanzieller Ressourcen für die alltäglichen Bedürfnisse“, als Messgrad für „wirtschaftliche Angemessenheit“ dient. 2 von 3 In Luxemburg und Österreich zeigen ältere Menschen den höchsten Grad an wirtschaftlicher Angemessenheit, in Italien den niedrigsten. Weiters hat die Studie folgende Punkte ergeben: wirtschaftliche Angemessenheit verringert sich mit dem Alter in Italien und Österreich, steigt aber in den Niederlanden, Großbritannien und Schweden mit dem Alter an. - wirtschaftliche Angemessenheit ist in Großbritannien und den Niederlanden höher in ländlichen Gegenden, in allen anderen Ländern in urbanem Umfeld. - wirtschaftliche Angemessenheit ist höher bei den nationalen Mehrheiten, niedriger bei Nicht-Europäern. - wirtschaftliche Angemessenheit ist am niedrigsten bei alleinlebenden Menschen oder bei Menschen, die mit Kindern leben. - wirtschaftliche Angemessenheit ist höher bei älteren Menschen mit einem höheren Bildungsgrad. Schlussfolgerungen für die Politik: Die Untersuchung des Einflusses der materiellen Sicherheit auf das Wohlbefinden in den Ländern der ESAW Studie hat einige politisch wichtige Ergebnisse gebracht. Weitere Untersuchungen werden zu spezifischen Empfehlungen an die Politik führen und dabei so wichtige Felder abdecken wie die Beschäftigung älterer Arbeiter, Wohnstatus, Krankenversicherung und Versicherungen für stationäre Betreuung. Diese Empfehlungen könnten älteren Erwachsenen und deren Familien eine große Hilfe hinsichtlich der Bedürfnisse für materielle Sicherheit darstellen. 3 von 3