Kraft-/Koordinationstraining 7-12Jährige

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03.04.2014
Fortbildung „Hüttenberger Athletikstraße – D-Jugend“
Theorie!
„Kraft-/ Koordinationstraining für Kinder/ Jugendliche
(Alterstufe 7-12 Jahre) unter Berücksichtigung der jeweiligen
Wachstums-/ Entwicklungsphasen!“
Theorie+Praxis  erstellt von Stefanie Meyer (Dipl. Sportwissenschaftlerin)
I. Sinn und Zweck eines ziel gerichteten Kraft-/ Koordinationstrainings im
Handball (allgemein und hinsichtlich der Altersstufe, unter Berücksichtigung
der, zwischen 7 und 12 Jahren auftretenden, Wachstums-/
Entwicklungsphasen)
1.
Warum Kraft- und Koordinationstraining
 Ausgleich muskulärer Defizite und Dysbalancen, die oft durch hohe und
einseitige Trainingsbelastung und oder Wachstum (im Kindesalter) entstehen
 allg. Leistungssteigerung durch Steigerung der aeroben/anaeroben Leistung,
Steigerung der muskulären Leistungsfähigkeit und der Reaktionsschnelligkeit
(durch koordinatives Taining, Training der tiefen Rumpfmusk.)
 Verletzungsprävention
 Training nach Verletzung  Wiedereingliederung ins Training
2. Trainingsinhalte
 Muskelaufbau-, Kraftausdauertraining  abgestimmt auf die jeweilige
Sportart, vorzugsweise mithilfe des eigenen Körpergewichts und Kleingeräten
(z.B. Bälle, Therabänder, Kurzhanteln, „Redcordschlingensystem“, etc.)
 Koordinatives Training  Anbahnung von Muskelketten, Ansteuerung der
Tiefenmuskulatur (reflektorisch arbeitende Muskulatur)  zur Stabilisation von
Wirbelsäule und Gelenken und zur Verbesserung der koordinativen Fähigkeiten
(Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Differenzierungsfähigkeit,
Kopplungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit,
Antizipationsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit).
1
© S. Meyer
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03.04.2014
 Stretching
 Stretching sollte vor Training/ Wettkampf (Spiel) nur kurz,
ca. 10-12 sec, durchgeführt werden.
 nach Training und Wettkampf kann die Dauer dagegen ruhig 2 x 20-25 sec.
betragen.
Muskelgruppen, die dabei schwerpunktmäßig zu berücksichtigen sind:
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Seitliche Halsmuskulatur/ Trapezius im Stand
Schultermuskulatur im Stand
Brustmuskulatur im Stand an Wand oder in der Rückenlage
Seitliche Rumpfmuskulatur im Stand oder in der Seitlage (Beine dabei 90°
in Hüft- und Kniegelenk gebeugt)
Rückenmuskulatur im Bereich der Lendenwirbelsäule
Vordere Oberschenkelmuskulatur (Quadriceps + Hüftbeuger)
Hintere Beinmuskulatur (Ischiocruralmuskulatur
Wadenmuskulatur
Triceps (über Kopf) im Stand
3. Entwicklungsbedingte Veränderungen im Kindes- und Jugendalter
a. Gestaltwandel
In Abhängigkeit von der Wachstumsgeschwindigkeit kommt es im Kindes- und
Jugendalter zu, für die motorische Entwicklung bedeutenden und sichtbaren,
Veränderungen des Körpers.
Hierbei wechseln sich langsame und schnelle Wachstumsphasen ab und vor einer
Streckphase (Längenwachstum) kommt es in der Regel zu einer relativ deutlichen
Gewichtszunahme (FüllphaseBreitenwachstum).
Diesbezüglich unterteilt man die Phasen in „erster Gestaltwandel (3.-11. Lebensjahr bei
Mädchen: 3.-5. Lebensjahr  erste Fülle! 6.-9. Lebensjahr  erste Streckung!
9.-11. Lebensjahr  zweite Fülle! Gleiches gilt für Jungen, nur i.d.R. etwas verzögert)
und „zweiter Gestaltwandel“ (11.-16. Lebensjahr bei Mädchen: 11.-13. Lebensjahr 
zweite Streckung während die zweite puperale Phase (14.- 16. Lebensjahr) i.d.R. von
einer oft sichtbaren Gewichtszunahme begleitet wird, und gleichzeitig wird die Figur der
Mädchen weiblicher. Auch hier gilt Ähnliches für Jungen, nur wiederum etwas
verzögert, und der Körper wird normalerweise muskulöser und stabiler (vorausgesetzt es
liegt eine regelmäßige körperliche Betätigung vor).

2
erster Gestaltwandel:3.-9.Lebensjahr
 3.-5. Lebensjahr (erste Fülle)/ 6.-9. Lebensjahr
(erste Streckung)
 das Kleinkind wird zum Schulkind (das Kind wächst in die Höhe und Arme und
Beine werden gleichzeitig länger).
 das Kraft-Last-Verhältnis wird günstiger!
 besseres Gleichgewicht!
© S. Meyer
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03.04.2014
erster Gestaltwandel: 9.-11. Lebensjahr (zweite Fülle)
 diese Phase ist gekennzeichnet durch langsameres Längenwachstum. Die
Körperproportionen kommen ins Gleichgewicht.
 die motorische Lernfähigkeit ist in dieser Zeit sehr gut !
 der Stütz-, Halte- und Bewegungsapparat ist allerdings noch nicht endgültig
ausgebildet, dadurch ist die körperliche Leistungsfähigkeit (vor allem bez.
Kraft) noch eingeschränkt.
 während dieser Phase ist es wichtig das motorische Lernen durch koordinatives
Training zu fördern und den Körper (insbesondere die Rumpfmuskulatur)
durch gezieltes Stabilisationstraining (Ganzkörperstabilisationsübungen) und
mithilfe von Übungen mit Kleingeräten (z.B. Bälle, Therabänder etc.)
zu kräftigen.


b.
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zweiter Gestaltwandel: 11.-13. Lebensjahr  erste puperale
Phase/ zweite Streckung!
 verstärktes Längenwachstum
 es kommt zu einem Ungleichgewicht der Körperproportionen!
- Muskulatur wird nicht schnell genug ausgebildet, um Körper zu unterstützen
- Wachstumsknorpel sind in dieser Phase besonders empfindlich gegen
Fehl- und Überbelastung.
- Koordinationsstörungen durch ungünstige Hebelverhältnisse und geringes
Leistungsvermögen der Muskulatur  (vorübergehende) Leistungsschwäche.
Entwicklung motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten
Grundschulalter – 6.-11. Lebensjahr!
Im Grundschulalter kommt es zur weiteren Steigerung im Bereich der konditionellen
Fähigkeiten wie Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Koordination.
So gelingt es in dieser Entwicklungsphase z.B. „das Laufen“ mit „dem Werfen“ oder
„dem Ball am Fuß führen“ zu verbinden.
Die Bewegungsformen werden durch die verbesserte Bewegungssteuerung und
körperliche Leistungsfähigkeit optimiert. Die beschriebene Entwicklung bis hin zur
Feinform (Feinmotorik) kann jedoch nur durch häufiges und vielfältiges Üben der
jeweiligen Bewegungsform stattfinden.
1. Kraft:
Die Kraft (Maximalkraft, Schnellkraft, Kraftausdauer) steigt im Kindesalter
kontinuierlich an.
Ab dem 11.Lebensjahr gibt es dabei im Bereich der Maximalkraft und der
Kraftausdauer große Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen: während die
Jungen mit der Pupertät extreme Leistungssteigerungen erreichen, steigt die muskuläre
Leistungsfähigkeit bei Mädchen ab da nur noch gering an oder stagniert ganz.
3
© S. Meyer
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03.04.2014
2. Schnelligkeit:
Schnelligkeit ist die Fähigkeit einzelne Bewegungsmuster und/oder eine Abfolge
verschiedener Bewegungen in kürzester Zeit auszuführen!
Bis zum Einsetzen der Pupertät ist ein stetiger Leistungszuwachs zu erkennen (der
größte Entwicklungsschub ist dabei im späten Schulalter zu erkennen). Dies ist
besonders hinsichtlich des sportlichen Trainings (z.b. Turnen) wichtig, da in dieser
Phase durch Übungen mit besonderer Betonung auf Bewegungsfrequenz
Reaktionsschnelligkeit und Rhythmisierung eine sehr gute Basis für die allg.
Schnelligkeitsentwicklung gelegt werden kann.
3. Ausdauer:
„Ausdauer beschreibt die Fähigkeit, eine gegebene Leistung über einen möglichst
langen Zeitraum durchhalten zu können“ (Quelle: Kinder- und Jugendsportmedizin /
Kapitel „motorische Entwicklung im Kindes- und Jugendalter“ S.10; Thieme 2002)
Dabei wird die allgemeine Ausdauer (Grundlagenausdauer) von der speziellen
Ausdauer (sportartspezifische Ausdauer) unterschieden. Die Grundlagenausdauer ist
bereits im Alter zwischen 3 und 5 Jahren mit Umfangbelastungen mit geringer
Intensität gut trainierbar
Bei Mädchen steigert sich die Ausdauerleistungsfähigkeit bezüglich der Laufleistung
bis zum 14. Lebensjahr, während ab dem15. Lebensjahr die Leistungen in der Regel
stagnieren. Jungen sind zum Teil schon mit 8 Jahren schneller als Mädchen. Zudem
kommt es bis zum 16. Lebensjahr zu einer Leistungssteigerung, die deutlich höher als
bei Mädchen ist.
4. Koordination:
Die koordinative Leistungsfähigkeit nimmt im Kindesalter, unabhängig vom
Geschlecht, stetig zu und stagniert mit Einsetzen der Pubertät bzw. kann sogar wieder
etwas schlechter werden.
5. Flexibilität:
Flexibilität ist dabei eine wichtige Voraussetzung, um eine Bewegung kontrolliert über
„das volle Bewegungsausmaß“ ausführen zu können.
Die Beweglichkeit ist abhängig von der Anatomie der Gelenk bildenden Knochen, den
physiologischen Veränderungen der Bindegewebsstrukturen, der muskulären
Entwicklung und den jeweiligen ‚Bewegungsgewohnheiten’.
Das Kind ist deshalb im Vergleich zum Erwachsenen in der Regel beweglicher, da es
über eine vergleichsweise größere Muskelfaserlänge im Gegensatz zum
Muskelquerschnitt, eine bessere Dehnbarkeit der Skelettmuskulatur und des KapselBandapparates einen geringeren Muskeltonus verfügt:
Diesbezüglich sind Mädchen in der Regel, aufgrund eines erhöhten Fettanteils, in
Verbindung mit einer erhöhten Dehnbarkeit des Kapsel-Band-Apparates und einer
anatomisch flexibleren Situation im Bereich des Hüftgelenks, weitaus beweglicher als
Jungen.
Literaturangabe
Kinder- und Jugendsportmedizin, Hrsg. Rudolph Ferrari, Joachim Meyer-Holz etc., Thieme
Verlag 2002
Optimales Training, Weineck,J., 2009
Koordinationstherapie/ Propriozeptives Training, Häfelinger / Schuba , Meyer&Meyer 2002
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© S. Meyer
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03.04.2014
II. Wie kann man a. Kraft-/ Koordinationstraining ins alltägliche
Handballtraining einbinden und b. welche Hilfsmittel stehen dabei
zur Verfügung?
a. Wie kann ein Kraft-/ Koordinationstraining problemlos in das
sportartspezifische Training integriert werden?
Wichtig ist, dass das rumpfstabilisierende und koordinative Training regelmäßig
durchgeführt und in die Trainingsplanung integriert wird.
Dies ist vor allem in den Wachstumsphasen, wenn der Körper sowohl im muskulären
als auch im koordinativen Bereich Defizite aufweist, von großer Bedeutung.
Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten ein dosiertes auf die jeweilige Sportart und
Altersstufe abgestimmtes Kraft- und Koordinationstraining in die laufende
Trainingsplanung mit einzubinden:
 1 x pro Woche als eigenständige Trainingseinheit mit verschiedenen
Schwerpunkten (z.B. tiefe Rumpfmuskulatur oder Knie-/Fußstabilisation).
 Im Rahmen eines „Warm up“- Programms (vor Training und Spiel),
immer 10-15 min.
 im Rahmen eines Zirkeltrainings mit Schwerpunkt „Kraft + Koordination“.
b. Welche Hilfsmittel stehen dabei zur Verfügung  Tipps für das
Training in der Halle

Krafttraining:
Mit Zuhilfenahme von Therabändern, kleinen Gewichten, Bällen,
mobilen „Schlingentrainingssystemen“ (z.B. redcord mini“) etc. können
im Prinzip alle Übungen in jeder Sporthalle umgesetzt werden.
Man benötigt dafür nur eine geeignete Möglichkeit , z.B. um die Bänder zu
befestigen Sprossenwand oder Geländer.
Die Übungen im Stand oder am Boden (ohne + mit Kleingeräten) sind in der
R.egel immer möglich.

Koordinatives Training:
In fast jeder Sporthalle gibt es Weichbodenmatten und normale Turnmatten,
die zu koordinativem Training genutzt werden können.
a. Weichböden eignen sich hierbei zum Laufen (auf der Stelle, vor-, rückwärts
und seitwärts), Springen (vor- und seitwärts) und zum einbeinigen Stabilisieren
(mit Zusatzaufgaben oder paarweise Bälle zuwerfen, „anschubsen“ etc.)
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© S. Meyer
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b. Matten sind gut geeignet um damit in Verbindung mit Therabändern, Bällen
etc. den Gleichgewichtssinn und die Koordination zu schulen (z.B.
Einbeinstand mit geschlossenen Augen oder in Verbindung mit Therabandzug
zur Seite in Schulter-/ Hüfthöhe).
c.
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+ falls vorhanden, mit Therapiekreiseln,
„Dynairkissen“ und „Pezzibällen“ zu arbeiten.
© S. Meyer
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