Erklärungen zur Farbgebung: GRÜN – Notiz bzw. Anmerkung für

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Erklärungen zur Farbgebung:
GRÜN – Notiz bzw. Anmerkung für mich/uns
BLAU – gehört nicht zu unserem Fokus, aber vielleicht wichtig? Allerdings meiner Meinung nach zu
kompliziert für ein Referat
ROSA – ich bin mir unsicher, ob das zu unserem Fokus gehört oder nicht
Burri: Doing Images (2008)
ad Einleitung:
Müller-Doohm: Tatsache, dass sich die Präsentation der Wirklichkeit immer mehr über das Medium des
Bildes vollzieht; aufgrund der Eindringlichkeit der Bildästhetik würden visuelle Ausdrucksmittel in der
Produktion symbolischer Güter gegenüber diskursiven Darstellungsformen dominieren → „Okkupation
von unmittelbarer Realitätserfahrung“ durch Bilder
Grundlegendes zu Burri (ihrem Ansatz):
Ausgangspunkt: Versuch, medizinische Bilder gleichzeitig in ihrer materiellen, visuellen und sozialen
Dimension zu fassen
persuasive Dimension von Visualität, die sich auf Sinn- und Wahrnehmungsstrukturen und damit auf
Handlungspraxis auswirkt
deswegen sollte sich die Soziologie, Burris Meinung nach, nicht nur auf die Bildinhalte, sondern auch
auf Bildwahrnehmungen und Bildpraktiken fokussieren
Visualität wird erst in den Praktiken des Sehens und der Wahrnehmung zur sozialen Wirklichkeit →
Bilder werden erst durch Bildkonstituierende Praktiken zu Bildern gemacht; sie entstehen in und durch
die soziale Praxis (herausarbeiten, was das für Medizin bedeutet)
Die Praktiken der Herstellung von Visualität greifen dabei auf historisch herausgebildete
Sehtraditionen, soziale Sinnstrukturen und kulturelle Deutungsmuster zurück
Insofern soll es hier um das Verstehen von kontextspezifischen Sinn- und Handlungsmöglichkeiten
visueller Repräsentationen gehen:
 verstehen, inwiefern Bilder objektive Sinnstrukture repräsentieren, d.h. Inwiefern sie als Ausdruck
kultureller Deutungen, Bewertungen und Wissensordnungen interpretiert werden können
 zu rekonstruieren, wie diese objektiven Bedeutungsgehalte aufgrund bestimmter
Handlungspraktiken und spezifischen soziotechnischen und institutionellen Konstellationen in die
Bilder eingeschrieben werden
 zu untersuchen, wie und von wem Bilder wahrgenommen und interpretiert werden und dabei
ihrerseits Sinnstrukturen prägen, indem sie nicht nur Wissensbestände tangieren, sondern
Wahrnehmungs-, Deutungs- und Bewertungsdimensionen beeinflussen und transformieren
 nachvollziehen auf welche Weise, von wem und in welchen Kontexten Bilder verwendet werden
und dadurch Handlungspraktiken und soziotechnische oder institutionelle Arrangements (re)strukturiert werden
Doppelstatus von Bildern als visuelle und materielle Artefakte: für soziologische Analyse zentral, dass
beide Aspekte betrachtet werden
Spezifik von medizinischen Bildern: Objektivitätsanspruch; geben vor, Dinge unabhängig von ihrer/-m
ProduzentIn sowie den örtlichen und zeitlichen Bedingungen ihrer Herstellung abzubilden; insoferne
ihnen Objektivität zugeschrieben wird, sind sie als Macht- und Autoritätsträger zu sehen, die eine
starke Überzeugungskraft haben
Wichtige Fragestellungen in unserem Zusammenhang:
 Rolle von Bildern und Visualisierungen in sozialen Prozessen der Wissenserzeugung, -verbreitung
und -aneignung; Bedeutung von Visualität für gesellschaftliche Wissensbestände
 Inwiefern spielt die Gleichzeitigkeit von Visualität (visual value) eine Rolle in der sozialen Praxis?
Inwiefern beeinflusst visual value den Umgang mit Bildern und die sozialen Interaktionen?
 Wie wirkt sich visual persuasiveness durch bestimmte Praktiken und Kontexte der Verwendung
aus?
 Inwiefern ist die Besonderheit der Bilder – ihre Visualität – für die Bildpraxis (so) bedeutend?
 Was unterscheidet Bildpraxis von einer anderen wissenschaftlichen Praxis und macht visuelle
Repräsentationen besonders?
 Inwiefern spielt der Umstand, das zu glauben, was man sieht, in der medizinischen Bildpraxis eine
Rolle?
 Inwiefern nehmen MedizinerInnen in ihrer Argumentation Bezug auf Bilder?
Inhaltliches zu unserem Fokus:
In Hinblick auf ihr Untersuchungsfeld medizinische Bilder (technisch erzeugt) führt Burri das Konzept
der „soziotechnischen Rationalität“ ein. Sie schreibt, dass soziale Praxis in soziotechnischen
Konstellationen durch eine bestimmte Strukturlogik geprägt ist – nämlich die soziotechnische
Rationalität – welches die soziale Praxis anleitet und durch sie herausgebildet wird. Diese
soziotechnische Rationalität besteht aus 3 unterschiedlichen Logiken:
 praktische Logik: Fähigkeit, sich in einem Feld angemessen verhalten zu können
 reflexive Logik: reflexives Moment in der Praxis; explizites Wissen
 Objektlogik
Die Soziologie geht von der impliziten Annahme aus, dass soziale AkteurInnen sinnhaft handeln.
Allerdings konzentriert sich die Soziologie vor allem auf lebendige Menschen. Burri zu Folge ist dies
eine nicht unbedingt berechtigte Limitierung. Sie fordert materielle Gegenstände und Prozesse auch in
den Fokus soziologischer Analysen miteinzubeziehen.
Objektsinn bezeichnet dreierlei:
1. das inkorporierte Wissen – die kulturellen und sozialen Momente die in ein Objekt
eingeschrieben sind
2. Handlungsaufforderungen und Programme, die in diese Objekte oder Prozesse eingeschrieben
sind (also Nutzungsprädispositionen, spezifische Gebrauchsweisen, etc.) - im Sinne einer
Orientierungsfunktion, nicht Determinierung der Anwendung
3. Dispositionen (auch zugeschriebene), welche die materiellen Objekte zu einer eigenen Agency
befähigen
digitale Schnittbilder, wie Computertomographie oder Ultraschall:
 Flexibilität des ärztlichen Blicks
 symbolische Verarbeitung des menschlichen Körpers
 Beliebigkeit der Perspektive bzw. Verschwinden der Perspektive
 aus verschiedenen Einzelteilen kann mental ein neues Gesamtbild zusammengesetzt werden
HIER KOMMT IM BUCH NUN DIE ERKLÄRUNG VON VISUAL VALUE, VISUAL
PERFORMANCE UND VISUAL PERSUASIVENESS
empirische Momente, in denen visuelle Logik wirksam wird bezeichnet Burri mit doing visuality
empirische Momente, in denen Visualität kaum Bedeutung hat oder nur nachrangig bedeutungsvoll ist
nennt Burri undoing visuality
Für Burri ein zentraler Punkt: Visualität entsteht erst in der Praxis und ist somit keine intrinsische
Komponente von Bildern, sondern wird situativ hergestellt

Wirkung von Bildern:
ÄrztInnen sind meist überzeugt, dass Bilder wichtig für Diagnose sind; diagnostischer Nutzen für
ÄrztInnen: sehen Dinge, die sie vorher nicht gesehen haben; und für PatientInnen: nehmen Diagnose,
Krankheit eher an
Die visuellen Autorität, die von Bildern ausgeht kann als „praktischer Glauben“ an das Bild bezeichnet
werden, weil er in der Praxis und durch diese konstituiert und relevant wird. Er entsteht gewissermaßen
mit dem und durch das Sehen. Es ist aber nicht ein blinder, unverrückbarer Glaube an das Bild, sondern
eine praktisch und situativ gültige Überzeugung, der auch die Erfahrung zugrunde liegt, dass dasjenige,
was die Bilder zeigen einer tatsächlich vorhandenen Realität entspricht.
Jedoch auch Ambivalenz: explizit danach gefragt entwickeln viele ÄrztInnen eine reflexive Distanz zu
den Bildern: Vorstellung von „trügerischen Bildern“, „Täuschungen“, die etwas suggerieren, das nicht
so ist (aber nicht im Sinne von frisierten, manipulierten Daten, auf denen das Bild aufbaut – das gibt’s
auch, meint aber was anderes)
In gewissen Kontexten werden Bilder noch zusätzlich durch Beglaubligungsstrategien autorisiert (wie
in wissenschaftlichen Publikationen, durch erklärenden Text)
medizinische Bilder scheinen als Fotografien und damit als unverfälschte Abbildungen der Realität;
Visualisierungstechniken und Geräte werden in den Bildern unsichtbar
der Einsatz komplexer Technik (v.a. seit den 1980ern) schafft erst die Grundlage, dass medizinische
Bilder fotorealistisch nachempfunden und als unverfälschte Dokumente der Natur wahrgenommen
werden werden (vielen ÄrztInnen ist dieses Paradox allerdings bewusst)
visuelle Überzeugungskraft appelliert an den praktischen Sinn (schließt implizites Wissen ein, ebenso
wie Gefühl und Intuition)
Ästhetik und Attraktivität: Verführung durch das Bild:
medizinische Bilder werden mitunter auch als schön empfunden
Dass die Schönheit der Bilder etwas mit dem Inhalt zutun hat, wird von den ÄrztInnen bestritten.
Ästhetik wird als eigenständiger Wert erkannt. Aus ihrer Schönheit leitet sich die Wirkkraft ab
Es geht hierbei nicht darum, ob gesunde oder pathologische Körperregionen dargestellt werden; auch
ein abgebildeter Tumor wird als schön empfunden, wenn er sich auf dem Bild gut zeigt
ZITAT Alfred Naumann
Auch für LaiInnen ist die Ästhetik der Bilder faszinierend (ändert sich hier etwas durch die vielen
digitalen Bilder und neuen Visualisierungstechniken)
Ein Teil der Wirkkraft der Bilder ist auch ihrer Emotionalität und Attraktivität geschuldet. Bilder
sprechen ÄrztInnen sowie LaiInnen auf emotionaler Ebene an, z.B. aufgrund der kulturellen
Bedeutsamkeit des abgebildeten Körperteils
libidinöse Beziehung zwischen Bild und BetrachterIn – Bilder als Ausdruck eines Begehrens;
medizinischer Voyeurismus; Lust, Verborgenes im Körper durch „Schlüsselloch“ zu sehen
ZITAT Mario Mastroianis
Erst durch Bilder möglich: gewähren Einblick in menschliche Körper und damit erfolgt Befriedigung
eines voyeuristischen und libidinösen Begehrens
Die Verführungsmacht ist nicht ausschließlich auf Körperbilder beschränkt. Auch andere visuelle
Repräsentationen in der Medizin werden aufgrund ihrer visual performance – der dargestellten Motive
– mit Gedankenbildern assoziiert und können dabei eine seduktive Kraft entfalten
Die Bilder haben etwas verführerisches an sich. Sie werden gerne gesehen und nach Aussage
verschiedener ÄrztInnen auch angefertigt ohne dass daraus ein konkreter diagnostischer Nutzen
entsteht. Die seduktive Macht der Bilder ist jedoch nur situativ wirksam. Allerdings können Bilder mit
Rückgriff auf reflexive Logik auch „entzaubert“ werden und dann wird Zweckfunktionalität der Bilder
in den Vordergrund gestellt – deren therapeutischer, diagnostischer etc. Nutzen
Visualität wird auch durch den Glauben an die Bilder sowie durch deren Ästhetik, Emotionalität und
Attraktivität wirksam, d.h. Bilderglaube und seduktive Macht konstituieren visual persuasiveness

Bildproduktion:
digitale Bildproduktion ist das Ergebnis diverser Selektions- und Entscheidungsprozesse; Fachwissen,
Erfahrungen, Standardisierungen, Normalitätsvorstellungen, ästhetische und moralische Kategorien
sowie individuelle Vorlieben spielen hier eine Rolle
Bildproduktion ist immer auch ein symbolischer Akt, der mit Bedeutungszuschreibung einher geht; ist
auf Sinnhaftigkeit ausgerichtet; die Bilder werden mit dem Ziel hergestellt, aus ihrer Deutung
spezifisches Wissen zu gewinnen

Bildinterpretation:
intuitiver Blick (bildgeleitete Interpretationstechnik), begriffsgeleitete Blickweise, haptischer Blick,
körpergeleitete Bildtechnik
Interpretation ist als soziale Praxis zu verstehen; kulturelle Sehtraditionen, professionelle
Blickroutinen, medizinisches Wissen, berufliche Erfahrung, individuelle Blicktechniken, intuitive
Fähigkeiten prägen den Interpretationsprozess ebenso wie die sozialen Beziehungen, lokalen Praktiken
und soziotechnischen Bedingungen, die in einer Klinik oder einem Institut vorzufinden sind
Der ganze Prozess der Produktion und inhaltlichen Deutung von Bildern führt nicht nur zur Herstellung
von visual performance, sondern impliziert gleichzeitig eine Aktualisierung vorhandener
Sichtbarkeitsregimes
Visualität ist einerseits Ergebnis, aber auch strukturierender Faktor der Bildpraxis

Eigenwert der Bilder?
In der klinischen und wissenschaftlichen Praxis erfüllen medizinische Bilder zunächst eine
pragmatische Funktion; Status von Hilfmitteln; Bilder werden als Instrumente eingesetzt um ein
bestimmtes Ziel zu erreichen – sie dies der Gewinn neuer Erkenntnisse über eine Erkrankung, deren
erfolgreiche Diagnostizierung und Therapierung
Als Hilfsmittel ermöglichen die Bilder oftmals ein solches Ziel besser zu erreichen als mit anderen
Mitteln
In vielen Fällen sind Bilder die einzige Möglichkeit um pathologische Befunde überhaupt
diagnostizieren zu können ohne dabei einen invasiven Eingriff vornehmen zu müssen
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Reduktion von Sprache: gleichzeitiges Darstellen; wichtig für Routinediagnostik
Kommunikationsfunktion, z.B. Radiologe mit Chirurg: 1 Bild vs. 4 Seiten Text als Erklärung (z.B.
genaue Lage des Tumors)
Ganzheitliches Sehen: z.B. im Operationssaal, Lage der einzelnen Körperteile und der eingeführten
chirurgischen Instrumente durch Computertomographen auf einen Blick; die bildtechnische
Umsetzung des Körpers dient in der Real-Time-Chirurgie als Orientierungs- und Navigationshilfe
Veranschaulichungs- und Verständigungsinstrument: Bilder regen neue Gedankengänge und
Erkenntnisse an
Bilder als Informationsträger und Medium des Verstehens: Visualität zentral für diese pragmatischen
und heuristischen Funktionen

Validierungswerkzeuge; Ergebnis von Forschung und Teil im Forschungsprozess um gewonnene
Hypothesen zu überprüfen
Bilder als Kommunkations und Überzeugungsinstrumente (visual persuasiveness)
Wenn PatientInnen Bilder sehen, seien sie eher bereit medizinischen Erklärungen Glauben zu
schenken, so viele ÄrztInnen
Indem die ÄrztInnen die Bilder in Gesprächen einsetzen um ihren Erläuterungen Überzeugungskraft zu
schenken, instrumentalisieren sie den Glauben der PatientInnen an die Bilder
Bilder leisten Überzeugungsarbeit, indem Sachverhalte an ihnen demonstriert werden können, werden
sie augenfällig gemacht
visuelle Erinnerungsmächtigkeit, „Speichern“ der Bilder im Gedächtnis
Einen Befund im Bild zu sehen, so einige ÄrztInnen, überzeuge die PatientInnen, dass sie eine
bestimmte Krankheit wirklich haben, auch wenn sie nichts spüren
manchmal sogar Beeinflussung der Selbstbefindlichkeit
Aufmerksamkeits- und Bündnismittel: seduktive Macht innerhalb wissenschaftlicher Community
Farbgebung des Bildes, Bearbeitung
Die Eigenschaft von Bildern, Dinge sichtbar zu machen und gleichzeitig darzustellen (visual value)
zeigte sich als zentrale Dimension für die Funktionalität der Bilder und deren Nutzung in der klinischen
und wissenschaftlichen Praxis
visuelle Logik strukturiert nicht nur Herstellung, sondern auch Nutzung von Bildern
kritisches Befragen des Bildes würde in klinischer Praxis das Erfüllen medizinischer Aufgaben
erschweren/verunmöglichen
Es ist das Zusammenspiel der visuellen mit der wissenschaftlichen Autorität, welches die
Überzeugungskraft von medizinischen Bildern begründet (ist das unser zentrales Argument?)
visuelle Überzeugungskraft appelliert an den praktischen Sinn, an den vorreflexiven, habituellen Sinn,
der implizites Wissen, Emotion und Intuition umfasst und in der Praxis wirksam wird
Die Praxis selbst erfordert keine kritische Distanz, so lange die Bilder „funktionieren“
Die Wahrnehmung, dass medizinische Bilder ästhetische und objektive Abbilder eines Körpers sind,
wird erst dann in Frage gestellt, wenn es explizit gemacht oder hinterfragt wird
Was bedeuten diese spezifischen Eigenschaften von Bildern für ihren Einsatz in der Medizin?
Was leistet die Beschäftigung mit medizinischen Bildern dann für uns als SoziologInnen?
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