Anzeige MVV 2 Anzeige Sparkasse 3 Pädagogische Hochschule Heidelberg Informationsschrift zur Lehrerbildung, Lehrerfortbildung und pädagogischen Weiterbildung Hochbegabung eine Herausforderung für Familie, Schule und Gesellschaft Heft 57 Wintersemester 1999/2000 4 Pädagogische Hochschule Heidelberg Institut für Weiterbildung 69120 Heidelberg, Keplerstraße 87 Telefon 06221/477 522, Telefax 06221/477 437 Leiter: Dr. Willi Wölfing, Akad. Direktor Sprechstunde: Dienstag, 13.00 -14.00 Uhr, Raum 26, 477 519 Abteilung I: Lehrerfortbildung Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Inge Jochem Sprechstunde: nach Vereinbarung, Raum 24, 477 520 Abteilung II: Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Veronika Strittmatter-Haubold Sprechstunde nach Vereinbarung, Quinckestr. 72, Raum 105, 477 402 Sekretariat: Shamali Sen, 477 401 Sekretariat: Kerstin Lumb Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag: 10.00 - 12.00 Uhr und 14.00 - 16.00 Uhr, Freitag: 10.00 – 12.00 Uhr Raum 25, 477 522 Beratende Kommission des ifw: Rektor: Prof. Dr. Ludwig Schwinger Dekan Fakultät I: Prof. Dr. Alfred Klaus Dekan Fakultät II: Prof. Dr. Eduard Haueis Dekan Fakultät III: Prof. Dr. Michael Schallies Dekan Fakultät IV: Prof. Dr. Gerd Hepp Impressum Redaktion Inge Jochem, Ittlingen Willi Wölfing, Dossenheim Redaktionsausschuss Peter Buck, Heidelberg; Konrad Gieringer, Hirschberg; Inge Vinon, Heidelberg; Hans Peter Henecka, Bruchsal; Inge Jochem, Ittlingen; Franz-Karl Krug, Karlsruhe; Karl Christoph Schäfer, Heidelberg; Willi Wölfing, Dossenheim Textbearbeitung Kerstin Lumb, Rauenberg-Malschenberg Druck Druck Partner Rübelmann GmbH, 69502 Hemsbach, Carl-Benz-Straße 11, Telefon 06201/497 640, Telefax 06201/453 74 Auflage 4500 Exemplare Nachdruck, fotomechanische Reproduktion, Anfertigung von Mikrofilmen, auch von Auszügen, sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion zulässig. 5 INHALT Impressum 4 Begabung – Hochbegabung – Lernbehinderung 6 Vorbemerkung Das Phänomen der Hochbegabung und Konsequenzen für die schulische Praxis 7 Bianca Wirtz Für und Wider des Überspringens von Klassen 25 Annette Heinbokel Lehrerweiterbildung und Begabtenförderung 32 Franz J. Mönks Diagnose von Hochbegabung und schulbegleitende Beratung für Lehrer 37 Barbara Feger und Tânia M. Prado Zur Diagnose von Behinderungen des Lernens und der Entwicklung jenseits vorgeschriebener Lehrplanforderungen 45 Reimer Kornmann Institut für Weiterbildung 30 Jahre institutionalisierte Form der Lehrerfortbildung 56 Willi Wölfing Autorenverzeichnis 58 Fort- und Weiterbildungsprogramm Vorwort 59 Gruppe 10 61 Veranstaltungen der Fachgruppen Gruppe 20 63 Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung Gruppe 30 78 offene Veranstaltungen aus dem Lehrangebot der Pädagogischen Hochschule Gruppe 40 79 FORUM SCHULE Kontaktstudien 82 Heidelberger Weiterbildungen 86 Veranstaltungen der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung Das Heidelberger Dienstagsseminar: “Die Medienmacher“ 89 6 Begabung – Hochbegabung – Lernbehinderung Vorbemerkung Schulisches Lernen ist letztendlich ein auf Leistung ausgerichtetes Lernen, wobei der Leistungsbegriff je nach wissenschaftlichem Standpunkt und bildungspolitischer Position durchaus unterschiedlich definiert und interpretiert werden kann. Die schulischen Leistungen werden in den Schulen der Bundesrepublik in den jeweiligen Fächern gemessen und nach wie vor überwiegend in Noten ausgedrückt. Diese traditionelle Leistungsbeurteilung, die auch schon für unsere Eltern und Großeltern Maßstab dafür war, ob ein Kind als guter oder schlechter Schüler galt, beginnt ganz allmählich sich aufzulösen. In den Zeugnissen der ersten Schuljahre ist in vielen Bundesländern bereits die Notenbeurteilung durch eine verbale Beurteilung ersetzt; an den Hauptschulen Baden-Württembergs werden erste Versuche gemacht, neben den Noten eine sogenannte “Projektbeurteilung“ einzuführen, in der die Leistung der Schüler sprachlich beschrieben wird. Im Zusammenhang mit dieser Entwicklung rückt auch das Phänomen der Hochbegabung wieder verstärkt ins Bewusstsein. Pädagogen und Politiker fordern die begabungsgerechte Förderung schulischen Lernens. So bemängelte Bundespräsident Roman Herzog in seiner Berliner Bildungsrede, dass schon im Vorschulalter viele Begabungen brach liegen, „weil viele Kinder in den prägendsten Jahren nicht hinreichend gefördert werden“. Der Redaktionsausschuss für die Informationsschrift hat beschlossen, in der vorliegenden Ausgabe Beiträge zum Thema Hochbegabung zu veröffentlichen. In einem Einleitungsartikel führt Bianca Wirtz in das Thema ein. Es handelt sich dabei um eine Zusammenfassung der Zulassungsarbeit, die die Verfasserin, eine ehemalige Studentin unserer Hochschule, zum Thema “Das Phänomen der Hochbegabung und Konsequenzen für die schulische Praxis“ vorgelegt hat. Daran anschließend äußert sich die Diplom-Pädagogin und Realschullehrerin Annette Heinbokel zum “Für und Wider des Überspringens von Klassen“. Professor Dr. Franz J. Mönks, Direktor des Zentrums für Begabungsforschung an der Universität Nijmegen, beschreibt in seinem Beitrag “Lehrerweiterbildung und Begabtenförderung“ ein Konzept zur Lehrerweiterbildung in Hochbegabtenfragen, das sogenannte ECHA-Diplom. Dr. Barbara Feger und Diplom-Psychologin Tânia M. Prado, die Autorinnen des Buches “Hochbegabung, die normalste Sache der Welt“, schildern die Problematik der Diagnose von Hochbegabung und die Notwendigkeit einer schulbegleitenden Beratung für Lehrer. Abschließend durchleuchtet Dr. Reimer Kornmann, Professor an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, das Phänomen der Hochbegabung aus der Sicht des Lernbehindertenpädagogen. Eine Auflistung verschiedener Institutionen, die sich mit der Problematik der Hochbegabung beschäftigen, soll dem interessierten Leser die Suche nach kompetenten Gesprächspartnern erleichtern. 7 Das Phänomen der Hochbegabung und Konsequenzen für die schulische Praxis Bianca Wirtz Einleitung und Ausgangsfragestellung Bei einem Gastvortrag von Professorin Aiga Stapf wurde ich darauf aufmerksam, dass selbst die meisten (angehenden) Fachleute Ende des 20. Jahrhunderts noch nicht erkannt haben, welchen Nöten unterschiedlichster Art hochbegabte Kinder und ihre Eltern ausgesetzt sind: im Klassenverband stets als Streber verschrien sein, anders sein als alle anderen und damit nicht “normal“. Häufig müssen sie die eigenen Fähigkeiten verstecken, um nicht ausgeschlossen zu werden. Die Umwelt empfindet sie als “altklug“ und lästig, teilweise enden sie aufgrund permanenter Unterforderung trotz herausragendem IQ in der Hauptschule. Oder sie werden gar nicht erst als schulreif anerkannt, weil sie in Gruppen Gleichaltriger keinen Anschluss suchen. Manche bemerken erst als Rentner, dass sie über herausragende Fähigkeiten verfügen, die sie ihr ganzes Leben lang hätten entfalten und nutzen können. Den aus der Hochbegabung resultierenden Verhaltensauffälligkeiten wird meistens mit Disziplinierungsmaßnahmen begegnet anstelle entsprechender Förderung. All das ist nur ein kleiner Teil der Sorgen, die das tägliche Leben vieler hochbegabter Kinder und deren Eltern prägen. Welchen Stellenwert das Thema einnimmt, bewies auch eine Recherche in diversen Lexika, in denen der Begriff Hochbegabung meistens gar nicht auftritt. Gleichberechtigung ist in der Bundesrepublik Deutschland eine allseits anerkannte Wertgrundlage, die sogar gesetzlich verankert ist. Im Grundgesetz ist in den Artikeln 2 und 3 ausdrücklich festgelegt, dass jeder Mensch ein Anrecht auf gleiche Förderung und “freie Entfaltung seiner Persönlichkeit“ hat. In der Verfassung des Landes Baden-Württemberg heißt es in Artikel 11: „Jeder junge Mensch hat ohne Rücksicht auf Herkunft oder wirtschaftliche Lage das Recht auf eine seiner Begabung entsprechende Erziehung und Ausbildung“. Dadurch ist der Staat und somit Lehrerinnen und Lehrer als Vertreter des unter staatlicher Aufsicht stehenden Schulwesens sogar verpflichtet, alle Kinder entsprechend ihrer Voraussetzungen zu fördern. Was unter Gleichbehandlung aber konkret zu verstehen ist, bleibt fraglich. Die Gleichbehandlung von Ungleichen kann jedenfalls nicht gemeint sein, worauf der amerikanische Psychologe Brandwein hinweist, wenn er sagt: „Es gibt nichts Ungerechteres als die gleiche Behandlung von Ungleichen“ (zit. nach Ministerium für Bildung, 1996, S. 36). Häufig sieht Chancengleichheit aber so aus, dass die besseren SchülerInnen “gebremst“ werden (vgl. dazu den Beitrag von Kornmann in dieser Informationsschrift) oder permanent anderen helfen müssen. Gegenseitige Hilfestellung ist zwar zweifellos ein wichtiges Erziehungsziel, aber ob man von Hochbegabten stets Hilfe erwarten kann, 8 obwohl sie selbst keine bekommen, ist zu bezweifeln. Soziales Lernen ist in der Pädagogik von besonderer Relevanz. Finden aber Hochbegabte in unserem Schulsystem die für ihre Sozialisation notwendige Hilfe und Unterstützung? Was die Minderbegabung angeht, so wird der Forderung nach Förderung erfreulicherweise Rechnung getragen. Im Rahmen der Sonderpädagogik beschäftigt sich ein ganzer pädagogische Fachbereich in einem separaten Studiengang mit Minderbegabung unterschiedlichster Art, während das Phänomen der Hochbegabung selbst in einzelnen Vorlesungen - wenn überhaupt - nur peripher thematisiert wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Lehrerinnen und Lehrer Hochbegabung häufig nicht erkennen oder nicht die nötigen Konsequenzen für ihren Unterricht ziehen können. Das Thema scheint im Rahmen der Lehrerprofessionalität bisher ignoriert zu werden. In einigen Schulen gibt es berechtigterweise vom Staat finanzierte Förderkurse für Schüler, die zusätzliche Hilfe benötigen, um dem Niveau ihrer Klasse entsprechen zu können. Von Hochbegabten erwartet man dagegen, dass ihre Eltern die notwendigen Mittel aufwenden, um ihnen die für ihre Entwicklung notwendige Förderung zukommen zu lassen. Das mangelnde Interesse an der Förderung von Hochbegabten von staatlicher Seite ist nicht ganz nachvollziehbar, bedenkt man, dass Bildung ein großes Kapital ist. Die gesellschafts- und bildungspolitische Tragweite der Thematik ist durchaus von Aktualität. Dies gilt insbesondere seit der Rede von Bundespräsident Herzog (1997), in der er eindeutig dazu auffordert, der Begabtenförderung mehr Bedeutung beizumessen. In die Praxis umgesetzt wird dies bis heute allerdings nur zögernd. Im Ausland dagegen werden Hochbegabte und deren Förderung als Potential erkannt, was langfristig durchaus Wettbewerbsvorteile für Wirtschaft und Politik ermöglicht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Großteil der Literatur im anlgo-amerikanischen Sprachraum veröffentlicht wurde, wo man dem Phänomen prinzipiell sehr offen gegenübersteht. Mein Interesse als angehende Lehrerin richtete sich aber nicht auf Wettbewerbsvorteile Deutschlands, die nur positive “Nebenwirkungen“ einer Beschäftigung mit Hochbegabung sind, sondern mein primäres Anliegen war und ist selbstverständlich das Wohlergehen der betroffenen sowie das aller anderen Kinder. Auch wenn die Diskussion um Hochbegabung niemals völlig isoliert gesehen werden kann, so sollte die diesem Aufsatz zu Grunde liegende wissenschaftliche Hausarbeit dennoch zu einer pädagogischen Diskussion beitragen, die jenseits der politischen Debatte um gesellschaftliche und politische Notwendigkeit einer Eliteförderung zu verstehen ist. Daher sind primär die verschiedenen Fördermöglichkeiten und die pädagogischen Schlussfolgerungen von Interesse, insbesondere die Frage, inwieweit eine Integration oder Separation Hochbegabter im bzw. aus dem Schulalltag sinnvoll ist, oder ob sich Schule und Unterricht nicht prinzipiell alternativer Unterrichtsmethoden bedienen muss, um allen Kindern mit unumstritten unterschiedlichen Begabungen gerecht zu werden. In diesem Zusammenhang 9 stellte sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, ein Kind in eine Klasse oder gar eine Institution einzuschulen, die nur Hochbegabte besuchen. Zur Problematik einer Definition von Hochbegabung Bei der Definition von Hochbegabung fallen die unterschiedlichen begrifflichen Definitionen von Begabung, Hochbegabung, Höchstbegabung in der Literatur auf. Zum einen hat sich die Bedeutung der Begriffe im Laufe der letzten Jahrzehnte verändert und zum anderen haben sich die Begriffe in verschiedenen Ländern unterschiedlich etabliert. Weiterhin ist das Verständnis der Begriffe abhängig von der Gesellschaft und Kultur, in deren Zusammenhang sie gebraucht werden, so dass man kaum eine einheitliche Definition ausmachen kann. Obwohl die verschiedenen Autoren unterschiedliche Begriffe verwenden, kann man dennoch sagen, dass sich das Verständnis in den letzten Jahrzehnten konkretisiert hat. Während man früher unter Hochbegabung eine intellektuelle Frühentwicklung verstand, die sich ausschließlich in einem hohen IQ zeigte, beinhalten die Begriffe in der aktuellen Literatur fast ausnahmslos auch die Bereiche Kreativität sowie musische, künstlerische, sportliche und psychomotorische Fähigkeiten. Die unterschiedlichen Begabungen können vielfältig miteinander verknüpft sein, so dass die meisten Autoren heute unter Hochbegabung nicht unbedingt einen hohen IQ verstehen, sondern herausragende Fähigkeiten unterschiedlicher Art, die im Vergleich mit Gleichaltrigen zu hohen Leistungen führen. So herrscht heute weitgehender Konsens darüber, dass Begabung alleine nicht ausreicht, um zu Erfolg zu gelangen, sondern viele andere Einflussfaktoren wie Interesse, Durchsetzungskraft, Motivation und Persönlichkeit eine große Rolle spielen (vgl. dazu auch den Beitrag von Mönks in dieser Informationsschrift). Auch die Definition des Bundesministeriums für Bildung (1996, S. 8) spiegelt diese verbreitete Auffassung. Hier ist Hochbegabung dann vorhanden, wenn „ein Kind in bestimmten Bereichen seiner geistigen und motorischen Entwicklung den Altersgenossen deutlich überlegen ist“. Ab welcher Grenze das aber der Fall ist und wie man diese Grenze ermittelt, wird äußerst kontrovers diskutiert, so dass besonders bei intellektueller Hochbegabung die Angaben in der Literatur von einem IQ von 120 bis 155 für Hochbegabung bzw. 155 bis 170 für Höchstbegabung variieren. Entsprechend der unterschiedlichen Maßstäbe kann keine einheitliche Aussage darüber gemacht werden, wie groß der betroffene Anteil der Bevölkerung ist. Die Angaben schwanken zwischen 0,5% und 5% pro Jahrgang. Legt man hier einen Mittelwert von 2,5% zugrunde und geht man von eine Klassenstärke von 25 Kindern aus, heißt das rechnerisch gesehen, dass in ungefähr jeder zweiten Schulklasse ein hochbegabtes Kind sitzt. Hochbegabung kommt also doch nicht so extrem selten vor, wie LehrerInnen in der Praxis gerne behaupten. Dennoch scheinen die Definitionen, die überdurchschnittliche Leistung voraussetzen, um von Hochbegabung sprechen zu können, sehr eng gefasst. 10 Es entsteht zum Teil der Eindruck, dass Hochbegabung als Synonym für Leistungsfähigkeit verstanden wird. Zweifellos führt erst die Kombination von Intelligenz mit anderen Aspekten zu Erfolg, dennoch sollten auch die Kinder als hochbegabt gelten, deren Disposition, also z.B. ein hoher IQ, bei entsprechender Förderung zu Erfolg führen könnte. Gerade diejenigen Kinder benötigen die Aufmerksamkeit der Pädagogik, deren Potential sich aufgrund mangelnder Motivation nicht entfalten kann, denn häufig liegen die Gründe einer mangelnden Motivation in der permanenten Unterforderung. Begabungsformen Bei der Betrachtung von verschiedenen Begabungsformen wird deutlich, dass alle nur denkbaren Verknüpfungen und Kombinationen von Begabungserscheinungen auftreten können. Das Spektrum ist für den Praktiker, der betroffene Kinder in seinem Unterricht hat, erschreckend vielfältig: intellektuelle Begabungen (angefangen von sprachlichen, über mathematische bis zu ausgeprägten räumlichen Fähigkeiten), musischkünstlerische Begabungen, herausragende soziale Fähigkeiten, sportliche Begabungen u.s.w.. Der größte Teil der zum Thema erschienenen Literatur konzentriert sich auf intellektuelle Hochbegabung. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass eine intellektuelle Hochbegabung im Vergleich zu anderen Begabungsformen die gravierendsten Auswirkungen für die Betroffenen hat. Kindern mit sportlicher, musischer oder künstlerischer Hochbegabung steht zwar das gleiche Recht auf Förderung zu wie intellektuell Hochbegabten, doch sind die außerschulischen Förderungsmöglichkeiten durch Kunst- und Musikschulen, pädagogische Einrichtungen in den Museen und Sportvereinen relativ problemlos und mit überschaubarem Kostenaufwand zu realisieren. Die verschiedenen Begabungen in ihren wesentlichen Eigenschaften Trotz der unterschiedlichen Erscheinungsformen und der Verknüpfungen der verschiedenen Begabungsformen, kann man prinzipiell sagen, dass sich intellektuelle Begabung auf die Bereiche der Intelligenz bezieht, die im Intelligenzmodell von Gardner (1993) als sprachliche, logisch-mathematische und räumliche Intelligenz bezeichnet werden. Sie zeigt sich in einem außergewöhnlich hohen IQ, der auf die genannten Bereiche ausgerichtet ist, sowie im allgemeinen Verhalten. Wesentlicher Bestandteil und Gemeinsamkeit dieser Intelligenzformen ist die Abstraktionsfähigkeit. Obwohl es Kinder gibt, die in allen intellektuellen Bereichen vergleichbar hohe Leistungen erbringen, warnt u.a. Winner (1996, S. 7 - 54) vor der Annahme, Begabung sei eine Fähigkeit, die sich in allen Bereichen zeigt. Sie schreibt wörtlich: „The underlying assumption here is that gifted children have a general intellectual power that allows them to be gifted across the board. I call this the myth of global giftedness.“ An anderer Stelle schreibt sie: „In fact, unevenness between verbal an mathematical abilities may be more the rule than the 11 exception“ (Winner, 1996, S. 34). Es erschien also nötig, die verschiedenen intellektuellen Begabungen nochmals zu unterscheiden. Eine sprachliche Begabung umfasst die Fähigkeiten, die beim Erlernen oder Anwenden sprachlicher Kompetenz erforderlich sind. Da Sprache ein komplexes System ist, mit dem abstrakte Inhalte ausgedrückt werden, erfordert der Umgang damit Abstraktionsfähigkeit und setzt somit eine gewisse Intelligenz voraus. Im Einzelnen zeigen sich sprachliche Fähigkeiten in einem komplexen Wortschatz, einer schnellen Auffassungsgabe für Grammatik, ausgeprägter Sensibilität für die Bedeutungen der Wörter und großem Interesse für sprachliche Strukturen. Die Kinder verwenden beispielsweise Fremdwörter, die sie sich aus dem Kontext erklären, ohne dass ihnen die Bedeutung erklärt wurde. Die genannten Merkmale treten schon häufig im Kleinkind- und Vorschulalter auf. Langbein und Fochler (1997) nennen als historisches Beispiel für eine außergewöhnliche sprachliche Begabung den Archäologen Jean Francois Champollion, dem es im Jahre 1822 nach 20jähriger Arbeit gelang, die Hieroglyphenschrift der alten Ägypter zu entziffern, obwohl viele Menschen vor ihm daran gescheitert waren. Seine Leistung zeugt von außergerwöhnlichen Fähigkeiten, sich in die Struktur einer Sprache einzudenken, sie zu erfassen und logische Verknüpfungen zu erschließen. Obwohl Champollion bereits als Kind außergewöhnliche Fähigkeiten und extremes Interesse an der ägyptischen Kultur aufwies, war er ein so schlechter Schüler, dass er Privatunterricht erhalten musste, mit dem er dann in nur einem Jahr Latein, Griechisch und Hebräisch erlernte. Auch mathematische Intelligenz ist ein wesentlicher Bestandteil von intellektueller Begabung, so dass die meisten Intelligenztests Aufgaben beinhalten, die die mathematischen Fähigkeiten überprüfen. Eine mathematische Begabung zeigt sich grundsätzlich in einer schnellen Auffassungsgabe, insbesondere bei der Lösung abstrakter Probleme. Da Mathematik nicht unbedingt mit Rechnen identisch ist, bezieht sich die mathematische Begabung nicht nur auf Fähigkeiten im Rechnen, sondern auf das Erfassen von Inhalten und ein Gefühl für Zahlen. Mathematische Begabung erfordert nicht unbedingt umfangreiches Wissen oder Erfahrung, so dass Hochbegabte in diesem Gebiet relativ früh auffallen, indem sie sich Kenntnisse über Zahlen und einfache Rechenoperationen autodidaktisch aneignen. Im weiteren Verlauf erreichen mathematisch Hochbegabte früher als Gleichaltrige kognitive Entwicklungsstufen, so dass sie bereits als Kind zu formalen Denkoperationen in der Lage sind, was bei durchschnittlich Begabten im Stufenmodell von Piaget (1993, S. 131 - 149) erst ab etwa elf Jahren der Fall ist. Beeindruckend ist in diesem Zusammenhang die Biographie von Carl Friedrich Gauß, der im Jahre 1777 als Sohn eines Arbeiters geboren wurde und bereits im Alter von drei Jahren die Gehaltsauszahlung seines Vaters kontrollierte. Mit neun Jahren fiel seine Begabung erstmals seinem Lehrer auf, als er spontan und ohne vorherige Erklärung die Summenformel für die arithmetische Reihe entdeckte. Nachdem Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig auf die außergewöhnliche Begabung aufmerksam wurde, finanzierte er Gauß die weitere Ausbildung. Mit 24 Jahren erlangte dieser als 12 Student seinen ersten internationalen Erfolg, indem er eine Formel zur Berechnung der Umlaufbahn des neu entdeckten Planeten Ceres fand. Dem schlossen sich zahlreiche Entdeckungen an, so dass er am Ende seines Lebens 50 Formeln, Gesetze, Gleichungen, Verfahren und Methoden hinterließ. Die räumliche Intelligenz beinhaltet aufmerksames Wahrnehmen der Umgebung, die Erinnerung an räumliche Gegebenheiten sowie Abschätzen von Richtungen und Entfernungen. Räumliche Fähigkeiten sind in vielen Berufen von großer Bedeutung, z.B. bei einem Bildhauer oder Architekten. Diese Fähigkeiten alleine garantieren zwar noch nicht die Kompetenz, können aber als unabdingbare Voraussetzung angesehen werden. Auch die räumliche Intelligenz zählt vergleichbar mit der sprachlichen zu den Grundintelligenzen, die bei jedem Menschen vorhanden sind, so dass räumliche Intelligenz in den meisten IQ-Tests überprüft wird. Gardner (1996) verweist in diesem Zusammenhang auf den Künstler Pablo Picasso, dessen Fähigkeiten zwar auch auf eine künstlerische Begabung zurückzuführen sind, die sich ohne räumliche Intelligenz aber nicht derart hätten entfalten können. Picasso konnte sich bereits durch Zeichnungen verständlich machen, bevor er sprechen lernte. Im Alter von vier Jahren erstellte er die ersten Scherenschnitte von Pflanzen und Tieren. Im Gegensatz zu anderen Kinderzeichnungen enthielten seine Bilder schon in diesem Alter eine Perspektive. Mit 14 Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung für die Seniorenklasse der Kunstschule von Barcelona, nachdem er am fünften Tag die Bilder ablieferte, für die ihm vier Wochen zur Verfügung gestanden hätten. Seine Leistungen im Lesen, Schreiben und Rechnen dagegen waren so schlecht, dass auch er Privatunterricht erhalten musste. Zweifellos zeichnet sich die musisch-künstlerische Begabung durch ein hohes Maß an Kreativität aus. Besonders die musikalische Begabung ist dabei schwer zu definieren. Dementsprechend schwierig ist die Identifikation musikalisch Hochbegabter. Es gibt zwar Tests, die das musikalische Potential zu erfassen versuchen, allerdings sind sie sehr umstritten, so dass über diese Begabung meistens durch Expertenkommissionen entschieden wird, wie z.B. bei dem Wettbewerb “Jugend musiziert“. Wie bei der sprachlichen Begabung so zeigen sich auch im Falle einer musikalischen Begabung die individuellen Unterschiede sehr früh. Manche Kinder können bereits im Alter von 2 - 3 Jahren ganze Lieder singen, während andere noch beim Schuleintritt Schwierigkeiten mit Rhythmus und Melodie haben. Mit zunehmendem Alter erweitern sich bei den meisten Kindern zwar musikalisches Wissen über Noten und klassische Werke, ihre Musikalität allerdings entwickelt sich nicht weiter. So verkommen viele musikalische Begabungen, weil sie nicht durch intensiven musikalischen Unterricht weiter gefördert werden. Ausgeprägter noch als bei anderen Begabungsformen spielen Persönlichkeitsmerkmale eine große Rolle: Die Kinder müssen diszipliniert sein und vor allem die Fähigkeit besitzen, vor Publikum aufzutreten, um ihre Begabung auch zeigen zu können (vgl. Feger, 1988). Als herausragendes Beispiel einer musikalischen Begabung ist zweifellos der Musiker Leonard Bernstein zu nennen. Als er 10 Jahre alt war, 13 erbte seine Familie ein Klavier, woraufhin er aus eigenem Antrieb zu improvisieren und komponieren begann. Da sein Vater das Klavierspiel nicht unterstützte, verdiente er sich im Alter von 14 Jahren heimlich in Tanzkapellen das Geld für eine Klavierlehrerin. Den großen Durchbruch erreichte Bernstein am 14. November 1943 im Alter von 25 Jahren, als der Dirigent der New Yorker Philharmoniker überraschend ausfiel. Ohne Orchesterprobe begeisterte Bernstein Publikum und Presse, dirigierte von da an die besten Orchester der Welt und komponierte 1957 sein wahrscheinlich berühmtestes Werk “West Side Story“. So wie bei musikalisch Begabten, zeichnet sich die Begabung in der Bildenden Kunst durch die gleiche Besessenheit bezüglich der Materie aus, wie es bei intellektuell Hochbegabten bezüglich Mathematik oder Sprache der Fall ist. Eine bildend-künstlerische Begabung erkennt man natürlich zunächst an herausragenden Fähigkeiten z.B. im Malen, aber auch an einer ausgeprägten Liebe zum Detail, die für Kinderzeichnungen untypisch ist. Allerdings kann auch diese Wahrnehmung von Details laut Winner (1996) nicht ganz losgelöst von der intellektuellen Fähigkeit gesehen werden. Soziale Begabung bezieht sich auf die Bereiche der Intelligenz, die Gardner (1993) als zwei wesentliche Seiten des Selbstsinns unterscheidet: die nach innen gerichtete intrapersonale Intelligenz und die nach außen gerichtete interpersonale Intelligenz. Beiden gemeinsam ist die Deutung von Gefühlen und Emotionen. Erst die Kombination dieser Intelligenzformen machen die soziale Begabung aus, denn nur wer seine eigenen Gefühle zu deuten weiß, kann auch mit denen anderer umgehen. Andererseits benötigt der Mensch aber auch die Reaktionen seiner Umwelt, um ein Selbstbild entwickeln zu können. Auch Empathie ist eine wesentliche Voraussetzung, um von emotionaler Intelligenz sprechen zu können. Sie bildet die Grundlage von Menschenkenntnis. Zur Empathie zählen aber nicht nur sprachliche Signale, sondern auch Klang der Stimme, Geste und Körperhaltung, was 90% der emotionalen Mitteilungen ausmacht. Obwohl soziale Fähigkeiten besonders wichtig sind, ist soziale Begabung die am wenigsten erforschte Begabungsform. Im Zusammenhang mit herausragender sozialer Intelligenz soll hier auf Mahatma Gandhi hingewiesen werden, dem es gelang, das koloniale England zu bezwingen und Indien in die Unabhängigkeit zu führen. Mit seinem enormen Charisma mobilisierte er Millionen Inder, um in 24 Tagen 390 Kilometer zum Meer zu pilgern, wo er als Protestaktion gegen die Einführung der Salzsteuer verbotenerweise aus dem Wasser eine Prise Salz zum Himmel hob und damit die indische Unabhängigkeitsbewegung auslöste. Ein hoher IQ garantiert keinesfalls, im Leben besonders gut zurecht zu kommen. Nach den Aussagen Golemans (1995) macht die Höhe des IQ nur etwa 20% der Faktoren aus, die zu Erfolg führen. Die restlichen 80% werden neben weiteren Faktoren von Klassenzugehörigkeit bis Zufall weitgehend von der "Intelligenz der Gefühle" geprägt. Im Gegensatz zur kognitiven Intelligenz ist emotionale Intelligenz ein noch unerforschtes und neues Konzept, dem aktuellen Forschungsstand entsprechend ist der Einfluss emotionaler 14 Intelligenz aber mindestens so groß wie der des IQs. Abgesehen davon sind emotionale Kompetenzen durchaus erlernbar, sofern sie gefördert werden, wobei dem kognitiven IQ bei Goleman eine relativ geringe Veränderbarkeit eingeräumt wird, so dass professionelle Förderung emotionaler Intelligenz unabdingbar ist. Psychomotorische und sportmotorische Begabung sind besonders für die Bewegungserziehung und im sportlichen Bereich erforderlich. Beim Erlernen einer Sportart besteht die Herausforderung darin, die verschiedenen Bewegungen in einer bestimmten Reihenfolge zu koordinieren. Im Falle sportlicher Begabung sind herausragende Leistungen in der Öffentlichkeit allgemein akzeptiert. Entsprechend gibt es staatliche finanzielle Förderung wie z.B. bei “Jugend trainiert für Olympia“. Die Veröffentlichungen über Wettbewerbe zeugen ebenso von der gesellschaftlichen Akzeptanz sportlicher Begabung. Dennoch sind auch bei der sportlichen Begabung nach wie vor viele Aspekte ungeklärt. So gibt es auch hier keine einheitliche Definition und daher Diagnoseschwierigeiten. Ein Großteil sportlicher Leistungen ist dem Zufall überlassen, weil Jugendliche häufig eine Sportart nach dem Grad der Popularität auswählen anstatt nach persönlichen Fähigkeiten. Allseits bekanntes Beispiel einer ungewöhnlichen Bewegungsintelligenz ist Charlie Chaplin. Seinen ersten großen Publikumserfolg errang er im Alter von fünf Jahren, als er zufällig auf die Bühne kam und das Publikum so faszinierte, dass der Direktor ihn förderte. Von da an schulte er sich autodidaktisch in Pantomime, schauspielerischer Überzeugungskraft und Tanz. Im Alter von acht Jahren trat er dann regelmäßig auf und erhielt mit 14 Jahren seine erste Rolle im Kriminalstück “Sherlock Holmes“, die ihm gute Kritiken einbrachte. Kurz nachdem er 1910 nach New York ging, wurde er einer der größten Stars des Stummfilms. Die Bedeutung von Bewegungsintelligenz wird häufig unterschätzt. Lediglich im Spitzensport verhilft der geschickte Umgang mit dem Körper zu “Rang und Namen“ und auch Geld. Da aber jeder Techniker am Steuerpult, Tänzer, Schauspieler oder Chirurg Bewegungsintelligenz benötigen, ist das mangelnde Ansehen dieser Intelligenzform nicht nachvollziehbar. Erkennen von Hochbegabung Wie schwierig es ist Hochbegabung zu erkennen, zeigt sich an vier in der Examensarbeit von Wirtz (1998) erhobenen Fallbeispielen, die auf Wunsch der Eltern hier leider nicht veröffentlicht werden können. Alleine diese Tatsache weist bereits auf das Ausmaß an Ängsten und negativen Erfahrungen hin, die von Betroffenen gemacht wurden. Selbst die Suche nach Fallbeispielen gestaltete sich äußerst schwierig. Die Ansprechpartnerin der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. für den Regionalverband Baden-Württemberg lehnte die Kooperation mit Studierenden ab, da es sich um einen Interessenverband handele, in dem Betroffene von ihren persönlichen Problemen berichten. Man befürchtete, die Anonymität könnte gegenüber Lehrern im Praktikum nicht gewährleistet sein. Der 15 hessische Regionalverband dagegen versteht seine Arbeit auch als Kontaktaufnahme mit Pädagogen. Er war bei der Suche nach Fallbeispielen behilflich und ermöglichte auch eine Mitgliedschaft im Verein. Zusammenfassend kann man sagen, dass die in den Fallbeispielen beschriebenen Kinder alle schon im Kleinkindalter über enorme sprachliche Fähigkeiten verfügten, durch reges Interesse an bestimmten für die Altersstufe unüblichen Fragestellungen auffielen und schon im Kindergartenalter in irgendeiner Form Verhaltensauffälligkeiten zeigten. Sie spielten lieber mit Älteren, weil sie sich eher für “Erwachsenenthemen“ interessierten. Eine vorzeitige Einschulung wurde häufig verweigert, so dass die Kinder bei der Einschulung bereits rechnen, lesen und schreiben konnten. Aufgrund der Unterforderung entwickelten sie sich zu “Störern“ und es kam zu massiven Konflikten mit LehrerInnen. Trotz Vorlage psychologischer Gutachten stießen die Familien bei Lehrern auf wenig Verständnis für die Situation ihrer Kinder. Eltern wurde der übertriebene Ehrgeiz unterstellt, einen Nobelpreisträger heranzüchten zu wollen. Es kam bei den Kindern zu Schulverweigerung und sozialer Isolation. Schule wurde für alle Kinder zur Qual. Einige erlitten Regressionen sowohl im schulischen Bereich als auch in der Freizeit. Teilweise hatten sie mehrere Schul- und Klassenwechsel hinter sich, obwohl auch Hochbegabte ein stabiles soziales Umfeld benötigen. Die Eltern berichteten, dass sie aufgrund mangelnder Kenntnisse über Hochbegabung die Probleme ihrer Kinder zu spät erkannten. Obwohl sie schon früh merkten, dass sie ein cleveres Kind haben, hätten sie niemals geahnt, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen würden. Insbesondere hatten diejenigen Kinder Schwierigkeiten, deren Hochbegabung nicht aufgrund guter Noten oder sonstiger beobachtbarer Leistungen offensichtlich waren. Es wurden banale Argumente seitens der Lehrer erbracht nach dem Motto „so lange das Kind das Mäppchen nicht einmal zu Stundenbeginn auf dem Tisch hat, kann es auch nicht die Klasse überspringen“. Ursache und Wirkung wurden hier offensichtlich vertauscht. Dennoch darf man das Verhalten der Lehrer nicht auf “bösen Willen“ zurückführen. Gründe finden sich zum einen in mangelnder Information über Hochbegabung und zum anderen in der Überforderung mit einem hochbegabten Kind im Unterrichtsalltag, worauf im Rahmen der pädagogischen Konsequenzen noch ausführlicher eingegangen wird. Prinzipiell ist die Entwicklung Hochbegabter sehr individuell, dennoch findet man in der Literatur eine Reihe von Merkmalen, die bei Hochbegabten häufig auffallen. Dabei müssen nicht bei jedem hochbegabten Kind alle Merkmale vorhanden sein, manchmal treten sie nur vereinzelt auf. Obwohl diese Art der “Checklisten“ äußerst umstritten sind, soll im Folgenden eine Liste mit bei Hochbegabten häufig auffallenden Merkmalen aufgeführt werden, die sich im wesentlichen an der von Heinbokel (1996) orientiert: zeichnet sich aus durch Eigeninitiative und intellektueller Wissensdurst bringt sich autodidaktisch lesen, schreiben und rechnen bei oder möchte es zumindest auf Eigeninitiative hin lernen 16 fragt viel und lässt sich nicht mit banalen Erklärungen vertrösten; dabei interessiert es sich auch für Probleme der Menschheit überspringt Entwicklungsstufen, durchläuft sie schneller oder früher; biologische, emotional-soziale und die intellektuelle Entwicklung des Kindes verlaufen dabei nicht synchron ist sehr lebhaft und schläft weniger als andere Kinder erbringt nicht unbedingt gute Leistungen beobachtet sehr genau denkt logisch erbringt hervorragende Gedächtnisleistungen zeigt ein außergewöhnliches Sprachvermögen schon im Kleinkindalter ist zu hoher Konzentration fähig sucht sich ältere Freunde hat einen ausgeprägter Gerechtigkeitssinn ist sehr selbstkritisch ist besonders humorvoll, insbesondere was “Erwachsenenhumor“ angeht zeigt Verhaltensauffälligkeiten in Form von pathologischen Anpassungsstörungen, Überangepasstheit, neurotischer Angst, überhöhtem Anspruchsniveau, versteckter Aggressivität, störendem Verhalten im Unterricht durch Hereinrufen, Clownerien, Provokationen, Arbeitsverweigerung und Hyperaktivität, die in Extremfällen zu Depressionen und Suizidgedanken führen. Die genannten Merkmale können nur Anhaltspunkte bieten, wie sich Hochbegabung im Alltag äußert. Wie schwierig eine zuverlässige Diagnose ist und ob es die überhaupt gibt, welche Möglichkeiten und Grenzen ein IQ-Test oder andere Testverfahren beinhalten, zeigt der Artikel von Barbara Feger und Tanja M. Prado in dieser Informationsschrift. Was das Erkennen von Hochbegabung für Lehrer zusätzlich erschwert, ist das geschlechtsspezifische Verhalten. Eine Vielzahl von Untersuchungen bezüglich der Unterschiede der Geschlechter ging der Frage nach, inwieweit intellektuelle Fähigkeiten und besondere Begabungen geschlechtsspezifisch zugeordnet werden können. Sie weisen z.T. widersprüchliche Ergebnisse auf in Bezug auf Leistungsfähigkeit und Präferenzen. Ebenso gibt es unterschiedliche Erkenntnisse darüber, inwieweit die “klassischen“ Interessen (Männer für Naturwissenschaften und Frauen für Geisteswissenschaften) auch auf Hochbegabte zutreffen. Entscheidender ist aber, dass sich gerade hochbegabte Mädchen häufig zurückziehen und kaum noch auffallen, was es für LehrerInnen um so schwerer macht, ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Die folgende Tabelle soll vereinfacht die tendenziell geschlechtstypischen Verhaltensweisen aufzeigen. Hochbegabte Jungen Hochbegabte Mädchen 17 interessieren sich mit ausgeprägter Leidenschaft für Spezialgebiete, was zu umfangreichem Expertenwissen führt beziehen aktiv die soziale Umwelt mit ein die meisten Hochbegabten, für die Eltern oder Schule psychologische Hilfe suchen, sind Jungen weisen ein breites Interessensspektrum auf mit häufig gleichmäßigem Leistungsprofil bei Schulnoten ziehen sich eher zurück nur 25% aller Hochbegabten, die zu psychologischen Untersuchungen kommen, sind Mädchen reagieren mit störendem Verhalten reagieren auf Unterforderung mit Lustlosigkeit, Depressionen, Kopfauf die Unterforderung, werden zum oder Bauchschmerzen “Klassenclown“ leiden stärker als Jungen darunter, führen gute Leistungen auf ihre anders zu sein, und passen sich Intelligenz zurück. daher schneller den Leistungen und Interessen anderer an sind aufgrund der erhöhten Entwicklungsgeschwindigkeit in Relation zu ihrem IQ gesehen besonders während der Pubertät noch stärker unterfordert als Jungen führen gute Leistungen häufig auf Fleiß oder Zufall zurück. Begabungsförderung Nun wurde bisher die Notwendigkeit der Begabtenförderung begründet, verschiedene Begabungsformen aufgezeigt sowie die Problematik des Erkennens skizziert. Wie aber können die betroffenen Kinder adäquat gefördert werden? Zu unterscheiden sind hierbei die verschiedenen Akzelerationsverfahren (Der Begriff wird in der Literatur zur Hochbegabung auf Grund der Auseinandersetzung mit der anglo-amerikanischen Literatur im Sinne von beschleunigtem Durchlauf der Schulzeit gebraucht.), wie vorzeitige Einschulung oder das Überspringen von Klassen, Formen des Enrichments sowie Schulmodelle mit besonderer Förderung wie z.B. die Christophorusschule in Braunschweig. Eine vorzeitige Einschulung bietet dem hochbegabten Kind die Möglichkeit, zu einem früheren Zeitpunkt geistig bereits so gefordert zu werden, wie es seine Entwicklung erfordert. Der bürokratische Vorgang ist aber kompliziert, denn es muss ein Sonderantrag gestellt werden. Über die Aufnahme entscheidet letztlich die Schule, die die Einschulung von der geistigen, seelischen und körperlichen Entwicklung abhängig macht. In der Regel sind dabei mehrere Untersuchungen ausschlaggebend: ein persönliches Gespräch zwischen Kind und Schulleiter, ein Elterngespräch, Beobachtungen der Kinder bei einem 18 Schulbesuch in einer 1. Klasse, Testergebnisse der körperlichen Untersuchung sowie ggf. ein psychologisches Gutachten. Problematisch wird es aber, wenn auch die Schulleiter, die bei dieser Entscheidung wesentlichen Einfluss haben, keine professionelle Ausbildung in Bezug auf Hochbegabung haben. Damit soll natürlich nicht bestritten werden, dass es eine ganze Reihe von SchulleiterInnen gibt, die kompetente Entscheidungen treffen, es gibt aber auch Fälle, bei denen man die Entscheidung der Administration stark anzweifeln muss. Schließlich kann man Schulfähigkeit nicht genau beschreiben, denn die Fähigkeiten, die ein Kind zum Schulanfang haben muss, hängen auch von der Schule und dem jeweiligen Unterricht ab. Darüber hinaus bedeutet Schulfähigkeit lediglich, “dass ein Kind aller Voraussicht nach die Aufgaben erfüllen wird, die an es gestellt werden, und dass es sich an das soziale Leben der Schule anpassen kann“ (zit. nach Montada,1995, S. 278). Das zeigt bereits, dass ein großes Maß an Subjektivität ausschlaggebend ist. Ob ein Kind schulreif ist, hängt daher stark von der Wahrnehmung der Verantwortlichen im Kindergarten bzw. in der Schule ab. Im Zusammenhang mit Hochbegabung ist dabei besonders der Aspekt der sozialen Schulfähigkeit kritisch zu betrachten, da viele Hochbegabte nicht mit Gleichaltrigen spielen. Hochbegabte Kinder, die von der Einschulung mit der Begründung zurückgestellt wurden, sie könnten sich nicht in die Gruppe integrieren, sind keine Einzelfälle. Als Nachteile der frühen Einschulung werden immer wieder psychische Schäden und Entwicklungsrisiken genannt. Das rechtfertigt jedoch nicht, grundsätzlich von einer vorzeitigen Einschulung abzuraten, obwohl sie zu ähnlichen Schwierigkeiten wie beim Überspringen von Klassen führen kann. Die gegenwärtige Tendenz in Baden-Württemberg, den Einschulungstermin etwas flexibler zu gestalten, ist aber für Hochbegabte zweifellos positiv zu bewerten. Eine Möglichkeit der Förderung nach der Einschulung ist das sogenannte Enrichment. Darunter „sind Maßnahmen zu verstehen, die die Kinder und Jugendlichen mit Zusatzstoff versorgen. Das kann einzeln oder in Gruppen, innerhalb oder außerhalb der Klasse und auch außerhalb der Schule erfolgen“ (zit. nach DGhK, 1997, S. 56). Es handelt sich also entweder um Intensivierung von Themen und Fächern des Lehrplans oder um zusätzliche Behandlung von Themen, die im Curriculum nicht vorgesehen sind. Das zusätzliche Angebot muss aber für die Entwicklung des Kindes auch tatsächlich relevant sein und es in seiner persönlichen, intellektuellen, emotionalen oder sozialen Entwicklung fördern und darf nicht als Beschäftigungstherapie betrieben werden. Die Bereitstellung besonderen Unterrichtsmaterials für eine bestimmte Gruppe oder einzelne Schüler innerhalb des Unterrichts erfordert allerdings eine sehr zeitaufwendige Vorbereitung, der man als Lehrer mit Klassenstärken von 30 Kindern oder mehr nicht gewachsen ist. Beim Enrichment außerhalb der Schule besuchen die hochbegabten Kinder nach wie vor eine heterogene Klasse und werden in ihrer Freizeit durch ein zusätzliches Angebot gefördert. Diese Förderung kann dann zwar individuell ausgewählt werden, aber es löst nicht die Probleme der Langeweile und Unterforderung in der Schule. Außerdem ist das Angebot mit 19 intellektuellem Anspruch für Grundschüler in Deutschland äußerst spärlich. Es reduziert sich selbst in Großstädten weitgehend auf die Angebote von Interessenverbänden betroffener Eltern. Als ein Separationsmodell soll hier die Jugenddorf-Christophorusschule in Braunschweig vorgestellt werden, die eine staatlich anerkannte Ganztagsschule in privater Trägerschaft mit angeschlossenem Internat ist und die einzige Schule in Deutschland, die neben einer regulären Schullaufbahn auch Sonderklassen für Spitzenbegabte anbietet. In letzter Zeit wurden zwar an einigen Gymnasien Pilotprojekte mit einzelnen Sonderklassen gestartet (z.B. die Jugendakademie Begabtenförderung in Mannheim), jedoch nicht mit einem speziell auf Hochbegabung ausgerichteten Konzept, sondern lediglich mit einer Verkürzung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre. Die Christophorus-schule dagegen arbeitet mit verschiedenen Akzelerationsverfahren und hat ein pädagogisches Konzept entwickelt, das permanent durch wissenschaftliche Betreuung modifiziert wird. Ziel der Christophorusschule ist es, Schülern mit intellektueller Hochbegabung angemessene Fördermaßnahmen für ihre Gesamtpersönlichkeit zu ermöglichen und ihre kognitive, emotionale und soziale Entwicklung zu fördern. Die Schule wurde zwar auch für hochbegabte Kinder eingerichtet, denen das Lernangebot an ihren Schulen bei guten Leistungen nicht ausreicht, hauptsächlich aber für diejenigen Hochbegabten, die durch unbefriedigende Lern-erfahrungen Störungen in ihrer individuellen Entwicklung aufweisen. Die Aufnahme an der Christophorusschule ist daher unabhängig von Zeugnisnoten, sondern entscheidend ist ein persönliches Gespräch mit anschließender Probewoche. Der Fächerkanon des betreffenden Lehrplans gliedert sich in vier Lernfelder: Deutsch/Geschichte/Religion/Sozialkunde; Erdkunde/Biologie/ Chemie; Mathematik/Physik; Fremdsprachen. Ferner sind zwei Tage pro Woche für Projektarbeit reserviert, damit konsumierendes Lernen durch produktives Lernen ersetzt wird. Des Weiteren wird zusätzlich zu Englisch, Latein und Französisch noch Japanisch als vierte Fremdsprache unterrichtet, aber auch Kunst, Sport und Informatik stehen auf dem Stundenplan, teilweise als Arbeitsgemeinschaften. Das Schuljahr gliedert sich in drei Trimester, wobei während der ersten beiden Trimester der reguläre Lehrplan in beschleunigter Form durchgenommen wird. Dennoch ist auch dieser Stoff komplexer als in anderen Klassen und wird vertieft behandelt. Wiederholungs- und Sicherungsphasen entfallen dabei weitgehend, und der Unterricht findet auf hohem Abstraktionsniveau statt. Im Anschluss an diese “Basisphase“ beinhaltet das dritte Trimester die “Vertiefungsphase“, wobei sich die Inhalte stark an den Interessen der Jugendlichen orientieren. Im Gegensatz zu anderen Gymnasien sind in der Sekundarstufe II mindestens fünf Leistungskurse zu wählen, darunter obligatorisch Deutsch, Mathematik, Geschichte, eine Fremdsprache und eine Naturwissenschaft. Eine psychologische Begleitung der hochbegabten SchülerInnen über die gesamte Schulzeit hinweg soll dabei helfen, spezielle Probleme zu verringern. Eines der beiden Hauptprobleme Hochbegabter ist die Umsetzung von 20 Begabung in Leistung. Das liegt hauptsächlich daran, dass sie in den unteren Klassen oft ohne großen Zeitaufwand gute Leistungen erzielen. Häufig mit Beginn der zweiten Fremdsprache müssen auch Hochbegabte z.B. beim Lernen der Vokabeln einen gewissen Aufwand betreiben. Dafür sehen sie dann die Notwendigkeit nicht und kennen keine Lerntechniken. Es steht aber auch das eigene Selbstkonzept mittlerweile im Widerspruch zum Lernen. Die Konsequenz sind nicht selten schulische Misserfolge, der Schüler verliert den Anschluss und schließlich die Motivation. Das zweite zentrale Problem vieler hochbegabter Kinder liegt im Sozialverhalten begründet. Die kognitiven Fähigkeiten fördern auch im sozialen Bereich das sachlich-rationale Denken, was Hochbegabte im Umgang mit Normalbegabten kalt, unnahbar oder sogar arrogant erscheinen lässt. Das Konzept der Christophorusschule wirkt weitgehend überzeugend. Neben adäquater Förderung der Begabungen spricht eindeutig die Gemeinschaft mit anderen Hochbegabten für das Konzept. Einerseits fühlen sich die SchülerInnen hier unter ihresgleichen und lernen andere kennen, die die gleichen Schulerfahrungen wie sie gemacht haben: permanent unterfordert sein, sich in der Schule langweilen, die Außenseiterrolle einnehmen, keine Anerkennung für erbrachte Leistung erhalten, resultierender Leistungsverfall und letzten Endes der Verlust jeglichen Selbstvertrauens. Schließlich leiden viele Kinder darunter, anders zu sein. Die permanente psychologische Betreuung, die zunächst vielleicht etwas übertrieben erscheinen mag, ist daher unbedingt nötig. Ein weiterer Vorteil der Schule ist der, dass Hochbegabte hier merken, dass es außer ihnen noch viele andere intelligente Menschen gibt, mit denen sie sich messen müssen und ihre hohe Begabung sich in ihrer Einzigartigkeit relativiert. Sie verfallen nicht in Lethargie, sondern werden gefordert. Dennoch löst auch die Christophorusschule nicht alle Probleme. Zunächst einmal ändert auch die Separation in gesonderten Klassen nichts an der Tatsache, dass jedes Kind eine individuelle Begabungsstruktur aufweist. Auch in einer Klasse mit ausschließlich hochbegabten Schülern lernt jeder auf unterschiedliche Weise, möglicherweise sind die Unterschiede sogar noch größer als in normalen Klassen. Die Konsequenz daraus ist die Notwendigkeit innerer Differenzierung im Unterricht, was auch in Hochbegabtenklassen unabdingbar ist, um dem individuellen Lernprozess Rechnung zu tragen. Der Besuch eines Internats in Braunschweig erfordert davon abgesehen, sich vom sozialen Umfeld zu Hause zu trennen, wozu nicht jeder Jugendliche bereit ist. Besonders für Grundschüler ist der Besuch einer Hochbegabtenschule wegen der räumlichen Entfernung häufig unmöglich. Weiterhin kritisch zu beurteilen ist die Tatsache, dass hochbegabte notwendigerweise lernen müssen, mit durchschnittlich Begabten zu arbeiten. Ihr ganzes Leben lang werden sie mit der Situation konfrontiert werden, in denen sie anders denken als die Menschen in ihrer Umgebung, und besonders im Berufsleben sind Hochbegabte nur mittelmäßig erfolgreich, weil die Kommunikation mit Normalbegabten nicht funktioniert. Das Leben und Lernen in einem relativ separierten Internat wie dem der Christophorusschule, fördert möglicherweise 21 eher das Denken in Strukturen, wie sie nur bei Hochbegabten der Fall sind, anstelle einer gruppendynamischen Annäherung an den Umgang mit durchschnittlich begabten Menschen. Wenn Hochbegabte Regressionen in ihrer schulischen Entwicklung erleiden, unglücklich, in Extremsituationen sogar todunglücklich über ihre Situation sind und Schule für sie zur Qual wird, wie es eher die Regel als die Ausnahme bei hochbegabten Kindern ist, dann ist es sogar die humanitäre Pflicht der Pädagogik, dem Rechnung zu tragen. Zum Modell der Christophorusschule sind aber durchaus Alternativen denkbar, wie z.B. das Konzept der Bielefelder Laborschule, die zwar nicht für Hochbegabte eingerichtet wurde und im Zusammenhang mit Hochbegabung nicht diskutiert wird, sich aber zum Ziel gesetzt hat, durch offene Unterrichtskonzepte allen Begabungen gerecht zu werden. 22 Schlussfolgerungen Die verschiedenen Fördermöglichkeiten zeigen, dass es durchaus Wege und Modelle gibt, um hochbegabten Kindern zu helfen. Auch in der Literatur machen Autoren auf die Vielzahl an Möglichkeiten aufmerksam, angefangen von einzelnen Stunden mit spezieller Förderung, über Enrichment, Überspringen von Klassen bis hin zur Einrichtung von Sonderklassen oder sogar Sonderschulen. Dabei vertritt Gallagher (1982) den Standpunkt eines “restringierten Environments“, was bedeutet, dass das Kind aus dem Normalunterricht nur für die absolut nötigen Fördermaßnahmen herausgenommen werden soll und, sobald die speziellen Bedürfnisse befriedigt sind, in den regulären Unterricht zurückkehrt. Dem ist prinzipiell zuzustimmen. Dennoch kann hier natürlich kein Patentrezept zum Umgang mit Hochbegabung gegeben werden, das für alle hochbegabten Kinder anwendbar wäre. Schließlich sind Lösungsansätze stets abhängig von der individuellen Entwicklung des Kindes, seinen Wünschen und Neigungen, aber auch von äußeren Bedingungen der Schule, die das Kind besucht, den zuständigen Lehrern, der familiären Situation und vielen anderen Aspekten. Unabhängig von den verschiedenen Fördermöglichkeiten ergeben sich für die Schulpraxis einige Konsequenzen, die für den Umgang mit hochbegabten Kindern relevant sind. Zunächst dürfen Lehrer den Bereich der Hochbegabung nicht ignorieren, sondern die Lehrerprofessionalität muss Kenntnisse zu deren Entstehung, zur Identifikation und zum Umgang mit hochbegabten Kindern beinhalten. Das Phänomen der Hochbegabung muss mit seinen Vorteilen, aber auch den dabei entstehenden Schwierigkeiten ernst genommen werden, vor allem aber Vorurteile gegen Hochbegabte und deren Etikettierung müssen vermieden werden. Ebenso baut die Stigmatisierung der Eltern, überehrgeizig einen Nobelpreisträger heranziehen zu wollen, zwischen Eltern und Lehrern Kommunikationsbarrieren auf, obwohl sie auf gegenseitige Hilfe angewiesen sind. Als LehrerIn muss man sich der hohen Anforderung bewusst sein, die ein hochbegabtes Kind an seine Umwelt stellt. Hochbegabte können sehr “nervig“ sein und die Geduld des Lehrers durchaus strapazieren, denn sie hinterfragen alles, was nicht logisch erscheint und decken so auch die Schwachstellen des Lehrers auf. Leicht werden sie als “altklug“ stigmatisiert, dabei sind sie einfach nur klug und können nichts dafür, dass sie so sind. Deshalb sollten Lehrer über die Fähigkeit verfügen, die eigene Lehrerrolle kritisch zu hinterfragen und zu modifizieren, denn es erfordert ein hohes Maß an Souveränität des Lehrers, sich selbst und der Klasse einzugestehen, dass ein Kind in manchen Gebieten tatsächlich “alles besser weiß“. Besonders bei Spezialgebieten wie z.B. der Unterrichtseinheit “Planet Erde“ ist es leicht vorstellbar, dass es sich um ein Interessengebiet eines hochbegabten Kindes handelt, während insbesondere Grundschullehrer normalerweise nicht über die Fachkenntnisse verfügen, die ein solches Kind erwartet. Aber warum sich in seiner Kompetenz sofort bedroht fühlen? Warum nicht über den Dingen stehen und von den Kenntnissen der Kinder profitieren, indem die Unterrichtseinheit gemeinsam vorbereitet wird? 23 Das Kind könnte sich so ernst genommen fühlen und außerdem seine Fähigkeiten in der Vermittlung von Wissen ausprobieren, während der Lehrer einen “Spezialisten“ zur Seite hat, der sich in der Thematik wirklich auskennt. Bedenkt man das anspruchsvolle Profil, das an die Lehrerprofessionalität heute gestellt wird (vgl. dazu z.B. Bildungskommission NRW, 1995, S. 300 333), dann muss insbesondere bei pädagogischen Herausforderungen, wie sie die Hochbegabung darstellt, nach Möglichkeiten der Entlastung gesucht werden. Dazu gehört auch die Kooperation mit den Eltern, die häufig selbst nicht wissen, wie sie mit dem enormen Wissensdrang ihrer Kinder und den entstehenden Problemen umgehen sollen. Auch die Zusammenarbeit mit Interessenverbänden kann sehr hilfreich sein, schließlich verfügt man dort über Erfahrung mit hochbegabten Kindern. Jeglichen Kooperationsversuch der Eltern auszuschlagen, ist sicherlich nicht die richtige Reaktion. Ebenso sollten die Empfehlungen von hinzugezogenen Psychologen ernstgenommen werden und es sollte sich kein Machtkampf zwischen Lehrer und Kind entwickeln, denn das schadet dem Kind, aber auch der Belastungsfähigkeit des Lehrers. Die beste Förderung für hochbegabte und alle anderen Kinder aber wäre wahrscheinlich eine prinzipielle Veränderung des Unterrichts. Nur durch mehr Flexibilität und Individualisierung im Unterricht kann man allen Kindern mit ihren verschiedenen Begabungen gerecht werden. Eine Vielzahl von modernen Unterrichtskonzepten basiert auf den Prinzipien der Differenzierung und ist daher auch für den Umgang mit Hochbegabung anwendbar. Aus den Fachdidaktiken ist beispielsweise im Fach Deutsch der handlungs- und produktionsorientierte Literaturunterricht zu nennen oder im Sachunterricht das Entdeckende Lernen. Derartige Konzepte machen aber kleinere Klassen unabdingbar. Prinzipiell sollte im Unterricht verstärkt mit der Projektmethode gearbeitet werden, insbesondere in höheren Klassen. Man kann insgesamt also sagen, dass bereits zeitgemäßer Unterricht, sofern er entsprechend dem wissenschaftlichen Stand und den Anforderungen des Erziehungs- und Bildungsauftrages praktiziert wird, den Bedürfnissen hochbegabter Kinder weitgehend gerecht werden könnte. Im Rahmen dessen sollte auch über die Bedeutung einer inter- oder intraindividuellen Bezugsnorm bei der Leistungsbewertung nachgedacht werden. Das gegen individualisierten Unterricht und Förderung hochbegabter Kinder angebrachte Argument ist häufig die zunehmende Diskrepanz zwischen leistungsfähigen und leistungsschwachen Schülern. Dazu ist zu sagen, dass erstens hochbegabte Kinder nicht immer die Leistungsfähigen sind, unter ungünstigen Umständen kann sogar das Gegenteil der Fall sein. Zweitens wird ein differenzierter Unterricht mit Freiarbeit, Wochenplan und Projektarbeit nicht nur Hochbegabten gerecht, sondern auch weniger Begabten. Schließlich stammt der Ursprung der Differenzierung aus der Reformpädagogik, wo zumindest einige Vertreter ihre Konzepte zur Förderung von Minderbegabten oder unterprivilegierten Gruppen entwickelt haben. Außerdem müssen auch die affektiven Bedürfnisse Hochbegabter stärker berücksichtigt werden, als es bisher der Fall ist. Die Schule muss diese Kinder 24 dabei unterstützen, ihre speziellen Probleme zunächst zu erkennen und zu verstehen. Hochbegabte benötigen Hilfe dabei, sich an eine nicht hochbegabte Welt anzupassen. Sie müssen lernen, Gefühle von Neid und Furcht aufzugreifen, die ihre Fähigkeiten bei anderen hervorrufen können. Die Schule kann dazu beitragen, das Interesse Hochbegabter auch an alltäglichen Dingen zu wecken, wie z.B. Sport, Musik, Politik, Kleidung etc., um Brücken für die Kommunikation mit anderen in der Gesellschaft zu bauen. Insgesamt ist also stärker auf die verschiedenen Intelligenzen zu achten und das Curriculum dementsprechend zu gestalten. Auch die philosophische Dimension der Thematik ist für die Unterrichtspraxis von Bedeutung. Es besteht zwar weitgehender Konsens darüber, dass allen Kindern die gleiche Behandlung zukommen soll, was Gerechtigkeit aber konkret heißt, bleibt abhängig von der anthropologischen Grundeinstellung, die man vertritt. Insbesondere für LehrerInnen ist es wichtig, hier eine eigene Position zu entwickeln, vor deren Hintergrund Entscheidungen getroffen werden können. Abschließend möchte ich daher dem Zitat von Brandwein (vgl. oben) zustimmen, wenn er sagt: „Es gibt nichts Ungerechteres, als die gleiche Behandlung von Ungleichen.“ Literatur: Bildungskommission NRW: Bildung der Zukunft - Schule der Zukunft. Neuwied: 1995. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie: Begabte Kinder finden und fördern. Ein Ratgeber für Eltern und Lehrer. Bonn: 1996. Christophorusschule Braunschweig (Hrsg.): Kurzbeschreibung des Projekts zur Förderung Spitzenbegabter Mädchen und Jungen in der Sekundarstufe II. Braunschweig: 1995. Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.: Leben mit hochbegabten Kindern. Berlin: 1997. Feger, Barbara: Hochbegabung. Chancen und Probleme. Bern: 1988. Gardner, H.: Multiple Intelligences. A Theory in Practice. New York: 1993. Gardner, H.: So genial wie Einstein. Schlüssel zum kreativen Denken. Stuttgart: 1996. Goleman, D.: Emotionale Intelligenz. München: 1996. Heinbokel, A.: Hochbegabte. Erkennen, Probleme, Lösungswege. Münster 1996. Herzog, R.: Sprengt die Fesseln! In: “Die Zeit“. Nr. 46/ 1997. Langbein, K./ Fochler, R.: Einfach genial. Die 7 Arten der Intelligenz. Wien: 1997. 25 Montada, L.: Fragen, Konzepte, Perspektiven. In: Oerter, R./ Montada, L.: Entwicklungspsychologie. Weinheim: 1995. Piaget, J.: Das Weltbild des Kindes. Stuttgart: 1994. Stapf, A./ Stapf, K.: Hochbegabte Mädchen. Persönlichkeitsentwicklung und spezielle Probleme. In: DGhK (Hrsg.): “Labyrinth“. Nr. 48/ 1996. von Hentig, H.: Die Schule neu denken. Eine Übung in praktischer Vernunft. Wien: 1993. Winner, E.: Gifted Children. Myths and Realities. New York: 1996. Wirtz, B.: Das Phänomen der Hochbegabung und Konsequenzen für die schulische Praxis. Examensarbeit (unveröff.). Heidelberg: 1998. 26 Für und Wider des Überspringens von Klassen Annette Heinbokel Obwohl das Überspringen von Klassen in allen Bundesländern möglich ist - in der Regel je einmal in der Grund- und einmal in der weiterführenden Schule war es bis in die 90er Jahre extrem selten. Wird davon ausgegangen, dass eine Schule dann Erfahrungen mit dem Springen hat, wenn es in zehn Jahren mehr als zweimal vorkommt, dann hatten in den 80er Jahren in Niedersachsen 0,4% der öffentlichen Grundschulen, 1% der Gymnasien und keine Gesamtschule Erfahrungen (Heinbokel, 1996). Die Ergebnisse für die anderen Bundesländer dürften für den gleichen Zeitraum gleich sein. Es wurde sowohl von Eltern als auch von Lehrern (Rost, 1993) abgelehnt, weil vermutlich befürchtet wurde, die Schülerinnen und Schüler würden einerseits intellektuell, vor allem aber emotional und sozial überfordert. Da kaum deutschsprachige Untersuchungen vorlagen und diese wenigen weitgehend unbekannt waren, basierten diese Ansichten im wesentlichen auf dem “gesunden Menschenverstand“. In den USA wurden die meisten Untersuchungen zu schulischer Akzeleration, d.h. frühe Einschulung, Überspringen und anderen Formen (Southern & Jones, 1991; Southern, Jones & Stanley, 1993) durchgeführt. Die Resultate sind überwiegend positiv - laut Benbow (1992) ist Akzeleration „eine der Optionen für Hochbegabte, die am besten durch Ergebnisse von Untersuchungen unterstützt wird, die über einen Zeitraum von 60 Jahren durchgeführt wurden,“ (S. 3) -, negative Auswirkungen wurden nur in Einzelfällen festgestellt. Gross (1993) fand in ihrer Untersuchung an 15 höchstbegabten australischen Kindern sogar, dass diejenigen die größte emotionale Stabilität zeigten, die am radikalsten akzeleriert worden waren, d.h. mehr als eine Klasse übersprungen hatten und in ihrem leistungsstärksten Fach mit 13 oder 14 Jahren schon an der Universität waren. Dennoch ziehen auch in den USA Eltern und Fachleuten (fast) jede Form von Enrichment (fast) jeder Form von Akzeleration vor. Die Ablehnung aller Maßnahmen, die einzelne Kinder im Schulalltag gemeinsam mit älteren Kindern lernen lassen, zieht sich wie ein roter Faden durch die Literatur, es ist - wie eine Operation - das letzte Mittel, zu dem bei der Behandlung gegriffen wird (Southern & Jones 1992). Ein Grund dafür mag sein, dass zwar die Auswirkungen auf die intellektuelle Entwicklung relativ leicht, auf die emotionale Entwicklung jedoch schwerer feststellbar sind. Cornell, Callahan, Bassin & Ramsay (1991), die den amerkanischen Untersuchungen über die emotionale Entwicklung Akzelerierter sehr kritisch gegenüberstehen, stellen trotzdem fest: „Es fehlen Studenten, die über negative Auswirkungen und die Faktoren, die sie beeinflusst haben könnten, berichten.“ (S. 85). Allerdings weisen sie darauf hin, dass „wenige Autoren die sozial-emotionale Anpassung mit angemessenen psychologischen Instrumenten untersucht haben“ (S. 91). 27 Für die Bundesrepublik liegen inzwischen nicht nur eine Reihe von Untersuchungen vor (Kötter, 1985; Reitmajer, 1988; 1989; Stadt Köln, 1992; Nordrhein-Westfalen, 1995; Prado & Schiebel 1995; Heinbokel, 1996), seit Beginn der 90er Jahre wurden in mehreren Bundesländern bisher einschränkende Regelungen aufgehoben, da sie sich als pädagogisch weder notwendig noch sinnvoll, sondern für die Entwicklung geeigneter Kinder z.T. sogar als schädlich erwiesen hatten. Am weitesten ging bisher Niedersachsen. Hier wurden zum Schuljahr 1995/1996 nicht nur alle Einschränkungen in bezug auf die Häufigkeit und den Zeitpunkt des Springens aufgehoben, die Schulen sind seither verpflichtet, bei einem Notenbild von zwei und besser die Frage des Überspringens zu prüfen (Schulverwaltungsblatt Niedersachsen, 7/95). Überspringen in Grundschule und Sekundarstufe I Die Auswertung von Totalerhebungen im Saarland (Kötter, 1985), in Bayern (Reitmajer, 1988; 1989), in Niedersachsen (Heinbokel, 1996) und von Elternfragebögen (Heinbokel, 1996) ergab, dass das Springen bis Ende der 80er Jahre in erster Linie in der Grundschule stattfand (Saarland 64%, Bayern 71%, Niedersachsen 90%), mit dem Schwerpunkt in den ersten beiden Schuljahren. Das hängt möglicherweise mit dem seit den 70er Jahren starken Trend zusammen, Kinder so spät wie möglich einzuschulen, unabhängig von ihrer intellektuellen, sozialen und emotionalen Entwicklung. Das Überspringen zu diesem Zeitpunkt kann Unterforderung, verursacht durch zu späte Einschulung, ausgleichen. Seit Beginn der 90er Jahre bemühten sich mehrere Bundesländer, die Anzahl der Springer zu erhöhen, und zwar im wesentlich in der Sekundarstufe. In Bayern wurde besonders das Überspringen der 8. Klasse empfohlen, in Nordrhein-Westfalen das Springen von der 10/I nach 11/II und der 11. Klasse, in Hamburg bezog sich ein Schulversuch auf das Überspringen der 6. und der 10. Klasse. In allen drei Bundesländern wurde das Angebot in erheblich geringerem Umfang angenommen - in Bayern von ca. 0,02% der Gymnasiasten (1992/1993) - als die theoretische Anzahl unterforderter hochbegabter Schüler erwarten ließ und obwohl die Schulen Unterstützung anboten. Seit 1999 gibt es Bemühungen in Niedersachsen, das Springen von Mitte Klasse 10 nach Klasse 11 zu fördern; Zahlen darüber liegen noch nicht vor. Mögliche Probleme Für den Leistungsbereich stellen Reitmajer (1988; 1989) und Prado & Schiebel (1995) fest, dass die Noten im Durchschnitt um eine halbe zurückgingen; in beiden Fällen wird allerdings ausdrücklich gesagt, dass die Ursachen nicht klar seien. Kötter (1985) kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Von Schulen in Niedersachsen wurden weder von den Grundschulen noch von den Gymnasien in nennenswertem Umfang Leistungsprobleme gemeldet (Heinbokel, 1996). Bei keiner dieser Untersuchungen wurde erwähnt, dass eine Schülerin oder ein Schüler nach dem Springen eine Klasse wiederholte. 28 Die Auswertung von 103 Elternfragebögen (Heinbokel, 1996) zeigte ein etwas anderes Bild: In Einzelfällen war es durchaus zur Wiederholung einer Klasse gekommen. Allerdings lagen Springen und Wiederholen zeitlich so weit auseinander - sie sprangen in der Grundschule, wiederholten im Gymnasium -, dass es nach Aussage der betroffenen Jugendlichen keinen Zusammenhang zwischen beidem gab. Die bisher vorliegenden Untersuchungen lassen darauf schließen, dass ein leistungsmäßiges “Scheitern“ nach dem Springen sehr selten war. In keiner der Untersuchungen, die Zahlen an Schulen erhoben, gibt es Hinweise darauf, dass, von Ausnahmefällen abgesehen, das Springen die emotionale bzw. soziale Situation auf Dauer negativ beeinflusste. Allerdings muss versucht werden, die Frage mit geeigneteren Methoden zu untersuchen, um bei den Vorüberlegungen Eltern und Kinder richtig beraten zu können. Die Auswertung der Elternfragebögen (Heinbokel, 1996) ergab, dass es eher vor dem Springen Probleme gegeben hatte, die dann auch der Anlass für die Entscheidung gewesen waren. Bei mehr als einem Drittel der Mädchen und der Jungen, die während der Grundschulzeit sprangen, führte die schulische Situation vorher zu Verhaltensstörungen, die sich sowohl in Form von “echten“ oder eingebildeten Krankheiten, Rückzug und Depressionen als auch in aggressivem Verhalten gegenüber anderen oder sich selbst, in Verweigerung von Leistung und des Schulbesuchs insgesamt und Störung des Unterrichts äußern konnten. Je nach Veranlagung und dem Umfeld des Kindes konnte das eine oder andere Symptom überwiegen, häufig traten mehrere gemeinsam auf. Diese Ergebnisse bedeuten nicht, dass Springer relativ häufig gestört sind, andere stören oder beides. Wie schon zu Beginn gesagt wurde, wurde das Springen in den 80er Jahren weitgehend abgelehnt, sowohl von Fachleuten als auch von den Eltern. Wie schon erwähnt stand das Springen in der Untersuchung von Rost (1993) als Wunsch der Eltern an vorletzter Stelle von zehn möglichen Fördermaßnahmen für besonders Begabte. In einem Interview mit der Schulleitung und der Schulpsychologin der Christophorusschule in Braunschweig - es ist vermutlich das Gymnasium mit den meisten Erfahrungen mit dem Springen in der Bundesrepublik - hieß es, vom Springen wäre abzuraten, wenn ein Kind sich in seiner Situation so wohlfühlte, dass von ihm keine Signale kämen, dass es nötig sei. Als Signale wurde bezeichnet: Unwohlsein, Langeweile, psychosomatische Reaktionen, Aggressivität, Außenseiterposition wegen anders gelagerter Interessen u.a.m. Offenbar warteten Eltern aufgrund der allgemein negativen Einstellung gegenüber dem Springen häufig so lange damit, bis die Kinder massive psychosomatische Reaktionen zeigten. Diejenigen Eltern, deren Kinder vor dem Springen Störungen zeigten, berichteten, dass die Situation für die Kinder und für die gesamte Familie nach dem Springen deutlich besser als vorher war, vor allem im emotionalen und sozialen Bereich. Auch die Leistungen konnten sich verbessern, wenn das Kind vorher nicht mehr motiviert gewesen war. Ähnliche Erfahrungen wurden in dem Schulversuch in Köln gemacht: Psychosomatische Symptome (z.B. Enuresis) traten nach dem Springen deutlich seltener auf, zum 29 Teil verschwanden sie schlagartig nach der endgültigen Entscheidung für das Springen, und Verhalten, das vor dem Überspringen als emotionale oder soziale Unreife interpretiert worden war, konnte nach dem Überspringen nicht mehr beobachtet werden (Stadt Köln,1993). Die geschilderten Probleme dürfen nicht den Blick gegenüber der Tatsache verstellen, dass es in der Mehrzahl der Fälle unproblematisch verlief, dass die Kinder Verhaltensprobleme nicht oder nur im normalen Umfang zeigten. Da bisher keine Literatur zum Thema für Lehrer und Eltern erreichbar war und auch nur selten auf Erfahrungen zurückgegriffen werden konnte, waren die Erwachsenen in jedem Einzelfall auf sich gestellt. Ein Teil der Probleme entstand durch falschen Umgang mit dem Kind, sei es, dass aus Sorge, eine Fehlentscheidung zu treffen, zu lange mit den Springen gezögert worden war, sei es, dass den Eltern und damit auch dem Kind übermäßiger Ehrgeiz vorgeworfen wurde und entsprechende soziale Sanktionen durch Lehrer, die Eltern der anderen Kinder und die Mitschüler folgten. Erfahrungen zeigen in zunehmendem Maße, dass bei richtigem Umgang mit dem Springen - das richtige Kind springt im richtigen Moment und erfährt angemessene Unterstützung ohne Leistungsdruck durch die Eltern und die Schule, eine mögliche Rücknahme des Springens wird nicht als “Scheitern“ erlebt - der Stoff in kürzester Zeit aufgeholt wird und kaum Problemen auftreten. Zahlreiche positiv verlaufene Fälle sprechen dafür, dass es durchaus nicht nur eine Notlösung ist, weil andere Fördermaßnahmen fehlen. Es ist an jeder Schule ohne großen personellen, organisatorischen oder finanziellen Aufwand durchführbar. Wie die Studien von Gross (1993) und Heinbokel (1996) zeigen, ist für einen Teil der hochbegabten Kinder ein einmaliges Springen nicht ausreichend. Sie sind auch nach dem Springen noch nicht ausgelastet und brauchen zusätzliche Förderangebote. Zunehmend gibt es Schülerinnen und Schüler, die ein zweites und drittes Mal springen. Der sachgerechte Umgang mit Entscheidungen beim Springen sollte zum selbstverständlichen Handwerkszeug von (Schul-) Psychologen und Schulen gehören. Empfehlungen aus der Literatur: 1. SchülerInnen, für die das Springen vorgeschlagen werden, sollten von ihren intellektuellen Voraussetzungen her im oberen Bereich der aufnehmenden Klasse liegen. 2. Zeigen die Schülerinnen nur in einem Bereich unterdurchschnittliche Leistungen im Vergleich zur aufnehmenden Klasse, können die Defizite durch Unterstützung aufgefangen werden. Wenn jedoch die überdurchschnittlichen Fähigkeiten nur in einem Fach deutlich werden, dann sind eine fachbezogene Akzeleration bzw. außerschuliche Förderung vorzuziehen. 3. LehrerInnen sind manchmal unnötig pessimistisch in Bezug auf die “emotional-soziale Reife“ von SchülerInnen. Bei Hochbegabten verwechseln sie möglicherweise schlechtes Benehmen, das von der 30 Unzufriedenheit mit unangemessenen Lern- und sozialen Bedingungen stammt, mit Unreife oder Verhaltensstörungen. Die Beurteilung der emotional-sozialen Reife sollte deshalb die Beurteilung der Eltern und einer erfahrenen Diplompsychologin mit einbeziehen. 4. Die SchülerInnen sollten keine ernsthaften emotionalen und sozialen Probleme haben. Außerdem sollten sie Durchhaltevermögen und hohe Motivation zeigen. Falls Probleme jedoch durch vorhergehende langanhaltende Unterforderung bzw. durch den Mangel an entwicklungsgleichen FreundInnen verursacht wurden, können sie durch Akzeleration behoben werden. 5. Die Körpergröße sollte nur insofern in Betracht gezogen werden, als das Kind sehr an Mannschaftssport interessiert ist und später sportliche Wettbewerbe eine Rolle spielen könnten. 6. Es sollte soweit wie möglich sichergestellt werden, dass die SchülerInnen nicht unter Druck gesetzt werden zu springen. Die Eltern sollten dem Springen positiv gegenüberstehen, aber die SchülerInnen müssen es selbst wollen, sie sollten die letzte Entscheidung treffen. Das gilt auch schon für die Grundschule. 7. Die aufnehmenden LehrerInnen sollten dem Springen positiv gegenüberstehen und bereit sein, den SchülerInnen bei der Eingewöhnung zu helfen. Sind sie ablehnend oder pessimistisch, sollte überlegt werden, ob sich das Springen zeitlich verschieben lässt, ob eine Parallelklasse gefunden werden kann, oder ob es sinnvoll ist, die Schule zu wechseln. 8. Der beste Zeitpunkt für das Springen sowohl im Laufe der Schulzeit als auch im Laufe des Schuljahres ist der, zu dem die Unterforderung so deutlich wird, dass das Springen als sinnvolle Alternative erscheint. Eine grundsätzliche Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt ist demotivierend und fördert nicht das Sozialverhalten, sondern in erster Linie Schulmüdigkeit. 9. Die aufnehmenden LehrerInnen sollten informiert sein, wo die SchülerInnen noch besondere Bedürfnisse oder Schwächen haben. Auch die MitschülerInnen, u.U. auch die Eltern(vertreterInnen), der aufnehmende Klasse sollten vorher von der Klassenlehrerin auf angemessene Weise informiert werden, damit die SpringerInnen als “Neue“ akzeptiert werden. 10. Jedes Springen sollte probeweise stattfinden. Eine Probezeit von sechs Wochen sollte ausreichend sein. Die SchülerInnen sollten wissen, dass sie während der Probezeit jederzeit in die alte Klasse zurück dürfen. Während dieser Zeit sollte es für die SchülerInnen und die aufnehmenden LehrerInnen Beratungsmöglichkeiten geben. 11. Es sollte darauf geachtet werden, dass mit dem Springen nicht zu viele Erwartungen verbunden werden. Die SchülerInnen sollten nicht das Gefühl bekommen, dass sie versagt haben, wenn es nicht gutgeht. Andererseits sind einige Hochbegabte in ihrer intellektuellen Entwicklung so weit, dass 31 sie auch nach dem Springen wieder unterfordert sind. So können zusätzliche (binnendifferenzierende / außerschulische) Angebote oder wiederholte Akzeleration notwendig werden. 12. Die Entscheidung über das Springen sollte auf Fakten und nicht auf Mythen beruhen. Die Forschungsliteratur zeigt, dass Akzeleration zur Verbesserung der Motivation und dadurch auch der Leistungen beitragen kann. Es wurden keine generellen negativen Effekte in Bezug auf die soziale und emotionale Entwicklung gefunden. Falls es Eingewöhnungsprobleme gab, waren sie in der Regel gering und kurzfristig. Wird dagegen das Springen gegen den Wunsch der SchülerInnen abgelehnt, kann das zu einer schlechten Arbeitshaltung, Apathie, mangelnder Motivation und Fehlanpassung führen. (unter Verwendung von Feldhusen u.a. 1986; Kraus 1986; Rimm u.a. 1992a; Rimm u.a. 1992b; in: Heinbokel 1996). Literatur Benbow, C. P. (1992). Progress in gifted education - Everywhere but here!, in: Gifted Child Today, 15, 2-8. Cornell, D. G., Callahan, C. M., Bassin, L. E. & Ramsay, S. G. (1991). Affective development in accelerated students, in: Southern, W. Thomas / Jones, Eric D. (eds): The Academic Acceleration of Gifted Children, (pp 74-101). New York: Teachers College Press. Feldhusen, John F. / Proctor, Theron B. / Black, Kathryn N. (1986). Guidelines for Grade Advancement of Precocious Children, in: Roeper Review, 9 (1), S. 25-27 Gross, M. M. (1993). Exceptionally gifted children, London: Routledge Heinbokel, A. (1996). Überspringen von Klassen. Münster: Lit. Kötter, L. (1985). Ist Überspringen von Schulklassen eine zweckmäßige Maßnahme zur Förderung von Hochbegabten? Vortrag, 6. Weltkonferenz über hochbegabte und talentierte Kinder. Hamburg:(unveröffentlicht). Kraus, Josef (1986): Hochbegabte, in: Honal, W. H. (Hrsg.). Handbuch der Schulberatung, Moderne Verlagsgesellschaft, Landsberg/Lech, S. 1-23 Nordrhein-Westfalen (1995). Abschlussbericht über den Erfahrungsaustausch zur individuellen Schulzeitverkürzung. o.O. Prado, T. M. & Schiebel, W., (1995). Grade skipping: Some German experiences. European Journal for High Ability, 6, 60-72. Reitmajer, V. (1988). Überspringen einer Jahrgangsstufe am Gymnasium als Fördermaßnahme für besonders begabte Schülerinnen und Schüler: Ergebnisse einer Umfrage an den Gymnasien in Bayern. München: Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Informationen zur Schulpädagogik. 32 Reitmajer, V. (1989). Überspringen einer Jahrgangsstufe in der Grundschule als Fördermaßnahme für besonders begabte Schülerinnen und Schüler. Ergebnisse einer Umfrage an den Staatlichen Schulämtern in Bayern. München: Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Informationen zur Schulpädagogik. Rimm, Sylvia B. / Lovance, Katherine J. (1992a): The Use of Subject and Grade Skipping for the Prevention and Reversal of Underachievement, in: Gifted Child Quarterly, 36 (2), S. 100-105. Rimm, Sylvia B. / Lovance, Katherine J. (1992b): How Acceleration may Prevent Underachievement Syndrome, in: Gifted Child Today, 15 (2), S. 9-14. Rost, D. H. (1993). Fördermaßnahmen für hochbegabte Kinder. In D. H. Rost (Hrsg.), Lebensumweltanalyse hochbegabter Kinder. (S. 197-213), Göttingen: Hogrefe. Southern, W. Th. & Jones, E. D. (Eds) (1991). The academic acceleration of gifted children. New York:Teachers College Press. Southern, W. Th., Jones, E. D. & Stanley, J. C. (1993). Acceleration and enrichment: The context and development of program options. K. A. Heller, F. J. Mönks & H.A. Passow (Eds.). International handbook of research and development of giftedness and talent, (pp. 387). Stadt Köln, Dezernat für Schule, Weiterbildung und Sport (Hrsg.) (1993). Entwicklung und Erprobung von Konzepten der Lehrer-, Eltern- und Schulumfeldberatung zur integrierten und individualisierten Förderung besonderer Begabungen im Grundschulbereich, Abschlussbericht über einen Modellversuch, Köln: Stadt Köln. 33 Lehrerweiterbildung und Begabtenförderung Franz J. Mönks Geschichtlicher Rahmen und Begriffsbestimmung Der englische Wissenschaftler Sir Francis Galton (1822-1911) gab bereits im Jahre 1869 in seinem Buch Genie und Vererbung (deutsch 1910) eine 14stufige Klassifikation der menschlichen Intelligenz. Er beeinflusste die wissenschaftliche Arbeit des amerikanischen Begabungsforschers Lewis Terman (1877-1956) in hohem Maße. Terman gilt als Pionier der Intelligenztestforschung und der Begabungsforschung. Als Professor an der StanfordUniversität startete er im Jahre 1921/22 eine Längsschnittstudie bei 1528 Schülern, mit einem durchschnittlichen Alter zwischen 8 und 12 Jahren, um die Entwicklungsverläufe von “genialen” Menschen zu verfolgen. Bei den noch lebenden “Terman Kindern” wird noch eine Erhebung gemacht; danach ist diese Studie beendet. Mit einer derartigen Laufzeit ist sie die längste Studie in der Psychologie und Pädagogik, die es je gegeben hat. Terman ging - ähnlich wie Galton - davon aus, dass Hochbegabung biologisch determiniert sei und dass Intelligenz der bestimmende Faktor sei. Er definierte daher auch Hochbegabung oder Genialität, wie er es nannte, mit dem Intelligenzquotienten (IQ), der 135 oder höher sein musste. Diese Einfaktortheorie hat er aufgeben müssen unter dem Druck seiner eigenen empirischen Daten. Sie machten ihm und der Welt deutlich, dass Intelligenz zwar ein wichtiger und unabdingbarer Faktor ist, dass aber Umgebungsmerkmale und nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale entscheidend dazu beitragen, ob sich eine Veranlagung in Leistungsexzellenz zeigt. Heutzutage geht man, abgesehen von vereinzelten beharrlichen Vertretern der Einfaktortheorie, von einem Mehr-Faktoren-Modell der Hochbegabung aus (s. z.B. Heller, 1998, Mönks & Ypenburg, 1998; Mönks, 1999). Führende Wissenschaftler und Vertreter der Begabungsforschung und Begabtenförderung gehen davon aus, dass Begabung oder Hochbegabung (die Begriffe Begabung, Talent und Hochbegabung werden in der internationalen Fachliteratur im allgemeinen synonym verwandt) ein individuelles Fähigkeitspotential für gute oder gar ausgezeichnete Leistungen in einem oder mehreren Bereichen ist. Diese domänspezifische Auffassung kommt auch in modernen Intelligenztheorien (z.B. Gardner oder Sternberg, s. Mönks, 1999) zum Ausdruck. Es ist also deutlich, dass sich individuelle Begabungen nur dann richtig entwickeln können, wenn diese eine unterstützende Umgebung haben und durch fördernde nicht-kognitive Persönlichkeitsmerkmale, wie positive Leistungsmotivation, verstärkt werden. Trotz der Tatsache, dass Reformpädagogen wie Peter Petersen und William Stern bereits zu Anfang dieses Jahrhunderts auf die Notwendigkeit der Begabungsdiagnose und Begabtenförderung hinwiesen (s. Der Aufstieg der Begabten, 1916; herausgegeben von Peter Petersen) kam der eigentliche 34 Durchbruch erst gut 70 Jahre später. Der im Jahre 1980 in Hamburg von Wieczerkowski und Wagner veranstaltete Kongress ”Das hochbegabte Kind: medizinisch, psychologisch und pädagogisch” war der eigentliche Beginn einer gezielten Aufmerksamkeit für die Entwicklungs- und Lernbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen, die Leistungen erbringen können, die über dem Durchschnitt liegen. Wieviel begabte Kinder gibt es? Bereits 1916 schrieb William Stern in seinem Aufsatz ”Psychologische Begabungsforschung und Begabungsdiagnose”, dass es notwendig sei für 2% Höchstbegabte und weitere 10% „aller Kinder der Volksschule - erweiterte Ausbildungsgelegenheiten zu schaffen” (S. 109). Heute würden wir von Akzelerations- und Enrichmentmaßnahmen sprechen. Die jährliche Geburtsrate beträgt in Deutschland gegenwärtig etwa 750 000. Das heißt, dass jährlich etwa siebzig- bis achtzig-tausend Kinder geboren werden, die mehr Leistung erbringen können und wollen als das auf den Durchschnittsschüler abgestimmte Unterrichtsprogramm ermöglicht. Außerdem sind Kinder, die imstande sind, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen, oft auch schnelle Lerner. In der Lehrerausbildung war diese Gruppe bisher nicht oder sporadisch vertreten. Lehrer sind methodisch-didaktisch nicht darauf vorbereitet, den besonderen Lern- und Entwicklungsbedürfnissen begabter Schüler entgegenzukommen. Das gilt insbesondere für den Grundschulbereich. Die Grundschule ist eine Einheitsschule, die nur die Jahrgangsklasse kennt. Kinder werden altersmäßig und nicht auf Grund ihres Lernwillens und ihrer Lernfähigkeit gruppiert. Nach der Grundschule gibt es Differenzierungsmöglichkeiten nach Interesse, Begabungshöhe und Begabungsschwerpunkt. - Wie kann nun die Ausbildungslücke im Hinblick auf die unterrichtliche und pädagogische Betreuung von begabten und talentierten Schülern ausgefüllt werden? Das ECHA-Diplom: European Advanced Diploma in Educating the Gifted ECHA (European Council for High Ability) entstand 1984 aus der Notwendigkeit, ein Netzwerk aufzubauen, damit länderübergreifend systematischer Erfahrungsaustausch im Hinblick auf Begabungsforschung und Begabtenförderung verwirklicht werden kann. Dazu finden zweijährlich Kongresse statt und werden außerdem regionale und thematische Zusammenkünfte veranstaltet. Seit nunmehr etwa 10 Jahren wurde in zunehmendem Maße die Lehrerfortbildung zu einem vorrangigen Ziel. Lehrer sollen befähigt werden, auch den Entwicklungs- und Lernbedürfnissen begabter Schüler gerecht zu werden. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Weiterbildung an der Universität Nijmegen hat ECHA einen Lehrgang entwickelt, der insgesamt 14 Module (ein Modul = 40 Stunden) umfasst. Ziel dabei ist, den Lehrern theoretische Einsichten zu vermitteln zu den verschiedenen Aspekten menschlicher 35 Entwicklung und Begabungsfaktoren und sie vor allem zu befähigen, Begabtenförderung in der Schule zu verwirklichen. - Wie sieht die Fortbildung aus? Skizze des ECHA Lehrgangs ”Begabtenförderung” Voraussetzung für die Teilnahme am Lehrgang ist eine abgeschlossene Ausbil-dung zum Lehrer oder eine vergleichbare Ausbildung. Für den Lehrgang werden die teilnehmenden Lehrer in Gruppen zusammengefasst. Diese Gruppen treffen sich regelmäßig mit den Supervisoren. Zur Zeit gibt es u.a. die folgenden Supervisoren: Prof. Dr. László Balogh, U. Debrecen (Ungarn); Dr. Christian Fischer, U. Münster; Prof. Dr. Franz Mönks (Vorsitzender), U. Nijmegen; Prof. Dr. Javier Touron, U. von Navarra in Pamplona, Spanien und Dr. Willy Peters, U. Nijmegen. Diese Gruppe bildet auch das ECHA Steering Committee, das Neuentwicklungen and Anpassungen der Fortbildung koordiniert und die Qualität der Ausbildung überwacht. Eine Anfrage zum Patentschutz des Diploms wird beim Patentamt zur Zeit behandelt. Der Lehrgang erstreckt sich über drei Semester, dauert also etwa eineinhalb Jahre. Es wird unterschieden zwischen der Individual- und der Sozialphase. Die Sozialphase setzt sich zusammen aus vier zweitägigen Seminaren, etwa fünf Literaturbesprechungen, Kongressbesuch, Schulbesuche und Projektbesprechungen. Die Individualphase dient dem Studium der Literatur. Hierzu wurde ein Reader mit Zeitschrift- und Buchartikeln zusammengestellt, der einen Umfang von etwa 300 Seiten hat. Die Artikel sind so gewählt, dass theoretische, methodische und empirische Aspekte, aber auch praxisbezogene und allgemein pädagogische Themen zu Wort kommen. In dem gegenwärtigen Reader ist bespielsweise auch ein Artikel von Feger & Prado enthalten (1989): “Probleme hochbegabter Schüler in Waldorfschulen”. Weiterhin muss jeder Diplomand ein Begabtenförderungsprojekt durchführen, zumeist in seiner eigenen Schule. Dieses Projekt ist die Grundlage der Diplomarbeit, die etwa 20-25 Seiten umfassen soll. Die Arbeit muss eine theoretisch fundierte Fragestellung haben, eine Beschreibung der Durchführung des Projektes, eine Wiedergabe und Analyse der gefundenen Resultate und eine Evaluation mit eventuellen Vorschlägen für einen Fortgang. Folgende Themen von Diplomarbeiten sollen einen Eindruck vermitteln, welcher Art die Projekte sein können: Compacting - Theorie und Anwendung Hochbegabte Leistungsversager Offenes Lernen und Personale Pädagogik – brauchbare Ansätze für eine Begabtenförderung in der Schule? Leitidee Enrichment. Ein Versuch einer praktischen Umsetzung theoretischer Konzepte im Projekt ”Wetterstation”. Die Sozialphase besteht vornehmlich aus Seminaren und Gruppenarbeit. Im ersten zweitägigen Seminar werden Themen wie ”geschichtliche Entwicklungs- 36 linien der Begabungsforschung und der Begabtenförderung”, der ”Beitrag Termans”, “Kreativität”, “Intelligenz”, “Leistungsmotivation”, ”Modelle der Hochbegabung”, jedoch vor allem entwicklungspsychologische Prozesse im Hinblick auf Hochbegabung behandelt - vor allem deshalb, weil in den gängigen entwicklungspsychologischen Lehrbüchern das hochbegabte Kind schlechthin nicht vorkommt. Ferner ist es äußerst wichtig, sich vom Kalenderalter als normatives Bezugssystem zu trennen. Da hochbegabte Kinder oft einen Entwicklungsvorsprung haben, ist das Kalenderalter bei einer Verhaltens- und Leistungsbeurteilung des begabten Kindes zumeist unbrauchbar. Es geht also darum, dass Lehrer lernen, sich von ”alten”, jedenfalls nicht für begabte Kinder geltenden Beurteilungsmustern zu trennen. Meistens haben Lehrer in ihrer Ausbildung gelernt, dass das Kalenderalter ein geeigneter Bezugsrahmen für die Beurteilung eines jeden Durchschnittskindes ist. Da, wie gesagt, das hochbegabte Kind in den Lehrbüchern der Entwicklungspsychologie nicht vorkommt, haben Lehrer nur Beurteilungskriterien für durchschnittliche Schüler. In allen Seminaren werden Fallbeispiele in kleineren Gruppen besprochen. Die pädagogischen und didaktischen Maßnahmen werden dann im Plenum erarbeitet. Weiterhin werden in allen Seminaren verschiedene Möglichkeiten und vor allem auch Grenzen der Identifizierung von Hochbegabung durch den Lehrer besprochen. Das zweite zweitägige Seminar fängt an mit einer schriftlichen Prüfung, in der im wesentlichen der Stoff des Readers abgefragt wird. Zentrale Themen sind das “Erkennen von hochbegabten Underachievern”, ”Profile hochbegabter Schüler” und “Begabtenförderung im internationalen Vergleich”. Auch werden die Projektarbeiten der Teilnehmer besprochen und thematisch festgelegt. Dieses Projekt und der schriftliche Bericht - die Diplomarbeit - müssen vor dem dritten Seminar abgeschlossen sein. Im dritten Seminar werden vor allem Schulen, an denen Begabtenförderung realisiert wird, besucht. Formen der Curriculumflexibilisierung, wie schnelleres Lernen, Homogenisierung des Unterrichtens, Vor- bzw. Nachteile der inneren und äußeren Differenzierung, werden in diesem dritten Seminar ausführlich besprochen. Im vierten Seminar werden die Diplomarbeiten in kleineren Gruppen eingehend besprochen: Die Teilnehmer sollen voneinander lernen. Auch in diesem Seminar wird wieder ein ”Curriculum für begabte Schüler” thematisiert und wird auf bestehende Schulsysteme eingegangen, wobei die Vor- und Nachteile des vertikalen versus flexiblen Schulsystems erörtert und mit dem eigenen Schulsystem verglichen werden. Am Ende des zweiten Seminartages werden in einem Festakt die Diplome überreicht. In Österreich geschah das bisher durch den Landesschulratspräsidenten. In diesem Jahr (Stand von Juni 1999) wird die Zahl der Lehrer mit einem ECHA-Diplom auf 230 steigen. Davon entfallen allein auf Österreich und Ungarn 93 bzw. 90. Weiterhin sind gegenwärtig 220 Lehrer Diplomanwärter, d.h. sie haben mit der Fortbildung angefangen und werden wahrscheinlich im nächsten Jahr den Lehrgang abschließen. 29 peruanische Lehrgangsteilnehmer, die sich in Lima auf das ECHA-Diplom vorbereiten, sind bei der 37 genannten Zahl nicht inbegriffen. Lehrgänge für Gruppen (normale Gruppenstärke etwa 25 Teilnehmer) in Deutschland, Spanien und Portugal sind bereits in der Endphase der Vorbereitung. Augenblicklich ist die Bedürfnislage im Bereich der Fortbildung zur Begabtenförderung derart überwältigend, dass eine zentrale Steuerung und Koordinierung unbedingt erforderlich ist. Es liegt auf der Hand, dass dies auf europäischem Niveau geschehen müsste. Dies würde direkt anschließen bei der Empfehlung 1248 zur Begabtenförderung, die im Jahre 1994 vom Europaparlament verabschiedet wurde. Darin steht u.a.: die Schulgesetzgebung aller europäischen Staaten soll individuelle Unterschiede anerkennen und respektieren; Weiter- und Fortbildung von Lehrern im Hinblick auf Begabtenförderung soll eingerichtet und realisiert werden; flexible und differenzierte Curricula und größere Durchlässigkeit des Jahrgangsklassensystems soll in den Schulen verwirklicht werden. Literatur Feger, B & Prado, T.M. (1989). Probleme hochbegabter Schüler in Waldorfschulen. Psychologie in Erziehung und Unterricht, 36, S.216-228. Gardner, H. (1991). Abschied vom IQ. Die Rahmen-Theorie der vielfältigen Intelligenzen. Stuttgart: Klett-Cotta. Heller, K.H. (1998). Förderung von Hochbegabten. In Wissen und Werte für die Welt von morgen. München: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst. Mönks, F.J. (1999). Begabte Schüler erkennen und fördern. In Ch. Perleth & A. Ziegler (Hrsg.). Grundbegriffe der Pädagogischen Psychologie. Bern: Huber (im Druck). Mönks, F.J. & Ypenburg, I.H. (1998/2). Unser Kind ist hochbegabt. Ein Leitfaden für Eltern und Lehrer. München: Reinhardt. Petersen, P. (Hrsg.) (1916). Der Aufstieg der Begabten. Leipzig: Teubner. Sternberg, R.J. (1999). Succesfull Intelligence: A Unified View of Giftedness. In C.F.M. van Lieshout & P.G. Heymans (Hrsg.). Developing Talent Across the Life Span. Hove,UK: Psychology Press. 38 Diagnose von Hochbegabung und schulbegleitende Beratung für Lehrer Barbara Feger und Tânia M. Prado 1. Einführung Lehrer üben eine sehr wichtige Rolle für die Entwicklung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen aus, auch von hochbegabten Schülern. Da im Umgang mit Hochbegabten Fehler gemacht werden können, die unter Umständen weitreichende Folgen haben, gab es in der Vergangenheit oft gegenseitige Vorwürfe zwischen Eltern und Lehrern, häufig auch einseitige Schuldzuweisungen an die Adresse der Lehrer. Inzwischen hat sich das Bild zum Glück gewandelt, die Probleme sind weniger geworden, aber noch lange nicht verschwunden. So haben viele Lehrer in ihrer Ausbildung nichts über Hochbegabung gehört; solche Kenntnisse sind deshalb so bedeutend, weil Wissenschaftler nachgewiesen haben, dass Lehrer ohne spezielle Vorbereitung und Informationen den hochbegabten Schülern gleichgültig oder sogar feindselig gegenüberstehen (Seeley 1985, S. 109). Wir wollen deshalb einige grundlegende Fragen behandeln. Diese lauten: Wer sind die Hochbegabten (vgl. auch Mönks in diesem Heft)? Wie erkennt man sie? Welche Hilfe benötigen Lehrer im Umgang mit Hochbegabten? Brauchen sie überhaupt Hilfe? Eines vorweg: Den “typischen Hochbegabten“ gibt es eigentlich nicht. Bei jedem hochbegabten Menschen ist die Hochbegabung ein Merkmal unter vielen - und häufig ist es nicht einmal das wichtigste Merkmal. Hochbegabte können gesellig sein, aber auch schüchtern; sie können altruistisch sein oder egoistisch; sie können motiviert und fleißig sein, sie können aber auch ausgesprochen faul erscheinen; das eine hochbegabte Kind kann lange vor der Einschulung lesen, das andere lernt es erst zusammen mit der ganzen Klasse. Darüber hinaus sind einige Hochbegabte durchgängig “primus inter pares“ und haben keine Schwierigkeiten in der Schule, andere hingegen treiben durch Verhaltensauffälligkeiten ihre Lehrer - und ebenfalls ihre Eltern zur Verzweiflung. Diese Auflistung mit konträren Merkmalen könnte noch sehr lange fortgesetzt werden; sie macht zum einen deutlich, dass Hochbegabte keine einheitliche Gruppe bilden, zum anderen, dass Hochbegabung ein - in seiner Erscheinungsform - facettenreiches und vielfältiges Phänomen ist. Wir wollen zunächst zwei Beispiele von Schülern der 7. Klasse bringen. 1. Schüler A ist interessiert und fleißig. Seine Noten sind gut bis sehr gut, die Schule macht ihm Spaß. Manchmal allerdings ist er ungehalten, weil “alles so langsam“ geht. Er fühlt sich insbesondere in Mathematik unterfordert und freut sich, wenn ihm anspruchsvolle Aufgaben gestellt werden. 2. Schüler B liegt notenmäßig im unteren Drittel in seiner Klasse. Er wirkt oft abwesend und unkonzentriert und erledigt nur selten Hausaufgaben. Seine Heftführung ist chaotisch. Von Zeit zu Zeit fällt auf, dass dieser Schüler vor 39 allem im technisch-künstlerischen Bereich vor Ideen sprüht, und zwar dann, wenn sein Interesse geweckt ist. Bei solchen Gelegenheiten ist er zu einer außergewöhnlich guten Konzentration fähig und zeigt den Ehrgeiz, seine Vorstellungen völlig zu realisieren. Er kann jedoch Rückschläge nicht gut verkraften; wenn diese eintreten, gibt er fast immer sein Ziel auf. Ein solcher Schüler wird von vielen als faul, manchmal sogar als problematisch bezeichnet. Ist einer dieser Schüler hochbegabt? Schüler A entspricht sehr stark dem Bild, das sich viele - auch viele Lehrer - von den Hochbegabten machen; so wurde Schüler A auch für das Überspringen der 8. Klasse vorgeschlagen. Tatsächlich aber reichen die vorliegenden Informationen für eine Diagnose (und Auswahl von geeigneten Fördermaßnahmen) nicht aus. Es kann sich bei A durchaus um einen Schüler handeln, der aus einem sehr bildungsfreundlichen Elternhaus stammt, der deshalb Freude am Lernen hat und insbesondere durch seinen Fleiß zu hervorragenden Noten kommt. Für die Empfehlung einer gezielten Förderung ist es wichtig zu wissen, wie seine Leistungen zustande kommen. Sind sie überwiegend durch Fleiß, Motivation und gute Umweltbedingungen verursacht, dann sieht die Förderung anders aus, als wenn die Ursache eine besondere Begabung ist. Der gut begabte, aber “nur“ fleißige Schüler stößt leicht an seine Grenzen, wenn ihm sehr anspruchsvolle Aufgaben gestellt werden. Das kann zu Überforderung und entsprechend zu Frustrationen und folgenreichen Enttäuschungen führen. Bei Schüler B ist die Frage, ob er hochbegabt ist oder nicht, zunächst einmal nicht die vordringlichste. Er wird von seinen Lehrern als faul bezeichnet, ein Wesenszug, der ihm bereits Probleme bereitet und in Zukunft noch mehr Probleme bereiten könnte. Insofern sollte versucht werden, die Ursachen seines Desinteresse zu ergründen und seine schlechte Arbeitshaltung grundsätzlich zu verbessern - unabhängig davon, wie begabt er ist. Ob die gelegentlich brillanten Ideen auf eine besondere Begabung schließen lassen, kann man ebenfalls ohne weitere Information nicht sagen. Man müsste beispielsweise wissen, ob er intensiv ein Hobby pflegt und es sich weniger um Geistesblitze als um Erfahrungen mit seinem Hobby handelt. Diese Beispiele machen deutlich, dass das Erkennen, die Diagnose von Hochbegabung einige Kenntnisse voraussetzt und deshalb nicht ganz einfach ist. 2. Die Diagnose von Hochbegabung Die Diagnose hängt von der Definition der Hochbegabung ab. Nun besteht aber das Problem, dass es eine allgemeinverbindliche Definition nicht gibt. In diesem Zusammenhang ist häufig das Argument zu hören, dass in einem solchen Fall auch keine Diagnose möglich sein kann. Tatsächlich wird bereits im Jahr 1964 über das Vorhandensein von mehr als 113 verschiedenen Definitionen berichtet (vgl. Feger 1988, S. 57). Seitdem hat die Zahl der Definitionen noch zugenommen. Doch auch hier gilt, dass Stillstand 40 Rückschritt ist. Ebenso wie es in der pädagogischen Praxis viele Entwicklungen und Fortschritte gegeben hat, so geht es bei den Definitionen auch nicht einfach um eine Vermehrung der Zahl, sondern es lassen sich auch hier Entwicklungen und Fortschritte aufzeigen. Eine solche Entwicklung ist die von einem statischen zu einem dynamischen Konzept der Hochbegabung ebenso wie von einem eindimensionalen zu einem multidimensionalen Konzept. Das bedeutet z.B., dass Hochbegabung nicht allein mit einer hohen Testintelligenz gleichgesetzt wird, die - einmal festgestellt - über die gesamte Lebensspanne hinweg unverändert bleibt. Vor 70 Jahren (speziell im Zusammenhang mit der Terman-Untersuchung) erfolgte die Definition der Hochbegabung weitgehend über die hohe (Test-)Intelligenz. Vor rund 40 Jahren wurde die Kreativität in die Definition mit einbezogen. Inzwischen wird der Begriff noch umfassender definiert, wobei manchmal eine Vielzahl von Randbedingungen genannt werden (vgl. Feger & Prado 1998, S. 26 - 42). In der Hochbegabtenförderung verwenden manche heute noch die veraltete Definition ausschließlich über den Intelligenzquotienten. Es gibt aber auch Hochbegabungsforscher, die entweder Intelligenztests rundweg ablehnen oder aber eine Vielzahl von Intelligenzen postulieren wie z.B. in der Theorie der multiplen Intelligenzen von Gardner (1991). Ein weiteres aktuelles Beispiel für einen neuen Begriff (wenn auch ein altes Konzept) ist die emotionale Intelligenz (EQ). Viele frühe Publikationen - etwa um 1920 - haben auf die Vielfalt der Begabungen nachdrücklich hingewiesen. Vor allem wurde auch immer die Gleichwertigkeit der verschiedenen Begabungsvarianten hervorgehoben, etwa der intellektuellen, der musisch-künstlerischen, der psychomotorischen, der sozialen Begabung usw. Die Vielzahl und Vielfalt der Definitionen muss nicht als Nachteil oder gar Hemmnis gesehen werden, sondern sie bietet auch große Chancen, denn sie ermöglicht beispielsweise in den Schulen Flexibilität. Man kann sich auf verschiedene Altersstufen, auf verschiedene Bereiche, etwa Mathematik, kreatives Schreiben oder kreatives Denken, auf örtliche Gegebenheiten usw. einstellen. Schließlich zeigt die Praxis, dass es problemlos möglich ist, beispielsweise eine verbindliche Definition für ein bestimmtes Bundesland festzulegen. Wie eine Diagnose erfolgen sollte, welche Verfahren eingesetzt werden, hängt dann einerseits von der zugrundeliegenden Definition ab und andererseits von den Zielen, die mit der Identifikation verfolgt werden. Die Verfahren der Diagnose lassen sich unter verschiedenen Gesichtspunkten ordnen. Man unterscheidet objektive Verfahren (etwa standardisierte Tests) und subjektive Verfahren (etwa Zensuren, Beobachtungsbögen und Selbsteinschätzung). Bei einer Talentsuche werden vor allem standardisierte Verfahren eingesetzt; bei der individualisierten Förderung innerhalb der Klasse wird die Lehrermeinung über die Schüler hinreichen. Es gibt eine ganze Reihe von Indikatoren der Hochbegabung. Bei kleinen Kindern ist dies etwa ein deutlicher Entwicklungsvorsprung, der nicht durch 41 eine Einwirkung von außen entstanden ist, etwa durch gezielte Unterweisung im Vorschulalter. Später können gute Schulleistungen und die entsprechenden Noten, Erfolge in Wettbewerben usw. auf Hochbegabung hindeuten, vor allem aber auch rasche Auffassungsgabe, gutes Gedächtnis, Wissbegier, Interessen, Freude am abstrakten Denken, intensive und niveauvolle Beschäftigung mit schwierigen Gegenständen. Durch diese verschiedenen Informationen entsteht ein einigermaßen vollständiges Bild. Auch Eltern und Freunde des Schülers sind oft gut informiert über besondere Stärken, die im Unterricht möglicherweise nicht zum Tragen kommen. Lehrer haben Erfahrung darin, Schüler einzuschätzen; sie sind es gewöhnt, Schüler untereinander zu vergleichen, aber auch die Entwicklung eines einzelnen Schülers im Lauf der Zeit zu beobachten und zu bewerten. Sie können aus den vielen verschiedenen Informationen, die sie innerhalb und außerhalb des Unterrichts gewinnen, ein Gesamtbild zusammensetzen. Allerdings zeigt es sich, dass Lehrer den guten Noten einen besonders hohen Stellenwert einräumen (Rost & Hanses 1997); den “erfolgreichen Hochbegabten“ erkennen sie folglich. Ein Problem, bei dem Lehrer bereits bei der Identifikation von Hochbegabung Hilfe benötigen, bildet der “underachiever“, der nicht angepasste, der schwierige Schüler, dessen Potential keinen Niederschlag in seinen Leistungen und in seinen Noten findet. Die Ursachen für die schlechte Leistung sind vielfältig; es kann um Schüler aus benachteiligten Gruppen gehen, um Schüler, die nicht (mehr) motiviert sind und die Freude am Lernen verloren haben usw.. Wertvolle Informationen liefern in diesem Fall Beratungsstellen mit dem Schwerpunkt Hochbegabung. Dort kann (auch mit Hilfe von Tests) eine Hochbegabung festgestellt werden, bei “underachievern“ können die Ursachen dafür gesucht werden, warum die Leistungen so weit hinter dem Potential zurückbleiben. Ein abschließender Hinweis sei noch gestattet: Die Diagnose oder Identifizierung von Hochbegabung darf nicht Selbstzweck sein. Eine solche Situation liegt etwa dann vor, wenn in der Schule Intelligenztests durchgeführt werden und die dort gewonnenen Werte anschließend fast ausschließlich der Etikettierung dienen. Hier besteht vor allem die Gefahr der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. - Ausführlichere Informationen zur Diagnose findet man bei Wild (1991). 3. In welchen Fragen benötigen Lehrer Beratung? Um diese Frage zu beantworten, sollen zunächst Lehrer selbst zu Wort kommen. In einer Untersuchung erstellten Lehrer, aber auch Verwaltungsleute, eine Rangreihe von Fähigkeiten und Fertigkeiten, über die Lehrer von hochbegabten Schülern verfügen sollten; die folgenden Bereiche halten sie in der Ausbildung für wichtig (Seeley 1985, S. 114): 1. Die Lehrer sollten über gute Informationen über die Hochbegabung sowie die Bedürfnisse und Merkmale Hochbegabter verfügen. 42 2. Sie sollten imstande sein, die Anwendung kognitiver Denkstrategien und anspruchsvoller Fragen zu fördern. 3. Sie sollten Methoden und Materialien für Hochbegabte entwickeln können. 4. Sie sollten die affektiven und emotionalen Bedürfnisse der Hochbegabten kennen. 5. Sie sollten selbständiges Lernen und Arbeiten bei den Schülern fördern. 6. Sie sollten die Schüler befähigen, Probleme kreativ zu lösen. 7. Sie sollten individualisierten Unterricht durchführen können. 8. Sie sollten wissen, wie man Themenbereiche erweitern und anreichern kann. 9. Sie sollten über praktische Unterrichtserfahrung verfügen, nach Möglichkeit unter Supervision. Mit dieser Auflistung kann jeder Pädagoge ermitteln, wo es Lücken in seiner Ausbildung gegeben hat, die in der Praxis noch fortwirken. Seit 1985 die erste deutsche Beratungsstelle für Hochbegabtenfragen (durch Professor Wieczerkowski und die beiden Autorinnen dieses Beitrags) in Hamburg gegründet wurde, sind viele weitere solche Beratungsstellen entstanden; reguläre Beratungsstellen (z. B. schulpsychologische Dienste) haben den Schwerpunkt Hochbegabung in ihr Beratungsangebot aufgenommen. Wir wissen also inzwischen recht gut, welche Nachfrage auch von Seiten der Schule bzw. der Lehrerinnen und Lehrer besteht. Grob kategorisiert lassen sich folgende Schwerpunkte feststellen: 1. psychosoziale Probleme der Schüler (etwa 20%), 2. Lern- und Leistungsschwierigkeiten, vor allem Probleme mit Lern- und Arbeitstechniken (etwa 50%) und 3. Entscheidungsfragen, etwa Schullaufbahnberatung oder die Wahl eines Schwerpunktes bei sehr vielseitig begabten Schülern (30%). Wir können also festhalten, dass 80% der Beratungsanlässe (Punkte 2 und 3) unmittelbar in der Schule und im Unterricht ihre Ursache haben und dort auch gelöst werden sollten. Die Probleme im psychosozialen Bereich sind nur in einigen Fällen hochbegabtenspezifisch, fast alle Schüler können derartige Probleme haben, bei deren Bewältigung die Lehrerin helfen möchte, sich aber nicht völlig über die richtige Vorgehensweise im klaren ist. Zu diesen Schwierigkeiten zählen Unterforderung und Langeweile (vor allem ein Problem von Hochbegabten), die zu Aufsässigkeit, Kaspern und Verweigerung führen können, dazu zählen aber auch Außenseitertum, Besserwisserei, Spannungen zwischen dem Schüler und den Mitschülern. Konfliktstoff birgt auch die bei Hochbegabten sehr häufig anzutreffende Empörung über Ungerechtigkeit. Auch zwischen Lehrer und Schüler kann es zu Spannungen kommen, die entweder eine Folge der eben genannten Verhaltensweisen sind oder auch ihre Ursache in dem überlegenen Intellekt des Schülers haben. Schließlich sei hier noch das Konfliktfeld Eltern-Lehrer genannt. Gelegentlich zeigen Eltern keine Einsicht in das Problem, das der Lehrer mit ihrem Kind hat, oder es mangelt dem Lehrer an Verständnis. Oft werden zu hohe Erwartungen an die 43 Schule gestellt, und es gibt schließlich auch noch das Problem der überehrgeizigen Eltern. Nun kommen wir zu den 50% der Beratungsanlässe, bei denen es um die “underachiever“ geht. Durch fehlende Lern- und Arbeitstechniken erbringen manche hochbegabte Schüler nur sehr schlechte schulische Leistungen. In den ersten Schuljahren konnten sie sich auf ihr hervorragendes Gedächtnis, ihre Fähigkeit zu abstraktem und logischem Denken verlassen und waren deshalb noch weniger als die anderen Schüler gezwungen, zu üben, zu wiederholen und systematisch zu arbeiten. Unterforderung und Langeweile führen dazu, dass Konzentration und Aufmerksamkeit sehr stark nachlassen. Viele hochbegabte Schüler haben so das Lernen nie gelernt. Dieses Problem gibt es auch bei anderen Schülern, aber bei den hochbegabten kann es zu einem außergewöhnlich tiefen Absturz kommen. Seitdem wir auch Beratung mit hochbegabten Erwachsenen durchführen, haben wir Menschen getroffen, die trotz Hochbegabung eine katastrophale Schulentwicklung hinter sich haben und mit 30 Jahren nur Aushilfstätigkeiten ausüben. Dass - trotz schlechter Schulleistung - hochbegabte Schüler doch noch entdeckt werden, ist oft der Aufmerksamkeit von Lehrern zu verdanken, die bei einer sorgfältigen Beobachtung ihrer Schüler entsprechende Anzeichen festgestellt haben - der völlig unkonzentrierte und leistungsunfähige Schüler kann sich auf einer Klassenreise plötzlich doch konzentrieren und bei einem anspruchvollen Projekt Hervorragendes leisten. Wenn eine Förderung eines hochbegabten Kindes erfolgt, ist zu bedenken, dass eines fast immer das Klassenklima stört: wenn ein Schüler eine bevorzugte Stellung erhält, wenn für ihn - aus welchem Grund auch immer – “Extrawürste gebraten werden.“ So kann es nicht der Sinn von Fördermaßnahmen sein, Hochbegabte auf Kosten der anderen Schüler zu fördern. Den goldenen Mittelweg zu finden ist nicht immer ganz einfach. Bei den Lern- und Arbeitstechniken in der Grundschule oder den ersten Jahren der weiterführenden Schule geht es jedenfalls nur darum, dass die Hochbegabten auch das lernen, was alle anderen ebenfalls lernen (sollten! - wobei eine systematischere Vermittlung von Lern- und Arbeitstechniken für alle Schüler nicht schaden kann, denn gerade dieser Bereich führt an deutschen Schulen häufig ein Schattendasein). Bei vielen didaktischen und curricularen Maßnahmen sind vor allem die Kompetenzen der Lehrer gefragt. Hier sollten Lehrer die Beraterrolle übernehmen. Wichtig ist der Zugang zu Informationen, die eben häufig die Kollegen geben können, aber auch die Dokumentationen von Fortbildungsveranstaltungen, von didaktisch-methodischen Vorbildern. Ein Beispiel wäre hier das Projekt “Kreatives Schreiben“ (Fritzsche 1990), das für sprachlich besonders begabte Schüler konzipiert wurde und inzwischen in den Hamburger Schulen allgemein angeboten wird. In anderen Bereichen, wie etwa Philosophie für Kinder, gibt es eine Reihe von Materialien, die ursprünglich für Hochbegabte eingesetzt, aber jetzt auch in normalen Klassen verwendet werden. 44 Individualisierung und Differenzierung gehören schon lange zu den Möglichkeiten, die Lehrer haben, um ihrer Klasse gerecht zu werden. Da die Umsetzung jedoch häufig mit Schwierigkeiten verbunden ist, ist auch dies ein Bereich, in dem ein Informations- und Erfahrungsaustausch große Bedeutung hat. Entsprechende Materialien sind im Übrigen vorhanden (vgl. Christiani 1994). Verschiedene Aspekte der Beratung von Hochbegabten bringt die Zeitschrift Labyrinth in ihrer 59. Ausgabe (1999); besonders interessant ist der Beitrag von H. Quittmann von der Beratungsstelle besondere Begabungen der Schulbehörde in Hamburg über die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen Elternhaus und Schule. 4. Abschließende Bemerkungen Auch wenn manchmal ein einzelner Beratungstermin Abhilfe schaffen kann, ist in vielen Fällen eine begleitende Beratung wichtig. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass die Hilfe, die hochbegabte Schüler erhalten, die soziale Einstellung dieser Schüler weiter fördert mit einem verstärkten Einsatz dieser Schüler für die Allgemeinheit. Ebenso können von besonderen Maßnahmen für hochbegabte Schüler alle Schüler der Klasse profitieren - vom Überspringen bis hin zu den vielen Varianten der Individualisierung und Differenzierung. Nun wollen wir noch einmal auf die beiden oben geschilderten Schüler zurückkommen. Schüler A war in der Tat ein Teilnehmer im Hamburger Modellprojekt zum Überpringen. Er wurde vom Lehrer vorgeschlagen, hat aber abgelehnt. Als Begründung gab er an, den Sinn und Zweck, die Schule um ein Jahr zu verkürzen, nicht zu erkennen bzw. nicht zu verstehen. Außerdem gab er auch zu, dass er über den Vorschlag zwar stolz war, dass er sich aber der Herausforderung des Springens nicht gewachsen fühlte. Mit dem Lerntempo und den Lerninhalten wäre er im Grunde zufrieden und ausgelastet, seine sehr guten Leistungen würden durch gezieltes Nacharbeiten und Vorbereiten zustande kommen. In diesem Fall erstaunte es die wissenschaftliche Begleitung des Projekts, wie gut manche Schüler ihre eigenen Fähigkeiten beurteilen können. Schüler B war ebenfalls ein Teilnehmer des Projekts. Die Empfehlung einer Lehrerin, die von der Begabung des Schülers überzeugt war und seine Lernund Arbeitshaltung auf eine starke Unterforderung zurückführte, wurde zunächst vom Lehrerkollegium abgelehnt. Nach gemeinsamen Gesprächen mit Lehrern, Eltern, Schülern und Mitgliedern der wissenschaftlichen Begleitung, die ebenfalls eine “psychologische“ Betreuung in Aussicht gestellt hat (die in der Tat ins Anspruch genommen wurde), ist der Schüler nach anfänglichen Schwierigkeiten vor allem im sozialen Bereich - er wurde von einigen Mitschülern als “fauler Schleimer“ bezeichnet - doch erfolgreich gesprungen. Inzwischen wurde er in eine Klasse für besonders begabte Kinder aufgenommen, und dieser Schüler ist fest davon überzeugt, dass Lernen und 45 Schule doch zusammengehören und, noch wichtiger, Spaß machen. Rückschläge fordern ihn heute nur zu einem stärkeren Einsatz heraus. Abschließend sei noch die Frage nach den Lehrern hochbegabter Kinder behandelt, die Frage nämlich, ob Lehrer von Hochbegabten selber hochbegabt 46 sein müssen. Heward & Orlansky (1988) listen einige Merkmale auf: 1. Der Lehrer sollte bereit sein. ungewöhnliche und in viele verschiedene Richtungen gehende Fragen, Antworten und Projekte zu akzeptieren. 2. Er sollte wissbegierig sein. 3. Er sollt systematisch und sachlich arbeiten. 4. Er sollte eine große Zahl von Interessen haben. 5. Er sollte Leistungen anerkennen 6. Er sollte sehr gut mit Unterrichtsmethoden vertraut sein. 7. Er sollte die Inhalte sehr gut kennen. 8. Er sollte den Wunsch haben, mit hochbegabten Schülern zu arbeiten. 9. Er sollte sich der Tatsache bewusst sein, dass seine Schüler über manche Bereiche mehr wissen als er selbst, und diese Tatsache sollte ihn nicht stören. Lehrer hochbegabter Kinder müssen also nicht hochbegabt sein, aber sie sollten gute Lehrer sein - und solche Lehrer sind allen Schülern zu wünschen. Literatur: Christiani, R. (Hrsg.): Auch die leistungsstarken Kinder fördern. Frankfurt/M.: CornelsenScriptor 1994 Feger, B.: Hochbegabung - Chancen und Probleme. Bern: Verlag Hans Huber 1988 Feger, B. & Prado, T.M.: Hochbegabung - Die normalste Sache der Welt. Darmstadt: Primus / Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998 Fritzsche, J.: Förderung sprachlich begabter Jugendlicher: Erfahrungen und Perspektiven. In: H. Wagner (Hrsg.): Begabungsforschung und Begabtenförderung in Deutschland 1980 - 1990 - 2000. Bad Honnef: K.H. Bock 1990, S. 134 - 144 Gardner, H. Abschied vom IQ. Die Rahmen-Theorie der vielfältigen Intelligenzen. Stuttgart: Klett-Cotta 1991 Heward, W.L. & Orlansky, M.D.: Exceptional children. 3.Aufl. Columbus: Merrill Publishing Company 1988 Quitmann, H.: Kooperation zwischen Elternhaus und Schule ist die halbe Miete. Labyrinth 1999, 22, Heft 59, 8 - 10 Rost, D.H. & Hanses, P.: Wer nicht leistet, ist nicht begabt? Zur Identifikation hochbegabter Underachiever durch Lehrkräfte. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie 1997, 29, 167 - 177 Seeley. K.: Facilitators for Gifted Learners. In: J. Feldhusen (Hrsg.). Toward Excellence in Gifted Education. Denver: Love Publishing Company 1985, S. 105 - 133 Wild, K.-P.: Identifkation hochbegabter Schüler. Lehrer und Schüler als Datenquellen. Heidelberg: Asanger 1991 47 Zur Diagnose von Behinderungen des Lernens und der Entwicklung jenseits vorgeschriebener Lehrplanforderungen Reimer Kornmann Einleitung und Überblick Bereits vor einigen Jahren habe ich mich im Rahmen eines Symposions zu Ehren des mir freundschaftlich verbundenen Kollegen Kurt A. Heller über “Förderdiagnostische Ansätze in der Hochbegabungsdiagnostik“ geäußert (Kornmann, 1992). Dieses Thema wurde mir damals in dieser Formulierung gestellt, und so habe ich versucht, es vor dem Hintergrund meiner Arbeits- und Interessensschwerpunkte so gut, wie es eben ging, zu bearbeiten. Ich greife heute das Thema - ebenso wie damals - aus der Perspektive meines Fachgebietes, der Diagnostik von Lern- und Entwicklungsbehinderungen, auf. Zwischenzeitlich habe ich meine Position vor allem durch die Beschäftigung mit dem Buch “Lernen“ von Klaus Holzkamp (1993) in Richtung auf eine stärkere Subjektorientierung verändert. Dabei trifft es sich gut, daß Holzkamp (1992) den Begriff ‘Hochbegabung‘ unter der Fragestellung analysiert hat, ob er “als analytisch-theoretisches Konzept wissenschaftlicher Forschung betrachtet werden kann“ (S. 15), oder ob es sich dabei vielmehr um den Inhalt von “Alltagstheorien“ handelt. Holzkamp bezweifelt, daß mit dem Begriff ‘Hochbegabung‘ ein wissenschaftlich verantwortbares Konzept umschrieben sei. Als Inhalt einer Alltagsvorstellung sei ‘Hochbegabung‘ gleichwohl „ein möglicher Gegenstand wissenschaftlicher Analyse: Es wäre hier zu klären, unter welchen Umständen und aus welchen Gründen von ‘Hochbegabung’ gesprochen wird, welche Interessen damit verbunden sind und welche Konsequenzen dies für diejenigen, die von ‘Hochbegabung’ reden, sowie für die (so oder so) davon Betroffenen hat“ (S. 15). Ich greife vor allem auf Holzkamps Überlegungen zurück, um im ersten Teil meiner Ausführungen zu begründen, warum ich bei der Wahl und Formulierung meines Themas bewusst auf den Begriff ‘Hochbegabung’ verzichtet habe und ihn auch künftig im Kontext wissenschaftlicher Analyse nur unter Vorbehalten verwenden werde. Im zweiten Teil werde ich Argumente für einen pädagogisch gefassten Begriff von Behinderung einbringen. Aus diesem lassen sich allgemeine Kategorien zur Feststellung von Behinderungen des Lernens und der Entwicklung ableiten, die nicht an den üblichen Kriterien von Lehrplänen oder anderen außerindividuellen Bezugsnormen, sondern an den Lernvoraussetzungen und Lernbedürfnissen jedes sich entwickelnden Menschen orientiert sind und folglich auch für alle Menschen gelten, also auch für solche, die man als hochbegabt einschätzt. Der dritte und letzte Teil meiner Ausführungen ist dann der Frage gewidmet, welche Lösungen sich für das Problem ergeben, dem diese Vortragsreihe gewidmet ist. 48 1. Zur Problematik des Begriffs “Hochbegabung“ “Hochbegabung“ wird als Attribut für solche Menschen gebraucht, die in bestimmten, meistens gesellschaftlich wichtigen oder prestigeträchtigen Bereichen, entweder außergewöhnlich hohe Leistungen erbringen oder denen man dieses zutraut, ohne dass sie solche Leistungen bisher erbracht haben oder regelmäßig erbringen. Damit ist der Begriff doppeldeutig. Diese allgemein akzeptierte Tatsache hat nun zu einer Polarisierung im Bereich der Pädagogik bzw. Pädagogischen Psychologie geführt: Einige, eher wenige, Fachvertreterinnen und -vertreter lehnen den Begriff wegen seiner Doppeldeutigkeit ab (so beispielsweise Holzkamp, 1992) oder verwenden ihn nur unter deutlichen Vorbehalten (so beispielsweise Weinert, 1992); die anderen versuchen, die Doppeldeutigkeit durch die zusätzliche Annahme einer latenten Variablen zu überwinden. Klauer (1992) bringt diese Auffassung prägnant zum Ausdruck: „Konstitutiv für einen Ansatz, der latente Variablen kennt, ist zunächst die Unterscheidung zwischen latenten und manifesten Größen, hier zwischen Fähigkeiten und Begabungen einerseits und Leistungen andererseits. Obwohl letzlich Leistungen herangezogen werden müssen, um Fähigkeiten oder Begabungen zu schätzen, gibt es gute Gründe, zwischen Leistung und Fähigkeiten begrifflich wie diagnostisch klar zu unterscheiden. Alle psychologischen Testtheorien vollziehen diese Unterscheidung, die wichtige Konsequenzen nach sich zieht.“ (S. 205). Machen wir uns den Gehalt dieser Aussage noch einmal in aller Deutlichkeit bewusst! Es werden zwei Sorten von Größen oder Variablen unterschieden: “manifeste“, also solche, die der unmittelbaren Beobachtung zugänglich sind, und “latente“, die man zwar im Rahmen des bevorzugten Denkansatzes “kennt“, deren Ausprägungsgrade aber nur aufgrund von Leistungen, also ebenfalls manifesten Größen, “geschätzt“ werden können. Warum wird diese Unterscheidung getroffen, welches sind nun ihre so “wichtigen Konsequenzen“, von denen Klauer (1992) spricht? Um diese Frage zu beantworten, sollten wir ganz zu den Anfängen der Entwicklung psychometrischer Tests zurückgehen, deren Geschichte unter sozialhistorischen Aspekten insbesondere Harald Grünwald (1980) in seiner bemerkenswerten, aber kaum beachteten Schrift differenziert und kenntnisreich aufgearbeitet hat. Seine Kernaussagen, die sich zum Teil auch schon - in einem allerdings “nur“ auf ökonomische und sozialpolitische Aspekte begrenzten Argumentationszusammenhang - bei Schmid (1977) finden, legen die Interessen, Denkansätze und Machtverhältnisse offen, die zur Entwicklung von psychometrischen Intelligenz- und Begabungstests auf der einen Seite, und zur Konstituierung von Diagnose-Kategorien wie ‘Minderbegabung’ mit ihren verschiedenen Abstufungsgraden und ‘Hochbegabung’ auf der anderen Seite geführt haben. Auch auf die Gefahr hin, viel zu grob zu zeichnen, möchte ich den nachfolgend dargestellten Zusammenhängen hohen Erklärungswert beimessen: (1) Der seit der Aufklärung und der französischen Revolution proklamierte Gedanke der sozialen Gleichheit aller Menschen stand - auch und gerade in der 49 zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts - in krassem Widerspruch zur gesellschaftlichen Realität. Dies lässt sich an der Person von Sir Francis Galton (1822-1911), einem der geistigen Väter der Intelligenzmessung, verdeutlichen. Galton war Zeit seines Lebens mit irdischen Gütern reich gesegnet. Dank des ererbten und erheirateten Wohlstandes konnte er sich ungeahnte Möglichkeiten vielfältiger Bildung verschaffen, und er verstand es auch vorzüglich, sie zu nutzen. Ein so kluger, vielseitig interessierter und gebildeter Mensch konnte sich damals wohl gar nicht der Frage entziehen, warum es denn so große Unterschiede zwischen den Menschen in den Industrienationen der damaligen Zeit gab. Große Massen der Bevölkerung, das Proletariat, lebten in bitterem Elend; soziale Absicherung und Altersversorgung waren noch nicht erkämpft, aber wegen der geringen Lebenserwartung auch nur selten notwendig - kurz: Ein reicher Mann konnte guten Gewissens wohl nur leben, wenn er alle diese Unterschiede als Ausdruck einer gottgewollten, natürlichen und somit unveränderlichen Ordnung ansah. Ähnlich muss es wohl auch dem Herrn Galton ergangen sein, und so trat er an, die natürliche Überlegenheit der Reichen und Herrschenden mit wissenschaftlichen Methoden zu “beweisen“. Zu diesem Zweck trieb Galton Familienforschung. Er fand heraus, dass überzufällig häufig Menschen mit außerordentlich hohen Leistungen und ähnlichen Interessen in gleichen Familien, oft auf mehrere Generationen und Verwandtschaftszweige verteilt, anzutreffen seien. Daraus schloss er: Die erfolgreichen Menschen in einer Gesellschaft sind von Natur aus klug und begabt und deshalb auch ganz zu Recht in Führungspositionen, die ihnen Wohlstand und Bildungsmöglichkeiten sichern; und die weniger erfolgreichen Menschen sind dementsprechend weniger günstig veranlagt. Diese angeblich wissenschaftlichen Aussagen wurden - wen wundert es - von denjenigen Personen begrüßt, die für die damalige gesellschaftliche Ordnung verantwortlich waren und persönliche Vorteile von ihr hatten. Der Begriff ‘Hochbegabung’ wurde somit sowohl zur Erklärung als auch zur Legitimation bestehender Verhältnisse verwendet, hatte also eine erkenntnisverhindernde, verschleiernde Funktion. (2) Zwischen den Aussagen von Galton und den ersten Intelligenztests lag nur noch ein kurzer Weg, der nun konsequent eingeschlagen wurde. Bei der Konstruktion von Intelligenztests ging und geht man von drei Annahmen aus, die ich - aus Platzgründen - etwas verkürzt darstelle: a) Es gibt die Eigenschaft Intelligenz, aufgrund derer sich Menschen dauerhaft und deutlich unterscheiden. Bei großen interindividuellen Unterschieden weist dieses Merkmal eine relativ starke intraindividuelle Konstanz oder Stabilität auf, ist also pädagogischen oder anderen kulturellen Einflüssen daher nur in begrenztem Maße unterworfen. b) Die als existent angenommene Eigenschaft ‘Intelligenz‘ erklärt hinreichend die Tatsache unterschiedlicher Leistungen in der Schule und im Berufsleben. c) Messungen oder Schätzungen des individuellen Ausprägungsgrades der ‘Intelligenz‘ lassen Prognosen des schulischen und beruflichen Erfolgs zu. Die Intelligenztests wurden und werden nun genau so konstruiert, dass ihre Ergebnisse im Einklang mit diesen Annahmen stehen. Dazu war die 50 Konstruktion eines recht komplizierten Gedankengebäudes, der sogenannten ‘Testtheorie‘, erforderlich, dessen zweifelhafte Grundlagen einerseits auf Laien einen sehr wissenschaftlich-seriösen Eindruck machen, aber andererseits selbst von manchen Fachleuten relativ schwer zu durchschauen sind und daher nur selten offengelegt worden sind (Neumann, 1974 in Anschluss an Goldfried & Kent, 1972; Hilke, 1980). Dies gilt auch für die Anwendung von Intelligenztests. (3) Die Einfachheit, mit der sich Intelligenztests und in der Folge andere Begabungs- und Leistungstests durchführen und mit der sich auf dieser Grundlage Leistungsunterschiede erklären und vorhersagen lassen, trug sicher zu ihrer Beliebtheit bei und ließ geradezu einen Mythos entstehen, bei dem kaum Raum für andere Denk- und Handlungsmöglichkeiten blieb. Insbesondere wurde der Frage kaum Beachtung geschenkt, ob denn die interindividuellen Unterschiede in den Intelligenztests aufgrund unterschiedlicher Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zu erklären seien. Verfügbare technische Instrumente so lehrt uns darüber hinaus Günther Anders (1956) - werden stets angewendet, selbst dann, wenn ihre Voraussetzungen und Konsequenzen bar jeglicher Vernunft sind. (4) Intelligenztests dienten und dienen der Schuladministration als Regulativ für die Schullaufbahnentscheidungen, die im Rahmen des bildungspolitisch gewünschten vertikalen Schulsystems zu treffen sind. Ursprünglich sind sie auch für genau diese Zwecke konstruiert worden, um auftretenden Interessenskonflikten vorzubeugen oder wahrgenommene Fehlentscheidungen zu revidieren. Die Notwendigkeit solcher bürokratischer Regulationen ergibt sich aus der Tatsache, dass über die verschiedenen Bildungsgänge die sehr ungleichen sozialen Chancen der Einzelnen verteilt werden und zugleich versucht wird, das sogenannte ‘Humankapital‘ einer Gesellschaft, also das volkswirtschaftlich verwertbare Qualifikationsniveau Aller (vgl. Krais, 1983), zu optimieren. Die Entscheidung für die vertikale Gliederung des Schulsystems wiederum wird mit den Begabungsunterschieden zwischen den Lernenden begründet: Es sei gut für jede einzelne Schülerpersönlichkeit, genau der Schulform zugewiesen zu werden, die ihrer natürlichen Begabungshöhe entspreche, Unter- und Überforderungen würden so vermieden, und es lohne sich für die Gesellschaft, die Bildungsinvestitionen gemäß der zu erwartenden Qualifikationen so zu staffeln, dass der volkswirtschaftliche Nutzen optimiert werden kann. (5) Interessenskonflikte entstehen insbesondere dann, wenn der beurteilte oder prognostizierte Schulerfolg hinter den Erwartungen und Wünschen der Eltern zurückbleibt und daher Bildungswegentscheidungen anstehen, die von ihnen als Disqualifizierung empfunden werden. In solchen Fällen greift man auf die Ergebnisse von Intelligenztests zurück: Dabei wird das schulische Urteil entweder bestätigt und die Ansprüche der Eltern werden zurückgewiesen, oder das schulische Urteil wird revidiert und die Ansprüche der Eltern werden als berechtigt erkannt. (6) Damit haben wir es nicht, wie Klauer (1992) darlegt, mit je einer manifesten und latenten Variablen zu tun, sondern mit zwei manifesten Variablen, von 51 denen die eine in der Schule und die andere in der Teststube realisiert wird. Dabei gilt der in der Teststube realisierte Wert als die bestmögliche Schätzung der latenten Variablen und zugleich als mögliches Korrektiv für negative Folgen der schulischen Leistungsbeurteilung. Dadurch wird vermieden, dass die üblichen, auf Konkurrenz beruhenden und auf Hierarchisierung angelegten Leistungsbeurteilungen nicht auf ihren pädagogischen Sinn hinterfragt und womöglich in Frage gestellt werden, vielmehr werden sie dadurch technisch verbessert, also aufgewertet. Die Wirklichkeit wird also zu Kontrollzwecken im Dienste der Absicherung des bestehenden Systems verdoppelt, weil immer wieder berechtigte Zweifel daran aufkommen, dass das vertikal gegliederte Bildungswesen den Ansprüchen aller junger Menschen auf optimale Unterstützung ihrer individuellen Entwicklungsmöglichkeiten wirklich gerecht werden kann. Augenfällig ist dies allerdings nur für solche Lernenden, die aufgrund selbst der höchstmöglichen schulischen Lernund Leistungsanforderungen permanent unterfordert sind oder die in der Schulwirklichkeit nicht die hohen Leistungen erbringen, die man aufgrund der Ergebnisse von Intelligenztests oder anderer Indikatoren von ihnen erwartet. Unter dem Verweis auf ihre behinderte Hochbegabung wird dieser Gruppe seit einiger Zeit besondere wissenschaftliche Beachtung geschenkt u. a. mit dem Ziel, speziell für sie anspruchsvollere und qualitativ besonders gute Lernangebote bereitzustellen, sie also im Rahmen des bestehenden Schulsystems zu privilegieren. Zugleich wird damit die Denkmöglichkeit, dass das Schulsystem auch gegenüber den Bildungsansprüchen derer versagen könnte, die - aus welchen Gründen auch immer - keine Indikatoren für eine Hochbegabung aufweisen, erheblich erschwert. 2. Zum Begriff der Behinderung Mein Heidelberger Kollege Bernd Löwe, Fachdidaktiker für Biologie, hat kurz vor seinem Tode eine umfassende Darstellung verschiedener empirischer Untersuchungen veröffentlicht, aus der zweifelsfrei hervorgeht, dass a) das durchweg große und breitgefächerte Interesse von Schulkindern für naturkundliche Inhalte zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben rapide absinkt b) dieser Zeitpunkt durch nichts anderes als durch das Einsetzen des Fachunterrichts Biologie erklärt werden kann (Löwe, 1992). Dieser Befund korrespondiert mit einer mündlichen Mitteilung von Joachim Lompscher, wonach das Wissen von Kindern über physikalische Sachverhalte solange kontinuierlich zunimmt, bis der Fachunterricht in Naturlehre bzw. Physik einsetzt. Von diesem Zeitpunkt an steigt das Wissen nicht etwa sprunghaft an, nein, der Wissenszuwachs beginnt zu stagnieren. Meine Tochter hat nach wenigen Wochen des Schulbesuchs erkannt, welche Wörter sie lesen darf - das sind solche, die keine anderen als die schon behandelten Buchstaben enthalten - und welche Wörter sie eigentlich noch nicht lesen darf. Der etwa gleichaltrige Sohn meines Kollegen Funke, der in einer anderen Schule in der gleichen Klassenstufe unterrichtet wird, durfte hingegen, sobald er lesen konnte, sich wie die anderen Neu-Leserinnen und -Leser im 52 ersten Schuljahr beim Leseunterricht zum Lesen in die Leseecke zurückziehen, während die Lehrerin die immer kleiner werdende Gruppe der noch nicht selbständig lesenden Kinder beim Schriftspracherwerb gezielt unterstützte. Im Rahmen eines Berichts an der Volkshochschule Heidelberg über die eigene pädagogische Arbeit als kooperierender Sonderschullehrer in der Integrativen Schule Frankfurt hat mein früherer Mitarbeiter Ralf Thiel-Bauer das Leistungsspektrum seiner Klasse am Ende des ersten Schuljahres durch zwei Kinder umrissen: Ein Junge, der während der zurückliegenden Monate in der Schule das Krabbeln gelernt habe und seine Bedürfnisse und Befindlichkeiten durch nicht verbale Lautäußerungen verständlich mache, beginne nun, sich auf alle Objekte hinzubewegen, die glitzern, um sich deren Qualitätsmerkmale durch vielfältige explorierende Tätigkeiten zu erschließen. Dieses Interesse fördere seine Bewegungsfähigkeit in erheblichem Maße; so habe er wohl deswegen gelernt, sich an Möbelstücken aufzurichten, weil er auf diese Weise selbständig an für ihn attraktive Objekte gelangen könne. Diese Entwicklung werde von allen mit aufmerksamen Interesse verfolgt und unterstützt. Ein anderer Junge der gleichen Klasse bringe durch selbständige Benutzung des Lexikons seine Orthographie in Ordnung und erschließe sich gerade die Bedeutung der negativen Zahlen. Mit diesen vier Beispielen sollten die Möglichkeiten eines pädagogisch gefassten Begriffs von Behinderung verdeutlicht werden. Die beiden ersten Beispiele lenken die Aufmerksamkeit auf die enormen Lernbehinderungen, die - sieht man von glücklichen Ausnahmen ab - der üblich gestaltete Unterricht bewirkt. Es ist kaum auszudenken, wieviele Entwicklungspotenzen durch die Unterrichtsgestaltung nahezu unbemerkt zunichte gemacht werden. Untersuchungen wie die von mir zitierten dürften wohl nur die Spitze des Eisberges markieren. "Lehren als Lernbehinderung" - unter dieser Überschrift hat Holzkamp (1991) diesen Sachverhalt in einem Vortragstext auf den Begriff gebracht und ihn in seinem Werk “Lernen“ später theoretisch untermauert (Holzkamp, 1993). Das Beispiel der beiden Leseanfänger sollte zeigen, wie Lern- und Entwicklungsprozesse durch ganz übliche, alltägliche Formen der Unterrichtsgestaltung meist unbeabsichtigt und unbemerkt, aber unter Umständen mit gravierenden Folgen, behindert oder aber durch ganz einfache unterrichtliche Maßnahmen enorm erleichtert werden können und entwicklungsförderliche Wirkungen nach sich ziehen. So sollte dann auch das letzte Beispiel verdeutlichen, dass Behinderungen des Lernens und der Entwicklung grundsätzlich durch unterrichtliches Handeln vorgebeugt und begegnet werden kann - unabhängig davon, ob und inwieweit die betreffenden Kinder durch eine mehr oder weniger gravierende Schädigung oder Funktionsbeeinträchtigung in ihren Lebensvollzügen eingeschränkt sind oder nicht. Mit den jetzt verwendeten Begriffen Schädigung, Funktionsbeeinträchtigung und Behinderung nähere ich mich ganz bewusst der von der World Health Organization (WHO) vorgeschlagenen Unterscheidung. Leider hat sie bisher im deutschen Sprachraum kaum Resonanz im gesundheits-, arbeits- und bildungspolitischen Bereich und in der entsprechenden Theoriebildung gefunden, und so war es bisher auch kaum möglich, die Perspektiven, die sich 53 dadurch für die Pädagogik eröffnen könnten, zu erkennen. Die Gründe hierfür mögen vielfältig sein, und sie sollen hier auch nicht im Einzelnen aufgedeckt werden. Wichtig ist die mit dieser Unterscheidung mögliche Erkenntnis, dass Schädigungen, Funktionsbeeinträchtigungen und Behinderungen auch völlig unabhängig voneinander bei einer bestimmten Person auftreten können und zu denken sind, auch wenn die Wahrscheinlichkeit wechselseitiger Abhängigkeiten sehr groß sein mag. Auf den medizinisch relevanten Aspekt der organischen Schädigung und den therapeutisch relevanten Aspekt der Funktionsbeeinträchtigung gehe ich nicht weiter ein. Die WHO selbst hat wohl die Möglichkeiten ihrer begrifflichen Unterscheidung nicht klar genug erkannt oder in aller Konsequenz herausgestellt, wenn sie Behinderung (“handicap“) auf gesellschaftlich bedingte Erschwernisse des Lebensvollzugs und sonstige Benachteiligungen, denen Menschen mit Schädigungen und Funktionsbeeinträchtigungen unterworfen sind, eingrenzt. Zumindest stellt sie nicht deutlich genug heraus, dass die als Behinderung definierten Erschwernisse des Lebensvollzuges und sonstigen Benachteiligungen auch als Einschränkungen von Erfahrungsmöglichkeiten, Lerngelegenheiten und Entwicklungsimpulsen zu verstehen sind, welche der Entfaltung der persönlichen Kräfte eines Individuums entgegenstehen, wobei es völlig irrelevant ist, ob dieses Individuum nun von einer Schädigung oder Funktionsbeeinträchtigung betroffen ist oder nicht. Eine solche weite Fassung des Begriffs von Behinderung hätte viele Vorteile: (1) Die theoretisch wie pragmatisch sinnvolle Unterscheidung der Begriffe Schädigung, Funktionsbeeinträchtigung und Behinderung bliebe nicht nur unangetastet, sondern würde auch erheblich an Prägnanz gewinnen. Um es zu wiederholen: Durch eine solche Unterscheidung könnte klar werden, dass es zusätzlich zu dem medizinisch relevanten Aspekt der organischen Intaktheit und dem therapeutisch relevanten Aspekt der individuellen Funktionstüchtigkeit einen weiteren wichtigen Aspekt gibt, unter dem menschliche Entwicklung im konkreten Einzelfall erklärt und im Hinblick auf eventuell notwendige Hilfen und Interventionen beurteilt werden kann. (2) Dieser weitere wichtige Aspekt betrifft die Frage, ob und inwieweit die realen Lebensbedingungen - also wohlgemerkt: außerindividuelle Merkmale! - dem jeweiligen konkreten Individuum angemessene Entwicklungsimpulse und Lernmöglichkeiten bieten. Hier eröffnet sich ein weites Feld sozialwissenschaftlicher Zugänge und pädagogischer Gestaltungsmöglichkeiten. Als der wohl bekannteste Versuch, diesen weitgespannten Bereich zu systematisieren und zu strukturieren, ist im Bereich der Behindertenpädagogik der ökosystemische Ansatz von Bronfenbrenner anzusehen, der insbesondere von den Arbeitsgruppen in Saarbrücken (Meister, Sander und Hildeschmidt) und in Reutlingen (Kautter und Klein) aufgegriffen wird. (3) Unter pädagogischer Perspektive kämen dabei sowohl die professionell organisierten Erziehungs-, Vermittlungs- und Bildungsprozesse (etwa im Kindergarten, in der Schule und in außerschulischen Einrichtungen) als auch die informellen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten in der Familie und im 54 außerschulischen Umfeld in Betracht. Sie lassen sich unter der Fragestellung analysieren, ob und inwieweit sie geeignet sind, die schon erworbenen Handlungs- und Denkmöglichkeiten des jeweiligen jungen Menschen im Hinblick auf eine kompetente, souveräne und sozial verantwortliche Realitätsbewältigung zu erweitern, oder ob und inwieweit sie die Ausbildung entsprechender Kompetenzen verhindern und somit das Individuum in zunehmendem Maße der Abhängigkeit von solchen Kräften überlassen, auf die es keinen Einfluss hat und die seine Subjektivität zerstören. Zwischen diesen beiden Polen gibt es alle denkbaren Abstufungsgrade. Dabei können die hier aufgeworfenen Fragen grundsätzlich an jede Lebenssituation eines jeden Menschen angelegt werden. Dies müsste zumindest für den Bereich der Pädagogik eine stete Verpflichtung sein, auf die jeder junge Mensch einen Anspruch haben sollte! Damit kämen dann auch solche Lernenden in den Blick, die zwar das schulisch gesetzte Leistungssoll mehr oder weniger gut erfüllen, die aber aufgrund der Qualität und Inhalte der ihnen zugemuteten Lernprozesse und der einschränkenden Rahmenbedingungen ihre Fähigkeiten bei weitem nicht entfalten können. Sie wären somit als behindert zu bezeichnen, und die Lösung ihrer Problematik, nämlich die Überwindung ihrer behinderten Entwicklung, würde in den Aufgabenbereich der Behindertenpädagogik fallen. (4) Unter diesem Blickwinkel betrachtet, würde sich die Behindertenpädagogik nicht mehr auf eine durch individuelle Merkmale definierte Teilpopulation zu konzentrieren haben und damit Prozesse der Etikettierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung begünstigen; sie würde endlich auch den immer wieder geäußerten und bisher nicht widerlegten Vorwurf entkräften können, sich durch die Definition einer bestimmten Klientel ihr Arbeitsgebiet und den dazu erforderlichen schützenden und bewahrenden institutionellen Rahmen zu sichern und damit Behinderte zu “Opfern sonderpädagogischer Eigeninteressen“ (Erath, 1987) werden zu lassen, sie also für ihren professionellen Eigenbedarf zu instrumentalisieren. (5) Mit der Hinwendung auf die Qualität der Vermittlungsprozesse selbst - freilich immer unter dem Aspekt ihrer Angemessenheit für das jeweilige Individuum - ist geradezu zwangsläufig die Verpflichtung verbunden, Behinderungen aufgrund bestimmter Formen, Inhalte, Ziele und Rahmenbedingungen des schulischen Unterrichts zu erkennen und zu überwinden. Dazu bedarf es dann keiner individueller Diagnosen und keiner Maßnahmen der äußeren Differenzierung wie etwa der Einrichtung von Sonderklassen oder Sonderschulen, sondern allein gezielter Bemühungen um die Veränderung des Unterrichts in dem Sinne, dass er den Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten aller Kinder gerecht wird. (6) Diese Forderung lässt sich allerdings nur unter zwei Voraussetzungen erfüllen: a) Die Strukturen des Schulwesens müssen es zulassen, dass die individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder und Jugendlichen zum Maßstab bei der Beurteilung des Lernerfolgs gewählt werden. Dies kann in aller Konsequenz nur in einem ungegliederten Schulwesen verwirklicht werden, in dem sich der Unterricht den Lernvoraussetzungen und Lernmöglichkeiten der Kinder und 55 Jugendlichen anzupassen hat; es kann nicht gelingen in einem Schulwesen, in dem der zu vermittelnde Stoff, nach Jahrgangsstufen Schulformen und Unterrichtsfächern portioniert, an jeweils mehr oder weniger homogen zusammengesetzte Klassen nach mehr oder weniger einheitlichem Muster gelehrt wird. Solche unterrichtlichen Arrangements tragen das Risiko, dass bestimmte Kinder in ihren Lernmöglichkeiten behindert werden, zwangsläufig in sich. b) Die Lehrkräfte müssen bereit und in der Lage sein, einen solchen, auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmten Unterricht durchzuführen. In vielen Ländern und Regionen ist diese Forderung aber nur in bewusster Opposition gegen die Vorgaben schulischer Strukturen einzulösen. Dies erfordert von den Lehrerinnen und Lehrern ein widerständiges Denken und Handeln, wie es Heinz-Joachim Heydorn (1972) als wesentliches Merkmal seines neugefassten Bildungsbegriffs formuliert. Denn nur ein Unterricht, der bewusst gegen die Logik der Aussonderung konzipiert ist, kann die Gewähr dafür bieten, dass sich unterrichtsbedingte Behinderungen vermeiden lassen. 3. Lösungen Eine naheliegende Lösung für das aufgeworfene Problem, wie der Unterricht auch solchen Kindern gerecht werden kann, die in der Schule weit mehr lernen könnten, als es der lehrplangebundene Unterricht vorsieht, erfordert es, zunächst einmal möglichst genaue Informationen über eben diesen Unterricht einzuholen. Methodisch kann dies über direkte Unterrichtsbeobachtungen geschehen oder indirekt durch Auskünfte der verantwortlichen Lehrkräfte oder sogar durch die betroffenen Kinder selbst. Die Frage nach der geeigneten Methode ist jedoch eher nachrangig. Wichtig ist zunächst die Frage nach den Inhalten und ihrer Begründung, d.h. die diagnostizierende Person muss wissen, warum sie was wissen will. In den von mir geleiteten Seminaren beschäftigen wir uns genau mit dieser Frage und beziehen sie auf Unterrichtsinhalte und Lernabschnitte, in denen sich erfahrungsgemäß Behinderungen des Lernens häufen. Zwar richten wir unsere Aufmerksamkeit dabei besonders auf die Frage, ob der Unterricht für Kinder und Jugendliche mit ungünstigen Lernvoraussetzungen genügend Anreize und Impulse bietet, aber wir könnten diese Frage ebenso gut auch auf andere Kinder beziehen. Entsprechende Inventare, die sich auf verschiedene Unterrichtsfächer oder -inhalte beziehen, sind bereits veröffentlicht worden (Kornmann, Hartung, Deck, Frölich & Abele, 1988; Kornmann, 1995). Literatur Anders, G. (1956/1992). Die Antiquiertheit des Menschen. Bd. 1 und 2. München:Beck. Erath, P. (1987). 56 Vergessen und missbraucht. “Lernbehinderte“ als Opfer allgemeinpädagogischer Ignoranz und sonderpädagogischer Eigeninteressen. Frankfurt: Lang. Goldfried, M. R. & Kent, R. N. (1972). Traditional versus behavioral personality assessment: A comparison of methodological and theoretical assuptions. Psychological Bulletin, 77, 409-420. Grünwald, H. (1980). Die sozialen Ursprünge psychologischer Diagnostik. Darmstadt: Steinkopff. Heydorn, H.- J. (1972). Zu einer Neufassung des Bildungsbegriffs. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Hilke, R. (1980). Grundlagen normorientierter und kriteriumorientierter Tests. Bern: Huber. Holzkamp, K. (1991). Lehren als Lernbehinderung? Forum Kritische Psychologie, 27, 5-22. Holzkamp, K. (1992). ‘Hochbegabung’: Wissenschaftlich verantwortbares Konzept oder Alltagsvorstellung? Forum Kritische Psychologie, 29, 5-22. Holzkamp, K. (1993). Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt/M.: Campus. Klauer, K. J. (1992). Zur Diagnostik von Hochbegabung. In E. A. Hany & H. Nickel (Hrsg.), Begabung und Hochbegabung (S. 205-214). Bern: Huber. Kornmann, R. (1992). Förderdiagnostische Ansätze in der Hochbegabungsdiagnostik. In E.A. Hany & H. Nickel (Hrsg.), Begabung und Hochbegabung (S. 143-158). Bern: Huber. Kornmann, R. (1995). Was nur Lehrerinnen und Lehrer über Lernprobleme ihrer Schülerinnen und Schüler wissen können: Inventare zur Evaluierung eigenen Unterrichts. In H. Eberwein & J. Mand (Hrsg.), Forschen für die Schulpraxis. Was Lehrer über Erkenntnisse qualitativer Sozialforschung wissen sollten (S. 364-376). Weinheim: Deutscher Studien Verlag. Kornmann, R., Hartung, H., Fröhlich, E. Deck, A., Abele, T. (1988). Sprachliche Probleme ausländischer Kinder im Unterricht: ein Vorschlag zur Evaluation von Aspekten eigenen Unterrichts und zur inhaltlichen Strukturierung von Beratungsgesprächen im Hinblick auf notwendige pädagogische Fördermaßnahmen. Lernen in Deutschland, 8, 120-127. Krais, B. (1983). Bildung als Kapital: Neue Perspektiven für die Analyse der Sozialstruktur? In R. Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten (S. 199-220). Göttingen: Schwartz. Löwe, B. (1992). Biologieunterricht und Schülerinteresse an Biologie. Weinheim: Deutscher Studien Verlag. Neumann, G. (1974). Die Problematik der Verwendung von Intelligenztestverfahren bei der sonderpädagogischen Diagnostik am Beispiel des HAWIK. Zeitschrift für Heilpädagogik, 25, 240-254. Schmid, R. (1977). 57 Intelligenz- und Leistungsmessung. Geschichte und Funktion psychologischer Tests. Frankfurt/M.: Campus. Weinert, F. E. (1992). Wird man zum Hochbegabten geboren, entwickelt man sich dahin oder wird man dazu gemacht? In E. A. Hany & H. Nickel (Hrsg.), Begabung und Hochbegabung (S. 197-203). Bern: Huber. Anmerkung der Redaktion: Dieser leicht abgeänderte Text ist in seiner Originalfassung erschienen in U. Hoyningen-Süess, P. Lienhard (Hrsg.), Hochbegabung als sonderpädagogisches Problem. Luzern: SZH/SPC, 1998 (ISBN 3-908263-57-3). Der Abdruck erfolgte mit freundlicher Genehmigung der Schweizerischen Zentralstelle für Heilpädagogik, einer nationalen Fach- und Dienstleistungsstelle für Fragen der Behindertenpädagogik. 58 Außerschulische Ansprechpartner bzgl. Fragen der Hochbegabung (unvollständige Liste) Begabungspsychologische Beratungsstelle am Institut für Pädagogische Psychologie der Universität München Leopoldstr.13, 80802 München, Tel.: 089/21806333 Christophorusschulen im Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands Teckstr. 23, 73061 Ebersbach/Fils, Tel.: 07163/9300, Fax: 07163/930280 Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. Bundesgeschäftsstelle: Sondershauser Str. 80, 12249 Berlin, Tel.: 030/7117718 Regionalverband Baden-Württemberg: Heinz-Peter Kagelmacher, Kurzer Stich 6, 73269 Hochdorf, Tel.: 07153/55253 Hochbegabtenförderung e.V. Am Pappelbusch 45, 44803 Bochum, Tel.: 0234/93567-0, Fax: 0234/9356725 Beratungsstelle Süd: Ursula Kaltner, Schleißheimer Str. 371b, 80935 München Tel.: 089/3573299-3, Fax: 089/3573299-4 Beratungsstelle Nord: Katharina Schwede, Hundertster Weg 18, 27753 Delmenhorst, Tel.: 04221/808663, Fax: 04221/808662 Initiative zur Förderung hoch begabter Kinder e.V., Stuttgarter Gruppe Vorsitzende: Christa Hermann, Albrecht-Dürer-Weg 18, 70736 Fellbach, Tel.: 0711/573786 Geschäftsstelle: Eva Kern, Donnersbergstr. 26, 70469 Stuttgart, Tel.: 0711/853871 Institut für angewandte Lern- und Begabungsforschung Dr. Barbara Feger und Dipl.-Psych. Tânia M. Prado, Ballindamm 7, 20095 Hamburg Landesverband Hochbegabung Baden-Württemberg e.V. Kurzer Stich 6, 73269 Hochdorf, http://www.stoll-kusterdingen.de/LVH Elterngruppe Mannheim: Frau Frotscher, Tel.: 0621/ 746567 Elterngruppe Heidelberg: Frau Bahé, Tel.: 06222/2648 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Postfach 103442, 70029 Stuttgart Frau RSR Ch. Engemann (Grundschulen): 0711/2792564 Herr StR Kinkelin (Gymnasien): 0711/ 2792587 Münsteraner Zentrum für Begabungsförderung Coerdestr. 53, 48147 Münster, Tel.: 0251/295163, Fax: 0251/25658 Psychologisches Institut der Universität Tübingen Frau Dr. Aiga Stapf, Friedrichstr. 21, 72072 Tübingen, Fax.: 07071 295081 Schweizerische Zentralstelle für Heilpädagogik Obergrundstr. 61, CH-6003 Luzern, Tel.:041/2263040, Fax: 041/2263041 Verein “Bildung und Begabung“, Kennedyallee 62-70, 53175 Bonn, Tel.: 0228/959150, Fax: 0228/9591519 59 Institut für Weiterbildung 30 Jahre institutionalisierte Form der Lehrerfortbildung Willi Wölfing 1968/1969 trafen sich an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Lehrer, Hochschullehrer und Mitglieder der Schulverwaltung, um Fragen des täglichen Unterrichts mit Wissenschaftlern zu besprechen. Zu den Fragen der Praktiker gab es nicht immer sofort Antworten der Wissenschaftler. Es ergab sich die Notwendigkeit, gemeinsam mögliche Lösungen zu erarbeiten und im Unterricht erproben zu lassen. Die Fragestellungen der Lehrer waren sehr unterschiedlich, so dass die Teilnehmer schnell erkannten, dass es zweckmäßig wäre, wenn sich Grundschullehrer und Hauptschullehrer zu getrennten Gesprächen treffen würden. Innerhalb der Schularten war eine weitere Differenzierung nach Fächern notwendig. Alle erkannten, dass die unverbindliche Form des sich Treffens eines organisatorischen Rahmens bedarf. Schnell war die Idee geboren, dem Treffen von Lehrern und Hochschullehrern zum Zwecke der gemeinsamen Reflexion unterrichtlicher Probleme den organisatorischen Namen “Studiengruppe Lehrer-Dozenten“ zu geben. Da jede Organisation nur dann funktioniert, wenn ein “Macher“ in Form eines Geschäftsführers oder Vorstandes vorhanden ist, legte man fest, den damaligen Lehrer an der Grund- und Hauptschule Obrigheim, Willi Wölfing, zum Geschäftsführer dieser Organisation zu bestellen. Ein Senatsbeschluss war zunächst nicht erforderlich, da die Treffen freiwillig, ohne Anrechnung auf ein Deputat erfolgten. Die Treffen der fachbezogenen Lehrergruppen mit Hochschullehrern wurden als Fachgruppen bezeichnet und es war von Anfang an klar, dass in diesen Fachgruppen Lehrer und Hochschullehrer gleichberechtigt zusammenarbeiten sollten. So war es nur selbstverständlich, dass jede Fachgruppe von einem Lehrer und einem Hochschullehrer geleitet wurde. Wie groß der Bedarf an dieser Zusammenarbeit war, zeigen Zahlen. In dieser Anfangszeit nahmen über 50 Lehrerinnen und Lehrer an den etwa alle vier Wochen stattfindenden Sitzungen der Fachgruppen teil. Um möglichst viele Lehrer über die Arbeitergebnisse zu informieren oder Impulse von außerhochschulischen Fachleuten zu bekommen, veranstaltete die Studiengruppe Lehrer-Dozenten Tagungen und Symposien, die in den ersten Jahren von jeweils mehreren hundert Lehrern besucht wurden. Um den Kontakt zu den Schulen und Lehrern aufrecht zu erhalten und uns an der pädagogischen Diskussion zu beteiligen, wurde die Informationsschrift ins Leben gerufen, die bis heute kostenlos an die Schulen des Einzugsbereiches unserer Hochschule versandt wird. Die Arbeitsergebnisse der Fachgruppen waren häufig so umfangreich und von den Lehrern nachgefragt, dass wir mit dem Ernst Klett Verlag eine Vereinbarung trafen, in diesem Verlag die Schriftenreihe “KONTAKT“ herauszugeben. 60 Mit in Kraft treten eines neuen Hochschulgesetzes im Jahre 1981 stellte sich auch die Frage, in welche vom Gesetz her vorgesehene Organisationsform die Studiengruppe Lehrer-Dozenten übergeleitet werden könnte. Der damalige Rektor der Hochschule, Erich Thies, kam eines Tages von einer Dienstbesprechung mit dem Wissenschaftsministerium. In dieser Besprechung einigte man sich darauf, die Studiengruppe in ein zentrales Hochschulinstitut, das Institut für Weiterbildung, überzuleiten. An der Aufgabenstellung änderte sich zunächst nichts. Mit dem Aufbau und der Leitung wurde der langjährige Geschäftsführer der Studiengruppe beauftragt. Erst in den 90er Jahren wurde die Aufgabenstellung von der Lehrerfortbildung auf Zielgruppen ausgedehnt, die unabhängig von ihrer beruflichen Tätigkeit ein Interesse an pädagogischer Fort- und Weiterbildung haben. Einladung Das Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Der Rektor und der Leiter des Instituts laden Sie aus diesem Anlass herzlich zu einer akademischen Feier ein. Mittwoch, 20. Oktober 1999, 15.00 Uhr, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Keplerstraße 87, Aula Programm Musikstück PH-Quartett (Studierende des Faches Musik der Hochschule) Imke List, 1. Violine Nico Lindenthal, 2. Violine Anne Barbara Ostermann, Viola Meike List, Violoncello Kompositionen von W. A. Mozart und F. Mendelssohn Bartholdy Eröffnung Dr. Willi Wölfing Grußwort Professor Dr. Ludwig Schwinger Festvortrag Kontinuität und Wandel der Lehrer(aus)bildung Professor Dr. Hans-Karl Beckmann, Universität Erlangen Musikstück PH-Quartett Gesprächsrunde mit Vertretern von Schulverwaltung, Schule und Hochschule 61 Moderation: Otto Herz, Frankfurt 62 AUTORENVERZEICHNIS Bianca Wirtz Lehramtsanwärterin GHS, Staatliches Seminar für schulpraktische Ausbildung Albstadt-Ebingen, Examensarbeit zum Thema “Das Phänomen der Hochbegabung und Konsequenzen für die schulische Praxis“ Dr. Annette Heinbokel Lehrerin und Diplompädagogin, Promotion zum Thema “Überspringen von Klassen“, Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind (DGhK) Dr. Franz J. Mönks Professor an der Universität Begabungsforschung (CBO) Nijmegen, Direktor des Zentrums für Dr. Barbara Feger und Dipl.-Psych. Tânia M. Prado Institut für angewandte Lern- und Begabungsforschung, Hamburg Dr. Reimer Kornmann Professor für Lernbehindertenpädagogik, Heidelberg Pädagogische Hochschule Dr. Willi Wölfing Leiter des Instituts für Weiterbildung, Pädagogische Hochschule Heidelberg Von einigen Ausgaben der Informationsschrift sind noch Restposten vorhanden (siehe Auflistung Seite 94), die kostenlos beim Institut für Weiterbildung zu beziehen sind. 63 Vorwort des Präsidenten des Oberschulamtes Karlsruhe Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, die Pädagogische Hochschule Heidelberg und das Oberschulamt Karlsruhe legen auch im Wintersemester 1999/2000 ein Lehrerfortbildungsprogramm vor, das gemeinsam mit den Staatlichen Schulämtern beraten und abgestimmt wurde. Das Lehrerfortbildungsprogramm dient dem Ziel einer Vermittlung zwischen Theorie und Praxis im Hinblick auf fachwissenschaftliche, pädagogisch-psychologische und didaktisch-methodische Fragestellungen. Von Lehrerinnen und Lehrern werden heute neben fachlichen, methodisch - didaktischen, hohe sozialpädagogische und beratende Kompetenzen erwartet. Gleichzeitig sieht sich der Lernort Schule in einer starken Konkurrenz zu außerschulischen Lern- und Freizeitangeboten. Dies stellt den Unterricht vor neue Herausforderungen im Blick auf das Arrangement des Lernens, die Vielfalt der Methoden, den motivierenden Wechsel verschiedener Arbeitsformen und Lernsituationen. Das hier vorliegende Lehrerfortbildungsprogramm der Pädagogischen Hochschule Heidelberg in Zusammenarbeit mit dem Oberschulamt Karlsruhe versucht auf die sich verändernden schulischen Bedingungen zu reagieren, die persönliche und berufliche Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer mittels bedarfsorientierten Fortbildungsangeboten zu stärken und Hilfen für die vielfältigen Aufgaben des Schulalltags anzubieten. In den Pädagogischen Hochschulen hat die Schulverwaltung Partner, deren Lehrende eine hohe Kompetenz auch für die Lehrerfortbildung haben. Diese nehmen wir gerne und dankbar in Anspruch. Wir empfehlen das vorliegende Lehrerfortbildungsprogramm Ihrer besonderen Aufmerksamkeit. Mit freundlichen Grüßen Dr. Hirsch Präsident Oberschulamt Karlsruhe Karlsruhe, im Juni 1999 64 Gemäß dem gesetzlichen Auftrag hat die Pädagogische Hochschule Heidelberg auch die Aufgabe, dem weiterbildenden Studium zu dienen und sich an Veranstaltungen der Weiterbildung zu beteiligen. Die Hochschule bietet bereits seit 1968 durch die zentrale Einrichtung Institut für Weiterbildung ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer der verschiedenen Schularten an. Von Anfang an wurden Teile dieses Programms in einer "Gemischten Kommission" mit Vertretern der Schulverwaltung aus den zuständigen Schulamtsbezirken erarbeitet. Für die Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer ist die Mitwirkung von Hochschuldozentinnen und Hochschuldozenten ein unverzichtbares Element: werden dadurch doch die Begegnung und der Dialog von Lehrkräften der Pädagogischen Hochschule mit unterrichtserfahrenen Lehrerinnen und Lehrern der verschiedenen Schularten gefördert. In der Lehrerfortbildung kommen theoretische Konzeptionen der Fächer auf den Prüfstand der Unterrichtspraxis, umgekehrt wirkt die Praxis auf die Theorie und damit auf Forschung und Lehre zurück. Eine solche Kooperation kann die Arbeit nur befruchten und die notwendigen Veränderungen von Praxis und Lehre sicherstellen. Die gemeinsame Arbeit von Schulverwaltung und Hochschule über das Institut für Weiterbildung ist von einer großen gegenseitigen Unterstützung getragen und hat sich über 20 Jahre hin sehr gut bewährt. Wir laden alle Lehrerinnen und Lehrer zu den Veranstaltungen ein. Für Anregungen bei der Gestaltung des Fortbildungsprogramms für die kommenden Semester sind wir dankbar. Prof. Dr. Ludwig Schwinger Rektor der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Heidelberg, im Juni 1999 Dr. Willi Wölfing Akademischer Direktor Leiter des Instituts für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg 65 Fort- und Weiterbildungsprogramm Wintersemester 1999/2000 Gruppe 10 Veranstaltungen der Fachgruppen SPORT 10.1 Sportlehrerseminar an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Am 08. und 09. Oktober 1999 findet das 16. Sportlehrerseminar (“Ehemaligenwochenende“) des Fachbereichs Sport an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg statt. Eingeladen sind alle an den Themen Interessierte, besonders alle ehemaligen Sportstudierenden der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. Folgendes Programm ist vorgesehen: Freitag, 8.10.1999: 18.00 bis 20.00 Uhr – gemeinsames Sporttreiben anschließend gemütliches Beisammensein Samstag, 9.10.1999: 9.00 bis 17.00 Uhr – Seminarprogramm ANMELDUNG: bis 24.9.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 66 HAUSHALT / TEXTIL UND BIOLOGIE 10.2 Ernährung und Gentechnik Gentechnologie und Ernährung spiegelt wie kaum ein anderes Thema die Herausforderung, die die komplexe gesellschaftliche und technologische Entwicklung für Verbraucherinnen und Verbraucher darstellt. Das Thema verlangt solides Fachwissen sowie einen reflektierten Umgang mit einer kontrovers und sehr emotional geführten Diskussion. Die pädagogische Aufgabe im Umgang mit der Thematik zielt auf die Fähigkeit, sich im Streit um wissenschaftliche Erkenntnisse und deren Bewertung die notwendigen Informationen zu beschaffen, anzueignen und eigenverantwortlich zu bewerten. Voraussetzung hierfür ist – neben den naturwissenschaftlichen Grundlagen – eine möglichst gleichgewichtige Präsentation gegensätzlicher Meinungen, die die Jugendlichen zur Entwicklung einer eigenen Position herausfordern. Nach diesem Konzept ist auch die Fortbildung gestaltet: Grundlageninformation, Argumente für und gegen die Entwicklung der Gentechnologie werden zur Verfügung gestellt, um darauf gestützt Wege der Umsetzung in der Schule zu beraten. Der erste Tag der Fortbildung dient der Information und Diskussion zur Herausbildung, Überprüfung und/oder Weiterentwicklung einer eigenen Position. Hierzu sind Beiträge zu Grundlagen und Stand der Entwicklung der Gentechnik, Streitgespräche und Expertenbefragungen vorgesehen. Bundesweit bekannte Befürworter und Kritiker der Gentechnologie versprechen eine fundierte und interessante Diskussion. Am zweiten Tag soll die Umsetzung in Unterricht be- und erarbeitet werden. Ein einführender Vortrag bezieht sich auf ein neues Lehr- und Lernverständnis. In moderierten Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen kann anschließend entwickelt werden, wie das Thema in der Schule – möglichst fächerübergreifend – zu be- und erarbeiten ist. Die Thematik soll in der Schule fächerübergreifend bzw. -verbindend bearbeitet werden. Aus diesem Grund wird auch die Fortbildung schon Lehrerinnen und Lehrer aller betroffenen Fächer, insbesondere aber der Fächer Mensch und Umwelt bzw. Hauswirtschaft/Textiles Werken, Biologie und Ethik zur gemeinsamen Arbeit zusammenführen. LEITUNG: Kooperation Pädagogische Hochschule Heidelberg mit Landesmuseum für Technik und Arbeit (LTA) in Mannheim Unterstützt von der Monsanto (Deutschland) GmbH ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer an Haupt- und Realschulen TERMINE: Donnerstag, 2.12. und Freitag, 3.12.1999 ORT: Landesmuseum für Technik und Arbeit (LTA) in Mannheim WEITERE INFOS UND ANMELDUNG: beim Landesmuseum für Technik und Arbeit Frau C. von Burkersroda Museumsstr. 1, 68165 Mannheim 67 Gruppe 20 Veranstaltungen der Fächer Das folgende Fortbildungsprogramm wurde von der Gemischten Kommission erarbeitet und verabschiedet. Mitglieder der Gemischten Kommission: Vertreter der Schulverwaltung Direktor Klaus DOBLER, Staatliches Seminar für schulpraktische Ausbildung GHS, MA SchR Gerhard GÖLZ, Staatliches Schulamt Mannheim SAD Norbert HASFELD, Staatliches Schulamt Heidelberg Lt.SAD Jürgen KRIEGE, Staatliches Schulamt Mosbach RSR'in Ingrid MERKEL, Oberschulamt Karlsruhe Vertreter der Hochschule JOCHEM, Inge, abgeordnete GHS-Lehrerin Dr. WÖLFING, Willi, Leiter des Instituts für Weiterbildung Erlass Die Veranstaltungen der Gruppe 20 sind als amtliche Lehrerfortbildung vom Oberschulamt Karlsruhe anerkannt. Erlass des Oberschulamts Karlsruhe an die Staatlichen Schulämter Heidelberg, Mannheim und Mosbach Nr. 6752.32/53 vom 14.06.1999. Anfragen und Anmeldung bitte direkt an Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87 69120 Heidelberg Telefon 06221/477 522 , Telefax 06221/477 437; e-mail: [email protected] Die Pädagogische Hochschule Heidelberg führt während des Wintersemesters 1999/2000 ein Lehrerfortbildungsprogramm durch, das mit dem Oberschulamt Karlsruhe und den Staatlichen Schulämtern Heidelberg, Mannheim und Mosbach beraten und abgestimmt wurde. Die Damen und Herren Schulleiterinnen und Schulleiter, Lehrerinnen und Lehrer in den Amtsbereichen der o.g. Staatlichen Schulämter werden gebeten, dieses Lehrerfortbildungsprogramm zu beachten und in die jeweilige Fortbildungsplanung ihrer Schule einzubeziehen. Das Oberschulamt Karlsruhe gewährt den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fortbildungsveranstaltungen Fahrtkostenersatz nach § 5 LRKG bzw. § 6 Abs. 3 LRKG sowie Tagegeld nach den geltenden Bestimmungen. Grundsätzlich ist Dienstunfallschutz für Beamte nach § 31, Abs. 1 Nr. 2 BeamtVG und für Angestellte gemäß § 539, Abs. 1 Nr. 14c RVO gegeben. Anmeldungen für diese Veranstaltungen sind an die Pädagogische Hochschule Heidelberg, Institut für Weiterbildung mit dem Durchschreibesatz "Meldung zu einer regionalen Fortbildungsveranstaltung" zu richten, sofern in der Einzelausschreibung nicht auf ein anderes Verfahren hingewiesen wird. Die regelmäßige Teilnahme an einer Veranstaltung wird durch ein Zertifikat bescheinigt, das auf Wunsch des Teilnehmers zu den Personalakten genommen wird. Die Staatlichen Schulämter werden gebeten, die Schulen entsprechend zu informieren. Merkel Regierungsschulrätin 68 CHEMIE 20.1 Andere Medien, andere Methoden im Chemieunterricht Veränderte Ansprüche an das Bildungs- und Erziehungsziel einerseits und verändertes Schülerinnen- und Schülerverhalten andererseits gehen auch am Fach Chemie nicht vorbei. Sie machen eine andere Vorbereitung und Durchführung des Unterrichts und den Einsatz anderer Medien und Methoden erforderlich. An schulpraktisch erprobten Beispielen sollen (gegebenenfalls in Arbeitsgruppen) im Rahmen von Lehrplanthemen in einer Ausweitung über den Experimentalunterricht hinaus Unterrichtserfahrungen ausgetauscht und diskutiert werden. Dabei werden als “andere Medien“ und als “andere Methoden“ angesehen: Spiele und szenische Darstellungen im Chemieunterricht, die Nutzung von Internet und computergesteuerter Präsentation bei Schulreferaten, neue Formen der Leistungsbewertung, u.a.. LEITUNG: RR D. Stäbler, Karlsruhe RL R. Dhingra-Müller, Dossenheim Prof. P. Buck, Heidelberg RL`in G. Garst, Mannheim RR`in J. Geörg, Linkenheim RL`in I. Malsch, Linkenheim RL H.-D. Müller, Karlsruhe RL G. Svoboda, Oberderdingen RL B. Wiederrecht, Straubenhardt RL`in U. Wolf, Pforzheim ZIELGRUPPE: Chemielehrerinnen und -lehrer an Realschulen der Schulamtsbezirke Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim und Mosbach TEILNEHMERZAHL: max. 30 TERMIN: Mittwoch, 06.10.1999, 10.00 bis 17.00 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg Im Neuenheimer Feld 561, Raum A 206 ANMELDUNG: bis 22.9.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 69 MODE UND TEXTIL / SPORTPÄDAGOGIK UND SPORT 20.2 Tagung zum Thema “Jeans – Karriere eines Kleidungsstückes“ Bei der Tagung handelt es sich um eine weitere Veranstaltung im Rahmen des Forschungsprojektes “Kleidung – Körper – Identität“ der Fächer Mode und Textil/ Sportpädagogik und Sport an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg. In diesem wird die veränderte Lebenswelt von Jugendlichen, an die Unterrichtsarrangements in stärkerem Maße als bisher ankoppeln müssen, in den zentralen Identitätsbereichen Kleidung und Körper bearbeitet. Im Mittelpunkt der Tagung steht die mehrperspektivische Auseinandersetzung mit einem karrierereichen Kleidungsstück aus dem Bereich der Jugendmode, den Jeans. Das Kleidungsstück Jeans wird exemplarisch unter vier Aspekten (Jeans – Geschichte, Jeans – Werbung, Blue-Jeans, Jeans – Ökologie) in von studentischen Expertinnen und Experten geleiteten Workshops inhaltlich und didaktisch bearbeitet. Zu der grundlegenden Thematik “Jeans – Hinsichten auf ein Kleidungsstück“ findet von den Projektleitern ein Eröffnungsvortrag statt. Weitere Vorträge werden zu den Schwerpunktthemen “Mythos Jeans“, “Im Zeichen der Hose“ und “Jeans unter ökologischem Aspekt“ von Projektmitarbeiterinnen gehalten. LEITUNG: Prof. Dr. Doris Schmidt, Fach Mode und Textil AOR Dipl. Päd. Heinz Janalik, Fach Sportpädagogik und Sport ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten TERMINE: Donnerstag, 7.10. bis Samstag, 9.10.1999 Beginn der Veranstaltung: 7.10.1999, 14.45 Uhr Ende der Veranstaltung: 9.10.1999, ca. 13.00 Uhr (detailliertes Programm auf Anforderung) ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 561 (Räume werden ausgeschildert) ANMELDUNG: bis 20.9.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 70 TECHNIK 20.3 Leistungsbewertung im Technikunterricht Neue Arbeitsformen, neue Formen des Lehrens und Lernens wirken sich auch auf die Bewertung der Schülerleistung aus. Die Leistungsbewertung im Technikunterricht verdient wegen der Methodenvielfalt und der unterschiedlichen Dimensionen unterrichtlicher Aktivitäten besondere Aufmerksamkeit. Durch die Diskussion um alternative Formen der Abschlussprüfung in den Fächern Technik der Hauptschule und Natur und Technik an Realschulen kommt dieser Problematik besondere Aktualität zu. LEITUNG: StR Ludger Fast, Fach Technik Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer an Haupt-, Real- und Sonderschulen TERMIN: Donnerstag, 7.10.1999, 9.00 bis 17.30 ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 561, Raum B 127 WEITERE INFOS: Ludger Fast, Tel: 06261/4709 ANMELDUNG: bis 30.9.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] TECHNIK 20.4 Technikunterricht wohin? Professor Dr. Burkhard Sachs von der Pädagogischen Hochschule Freiburg wird anlässlich der offiziellen Verabschiedung von Professor Dr. Kautzsch an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg einen Vortrag zum Thema “Zukunft des Technikunterrichts“ halten. An diesem Tag soll auch der neue Technikbereich im Neuenheimer Feld übergeben werden. Weiterhin wird eine kleine Ausstellung mit Technikarbeiten von Studierenden vorbereitet. Wir möchten Sie auf diesem Wege zu dieser Veranstaltung herzlich einladen. LEITUNG: StR Ludger Fast, Fach Technik Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer an Haupt-, Real- und Sonderschulen TERMIN: Mittwoch, 3.11.1999 17.00 Uhr: Führung durch die neuen Räume 18.00 Uhr: Festvortrag – Prof. Dr. Sachs ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Im Neuenheimer Feld 561, Foyer im EG WEITERE INFOS: Ludger Fast, Tel: 06261/4709 ANMELDUNG: bis 20.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 71 GEOGRAPHIE 20.5 Erschließung von Nah- und Fernräumen mit ihren Phänomenen als außerschulische Lernorte im Geographieunterricht Eine seit mehreren Jahren bestehende Gruppe von Geographielehrern trifft sich in jedem Semester zur Planung und Realisierung des bewährten Unterrichtsprinzips “Erdkunde vor Ort“. Hierzu werden Nah- und Fernräume mit ihren Phänomenen in Genese, Struktur, Funktion und Wandel in unmittelbarer Anschauung erfahren und für unterrichtliches Arbeiten erschlossen. Angestrebt wird eine größere Fach- und Methodenkompetenz für das Arbeiten vor Ort. Für das Wintersemester 1999/2000 ist eine Exkursion in das Gebiet Osterburken und Mudau mit folgenden Schwerpunkten geplant: - Geologie und Siedlungsgeographie des Odenwaldes im Übergang zum Bauland Odenwaldlimes Die bisherigen Mitglieder und weitere Interessierte – gerne auch aus anderen Fachgebieten - sind herzlich eingeladen. LEITUNG: Rolf Seltmann, Studienrat, Pädagogische Hochschule Heidelberg Susan Haar, Dipl. Päd., Lehrerin Ingeborg Schäffner, Realschullehrerin ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten TEILNEHMERZAHL: 15 - 20 TERMIN: Samstag, 13.11.1999 ORT: Exkursion Odenwald und Odenwaldlimes ANMELDUNG: bis 29.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 72 POLITISCHE BILDUNG 20.6 1848/9 und 1989 ff. – Zeiten des Umbruchs Zurückblickend auf das große Wendejahr 1989 und auf die Revolution von 1848/9 sollen manche Gemeinsamkeiten des “Völkerfrühlings“ und der Ereignisse zwischen 1989 und 1991 den Ausgangspunkt für eine zeitgeschichtliche Betrachtung der Umwälzung in Mittel- und Osteuropa bilden, mit denen die Nachkriegsepoche der Weltpolitik des 20. Jahrhunderts ihr Ende fand. Ungarn, der Balkan und die Sowjetunion/Russland werden in drei Referaten und nachfolgenden Fragerunden besonders in den Blick genommen. Im Rahmen dieser Tagung wird eine Ausstellung über den großen Umbruch in Europa 1989 bis 1991 gezeigt. Ein detailliertes Programm erhalten Sie auf Anfrage ab Anfang September beim Institut für Weiterbildung. LEITUNG: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Oberschulamt Karlsruhe REFERENTEN: Dr. Andreas Cser, Pädagogische Hochschule Heidelberg Dr. Ekkehard Kraft, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Heidelberg Dr. Ernst Lüdemann, Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrkräfte aller Schularten, Studierende und Schüler von Oberstufenkursen an Gymnasien TERMIN: Donnerstag, 28.10.1999, 9.00 bis 16.00 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Keplerstr. 87 ANMELDUNG: bis 30.9.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 73 SPRECHPÄDAGOGIK 20.7 Mit guter Stimme sprechen – gut gestimmt unterrichten Für jede Art von Unterricht ist eine gute, belastbare Stimme wichtig – nicht nur um sich und seine Sprechorgane schonen zu können, sondern auch, um variables und wirksames Sprechen zu fördern. Die praxisorientierte Veranstaltung will folgende vier Ziele erreichen: a) den Teilnehmenden ein individuelles Feedback über ihre Stimme und die dabei wichtigen Kriterien zu ermöglichen; b) Informationen zu liefern, damit Sprechsituationen besser bewältigt werden können; c) Übungen vorzustellen und anzuregen, die zur Weiterentwicklung der sprecherischen Fähigkeiten sinnvoll sind; d) die Kompetenz zu fördern, um mit Schüler(inne)n sprechpädagogisch arbeiten zu können. LEITUNG: Roland W. Wagner, Sprecherzieher (DGSS/univ.); Lehrkraft f. bes. Aufgaben, Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten TEILNEHMERZAHL: max. 12 TERMIN: Donnerstag, 18.11.1999, 10.00 bis 13.00 Uhr und 14.00 bis 17.00 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg Im Neuenheimer Feld 561, Konferenzraum (4. Stock) ANMELDUNG: bis 8.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 74 MATHEMATIK 20.8 Mathematikunterricht von den Kindern aus Den Unterricht “vom Kinde aus“ zu planen und durchzuführen, ist eine alte Forderung. Jedoch: Heißt “vom Kinde aus“ nicht häufig: “ausgehend von unserem Bild eines (fiktiven) Kindes“ statt: “aus der tatsächlichen Perspektive unserer Kinder“? Wir sollten m. E. stets bedenken, dass Kinder oft anders rechnen, als wir rechnen, und auch anders denken, als wir es vermuten. Ihr mathematisches Denken ist in der Regel nicht fehlerhaft und korrekturbedürftig, sondern schlichtweg anders und entwicklungsfähig. Wenn man sich einer solchen kompetenzorientierten Sichtweise sympathisiert, dann stellt sich natürlich die Frage, wie man (auch?) in Mathematik den Kindern ein Mehr an Mitgestaltung bei der Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichts ermöglichen kann. Im Anschluss an die einführende Sitzung haben die Teilnehmer(innen) die Gelegenheit, in ihrem eigenen Unterricht überschaubare Erprobungen durchzuführen. Über diese und damit auch über das in der ersten Sitzung Gesagte soll in der zweiten Veranstaltung diskutiert und reflektiert werden. LEITUNG: Prof. Dr. Christoph Selter, Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer von Grundschulklassen TEILNEHMERZAHL: max. 25 TERMINE: Dienstag, 14.3.2000 und Dienstag, 11.4.2000 jeweils von 15.30 bis 17.30 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg Im Neuenheimer Feld 561, Raum A 206 ANMELDUNG: bis 29.2.2000 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 75 FÄCHERÜBERGREIFENDE VERANSTALTUNG 20.9 Rituale in der Orientierungsstufe Rituale gliedern den Unterrichtsalltag und strukturieren den Unterricht. Sie bringen Abwechslung für die Schüler, geben ihnen aber auch Orientierung, Sicherheit und Stärke. Die Schüler lieben Rituale und brauchen sie andererseits, um sich in der Schule wohl zu fühlen. Deshalb beginnen wir die Woche stets mit dem Montagskreis und beenden sie mit dem Freitagskreis. Die Konzentration der Schüler wird durch die “Bewegte Schule“ bzw. durch die Initiierung von Stillephasen gefördert. Außerunterrichtliche Veranstaltungen und Feste unter Einbindung der Eltern sind Highlights im Unterrichtsgeschehen. In dieser Veranstaltung wird Frau Gilbert über die genannten und weitere Methoden informieren und über deren Umsetzung im Rahmen ihres Projektes “Eine fünfte Klasse wächst zusammen“ berichten. LEITUNG: ZIELGRUPPE: TERMIN: ORT: ANMELDUNG: Ute Gilbert, Lehrerin, Realschule Wiesloch Lehrerinnen und Lehrer an Haupt- und Realschulen Donnerstag, 18.11.1999, 15.00 bis 17.30 Uhr Realschule Wiesloch, Gerbersruhstr. 70 (Schulzentrum) bis 4.11.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] FÄCHERÜBERGREIFENDE LEHRERFORTBILDUNG (MATHEMATIK; SACHUNTERRICHT, LERNBEHINDERTENPÄDAGOGIK) 20.10 Ergebnisse zum Forschungsprojekt “Rechnen mit der Null“ Zahlreiche Lehrkräfte aus Grund- und Sonderschulen beteiligten sich mit ihren Klassen an der Erprobung von 12 Unterrichtseinheiten, die den Schwierigkeiten mancher Kinder beim Rechnen mit der Null begegnen sollten. Die durchweg ermutigenden Ergebnisse sollen den beteiligten Lehrkräften vorgestellt werden. Weitere an der Thematik Interessierte können hinzukommen, wenn noch Plätze frei sind. LEITUNG: ZIELGRUPPE: TERMINE: ORT: NÄHERE INFOS: Prof. Dr. Reimer Kornmann, Pädagogische Hochschule Heidelberg Dr. Hans-Jürgen Wagner, Dipl.päd., Sonderschullehrer Anette Frank, M.A., Lehrerin GHS am Projekt beteiligte Lehrerinnen und Lehrer sowie weitere Interessierte voraussichtlich im November Pädagogische Hochschule Heidelberg ab Anfang Oktober beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 76 BIOLOGIE / HEIMAT- UND SACHUNTERRICHT 20.11 Frühling im Schulgarten Bei einer Führung durch den PH-Garten (5.800 m² groß) werden Modelle für die Schulgarten- bzw. Schulhofgestaltung vorgestellt, zum Beispiel Weidenhäuschen, lebende Flechtwand, Tastpfad, Wildblumenhügel, Hochbeet und vieles mehr. Dabei werden auch, je nach Interesse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Fragen der Konzeption eines Schulgartens besprochen: Wie plant man einen Schulgarten? Wie kommt man an die benötigten Materialien und Hilfsmittel? Wie bewältigt man die Arbeit? – Beim Rundgang werden die ersten Frühjahrsblüher zu entdecken sein, ein Anlass, unsere pflanzenkundlichen Kenntnisse aufzufrischen. Im praktischen Teil der Veranstaltung stehen verschiedene Aktivitäten zur Auswahl: - Nisthölzer für Wildbienen anbohren, Tonschilder für Pflanzen modellieren, einen Wildkräuter-Frühlingsquark zubereiten. Die hergestellten Gegenstände dürfen als Ausgangspunkt für Gartenaktivitäten mitgenommen werden. Im Juli ist eine Veranstaltung (Thema Wild-, Heil- und Küchenkräuter) geplant. Möglichkeit, dort dann über begonnene/laufende Projekte zu Erfahrungen auszutauschen. weitere eigene weiterführende Es besteht die berichten und Bitte witterungsgerechte Kleidung/Schuhe mitbringen. LEITUNG: AR Barbara Dresel, Dipl.-Ing. agr., Fach Biologie / Heimatund Sachunterricht, Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten TEILNEHMERZAHL: max. 15 TERMIN: Donnerstag, 16.3.2000 14.00 bis 17.00 Uhr ORT: PH-Garten Treffpunkt: Pädagogische Hochschule Heidelberg Im Neuenheimer Feld 561, Westeingang ANMELDUNG: bis 2.3.2000 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 77 HAUSHALT / TEXTIL 20.12 Neue Ansätze der Ernährungserziehung In einer sich vierteljährlich treffenden Arbeitsgruppe werden in thematisch wechselnden Fortbildungsveranstaltungen für den Hauswirtschaftsunterricht Erfahrungen ausgetauscht, Erfolge und Misserfolge analysiert und Ideen zur Unterrichtsgestaltung entwickelt. Die Gruppe beschäftigt sich z.Zt. schwerpunktmäßig mit Fragen der Ernährungserziehung. Im Rahmen des Projektes “Esskultur im Alltag“ (Leitung Professorin Dr. Barbara Methfessel) werden neuere didaktische und methodische Ansätze zur schulischen Ernährungserziehung erarbeitet. Diese sollen vorgestellt und diskutiert werden und auch zum Austausch von Erfahrungen zur Ernährungs- und Gesundheitserziehung dienen. Geplante Themen sind: - Umgang mit Komplexität der Lebens- und Ernährungsbedingungen - Bewusster Umgang mit den Aufgaben und Schwierigkeiten von Lehrer(inne)n - Ernährungsbewusstsein und –wissen von Kindern und Jugendlichen - Körper- und Selbstbewusstsein und Ernährung - Verantwortung übernehmen – Verantwortung übergeben - Schulung der sinnlichen Wahrnehmung - Wandel der Ausbildung von Lehrenden - Innovation der Lehrpläne und Schulbücher - usw. Interessierte Lehrkräfte sind zu den Fortbildungen eingeladen. Gefordert sind Bereitschaft zur Reflexion und Innovation des traditionellen HauswirtschaftsUnterrichts und Mut zum Experiment. Das Projekt wird finanziert von der Dr. Rainer Wild-Stiftung, Stiftung für gesunde Ernährung, Heidelberg. Die Stiftung unterstützt auch die im Rahmen des Projektes durchgeführten Fortbildungsveranstaltungen. LEITUNG: Professorin Dr. Barbara Methfessel, Haushalt/Textil, Pädagogische Hochschule Heidelberg Uta Strotkamp, OL HTW, Päd. Beraterin, Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer an Haupt- und Realschulen TERMINE: 1mal vierteljährlich (wahrscheinlich jeweils mittwochs ab 14.30/15.00 Uhr mit anschließendem gemeinsamen Abendessen) ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg Im Neuenheimer Feld 561, Raum B 412 ANMELDUNG: Interessierte an der Mitarbeit melden sich bitte bei: Barbara Methfessel, Tel: 06221/804110, Fax: 06221/892400 Uta Strotkamp, Tel: 06221/601769 78 PHILOSOPHIE 20.13 Philosophieren mit Kindern: warum und wie? „... um für seine seelische Gesundheit etwas zu tun, ist keiner zu jung oder zu alt“, bemerkte der antike Philosoph Epikur und begründete damit seine Forderung, schon im jungen Alter mit dem Philosophieren zu beginnen. Das könnte man noch als Ermunterung zu einem nützlichen Zeitvertreib verstehen. Ist aber Philosophieren darüber hinaus auch ein notwendiger Bestandteil von Bildung, eine Art elementarer Kulturtechnik, auf die alle jungen Menschen Anspruch haben? Davon sind jedenfalls die Bildungstheoretiker Ekkehard Martens und Hartmut von Hentig überzeugt. Die Diskussion dieser neuen Forderung nach Philosophieren für Kinder steht im Zentrum des Seminars. Vor der Frage der Institutionalisierung des Philosophierens im schulischen Unterricht ist aber vorab das Verständnis und der Sinn des Philosophierens mit Kindern zu klären. Schließlich geht es in einem dritten Teil um Hinweise zur methodischen Durchführung. Angesprochen werden insbesondere in den Klassen 1 bis 6 tätige Lehrerinnen und Lehrer, die daran interessiert sind, Philosophie/Ethik als Fach zu unterrichten, aber auch philosophische Perspektiven in den Unterricht anderer Fächer einzubringen. LEITUNG: StR Hans-Bernhard Petermann, Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer der Klassen 1 bis 6 TERMIN: Donnerstag, 18.11.1999 14.30 bis 18.00 Uhr ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg Quinckestraße 72 (Hintereingang), Konferenzraum (1. OG) ANMELDUNG: bis 4.11.1999 beim: Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87, Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 79 Abrufveranstaltungen Der/die gewünschte Referent/-in kommt an Ihre Schule oder in Ihre Gegend, wenn sich die Mindestzahl von Interessenten (i.d.R. 7 oder 10 Personen, je nach Thema bitte erfragen!) zusammenfindet. Einige Veranstaltungen können mehrfach, andere (aus Kostengründen) nur ein Mal pro Semester abgerufen werden (in letzterem Fall bekommt diejenige Gruppe von Interessenten den Zuschlag, die sich zuerst meldet). Ort und Zeit der Abrufveranstaltungen richten sich nach der Nachfrage. Falls eine Gruppe nicht ausdrücklich unter sich bleiben will, könnten auch Interessenten "von außerhalb" hinzukommen. Sie sollten sich daher bei Interesse auch dann anmelden, wenn Sie keine Mitinteressenten aus Ihrer Gegend gewinnen konnten. Das Institut für Weiterbildung erteilt gerne Auskunft, wo und wann die jeweiligen Veranstaltungen stattfinden. 20.A1 Musikalisch-szenische Umsetzung von Texten, Bilderbüchern und Gedichten 20.A2 Medienerziehung in der Grundschule 20.A3 Macht Fernsehen aggressiv ? – Gewaltverständnis und Gewaltrezeption von Grundschülern 20.A4 Legasthenie versus Lese-Rechtschreibschwäche versus veränderter Schriftspracherwerb Weitere Informationen entnehmen Sie den folgenden Seiten. Anfragen bzw. Anmeldung bitte direkt an Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87 69120 Heidelberg Telefon 06221/477 522 , Telefax 06221/477 437; e-mail: [email protected] 80 MUSIKERZIEHUNG 20.A1 Musikalisch–szenische Umsetzung von Texten, Bilderbüchern und Gedichten In diesem Kurs werden elementarer Aufbau, Liederauswahl, Textgestaltung usw. unter dem Gesichtspunkt des "alltäglichen" Umsetzens und Könnens behandelt. (Bsp.: Swimmy; Regenbogenfisch; Wo die wilden Kerle wohnen... oder mitgebrachte Bücher, Geschichten, Texte) LEITUNG: Martina Bender, GHS-Lehrerin, Lehrtätigkeit an der MusikSchule Weinheim und in der Erwachsenenbildung im Bereich elementare Musikerziehung, Rhythmik, Musiktheater ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer an Grundschulen (auch Lehramtsanfänger) TEILNEHMERZAHL: mind. 10, max. 15 MITZUBRINGEN: bequeme Kleidung, evtl. Gymnastikschläppchen, Bilderbücher, Texte etc. MEDIENERZIEHUNG 20.A2 Medienerziehung in der Grundschule LEITUNG: Prof. Ernst Zeitter, Pädagogischen Hochschule Heidelberg Burkhard Freitag, Dipl.-Psych., Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer TEILNEHMERZAHL: 15 MEDIENERZIEHUNG 20.A3 Macht Fernsehen aggressiv? – Gewaltverständnis und Gewaltrezeption von Grundschülern LEITUNG: Prof. Ernst Zeitter, Pädagogische Hochschule Heidelberg Burkhard Freitag, Dipl.-Psych., Pädagogische Hochschule Heidelberg ZIELGRUPPE: Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer TEILNEHMERZAHL: 15 81 SCHRIFTSPRACHERWERB 20.A4 Legasthenie versus Schriftspracherwerb Lese-Rechtschreibschwäche versus veränderter SCHWERPUNKTE: - Stationen des Kindes im "normalen" Schriftspracherwerb gegenüber Stationen des Kindes im "veränderten" Schriftspracherwerb - Analysemöglichkeiten spezifischer Fehlerquellen durch kurze Klassentests - Individuelle Fördermöglichkeiten im Klassenkontext - Welche Rolle spielt die Familie bei der Entwicklung einer Legasthenie? - Blockierungen: Wodurch entstehen sie und welche Möglichkeiten gibt es, sie zu vermeiden? - Möglichkeiten des Computereinsatzes in der Grundschule LEITUNG: Sita Vellguth, Lehrlogopädin, Fachhochschule für Logopädie Heidelberg ZIELGRUPPE: Grundschullehrerinnen und Grundschullehrer TEILNEHMERZAHL: 15 TERMIN: Dienstag- oder Donnerstagnachmittag (nach Absprache) Anfragen und Anmeldung bitte direkt an Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstraße 87 69120 Heidelberg Telefon 06221/477 522, Telefax 06221/477 437; e-mail: [email protected] 82 Gruppe 30 Zur Gruppe 30 gehören Vorlesungen und Übungen der Pädagogischen Hochschule, die im Einvernehmen mit den Fachbereichen als Fortbildungsveranstaltungen für Lehrerinnen und Lehrer angeboten werden. Fahrtkosten können nicht ersetzt werden. Vorlesungszeit Wintersemester: 18.10.1999 bis 19.02.2000 Lehr-Lernwege-Analysen (Hauptseminar) donnerstags 18.15 bis 19.45 Uhr, Raum 121, Altbau Dr. Wolfgang Sehringer, Professor für das Fach Psychologie Christa Bosten, Lehrbeauftragte für das Fach Psychologie Methoden philosophischer Gesprächsführung (Hauptseminar) montags 14.15 bis 15.45 Uhr, Raum A 108, Neubau Dipl. theol. Hans-Bernhard Petermann, Lehrbeauftragter für das Fach Philosophie Platons Erziehungsstaat (Politeia) (Hauptseminar) dienstags 16.15 bis 17.45 Uhr, Raum A 006, Neubau Dr. Georg Zenkert, Professor für das Fach Philosophie Recht, Gerechtigkeit und Strafe (Hauptseminar) donnerstags 16.15 bis 17.45 Uhr, Raum A 006, Neubau Dr. Georg Zenkert, Professor für das Fach Philosophie Oberseminar über Geschichte und Grundlagen der Mathematik und der Schulmathematik (Arbeitsgemeinschaft) donnerstags 16.15 bis 18.45 Uhr, Raum A 206, Neubau Jürgen Schönbeck, Professor für das Fach Mathematik Dr. Klaus Volkert, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für das Fach Mathematik Lachkultur und Lachtheater: Neuer Ansätze zum Verständnis des Komischen (Hauptseminar) donnerstags 16.15 bis 17.45 Uhr, Raum B 412, Neubau Dr. Martin Bartels, Professor für das Fach Philosophie “Spiel“ als Leitbegriff ästhetischer Konzeptionen (Aristoteles, Schiller, Gadamer) (Hauptseminar) freitags 14.15 bis 15.45 Uhr, Raum A 213, Neubau Dr. Martin Bartels, Professor für das Fach Philosophie Don Juan in philosophischer, literarischer und musikalischer Perspektive (Hauptseminar) mittwochs, 19.15 bis 20.45 Uhr, Raum 18, Altbau Dr. Martin Bartels, Professor für das Fach Philosophie Dipl. theol., StR Hans-Bernhard Petermann, Lehrbeauftragter für das Fach Philosophie 83 Gruppe 40 FORUM SCHULE In Zusammenarbeit mit dem Gesamtelternbeirat der Stadt Heidelberg und der Volkshochschule Heidelberg bietet das Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg mit dem FORUM SCHULE einen Ort des Erfahrungsaustausches, der Information und der Aussprache für alle, die mit Schule zu tun haben. DISKUSSIONSVORTRAG 40.1 Huch, ich bin Elternvertreter/-in An diesem Nachmittag sollen neugewählte Elternbeiräte und sonstige Interessierte Hilfestellung und Orientierung bei ihren ersten Schritten in neue Amt erhalten. In Form von Vorträgen und Erfahrungsaustausch werden u. a. folgende Themen behandelt: Welche Rechte und Pflichten haben Eltern in der Schule? Wie komme ich zu einer guten Zusammenarbeit mit der Schule? Wie kann ich einen Elternabend interessant gestalten? Kommunikationstraining Ein detailliertes Programm erscheint ca. Mitte Oktober 1999 und kann unter der Telefonnummer 06221/911934 angefordert werden. VERANSTALTER: Forum Schule REFERENTEN: Eberhard Nieke, stellvertretender Vorsitzender des Arbeitskreises Gesamtelternbeiräte (“Rechte und Pflichten der Elternvertreter“) Prof. Dr. Karl Ludwig Holtz, Pädagogische Hochschule Heidelberg (“Kommunikation Lehrer-Eltern“) Dr. Adalbert Olschewski-Hattenhauer (“Bewegungspausen“) ORT: Volkshochschule Heidelberg, Bergheimer Str. 76, Heidelberg (Raum lt. Aushang) TERMIN: Samstag, 20.11.1999 14.00 bis 18.30 Uhr ANMELDUNG: bis 17.11.1999 bei VHS Heidelberg, Herrn Henn Bergheimer Straße 76, 69115 Heidelberg Tel.: 06221/911934 84 INFORMATIONSVERANSTALTUNG 40.2 Streit-Schlichtung an Schulen und andere Modelle der Gewaltprävention ein Blick in die Werkstatt Schule spiegelt unsere Gesellschaft wider. Der allgemeine Umgangston ist rauher, die zwischenmenschliche Toleranz geringer und die Gewaltspitze höher geworden. Pädagogisch Verantwortliche stehen unter einem enormen Handlungsdruck, wenn Schule wieder lebenswert sein soll - mit einer umsetzbaren Streitkultur, Handlungsalternativen bzgl. des Umgangs miteinander, mit fairen Lösungsideen für Konfliktsituationen. Hier kann Mediation (Schüler-Streit-Schlichtung durch ältere Schüler) eine Antwort bieten. Schulen mit Schlichtungsraum und ausgebildeten Mediatorinnen haben sich einen neuen Weg der Konfliktklärung geschaffen. Konflikte aus unterschiedlichen Bereichen - von täglichen kleinen Reibereien, über seelische und körperliche Verletzungen bis hin zu Gruppenkonflikten werden von den Schülern "in eigener Regie" auf faire Weise - mit sogenannten "Win-Win-Lösungen" - angepackt. Sanktionen haben negative Auswirkungen wie zum Beispiel Rachegedanken, das Gefühl nicht gerecht behandelt worden zu sein, Zeit- und Energieverschwendung für Lehrer durch Elterngespräche, Konferenzen etc. Mediation hingegen klärt Konflikte gründlich, schafft Konsenslösungen zur Zufriedenheit aller beteiligten Schüler. In dieser Veranstaltung können Sie einen Blick in die Mediations-Werkstatt werfen. Frau Rita Maunz und das Schlichtungs-Team der Internationalen Gesamtschule Heidelberg - "The Win-Winners" - werden ihr Konzept und die Praxiserfahrungen mit Schulmediation vorstellen. Frau Diemut Hauk vom Mannheimer Institut für Mediation wird das Konzept, den Aufbau von Mediation an einer Schule und Möglichkeiten von Weiterbildung in Mediation am Mannheimer Institut oder bei Ihnen vor Ort erläutern. Frau Marion de Millas von der Arbeitsstelle Kooperation beim Staatlichen Schulamt Mannheim wird Ihnen - gemeinsam mit Ihrem Partner vom Mannheimer Jugendamt das in Kooperation mit dem Stadtjugendamt/Jugendförderung laufende Projekt zur Gewaltprävention vorstellen. Abschließend wird Sie Frau Monika Seehase-Gilles von der Arbeitsstelle Kooperation am Staatlichen Schulamt Heidelberg über weitere aktuelle Projekte zur Gewaltprävention im Rhein-Neckar-Kreis informieren. VERANSTALTER: Forum Schule ORT: Volkshochschule Heidelberg, Bergheimer Str. 76, Heidelberg (Raum lt. Aushang) TERMIN: Donnerstag, 21.10.1999 19.30 bis 22.00 Uhr ANMELDUNG: bis 18.10.1999 bei VHS Heidelberg, Herrn Henn Bergheimer Straße 76, 69115 Heidelberg Tel.: 06221/911934 85 STUDIENFAHRT 40.3 Bildungspolitische Informations- und Studienfahrt nach Stuttgart mit Besuch des Landtags Das Institut für Weiterbildung lädt in Zusammenarbeit mit den Gesamtelternbeiräten Heidelberg und Mannheim und der Volkshochschule Heidelberg zu einer Studienfahrt nach Stuttgart und zum Besuch des Landtages von Baden-Württemberg ein. Folgendes Programm ist vorgesehen: 10.30 – 11.00 Uhr: 11.00 – 12.00 Uhr: 12.00 – 13.00 Uhr: 13.00 – 14.00 Uhr: 14.00 – 16.00 Uhr: Einführung durch den Besucherdienst des Landtages Teilnahme an der Plenarsitzung Gespräch mit den Sprechern der Bildungsausschüsse der fünf Landtagsfraktionen Pause (Gelegenheit zum Mittagessen) Gespräch mit Vertretern des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg ZIELGRUPPE: Elternvertreterinnen und Elternvertreter aller Schularten TERMIN: Donnerstag, 25.11.1999 Abfahrt ca. 8.15 Uhr KOSTEN: ca. 30,-- DM (je nach Teilnehmerzahl) für die Busfahrt ANMELDUNG: bis 28.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] Änderungen vorbehalten; bitte achten Sie auf Aushänge bzw. Presseankündigungen Von einigen Ausgaben der Informationsschrift sind noch Restposten vorhanden (siehe Auflistung Seite 94), die kostenlos beim Institut für Weiterbildung zu beziehen sind. 86 Kontaktstudien im Wintersemester 1999/2000 KONTAKTSTUDIUM PSYCHOLOGIE K.1 Supervision mit gestalttherapeutischen Methoden Der Weg zu persönlicher und befriedigender Arbeit in der Schule beginnt bei uns selbst. Wie erlebe ich mich als Lehrerin? Was macht mich zufrieden, was ratlos? Was kann ich tun, um mich zu entlasten und wieder Freude an meinem Beruf zu bekommen? WAS IST SUPERVISION? Supervision ist eine Form psychologisch-pädagogischer Beratung. Sie soll innerhalb einer Gruppe den Teilnehmern helfen, ihr berufliches Handeln zu reflektieren. Die Reflexion umfasst fachliche, psychologische und kontextbezogene Aspekte. Durch die Aufarbeitung konkreter Erlebnisse, Probleme und Fragen, die die Teilnehmer/innen einbringen, gewinnen sie mit Hilfe der Gruppe und der Supervisorin Einsicht in die eigene Persönlichkeit, um so bewusster, kompetenter und zufriedener professionell handeln zu können. WIE ARBEITET SUPERVISION? Supervision arbeitet handlungsund lösungsorientiert. Mit Hilfe gestalttherapeutischer Methoden und Techniken (Bewegung, Rollenspiel, Malen, Tonarbeit, Entspannung) werden außer durch Gespräch neue Wege und Strategien gelernt, mit schwierigen Situationen und Belastungen des Berufsalltags umzugehen. Übergeordnetes Ziel ist Zuwachs an Persönlichkeit, der sich in zunehmender Selbst- und Fremdwahrnehmung, Akzeptanz und bewusstem, verantwortungsvollem Handeln zeigt. Dabei werden die eigenen Potentiale und Ressourcen immer wieder neu mobilisiert. LEITUNG: Barbara Singer, Lehrerin, Gestalttherapeutin, Lehrbeauftragte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und am Fritz Perls Institut für Integrative Therapie Düsseldorf ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten, auch Berufsanfänger TERMINE: montags, 14-tägig, 17.00 bis 19.30 Uhr 1.Termin für neue Teilnehmer: 15.11.1999 (Es besteht bereits eine fortlaufende Gruppe.) (10 weitere Termine) ORT: Waldorf-Schule Heidelberg-Wieblingen, Mittelgewannweg 16 (bitte Decke mitbringen) KOSTEN: 30,-- DM/pro Abend (steuerlich absetzbar) ANMELDUNG: bis 8.11.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 87 KONTAKTSSTUDIUM PSYCHOLOGIE K.2 Supervision erfahren – Solidarität erleben In dieser Fortbildung sollen besondere Situationen aus dem Schulalltag in einer vertrauensvoll geschützten Atmosphäre ausgetauscht werden. Die Teilnehmer können ihre persönlichen Anteile an schwierigen Situationen erkennen. Ziel ist, sich neue Sichtweisen anzueignen und alternative Handlungsweisen zu entwickeln. Grundlagen: Wir arbeiten im Konzept der Themenzentrierten Interaktion TZI (nach Ruth C. Cohn). Dieses Wochenende kann Ihnen erste Eindrücke über die Grundlagen und in die Arbeitsweise der TZI vermitteln. Eine vertiefende Weiterbildung bietet Ihnen der Kurs “Leiten von Gruppen und Teams – sensibel steuern mit dem Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn“ (siehe Seite 87). Methoden: Zugänge aus der Themenzentrierten Interaktion (TZI), Fallbeschreibung und Fallbesprechung nach dem Konzept von Raguse-Stauffer Methoden des Pädagogischen Psychodramas Gestaltelemente, Übungen zur Wahrnehmungserweiterung LEITUNG: Prof. (emeritiert) Dr. Dorothea Freudenreich, DiplomPsychologin, TZI-Lehrbeauftragte bei WILL-International, Psychodramaleiterin (DAGG) Christel Storch-Paetzold, Diplom-Pädagogin, Rektorin ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten, Studentinnen und Studenten ab dem 6. Semester TEILNEHMERZAHL: max. 16 TERMIN: Kompaktseminar Beginn: Freitag, 11.2.2000, 17.00 Uhr Ende: Sonntag, 13.2.2000, 12.30 Uhr (nach dem Mittagessen) ORT: Bad Wimpfen, Kurzentrum KOSTEN: 320,-- DM inklusive Übernachtung mit Vollpension und Seminarunterlagen ANMELDUNG: bis 17.12.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 88 KONTAKTSTUDIUM FRANZÖSISCH K.3 Auffrischungskurs: Französisch-Konversationsseminare Vertiefen Sie Ihre Frankreich- und Französisch-Kenntnisse im Rahmen folgender Seminare: 1. ) Deutschland und Frankreich: Ein kultureller und gesellschaftspolitscher Vergleich Dieses Seminar geht auf entscheidende Anforderungsprofile im Rahmen der deutsch-französischen Beziehungen ein. Es sichert Ihre eigene interkulturelle Kompetenz, die heute in vielen Bereichen als Schlüsselkompetenz anzusehen ist. Um diese Vorstellungen zu realisieren, werden wir uns mit den mentalen Differenzen und Verhaltensmustern, mit den unterschiedlichen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Strukturen befassen. Der vorliegende Kurs sucht vor allem einen Dialog mit den Teilnehmern des Seminars über Themen in Gang zu setzen, die deren besonderes Interesse wecken. Da davon auszugehen ist, dass Kenntnisse aus diesem Themenkreis bereits vorliegen, werden die Seminarteilnehmer auch entsprechend motiviert sein, Altes mit Neuem spielend zu verknüpfen. Aus diesem Grund soll auch der Abstimmung des Angebots auf die Bedürfnisse der Seminarteilnehmer oberste Priorität zukommen. Unter dem Motto “Aktives Lernen“ soll der Einsatz von audiovisuellen Methoden mit einem intensiven Konversationstraining gekoppelt werden. Die Ergebnisse dieses Seminars können sofort am Arbeitsplatz oder im privaten Bereich umgesetzt werden. Die inhaltlich und methodisch innovativen Angebote (kein isoliertes Vokabel- und Grammatikpauken!) sind auf höchste Effektivität des Seminars ausgerichtet. Sie werden Ihnen die entsprechende Sicherheit beim Sprechen in Situationen des beruflichen und gesellschaftlichen Alltags vermitteln. Sehr ähnliche sprachliche Ziele verfolgt das zweite, im Kontaktstudium Französisch angebotene Konversationsseminar mit dem Titel 2.) Der Süden Frankreichs: Die diversen Regionen und deren Einfluss auf die Werke von Schriftstellern und Malern Es wird in diesem Seminar zunächst über die geographische, soziale, ökonomische und politische Situation der Regionen “Provence-Alpes-Côte-d’Azur“ und “Languedoc-Roussillon“ gesprochen. Weiterhin wird die Frage erörtert, inwieweit Schriftsteller und Maler von diversen Regionen bzw. ihrem Heimatort selbst in ihren Werken beeinflusst werden. Ein aufschlussreiches Seminar für jeden Liebhaber des Südens Frankreichs! Anmerkung: Die beiden Seminare werden durch umfangreiches didaktisches Material unterstützt. LEITUNG: Dr. Elfie Hoitsch, Romanistin und Anglistin, Leiterin des Forums für deutsch-französische Geschäftsbeziehungen und Lehrbeauftragte für deutsch-französische Unternehmenskommunikation an der Universität Mannheim ZIELGRUPPE: Französisch-Lehrer bzw. Absolventen der Pädagogischen Hochschule und anderer relevanter Institutionen sowie Studenten und Personen, die beruflich oder privat Beziehungen zu Frankreich haben und über gute Grundkenntnisse der französischen Sprache verfügen 89 TEILNEHMERZAHL: mind. 5, max. 20 TERMINE: mittwochs, 19.00 bis 21.30 Uhr für das Seminar “Deutschland und Frankreich“ 1. Termin: 27.10.1999 montags, 19.00 bis 21.30 Uhr für das Seminar “Der Süden Frankreichs“ 1. Termin: 25.10.1999 ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Zeppelinstr. 3, Raum 103 KOSTEN: für 10 Veranstaltungen 290,-- DM (steuerlich absetzbar), 150,-- DM für Studenten ANMELDUNG: bis 11.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] KONTAKTSSTUDIUM K.4 Einführung in Yoga Yoga hilft durch sanfte harmonische Körperübungen Verspannungen abzubauen und Blockaden zu lösen. Yoga ist Üben und Dehnen in der Entspannung. Yoga kräftigt die Muskulatur und verbessert die Beweglichkeit. In Verbindung mit Atmungsübungen wird Ausgeglichenheit und mehr innere Gelassenheit erreicht. Die Vermittlung der dazugehörigen anatomischen und medizinischen Grundlagen, die Lehre der Meridiane sowie der Fußreflexzonentherapie vertiefen das notwendige ganzheitliche Verständnis. LEITUNG: Anita Hartmann, HPA, Yogalehrerin und Masseurin, Heidelberg ZIELGRUPPE: Lehrerinnen und Lehrer aller Schularten TEILNEHMERZAHL: max. 12 (dadurch individuelle Betreuung möglich) TERMINE: wöchentlich montags, 16.30 bis 17.30 Uhr, 1. Termin: 18.10.1999 ORT: Pädagogische Hochschule Heidelberg, Zeppelinstr. 3, Gymnastikhalle MITZUBRINGEN: bequeme Kleidung, Decke KOSTEN: 140,-- DM (8 Veranstaltungen) ANMELDUNG: bis 4.10.1999 beim Institut für Weiterbildung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Tel: 06221/477 522; Fax: 06221/477 437 e-mail: [email protected] 90 INSTITUT FÜR WEITERBILDUNG/AKADEMIE FÜR WISSENSCHAFTLICHE WEITERBILDUNG AN DER PÄDAGOGISCHEN HOCHSCHULE HEIDELBERG E.V. Leiten von Gruppen und Teams Sensibel steuern mit dem Konzept der Themenzentrierten Interaktion (TZI) nach Ruth C. Cohn Konzeption Die Themenzentrierte Interaktion ist ein Konzept des Leitens von Gruppen und Teams. Ziel ist eine offene und produktive Zusammenarbeit der Gruppenmitglieder. Mit Hilfe der Themenzentrierten Interaktion wird versucht, gewohnte Denk- und Handlungsmuster zu verlassen. Ebenso wird die Entwicklung des Einzelnen dabei unterstützt. Ziele der Weiterbildung Einführung in das Konzept der TZI Prinzipien humanistisch geleiteter Gruppen und Teams erkennen und überprüfen Zugänge und Methoden für die Leitung von Gruppen und Teams erproben Erfahrungen und Erkenntnisse aus der Weiterbildung in das Berufsfeld übertragen Struktur und Inhalte Die berufsbegleitende Weiterbildung ist in sieben Abschnitte von je mehreren Tagen unterteilt und wird im Zeitraum von neun Monaten durchgeführt. Die Abschnitte hängen zusammen und können nur insgesamt belegt werden. Themenbereiche Leben und arbeiten in und mit Gruppen TZI als effektive Kommunikationsmethode Konflikte bearbeiten und an ihnen wachsen Dynamik in der Gruppe Diese Weiterbildung wird als Teil der gesamten TZI-Ausbildung beim Internationalen Dachverband (WILL Basel) anerkannt. Adressaten Alle diejenigen, die in ihrem Berufsfeld - sei es im industriellen, sozialen oder einem anderen Sektor mit Menschen im Austausch stehen und die beabsichtigen, hierin das Potential der Gruppen- und Teammitglieder zu erkennen und konstruktiv umzusetzen. Fortbildungstermine – Kurs II Abschnitt 1 Freitag – Sonntag 8.-10.10.1999 Freitag – Sonntag 26.-28.11.1999 Abschnitt 2 Freitag – Sonntag 4.-6.02.2000 Freitag – Sonntag 18.-20.02.2000 Abschnitt 3 Freitag – Sonntag 7.-9.04.2000 Freitag – Sonntag 5.-7.05.2000 Abschnitt 4 Montag – Freitag 21.-25.06.2000 Konzeption und Leitung Prof. Dr. Dorothea Freudenreich, Dipl.-Psych., TZI-Graduierte (WILL Basel). Leistungsspektrum und Preise 20 Kurstage à DM 195,00 91 Prozessbegleitung in Organisationen Ziele der Weiterbildung Basiselemente Führungskräfte und Mitarbeiter mit besonderer Aufgabenstellung befinden sich heute in vielfältigen und dichter werdenden Veränderungsprozessen ihrer Organisationen. Die erfolgreiche Gestaltung dieser Prozesse verlangt von den Beteiligten eine spezielle professionelle Kompetenz wie z. B. • das Moderieren von Gruppen und Menschen in der Zusammenarbeit • das Beraten von Mitarbeitern in Projekten • das Begleiten von interdisziplinären Arbeitsgruppen. E1 Grundlagen der Organisationsentwicklung und Prozessberatung E2 Organisation und Diagnose E3 Projektmanagement - Arbeits- und Projektgruppen leiten und moderieren E4 Prozesswahrnehmung; Person und Verhalten E5 Konfliktbearbeitung in Gruppen und Organisationen Prozessbegleitung in Organisationen erweitert die Kompetenzen von Fachleuten, die in betrieblichen, medizinischen, sozialen und schulischen Bereichen für das Strukturieren, Gestalten und Begleiten von Veränderungsprozessen und deren erfolgreiche Umsetzung in Organisationen tätig sind. Konzeption Die Weiterbildungsreihe Prozessbegleitung in Organisationen wurde speziell für diese Herausforderung entwickelt. Sie versteht sich als Beitrag zu einer gelingenden Veränderungsarbeit in Organisationen. Die Weiterbildung orientiert sich konzeptionell an den Erfahrungen der Organisationsentwicklung, dem systemischen Denk- und Handlungsansatz, der modernen Didaktik und der professionellen Moderation. Adressaten Die Weiterbildung in Prozessbegleitung in Organisationen ist für Menschen entwickelt, die in Projektleitung, Führung, Beratung, Personalentwicklung, Moderation oder Training arbeiten - in Betrieben wie in Bildungseinrichtungen. Termine – Kurs 10/1999-5/2000 Orientierungsworkshop 13. September 1999, 17-19 Uhr Basiselemente E 1 – 22./23. Oktober 1999 E 2 – 3./4. Dezember 1999 E 3 – 10./11./12. Februar 2000 E 4 – 13./14. April 2000 E 5 – 24./25./26. Mai 2000 Praxisberatung P 1 – 21. Januar 2000 P 2 – 10. März 2000 P 3 – 5. Mai 2000 Struktur und Inhalte Für das Prozessbegleiten in Organisationen wurden drei Weiterbildungsabschnitte entwickelt. Der erste Abschnitt umfasst 5 Basiselemente mit 3 Kleingruppen die im Laufe eines halben Jahres durchgeführt werden. Die Basiselemente können nur insgesamt belegt werden. Sie werden zertifiziert. Die Basisausbildung wird ergänzt durch Vertiefungsworkshops und Aufbau-elemente. Sie können je nach aktuellem Bedarf einzeln und in beliebiger Reihenfolge besucht werden; Zertifikat. Preise DM 30,00/Orientierungsworkshop (wird bei Anmeldung angerechnet) DM 307,00/Trainingstag DM 200,00/Kleingruppenberatung (incl. MWSt.) Konzeption und Leitung Dr. Veronika Strittmatter-Haubold Jürgen Schumacher, Soz.-Wiss. StD´in Marianne Haun-Just, Dipl.-Psych. PD Dr. Volker Buddrus 92 TRAINER´S TRAINING Kompetenzen und Tools für Trainer der Zukunft Konzeption Die Anforderungen an Trainerinnen und Trainer wachsen ständig. Sie müssen künftig die MitarbeiterPotentiale gezielt aktivieren und unterstützen. Sie müssen umfassend und ganzheitlich arbeiten. Sie müssen die Unternehmen in ihrer Bildungsarbeit individuell begleiten können. Diese Aufgabenerfüllung erfordert ein hohes Maß an Selbstreflexion, ein großes und variables Repertoire an Methodenkenntnissen und eine hohe soziale Kompetenz. Trainer`s Training fördert die notwendigen Kompetenzen und erweitert die Methodenkenntnis. Unser kontinuierlich weiterentwickeltes Lern-Lehr-Konzept ist seit 15 Jahren erfolgreich. Es orientiert sich am systematisch-konstruktivistischen Ansatz. Ziel Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozesse zu gestalten ist Inhalt und Ziel der Trainingsreihe. Das hier Erfahrene können die Teilnehmenden direkt in die Praxis umsetzen. Sie sind daher permanent gefordert, sich selbst einzubringen – handlungsorientiert und selbstorganisiert. Struktur 10 Trainingstage in Form von fünf Workshops in einem Zeitraum von einem halben Jahr. Flankiert werden die Workshops von 3 Kleingruppentreffen, in denen die Teilnehmenden in ihren Praxisfragen individuell beraten werden. Die Workshops können nur insgesamt belegt werden. Am Ende von Trainer`s Training erhalten Sie ein Zertifikat. Inhalte Trainingsgestaltung 1 • Trainingsgestaltung 2 • Der Trainer, sein Selbstverständnis und seine Vision • Im Training moderieren • Trainings-Evaluation Adressaten Trainer`s Training ist für Menschen entwickelt, die als Trainer, Ausbilder, Kursleiter, Lernbegleiter u.ä. tätig und dort mit Bildungs- und Entwicklungsaufgaben befasst sind. Trainerteam Ein Trainerteam hat diese Reihe entwickelt. Um Sie kontinuierlich zu unterstützen, begleitet Sie ein Trainer durchgängig in Kombination mit themenbezogenen Experten. Preise DM 30,00/Orientierungsworkshop (wird bei Anmeldung angerechnet) DM 295,00/Trainingstag, DM 200,00/Kleingruppenberatung (inkl. MwSt.) Fortbildungstermine Orientierungsworkshop • Dienstag, 20. Juli 1999, 17.00-19.00 Uhr Workshop 1 • Freitag, Samstag, 17.-18. September 1999, Workshop 2 • Freitag, Samstag, 8.-9. Oktober 1999, Workshop • Freitag, Samstag, 5.-6. November 1999, Workshop 4 • Freitag, Samstag, 17.-18. Dezember 1999, Workshop 5 • Freitag, Samstag, 14.-15. Januar 2000. Veranstalter AKADEMIE für wissenschaftliche Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg e.V. Keplerstraße 87 • 69120 Heidelberg • Tel 06221/477 402 • Fax 06221/477 437 E-mail: [email protected] • http://www.PH-HEIDELBERG.DE/org/ifw/index.htm Informationen Pädagogische Hochschule Heidelberg Institut für Weiterbildung – Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Weiterbildung Dr. Veronika Strittmatter-Haubold Keplerstr. 87, 69120 Heidelberg Telefon 06221-477 402 • Fax 06221- 477 437 • e-mail: [email protected] • http://www.PH-HEIDELBERG.DE/org/ifw/index.htm 93 Deckblatt Programm 94 Die Pädagogische Hochschule Heidelberg lädt im Wintersemester 1999/2000 zum zweiten Heidelberger Dienstagsseminar ein. Das Heidelberger Dienstagsseminar ist eine öffentliche Veranstaltung, die über Heidelberg hinaus Aufsehen und Interesse erregt hat. Zugleich ist sie eine akademische Veranstaltung, die von Studierenden und Hochschullehrenden in Seminaren vorbereitet wird und an deren Planung und Durchführung Studierende verantwortlich beteiligt sind. Für das Heidelberger Dienstagsseminar zur Jahrtausendwende hat die Pädagogische Hochschule ein anspruchsvolles und mit Sicherheit für unsere Gesellschaft und für die Zukunft der nachwachsenden Generation zentrales Thema gewählt: Die Medien und ihre Macher. Mit Mut zur Personalisierung lautet das Thema im Wintersemester 1999/2000 deshalb “Die Medienmacher“. Zu den Veranstaltungen haben wir zum Vortrag und zum anschließenden Gespräch Persönlichkeiten eingeladen, die als Medienpolitiker/-politikerin, als Mediengestalter, als Journalist/Journalistin, Verlags- oder Redaktionsleiter/ Redaktionsleiterin über ihre Arbeit informieren können oder aufgrund ihrer Funktion über Einfluss und Wirkung der Medien auf den Einzelnen und auf die Gesellschaft berichten können. Mit dem Dienstagsseminar möchte die Pädagogische Hochschule Heidelberg den Dialog zwischen den Gruppen der Gesellschaft unterstützen und den Studierenden Einblick in wichtige gesellschaftliche Bereiche geben. Das Heidelberger Dienstagsseminar findet vom 26. Oktober 1999 bis 8. Februar 2000 wöchentlich von 16 bis 18 Uhr in der Aula der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Keplerstraße 87, statt. 95 VERANSTALTUNGSPLAN 26.10.1999 Eröffnung durch den Rektor Fernsehen – Printmedien – Internet Informations- und Meinungsbildung im Medienzeitalter Manfred Fritz, Chefredakteur, Rhein-Neckar-Zeitung Heidelberg 02.11.1999 Rundfunk in Bewegung – Wohin steuert das Duale System? Prof. Dr. Peter Voß, Intendant, SWR Stuttgart 09.11.1999 Diana und die Paparazzi: Knigge für Journalisten Prof. Dr. Rudolf Gerhardt, Institut für Publizistik, Universität Mainz 16.11.1999 Wie Journalisten Skandale machen Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger, Institut für Publizistik, Universität Mainz 23.11.1999 Erfolg und Konzeption der Fernsehserie “Die Lindenstraße“ Hans-Wilhelm Geissendörfer, Filmregisseur und Produzent 30.11.1999 Einschaltquote über alles? Dr. Helmut Thoma, Vorsitzender des RTL-Beirats (angefragt) 07.12.1999 Vom Nutzen der Bücher im Zeitalter des Fernsehens Hans-Joachim Gelberg, Verleger, Weinheim 14.12.1999 Rolle und Aufgabe des Fernsehjournalisten in der Mediengesellschaft Dr. Franz Alt, Fernsehjournalist, SWR Baden-Baden 11.01.2000 Gestaltung und Vermarktung von Fernsehreportagen Gero von Böhm, Fernsehjournalist 18.01.2000 Jugendmedienschutz – im Spannungsfeld zwischen Quote und Verantwortung Dr. Maria Böhmer, MdB, Vorsitzende des Ausschusses Kinder, Jugend und Familie im ZDF-Fernsehrat 25.01.2000 Hörfunk heute: Programmplanung und Zielgruppenausrichtung Martin Born, Programmchef, SWR, Hörfunk S4 01.02.2000 Medienpolitik und Medienentwicklung Michael Sieber, Staatssekretär, Wissenschaftsministerium 08.02.2000 Abschluss 96 Lageplan 97 Absender (bitte in Druckbuchstaben schreiben): Name: _______________________________ Straße: _______________________________ Ort: _______________________________ Telefon: _______________________________ An die Pädagogische Hochschule Heidelberg Institut für Weiterbildung Keplerstraße 87 69120 Heidelberg Telefon: 06221/477 522 Telefax: 06221/477 437 e-Mail: [email protected] Hiermit melde ich mich verbindlich zu folgender Fortbildungsveranstaltung an: Titel: _______________________________________________________________ _______________________________________________________________ Veranstaltungsdatum: _________________________________________________ Datum und Unterschrift: ________________________________________________ Für Anmeldungen zu Fortbildungen der Gruppe 20 verwenden Sie bitte den Durchschreibesatz “Meldung zu einer regionalen Fortbildungsveranstaltung“ (erhältlich bei Ihrem Schulleiter). 98 Absender (bitte in Druckbuchstaben schreiben): Name: _______________________________ Straße: _______________________________ Ort: _______________________________ Telefon: _______________________________ An die Pädagogische Hochschule Heidelberg Institut für Weiterbildung Keplerstraße 87 69120 Heidelberg Telefon: 06221/477 522 Telefax: 06221/477 437 e-Mail: [email protected] Bitte senden Sie mir kostenlos folgende Ausgaben der Informationsschrift (gewünschte Exemplare bitte ankreuzen): Nr. 52: “Innere Schulentwicklung“ Nr. 53: “Mit den Augen der Kinder – für eine Erweiterung des Blickwinkels im Mathematikunterricht“ / “Die Null – eine nicht zu vernachlässigende Größe! – Werkstattbericht aus dem Forschungsprojekt “Rechnen mit der Null““ Nr. 54: “Perspektiven der Hochschule (1998-2002)“ / “Eine Hauptschule in der Stadt“ Nr. 55: “30 Jahre Institut für Weiterbildung“ / “Umwelterziehung“. Nr. 56: “Zur Lehrerbildung an Hochschule und Seminar“ Datum und Unterschrift: ________________________________________________ 99 Werbung 100 Werbung