Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Rechenaufgaben Beispiel 1: Kombination von reiner Sanierung und Zuzahlungssanierung Eine AG soll saniert werden. Den Aktionären wird die Wahl zwischen einer Kapitalherabsetzung durch Zusammenlegung der Aktien und einer Zuzahlungssanierung geboten. Um die Gleichbehandlung aller Aktionäre zu gewährleisten, müssen sich der Verlust in Höhe des Effektivwertes der Aktien aus der Kapitalherabsetzung und die Zuzahlung entsprechen. Um den Verlust zu decken und einen darüber hinaus gehenden Buchgewinn zu erzielen, soll ein Sanierungsgewinn von 1.500 € erzielt werden. Die Aktien haben einen Nennwert von je 50 €. Die AG hat folgende Bilanz vor Sanierung: Aktiva Anlagen Waren Forderungen Kasse 1.200 1.500 200 20 2.920 Grundkapital Verlust langfr. Vb kurzfr. Vb Passiva 2.000 - 1.080 1.200 800 2.920 Schritt 1: Berechnung des Zusammenlegungsverhältnisses Grundkapital (aktuell): Angestrebtes Grundkapital (neu): Sanierungsgewinn: - 2.000 500 1.500 Zusammenlegungsverhältnis = Reduktionsbruch = Reduktionsbruch = 2.000 500 = Grundkapital (alt) Grundkapital (neu) 4 1 jeder Aktionär müsste also 3 Aktien hergeben Schritt 2: Berechnung des Effektivverlustes bei der Hingabe von Aktien (Zusammenlegung) Verlust = Zahl der hingegebenen Aktien * Effektivwert je Aktie Effektivwert je Aktie = Innerer Wert je Aktie = Nennwert je Aktie * BK Bilanzkurs (BK) = BK = Eigenkapital Grundkapital 2.000 – 1.080 2.000 * 100 * 100 = 46 % Effektivwert je Aktie = 50 € * 46 % = 23 € Verlust = 3 * 23 € = 69 € Ein Aktionär erleidet bei der Hingabe von 3 Aktien einen Verlust in Höhe von 69 €. Schritt 3: Ermittlung des Zuzahlungsbetrages 1 Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Rechenaufgaben Zuzahlungsbetrag = Nennwert * BK * Zusammenlegungsverhältnis – Nennwert * BK Zuzahlungsbetrag = 50 € * 46 % * 4 – 50 € * 46 % = 69 € Wählt der Aktionär die Zuzahlung, so muss er 69 € auf jede seiner Aktien zuzahlen. Da alle Aktionäre gleich behandelt werden müssen (Gleichbehandlungsgrundsatzes), muss der Betrag, den die Aktionäre zuzahlen, identisch mit dem Verlust bei der Hingabe von Aktien sein. Schritt 4: Berechnung des Effektivwertes der Aktie nach Sanierung Effektivwert je Aktie nach Sanierung = Nennwert + Reingewinn aus Sanierung je Aktie aGK – nGK – auszugleichender Verlust Zahl der Aktien nach der Sanierung Reingewinn aus Sanierung je Aktie= nGK Nennwert Zahl der Aktien nach Sanierung = Effektivwert je Aktie nach Sanierung = 50 € + = 500 50 2.000 – 500 – 1.080 10 = 10 = 92 € Schritt 5: Erstellen der Bilanz der AG nach Sanierung Aktiva Anlagen Waren Forderungen Kasse 1.200 1.500 200 20 2.920 Grundkapital Sanierungsgewinn langfr. Vb kurzfr. Vb Passiva 500 420 1.200 800 2.920 Schritt 6: Berechnung des neuen Bilanzkurses und des inneren Wertes je Aktie BK = 500 + 420 500 * 100 = 184 % innerer Wert je Aktie = 50 € * 184 % = 92 € Der innere Wert der Aktion entspricht dem Effektivwert je Aktie, der sich nach der Sanierung ergeben würde. Schritt 7: Berechnung des Wertzuwachses je Aktie Wertzuwachs je Aktie = Effektivwert je Aktie nach Sanierung – Effektivwert je Aktie vor Sanierung = 92 € - 23 € = 69 € Insgesamt ergibt sich tatsächlich für die Aktionäre weder ein Gewinn, noch ein Verlust, unabhängig davon, ob sie die Alternative Zuzahlung oder Herabsetzung des Kapitals wählen. (Gleichbehandlungsgrundsatz) 2 Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Rechenaufgaben Beispiel 2: Kombination verschiedener Sanierungsmaßnahmen Die X-AG erleidet im Geschäftsjahr 2001 einen Bilanzverlust in Höhe von 3.500 T€, der sich aus einem Verlust in Höhe von 5.500 T€ sowie Umsatzerlösen von T€ 2.000 zusammensetzt. Die Bilanz der X-AG zum 31.12.2001 sieht wie folgt aus: Aktiva A. Anlagevermögen Konzessionen Grundstücke, Bauten Maschinen BGA B. Umlaufvermögen Rohstoffe Waren Forderungen Bank/ Kasse Passiva A. Eigenkapital 87.000 2.335.000 2.090.000 763.000 Gezeichnetes Kapital Gesetzl. Rücklage Bilanzverlust 8.000.000 85.000 - 3.500.000 B. Verbindlichkeiten 2.600.000 693.000 6.513.000 233.000 15.314.000 Langfr. Vb Kurzfr. Vb 3.500.000 7.229.000 15.314.000 Die kurzfristigen Verbindlichkeiten resultieren aus Rohstofflieferungen. Obwohl sich der Verlust noch nicht auf 50 % des Grundkapitals beläuft, beruft der Vorstand eine Hauptversammlung zum Zwecke der Sanierung des Unternehmens ein. Ziel der Sanierungsmaßnahmen ist der Verlustausgleich sowie die Verbesserung der Liquidität und der Kapitalstruktur durch Zuführung neuer Mittel und Unwandlung von kurzfr. Verbindlichkeiten in langfr. Kapital (EK oder FK) Die X-AG gilt als sanierungswürdig. Die Aktionäre stimmen der geplanten Sanierung zu. Diese soll durch Herabsetzung des Grundkapitals bzw. Zuzahlung der Aktionäre sowie durch einen Vergleich mit den Gläubigern durchgeführt werden. Die Gesellschaft beschließt folgende Maßnahmen zur Beseitigung des Bilanzverlustes a) Auflösung der gesetzlichen Rücklage in Höhe von 85.000 €. b) Inanspruchnahme der Gläubiger: mit einem Großgläubiger, der ein Interesse am Fortbestand des Unternehmens hat, wird ein freiwilliger Vergleich abgeschlossen. Der Gläubiger verzichtet auf Forderungen in Höhe von 500.000 € gegen Erteilung eines Besserungsscheins c) Rückkauf eigener Aktien und Kapitalherabsetzung: Die X-AG kauft eigene Aktien im Nennwert von 400.000 € zum Kurs von 46 % pro 100 € Aktie. Es schließt sich eine Kapitalherabsetzung in Höhe von 400.000 € an. d) Inanspruchnahme der Aktionäre: Das Angebot an die Aktionäre lautet auf Herabstempelung der Aktien auf den halben Nennwert (50 €) oder Zuzahlung gegen Umtausch ihrer alten Aktien in Vorzugsaktien. Die Aktionäre machen von dem Angebot folgendermaßen Gebrauch: Herabstempelung der Aktien im Nennwert von 6.000.000 €, Zuzahlung auf Aktien im Nennwert von 1.600.000 €. Die Kosten der Sanierung betragen 32.000 €. Folgende Maßnahmen werden zur Beseitigung der Illiquidität getroffen: i. es werden fällige Verbindlichkeiten in Höhe von 311.000 € aus der Zuzahlung der Aktionäre getilgt ii. Inanspruchnahme der Gläubiger: ein Großgläubiger mit kurzfristigen Forderungen von 2.600.000 € wird als Gesellschafter beteiligt. iii. Inanspruchnahme der Gläubiger: Durch einen Stundungsvergleich werden kurzfristige Verbindlichkeiten aus Rohstofflieferungen in einen langfristigen Kredit von 3.500.000 € umgewandelt 3 Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Rechenaufgaben Schritt 1: Neubewertung der Vermögenspositionen und Berechnung des Gesamtverlustes Um für die Folgejahre Verluste auszuschließen, die aus einer Abwertung von Vermögen resultieren, das in der Bilanz zu hoch bewertet ist, erfolgt zunächst eine Neubewertung der Vermögenspositionen Konzessionen Maschinen BGA Waren Zusätzlicher Verlust Bisheriger Bilanzansatz 87.000 2.090.000 763.000 693.000 Abwertung 86.999 258.000 60.000 75.000 479.999 Neuer Bilanzansatz 1 1.832.000 703.000 618.000 Der Gesamtverlust der X-AG beträgt 3.500.000 € + 479.999 € = 3.979.999 €. Schritt 2: Berechnung des aktuellen Bilanzkurses BK = 8.000.000 + 85.000 – 3.979.999 8.000.000 * 100 = 51,31 % Schritt 3: Berechnung des Sanierungsgewinns (ohne Berücksichtigung von Steuern) für die Maßnahmen a) bis c) a) Auflösung der gesetzlichen Rücklage b) Schuldenerlass c) Buchgewinn durch Rückkauf eigener Aktien Zwischensumme Sanierungsgewinn 85.000 + 500.000 + 216.000 801.000 zu c) Nennwert der Aktien unter pari Rückkaufspreis: 4000 Aktien * 46 € Buchgewinn durch Rückkauf eigener Aktien unter pari BK = BK = (8.000.000 – 400.000) + 85.000 + 500.000 +216.000 – 3.979.999 8.000.000 – 400.000 7.600.000– 3.178.999 7.600.000 * 100 = 400.000 - 184.000 216.000 * 100 58,17 % Schritt 4: abschließende Berechnung des Sanierungsgewinns (ohne Berücksichtigung von Steuern) unter Einbeziehung der Maßnahme d) Herabstempelung der Aktien im Nennwert von 6.000.000 € im Verhältnis 2:1 = 3.000.000 € Zuzahlung auf Aktien im Nennwert von 1.600.000 € Zuzahlungsbetrag = 1.600.000 € * 58,17 % = 930.720 € 4 Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Zwischensumme Sanierungsgewinn d) Buchgewinn durch Herabstempelung der Aktien Zuzahlung Sanierungsgewinn Rechenaufgaben 801.000 + 3.000.000 + 930.720 4.731.720 Schritt 5: Verrechnung des Sanierungsgewinns mit der Kapitalrücklage Sanierungsgewinn Verlustausgleich Begleichung der Sanierungskosten Restbetrag 4.731.720 - 3.979.999 - 32.000 719.721 Der Sanierungsgewinn wird zum Ausgleich des Verlustes und zur Begleichung der Sanierungskosten verwendet. Der Restbetrag von 719.721 € wird in die Kapitalrücklage eingestellt. Schritt 6: Neuberechnung des Eigenkapitals unter Berücksichtigung der Maßnahmen zur Beseitigung der Illiquidität Anfangsbestand des gezeichneten Kapitals vor Sanierung Kapitalherabsetzung durch eigene Aktien Kapitalherabsetzung durch Zusammenlegung Kapitalerhöhung durch Beteiligung des Großgläubigers neues gezeichnetes Kapital 8.000.000 - 400.000 - 3.000.000 + 2.600.000 7.200.000 Schritt 7: Aufstellung der Sanierungsschlussbilanz Neuberechnung langfristige Verbindlichkeiten: langfristige Verbindlichkeiten vor Sanierung iii) Umwandlung von kfr. in lfr. Vbl. langfristige Verbindlichkeiten neu 3.500.000 + 3.500.000 7.000.000 Neuberechnung kurzfristige Verbindlichkeiten: kurzfristige Verbindlichkeiten vor Sanierung b) Schuldenerlass i) Tilgung von fälligen Verbindlichkeiten ii) Umwandlung der Forderung des Gläubigers in eine Beteiligung iii) Umwandlung von kfr. in lfr. Vbl. kurzfristige Verbindlichkeiten neu 7.229.000 - 500.000 - 311.000 - 2.600.000 - 3.500.000 318.000 Neuberechnung des Bank/ Kasse-Bestandes: Bank/ Kasse vor Sanierung c) Kauf eigener Anteile d) Zuzahlung der Aktionäre Sanierungskosten i) Bezahlung der Verbindlichkeiten Bank/ Kasse neu 233.000 - 184.000 + 930.720 -32.000 - 311.000 636.720 5 Finanzcontrolling, Sanierungsmanagement Rechenaufgaben Aktiva Passiva A. Anlagevermögen Konzessionen Grundstücke, Bauten Maschinen BGA B. Umlaufvermögen Rohstoffe Waren Forderungen Bank/ Kasse A. Eigenkapital 1 2.335.000 gez. Kapital davon Stammaktien 7.200.000 1.832.000 703.000 Nennwert 50 = Nennwert 100 = Vorzugsaktien Nennwert 100 = Kapitalrücklage 3.000.000 2.600.000 1.600.000 719.721 B. Verbindlichkeiten 2.600.000 618.000 6.513.000 636.720 15.237.721 Langfr. Vb Kurzfr. Vb 3.500.000 7.229.000 15.314.000 Beispiel 3: Kapitalerhöhung mit Kapitalschnitt Ausgangssituation - 1 Mio. Aktien zu 10 € 10 Mio. € Eigenkapital Verlust: 8 Mio. € 2 Mio. € Restvermögen Wert der (Alt-) Aktien: 2 € 1 Mio. Aktien zu 10 € (Altbestand) - Herabsetzung des Wertes auf 2 € = 1 Mio. Aktien zu 2 € + 5 Mio. Aktien zu 2 € (Erhöhung) = 6 Mio. Aktien zu 2 € 2 Mio. € Restvermögen + 10 Mio. € aus Kapitalerhöhung = 12 Mio. Gesamtvermögen Wert der Aktien: 2 € Alt- und Jungaktien haben je 2 € Wert = Ausgabewert der Jungaktien => keine Entwertung der Jungaktien 6