Anthropologische Grundlagen des Sport- und - PH

Werbung
Fachdidaktische Spezifika Bewegung und Sport
Inhalte




Lehrplan für BS
Stundenvorbereitung
Grundsätzliches
Praktische Anwendung
Lehrplan für LÜ





Bildungs- und Lehraufgabe
freudvoll und gesundheitsorientiert
vielfältige motorische Aktivität
lebenslange Bewegungsbereitschaft
motorische Fähigkeiten u. Fertigkeiten verbessern
Aufgabenbereiche der Schule





Vielfältige Bewegungserfahrungen
Übernehmen von Verantwortung im Team
Sinnerfülltes Leben anregen
Wertekonflikte zwischen Erfolg und Fairness sowie Konkurrenz und Solidarität sportpädagogisch
gestalten
Ethisches und sportmoralisches Handeln fördern
Bildungsbereiche






Sprache und Kommunikation
Mensch und Gesellschaft
Natur und Technik
Gesundheit und Bewegung
Kreativität und Gestaltung
Freude an Leistung
Didaktische Grundsätze







alters- und entwicklungsgemäße Schwerpunkte setzen
individuelle gesundheitliche und physiologische Reizsetzung
Leistungskontrollen
Trends im freizeitlichen Bewegungshandeln einbinden
jugendgemäße Vorführungen und Wettkämpfe organisieren
fächerübergreifende Lehr/Lernverfahren
höchstmögliches Maß an Sicherheit
Lehrstoff – Kernbereich




Grundlagen zum Bewegungshandeln (mot. Fähigkeiten)
Könnens- und leistungsorientierte Bewegungshandlungen (mot. Fertigkeiten: LA, Schwimmen, Schilauf,
GT, …)
Spielerische Bewegungshandlungen (gr. Und kl. Sportspiele)
Gesundheitsorientiert - ausgleichende sowie kreative Bewegungshandlungen
Erlebnisorientierte Bewegungshandlungen
Grundlagen der Unterrichtsplanung






Lehrplan
Schulplan
Jahresplan
Abschnittsplan
Wochenplan
Stundenplanung
Stundenvorbereitung
 Beginn - Hauptteil – Schluss
Beginn (3 - 5 min)

Aufgabe:
Beleben, Aufwärmen, Einstimmen, Atmosphäre schaffen, Stillen des ersten Bewegungshungers,
Ventilfunktion, ...

Übungsstoff:
Belebende Spiele, Fangspiele, Bewegung mit Musik, ...
Hauptteil (35 – 40 min)
A) Körperdurcharbeitung
Haltungs- und Bewegungsschule, Gymnastik, Dehnen
Aufgabe:
Formung, Ausgleich, Gelenkigkeit, Vorbereitung, Verbesserung d. mot. Fähigkeiten
Übungsstoff:
„Zweckgymnastik“, Übungen in kleinen Gruppen - zu zweit,
dritt, .......
Übungen mit Handgeräten (Medizinbälle, Stäbe. Seile)
Übungen an Geräten (Langbänke, Sprossenwand ...)
Hauptteil (35 – 40 min)
B) Leistung (Kunstfertigkeit, Spiel, Tanz)
Aufgabe:
 Erlernen, Festigen und Anwenden motorischer Fertigkeiten,
 Verbessern motorischer Eigenschaften (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Gelenkigkeit ...)
 Beseitigung motorischer Mängel
 Erziehung zu guter Form in Haltung und Bewegung
 Steigerung der motorischen Leistungsfähigkeit
 Erziehung zur Partnerschaft
Übungsstoff (siehe Lehrplan):
Boden- und Gerätturnen, Leichtathletik, Schwimmen, Tänze, Spiele, ...
SchIuss (2-3 min)


Aufgabe:
Ausklang, Beruhigung, Besinnung, Reflexion, ….
Übungsstoff:
Beruhigende Spiele. Sinnesspiele. Sitzkreis, Dehnen ….
Planungsaspekte
Mögliche Schwerpunktsetzung (Stundentypen):
 isoliertes Sammeln von Bewegungserfahrungen
 Spielerisches Sammeln von Bew.erf.
 Konditionsschulung
 Neuvermittlung - Technikschulung
 Wiederholen - Einüben - Festigen
 Anwenden - Formen – Gestalten
Hauptaspekt = thematische Einheit
Sachanalyse









Wesentliche Einsichten = Lernziele
Wichtige Begriffe = Inhalt, Wissen, mot. Fähig- u. Fertigkeiten
Mögliche Verfahren = meth. did. Hinweise, MÜR*
Vorangegangene Inhalte = bereits Bekanntes, vorbereitende Übungen
Nachfolgende Inhalte = weiterführende Übungen
Lehrplanbezug
= Inhalte und Grob- bzw. Richtziele
Quellen der Vorbereitung = Lehrbücher, Fachzeitschriften
Didaktische Grundsätze und Unterrichtsprinzipien (aus LP) = soziale Dimension
*) fachliche Ausbildung notwendig!!!
Vorüberlegungen









Zusammensetzung und Stärke der Gruppe
Altersstufe und tatsächlicher Könnensstand
materielle und örtliche Voraussetzungen
Einordnung der Stunde in übergreifende Unterrichtsvorhaben
ungefährer Zeitplan
sinnvoller Beginn und Ende in Bezug auf die Hauptaufgabe
Organisationsformen (Beschäftigungsgrad, Aufmerksamkeit, „Gelenke“)
methodische Maßnahmen (Anregung, Übungsreihe . .)
voraussichtliche Probleme (Fehler, Korrektur . .)
Nachbesinnung - Reflexion






Stundenziel erreicht? (Nachholbedarf)
Anteilnahme und Interesse der SchülerInnen?
War die Belastung ausreichend?
Beziehungsebene zu den SchülerInnen? Engagement?
Häufigste Fehler – Ursachen - Maßnahmen?
Einordnung der Stunde in den Gesamtplan? (Jahresplan)
Mögliche Inhalte/Organisation








Zweckgymnastik, ev. Handgeräte
Partnerübungen
Musikgymnastik, Tänze, Hip-Hop
Zirkeltraining, Gerätegarten
Stations- oder Kreisbetrieb
Kleine Spiele (Völkerball,…)
Trendsportarten
Persönliche Schwerpunkte
Vorsicht …(Berechtigungen!)







Wintersportarten (SL, SB, …)
Schwimmen (TZ 20!)
Orientierungslauf (TZ 20!)
Schulsportwochen (Surfen, Klettern,…)
UND ev.
Gerätturnen (Trampolin,…)
Leichtathletik
SPORT UND BEWEGUNG IM KINDESALTER
Anthropologische Grundlagen des Sport- und Bewegungsunterrichtes
Tapeskript zum Lehrvideo: Kornexl, E.: Inst. Für Sportwissenschaften, Uni Innsbruck, 1998
Teil 1 Allgemeine Motorik und Motorische Fähigkeiten
Das Kindes- oder Schulkindalter umfasst die Zeitspanne vom Schuleintritt bis zur
Geschlechtsreife. Im Bereich des Sports stellen sich für eine bestimmte Altersstufe folgende
Fragen:
 Welche motorischen und psychischen Merkmale sind charakteristisch?
 Wie gut sind einzelne motorische Fertigkeiten ausgeprägt?
 Welche Lernziele und Lerninhalte ergeben sich daraus für die Sportpädagogik?
Typisch für das Kindesalter ist die Annäherung der Körperproportionen an die des
Erwachsenen. Die für sportliche Leistungen wichtige Proportion der Beine erlangt gegen
Ende der Kindheit das Verhältnis 1:1. Das Längenwachstum erfolgt gleichmäßig und beträgt
in der gesamten Epoche etwa 30 cm. Der Körperbau ist charakterisiert durch einen noch
geringen Muskelanteil und das Fehlen der sekundären Geschlechtsmerkmale.
Typische Kennzeichen der allgemeinen Motorik der 6 – 12 jährigen:
1.
2.
3.
4.
stark ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis
steiler Anstieg der motorischen Leistungsfähigkeit
gute motorische Lernfähigkeit
geringe Feinkoordination und Bewegungsökonomie
ad 1) Das stark ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis und die gute motorische Ansprechbarkeit
sollen die Reifung und Funktionstüchtigkeit sichern. Wahrnehmungen und Gefühle wie etwa
Siegesfreude werden meist motorisch beantwortet und ausgedrückt.
ad 2) Der auffallend hohe Anstieg der motorischen Leistungsfähigkeit in dieser Epoche
beruht insbesondere auf dem Heranreifen der Sinnesorgane und der motorischen
Steuerungszentren. In vielen Sportarten können Kinder gegen Ende dieser Epoche auch im
Vergleich zum Erwachsenen bereits ein sehr hohes Niveau erreichen.
ad 3) Auch die gute motorische Lernfähigkeit trägt entscheidend zur Leistungssteigerung bei.
Die hochgradige Plastizität der motorischen Steuerungszentren ermöglicht Kindern ein
rasches Erlernen motorischer Aufgaben. Dargebotene Bewegungen werden dabei schnell
erfasst und nachgeahmt.
ad 4) Die Feinkoordination und die Bewegungsökonomie sowie die Bewegungsgenauigkeit
sind in diesem Alter noch reduziert. Weit ausladende Bewegungen und Techniken in
Grobform sind dabei typisch für 6 – 12 jährige.
Motorische Fähigkeiten
1. Kraft:
Die Kraft erfährt im Kindesalter einen steilen, gleichmäßigen Anstieg. Ein Vergleich beim
Stangenklettern verdeutlicht diesen Kraftzuwachs. Während dieser Zeitspanne verdoppelt sich
die Kraftleistung des Kindes.
Aufgrund des geringeren Muskelanteiles am
Gesamtkörpergewicht ist das Kind im Vergleich zum Erwachsenen aber noch unterlegen.
2. Schnelligkeit
Eine große Steigerung erfährt auch die motorische Aktions- und Reaktionsschnelligkeit.
Soweit keine hohen Kraftleistungen gefordert werden, sind die Bewegungen der Kinder
schnell und erreichen in zyklischer Form eine hohe Frequenz. Daher wirken die Bewegungen
der Kinder quirlig, wendig und behände.
3. Ausdauer
Im Bereich der aeroben Belastungen unterscheidet sich der Organismus des Kindes kaum von
jenen des Erwachsenen. Wesentliche aerobe Leistungsparameter wie etwa maximaler
Sauerstoffpuls oder Herzminutenvolumen sind in Relation zur Körpermasse gleich. Der
besteht auch schon im Kindesalter eine gute Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit bei aeroben
Belastungen. Wegen der geringen Speicherkapazität an energieliefernden Substanzen und der
verminderten Laktattoleranz kommt es bei anaeroben Belastungen zu einer raschen Ermüdung
des Kindes. Werden diese Belastungen zusätzlich mit Kraftanforderungen kombiniert fällt die
Leistungsfähigkeit noch stärker ab. Nachteil hat das Kind in der Sportpraxis durch die geringe
Beinlänge. Zu Motivationsproblemen kann auch die mangelnde Begeisterungsfähigkeit für
länger dauernde, monotone, wenig abwechslungsreiche Aufgaben führen.
4. Gleichgewicht und Gewandtheit
Die sensorische Reifung des Vestibularapparates und die Optimierung der motorischen
Steuerungsprozesse führen zu einer deutlichen Verbesserung des motorischen
Gleichgewichtes und der motorischen Gewandtheit. Die Folge sind erfreuliche
Leistungssteigerungen im Kindesalter bei allen koordinativen und grobmotorischen
Bewegungsanforderungen. Vor allem die Gewandtheit verzeichnet vom Beginn bis zum Ende
des Kindesalters eine kontinuierliche und konstante Verbesserung. Der Leistungszuwachs ist
in dieser Entwicklungsepoche am größten. Noch eher mangelhaft entwickelt ist in den ersten
Schuljahren die Bewegungselastizität bei Niedersprüngen. Ästhetisch weiche
Bewegungsausführungen bei Sprüngen sind noch kaum möglich. Bei häufigen harten
Landungen kann dies sogar zu negativen Auswirkungen auf den Stützapparat führen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere das ausgeprägte Bewegungsbedürfnis
der Kinder, die Ausgewogenheit der Körperproportionen und das Heranreifen der
motorischen Steuerungszentren wesentliche Kennzeichen dieser Entwicklungsepoche sind.
5. Beweglichkeit
Wird in diesem Lehrfilm nicht behandelt und wird im Seminar gesondert besprochen
Teil 2
Motorische Fertigkeiten
Im Kindesalter bieten all die vorher erwähnten Faktoren wie ausgeprägtes
Bewegungsbedürfnis,
ausgewogene
Körperproportionen
und
die
motorischen
Steuerungszentren optimale Voraussetzungen für ein Heranbilden eines hohen motorischen
Fertigkeitsniveaus. In fast allen Sportarten können bei entsprechender Übung die
grundlegenden Fertigkeiten erlernt werden. Einschränkungen gibt es dabei aber noch in
dreierlei Hinsicht:
1. Hohe Kraftbeanspruchungen
2. Hohe anaerobe Belastungen
3. Hohe taktische Anforderungen
Laufen:
Beim Laufen weisen Kinder bereits alle wichtigen charakteristischen Merkmale auf. Eine
harmonisch zyklische Bewegungsabfolge, die Gegenbewegung und die gebeugte Haltung der
Arme, nur die Schrittlänge und der explosive Abdruck sind durch die reduzierte Schnellkraft
vergleichsweise noch gering. Im Vergleich zum Erwachsenen wirkt die Laufbewegung zwar
schon harmonisch, aber insbesondere zu Beginn dieser Entwicklungsphase noch wenig
dynamisch.
Springen:
Die zunehmende Optimierung der motorischen Steuerungsprozesse schlägt sich auch bei den
Leistungen im Springen nieder. Auffällig wird dies bei dem Vergleich mit den 6 und 12
jährigen. Ein 6 jähriges Kind springt in etwa 2 Meter. Bis zum Ende des Kindesalters steigert
sich die Leistung auf fast 4 Meter. Der Anlauf eines 6 jährigen Kindes ist zwar schon
harmonisch aber es fehlt noch die Dynamik. Anders ist dies beim 12 jährigen Kind.
Verantwortlich für diese Leistungssteigerung ist sowohl die Kraftzunahme als auch die
verbesserte Koordination von Anlauf und Absprung. Auch der beidbeinige Absprung schafft
kaum noch Probleme. Sprünge auf und über Hindernisse aller Art stellen für Kinder beliebte
Herausforderungen dar. Auch Sprungvariationen werden schon erstaunlich gut bewältigt.
Turnerische Fertigkeiten:
Für turnerische Fertigkeiten wie Schaukeln, Hängen, Balancieren, Klettern und Drehungen
bestehen, sofern sie keine hohen Kraftbeanspruchungen enthalten, ideale Voraussetzungen.
Sprünge auf, über und von Geräten sind zumeist ohne größere Schwierigkeiten von Burschen
und Mädchen zu bewältigen. Die Zunahme der Koordinationsfähigkeit erlaubt vielfältige
Sprungvariationen beim Trampolin- und Wasserspringen, sodass bei guten Voraussetzungen
Saltos und Überschläge erlernt werden können.
Werfen:
Auch das Werfen erfährt eine gewaltige Steigerung. Bei 6 jährigen erlaubt die mangelnde
Koordination von Anlauf und Abwurf noch keine weiten Würfe. Ausschlaggebend für diese
Steigerung im späten Kindesalter sind die Kraftzunahme und die verbesserte Koordination der
Lauf- und Wurfbewegung. In Ansätzen ist die entscheidende Bewegungsübertragung von der
Hüfte auf die Arme schon zu erkennen. Durch die Koordinationsverbesserung nimmt auch die
Zielgenauigkeit zu, sodass Ziel- und Abwurfspiele durchgeführt werden können. Die
Schlagwurfbewegung wird vereinzelt aber noch nicht beherrscht. Die Wurfweite steigert sich
vom 6. bis zum 12. Lebensjahr von ca. 10m auf ca. 30 m.
Fangen:
Die für das Fangen notwendige räumliche und zeitliche Bewegungsvorausnahme
(Antizipation) und die Feinkoordination der Hände verbessern sich zunehmend. Versucht der
6 jährige den Ball beim Fangen noch zum Körper zu führen, so können bis zum 12 Lebensjahr
alle Arten von Bällen problemlos gefangen werden. Somit ist es möglich mit Ende der
Kindheit alle großen und kleinen Ballspiele in einfacher Form zu praktizieren.
Rückschlagtechniken:
Die positive Entwicklung der räumlichen und zeitlichen Bewegungsvorausnahme spiegelt
sich auch in verschiedenen Rückschlagtechniken wie Badminton, Tennis, Tischtennis,
Beachball, Indiaca etc. wider.
Schwimmen:
Auch im Element können sich Kinder schon gut bewegen. Bei entsprechender Übung können
die Kinder bis zum Ende dieses Lebensabschnittes sogar alle 4 Wettkampftechniken in
Grobform erlernen. Auch das Tauchen schafft kaum mehr Probleme.
Rollen:
Die Fertigkeit Rollen (Inlineskaten, Skateboard, Snakeboard, Radfahren, Einradfahren, etc.)
erfreut sich bei Kindern in mehrfachen Varianten hohe Beliebtheit. Durch die hohe
Gleichgewichtsfähigkeit erreichen die Kinder ein erstaunliches Leistungsniveau (Straße,
Park,Halfpipe).
Die Vermittlung eines vielseitigen motorischen Fertigkeitsniveaus steht im Mittelpunkt des
sportpädagogischen Bemühens. Durch die allgemeine motorische Lernfähigkeit können und
sollen im Verlauf des Kindesalters die grundlegenden motorischen Fertigkeiten erworben
werden. Sie sind Voraussetzungen, wenn man sich später im Jugendalter auf eine Sportart
spezialisieren will. Noch aber hat VIELSEITIGKEIT Vorrang vor SPEZIALISIERUNG!
Dies gilt auch noch für den Leistungssport.
Teil 3
Psychische Merkmale
Bewegung und Sport sind für Kinder ein Quell der Freude und prägen entscheidend ihre
psychische und soziale Entwicklung. Die Welt der Kinder ist sachbezogen und orientiert sich
an der realen Umgebung. Kinder sind offen für die Aufgaben und Herausforderungen dieser
Umwelt und bereit und interessiert sich mit ihnen auseinander zu setzen. Das Interesse am
Sport gilt uneingeschränkt für beide Geschlechter. Zu der in Teil 1 und Teil 2 skizzierten
motorischen Ausstattung kommt nun die ideale Motivation zur sportlichen Aktivität hinzu.
Sportliche Leistung hat für Kinder einen hohen Stellenwert und trägt entscheidend zu sozialer
Akzeptanz und besserem Selbstwertgefühl bei. Sportliches Können kann das
Selbstbewusstsein und den Status und entscheiden bestimmen und nicht selten vollzieht sich
die soziale Rangordnung bei Kindern nach der sportlichen Leistungsfähigkeit. Bei
mangelnder Leistungsfähigkeit können soziale Ausgrenzung und Minderwertigkeitsgefühle
die Folge sein. Was geht in einem Kind vor, wenn es beispielsweise beim Wählen von
Mannschaften ausgegrenzt wird. Ziel der Sportpädagogik ist es dem ausgeprägten
Bewegungsbedürfnis der Kinder zu entsprechen und ihnen eine vielseitige
Bewegungserfahrung zu ermöglichen. Wichtig ist dabei, dass das Erlernen von Bewegungen
bei Kindern vornehmlich von der visuellen Wahrnehmung eingeleitet und gelenkt wird. Nicht
langwierige, komplizierte Erklärungen sind gefragt, sondern einfach vorzeigen und probieren
lassen. Verbale Informationen spielen eine untergeordnete Rolle und sollten nur grundlegende
Hinweise beinhalten. Erforderlich sind sie jedoch zur Wahrung der Sicherheit, z.B. beim
Trampolinspringen. Kinder sind offen und aufnahmebereit für immer wieder neue
Inforationen aus der Umwelt. Hohe Ansprechbarkeit und Aufnahmebereitschaft haben aber
auch eine hohe Ablenkbarkeit zur Folge. Dies gilt für Schule wie für Sport und Spiel. Kinder
wollen Abwechslung, kurzzeitige Belastungen und immer wieder neue Herausforderungen
wie man sie besonders bei Spielen und Wettkämpfen findet.
Erwachsene, also auch Lehrer und Eltern sind für Kinder meistens noch Autoritätspersonen.
Ihren Vorstellungen und Normen wird noch weitgehend entsprochen. Dies hat äußerst
positive Folgen auf die Unterrichtsgestaltung.
Demnach ergeben sich folgende Ziele für den Sportunterricht im Kindesalter:
Allgemeine Ziele
 Förderung der Gesundheit

 Verbesserung der motorischen
Leistungsfähigkeit


 Steigerung des Wohlbefindens



Spezielle Ziele
Befriedigung des Bewegungsund Spielbedürfnisses
Verbesserung der Koordination
Verbesserung der aeroben
Ausdauer
Vielseitige Bewegungserfahrung
vermitteln
Vermittlung von
Grundtechniken in allen
wichtigen Sportarten
Vermittlung wertvoller
Sozialverhaltensweisen im Sport
Befriedigung des Bewegungs- und Spielbedürfnisses:
Durch die Einschränkungen der Bewegungsmöglichkeiten und des Bewegungsausmaßes im
Alltag und in der Schule kommt der Befriedigung des Bewegungs- und Spielbedürfnisses aus
gesundheitlicher, sozialer und emotionaler Sicht große Bedeutung zu. Für Kinder ist es
wichtig diesen Bewegungsdrang ausleben zu können.
Verbesserung der Koordination
Durch die hohe Lernfähigkeit im Kindesalter erlangt die Verbesserung der Koordination
innerhalb der motorischen Fähigkeiten einen hohen Stellenwert. Die Kinder sollten deshalb
mit vielseitigen koordinativen Anforderungen und Bewegungsaufgaben konfrontiert werden.
Verbesserung der aeroben Ausdauer
Beachtung soll auch die aerobe Ausdauer finden. Sie fördert die Herz- Kreislauf Funktion und
sichert das notwendige Bewegungsausmaß (in Form des Kalorienverbrauchs). Es zeigen sich
dabei ähnliche biologische Anpassungsprozesse in den organischen Funktionen wie beim
Erwachsenen und die Leistungssteigerungen sind beträchtlich. Ein Abschirmen der Kinder
vor Ausdauerbelastungen ist daher nicht gerechtfertigt. Als Leitlinien für
Ausdauerbelastungen gelten:
 geringes Anfangstempo





abwechslungsreiche Bewegungsaufgaben
individuelles Leistungsniveau beachten
den direkten Leistungvergleich vermeiden
Eine Gesamtbelastung von mindestens 20 – 30 min
kurzzeitige Erholungsphasen
Bei hohen Belastungen (auch bei Spielen) kann es durchaus vorkommen, dass Kinder
Pulsfrequenzen von über 200 Schlägen/min erreichen. Da bei gesunden Kindern der
Skelettmuskel vor dem Herzmuskel ermüdet, besteht jedoch kein Anlass zur Besorgnis. Somit
ist im Training und im Sportunterricht die Gefahr einer Überbeanspruchung oder Schädigung
des kindlichen Kreislaufsystems ausgeschlossen. Eine Verbesserung anderer motorischer
Fähigkeiten wie Schnelligkeit und Gleichgewicht erweist im Kindesalter ebenfalls als günstig.
Kraft und anaerobe Ausdauer können hingegen geringe Beachtung finden.
Vielseitige Bewegungserfahrung vermitteln
Im Kindesalter ist die Vermittlung einer vielseitigen Bewegungserfahrung von großer
Bedeutung. Durch die hohe Lernfähigkeit kann eine breite Palette von sportlichen
Bewegungen erlernt werden. Die so geschaffene breite Basis von Bewegungserfahrungen ist
eine gute Grundlage einer späteren Spezialisierung.
Vermittlung von Grundtechniken in allen wichtigen Sportarten
Neben einer vielseitigen allgemeinen Bewegungserfahrung sollten im Kindesalter auch die
Grundtechniken vieler verschiedener Sportarten vermittelt werden. Da für Kinder die
Möglichkeiten der Feinformung von Bewegungsabläufen noch reduziert sind, ist das Erlernen
einer Vielzahl von Sportarten wesentlich sinnvoller als eine frühzeitige Feinformung.
Vermittlung wertvoller Sozialverhaltensweisen im Sport
Durch die große Bedeutung der sportlichen Leistung für das Selbstwertgefühl sind
wünschenswerte sozial – affektive Verhaltensweisen gefährdet. Insbesondere der Stellenwert
von Sieg und Niederlage ist zu relativieren. Fairness, kooperatives und hilfsbereites Verhalten
sollen gefördert werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein alteradäquates Bewegungsangebot entscheidend
zur Reifung und Persönlichkeitsentwicklung der Kinder beiträgt. Es befriedigt den kindlichen
Bewegungsdrang, stärkt das Selbstbewusstsein, fördert das Sozialverhalten und die
Gesundheit. Die Forderung nach Vielseitigkeit steht in diesem Lebensabschnitt im
Mittelpunkt sportpädagogischen Bemühens. In keinem Lebensabschnitt finden sich so ideale
Voraussetzungen um den Zugang zu Bewegung, Spiel und Sport zu öffnen wie im
Kindesalter.
Herunterladen