Lineare Algebra II (SS 13) Bernhard Hanke Universität Augsburg 03.06.2013 Bernhard Hanke 1 / 16 Skalarprodukt in Rn Seien x = (x1 , . . . , xn ), y = (y1 , . . . , yn ) ∈ Rn . Das Skalarprodukt von x und y als hx, y i := x1 y1 + . . . + xn yn . Die Länge eines Vektors x ist definiert durch p kxk := hx, xi. Der Winkel φ zwischen den Vektoren x, y 6= 0 ist durch folgende Gleichung definiert hx, y i cos φ = , wobei φ ∈ [0, π]. kxk · ky k Bernhard Hanke 2 / 16 Bemerkung 1. Die Definition der Länge von x ist dabei durch den Satz des Pythagoras motiviert. 2. Für x = (cos α, sin α) ∈ R2 und y = (cos β, sin β) ∈ R2 mit 0 ≤ α ≤ β ≤ π impliziert die obige Gleichung, dass cos φ = cos α cos β + sin α sin β = cos(β − α) und somit φ = β − α. Dies ist genau die Bogenlänge des Kreisbogens, der x mit y gegen den Uhrzeigersinn verbindet. Bernhard Hanke 3 / 16 Definition Ist so setzen wir a11 · · · a1n .. ∈ K m×n , .. A = ... . . am1 · · · amn a11 · · · an1 .. ∈ K m×n . .. AT := ... . . a1m · · · anm Wir vertauschen also Zeilen und Spalten in A. Die so erhaltene Matrix AT heißt die Transponierte von A. Beispiel 1 T 1 5 2 = 5 2 Bernhard Hanke 4 / 16 Definition Es sei K ein Körper und V ein K -Vektorraum. Eine Bilinearform auf V ist eine Abbildung γ :V ×V →K, so dass für alle v ∈ V die Abbildung γ(v , −) : V → K , w 7→ γ(v , w ) und für alle w ∈ V die Abbildung γ(−, w ) : V → K , v 7→ γ(v , w ) K -linear sind. Die Abbildung γ ist also linear in jedem Argument. Bernhard Hanke 5 / 16 Definition Sei V ein K -Vektorraum mit einer Bilinearform γ und sei B = (b1 , . . . , bn ) eine Basis von V . Wir definieren die darstellende Matrix MB (γ) ∈ K n×n von γ bezüglich B durch MB (γ)ij := γ(bi , bj ) . Beispiel Die darstellende Matrix der Bilinearform h(x1 , y1 ), (x2 , y2 )i → x1 y2 − 3x2 y2 auf R2 bezüglich der Basis B := ((1, 0), (1, 1)) ist gegeben durch 0 1 MB (γ) = . 0 −2 Bernhard Hanke 6 / 16 Proposition (4.1) Es sei A ∈ K n×n die darstellende Matrix einer Bilinearform γ auf einem n-dimensionalen K -Vektorraum V bezüglich einer Basis B = (b1 , . . . , bn ). Sind v , w ∈ V mit Koordinatenvektoren x1 y1 x = ... , y = ... so gilt γ(v , w ) = x T Ay . xn yn Bemerkung Jede Matrix A ∈ K n×n die Abbildung (v , w ) 7→ x T Ay eine Bilinearform auf V . Folgerung (4.2) Sind γ und γ 0 zwei Bilinearformen mit MB (γ) = MB (γ 0 ), so gilt γ = γ 0 . Bernhard Hanke 7 / 16 Proposition (4.3) Es seien B, C Basen von V und TCB die Matrix der Koordinatentransformation von der Basis B in die Basis C. Dann gilt MB (γ) = (TCB )T MC (γ)TCB . Bemerkung Man vergleiche obige Formel mit der Transformationsformel für darstellende Matrizen: −1 MB (f ) = TCB MC (f ) TCB . Bernhard Hanke 8 / 16 Definition Wir nennen eine Bilinearform γ : V × V → K symmetrisch, falls γ(v , w ) = γ(w , v ) für alle v , w ∈ V . Bemerkung Ist V endlichdimensional und B eine Basis von V , so ist γ genau dann symmetrisch, wenn MB (γ) symmetrisch ist, d.h. MB (γ) = (MB (γ))T . Definition Es sei nun K = R, also V ein reeller Vektorraum. I Wir nennen eine symmetrische Bilinearform γ : V × V → R positiv definit, falls γ(v , v ) > 0 für alle v ∈ V mit v 6= 0. I Eine symmetrische, positiv definite Bilinearform auf einem reellen Vektorraum V heißt (euklidisches) Skalarprodukt. I Ein Paar (V , h−, −i) bestehend aus einem reellen Vektorraum und einem Skalarpdodukt heißt euklidischer Vektorraum. Skalarprodukte werden in der Regel mit spitzen Klammern bezeichnet, d.h. wir schreiben hv , w i statt γ(v , w ). Bernhard Hanke 9 / 16 Beispiel I Das Standardbeispiel eines euklidischen Vektorraumes ist der reelle Vektorraum Rn zusammen mit dem kanonischen Skalarprodukt gegeben durch h(x1 , . . . , xn ), (y1 , . . . , yn )i := n X xi yi . i=1 I Auf dem Vektorraum C 0 ([0, 2π]) der stetigen Funktionen [0, 2π] → R haben wir das Skalarprodukt Z 2π hf , g i := f (t)g (t)dt, 0 das in der Fourieranalysis eine wichtige Rolle spielt. Bernhard Hanke 10 / 16 Skalarprodukt in Cn Für eine komplexe Zahl x ∈ C ist √ √ |x| = x · x 6= x 2 , falls x 6= R. Entsprechend definiert man das kanonische Skalarprodukt auf Cn durch h(x1 , . . . , xn ), (y1 , . . . , yn )i = x1 y1 + . . . + xn yn . Dann ist nach wie vor hx, xi ≥ 0 und die übliche Länge von x ist gegeben durch p kxk = hx, xi . Bernhard Hanke 11 / 16 Definition Es sei V ein C-Vektorraum. I Eine Abbildung γ :V ×V →C heißt Sesquilinearform, falls γ linear im ersten Argument, jedoch konjugiert-linear im zweiten Argument ist, d.h. für alle v ∈ V und w1 , w2 ∈ V , λ1 , λ2 ∈ C gilt γ(v , λ1 w1 + λ2 w2 ) = λ1 γ(v , w1 ) + λ2 γ(v , w2 ) . I Eine Sesquilinearform γ heißt Hermitesch, falls für alle v , w ∈ V folgendes gilt γ(v , w ) = γ(w , v ). I Weiter nennen wir eine Hermitesche Sesquilinearform γ ein (unitäres) Skalarprodukt auf V , falls γ zusätzlich positiv definit ist, d.h. für alle v ∈ V , v 6= 0 γ(v , v ) > 0. Bernhard Hanke 12 / 16 Bemerkung Man beachte, dass γ(v , v ) ∈ R für alle v ∈ V , denn γ(v , v ) = γ(v , v ) . I Sei γ : V × V → C eine Sesquilinearform auf einem komplexen Vektorraum V . Für eine Basis B = (b1 , . . . , bn ) definieren wir die darstellende Matrix durch MB (γ)ij := γ(bi , bj ) . I Sind v , w ∈ V mit Koordinatenvektoren x und y (geschrieben als Spaltenvektoren im Cn ), so haben wir nun auf Grund der konjugierten Linearität im zweiten Eintrag γ(v , w ) = x T MB (γ)y , Die Form γ ist insbesondere genau dann Hermitesch, falls MB (γ)T = MB (γ) . Bernhard Hanke 13 / 16 Definition I Es sei nun (V , h−, −i) ein euklidischer oder unitäter Vektorraum. Für v in V setzen wir p kv k := hv , v i . I Ist (V , h−, −i) ein euklidischer Vektorraum und sind v , w ∈ V mit v 6= 0 6= w , so definieren wir wie oben den Winkel φ zwischen v und w durch die Gleichung cos φ = hv , w i , wobei φ ∈ [0, π]. kv k · kw k Bemerkung Die zweite Definition kann nicht direkt auf den unitären Fall übertragen werden. Bernhard Hanke 14 / 16 Definition Es sei V ein euklidischer oder unitäter Vektorraum. I Zwei Vektoren v , w ∈ W heißen orthogonal, falls hv , w i = 0 . Wir schreiben in diesem Fall v ⊥ w . I Wir nennen eine Familie (vi )i∈I von Vektoren in V orthogonal, falls vi ⊥ vj für alle i 6= j. I Wir nennen diese Familie orthonormal, falls sie orthogonal ist und zusätzlich kvi k = 1 für alle i ∈ I erfüllt. I Eine orthonormale Basis von V nennt man Orthonormalbasis von V . Bernhard Hanke 15 / 16 Proposition (4.4) Es sei V ein euklidischer oder unitärer Vektorraum und v , w ∈ V mit v ⊥ w . Dann gilt kv + w k2 = kv k2 + kw k2 . Proposition (Cauchy-Schwarzsche Ungleichung, 4.5) Es sei V ein euklidischer oder unitärer Vektorraum. Für alle v , w ∈ V gilt dann |hv , w i| ≤ kv k · kw k und Gleichheit tritt genau dann ein, wenn v und w linear abhängig sind. Folgerung (4.6) Es sei V ein euklidischer oder unitärer Vektorraum. Dann erhält man mit der Setzung p kv k := hv , v i eine Norm auf V . Bernhard Hanke 16 / 16