Physikalisch-chemisches Praktikum für Biochemiker im Sommersemester 2006 Gas-Chromatographie A Theorie 1.Grundlagen 1.1 Molenbruch Der Molenbruch ist – analog zur Konzentrationsangabe – derjenige Wert, der sich durch die Division der Stoffmenge einer gelösten Substanz durch die Summe der Stoffmenge der gelösten Substanz und der des Lösungsmittels ergibt. Man betrachtet also das Verhältnis der Stoffmenge der gelösten Substanz zur insgesamt vorhandenen Stoffmenge. 1.2 Aktivität Wann immer man mit Konzentrationen arbeitet und rechnet, wird man vor allem bei hohen Konzentrationen feststellen, dass reales und theoretisches Verhalten in gewissem Maße voneinander abweichen. Man führt dies auf Wechselwirkungen unter den Teilchen der gelösten Substanz zurück, weshalb nicht mehr jedes die gleiche Wirkung hat, eine Konzentrationsangabe, die alle gleich stark berücksichtigt, also nicht mehr die Realität beschreibt. Da es nahezu unmöglich ist, auf alle Wechselwirkungen im Einzelnen einzugehen, bedient man sich einen Vorfaktors, der – je nach Konzentration – den tatsächlichen wirksamen Anteil der Konzentration prozentual beschreibt. 1.3 Fugazität Die Fugazität ist eine ähnliche Größe wie die Aktivität, sie beschreibt den realen Druck eines Gases, der unter Umständen merklich vom berechneten abweicht. 1.4 Das chemische Potential Das chemische Potential wird auch partielle molare freie Enthalpie genannt, woraus sich seine Identität fast schon von selbst erklärt. Es ist definiert als die partielle Ableitung der Freien Enthalpie nach der Stoffmenge einer Substanz bei konstantem Druck und konstanter Temperatur, zeigt also an, wie viel das einzelne Mol einer bestimmten Substanz in einer Mischung zur Gesamtheit der freien Enthalpie beiträgt. 1.5 Verdampfungsenthalpie Die Verdampfungsenthalpie ist diejenige Energie, die bei konstantem Druck zugeführt werden muss, um einen Stoff zum Verdampfen zu bringen. Es geht dabei in erster Linie darum, die zwischenmolekularen Wechselwirkungen aufzuheben. 1.6 Sättigungsdampfdruck Der Sättigungsdampfdruck ist derjenige, den eine Substanz bei einer bestimmten Temperatur in einem vorgegebenen Volumen erreicht, ehe entweder alles verdampft ist oder aber sich die flüssige und die gasförmige Phase im Gleichgewicht befinden. Je nach Temperatur und Volumen verdampft also nicht die gesamte Substanz, da der Dampfdruck in der Flüssigkeit nicht mehr hoch genug ist, um sich gegenüber dem Druck, der durch die gasförmige Phase bereits entstanden ist, durchzusetzen. Zur Berechnung dient das ClausiusClapeyron’sche Gesetz:1 p2 p1 e 1 H vap 1 1 R T1 T2 vgl. Vorfrage 5c) 1 2. Verteilungen 2.1Nernst’sches Verteilungsgesetz2 In zwei nicht miteinander mischbaren Flüssigkeiten gelöste Stoffe verteilen sich in einem bestimmten, stoffspezifischen Verhältnis auf die beiden Phasen. Bei konstantem Druck und konstanter Temperatur ist das Verhältnis der der Aktivitäten der gelösten Substanz in den beiden Phase konstant. Die Konstante K aus den beiden Gleichgewichtsaktivitäten heißt Verteilungskoeffizient. 2.1.1 Flüssig-Flüssig-Extraktion Der Nernst’sche Verteilungssatz findet insbesondere bei der Flüssig-Flüssig-Extraktion Anwendung, da er sie einfach und genau beschreibt: K = 2/1 = V1/V2 · m2/m1 = mges – m1 /m2 · V1/V2 2.2 Craig-Verteilung3 Die Craig-Verteilung beschreibt, wie sich das Konzentrationsmaximum einer gelösten Substanz durch eine Reihe von Scheidetrichtern bewegt, wenn stets nach Einstellung des Gleichgewichts die mobile Phase weitergereicht und durch ein neues Volumen reiner mobiler Phase ersetzt wird. Sie nähert damit theoretisch die Verhältnisse an, die man bei einer Chromatographie vorfindet. 3. Dampfdruckkurve von Mischungen 3.2 Henry’sches Gesetz Das Henry’sche Gesetz lautet: pA = KA · xA Die Henrykonstante KA ergibt sich aus der Steigung der Geraden, die man aus den Messwerten des Dampfdrucks aufgetragen gegen den Molenbruch der Substanz erhält. Das Henry’sche Gesetz gilt für niedrige Konzentrationen. 3.1 Raoult’sches Gesetz Das Raoult’sche Gesetz lautet: pA = pA0 · xA d.h.: Der Dampfdruck in der Mischung entspricht dem Dampfdruck der Reinsubstanz bei gleichen Bedingungen mal dem Molenbruch. Das Raoult’sche Gesetz gilt für hohe Konzentrationen des gelösten Stoffes. 4. Wahrscheinlichkeitsfunktionen Die drei im Folgenden beschriebenen Wahrscheinlichkeitsfunktionen sind alle drei dichotom, unterscheiden also nur zwischen ja/nein und der jeweiligen Fragestellung und beschreiben damit ausschließlich Bernoulli-Experimente. Unterschiedlich sind zum einen ihre Ausprägungen in Stetigkeit und Symmetrie, was u.a. durch die unterschiedlichen erlaubten Einzelwahrscheinlichkeiten p bedingt ist, weiterhin nimmt die Poisson-Verteilung als Näherungsfunktion eine Sonderstellung ein. 2 3 vgl. Vorfrage 3 vgl. Vorfrage 1 2 4.1 Gauß-Verteilung Die Gauß’sche Normalverteilung ist symmetrisch und stetig, sie beschreibt die Häufigkeit des Auftretens eines Ereignisses A, das das Auftreten eines zweiten Ereignisses B ausschließt in einer Reihe von n Versuchen/ Beobachtungen. Es stehen nur diese beiden Ereignisse zur Auswahl und die Einzelwahrscheinlichkeit beträgt stets p = 0,5 4.2 Binomialverteilung Die Binomialverteilung beschreibt exakt die Wahrscheinlichkeit für die Häufigkeit des Auftretens eines Ereignisses A, das wiederum ein zweites Ereignis B ausschließt. Die Einzelwahrscheinlichkeit p kann jeden beliebigen Wert zwischen 0 und 1 annehmen, wobei sich lediglich bei p = 0,5 ein symmetrisches Schaubild ergibt. Die Binomialfunktion ist nicht stetig, sondern ergibt diskrete Werte. n nm Pm,n p m 1 p m 4.3 Poisson-Verteilung Die Poissonverteilung ist ein Näherungsverfahren für die Binomialverteilung, die dann das Arbeiten erleichtert, wenn sehr große Anzahlen n auftreten. Das Berechnen der Fakultäten dieser hohen Zahlen n bleibt durch sie erspart. Als Faustregel gilt, dass sie eingesetzt werden kann, wenn n größer als 50 und p kleiner als 0,05 ist. Das Produkt aus n und p sollte kleiner als 10 sein. Entscheidende Größe der Poisson-Verteilung ist die Ereignisrate , die zugleich Erwartungswert und Varianz repräsentiert. 4.4 Anwendung der Binomialverteilung auf die Craig-Verteilung n über m = n! / m! / (n-m)! für n ≥ m und n, m ≠ 0 p = Einzelwahrscheinlichkeit, dass sich Stoff B in der mobilen Phase befindet b = Einzelwahrscheinlichkeit, dass sich Stoff B in der stationären Phase befindet p+b=1 k=b/p Y sei der Trichter, in dem die Konzentration an Stoff B maximal ist: Y = n · p · (p + (1 – p))n-1 Y=n·p 5. Grundlagen der Gaschromatographie 5.1 Säulentypen Zu unterscheiden sind die gepackte Säule, in der die stationäre Phase durch Absorption oder kovalente Bindung an ein Füllmaterial gebunden vorliegt und die Kapillarsäule, in der die stationäre Phase direkt an die Säule gebunden ist. 5.2. Säulenmaterialien Man unterscheidet polare und unpolare Säulenmaterialien. Beispiele für polare Materialien sind Nitrile oder Polyester, für unpolare Silikonöle und Paraffin. 3 5.3 Detektoren Grundsätzlich kommen fünf verschiedene Detektorentypen zum Einsatz: 1. Wärmeleitfähigkeitsdetektor (WLD) 4 2. Flammenionisationsdetektor 3. Phosphor-Stickstoff –Detektor 4. Photoionisationsdetektor (PID) 5. Elektroneneinfang -Detektor 1. Wärme wird mit einer stoffspezifischen Geschwindigkeit von einem Körper abgeleitet. Wird ein Leitfähigskeitssensor von Helium umströmt, so kühlt ihn dieses Gases und der elektrische Widerstand des Sensors (Leiter erster Art) ist niedrig. Verändert sich nun die Zusammensetzung des Gases und ein anderes taucht mit auf, das eine niedrigere Wärmeleitfähigkeit hat, so erwärmt sich der Leitfähigkeitssensor für einen Moment und verzeichnet in dieser Zeit aufgrund des gestiegenen Widerstandes einen Peak. Je stärker der Widerstand steigt, desto stärker wird der Peak, je länger er angestiegen ist, desto breiter die Basis des Peaks. 2. Die mobile Phase wird durch eine Flamme in einem elektrischen Feld geführt, so dass das inerte Trägermaterial keine Änderung des Feldes hervorruft, jedoch die Ionen, die bei der Verbrennung der organischen Proben entstehen, detektiert werden. Derartige Geräte kommen z.B. in der Gerichtsmedizin zur Bestimmung des Blutalkoholgehalts zum Einsatz. 3. Eine Verfeinerung des Flammenionisationsdetektors, dessen noch höhere Sensibilität daherrührt, dass das Signal phosphor- und stickstoffhaltiger Ionen vervielfacht wird. 4. Durch UV-Strahlung, die auf die Substanz einwirkt, werden Ionen erzeugt, die eine Veränderung des elektrischen Feldes in der Messkammer bewirken und somit detektiert werden. 5. Ein elektrisches Feld, aufgebaut aus zwei Elektroden und einer radioaktiven Strahlungsquelle, die vom Trägergas durchströmt wird. Die Strahlungsquelle sendet Elektronen aus und ionisiert damit das Trägergas, so dass ein bestimmter Strom fließt. Erscheinen nun organische Substanzen im Trägergas, so fangen diese einige Elektronen ein und führen somit zu einer Verringerung des Stroms. 5.4 Retention Die Retention (= „erzwungenes Verweilen“) eines Stoffes hängt davon ab, wie stark er mit der Säule wechselwirkt. Polare Substanzen verweilen länger auf polarem, unpolare auf unpolarem Säulenmaterial. Je nach eingesetztem Material lassen sich spezifische Retentionszeiten für die einzelnen Substanzen ermitteln. Als Retentionszeit definiert ist diejenige Zeit, die vom Einspritzen der Probe bis zum Auftauchen des Peakmaximums vergeht. Als Retentionsvolumen bezeichnet man das Volumen an Trägersubstanz, die bis zum Eintritt des Peaks durch die Säule geströmt ist. Das Retentionsvolumen ist also eine Größe, die insbesondere für die praktische Durchführung von Bedeutung ist, wenn sich z.B. überlegen muss, wie viel Trägersubstanz bereitstehen muss oder ob eine bestimmte Säule für eine bestimmte Trennung ungeeignet ist , weil der Verbrauch an Trägersubstanz unverhältnismäßig hoch wäre. 5.5 Theoretische Bodenzahl Analog zu den Böden früherer Destillationskolonnen, wie sie teilweise in der Erdölfraktion noch zum Einsatz kommen, kann man auch für durchgehende Säulen anhand der Zahl der theoretischen Böden die Genauigkeit der Trennung angeben. Man erhält dadurch eine nachvollziehbare Größe für die Leistungsfähigkeit einer Säule, beschreibt sie doch die Zahl der Verdampfungs- und Kondensationsvorgänge, die zum Erreichen der selben Trennleistung notwendig wären. Zu beachten ist, dass nicht einfach eine längere Säule auch eine genauere Auftrennung garantiert. 4 vgl. Vorfrage 7c) 4 Berechnet werden kann die theoretische Bodenzahl wie folgt: h = L/5,54 · (b1/2 / tR)2 h = Zahl der theoretischen Böden L = Länge der Säule b1/2 = Bandenbreite tR = Retentionszeit Diese Gleichung gilt allerdings nur für (annähernd) ideale System. 5.6 Van-Deemter-Gleichung Die Van-Demter-Gleichung ermöglicht die Berechnung der Bodenhöhe für reale Systeme: h = A + B/ u + C · u h = Zahl der theoretischen Böden A berücksichtigt die unterschiedlichen Weglängen aufgrund unterschiedlicher Korngrößen des Säulenmaterials (und der verschiedenen Möglichkeiten, wie sich ein Teilchen dreidimensional durch die Säule bewegen kann), also die Streudiffusion B berücksichtigt die die Longitudinaldiffusion C berücksichtigt Störungen bei der Einstellung des Gleichgewichts zwischen mobiler und stationärer Phase. Da eine möglichst geringe Bodenhöhe eine hohe Trennleistung bedeutet, kann mithilfe der Van-Deemter-Gleichung diejenige Durchströmgeschwindigkeit gefunden werden, bei der die Trennleistung einer Säule am höchsten ist. 5.7 HETP-Wert Der HETP-Wert beschreibt die Länge des Teilstücks einer Säule, das einem theoretischen Boden entspricht. HETP steht für „height equivalent to a theoretical plate“. Quellen: o Georg Wedler, Lehrbuch der Physikalischen Chemie o o o http://www.chemgapedia.de/vsengine/vlu/vsc/de/ch/13/vlu/thermodyn/phasen/phase n_gesamt.vlu/Page/vsc/de/ch/13/pc/thermodyn/phasen/dampfmisch.vscml.html http://de.wikipedia.org/wiki/Binomialverteilung#Definition_der_Binomialverteilung http://de.wikipedia.org/wiki/Binomialverteilung#.C3.9Cbergang_zur_Poisson-Verteilung 5 B Vorfragen Vorfrage 1: a) Beschreiben Sie kurz das Modell der Craig-Verteilung. Eine Reihe von Schütteltrichtern enthält als stationäre Phase eine Flüssigkeit, in der sich ein zu isolierender Stoff löst, der gelöst in eine andere, die mobile Phase, in den ersten Trichter gegeben wird. Durch Schütteln stellt sich ein Verteilungsgleichgewicht zwischen den beiden Phasen ein, die sich jedoch nicht mischen. Nach Einstellen des Gleichgewichts wird die mobile Phase in den nächsten Trichter überführt, der erste wird mit mobiler Phase ohne die zu isolierende Phase aufgefüllt. Nach Einstellen des Gleichgewichts wird die mobile Phase an den Trichter weitergegeben, der erste wird wiederum mit reiner mobiler Phase aufgefüllt usw. b) Wie unterscheidet sich davon eine Verteilung in der Chromatographie-Säule? Craig: Stufenweise Trennung (vergleiche Zahl der Böden bei Erdöldestillation) Mobile und stationäre Phase werden vollständig gemischt und das GG kann sich einstellen. Das Konzentrationsmaximum wandert mit symmetrischen Ausläufern in beide Richtungen die Trichter entlang. Wechselwirkungen mit den Scheidetrichtern haben keinerlei feststellbaren Einfluss auf die Verteilung des zu extrahierenden Stoffes bzw. die Trennung der beiden Phasen. Keine störenden Einflüsse durch Unterschiede in der Strömungsverteilung. Säule: Kontinuierliche Trennung (vergleiche virtuelle Böden bei der Destillationskolonne) Abhängig von der Fließgeschwindigkeit kann sich das Gleichgewicht nicht oder nur unvollständig einstellen. Das Konzentrationsmaximum wandert von oben nach unten durch die Säule. Wechselwirkungen mit den Trägermaterialien (welches in der Gaschromatographie auch Öle oder aromatische Verbindungen wie Toluol sein können), sind möglich, was zu asymmetrischen Peaks führen kann. Unterschiede in der Strömungsverteilung können das Ergebnis beeinflussen. Craig-Verteilung gleiches Volumen an stationärer und mobiler Phase nach jedem Schritt wird gewartet, bis sich das Gleichgewicht wieder eingestellt hat Chromatographie unterschiedliche Volumina es gibt keine einzelnen Schritte und damit auch kein endgültiges Einstellen des Gleichgewichts während der Trennung Vorfrage 2: Betrachten Sie zwei Substanzen mit k = 1 und k = 3 bei der Craigverteilung. In welchem Trichter liegen jeweils die Maxima der Verteilung bei 25 Schüttelvorgängen (Berechnung)? Was beobachten Sie vergleichend für 50 Schüttelvorgänge? 6 Die Lage des Maximums nach n Schüttelvorgängen wird durch folgende Gleichung beschrieben: y n p n 1 k 1 y = Lage des Maximums, sprich Nummer des Trichter mit der max. Konzentration in n = Zahl der Schüttelvorgang p = Wahrscheinlichkeit für die Anwesenheit eines bestimmten Moleküls in der stationären Phase im jeweils betrachteten Trichter Theorie: n über m = n! / m! / (n-m)! für n ≥ m und n, m ≠ 0 p = Einzelwahrscheinlichkeit, dass sich Stoff B in der mobilen Phase befindet b = Einzelwahrscheinlichkeit, dass sich Stoff B in der stationären Phase befindet p+b=1 k=b/p Bsp.: Für k = 1 gilt: p = b = 0,5 Für k = 2 gilt: p = 1/3 b = 2/3 Y sei der Trichter, in dem die Konzentration an Stoff B maximal ist: Y = n · p · (p + (1 – p))n-1 Der grün unterlegte Term p + (1 - p) ist = 1. Da 1 in jeder Potenz = 1 ist, bleibt folgende Formel: Y=n·p Für die verschiedenen Fälle gelten folgende Gleichungen: y = n · p = 25 · p = 25 · 1/1+1 = 12,5 der 12. und 13. Trichter beinhalten beide die maximale Konzentration y = n · p = 25 · p = 25 · 1/3+1 = 6,25 die maximale Konzentration befindet sich im 6. Trichter y = n · p = 50 · p = 50 · 1/1+1 = 25 die maximale Konzentration findet sich im 25. Trichter y = n · p = 50 · p = 50 · 1/3+1 = 12,5 7 der 12. Trichter beinhaltet die maximale Konzentration Das Media-Applet im Lehrportal bestätigt die Berechnungen: Es wird deutlich, dass bei einer höheren Zahl an Schüttelvorgängen die Kurve immer flacher wird, also mehr Trichter mit dafür geringeren Konzentrationen vorhanden sind. 8 Vorfrage 3: a) Zeigen Sie, dass bei gegebener Temperatur das Verhältnis der Aktivitäten einer sich auf zwei Phasen verteilenden Komponente konstant ist. b) Unter welchen Bedingungen ist das Verhältnis der Molenbrüche xi ebenfalls konstant? a) Im Gleichgewicht gilt: B = B Chemische Standardpotentiale werden per def. für 25°C und 1013hPa angegeben. Mit der Temperatur verändert sich auch µ: B0 + RT · ln ( a B ) = B Dass entsprechende gilt für B . Eingesetzt ergibt dies: B0 B0 ( B0 + RT · ln ( a B - B0 - B0 ) = B0 = RT · ln ( a B ) / RT = ln ( a B + RT · ln ( a B ) - RT · ln ( a B ) - ln ( a B ) ) ) Das Verhältnis der Aktivitäten ist somit konstant, denn B 0 und B 0 sind als Standardwerte konstant, die Temperatur ist gegeben und R ist natürlich ebenfalls konstant. b) Die Aktivität eines Stoffes beträgt a = f · c, wobei f der Aktivitätskoeffizient ist. In ideal verdünnten Lösungen geht f gegen 1 und folglich a gegen c. Aus a) folgt, dass bei f = 1 das Verhältnis der Molenbrüche konstant ist. 9 Vorfrage 4: Aceton und Chloroform sind unbegrenzt mischbar. Folgende Partialdrücke wurden bei 25°C für Aceton über entsprechenden Mischungen gemessen: Dampfdruck von Aceton [Torr] a) Bestimmen Sie die Henrykonstante von Aceton in Chloroform. 350 Data: Messdaten Model: Boltzmann 300 Chi^2 R^2 = 5.67959 = 0.9997 A1 A2 x0 dx -49.4719 465.06254 0.68899 0.30395 250 200 ±8.50611 ±22.69379 ±0.02144 ±0.02061 150 100 50 0 -50 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Molenbruch Aceton in Chloroform Die Gleichung der linearen Regression lautet y = 344,91x - 27,273 Man sieht, dass die sigmoide Kurve dem Verlauf der Messdatenreihe viel eher entspricht. Das Raoult’sche und das Henry’sche Gesetz bilden jeweils eine Näherung für unterschiedliche Teile dieser Kurve. Aus der Regression der gesamten Messdaten kann die Henrykonstante daher nicht bestimmt werden. 10 Henrykonstante 35 Dampfdruck [Torr] y = 172x 30 25 20 15 10 5 0 0 0,05 0,1 0,15 0,2 Molenbruch von Aceton Aus den ersten drei Messpunkten, die nahezu auf einer Geraden liegen, lässt sich die Henrykonstante bestimmen, da sie ja für kleine Konzentrationen an gelöstem Stoff – hier Aceton – interessant ist. Die Ausgleichsgerade durch die ersten drei Werte würde an sich den Ursprung knapp verfehlen, allerdings wurde das mithilfe des Programmes Excel angepasst. Man sieht die deutliche Abweichung von der Ausgleichsgeraden, die alle Punkte miteinbezieht. b) Gilt für große xA das Raoultsche Gesetz? Belegen Sie dies graphisch. Das Raoult’sche Gesetz lautet: pA = pA0 · x d.h.: Der Dampfdruck in der Mischung entspricht dem Dampfdruck der Reinsubstanz bei gleichen Bedingungen mal dem Molenbruch Der letzte Messwert entspricht pA0 und kann folglich zur Berechnung der nach Raoult vorhergesagten Werte herangezogen werden, wodurch sich folgendes Schaubild ergibt: 11 Absolute und prozentuale Abweichung vom Raoult'schen Gesetz 350 Dampfdruck Aceton [Torr] Messdaten 300 Werte nach Raoult 250 Differenz Prozentuale Abweichung 200 150 100 50 0 0 0,5 1 Molenbruch Aceton d) Wie groß ist der Aktivitätskoeffizient für xA = 1, wenn das Raoultsche Verhalten als Bezugszustand gewählt wird? =1 c) Wie groß ist der Aktivitätskoeffizient für xA = 1, wenn das Henrysche Verhalten als Bezugszustand gewählt wird? (Das Henry’sche Gesetz lautet: pA = pA0 · · x) 331 Torr = 172 Torr · f · 1mol/mol f = 1,924 Der Aktivitätskoeffizient f müsste also ca. 1,9 betragen, wollte man die ermittelte Henrykonstante auf sehr hohe Molenbrüche von Aceton anwenden. (Betrachtet man hingegen die von Henry gefundene Gesetzmäßigkeit pA = pA0 · · x ohne dabei die ermittelte Konstante zu beachten, so gilt wiederum = 1) 12 Vorfrage 5: a) In erster Näherung ist der Nernstsche Verteilungskoeffizient antiproportional zum Dampfdruck einer Substanz. 1,4-Dimethylbenzen (p-Xylol) siedet bei 411,5 K mit einer Verdampfungsenthalpie von ∆H0 vap= 35,67 kJmol-1. 1,3-Dimethylbenzen siedet bei 412,3 K mit einer Verdampfungsenthalpie von ∆H0 vap= 35,66 kJmol-1. Welche der beiden Substanzen wird bei einer idealisiert-wechselwirkungsfreien Säule bei 70°C zuerst eluiert? a) August’sche Dampfdruckformel: ln p1 · T1/ p2 · T2 = ∆H/R · (1/T1 – 1/T2) bzw. Clausius-Clapeyron’sches Gesetz: p2 p1 e p-Xylol m-Xylol H vap 1 1 R T1 T2 Siedetemperatur ∆H0vap Dampfdruck 411,5 K 3567 J/mol 128,6 hPa 412,3 K 3566 J/mol 126,1 hPa Der Verteilungskoeffizient ist umgekehrt proportional zum Dampfdruck – p-Xylol wird also zuerst eluiert. b) Bei der Temperatur, an der sich die Elutionsreihenfolge umkehrt, gilt: eingesetzt also (Da die Basis und ihr Vorfaktor einander entsprechen, reicht es, die Exponenten gleichzusetzen.) - 0,01 kJ/mol / T2 = 0,0865 kJ/molK – 0,0867 kJ/molK T2 = - 0,01 kJ/molK / (- 0,002 kJ/molK) 13 T2 = 52 K c) Aufgrund der hohen Ähnlichkeit der Substanzen ist eine vollständige Auftrennung nur sehr schwer zu erreichen. Unter Umständen könnte durch die Änderung von Druck, Temperatur oder das Wechseln der Säule eine bessere Auftrennung erreicht werden. d) 1 µl p-Xylol entspricht 1 µl · 0,88 mg/µl = 0,88 g. 0,88 g entsprechen 0,88 g · 106 mg/mmol = 8,3 µmol p=n R·T·V p = (8,3 · 10-6 mol · 8,314 J/mol·K · 393 K)/ 1000 µl p = 27 mJ/ml = 27 kJ/m3 = 270 hPa = 640 hPa Da der Dampfdruck, den 1 µl p-Toluol als ein ideales Gas erreichen in einer 1ml-Küvette würde (270 hPa), unter dem Sättigungsdampfdruck (640 hPa) liegt, kann man davon ausgehen, dass es vollständig verdampfen wird. Vorfrage 6: a) Wie unterscheiden sich die Ansätze der Binomial-, Poisson- und GaußVerteilung? Diskutieren Sie für diese die Begriffe: Stetigkeit und Symmetrie. Binomi Stetigk Symme Werte p Formel eit - trie - ja/nei n nm Pm,n p m 1 p m al Poisso egal n - - n ja/nei egal; n meist sehr gering Gauß + + ja/nei 0,5 n 14 Die Binomialverteilung ist eine vielseitig anwendbare diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung, die die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses angibt, bei nVersuchen m-mal aufzutreten. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Ereignisse auftreten, ist nicht von Belang, ebenso wenig die Einzelwahrscheinlich für ein Ereignis. Die Binomialverteilung unterscheidet nur „tritt ein“ und „tritt nicht ein“, beschreibt also nur Bernoulli-Experimente. Symmetrisch ist die Binomialverteilung nur für die Einzelwahrscheinlichkeit p = 0,5. Man verwendet sie z.B. für Hochrechnungen nach der Entnahme von Stichproben. Dabei werden die genommen Proben gewissermaßen wieder zurückgelegt, ihre Entnahme hat also keinen Einfluss auf die nächsten Ereignisse. Die Poisson-Verteilung lässt sich durch die Binomialverteilung annähern, wenn die Zahl aller Ereignisse sehr hoch, die Wahrscheinlichkeit für das betrachtete Ereignis hingegen sehr gering ist. (Ein Beispiel hierfür sind Qualitätskontrollen von „Fließbandprodukten“ – wäre die Wahrscheinlichkeit, dass das einzelne Produkt fehlerhaft ist, erwähnenswert hoch, wäre die Firma vermutlich längst bankrott.) Eine Besonderheit der Poisson-Verteilung ist, dass der Erwartungswert und die Varianz einander entsprechen – dargestellt mit dem Buchstaben . wird Ereignisrate genannt und reicht zur Charakterisierung einer Poisson-Verteilung aus. Die Gauß’sche Verteilungsfunktion setzt eine Einzelwahrscheinlichkeit von p =0,5 voraus. Sie ist symmetrisch („glockenförmig“) und stetig. b) Welche der drei Verteilungen lässt sich auf den Radioaktiven Zerfall von 239Pu (t1/2= 24000 a) anwenden (Begründung)? Da der Zerfall eines Atoms bei einer Halbwertszeit von 24 000 Jahren innerhalb eines realisierbaren Messintervalls sehr unwahrscheinlich, die Zahl der Atome in einer einigermaßen handhabbaren Probe jedoch notwendigerweise sehr groß, bietet sich die Poissonverteilung an. c) Welche Verteilungsfunktion liegt der Mittelwertsbildung zugrunde? Die Gauß’sche Verteilungsfunktion, da sie symmetrisch ist. Vorfrage 7: a) Welche 3 Größen gehen in den Wärmeleitfähigkeitskoeffizienten eines Gases ein? Für die Wärmeleitfähigkeit gilt (1. Fourier’sche Gleichung): J = (dT / dz) ist der Wärmeleitfähigkeitskoeffizient, von dem die Wärmeleitfähigkeit unmittelbar abhängt. Er ist ein stoffspezifischer Wert mit der Dimension Leistung pro Zeit, Länge und Temperatur. Interessant ist also, was in ihn alles eingeht: = 1/3 · cv · · cv = molare Wärmekapazität bei konstantem Volumen v = mittlere Geschwindigkeit = mittlere freie Wegstrecke o Die Wärmekapazität für ein einatomiges, ideales Gas beträgt Cv = 3/2R (drei Translationsfreiheitsgrade) o Die Wärmekapazität für ein zweiatomiges Gas beträgt Cv = 7/2R (sieben Freiheitsgrade) 15 Berechnung der Teilchendichte 1N: 1N = p / (T· k) Wir wissen, dass bei Normalbedingungen 1 mol eines Gases 22,4 l einnimmt, bei Standardbedingungen jedoch 24 l. Wenn wir nun bei konstantem Druck eine lineare Abhängigkeit des Molvolumens von der Temperatur annehmen – was zumindest in einem gewissen, keine extremen Werte umfassenden Bereich gerechtfertigt ist (siehe genannte Formel) – dann lässt sich mithilfe dieser beider Werte eine Geradensteigung von y = 0,064l · x 1/°C + 22,4 l berechnen. Bei 70°C hätte ein Mol Gas also ein Volumen von 26,88 l. Damit beträgt die Teilchendichte 6,022 · 1023 / 26,88 = 2,24 · 1025 Teilchen/ m3. M Stickstoff Wasserstoff cv5 77 nm 29,10 J/K·mol 509,04 m/s 1,35 · 10-2 J/msK 122,5 nm 29,10 J/K·mol 1890 m/s 8· 10-2 J/msK Im Vergleich zu Wasserstoff hat eine Probe mit höherer Wahrscheinlichkeit eine deutlich höhere Wärmekapazität als im Vergleich zu Stickstoff – der Messheizdraht kühlt in Anwesenheit der Probe merklich langsamer ab, wodurch der elektrische Widerstand ansteigt und ein Peak verzeichnet wird. Dieser Umstand spricht für Wasserstoff als Trägergas, andere Eigenschaften wie z.B. die Reaktivität schränken die Einsatzmöglichkeiten sicherlich ein. 5 beide Gase haben denselben Wert aufgrund der erwähnten Regel c v = 7/2R für zweiatomige Gase 16