Die Physiologie des Muskels - Harald Freiholz

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Die Physiologie des Muskels
Inhalt
Die Einteilung der Muskulatur
Der Bau des Skelettmuskels
Die molekularen Grundlagen der Muskelkontraktion
Die Muskelkraft
Die Muskelfasertypen
Die Einteilung der Muskulatur
Wir unterscheiden 3 Typen von Muskulatur:



Quergestreifte Skelettmuskulatur
Quergestreifte Herzmuskulatur
Glatte Muskulatur
Der Bau des Skelettmuskels
Der Skelettmuskel ist von einer bindegewebigen Hülle, der Faszie, umschlossen,
die an den Enden mit Sehnen verwachsen ist. Als Untereinheit setzt sich der Muskel
aus vielen Faserbündeln zusammen, wobei jedes Bündel bindegewebig umhüllt ist.
Jedes Bündel besteht aus vielen Muskelfasern, die identisch mit den einzelnen
Muskelzellen sind. Die Skelettmuskelzelle ist 10-20 µm dick, jedoch bis zu 10 cm
lang. Sie enthält ein von der Zellmembran umschlossenes Sarkoplasma
(Zytoplasma) und ein typisches Kennzeichen sind zahlreiche randständige Kerne. Ein
wesentlicher Bereich des Sarkoplasmas wird von faserigen Strukturen, den
sogenannten Myofibrillen eingenommen. Zwischen den Fibrillen liegen zahlreiche
Mitochondrien und ein regelmäßig angeordnetes Röhrchen-System
(Tubulus - System). Hierbei handelt es sich um das Sarkoplsamatische
Retikulum (entspricht dem ER ), das längs zur Faserachse verläuft und daher als
longitudinales oder L-System bezeichnet wird. Außerdem gibt es fingerartige
Einstülpungen der Zellmembran in das Zellinnere. Diese verlaufen senkrecht zur
Faserachse und heißen daher transversales oder T - System. Das Fingerende
des T- Systems wird von zwei Seiten durch
das L - System nahezu kontaktiert, wobei
letztere an der (”fast”) Berührungsstelle
ähnlich wie Synapsen auf gedickt sind.
Hierdurch entstehen die muskeltypischen
Triaden.
Das Sarkoplasma enthält an gelösten
Stoffen sehr viel
ATP
und CreatinPhosphat, die beide für den Energiestoffwechsel wichtig sind. Alle anderen
Bestandteile, wie Enzyme und Ionen
unterscheiden sich nicht wesentlich von
denen anderer Zellen. Die Myofibrillen
bestehen aus Bündeln von Myofilamenten
mit dicken fibrillären Myosin und dünnen
fibrillären Aktin Proteinen. Die Faserproteine sind regelmäßig angeordnet, wobei
die Aktinfilamente in senkrecht zur Faserachse liegenden Z - Scheiben verankert
sind. Der Abstand von Z- zu Z-Linien stellt die Grundeinheit der Myofilamente, das
Sarkomer, dar. Durch regelmäßige Überlappung von Aktin und Myosin entstehen
helle I-Bande
(Querstreifung).
und dunkle A-Bande, senkrechte Streifen zur Faserachse
Die molekularen Grundlagen der Muskelkontraktion
Eine Muskelkontraktion erfolgt in Folge eines
Nervenaktionspotentials. Dieses gelangt über
das T- System ins Zellinnere und wird an der
Triade auf das L- System übertragen. Aus dem
L- System wird daraufhin Ca++ freigesetzt, das
zu den Myofibrillen diffundiert. Die Aufgabe des
Ca++ besteht in der Auslösung der
Muskelkontraktion, was man auch als Trigger
- Effekt bezeichnet. Hierbei verbinden sich
kleine Myosinköpfchen, die seitlich aus dem
Myosin herausragen mit dem Aktin, d.h. es
entstehen Querbrücken. Danach kippen die
Myosinköpfchen um und machen quasi eine
Einholbewegung, worauf das Aktin zwischen
das Myosin hineingezogen wird. Als Folge
hiervon verkürzt sich jedes Sarkomer, so dass
bei Kontraktion die I-Bande schmäler wird und die A-Bande gleich bleibt
(l=isotrop=gleich gebaut; A=anisotrop; die A- Bande kommt durch die Überlappung
von Aktin- und Myosin- Filamenten zustande).
Die Querbrückenbildung ist normalerweise
sehr fest, bei der Muskelkontraktion
müssen die Köpfchen aber wieder gelöst
werden, um nach dem Einholen wieder
nach vorne fassen zu können. Diese
Aufgabe erfüllt das ATP, denn durch dessen
Verbindung mit den Myosinköpfchen
werden die Querbrücken gelöst. Man
spricht dabei auch von der
Weichmacherfunktion des ATP’s. Dieser
Prozess und die Umwandlung des ATP in
ADP sind an das Vorhandensein von Mg++
gebunden. Unter Energieverbrach wird
Ca++ in das L – System zurückgeführt.
Da sich das Sarkomer bei einer Einholbewegung nur um 1% verkürzt, muss dieser
Zyklus mehrfach durchlaufen werden. Hierbei widerholen sich die molekularen
Vorgänge in den hintereinander liegenden Sarkomeren und so entsteht die
Muskelzuckung.
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Die Muskelkraft
Jeder Skelettmuskel besteht aus vielen motorischen Einheiten. Man versteht
hierunter die Einheit der Muskelfasern, die von einem motorischen Nerven
(einschließlich Kollateralen) innerviert werden. In Muskeln der Feinmotorik (Augen,
Finger) ist die Zahl der motorischen Einheiten relativ groß und die Fasermenge pro
motorischer Einheit gering. (bei großen Skelettmuskeln ist dies umgekehrt).
Ein wichtiges Prinzip, die Muskelkraft zu steigern, ist die
Rekrutierung
(Mehraktivierung) von motorischen Einheiten. Maximal können ca.2/3 aller
motorischen Einheiten, eines Muskels, rekrutiert werden. 1/3 bildet die Reservekapazität(Umschaltreserve, bei Erschöpfung).
Weiterhin ist die Frequenz der AP’s, im motorischen Nerven, entscheidend für die
Muskelkraft. Trifft ein AP auf eine motorische Einheit, so erfolgt eine Einzelzuckung.
Diese ist beim Skelettmuskel wesentlich länger als die Dauer der AP’s. Hierdurch
können AP s, die bei andauernder Zuckung auf den Muskel treffen, weitere
Zuckungen auslösen, wodurch sich mehrere Einzelzuckungen überlagern, was zu
einer vermehrten Kraftentwicklung führt. Ab ca. 50 Hz (Verschmelzungsfrequenz;
bei unterschiedlichen Muskeln sehr verschieden) sind die
Einzelzuckungen nicht mehr wahrnehmbar und es entsteht eine glatte Kontraktion
( Tetanus = tetanische Kontraktion).
Der quergestreifte Herzmuskel ist nicht tetanisierbar!
Wichtige Voraussetzung
für die Tetanisierbarkeit
eines Muskels ist, das die
Dauer der Einzelzuckung
wesentlich länger ist als
die Dauer des AP’s .
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Die Muskelfasertypen
In der Skelettmuskulatur sind beide Fasertypen in unterschiedlichen Mengen
vorhanden.
Typ I Faser – tonische Muskulatur
Auf ein Ap reagieren diese dünnen Fasern nur langsam, die Zuckungsdauer
beträgt 30 – 100 ms und klingt nur langsam ab (Dauertetanus). Die zur
Tetanisierung benötigte Frequenz beträgt ca. 30 Hz. Sie besitzen einen
hohen Myoglobingehalt und erscheinen deshalb rot.
Typ II Faser – phasische Muskulatur
Auf ein Ap reagieren diese dickeren Fasern schnell, die Zuckungsdauer
beträgt 10 – 30 ms und klingt schnell ab. Die zur Tetanisierung benötigte
Frequenz beträgt bis zu ca. 300 Hz. Sie erzeugen die Maximalkraft. Da ihr
Myoglobingehalt nur gering ist erscheinen sie weiß.
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© Harald Freiholz
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