Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Beschwerdemanagement Seminar Mag. Josef Wanas MBS [email protected] www.wanas.at Mag. Josef Wanas Institutsleiter Wirtschaft und Recht der NDU Universität St.Pölten Lektor Wirtschaftsuniversität Wien Lehrbeauftragt an der HLT St.Pölten Seniorconsultant der MBS Dr.Kurzbauer 1 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Beschwerdemanagement und Reklamationsbehandlung Allen Menschen Recht getan, ist eine Kunst die „Niemand“ kann Egal wie man es macht, einer ist immer beleidigt! Die Behandlung und Bearbeitung von Beschwerden bzw. Reklamationen ist eines der heikelsten Kapitel im Umgang mit Kunden. Versetzen wir uns doch einmal in die verschiedenen Seiten. Beschwerden tun weh! Stellen Sie sich doch einmal eine Situation vor, wie sie sie sicherlich schon einmal erlabt haben: Ein aufgebrachter Kunde steht vor Ihnen, aufgelöst, im Zorn, laut, etc...... Nun werfen wir einmal unseren inneren „Kinoprojektor“ an: 1. Wie war die Ausgangssituation, was ist passiert? 2. Wie läuft die Reklamationssituation ab? 3. Wie reagieren wir in der Situation der Reklamation? 4. Wie reagiert der Kunde auf unser Verhalten? Unsere menschliche Psyche ist wie ein Pendel: wir wollen uns immer auf der Ebene der innen Ruhe einpendeln. Alles was das Pendel anstößt, dass es aus der Ruhe herauspendelt tut weh! Und wir werden alles nur erdenklich tun und machen, um wiederum in die innere Ruhe hineinzupendeln. Und dabei ist es uns egal ob das was wir tun wirklich sinnvoll ist, für andere gut oder nicht gut ist, etc. Wichtig ist nur - wir selbst wollen immer wieder zurück in unsere Ruhe!! Innere Ruhe tut gut - innere Unruhe tun nicht gut, schmerzt. Beispiel: wir haben einen durch Lebensumstände, Erziehung, Religion, Tradition usw. angeborenen und erworbenen „Gerechtigkeitssinn“. Solange alles rund um uns diesem Gerechtigkeitssinn entspricht, solange sind wir in Ruhe! Der Zustand ist für uns angenehm. Jetzt kommt ein Kunde und beschwert sich fürchterlich und verletzt dabei unseren Gerechtigkeitssinn. Wir pendeln aus dem Ruhebereich heraus und fühlen etwas unangenehm. Wir wollen nun wieder in den Ruhebereich zurückpendeln. Übung: WIE FINDEN WIR IN DEN RUHEBEREICH ZURÜCK? 2 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Der Angriff auf unser Selbstwertgefühl: Unser Selbstwertgefühl beruht auf 3 Säulen: 1. Die Eigenwahrnehmung: So sehe ich mich selbst 2. Das Wunschbild: So will ich von anderen gesehen werden 3. Das Fremdbild: So glaube ich sehen mich die anderen. Alle 3 Zusammen sind die Ich – Identität Genauso wie wir schon in den Basis-Seminaren von den 3 Ich-Formen gehört haben: Das Eltern-Ich, das Kind-Ich und das Erwachsenen-Ich. Solange sich nun die 3 Ichformen im Selbstwertmodell decken, solange bin ich mit mir selbst im Einklang und fühle mich wohl und bin in einem Gleichgewichtszustand. Diesen Zustand möchte ich immer wieder erreichen und so lange wie möglich aufrechterhalten. Wird das Gleichgewicht von außen angegriffen, dann spüren wir das „schmerzhaft“ und unser Gehirn speichert den Schmerz. Wir wissen daher, wenn uns in Zukunft eine derartige Störung erreicht – werden wir diesen Schmerz erfahren. Was leiten wir davon ab. Wir werden schon im Vorhinein schon Abwehrmechanismen aufbauen, Verteidigungsstrategien aufbauen, Abstreiten und den Angriff gleich blockieren, oder einen Gegenangriff starten. Achtung: Warnungen von außen hindern uns nicht daran immer wieder negative Eigenerfahrungen zu machen – Warum? Weil wir nicht betroffen genug sind. Erst ein hoher Grad der Betroffenheit führt zu wirklichen Lerneffekten. Wenn Sie daher nie mit Reklamationen zu tun haben, oder haben werden, wird alles was Sie hier lesen oder üben, eben als Übung mit raschem Vergessen enden! Oft sind wir Menschen allerdings bewusste „Betroffenheitsverweigerer“ damit unser Hirn nicht „überläuft“. Wir können uns z.B. nicht mit allem Leid und Gram dieser Welt betroffen machen. Denken Sie nur daran wie es einer Krankenschwester erginge, wenn sie alles Leid betroffen machen würde? Oder wie würde es einem Altenpfleger ergehen, oder einem Psychiater oder manchmal auch einem Lehrer?? Oder Ihnen?! Wenn wir lernen wollen, wenn wir uns verändern wollen, dann müssen wir uns auch bewusst betroffen machen und uns in die Situation des anderen Menschen hineinfühlen. Bei Reklamationen hilft das auch, wir werden niemals eine wirklich ehrliche Reklamationsbearbeitung durchführen können, wenn uns die Situation nur randlich oder gar nicht berührt, wir also nicht betroffen sind. 3 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Betroffenheit, Minderwertigkeit, Ängste Minderwertigkeiten entstehen durch eine Anhäufung von getroffenen Fehlentscheidungen und daraus entstandenen ungelösten Konflikten. Wir kennen angeborene Minderwertigkeiten: das sind Ohnmachtsgefühle, Urängste z.B. Naturkatastrophen gegenüber (Überschwemmung, Sturm, Nacht usw) Und wir kennen erworbene, erlernte Minderwertigkeiten: das sind wie oben beschrieben Fehlentscheidungen die zu ungelösten Konflikten geführt haben. Angeborene + erworbene Minderwertigkeiten = unser Minderwertigkeitskomplex Bei Reklamationen spielen nun auch zwei Minderwertigkeitskomplexe mit: 1. der Ausgleichskomplex (Kundenseite): Jetzt kann ich als Kunde meine eigene Minderwertigkeit (angeboren + erworben) so richtig ausgleichen: jetzt kann ich mal zuschlagen, jetzt bin ich in der Machtposition. Randgruppen, Arbeitslose, Unterdrückte, z.B. durch Körpergröße oder Gebrechen benachteiligte Menschen, Möchte-Gerne usw. Diese Individuen agieren aus einer vermeintlichen Machtposition heraus. 2. der Versagensminderwertigkeitskomplex: Verkäuferseite: - ungerechtfertigte Forderungen - alles vom Kunden soll anerkannt werden obwohl es ungerecht erscheint - wirtschaftlicher Druck - vermeintliche Ungerechtigkeit - fühle mich als Mülleimer für alle Versager, sie sich als Kunden in einer Machtposition sehen. Was geschieht nun, wenn wir häufig Angriffe auf unser Selbstwertgefühl erleben. Unsere Frustrationstoleranz wird gefordert. Oder der Frust-Kübel wird aufgefüllt. Jeder Mensch hat nun eine unterschiedliche Frust-Toleranz, das geht schon auf die Erziehung des Menschen zurück. Wer häufig mit Restriktionen (das geht nicht, nein usw) schon als Kind konfrontiert war, hat wahrscheinlich eine höhere Frust-Toleranz. Wer immer aus dem Vollen schöpfen konnte, nie ein Nein akzeptieren musste (manchmal bei Einzelkindern feststellbar) hat oft eine extrem niedrige Frusttoleranz und neigt zu sehr raschem Verzweifeln. Wenn nun der Frust-Kübel voll ist, dann wird er meist explosionsartig entleert – dass führt dann meist zu Aggressionen: - Aggression gegen Sachen (zerschlagen von Gegenständen) Aggression auf Menschen (Angriffe auf Menschen) Aggression auf sich selbst (Eigenverletzung, Sucht) 4 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Das alles leert zwar den Frust-Kübel vorerst einmal aus, löst jedoch nicht das Problem!. Übung: Welche Aggressionen haben Sie selbst schon einmal im unmittelbaren Umfeld nach Reklamationen gesehen, erlebt, erfühlt Achtung: Wir müssen aber die Probleme lösen und nicht lediglich eigene oder fremde Frustkübel entleeren. D.h. wir müssen ein System und eine Methode finden, wie wir Angriffe – in unserem Fall Reklamationen und Beschwerden erkennen, das dahinter liegende Problem lösen und somit sowohl Käufer wie auch Verkäufer in die angenehme Ruheposition bringen. Wie wir Beschwerden mit System managen Der Schadensfall Eine Kundin kommt ins Geschäft, vor einigen Tagen hat sie ein Paar Schuhe gekauft. Es waren high heels. Nach den ersten paar Mal tragen der Schuhe bricht der Absatz. Sie hat sich die Rechung nicht aufgehoben. Gemeinsam mit dem Schuhkarton wurde die Rechnung mit entsorgt. In welcher Situation befindet sich die Kundin, versuchen Sie sich einmal in die Kunden hineinzufühlen. Die Kundenseite Wie geht es der Kundin mit ihrem Selbstwertgefühl. Was wäre mit Ihrem Selbstwertgefühl, wenn Sie Kundin wären? Übung: Zeichnen Sie einmal das Ich System der Kundin auf Eigenwahrnehmung Wunschbild Fremdwahrnehmung Oder sehen Sie einmal aus dem Eltern-Ich Kind-Ich Erwachsenen-Ich 5 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Wie würden Sie reagieren: gar nichts sagen und neue Schuhe kaufen, weil ich ja nichts in der Hand habe (Rechnung) Ersatz verlangen, weil es doch nicht sein kann, dass Schuhe schon nach einigen Malen tragen kaputt sind Vorsichtshalber schon einmal ein bisserl schärfer die Beschwerde vortragen, denn nachlassen kann man ja immer noch. Habe ich als Kunde überhaupt ein Recht darauf, mich zu beschweren, war ich nicht vielleicht selber schuld, vielleicht hätte ich mit den Stöckelschuhen doch nicht Fußballspielen sollen, war der Stöckel schlecht angeklebt. Bekomme ich den Schuh nun ausgetauscht, oder nur einen Teil davon (in Geld wert) Was könnte mir angeboten werden: Da ich keine Rechnung habe bekomme ich keinen Ersatz, auch wenn sich die Verkäuferin an mich erinnern kann, so ist es nun einmal rechtlich. Ich bekomme einen Teilersatz, ich erhalte einen Einkaufsgutschein von 20 Euro Ich bekomme den Schaden ersetzt. Entweder erhalte ich die die gewünschten Schuhe, oder ich bekomme einen Gutschein. Die Verkäuferin versucht die Schuhe zu reparieren und den Stöckel anzukleben oder einzuschicken. Ich erhalte entweder den Schuh den ich will, oder ich erhalte das Geld zurück, weil die Verkäuferin ja weiß wie viel der Schuh gekostet hat. Wie fühle ich mich als Kunde, wenn die Beschwerde nicht erfüllt wird und ich keinen Schadenersatz bekomme. Nehme ich dass alles einfach hin, werde ich wieder in dieses Geschäft einkaufen gehen, was werde ich meinen Freunden über dieses Geschäft erzählen?? Die Verkäuferseite Nun versuchen wir uns einmal in den Verkäufer, bzw. in den Unternehmer hineinzudenken. Da kommt jetzt wer, und beschwert sich. Was weiß ich warum der Schaden zustande gekommen ist. Beim Kauf war der Schuh sicherlich in Ordnung, sonst hätten Sie ja der Kunden den Schuh nicht verkauft und außerdem hat sie ja keine Rechnung mehr mit, da könnte doch jeder kommen und sagen irgendetwas passt ihm nicht. Übung: Zeichnen Sie einmal das Ich System der Verkäuferin auf Eigenwahrnehmung Wunschbild Fremdwahrnehmung Oder sehen Sie einmal aus dem Eltern-Ich Kind-Ich Erwachsenen-Ich 6 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Wie können wir reagieren: Der Kunde hat keine Rechnung und daher bekommt er keinen Ersatz, auch wenn wir uns an ihn erinnern können. Der Kunde bekommt einen Teilersatz, wir geben ihm einen Einkaufsgutschein von 20 Euro Wir ersetzen dem Kunden die Schuhe, entweder wir haben die gewünschten Schuhe, oder er bekommt einen Gutschein. wir versuchen die Schuhe zu reparieren und den Stöckel anzukleben Wir erhalten entweder den Schuh den wir wollen, oder wir erhalten das Geld zurück, weil wir ja wissen wie viel der Schuh gekostet hat. Wie fühle ich mich als Verkäufer/Unternehmer dabei. Hat mich der Kunde über den Tisch gezogen, war die Beschwerde und daher auch der Ersatz gar nicht gerechtfertigt? Habe ich die Beschwerde im Sinne des Kunden zwar erledigt, dabei aber Geld verloren? Sind Kunden Betrüger? Wurde ich soeben betrogen. Soll ich wirklich jedem Kunden jede Beschwerde erfüllen, erziehe ich dann nicht meine Kunden zu „Beschwerdeprofis“? Sie sehen, es ist gar nicht so einfach da eine Linie rein zu bringen, die allen Beteiligten wirklich in eine „Gewinnersituation“ bringt. Ist daher jede Beschwerderegelung eine halbherzige Kompromisslösung bei der immer einer draufzahlt, einmal hat der Kunde Pech, ein andermal der Verkäufer. Und dann, eine noch unangenehmere Situation: Nehmen wir an, Sie sind die Schuhverkäuferin, die Kundin ist eine Stammkundin von Ihnen. Sie kennen die Kundin gut, Sie wissen, dass die Kunden sorgsam mit der Ware umgehen, dass die Kundin viel und häufig einkauft und viel gute Mundpropaganda über unser Geschäft macht. Aber: In den Richtlinien den Geschäftes heißt es, „Reklamation nur mit der Rechnung“!! und keine Ausnahmen, denn sonst würden wir ja bald nur mehr Ausnahmen machen. Sie würden ja gerne die Ware ersetzen, aber Ordnung muss sein, wäre die Kunden nicht so blöd gewesen und hätte sie die Rechnung nicht weggeworfen. Jetzt sind schon drei im Spiel: Der Chef versteckt sich hinter den Regeln 7 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Die Verkäuferin steht vor der Kundin, will was regeln und kann nicht Die Kundin sieht die Verkäuferin als „das Geschäft“ und denkt sich, „so geht man mit mir als Stammkundin um“! Ein anderer Fall: Eine Stammkundin in einem Kosmetikgeschäft sieht folgende Werbeaussage: „Bei über der Hälfte aller Frauen erzielte diese Spezialgesichts-Creme 70% weniger Falten nach 3 Wochen Anwendung“. (Sie kennen solche Aussagen sicherlich aus dem Fernsehen) Die Kunden ist von dieser Aussage entzückt und kauft die Spezial Gesichtscreme um 350,-- Euro. Nach 2,5 Wochen und nachdem ¾ der Creme verbraucht sind, aber die Falten offensichtlich nicht um 70% zurückgegangen waren kommt die Kunden erbost ins Geschäft – reklamiert und fordert das Geld zurück: Wie fühlt sich die Kundin Wie fühlt sich die Verkäuferin Versuchen Sie sich in beide hineinzufühlen und zeichnen Sie die Ich-Profile auf. Ist die Beschwerde gerechtfertigt oder nicht? Zwei Gretchenfragen: Wie ist denn unser Umgang mit Kunden im Beschwerdefalle: Übung: Welche Erfahrungen haben Sie persönlich mit Beschwerdefällen und Reklamationen. Wie gehen Sie vor – haben Sie schon ein bestimmtes Erfolgsprogramm „gelernt“ Was gelingt Ihnen bei Beschwerden besonders gut und was geht meist daneben?? Frage 1: Dient der Ist-Zustand dazu, dass alte Kunden erhalten werden: wieder bei uns einkaufen häufiger bei uns einkaufen eine aktive und positive Mundpropaganda betreiben uns helfen ein positves Image aufzubauen Frage 2: Dient der Ist-Zustand dazu, dass wir neue Kunden gewinnen. 8 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Vier kleine Weisheiten (schon oft gehört und noch öfter vergessen) Weisheit 1: Nur 2 - 4 Kunden von 100, die einen Anlass zur Beschwerde haben, beschweren sich wirklich. D.h. hinter jeder Beschwerdekunde stehen zwischen 25 - 50 Kunden die sich auch beschweren könnten, dies aber nicht tun. Warum auch immer, vielleicht auch, weil es sowieso keinen Sinn hat. Weisheit 2: Jeder enttäuschte Mensch erzählt diese Enttäuschung im Durchschnitt 20 Menschen weiter. D.h. bad news are good news. Wir sind darauf programmiert, böse Enttäuschungen an so viele Menschen wie möglich weiter zu erzählen. Weisheit 3: Zufriedene Kunden erzählen nichts weiter! Höchstens wenn sie danach gefragt werden. Darum sollten wir die zufriedenen Kunden umtaufen in NUZ (nicht unzufriedene Kunden)-Kunden. NUZ Kunden machen eine passive positive Mundpropaganda, d.h. sie erzählen maximal 2 -3 Kunden das positive Erlebnis, aber nur wenn Sie danach gefragt werden. „Wo kaufst denn Du Deine Semmeln?“ „Beim Huber Bäcker, die sind nicht schlecht“ Weisheit 4: Es kostet 5 - 7 Mal mehr Zeit, Geld und Energie, um einen einzigen verlorenen Kunden durch einen Neukunden zu ersetzen, als einen (wenn auch momentan unzufriedenen) Noch-Kunden zu halten. Was löst Beschwerden aus? Vergessen wir nun einmal gänzlich die Position des Verkäufers und schlüpfen wir gemeinsam in die Lage des Kunden, Der Kunde hat Erwartungen und diese können nun: nicht erfüllt werden erfüllt werden übererfüllt werden Wir müssen davon ausgehen, dass 50% aller Reklamationen erst gar nicht entstehen würden, wenn man einander verstanden hätte!! Wenn der Verkäufer den Käufer schon in der Informationsphase richtig „abgefragt“ hätte und ihn richtig eingeschätzt hätte. 9 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Wenn die Erwartungen erfüllt oder zumindest einigermaßen erfüllt werden dann haben wir einen zufriedenen Kunden. Hier unterscheiden wir ebenfalls wieder in: a. den stabil zufriedenen Kunden b. den fordernden zufriedenen Kunden c. den resignativ zufriedenen Kunden Übung: suchen Sie sich je ein Geschäft aus, in dem Sie Kunde sind und das zu jeweils a, b oder c. passt. D.h. 1 Geschäft wo sie stabil zufriedener Kunde sind – mit Begründung, 1 Geschäft wo sie fordernd zufriedener Kunde sind mit Begründung und 1 Geschäft wo Sie resigantiv zufriedener Kunde sind. Richtige Kommunikation beginnt eben schon beim Aufbau von Erwartungen: Es gibt dafür kein Einheitsschema aber wir können uns vorstellen 1. ich habe eine Einstellung (wie entstehen Einstellungen) 2. daraus resultiert mein Verhalten 3. aus meinem Verhalten resultiert Deine Einstellung zu mir 4. aus deiner Einstellung zu mir resultiert Dein Verhalten 5. aus deinem Verhalten resultiert meine Einstellung usw. Es gibt dabei sogenannte „Hot Buttons“ also heiße Knöpfe, wenn jemand auf so einen heißen Knopf bei uns drückt, dann geht bei uns die Emotion los, Zorn, Agression usw. Das löst z.B. auf „Knopfdruck“ unsere Minderwertigkeiten aus. Übung: Bei welchen Worten, Aussagen, Tätigkeiten, Nonverbalitäten gehen bei Ihnen die Wogen hoch, die Nerven durch und die Emotionen brechen durch? Wenn Erwartungen nicht erfüllt werden, dann kann eine subjektive Verärgerung des Kunden entstehen. Ich sage hier absichtlich „subjektiv“, d.h. Der Kunde fühlt eine persönliche, auf sich bezogene Verärgerung, das hat nichts damit zu tun, ob diese Verärgerung objektiv gerechtfertigt ist, oder ob daraus ein Anspruch auf Ersatz, oder Wiedergutmachung geknüpft werden kann. Der Maßstab ist die subjektive Verärgerung des Kunden und diese Verärgerung kann nun zu einer a. geäußerte Beschwerde b. nicht geäußerten Beschwerde führen. Wir wissen ja, dass nur 2 - 4 von 100 Personen die verärgert sind eine Beschwerde äußern. Der Rest hat eine „nicht geäußerte Beschwerde“ Aber oft sind gerade die nicht geäußerten Beschwerden die bedeutendsten Fälle. 10 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Klammern wir vorerst auf alle Fälle Ansprüche, Berechtigungen etc. aus! Denn das zentrale anliegen des Beschwerdemanagements ist die subjektive Verärgerung des Kunden. Der ÄRGER und nicht der ANSPRUCH Berechtigte und nicht berechtigte Beschwerden!? SCHWERER FEHLER: Beschwerden sind immer berechtigt, weil sie im persönlichen Bereich eines Menschen angesiedelt sind, die Forderung des Beschwerdeführers können unberechtigt, oder überzogen sein! Die Unterteilung in berechtigte und nicht berechtigte Beschwerden ist der schwerste Fehler. Es kann die Forderung berechtigt, oder nicht berechtigt sein, es kann die Forderung überzogen sein, aber der Beschwerdegrund, der Ärger der daraus entsteht ist davon unbeeinträchtigt. Trennung von Beschwerdegrund und Forderung Verärgert kann jeder Mensch, jeder Kunde sein, und jeder Kunde hat das Recht und soll die Möglichkeit haben die Beschwerde vorzutragen. Aus diesen Beschwerden können wir immens viel lernen. Ob wir nun den Kundenforderungen ganz, teilweise oder gar nicht nachkommen, dass muss im Einzelfall überprüft werden. Manche Unternehmen sind beim Nachkommen der Kundenforderungen sehr großzügig, manch wiederum eher restriktiv oder gar kleinlich. Es kann natürlich vorkommen, dass der Beschwerdegrund völlig gerechtfertigt ist, die Forderung jedoch völlig überzogen ist. Aber wichtig ist, aus den Beschwerden zu lernen, auch wenn wir die Kundenforderungen nicht erfüllen können oder dürfen. Wie wir auf Beschwerden reagieren leitet sich aus folgenden Punkten ab: 1. Wie oft kommt diese Beschwerde vor (Häufigkeit) 2. Was sind die Folgen wenn wir der Beschwerde nicht nachkommen (Intensität) 3. Welche Kunden beschweren sich (Wertigkeit des Kunden) Übung: Machen Sie einmal eine Aufstellung der Beschwerden der letzten 2 Monate, an die Sie sich erinnern können. Versuchen Sie nun Beschwerdegrund (immer berechtigt) und Forderung gegenüberzustellen. Wo war die Forderung durchschnittlich, über- oder unterdurchschnittlich 11 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Kundenbindung - Kundenloyalität Kundenbindung ist für kleine und mittlere Unternehmen immer etwas sehr schwieriges! Große Unternehmen können Machtfunktionen ausspielen, Kunden knebeln, z.B. durch Handyverträge etc. Kleine Unternehmen haben diese Macht nicht!! Loyalität (Bindung des Kunden von sich aus an das Unternehmen) ist die schärfste Waffe des Kunden!!! Loyalität ist eine Folge der Kundenzufriedenheit Kundenloyalität steigert die Wertschöpfung, denn loyale Kunden kaufen öfter, sie kaufen mehr, sie sind meist weniger preissensibel. Und sie helfen, Werbekosten zu sparen. Aber das ist noch nicht alles. Ein durch und durch loyaler Kunde kommt nicht nur immer wieder, er erzählt seine positiven Erfahrungen auch weiter ("Mund-zuMund-Geschäft"). Nicht als Stammkunde, sondern als aktiver Empfehler ist der Konsument am profitabelsten. So wird das meiste Geld verdient. Wer die Loyalität seiner Käufer gewinnt und dauerhaft bewahren kann, sichert sich mehr Umsatz und reduziert gleichzeitig seine Kosten. Das Ersparte kann wiederum loyalitätsfördernd investiert werden: in umsatzträchtige Innovationen, in auf Kunden fokussierte Mitarbeiter, in guten Service und in ein sich an Loyalität orientierendes Marketing. So erzeugen Sie eine Loyalitätsspirale, die sich immer weiter nach oben dreht. Untersuchungen und Beobachtungen bestätigen - abgesehen von wenigen Ausnahmen - bei loyalen Kunden immer wieder folgendes: höhere Wiederkauf-Raten: Loyale Kunden kaufen öfter und konzentrieren ihre Kaufkraft auf wenige Anbieter. Dies fördert auch die Planbarkeit und Budgetierung von Umsatzverläufen. Zusatzverkäufe: Loyale Kunden kaufen mehr, denn sie sind mit dem kompletten Angebot besser vertraut. Zudem kaufen sie auch hochwertiger. geringere Preis-Sensibilität: Loyale Käufer sind großzügiger. Die Rolle des Preises relativiert sich, sie vergleichen seltener. längere Verweildauer: Loyale Kunden sind immun gegenüber anderen Anbietern oder vergleichbaren Leistungen und resistent gegenüber AbwerbeVersuchen. kostenlose Verkäufer: Empfehlungen bringen einen Vertrauensvorschuss und damit schnellere Kaufbereitschaft bei dem, der die Empfehlung erhält. Als glühende Verehrer verteidigen Empfehler ihre Lieblingsmarke auch gegen jede Art von Angriffen. homogenerer Kundenmix: Gleich und Gleich gesellt sich gern. Dies fördert die Spezialisierung auf erwünschte Kundengruppen. Umsatzplus durch Innovationsanstöße loyaler Käufer: Der Kunde wird zum Ideengeber und kostenlosen Unternehmensberater. 12 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Durch Kundenloyalität Kosten sparen Untersuchungen und Beobachtungen bestätigen zudem: niedrigere Akquisitionskosten: Loyalisieren ist günstiger als Neukunden gewinnen. Stammkunden brauchen weniger klassische Werbung. optimierter Werbemitteleinsatz: Durch Konzentration aller Aktivitäten auf die loyalsten Zielgruppen und gezieltere Ansprache entstehen geringere Streuverluste. Reduktion von Geschäftsrisiken: Geringere Debitorenprobleme, denn loyale Kunden zahlen besser. verringerte Prozesskosten: Planbares Wiederkaufverhalten kommt Einkauf, Logistik und Lagerhaltung zugute und führt zu optimierten Prozesszeiten. Es entstehen geld- und/oder zeitsparende Ablauf-Routinen, da Käufer und Mitarbeiter gut miteinander vertraut sind. weniger Mitarbeiterfluktuation: Die Mitarbeiterloyalität steigt. Es entsteht eine Mitarbeiter-Käuferbindung. Der eigene Arbeitgeber wird zunehmend attraktiv. sinkende Kosten für die Gewinnung neuer Mitarbeiter: Loyale Mitarbeiter werben neue, passende Mitarbeiter durch positive Mundpropaganda. geringere Reklamationskosten: Treue Kunden sind toleranter gegenüber Fehlern und großzügiger bei der Fehlerbereinigung. honorarfreies Mitarbeiter- und Management-Coaching durch engagierte Käufer: Dies reduziert die Kosten für externe Berater und führt zu kontinuierlichen Verbesserungsprozessen. Wie man mit Beschwerden Kunden loyal macht Beschwerdemanagement als Baustein des „Kunden - Loayalitäts Managements“ Mit dem Beschwerdemanagement läßt sich die höchste Bindungsintensität (Loyalität) überhaupt erzielen. Beschwerdemanagement ist das effizienteste und beste Stammkundenerzeugungsprogramm für loyale Kunden. CLV + CRV = wahre Kundenwert!! CLV was ist das: Kundenlebenszeitwert CRV was ist das; Kundenreferenzwert Übung: nehmen Sie Kunden in Ihrem Geschäft her und versuchen Sie mit eigenen Ansätzen und Versuchen den CLV und den CRV des Kunden auszurechnen. Machen Sie einfach einen Versuch! 55 - 70% der Kunden die ein negatives Erlebnis oder Ereignis hatten, kaufen wieder, wenn der Beschwerdegrund abgestellt wird 13 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 95% der Kunden die ein negatives Erlebnis, oder Ereignis hatten, kaufen wieder, wenn das Problem innerhalb von fünf (5) Tagen beseitigt wird 30 - 70% aller Beschwerdeführer verlassen das Unternehmen, wenn sie mit der Reaktion auf die Beschwerde nicht zufrieden sind 70 - 90% der Kunden, die ein Problem mit dem Anbieter haben uns sich nicht aus Eigeninitiative mit ihm in Verbindung setzen, kauf nicht mehr! Achtung: Was bedeutet Qualität? Eine kontinuierlich hohe Qualität wird vom Nachfrager kaum honoriert!! Was heißt das? Der Kunde gewöhnt sich an die hohe Qualität, sie wird für ihn zur Selbstverständlichkeit und wer redet schon gerne über „Selbstverständlichkeiten“!! Was gravierende Urteile betrifft wird ausschließlich an den Negativkriterien gemessen. Es ist selbstverständlich, dass ein erstklassiges Produkt verkauft wird, das jahrelange funktioniert, es ist selbstverständlich, dass der Kunde hunderte Male hervorragend, kompetent und freundlich bedient wurde. Bewertet wird nur, wenn die Produktqualität nachlässt, oder einmal der Kunde weniger freundlich bedient wird. Eine Begründung, warum Kundenzufriedenheitsmessungen meist vollkommen sinnlos sind! Daher bringt eine „Kundenzufriedenheitsmessung“ meist nur zufriedene Ergebnisse, sofern nicht gerade was Negatives passiert ist. D.h. die wirkliche Wahrheit erfahren Sie nur wenn sich Kundenbeschwerden, denn dann ist gerade etwas passiert! Der Aussagegehalt der Zufriedenheitsniveaus und die dadurch erzielte Loyalitätswirkung ist sehr gering! Wirklich begeistern können Sie die Kunden nur mir außerordentlichen, nicht erwarteten Leistungen Begeistern durch das Unerwartete: Alle Leistungen, die ein Kunde erhält, aber nicht erwartet, haben eine Ausnahmequalität. Diese Ausnahmequalitäten sind genau jene Leistungen, die eine dauerhaft bindende Wirkung (Loyalität) aufweisen. Aber Achtung: Der Bindungseffekt kann beachtlich sein, aber oft nur sehr kurzfristig sein. Denn erstens gewöhnt sich der Kunde an das Servicemerkmal und zweiten was geschieht, wenn der Anbieter das Servicemerkmal wieder aufläßt?? 14 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Achtung vor der Servicespirale! Wie wirkt die Servicereduzierung? Der positive Effekt bei der Serviceeinführung wird in der Beurteilung des Kunden überkompensiert vom negativen Effekt der Servicezurücknahme. Übung: Versuchen Sie einmal Gründe aufzuzählen warum Kunden in Ihrem Unternehmen loyal sind, was sind die Begeisterungsmomente und wie lange wirkt die Bindung dieser Momente. Geben Sie uns einige Beispiele! Begeisterung durch Beschwerdemanagement Beschwerdemanagement hat langfristiges Begeisterungspotenzial, denn es kann im Zeitablauf kein Überschwappen von der Ausnahme- zur Routinesituation kommen. Wenn ein Beschwerdegrund rasch, richtig und im Sinne von Kunde und wenn geht auch im Sinne des Verkäufers beseitigt wurde, dann ist die Wahrscheinlichkeit einer Begeisterung sehr hoch, da es ja nicht regelmäßig zu Beschwerden bei ein und demselben Kunden kommt - sonst würde es ja das Unternehmen nicht mehr geben. Allerdings muss vorher ein negatives Erlebnis vorliegen - der Beschwerdegrund Gutes Beschwerdemanagement führt auch zur Bindung an Personen. Wenn eine Person eine Beschwerde sofort und „überraschend“ gut gelöst hat, dann erwartet bzw. erhofft der Kunde natürlich, dass bei einem weiteren Problemfall wieder eine derartige Lösung erfolgt. Daher wird sich der Kunde auch überlegen, dass er bei einem Wechsel zu einem anderen Unternehmen auch diesen „Beschwerdelöser“ verliert!! D.h. gutes Beschwerdemanagement baut „Wechselbarrieren“ auf! Stimulierung von Beschwerden Was ist eine Beschwerde wirklich wert? Übung: Wenn ein durchschnittlicher Kunde, der eine Ware um 20 Euro gekauft hat, ins Geschäft kommt und sich beschwert – wie viel ist diese Beschwerde für uns Wert – versuchen Sie einmal eine Berechnung und versuchen Sie den Beschwerdewert in einem Eurowert auszurechnen. Nichts ist schlimmer wie eine stille, ruhige und schleichende Kundenabwanderung, vor allem wenn man meint, die Kunden sind ja sowieso zufrieden. Der Kunde hat jede Menge Chance Kontakte zu knüpfen. Im modernen Verkauf bemühen wir uns ja, intensiv Kontakt mit dem Kunden zu knüpfen, aber je mehr Kontakte der Kunde hat, desto mehr Möglichkeiten bieten sich auch dass sich der Kunde Meinungen bildet, die von der Erwartung abweichen. 15 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Natürlich kann oft Unmut entstehen, das Entscheidende ist jedoch, ob der Unmut dem Anbieter auch mitgeteilt wird. Gründe warum der Unmut nicht mitgeteilt wird: Die Erfolgswahrscheinlichkeit wird als zu gering eingestuft (hat eh keinen Sinn) Zeitdruck, es warten schon viele andere Kunden. Kunde will den Ablauf nicht stören Es gibt keinen objektiv nachweisbaren Grund für den Beschwerde Um das positive zu Erleben wird das kontroverse Gespräch gescheut. Es würde den Abend, den Urlaub etc. verderben. Der Zeitpunkt ist einfach falsch Weil der Kunde etwas Besseres zu tun hat als sich zu beschweren. Dadurch gehen extrem viele Beschwerden verloren!! Bei 95 - 98% der aufgetretenen Unzufriedenheitsereignissen hat der Anbieter keine Chance es besser zu machen, weil er nie etwas davon hört!! Und darüber hinaus gehen die „WICHTIGSTEN“ Beschwerden verloren, nämlich die subjektiven. Weil der Kunde ja das Gefühl hat, damit komm ich ja sowieso nie durch, das interessiert doch niemanden, da mach ich mich doch nur lächerlich damit! Da nur die objektiven (messbar, beweisbar) in den Augen der Kunde eine Chance haben, gehen die subjektiven verloren. Und genau diese subjektiven Gründe sind es, die die Kunden dazu veranlassen, dem Unternehmen den Rücken zu kehren. Übung: versuchen Sie einmal für Ihr Geschäft mögliche subjektive Beschwerden zu finden (das sind natürlich jene die Sie fast nie hören, dafür brauch Sie jetzt etwas Einfallsreichtum) und objektive Beschwerden, diese werden Sie schon öfters gehört haben Die stille Abwanderung Das größte Übel des Beschwerdemanagements ist die stille Abwanderung. Abwandern ist einfacher als beschweren. Wenn das Abwandern einfacher ist als das Beschweren, dann müssen wir das Beschweren eben viel einfacher machen!!! 1. wo kann ich mich beschweren und wer ist der Ansprechpartner 2. wie einfach kann ich mich beschwerden - Anrufen, mailen (die Kanäle) 3. Beschwerden an die Verantwortlichen weiter tragen, zu viel geht unter. 4. eine positive Beschwerdestimmung schaffen 5. Beschwerdegrundsätze aufstellen und erleben 16 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Übung: Wie könnten Sie in Ihrem Unternehmen die Beschwerden stimulieren? Richtiges Beschwerdemanagement: Drei Erfolgsfaktoren im Beschwerdemanagement 1. die Beschwerdekultur: Beschwerden sind eine Chance Beschwerden sind ein Geschenk Beschwerden liefern die konkretesten Handlungsanweisungen überhaupt 2. Beschwerdestimulierung: Wir brauchen viel mehr Beschwerden Wir müssen es den Kunden einfacher machen Wir müssen den Kunden die Wichtigkeit der Beschwerde klar machen 3. Beschwerdeorganisation: Wie gelangen alle Informationen zu richtigen Stelle Beschwerden können bei allen Mitarbeitern deponiert werden Wie analysiere ich mit einfachen Mitteln die Zufriedenheit oder die Unzufriedenheit meiner Kunden? Breit angelegte Zufriedenheitsanalysen bringen kaum verwertbare Ergebnisse, das haben wir ja schon gehört. Wir brauchen daher besser zugeschnittene Methoden. 1. das Blueprint 2. die Methode der kritischen Ereignisse Das Blueprint: Hier zeichnen wir einmal alle Leistungen ab, mit der der Kunde in Berührung kommt. D.g. die Gesamtleistung wird in Einzelbestandteile zerlegt. Manche davon nimmt der Kunde schon bei der Entstehung wahr, und manche erst später. D.h. wir stellen diese durch die Sichtbarkeitslinie dar. Übung: Machen wir gemeinsam ein Beispiel. Teilen Sie ein Blatt mit einer Linie (Sichtbarkeitslinie in zwei Hälften) und nun zeichnen oder schreiben Sie die Tätigkeiten nacheinander auf die zum Verkauf, bzw. für die Kundenzufriedenheit notwendig sind. Von der telefonischen Kontaktaufnahme übers Parkplatzsuchen bis zum Liftbenutzen, Klobenutzen, usw. bis zum Einkauf, zurückgehen. 17 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Die Methode der kritischen Ereignisse Eruieren der Kernursachen von Kundenproblemen. Die Kunden werden nach einem besonders negativen Ereignis befragt Die Kunden werden gebeten das negative Ereignis frei zu schildern Der Kunde wird befragt warum das Ereignis so negativ für Ihn ist. Fragebogen über kritische Ereignisse: Haben Sie beim Besuch dieses Geschäftes schon etwas besonders Negativ erlebt? Nein ----------------------Abbruch Ja, dann weiterfragen Bitte schildern Sie einen besonders negativen Vorfall Wieso war dieser Vorfall für Sie so besonders negativ? Welche Konsequenzen ziehen Sie aus diesem Vorfall? 18 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Was machen wir mit den Ergebnissen aus der Analyse? Wir unterscheiden in: a. Sofortlösung Manche Beschwerden können wir sofort lösen, ist ja gut, aber in der Hitze des Gefechtes vergessen wir dann diese Beschwerden weiterzuleiten und wir sind dann immer wieder mit denselben Ursachen konfrontiert. Häufig sind wir aber damit konfrontiert, dass wir die Ursachen nicht beseitigen können. b. Weiterleitung Wie werden Beschwerden in Ihrem Betrieb erfasst, gespeichert, bearbeitet, die Ergebnisse gemessen bzw. an übergeordnete Stellen weiter geleitet? Jedes Unternehmen hat eine eigene Struktur und Organisation, deshalb muss in jedem Unternehmen die Beschwerdeorganisation individuell entwickelt werden. Grundsätzlich können wir 4 Ebenen unterscheiden: 1. die Kundengruppen 2. die Abteilungen (Personen) die die Beschwerden entgegennehmen 3. die Abteilungen (Personen) die die Beschwerden lösen 4. die Stellen die der Problemlösung zuarbeiten. Übung: Versuchen sie auf einem Flipchart eine Beschwerdebearbeitung für Ihre Filiale zu entwickeln. 19 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Welche Fragen, bzw. Behauptungen stellen sich häufig bei der Art und Weise der Beschwerdelösung bzw. der Forderungserfüllung 1. Besserer und Beschwerdevermindernder Service kostet zu viel Geld 2. Der Kunde ist nicht bereit für diesen besseren Service mehr zu bezahlen 3. Wenn der Kunde bei einer Reklamation materiell entschädigt wird, dann reicht das doch aus oder? Materielle Problemlösung, weil dem Kunden die materielle Ebene die wichtigste ist. Fakten: Wenn Sie bei einem Kunden, der eine Beschwerde hatte, diese materiell lösen, dann die die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen Kunden trotzdem verlieren um ein 4-faches höher wie bei einem Kunden mit dem Sie noch nie ein Problem hatten. Oft wird das Problem zwar materiell gelöst, aber die Kunde bleibt weiter sauer und verlässt den Anbieter. Ein gemeinsam gut gelöstes Problem ist wie ein gemeinsam verbindendes Abenteuer! Fakten: Wir das Problem auf der Gefühlsebene zufriedenstellend gelöst, dann ist die Kundentreue 6x höher, wie bei einem Kunden mit dem Sie noch nie ein Problem hatten. Wir Menschen sind „Gefühls-Lebewesen“ nur was uns emotional berührt ist für uns wirklich interessant. Nur was uns emotional befriedigt, befriedigt und wirklich!. 11 Regeln, wie Sie mit Reklamationen stressfrei umgehen Reklamationen sind zwar eine wichtige Praxishilfe – doch lassen sie bei so manchem Mitarbeiter den Blutdruck in die Höhe schnellen. Denn der konstruktive, kritische Dialog mit dem Kunden ist gar nicht so einfach und erfordert vor allem eines: Konfliktfähigkeit. Und schließlich ist es auch keine Lösung, sich im Reklamationsgespräch als Underdog zu präsentieren. 20 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Quick-Check: Stressfreier Umgang mit Reklamationen 1. Geben Sie dem Kunden die Gelegenheit, sein Anliegen ohne Unterbrechungen vorzubringen? 2. Demonstrieren Sie Verständnis für sein Anliegen auch in Worten? 3. Achten Sie während des Gesprächs auf eine offene Körperhaltung? 4. Signalisieren Sie dem Kunden durch Worte und Blickkontakt, dass Sie sein Anliegen ernst nehmen und seinen Ausführungen folgen? 5. Versichern Sie sich durch Nachfragen, dass Sie den Reklamationsgegenstand genau erfasst haben? 6. Bieten Sie dem Kunden konkrete Lösungsmöglichkeiten an? 7. Beziehen Sie den Kunden in das Finden dieser Lösung ein? Sie haben 7-mal mit Ja geantwortet? Dann sind Reklamationen für Sie kein Problem, sondern eine Herausforderung, die Sie gerne annehmen. Jedes Nein dagegen bedeutet Handlungsbedarf: Grundsätzliches beim Reklamationsgespräch. Bevor wir auf genaue Regeln eingehen läuft ein Reklamationsgespräch im Prinzip sehr ähnlich wie ein Verkaufsgespräch ab. a. Gesprächseröffnung b. Information c. Kundenaufwertung d. Reklamationsbearbeitung Zur Eröffnung: Stufe I Wir eröffnen immer offen!! D.h. wir fragen den Kunden ganz offen : „Womit kann ich Ihnen konkret dienen“ „Wie können wir Ihr Problem lösen“ „Was kann ich für Sie tun um Sie zufrieden zu stellen“ 21 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Natürlich kommt jetzt oft der Frust – Achtung auf unsere „Hot Buttons“ Zeigen Sie Ihre Betroffenheit – d.h. einfühlen in den Kunden und NICHT Mitleid mit dem Kunden. Jetzt werden wir uns natürlich für die Beschwerde bedanken: „Danke, es ist richtig, dass Sie damit gleich zu uns kommen“ „Danke, dass Sie den Weg auf sich genommen haben, zu uns zu kommen“ Sinn ist das „Einschwingen“ auf die Kundenebene. Wir werden konkret hinterfragen, damit wir genau wissen, was der Kunde genau meint oder will, „Wie darf ich das genau verstehen“? „Was meinen Sie damit genau“, „Wie können sie mir das genau beschreiben?“ Was tun wenn der Kunde weiterhin ungehalten bleibt, auszuckt und weitertobt??? Wir können uns jetzt auf das „aktive Zuhören“ beschränken! D.h. wir werden sowohl körpersprachlich wie auch inhaltlich, wie auch emotional spiegeln. D.h. wir werden nicht unsere Meinung von uns geben, sondern lediglich die Meinung des Kunden wiedergeben, zusammenfassen Wir können dabei auch Fragen einfließen lassen – Warum Fragen? Weil wir damit direkt das bewusste Denken ansprechen und die Emotionen in den Hintergrund drängen! Oft genügen schon 3 Fragen hintereinander um den Kunden aus der Emotionalität in die Rationalität zu bringen. Übung: Stellen Sie sich einen Kunden vor, den Sie unter Umständen schon hatten, es kann aber auch eine sonstige sehr emotionale unangenehme Situation gewesen sein. Erklären Sie die Situation kurz und versuchen Sie nun 3 – 4 Fragen hintereinander zu finden, die die Situation aus der Emotion in die Ratio führt. Spiegeln heißt auch Emotionen zurückzugeben: „Sie wirken sehr verärgert, was kann ich für Sie tun?“ Gehen Sie, wenn es Ihnen leichter fällt in die persönliche Ebene, Fragen Sie den Kunden nach dem Namen, oder vielleicht wissen Sie ja den Namen bereits, geben Sie auch Ihren Namen bekannt, damit Sie von Person zu Person sprechen können. Übung Spiegeln: Nehmen Sie sich einen Partner: es geht um ein Urlaubsziel, dass Sie mit dem jeweiligen Gesprächspartner besuchen wollen, allerdings ist noch nicht ganz geklärt wie es nun wirklich werden soll. Der eine will eher mehr Fun und Action, der andere eher mehr Ruhe und Entspannung. Spiegeln Sie jetzt jeweils die Meinung und die Emotion des anderen und machen Sie einen Gegenvorschlag. Versuchen Sie so einen gemeinsamen Kompromiss zu erreichen 22 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Stufe II Jetzt versuchen wir in die Motivwelt des Kunden einzudringen. Wir versuchen uns vorzustellen, was an der Vorschlägen, oder welche Teile der Vorschläge des Kunden uns gefallen. Nach dem Motto: „Für Ihren Vorschlag des Problem zu beheben spricht 1. 2. 3…… Das ist natürlich für uns extrem schwer, aber es ist im Endeffekt einer der wichtigen Schlüsseln zum Erfolg. Wir bewegen uns sozusagen in die Vogelperspektive Stufe III Jetzt kommen unsere Argumente, die wir benennen und auch begründen dürfen. Jetzt können wir einen Vorschlag machen, oder auch vom Kunden uns einen Vorschlag machen lassen. Übung: Versuchen wir uns in einem Beispiel jeweils zu zweit alle drei Stufen durchspielen. Nehmen wir uns dafür bewusst Zeit, denn das Beherrschen der 3 Stufen ist von extremer Wichtigkeit für die Reklamationsbehebung in Zukunft Die 4 Aspekte der Kommunikation Das Schulz von Thun Modell Jede Ebene hat 4 Botschaften: 1. die Sachbotschaft 2. die Selbstoffenbarung 3. die Beziehungsbotschaft 4. die Appell botschaft Übung: Jemand kommt zu Ihnen in das Geschäft, wirft die Ware auf den Tisch und sagt: Wer hat denn diesen Dreck meiner Tochter verkauft. Versuchen Sie jetzt alle 4 Ebenen genau aufzuschlüsseln 23 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Eine erste Checkliste für die Beschwerden 1. Startphase einer Reklamationssituation mit W-Fragen 2. sich in die Situation des Kunden hineinversetzen 3. den Kunden interviewt 4. Aktiv zugehört 5. 4 Ebenen der Kommunikation herausgehört 6. einen Kompromiss gefunden 7. Kunden zufrieden gestellt 8. nachher besser gefühlt wie vorher – Kunde und Verkäufer? Regel 1: Gehen Sie entspannt an Reklamationsgespräche heran Auch wenn der Kunde seine Reklamation aggressiv vorbringt – machen Sie sich immer bewusst, dass er als Mensch in Ordnung ist, er im Augenblick nur noch keine andere Möglichkeit ausprobiert, mit einer solchen Stress-Situation umzugehen. Trennen Sie den Sachverhalt von der emotionalen Ebene. Das hilft Ihnen dabei, sich nicht persönlich betroffen zu fühlen. Versetzen Sie sich in seine Situation und halten Sie sich vor Augen, wie Sie selbst in seiner Rolle reagieren würden. Regel 2: Bringen Sie dem Kunden Verständnis entgegen Geben Sie dem Kunden zunächst einmal Gelegenheit, Dampf abzulassen. Er muss seinem Ärger Luft machen dürfen. „Ich verstehe, dass Sie verärgert sind“ ist noch lange kein Schuldeingeständnis. Regel 3: Hören Sie aktiv zu Unterbrechen Sie den Kunden nicht, bestätigen Sie ihm dazwischen aber immer wieder durch „mhm“ oder „ja“ oder „ich kann Sie ja verstehen …“, dass Sie ihn hören und wahrnehmen. Regel 4: Zeigen Sie Interesse und Betroffenheit Bitten Sie den Kunden um alle Informationen, auch wenn sie zunächst für Sie nicht angenehm sind und sich möglicherweise gegen das Unternehmen richten. Erst müssen Sie Ihren „Trichter“ füllen, bevor Sie die Informationen darin erfolgreich verarbeiten können. 24 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Regel 5: Zeigen Sie Anerkennung Dies erreichen Sie beispielsweise mit Aussagen wie „Wir schätzen Sie als guten Kunden und werden das Problem so schnell wie möglich lösen …“ Regel 6: Stellen Sie die Glaubwürdigkeit des Kunden nicht infrage Eine tödliche Reaktion wäre zu sagen: „Das gibt es nicht“ oder „Das ist nicht möglich“ (wie es leider öfter passiert). Denn damit sagen Sie dem Kunden praktisch ins Gesicht, dass er lügt ... Weisen Sie den Kunden besser darauf hin, dass derartige Vorfälle in Ihrem Unternehmen nicht die Regel, sondern die ganz große Ausnahme sind. Regel 7: Schaffen Sie Vertrauen, indem Sie sich Notizen machen Fragen Sie während des Gesprächs nach, ob Sie den Kunden richtig verstanden haben. Signalisieren Sie auch am Telefon, dass Sie sich Notizen machen. Der Kunde muss zu jeder Sekunde das Vertrauen haben, dass Sie ihn ernst nehmen. Durch die Eingrenzung der Fragen und durch die Bereitschaft, alles genau festzuhalten, zwingt sich auch der Kunde zu mehr Sachlichkeit. Übertreibungen werden dann meist heruntergespielt. Regel 8: Schrecken Sie nicht vor dem Wort „Entschuldigung“ zurück Wenn Sie einen Fehler Ihres Unternehmens entdecken, entschuldigen Sie sich auf alle Fälle. Nichts wirkt versöhnlicher als das Wort „Entschuldigung“. Aber auch wenn Sie sich über eine Schuld nicht sicher sind, ist es hilfreich zu sagen: „Es tut mir Leid“ – damit geben Sie noch nichts zu. Regel 9: Bleiben Sie Ihren Kollegen gegenüber loyal Loyalität zum Unternehmen heißt das Gebot. Hier ist auch Teamwork zwischen Innen- und Außendienst gefragt. Es geht nicht an, dass der Innendienst bei Reklamationen über den Außendienst herzieht, frei nach dem Motto „…ach, die sind ja schlampig, die haben das einfach nicht richtig weitergegeben“, oder aber, dass der Verkäufer dem Kunden gegenüber äußert, dass das Back Office so seine Probleme habe. Kommunizieren Sie klar: Eine erfolgreich bearbeitete Reklamation sichert die Arbeitsplätze! Regel 10: Behandeln Sie Reklamationen lösungsorientiert Probleme sind nur falsch definierte Ziele. Anstelle des Problemdenkers, der zuerst einmal die Stirn in Falten zieht und überlegt, woher das alles kommen und wer schuld sein kann, ist der Chancendenker gefragt, einer, der in Lösungen denkt und nicht in Schuldzuweisungen. Auch wenn der Kunde eine gewisse Mitschuld tragen sollte: Vorwürfe sind fehl am Platz. Versuchen Sie, mit dem Kunden herauszuarbeiten, wie es positiv und lösungsorientiert weitergehen kann. Machen Sie Ihren Mitarbeitern klar, dass das Ziel einer erfolgreichen Reklamationsbehandlung nicht ist festzustellen, wer Recht hat und wer nicht, sondern dass es darauf ankommt, den Kunden nicht zu verlieren. 25 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Regel 11: Hinterlassen Sie einen positiven Eindruck Jedes Reklamationsgespräch muss positiv enden. Das Ziel einer jeden Reklamationsbearbeitung, sei es im Innendienst, sei es im Außendienst, muss sein, dass die Partnerschaft mit dem Kunden auch einmal ein nicht lösbares Problem überdauert. Das setzt voraus, dass man ehrlich bleibt, wenn das Problem nicht oder nicht sofort gelöst werden kann. Manchmal lässt sich eine unangenehme Situation auch durch Entgegenkommen bei einer anderen Angelegenheit kompensieren. Allerdings sind Preisnachlässe dabei meist eine schlechte Lösung, weil manche Kunden auch eine ganz spezielle Strategie entwickeln können, wenn sie merken, dass Verkäufer schnell „weich zu machen“ sind und Preisnachlässe geben. Besser ist es, bei einer berechtigten Reklamation, die Sie nicht mehr aus der Welt schaffen können, den Fehler offen zuzugeben und dem Kunden ein angemessenes Kompensationsangebot zu machen. Achtung Killerphrasen: 1. So kann man das nicht lösen 2. das ist ja nicht so schlimm 3. da gibt es viel schlimmeres 4. haben sie überhaupt die Gebrauchsanweisung gelesen 5. Darf ich Ihnen sachlich antworten 6. So etwas gibt’s bei uns überhaupt nicht 7. sind Sie sicher, dass Sie das bei uns gekauft haben 8. etc. 26 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Vorbeugen ist besser wie heilen!! Das Ursache Wirkungs - Fischgrätendiagramm Reklamationen beruhen immer auf die 5 M 1. M 2. M 3. M 4. M 5. M = Mensch = Maschine = Methode = Material = Mitwelt Umwelt Gehen Sie jetzt einmal von der Wirkung aus. Übung: Unser Beispiel: Die Kundin bringt nach 2 Wochen die Pflegecreme zu ¾ verbraucht mit dem Begehren – Geld retour – zurück. Was könnten alles Ursachen sein? Und jetzt listen wir auf was wir gegen diese Fehler vorbereiten könnten, damit wir die Ursachen im Vorhinein beseitigen. Der FeMEA - Ansatz Fe = Fehler M = Möglichkeiten E = Einfluss A = Analyse 1. Grundsätzliche Erwartungen die der Kunde an uns haben könnte und zwar hinsichtlich: Produkt und Qualität Preise Service und Garantie Persönliche Anforderungen an Sie als Verkäufer 2. Fe: Welche Fehler können auftreten welche Fehler sind bereits bekannt, welche sind schon aufgetreten, welche Fehler erwarten wir eigentlich, die schon auftreten hätten können usw. Da brauchen wir Kreativität und Erfahrung Jetzt sollten wir eine Frequenz – Relevanz - Gegenüberstellung machen. Das heißt wie häufig wird so ein Fehler unseres Erachtens auftreten und welche Wirkung (wie gravierend) wird der Fehler beim Endkunden haben. Uns interessiert insgesamt die Folgen für das Unternehmen, für den Kunden und für mich als Verkäufer selbst. 27 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 3. M = Möglichkeiten. Welche der 5 M können die Ursachen für Fehler sein. Wir nehmen also die Fehler aus Punkt 2 und machen dafür das Fischgrätendiagramm. 4. E = Einfluss, oder welche Maßnahmen kann ich setzen, damit ich das Geschehen zum Positiven hin beeinflusse. Ich nehme die Möglichkeiten aus 3 und finde „machbare“, „finanzierbar“ Maßnahmen, die ich in Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug, wer, und Ressourcen ausdefiniere. Die Ideen sollten auch für unsere Mitarbeiter „moralisch“ nachvollziehbar sein. 5. Genaue Definition der Durchführung. Für die jeweilige Zielgruppe zugeschnitten. Übung: Versuchen wir für Ihr jeweiliges Unternehmen eine FeMEA durchzuführen. Genau auf ein Flipchart aufzuschreiben und als Arbeitsanleitung mit nach Hause zu nehmen Ziele und Aufgaben des Beschwerdemanagements Das Beschwerdemanagement soll die Kundenzufriedenheit verbessern und die Kundenbindung stärken. Das erfolgt dadurch, dass der Kunde in einer Situation, in der er unzufrieden ist und eine negative Erwartungshaltung hat, einen positiven Eindruck vom Unternehmen erhält; Produkte und Leistungen des Unternehmens so verbessert werden, dass der Kunde zukünftig keinen Anlass zur Unzufriedenheit und Reklamation mehr hat. Studien haben gezeigt, dass Kunden, die sich beschweren und denen daraufhin geholfen wird, noch loyaler sind als vorher. Das Beschwerdemanagement kann demnach unterschiedliche Beiträge zum Unternehmenserfolg leisten: Es fördert das Image als kundenfreundliches und serviceorientiertes Unternehmen. Es stärkt die Kundenbindung und reduziert beispielsweise Kosten zur Neukundengewinnung. Es unterstützt das Empfehlungsmarketing, indem zufrieden gestellte Kunden ihre positiven Erfahrungen an Bekannte weitergeben. Es trägt dazu bei, Produkt- und Prozessmängel zu erkennen und abzustellen; in den meisten Fällen werden damit auch Kosten eingespart. Es zeigt grundsätzliche Potenziale zur Produkt- und Leistungsverbesserung auf und leistet damit einen Beitrag zum Innovationsmanagement. Wesentliche Aufgabe des Beschwerdemanagements ist es, im Unternehmen einen Prozess einzurichten, mit dem Beschwerden von Kunden zufrieden stellend behandelt werden. 28 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Elemente eines idealtypischen Prozesses zum Beschwerdemanagement Die folgende Abbildung zeigt die zentralen Elemente eines Prozesses zum Beschwerdemanagement. Prozess des Beschwerdemanagements 1. Beschwerdestimulierung Es darf den Kunden nicht schwer gemacht werden sich zu beschweren. Im Gegenteil: Das Unternehmen sollte darauf achten, dass die Hürden möglichst gering sind, so dass Kunden sich auch tatsächlich dann beschweren, wenn sie es für angemessen halten. Folgende Faktoren haben darauf einen Einfluss: wahrgenommene oder vermutete Beschwerdekosten (Ärger, Zeitaufwand, Kosten), wahrgenommener oder vermuteter Beschwerdenutzen (Wert der Beschwerde, Erfolgswahrscheinlichkeit), Produktmerkmale (z.B. Preis), Problemmerkmale (z.B. Nachweisbarkeit der Schuld für mangelhafte Leistung), die Person des Kunden (z.B. Alter, Geschlecht, Ausbildung) und Situation (z.B. Zeitdruck, Anwesenheit Dritter) Das Unternehmen sollte schon im Vorfeld zeigen, dass es Beschwerden annimmt und die Meinung der Kunden schätzt. Es sollte Kontaktstellen angeben und sichtbar machen, wie es mit Beschwerden umgeht. 29 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Übung: versuchen Sie für Ihr Geschäft eine Beschwerdestimulierung zu installieren. Wie würden Sie so etwas einrichten 2. Beschwerdekanalisierung Dem entsprechend muss es klare "Eingangspunkte für Beschwerden" nennen. Das können sein: Service-Hotline (mit Telefonnummer, Ansprechzeiten); Rückmeldekarte beim Produkt; E-Mail; Formular im Internet; Foren im Internet. Letztlich kann jeder Mitarbeiter im Unternehmen die Anlaufstelle für eine Beschwerde sein. Deshalb müssen alle wissen, wie sie mit Beschwerden umgehen (siehe Sofortmaßnahmen) und welchen Prozess sie im Unternehmen dann auslösen können und müssen. Eine Lösung ist: Es gibt eine zentrale Beschwerdestelle im Unternehmen, die alle eingehenden Beschwerden annimmt und weiß, was dann zu tun ist. 3. Beschwerdeannahme Wenn eine Beschwerde eingeht, muss diese im ersten Schritt aufgenommen werden und der Kunde muss eine Information erhalten, wie mit seiner Beschwerde umgegangen wird. Auf keinen Fall darf die Beschwerde zurück gewiesen werden ("das kann nicht sein"). Vielmehr wird das Bedauern ausgedrückt und eine Zusage gemacht, sich um eine Lösung des Problems zu kümmern. Dabei sollte der Kunde erfahren, in welchem Zeitraum er mit einer Rückmeldung rechnen kann. Je nach Art der Beschwerde wird dann der Lösungsprozess ausgelöst. Die Person, die die Beschwerde annimmt, muss dazu wissen, wo der Prozessstart ist, das heißt, sie muss wissen, an wen sie sich bezüglich der Problembearbeitung wendet: Wer kann die Frage oder das Problem des Kunden fachlich beantworten oder lösen? Wer kann entscheiden, welche Zusagen dem Kunden gemacht werden? Dabei sollte sichergestellt werden, dass die Beschwerde nach einem vorgegebenen Schema erfasst wird. Es empfiehlt sich, dies in einem elektronischen Beschwerdemanagement-System vorzunehmen. Bei Service-Hotlines haben sich so genannte Ticket-Systeme bewährt. Hinweis Sie können Ihre Mitarbeiter direkt ermutigen, für Kundenbeschwerden eine Lösung zu finden. Zum Beispiel in der folgenden Weise: 30 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Sollte der Kunde unsicher sein, wie das Problem aus der Welt geschafft werden kann, fragen Sie ihn, ob er in naher Zukunft einen erneuten Kauf plant. Wenn dies der Fall ist, bieten Sie ihm eine bessere Leistung ohne Aufpreis an. Sollte der Kunde keinen weiteren Kauf planen, fragen Sie ihn: "Was kann ich tun, um Sie für Ihren Ärger zu entschädigen?" Folgen Sie den Vorschlägen des Kunden soweit möglich oder schlagen Sie selbst eine der hierfür vorgesehenen Lösungen vor. 4. Beschwerdebearbeitung und Reaktion auf die Beschwerde Im vierten Schritt wird der Prozess der Beschwerdebearbeitung durchlaufen. Dieser hängt davon ab, um welche Art der Beschwerde es sich handelt. Beispiele für die Beschwerdebearbeitung sind: Die Beschwerde wird festgehalten, dem Kunden wird das Bedauern ausgedrückt, aber eine unmittelbare Lösung kann es nicht geben. Der Kunde erhält ein Ersatzprodukt oder eine besondere Sonderleistung. Produkt oder Dienstleistung werden nachgebessert. Es gibt einen Preisnachlass oder eine Gutschrift. Die Produktion oder Produktentwicklung erhält einen Hinweis über die Beschwerde. Es empfiehlt sich, die wichtigsten Prozessabläufe schriftlich festzuhalten (Prozessdiagramm) und in Schulungen an alle betroffenen Mitarbeiter zu vermitteln. Wichtig ist außerdem: Der Kunde erhält innerhalb des zugesagten Zeitraums eine Rückmeldung, wie mit seiner Beschwerde verfahren wird und welche Folgen dies für ihn hat. Wenn der Kunde mit der Beschwerdebearbeitung zufrieden ist, kann er auf die Möglichkeit der Weiterempfehlung hingewiesen werden. Übung: Versuchen Sie für Ihr Geschäft einen allgemein gültigen Prozessablauf der Beschwerdebearbeitung aufzustellen. Wie könnte das ablaufen? 5. Beschwerdeauswertung Beschwerden sind eine wertvolle Quelle für eine bessere Kundenbeziehung, besseren Service und bessere Produkte. Das setzt voraus, dass die Beschwerden auch systematisch erfasst und ausgewertet werden. Nur so kann das Unternehmen erkennen, wo möglicherweise systematische Fehler oder Schwachstellen verborgen liegen - und kann Gegenmaßnahmen einleiten. Wichtig dabei ist: alle Beschwerden systematisch nach einem vorgegebenen Schema zu erfassen; Nutzung eines elektronischen Beschwerdemanagement-Systems; regelmäßige Auswertung der erfassten Beschwerden bezüglich Art, Häufigkeit, Ursachen, Folgen etc. 31 Beschwerdemanagement Mag. Wanas Seminar Stand September 2011 Ableitung von Maßnahmen, um die Ursachen für die Beschwerden abzustellen (Gegen-Maßnahmenkatalog); Tendenzen und Trends zu erkennen und für Produkt-Weiterentwicklung oder Produkt-Innovationen zu nutzen. Wenn dieser Prozess der Beschwerdeauswertung regelmäßig durchlaufen und gepflegt wird, ist dies eine besondere Möglichkeit für das Unternehmen und alle seine Mitarbeiter zu lernen. Ein ausgeklügeltes und etabliertes Beschwerdemanagement ersetzt durchaus die eine oder andere Kundenbefragung. Das Beschwerdemanagement sollte außerdem direkt gekoppelt werden an das Qualitätsmanagement und Innovationsmanagement 32