Angst und zwischenmenschliche Beziehungen im Erwachsenenalter Volker Heimeshoff, Sozialpsychiatrischer Dienst, Tagesklinik und Ambulanz Wolfsburg Primäre Emotionen • • • • • • • Angst Freude Trauer Furcht Wut Überraschung Ekel • Angeboren • Typische Mimik • Transkulturell ähnlich 2 Panikstörung • Das wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende schwere Angstattacken (Panik), die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. • Wie bei anderen Angsterkrankungen zählen zu den wesentlichen Symptomen plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle (Depersonalisation oder Derealisation). • Oft entsteht sekundär auch die Furcht zu sterben, vor Kontrollverlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden… 3 Angststörungen • • • • • F40.0 Agoraphobie F40.1 Soziale Phobien F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien F41.0 Panikattacke Panikzustand F41.1 Generalisierte Angststörung 4 Daten Angststörungen • • • • • Lebenszeitprävalenz: 15% Niedrige spontane Rückbildungsrate Dauer bis zur Diagnose: 5 bis 15 Jahre Neigung zur Chronifizierung Häufige hinzutretende Störungen: Depression und Sucht 5 6 Entwicklungsaufgaben Erstes Lebenshalbjahr: Nähe Das Bedürfnis des Säuglings nach Nähe wird angemessen beantwortet, Nähe und Distanz werden reguliert, in ersten Ansätzen entsteht eine Vorstellung von „selbst“ und „anderen“. Mögliche Störungsfolgen: Vielfältige Störungen grundlegender psychischer Fertigkeiten: Kein Bild von sich haben, Körperschemastörungen; Wahrnehmung anderer als bedrohliche Personen; unklare, undifferenzierte eigene Affekte 7 Entwicklungsaufgaben Erstes bis zweites Lebensjahr: Bindung Der Säugling findet durch die verlässliche Zuwendung Sicherheit und Versorgung , fühlt sich dadurch angenommen, liebenswert und körperlich wohl. Mögliche Störungen: Unsicheres Beziehungsverhalten, übermäßige Anpassung oder scheinbare Bedürfnislosigkeit 8 Entwicklungsaufgaben Zweites bis drittes Lebensjahr: Autonomie Das Kleinkind drückt zunehmend einen eigenen Willen aus, entfernt sich von der Mutter, geht der eigenen Neugier nach. Es kann dies, weil es sich seiner Beziehung zur Mutter sicher ist. Mögliche Störungsfolgen: Ängstliches, stets Sicherheit oder Abhängigkeit suchendes Verhalten 9 Entwicklungsaufgaben Drittes bis sechstes Lebensjahr: Identität In einem Netzwerk von Beziehungen (Eltern, Angehörige, Freunde, Kindergarten) erfährt sich das Kleinkind in verschiedenen sozialen Rollen und in verschiedenen Beziehungen und erkundet und entwickelt so seine psychosexuellen und seine soziale Identität. Mögliche Störungsfolgen: „Aufgesetzte“ Männlichkeit oder Weiblichkeit, Identitätsunsicherheit 10 Entwicklungsaufgaben Adoleszenz- 12. bis 20. [24.] Lebensjahr : Erwachsenwerden In dem Stadium zwischen Kindheit und Erwachsensein bewältigen Jugendliche die körperliche Entwicklung und sexuelle Reifung und die sozialen Reaktionen anderer auf ihre Entwicklung. Die Geschlechtsrolle wird angenommen, Ablösung von der Primärfamilie gelingt, eine Weltanschauung/ Wertesystem wird entwickelt, Peergroup wird gefunden, Zukunftsperspektive entwickelt. Mögliche Störungsfolgen: Vielfältig ausgestaltete Adoleszenzkrisen, Verharren auf pubertärem Entwicklungsstand im Erwachsenenalter 11 Entwicklungsaufgaben Drittes bis sechstes Lebensjahr: Identität In einem Netzwerk von Beziehungen (Eltern, Angehörige, Freunde, Kindergarten) erfährt sich das Kleinkind in verschiedenen sozialen Rollen und in verschiedenen Beziehungen und erkundet und entwickelt so seine psychosexuellen und seine soziale Identität. Mögliche Störungsfolgen: „Aufgesetzte“ Männlichkeit oder Weiblichkeit, Identitätsunsicherheit 12 Psychische Struktur • Strukturelle Fehlentwicklungen resultieren aus der fehlenden Passung zwischen den Grundbedürfnissen des Kindes und den Versorgungsmöglichkeiten der Betreuungsperson. (Rudolf 2006) 13 Entwicklungsaufgaben Erstes Lebenshalbjahr: Nähe Das Bedürfnis des Säuglings nach Nähe wird angemessen beantwortet, Nähe und Distanz werden reguliert, in ersten Ansätzen entsteht eine Vorstellung von „selbst“ und „anderen“. Mögliche Störungsfolgen: Vielfältige Störungen grundlegender psychischer Fertigkeiten: Kein Bild von sich haben, Körperschemastörungen; Wahrnehmung anderer als bedrohliche Personen; unklare, undifferenzierte eigene Affekte 14 Entwicklungsaufgaben Erstes bis zweites Lebensjahr: Bindung Der Säugling findet durch die verlässliche Zuwendung Sicherheit und Versorgung , fühlt sich dadurch angenommen, liebenswert und körperlich wohl. Mögliche Störungen: Unsicheres Beziehungsverhalten, übermäßige Anpassung oder scheinbare Bedürfnislosigkeit 15 Psychische Struktur Bedürfnis des Säuglings/ des Kleinkinds Elterliche Fürsorge Strukturelle Funktion Erste Lebensmonate Sättigung, Körperpflege, Schlafen, Wachsein Bedürfnisse befriedigen Erste Lebensmonate Getröstet und beruhigt werden Da sein, Halt geben, trösten, beruhigen Sich in und mit Sich selbst seinem Körper wohl beruhigen können, fühlen seine Gefühle regulieren können 16 Psychische Struktur Erstes und zweites Lebensjahr Erste und zweites Lebensjahr Bedürfnis des Säuglings/ des Kleinkinds Nähe, Verbundenheit, Gefühlszustände teilen Worte für sich selbst finden Elterliche Fürsorge Liebevoll interessiert sein, sich spielerisch zuwenden, spielen, Gefühle widerspiegeln und antworten Verstehende sprachliche Zuwendung, Worte und Begriffe zur Beschreibung des Kindes finden und dem Kind zur Verfügung stellen Strukturelle Funktion Eigene Gefühle wahrnehmen, erkennen und äußern können, sich einfühlen können in andere, sich angenommen fühlen Über sich nachdenken können, „Ich“ und „Du“ differenzieren können, Vorstellungen über sich und andere entwickeln 17 Spezifische Persönlichkeitsstörung F60: Spezifische Persönlichkeitsstörungen • „Persönlichkeitsstörungen sind schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens der betroffenen Person, die nicht direkt auf eine Hirnschädigung oder -krankheit oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen sind. • Sie erfassen verschiedene Persönlichkeitsbereiche und gehen beinahe immer mit ausgeprägten persönlichen Leiden und sozialen Beeinträchtigungen einher. Persönlichkeitsstörungen treten meist in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenenalters weiter…“ 18 Spezifische Persönlichkeitsstörung • Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungsund Verhaltensmuster der Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben („Normen“) ab. … Abweichung … in: • 1. Kognition: (d.h. Wahrnehmung und Interpretation von Dingen, Menschen und Ereignissen; entscheidende Einstellungen und Vorstellungen von sich und anderen); • 2. Affektivität (Variationsbreite, Intensität und Angemessenheit der emotionalen Ansprechbarkeit und Reaktion); • 3. Impulskontrolle und Bedürfnisbefriedigung; • 4. Die Art des Umganges mit anderen Menschen und … zwischenmenschlicher Beziehungen 19 Posttraumatische Belastungsstörung • A. Diese entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine Situation kürzerer oder längerer Dauer, mit außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmaß, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. • B. Typische Merkmale sind das wiederholte Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Nachhallerinnerungen, Flashbacks), Träumen oder Alpträumen, die vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit auftreten (ICD 10). 20 Posttraumatische Belastungsstörung • • • • • 1871 Da Costa Syndrome 1889 Oppenheim: Traumatische Neurose Kriegszitterer (1. Weltkrieg) KZ-Syndrom 1980 Posttraumtic Stress Disorder (DSM III) 21 Quellen • http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10gm/kodesuche/onlinefassungen/htmlgm2012/index.htm • Berger (Hrsg). Psychische Erkrankungen. 2009. München: Urban& Fischer Verlag • Dilling, H, Freyberger H J. Taschenführer zur ICD-10Klassifikation psychischer Störungen. 2011. Bern: Verlag Hans Huber • Rudolf, G. Strukturbezogene Psychotherapie: Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen. 2012. Schattauer Verlag 22