Elternmerkblatt Infobrief 9 Monate Liebe Eltern, in den vergangenen 9 Monaten haben Sie viel Freude erlebt, aber auch manche Sorge und schlechte Nacht hinter sich gebracht. Sie haben viel geleistet und sollten darauf stolz sein. Die folgenden Informationen sollen Ihnen als Wegweiser für das nächste Vierteljahr dienen. Entwicklung Mit 9 Monaten können sich viel Babys schon in irgendeiner Weise fortbewegen. Das eine krabbelt unermüdlich vom Sofa zur Mutter und wieder zurück. Ein anderes kämpft noch mit seinem Körper, der ihm noch nicht so gehorcht, wie es das will – manchmal wochenlang. Als Eltern kann man gar nicht anders – man vergleicht in der Krabbelgruppe: Welches ist das fixere und klügere, welches das schwerfälligere und ungeschicktere Baby? Aber ist das wirklich wichtig? Jedes Kind ist einmalig und hat sein eigenes Tempo in dem es sich entwickelt. Ob es mit elf oder fünfzehn Monaten Laufen lernt, ist für seine spätere Entwicklung gleichgültig. Ebenfalls ob ein Kind auf dem Weg zum freien Laufen den klassischen Weg über das krabbeln nimmt oder ob es eine andere Strategie verfolgt und sich vom rutschen auf dem Po oder dem robben direkt hinstellt. Geeignetes Spielzeug Spielsachen für ihr Kind sollten umweltfreundlich, unzerbrechlich, waschbar und nicht zu klein sein. Achten Sie beim Kauf auf die Testmarke „Spielgut“ oder GS (Geprüfte Sicherheit). Geeignete Spielsachen für Verstand, Herz und Hände sind: Bausteine, Ringpyramide, Becher zum Ineinanderstecken, weiche Puppen, Teddys zum Liebhaben, Bilderbücher mit einfachen Bildern aus fester Pappe oder Holz, Spielzeug für die Badewanne: Boot, Schwimmtier Plastikgegenstände aus dem Haushalt Spielsachen für Gleichgewicht, Körperkoordination und räumliche Orientierung: Körper der Eltern/Bezugsperson (kostenfrei!) Verschiedene Sitzgelegenheiten Sachen zum Schieben (kippsicherer Laufwagen) oder Nachziehen Bälle Das Wichtigste für die Entwicklung Ihres Kindes sind Sie selbst, Ihre Zuwendung: Seite 1 von 16 Unterstützen Sie das Lernbedürfnis und den Entdeckungsdrang Ihres Kindes Setzen Sie aber auch Grenzen. Geben Sie ihm emotionale Sicherheit Loben Sie es ausgiebig und freuen sich mit ihm über jeden neuen Entwicklungsschritt. So unterstützen Sie die Kindes Sprachentwicklung Ihres Versuchen sie zu verstehen, was Ihr Kind Ihnen sagen will Sprechen Sie viel und mit einfachen Wörtern mit ihrem Kind Erzählen Sie Ihrem Kind, was sie gerade tun loben Sie es für seine ersten Worte mit Bedeutung Vom Brei zum Brot - Einführung der Familienkost die Beikost haben Sie erfolgreich eingeführt, Ihr Kind isst bereits zu 3 Mahlzeiten die bekannten Breie (Mittag-, Nachmittag und Abendbrei…) und wird vielleicht noch zu 1-2 Mahlzeiten gestillt oder bekommt Säuglingsmilchnahrung. Sie haben festgestellt, dass ihr Baby mittlerweile einige Minuten frei sitzen kann, jetzt ist es Zeit für den Hochstuhl und somit wächst seine Neugier auf das, was Mama und Papa essen. Ihr Baby wird zum Kleinkind und soll nun langsam an die Familienkost gewöhnt werden Nun stellen sich Fragen: Wie geht es weiter? Was können Sie von Ihrem Essen abgeben? Wie sehr darf das Essen gewürzt sein? Insgesamt sind 5 Mahlzeiten vorgesehen, 3 Haupt -und 2 Zwischenmahlzeiten. 1. Der Mittagsbrei (Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei) Die ersten Schritte: Die Breie werden nach und nach nicht mehr püriert, sondern Kartoffeln, Nudeln oder Reis werden einfach mit der Gabel zerdrückt. Dazu können Sie nun neue Gemüse- oder Fleischsorten ausprobieren. Somit geht der Mittagsbrei langsam in eine warme Hauptmahlzeit über (mittags oder abends auch im Wechsel möglich). Hautbestandteil der warmen Mahlzeit sind Kartoffel, Nudeln und Reis. Dazu Gemüse und eine kleine Menge Fleisch. 2. Der Nachmittagsbrei (Getreide-Obst-Brei) Anstelle des Getreidebreies können sie nun kleine Stücke Brot (Weißbrot, oder Mischbrot) - mit Butter/Margarine D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 2 von 16 bestrichen - anbieten. Das Obst, können Sie zunächst wie gewohnt püriert oder langsam als kleine greifbare Stücke geben. Besonders geeignet sind Banane, Kiwi, Pfirsich oder Erdbeeren. 3. Der Abendbrei (Milchbrei) Dieser wird durch eine weitere Brotmahlzeit ersetzt, zu der Sie außerdem Milch anbieten - entweder zum Trinken, als Joghurt oder auch in Form eines Milchshakes. Eine weitere Alternative ist es den Milchbrei als „Frühstück“ weiterhin bestehen zu lassen. Gern können Sie die Getreidesorten variieren und, anstelle der Instant– Baby -Flocken, feine Haferflocken in die Milch rühren. 4.+5. Die Zwischenmahlzeiten: Zu diesen genannten 3 Hauptmahlzeiten bietet sich als Zwischenmahlzeiten (2mal täglich) Obst, Joghurt, Kekse, Reiswaffel, Brot o.ä. an. Getränke: Zu jedem Essen sollten Sie Trinken anbieten: Leitungswasser, Mineralwasser, dünne Saftschorlen oder Gemüsesaft Weitere Themen und Tipps: Gewürze: Sie dürfen dass Essen nach Lust und Laune würzen, Verwenden Sie Gewürze, die Sie selber gern essen oder probieren Sie ruhig auch neues aus. Allerdings sollten Sie darauf achten, dass die Speisen ihren Eigengeschmack behalten. Außerdem sollte das Essen nicht zu scharf gewürzt sein (Chili, Pepperoni, Pfeffer). Salz ist erlaubt und für den Elektrolythaushalt unserer Kinder auch lebensnotwendig- besonders geeignet ist jodiertes und fluoridiertes Speisesalz. Milch: mit Beginn der Familienkost, können Sie sich nun langsam von der Säuglingsmilchnahrung verabschieden und auf Kuhmilch umstellen. Auch- und besonders allergiegefährdeten Kindern wird die langsame Einführung der Kuhmilch ab dem 10. Lebensmonat empfohlen. D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 3 von 16 je nach Geschmack, können Sie 1,5%-ige oder 3,5 % Frischmilch oder H-Milch verwenden Die Gesamtmenge von 300-330 ml Kuhmilch und Joghurt sollte dabei aber nicht überschritten werden. Fleisch + Fisch: Fleisch steht 2 bis 3 mal pro Woche auf dem Speiseplan. Wählen Sie fettarme Sorten wie Huhn, Pute, Kalb und Rind und mageres Schweinefleisch. Kinder lieben Hackfleisch als Bolognesesoße als Hackfleischküchle oder in Form von Würstchen. Fisch sollte 1mal Pro Woche auf den Teller kommen, wobei auch Fischstäbchen geeignet sind Tipps und Tricks bei Tisch: Ratsam ist es, Ihr Kind langsam an Besteck zu gewöhnen, um somit unter anderem seine Eigenständigkeit zu unterstützen Bitte beachten Sie, dass die gewünschten Essmengen oft zu hoch eingeschätzt werden. Zur Orientierung: das Essen Ihres Kindes sollte auf einem Unterteller Platz haben. Es ist schön wenn Ihr Kind 20 min am Tisch sitzen bleibtlänger muss nicht sein!!! Wenn Ihr Kind die Möglichkeit bekommt das Essen auf Mama ’s und Papa ’s Teller zu sehen, wird die Neugier beim Essen erhalten und leichter Neues ausprobiert- in diesem Zusammenhang lohnt es sich die Tischordnung zu überdenken Schön gestalte Teller und bunte Menüs regen zum Essen an. Alles was auch mit den Fingern gegessen werden kann ist heiß begehrt. Spezielle Kinderlebensmittel braucht Ihr Kind nicht. Diese enthalten oft zu viel versteckte Zucker. Dagegen sind kindgerechte Verziehrungen der Speisen willkommene Abwechslungen bei Tisch. ACHTUNG Bitte vorsichtig bei Nüssen, Früchten oder harte Gemüsesorten, die Ihr Kind verschlucken könnte. Fremdkörper in der Luftröhre oder Lunge lassen sich nur durch eine komplizierte Lungenspiegelung in Vollnarkose entfernen. D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 4 von 16 Im Rahmen unserer Elternseminare zur Kinderernährung beantworten wir gern Ihre Fragen zur sinnvollen Ernährung zwischen dem 10. Monat und dem 3. Geburtstag. Die aktuellen Termine finden Sie an unserer Anmeldetheke und im Babywartezimmer sowie im Internet unter www.esskimo.de. Dabei sind auch Gäste von außerhalb willkommen. Selbstverständlich können Sie Ihre Babys gerne mitbringen, wenn Sie keinen Babysitter haben. Anmeldeformulare finden Sie unter Downloads auf unserer Homepage www.esskimo.de oder Sie melden sich direkt telefonisch über die Praxisrufnummer an. Wir freuen uns auf ihr kommen! Zahnpflege Kein Löffelabschlecken beim Füttern! Kariesbakterien sind eine „familiäre“ Angelegenheit und werden normalerweise in der Familie weitergegeben. Die Übertragung der karieserzeugenden Streptokokkenbakterien beginnt erst mit dem Durchbruch der Backenzähnchen und findet zwischen dem ersten und zweiten Geburtstag statt. Daher bitte Keine Nuckelflasche! Speichel enthält kariesschützende Inhaltsstoffe. Häufiges Trinken und Nuckeln in kleinen Portionen „verdünnt“ den Speichel und mindert die Kariesschutzfaktoren. Dies passiert auch dann, wenn ausschließlich zuckerfreie Getränke oder Leitungswasser getrunken wird. Keine zuckerhaltigen Getränke! Denn die kariesfördernde Wirkung gezuckerter Getränke (Tee und Fruchtsäfte) ist Ihnen bekannt. Aber wussten sie dass selbst der Restzuckergehalt von 1:10 verdünntem Fruchtsäfte noch Karies fördert? Nachts keine Milch! Denn nächtliches Füttern - sowohl mit Flaschenmilch als auch Muttermilch - ist ungünstig, da Milch 5% Milchzucker enthält. Dieser wirkt bei Nachtfütterung besonders kariesfördernd, da dann weniger schützender Speichel gebildet wird. Bieten Sie Ihrem Kind ersatzweise zuckerfreie Tees oder Leitungswasser an. Zahnbürsten an die frische Luft! Zahnbürsten sollten nach dem Gebrauch rasch trocknen, um keinen Nährboden für Kariesbakterien zu bieten. Am besten D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 5 von 16 stellen Sie Ihre Zahnbürsten aufrecht in das Zahnputzglas. Um stets eine durchgetrocknete Zahnbürste verwenden zu können, empfehlen manche Fachleute die Verwendung von 2-3 Zahnbürsten je Familienmitglied (Morgenbürste, Mittagsbürste, Abendbürste). Fluoridtabletten geben! Fluorid ist ein natürliches Spurenelement, das den Aufbau gesunder Zähne maßgeblich unterstützt. Fluorid lagert sich in den Zahnschmelz ein, erhöht seine Widerstandskraft gegen kariesbildende Säuren und hemmt gleichzeitig die Säurebildung von Mundbakterien aus Zucker. Ein wesentlicher Teil der vorbeugenden Wirkung von Fluorid gegenüber der Zahnkaries wird auf eine örtliche Wirkung zurückgeführt. Dies wird durch die Anwendung von fluoridierter Zahnpasta breit genutzt und ist ab dem Kindergartenalter sinnvoll. Die Problematik bei Säuglingen liegt im verschlucken der Zahnpasta - das darin enthaltene Fluor wird in unkontrollierter Menge über den Magen-Darmtrakt aufgenommen. Zur Zahnpflege verwendet man beim Säugling und Kleinkind zunächst eine fluoridfreie Kinderzahnpasta. Wenn Ihr Kind keine Zahnpasta mehr verschluckt, kann der Übergang zur fluoridierten Kinderzahnpasta (0,5 mg Fluorid/g Zahnpasta) erfolgen. Im Gegenzug entfällt die orale Fluoridprophylaxe. In Ländern mit einer Fluoridanreicherung des Trinkwassers durch die Wasserwerke, kann es zu einer Überversorgung mit Fluorid kommen, daher werden Fluoridtabletten in diesen Ländern nur eingeschränkt oder nicht empfohlen (z.B. Niederlande, USA). In Deutschland ist die Situation anders: Wir haben keine natürlicherweise oder durch Trinkwasseranreicherung fluoridreichen Säuglings- und Kindernahrungsmittel. Deshalb empfehlen namhafte wissenschaftliche Gesellschaften (Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde, Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE) Fluoridtabletten für Säuglinge und Kleinkinder. Bekommt das Kind Trinkwasser oder Mineralwasser mit einem Fluorgehalt über 0,3 mg pro Liter ist eine Ergänzung durch Fluortabletten nicht notwendig. Im Stadtgebiet Nürnberg liegt der Fluoridgehalt des Trinkwassers deutlich unter dieser Grenze. Wohnen Sie außerhalb, können Sie die Werte Ihres Trinkwassers beim örtlichen Wasserwerk der Gemeinde erfragen. Grundsätzlich wird empfohlen, im Haushalt fluoridiertes Speisesalz zu verwenden. Da Kinder unter drei Jahren noch geringere Salzmengen verzehren, ist eine Ergänzung durch Tabletten mit 0,25 mg Fluor dennoch sinnvoll. D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 6 von 16 Nichts ist vor dem Baby sicher Säuglinge in diesem Alter sind sehr neugierig und aktiv, sie haben einen starken Bewegungsdrang und sehen alles aus einer anderen Perspektive. Sie sind naiv und kennen keine Gefahren, sind ungeübt und haben eine schlechte Gleichgewichtskontrolle. Das Gedächtnis reicht noch nicht weit. Das kann passieren Stürze vom Wickeltisch, Kinderbett u.a. Verletzungen, z.B. durch scharfkantige Gegenstände Verbrennungen und Verbrühungen Verschlucken Ertrinken Vergiftungen Und wenn doch etwas passiert? Gift-Notrufnummern: 0911 398 2451 in Nürnberg 030 19 240 in Berlin 089 19 240 in München Ihr Kind darf sich nicht vergiften Arzneimittel, Haushaltchemikalien etc. haben kindersichere Verschlüsse und sind zuverlässig weggeschlossen Zigaretten/Tabak und Alkoholika sind unzugänglich In Wohnung und Garten gibt es keine giftigen Pflanzen So vermeiden Sie Verbrennungen und Verbrühungen D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 7 von 16 Die Temperatur des Leitungswassers beträgt nicht mehr als 50°C Heiße Geräte, Herd, Backofen (Sicherung) sind unzugänglich Heiße Gerichte und Getränke sind sicher außer Reichweite Griffe von Töpfen und Pfannen sind nicht erreichbar Verzichten Sie auf Tischdecken! Streichhölzer sind außer Reichweite Sie haben nie Ihr Kind auf dem Arm und Heißes in der Hand Stürze und Verletzungen Verzichten Sie auf Lauflernhilfen Die Matratze des Kinderbetts ist heruntergestellt Gitter zur Sicherung von Räumen und Treppen (keine Scherengitter) Der Hochstuhl ist kippfest, Ihr Kind ist gesichert An scharfe Gegenstände kommt es nicht heran Wichtig sind Kindersicherungen für Fenster Schubladen, vor allem mit gefährlichem Inhalt scharfkantiges Mobiliar Steckdosen Elektronisches Sehscreening für Säuglinge und Kleinkinder Seit kurzem können wir unseren Patienten eine wichtige neue Früherkennungsuntersuchung anbieten. Sie dient der Früherkennung von Sehstörungen. Insbesondere ist es wichtig, einseitige Fehlsichtigkeiten und Hornhautverkrümmungen rechtzeitig zu erkennen. Mittels eines optoelektronischen Meßsystems (Refraktionsmessung) kann dies jetzt schon bei Säuglingen untersucht werden. Werden Sehstörungen nicht in den ersten Lebensjahren erkannt und behandelt, können diese zu einer dauerhaften Sehschwäche führen. Eine Sehschwäche kann weder mit einer Brille, noch mit anderen Sehhilfen ausgeglichen werden und wird auch Amblyopie genannt. D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 8 von 16 Wie lernen Kinder sehen? Die Augen sind das wichtigste Sinnesorgan des Menschen, denn 80% aller Informationen nehmen wir über unsere Augen auf. Neugeborene müssen das Sehen genauso erlernen wie Laufen und Sprechen. Die Fortschritte bei den ersten Gehversuchen oder dem Artikulieren der ersten Worte erleben die Eltern täglich mit. Wie und was Ihr Kind sieht, bleibt Ihnen dagegen weitgehend verborgen. Das Sehen besteht aus zwei Vorgängen, der Bildaufnahme durch die Augen und der Bildverarbeitung im Gehirn. Das Zusammenspiel von Augen und Gehirn müssen Neugeborene üben, damit sich der Sehnerv, bzw. die zum Sehen erforderlichen neuronalen Verknüpfungen zwischen Augen, Sehrinde und Augenmotorik ausbilden können. Dabei sind die ersten Jahre für die Entwicklung eines gesunden beidäugigen Sehens die wichtigsten. Treten in dieser Zeit Sehstörungen auf, so verläuft dieser Lernprozess unwiederbringlich fehlerhaft. Augen und Gehirn werden nicht richtig trainiert und das Kind wird nie seine volle Sehkraft erreichen. Man spricht dann von einer Sehschwäche, bzw. einer Amblyopie. Warum reicht ein normaler Sehtest nicht aus? Je früher eine Sehstörung erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Behandlungserfolge. Die normalen Sehtests können erst durchgeführt werden, wenn Ihr Kind bereits spricht. Darüber hinaus sind diese Tests nicht dazu geeignet, Refraktionsfehler zuverlässig zu erkennen. Was kostet die Untersuchung? Für Patienten der AOK, die am Kinderarztvertrag PzV teilnehmen und für Privatversicherte werden die Kosten übernommen. Ansonsten kostet die Untersuchung Euro 25.-. Sicherer Impfschutz für Ihr Kind D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 9 von 16 Nach einer Impfpause von 8 Monaten ist nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission STIKO für Ihr Baby zum ersten Geburtstag eine Erweiterung des Impfschutzes und die Auffrischung der bisher erhaltenen Impfungen vorgesehen. Neu hinzu kommen jetzt die Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln, Windpocken und Meningokokken. Auszug aus dem Impfplan der „Ständigen Impfkommission“ (STIKO) wann? ab erstem Geburtstag mit 11 - 14 Monaten mit 11 - 14 Monaten welcher Impfstoff? Einzelimpfstoff (einmalige Gabe ausreichend) Vierfachimpfstoff MMRV (Grundimmunisierung 1) schützt vor welcher Erkrankung? Meningokokken (Meningitis) Masern, Mumps, Röteln Windpocken Diphtherie Pertussis (Keuchhusten) Sechsfachimpfstoff Tetanus + HiB (Meningitis, Pneumokokkenimpfstoff Kehlkopfschwellung) Hepatitis B (Grundimmunisierung Polio (Kinderlähmung 4) + Pneumokokken (Meningitis) Vierfachimpfstoff MMRV mit 15 –23 Monaten (Grundimmunisierung 2) Masern, Mumps, Röteln Windpocken (Stand Februar 2010) Impfabstände und Dauer der Schutzwirkung Nach durchgeführter Grundimpfung bewirken die meisten Impfungen einen Schutz, der mindestens 5 - 10 Jahre anhält. Bei der Hepatitis B-, Pneumokokken- und Meningokokkenimpfung ist mit einem extrem langen Schutz zu rechnen. Bei Röteln, Masern und Mumps gibt es auch nach über 20 Jahren Impfung noch keine sicheren Hinweise für ein Nachlassen des Schutzes. Bei der relativ neu eingeführten Windpockenimpfung kann man – verständlicherweise – noch keine sichere Aussage treffen ob der Impfschutz über die gesamte Lebenszeit anhalten wird. Eventuell wird zu späterer Zeit eine Empfehlung für eine Auffrischimpfung im Erwachsenenalter gegeben werden. Mögliche „normale“ Impfreaktionen D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 10 von 16 An den lmpfstellen kann eine wenige Tage anhaltende schmerzempfindliche Schwellung und/oder eine Rötung auftreten (besonders nach der Td-Impfung am Arm). Nach den Impfungen gegen Hepatitis B, Haemophilus influenza B, Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, FSME und Kinderlähmung kann es gelegentlich zu Fieber kommen, dessen Höhepunkt meist schon am Abend des Impftages oder innerhalb von 24-48 Stunden zu verzeichnen ist und selten noch bis zu 72 Stunden nach der Impfung anhalten kann. Außerdem wurden Anzeichen eines gestörten Allgemeinbefindens, wie zum Beispiel Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Unruhe oder Erbrechen beobachtet. Während oder kurz nach der Masern-Mumps-Röteln-Varizellen Schutzimpfung kann ein leichtes Brennen oder eine Rötung an der Impfstelle auftreten, etwa 7 bis 16 Tage nach der Impfung kann es zu einer kurz andauernden Temperaturerhöhung von 1 bis 2 Tagen kommen. Außerdem treten gelegentlich ein leichter Hautausschlag (Exanthem), Lymphknotenschwellungen und - sehr selten - auch eine mumpsähnliche oderwindpockenähnliche Erkrankung auf. Diese Impfreaktionen verlaufen leicht und machen in der Regel keine ärztliche Behandlung erforderlich. Bei stärkeren Schmerzen und Fieber über 38.5 C sollten im Zusammenhang mit Impfungen z.B. Paracetamol-Zäpfchen oder Ibuprofen-Saft gegeben werden. Fieberkrämpfe bei "Fieberkrampfkindern" können durch hohes Fieber ausgelöst werden. Impfkomplikationen Neben den genannten „normalen“ Impfreaktionen sind unerwünschte Impfstoffkomplikationen äußerst selten. Zeitgleich mit der Impfung auftretende Erkrankungen können irrtümlich als Ursache unerwünschter Impfkomplikationen angesehen werden. Im Hinblick auf eine maximale Sicherheit muss deshalb laut Infektionsschutzgesetz jedes über die normale Impfreaktion hinausgehendes Vorkommnis möglichst schnell medizinisch abgeklärt und dem zuständigen Gesundheitsamt namentlich gemeldet werden. Ist eine gesunde Entwicklung des Kindes durch die Verhinderung bestimmter Krankheiten gefährdet? Häufen sich Allergien bei geimpften Kindern? Es wird nur gegen wenige Krankheiten geimpft. Impfungen stärken auch - so wie Krankheiten - letztlich das Abwehrsystem. Vermehrte Infekte und Impfungen schützen vor der Ausbildung von Allergien! Darum sind wir Kinderärzte auch über häufige unkompliziert verlaufende Infektionen bei Kindern nicht so besorgt. Kinderkrippenkinder in der ehemaligen DDR hatten nicht nur im Vergleich zu den Kindern in den alten D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 11 von 16 Bundesländern durch den ständigen Kontakt mit Gleichaltrigen wesentlich häufiger Infektionen. Sie waren auch besser durchgeimpft. Dadurch hatten sie deutlich weniger Allergien. Einfacher ausgedrückt: "Der Körper entwickelt weniger Allergien, wenn er sich gegen Krankheiten und durch Impfstoffe wehren lernt." Extrem selten dagegen sind Allergien auf Impfstoffbestandteile. Masern Masern sind keine harmlose Kindererkrankung weltweit betrachtet schätzt die WHO ca. 500.000 Maserntodesfälle je Jahr. Die Masernviren werden durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen. Häufige Risiken in einer Gruppe von 100 Kindern und Jugendlichen, die an Masern erkrankt sind: • 98 Kinder entwickeln meist hohes Fieber und den typischen Ausschlag. • 8 können Durchfall bekommen. • 7 können eine Mittelohrentzündung bekommen. •6 können eine Lungenentzündung bekommen. Weitere Symptome, die auftreten können: laufende Nase, Appetitlosigkeit sowie gerötete und schmerzhafte Augen. Schwerwiegende gesundheitliche Risiken die innerhalb von einer Million an Masern erkrankter Kinder und Jugendlicher auftreten können: • 5.000 können fieberbedingte Krämpfe bekommen. • 1.000 können eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) bekommen.100 bis 150 Kinder, die eine Masern-Enzephalitis bekommen, können daran sterben; 150 bis 400 der Kinder, die diese Krankheit überleben, können lebenslange Gehirnschäden bekommen. • 333 können sterben. • 70 bis 110 können eine subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) bekommen – eine späte Komplikation der Masern, die das Gehirn zunehmend schädigt und immer tödlich ist (in Nürnberg derzeit 2 Erkrankte).Die zweimalige Impfung bietet (wahrscheinlich lebenslang) einen sicheren Schutz. Sind Masern, für die seelische Entwicklung Ihres Kindes wichtig? Diese Argument kommt aus der Homöopathie und Anthroposophie und geht auf die Humorallehre der Antike zurück, die Paracelsus im Mittelalter erneut aufgriff. „Was nach außen schlägt, reinigt“ – die Erkrankungen mit Hautausschlag wurden nicht als schlimme Krankheit sondern als Reinigungsprozess von giftigen und unreinen Stoffen betrachtet. Erst nach dem „reinigenden Ausschlag“ – wenn es sich „gemasert“ hat – könne sich ein Kind richtig entwickeln und eine eigene Persönlichkeit ausbilden. Es gibt nach heutigen soziopsychologischen Erkenntnissen keine Belege dafür, dass durch Masernviren ein positiver Entwicklungsschub ausgelöst wird. Natürlich wird durch die Erkrankung des Kindes die Eltern-Kind-Beziehung enger gestaltet - das Kind spürt die D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 12 von 16 Sorgen der Eltern. Eltern haben diese Sorge aber bei jeder Erkrankung Ihres Kindes. Gibt es einen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus? Im Jahre 1998 sorgte eine englischsprachige Studie für Aufregung, in der ein Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und Autismus unterstellt wurde. Diese Behauptung hat Wissenschaftler und hochrangige Kommissionen auf der ganzen Welt für mehrere Jahre beschäftigt. In keiner der daraufhin durchgeführten sorgfältigen Untersuchungen mit einer hohen Teilnehmerzahl an geimpften und ungeimpften Kindern konnte diese Theorie bestätigt werden. Schließlich wurde der Zusammenhang zwischen Autismus und MMR-Impfung in einer weiteren Veröffentlichung 2004 von damals an der Veröffentlichung beteiligten Autoren selbst zurückgenommen. Begründung: Es sei kein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem MMR-Impfstoff und Autismus gesichert gewesen. Mumps (Ziegenpeter) Mumps ist eine Virusinfektion, die durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen wird. Typische Krankheitszeichen sind Fieber, Kopfschmerzen und ein- oder beidseitige Entzündung der Ohrspeicheldrüsen und anderer Drüsen (z.B. Bauchspeicheldrüse), etwa 40% der Infektionen verlaufen ohne erkennbare Krankheitszeichen. Häufig geht Mumps mit einer Hirnhautentzündung einher, die zwar in den meisten Fällen harmlos ist, aber dennoch einen Krankenhausaufenthalt mit Entnahme von Nervenwasser (Lumbalpunktion) erforderlich macht. Gefürchtete Komplikationen des Mumps sind die Beeinträchtigung des Hörvermögens (1 von 10.000) bis hin zu Taubheit sowie – bei Erkrankungen jenseits der Pubertät – Entzündung der Hoden bzw. Eierstöcke mit dem Risiko der daraus resultierenden eingeschränkten Fortpflanzungsfähigkeit. Es gibt keine wirksame Behandlung gegen Mumps. Die zweimalige Impfung bietet (wahrscheinlich lebenslang) einen sicheren Schutz. Röteln Röteln sind eine Virusinfektion, die durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen wird. Im Kindesalter erworbene Röteln sind eine relativ harmlose Erkrankung, die sich wie eine banale Erkältung mit leichtem Fieber sowie einem kleinfleckigen Ausschlag bemerkbar macht. Etwas 25-50% der Infektionen verlaufen ohne Ausschlag oder andere Krankheitszeichen. In seltenen Fällen kommt es zu einem Abfall der Blutplättchen mit nachfolgenden Hauteinblutungen. Ab der Pubertät führen Röteln bei Frauen häufig zu Entzündungen der großen Gelenke, die nach einiger Zeit wieder abklingen. Wesentlich seltener als bei Masern kommt es zu einer entzündlichen Beteiligung des Gehirns (Enzephalitis). Die am D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 13 von 16 meisten gefürchtete Komplikation der Röteln ist die Schädigung des Embryos, wenn die Erkrankung in der frühen Schwangerschaft auftritt. Es gibt keine wirksame Behandlung gegen Röteln. Die zweimalige Impfung bietet einen sicheren Schutz (98%). Sollen auch die Jungen gegen Röteln geimpft werden? Unbedingt: Ja! Röteln treten oft ohne Krankheitszeichen auf. So können nicht erkennbar erkrankte Mädchen und Jungen fremde Schwangere gefährden. Werden Mädchen ganz bewusst nicht geimpft, so ist unbedingt darauf zu achten, dass Sie mit 12 - 14 Jahren auf einen Rötelnschutz untersucht und ggf. geimpft werden. Varizellen (Windpocken) Windpocken sind eine hoch ansteckende Infektionserkrankung. Das Virus wird mit dem Luftzug verbreitet – es kann sozusagen „fliegen“. Eine Ansteckung anderer Kinder, ist z.B. beim Niesen und Husten, bereits 1-2 Tage vor der sichtbaren Erkrankung möglich. Die Inkubationszeit ist relativ lange und beträgt 12 bis 21 Tage. Säuglinge sind bis zum 8. Lebensmonat durch den sog. „Nestschutz“ weitgehend geschützt. Nach einem Vorstadium, häufig mit erkältungsartigen Symptomen, tritt der Windpockenausschlag auf. Zunächst erscheinen flache rote Flecken am ganzen Körper, die sich binnen Stunden verdicken und zu juckenden Bläschen umwandeln. Zu Fieber kommt es als Begleitsymptom bei 30-40% der Erkrankten. Die Bandbreite der Erkrankung variiert stark – von nur vereinzelten Bläschen bis zum stark übersäten Körper mit hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl. Komplikationen treten bei ca.1% der Erkrankten auf, jede 1000. Erkrankung verläuft mit so schwerwiegenden Komplikationen, dass ein Krankenhausaufenthalt notwendig wird: Dabei handelt es sich vorwiegend um eitrige Infektionen der Haut (sog. Superinfektionen), der Gelenke, des Blutes sowie um Lungenentzündungen. Leider treten auch Entzündungen des Gehirns mit Entzündung des Kleinhirns (Gangunsicherheit, Schwindel) oder des Großhirns (Enzephalitis) mit drohenden bleibenden Schäden auf. Die für mich wichtigste Komplikation ist ein durch das Windpockenvirus ausgelöster kindlicher Schlaganfall infolge entzündlicher Schwellung der hirnversorgenden Blutgefäße. Leider betreut unsere Praxis ein Kind mit diesem Krankheitsbild. In der Bundesrepublik versterben jährlich 20 – 25 Erwachsen an Windpocken, in den Jahren 2003+2004 verstarben leider auch 7 immungesunde Kinder! Pneumokokken Pneumokokken sind Bakterien, die durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Sie verursachen Infektionen der Atemwege (Mittelohr-, Nasennebenhöhlenund Lungenentzündungen) aber auch lebensbedrohliche Krankheitsbilder wie eitrige Hirnhautentzündung und D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 14 von 16 Blutvergiftung. Zwar können Pneumokokken mit Antibiotika behandelt werden, jedoch können die schweren Verlaufsformen im Kindesalter zum Tod (5 Prozent) führen bzw. hinterlassen schwere Behinderungen (Taubheit bzw. geistige Behinderung in ca. 15%). Durch Impfung können etwa 70-80% der schweren Krankheitsfälle verhindert werden. Meningokokken Meningokokken sind Bakterien, die durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen werden. Sie verursachen lebensbedrohende Krankheitsbilder wie eitrige Hirnhautentzündung und Sepsis (Blutvergiftung). Zwar können Meningokokken mit Antibiotika behandelt werden, jedoch können die schweren Verlaufsformen im Kindesalter zum Tod (5-10 Prozent) führen bzw. hinterlassen schwere Behinderungen (Taubheit bzw. geistige Behinderung in ca. 5-10%). Die Impfung schützt nur gegen Meningokokken vom Typ C, welche in Bayern für ein knappes Drittel der Erkrankungen verantwortlich sind (bei steigender Tendenz). Die Impfung ist zu etwa 90% wirksam, es können etwa 30-50% der schweren Krankheitsfälle verhindert werden. Spezielle Impfung: Zeckenschutzimpfung FSME (FrühsommerMeningoenzephalitis) Die FSME wird durch ein Virus verursacht, welches durch Zecken übertragen wird. Die Erkrankung kommt nur in bestimmten Risikogebieten vor –hierzu zählt das gesamte Bundesland Bayern. 1 von 600 bis 2000 Zeckenstichen führt zur Infektion. Die meisten Erkrankungen sind harmlos. In 3 bis 5% (Kleinkinder) bzw. 20% (Jugendliche und Erwachsene) der Fälle kommt es aber zu einer Gehirnbeteiligung. Daraus können sich Komplikationen wie Hirnentzündung und Nervenlähmungen entwickeln. Es gibt keine Therapie gegen FSME-Viren. Die Impfung bietet zuverlässigen Schutz vor der FSME. Bei Hühnereiweißallergie darf sie nicht gegeben werden. Der Impfstoff ist für Kinder ab einem Jahr zugelassen. Impfexperten empfehlen die FSME-Impfung auch für Kleinkinder, raten aber dazu erst den Impfschutz der Standardimpfungen aufzubauen. D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 15 von 16 Ihr Kinderarzt Dr. Landendörfer, Diplom-Ökotrophologin Jennifer Nüssel und das Praxisteam D:\75900313.doc Land Feb 2010 Seite 16 von 16