P r e s s e m i t t e i l u n g Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde gegr. 1859 Wie ist der Langzeiterfolg von Implantaten? Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Bilal Al-Nawas Als Patient, und als Behandler, wünscht man sich, dass eine Implantatversorgung möglichst auf ewig hält. Für manche Patienten ist es daher ein wenig irreführend, wenn wir in der Medizin von der Fünfjahres- oder Zehnjahres-Erfolgsrate oder Überlebensrate von Implantaten sprechen. Die typische Frage des Patienten lautet dann: „Halten die nur fünf oder zehn Jahre?“ dies ist natürlich nicht der Fall. Die ersten verlässlichen Implantatsysteme kamen in den achtziger Jahren zum Einsatz, einige dieser Patienten sind noch heute mit ihren ursprünglichen Implantaten versorgt. Man kann also davon ausgehen, dass in der Literatur für einige Implantatsysteme bereits dokumentierte Zehn- oder Zwanzig-Jahresdaten vorliegen. Vergleicht man dies mit anderen Implantaten am Körper, so werden hier verlässliche Spitzenwerte erreicht. Dennoch gibt es einige Faktoren, die den Langzeiterfolg beeinflussen können. Nachdem ein Implantatsystem in den Knochen eingeheilt ist, unterscheiden wir zwei mögliche Komplikationen. Zum einen so genannte biologische Komplikationen, zum anderen technische Komplikationen. Ein komplikationsfreies Implantat wird von uns als erfolgreich bewertet. Es kann also Implantate geben, die zwar im Kiefer vorhanden, aber nicht als erfolgreich zu bewerten sind. Biologische Komplikationen sind meistens durch Blutung um das Implantat und einen langsam voranschreitenden Knochenabbau gekennzeichnet. Dies bezeichnet man als Mukositis, bzw. Periimplantitis. Wie häufig diese Probleme auftreten ist in der Wissenschaft durchaus umstritten; nicht umstritten ist die Tatsache dass es sich um eine typische Komplikation handelt. Ein gesicherter Risikofaktor, der zur Entzündung des Gewebes um das Implantat herum führen kann, der Periimplantitis, ist die Zahnfleischentzündung, Parodontitis. Patienten mit Parodontitis, die Implantate erhalten, bedürfen einer ganz besonders engmaschigen Betreuung sowie einer Aufklärung über diesen Zusammenhang. Die Wissenschaft beschäftigt sich natürlich mit der Frage, welche Versorgungstypen hier besonders anfällig für biologische Komplikationen sind. Man versucht durch neue Materialien und ein besseres Verständnis der Biologie das Auftreten biologischer Komplikationen zu reduzieren. Deutlich seltener, wenn überhaupt, scheinen Empfindlichkeiten gegen Titan und die Begleitstoffe zu Problemen zu führen. Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie führt aus diesem Grund eine prospektive Studie durch. Die aktuellen Daten belegen die doch sehr gute Verträglichkeit der erhältlichen Titanimplantate. Technische Komplikationen können einfache Probleme an den Aufbauteilen sein, die sich leicht beheben lassen, bis hin zu komplexen Frakturen der Schrauben oder gar des Implantats. Dabei ist es für den Zahnarzt natürlich wichtig sein System zu kennen, Erfahrung mit den von ihm bevorzugten Versorgungslösungen zu sammeln und somit, in Kommunikation mit seinem Zahnlabor, dem Patienten technisch stabile Lösungen zu bieten. Trotz all dieser Maßnahmen wird es sicherlich nicht gelingen gerade technische Komplikationen komplett zu eliminieren. Nun kommt natürlich auch dem Hersteller eine gewisse Bedeutung zu. Ein solider Hersteller sollte seinem Patienten und dem Zahnarzt in einer solchen Situation mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die Stärke einer Partnerschaft zeigt sich auch hier erst dann, wenn Probleme auftreten und nicht, wenn das Implantat verkauft wird. Kritisch zu bewerten ist aber die Frage, welche Aufbauteile mit welchem Implantatsystem kombiniert werden. Sicherlich werden sich die Hersteller bezüglich möglicher Kulanzleistungen zurückhalten, wenn ein Implantat und die Aufbauteile nicht vom selben Hersteller stammen. Schaut man sich die Teile genauer an, so ist es nicht unbedingt so, dass, was gleich aussieht, auch gleich ist. Heutzutage stellt sich natürlich auch die Frage, wie lang oder wie kurz müssen Implantate sein, um einen großen Langzeiterfolg zu ermöglichen. Der Trend zu immer kürzeren und immer schmaleren Implantaten reduziert zwar die Belastung für den Patienten beim Einbringen des Implantats, muss jedoch mit einer guten Langzeitstabilität einhergehen. Technische Komplikationen können bei diesen extrem grenzwertigen Implantatdimensionen tendenziell eher häufig auftreten. Auch hier sind in Zukunft noch spannende Daten aus der Wissenschaft zu erwarten, die dazu führen werden, die Belastung der Patienten durch augmentative Maßnahmen zu reduzieren. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Frage, ob für das betreffende Implantatsystem in 5, 10 oder gar 20 Jahren noch passende Teile verfügbar sind. Nicht selten kommt es in der Klinik zu der Situation, dass ein Implantat, welches gut eingeheilt ist, entfernt werden muss weil keine Aufbauteile mehr verfügbar sind. Hier kann es sich durchaus lohnen einen Hersteller zu wählen, der auch in einigen Jahren noch auf dem Markt ist und seinen Patienten und Zahnärzten entsprechende Teile auch weiter zur Verfügung stellen kann. Damit steht heutzutage mit den etablierten Titanimplantaten eine Therapiealternative zur Verfügung, die dem Zahn sicherlich nicht überlegen ist, die jedoch in ihrer Sicherheit dazu beiträgt insbesondere in den Standardsituationen vorhersagbaren und langfristigen Erfolg für den Patienten zu liefern. In vielen Ländern ist die Versorgung des zahnlosen Kiefers mit zwei Implantaten zum Standard geworden und es freut immer wieder Patienten zu sehen, die in unsere Klinik kommen und von meinem Lehrer Herrn Professor Wagner vor vielen Jahren mit Implantaten versorgt wurden, die auch heute noch ihre Aufgabe erfüllen. Eine gute Ausbildung im Bereich der Implantologie, die sicherlich bereits im Studium beginnen muss, sollte dazu führen, dass sichere Techniken angewandt werden, die dann den Langzeiterfolg auch sichern und den Patienten Vertrauen in diese Technik aufbauen lassen. Seite 2 von 2