Universelle Funktionen mit Lücken-Potenzreihen DISSERTATION zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Naturwissenschaften Dem Fachbereich IV der Universität Trier vorgelegt von Bettina Eisele Trier 2004 Gutachter: Prof. Dr. Wolfgang Luh Prof. Dr. Wolfgang Gawronski Tag der mündlichen Prüfung: 29. November 2004 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Historische Bemerkungen; Hauptergebnisse der Arbeit . . . . . . . 1.2 Bezeichnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 5 2 Hilfsmittel 6 2.1 Klassische Ergebnisse aus der Approximationstheorie . . . . . . . . 6 2.2 Ergebnisse aus der Überkonvergenztheorie . . . . . . . . . . . . . . 8 2.3 Lückenapproximation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 3 Ausschöpfung von Mengen 4 Universelle Funktionen mit Lückenpotenzreihen 4.1 Eingeschränkte Universalität . . . . . . . . . . 4.2 Folgerungen aus Satz 4.1 . . . . . . . . . . . . 4.3 Eine Verallgemeinerung des Satzes von Menšov 4.4 Diskussion der Lückenbedingung . . . . . . . . 16 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 21 26 29 30 5 Mehrfache Universalitäten 33 5.1 Hilfsmittel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.2 Mehrfach universelle Funktionen mit Lückenreihen . . . . . . . . . 36 6 Universell überkonvergente Potenzreihen mit Glattheitseigenschaften 47 6.1 Universelle Funktionen auf Jordangebieten . . . . . . . . . . . . . 47 6.2 Universelle Funktionen auf strikt sternförmigen Jordangebieten . . . 52 7 Universelle Approximation messbarer Funktionen 58 8 Universalität von Cesàro-Mitteln 61 Literaturverzeichnis 68 Kapitel 1 Einleitung 1.1 Historische Bemerkungen; Hauptergebnisse der Arbeit Die Probleme bezüglich der Existenz sogenannter universeller Funktionen und die universelle Approximation von Funktionen sind von klassischer Natur und spielen eine zentrale Rolle. Es existiert bereits eine extensive Literatur über Funktionen, welche universell bezüglich verschiedener Gesichtspunkte sind. Das erste Beispiel einer universellen Funktion lieferte Fekete (siehe Pál [27]) 1914: Es existiert eine universelle reelle Potenzreihe ∞ P aν xν mit der folgenden Eigen- ν=0 schaft: Für jedes Intervall [a, b] mit 0 ∈ /½ [a, b] und¾jeder stetigen Funktion f auf nk P [a, b] gibt es eine Folge {nk }, so dass aν xν gleichmäßig auf [a, b] gegen ν=0 f (z) konvergiert. Diese Potenzreihe hat offensichtlich Konvergenzradius 0. Das wohl bekannteste Beispiel einer universellen Funktion stammt 1929 von G.D. Birkhoff [2]: Es existiert eine ganze Funktion ϕ mit der Eigenschaft, dass es für jede beliebige ganze Funktion f eine Teilfolge {nk }k∈N der natürlichen Zahlen N gibt, so dass {ϕ(z + nk )}k∈N kompakt gegen f (z) auf C konvergiert. Somit ist die Folge der “additiven Translationen“ dicht im Raum der ganzen Funktionen versehen mit der Topologie der kompakten Konvergenz. 1970 konstruierten Luh [10] und unabhängig davon 1971 Chui und Parnes [5] in der komplexen Ebene eine universelle Potenzreihe bezüglich Überkonvergenz, die positiven Konvergenzradius hat: 3 Es gibt eine im Einheitskreis D holomorphe Funktion ϕ, deren Potenzreihe ϕ(z) = ∞ X aν z ν mit lim |aν |1/ν = 1 ν→∞ ν=0 die folgende Eigenschaft besitzt: Für jede kompakte Menge B ⊂ C \ D mit zusammenhängendem Komplement und jeder auf B stetigen, im Innern von B holomorphen Funktion f existiert eine Folge {nk } derart, dass die Teilfolge {snk (z)} der Partialsummen der Potenzreihe von ϕ gleichmäßig gegen f (z) auf B konvergiert. Dies war der Beginn zahlreicher Untersuchungen bezüglich universeller Funktionen, wobei in der klassischen Theorie die Approximationstheoreme von C. Runge (siehe [32],[6]) und S.N. Mergelian (siehe [20],[6]) fundamental für die Konstruktion solcher Funktionen sind. 1986 bewies Luh [11] die Existenz einer holomorphen Funktion ϕ auf einer offenen Menge O mit einfach zusammenhängenden Komponenten, die verschiedene universelle Approximationseigenschaften bezüglich Überkonvergenz besitzt: Es sei O ⊂ C eine offene Menge mit einfach zusammenhängenden Komponenten. (ζ) Weiterhin sei ζ ∈ O; wir bezeichnen mit {sn (z)} die Folge der Partialsummen der Potenzreihenentwicklung von ϕ um ζ . Dann existiert eine Folge {pn } der natürlichen Zahlen, so dass für alle ζ ∈ O das folgende gilt: (ζ) 1. {spn (z)} konvergiert auf O kompakt gegen ϕ(z); c 2. für jede kompakte Menge B ⊂ O mit zusammenhängendem Komplement und jede Funktion f , stetig auf B und holomorph im Inneren B ◦ , existiert (ζ) eine Teilfolge {pnk } von {pn }, so dass {spnk (z)} auf B gleichmäßig gegen f (z) konvergiert; 3. ähnliche Überkonvergenzeigenschaften gelten auf allen offenen Mengen mit einfach zusammenhängenden Komponenten und auf allen messbaren Mengen in C \ O. Die Familie aller Funktionen ϕ mit solchen Approximationseigenschaften ist ein dichter Unterraum im metrischen Raum aller holomorphen Funktionen auf O. Es stellt sich nun die Frage, ob man ähnliche Ergebnisse erzielen kann, wenn wir Approximation durch Lückenpolynome als wesentliches Mittel zur Konstruktion solcher universellen Funktionen verwenden. In Kapitel 4 werden wir auf diese Weise eine Funktion ϕ entwickeln, die in einem Kreisring außerhalb des Einheitskreises universelle Approximationseigenschaften 4 bezüglich Überkonvergenz und im Einheitskreis eine Lücken- Potenzreihenentwicklung (mit Entwicklungsmittelpunkt 0) besitzt. Da außerhalb des betrachteten Kreises die Partialsummenfolgen in jedem Punkt gegen ∞ divergieren, sprechen wir in diesem Fall von einer “eingeschränkt universellen“ Funktion. Dabei darf die Koeffizientenfolge der Potenzreihe keinesfalls so beschaffen sein, dass die Maximaldichte kleiner 1 ist. Zum Schluss werden wir eine gewisse Verallgemeinerung des Satzes von Menšov herleiten, der die Existenz einer universellen trigonometrischen Reihe bewies. Wir behandeln hier ein Analogon zu diesem Ergebnis für trigonometrische Lückenreihen. In Kapitel 5 befassen wir uns mit mehrfach universellen Funktionen. Ausgehend von einem Ergebnis von MacLane [17] beziehungsweise Blair und Rubel [3] werden wir eine holomorphe Funktion im Einheitskreis konstruieren, die dort eine Lücken-Potenzreihenentwicklung besitzt, welche zugleich universell bezüglich Überkonvergenz und Ableitungen ist. Anschließend werden wir die Existenz universell überkonvergenter Potenzreihen mit gewissen Glattheitseigenschaften untersuchen. Betrachten wir für ein Gebiet G ⊂ C alle in G holomorphen Funktionen ϕ mit den Eigenschaften, dass jede Ableitung ϕ(l) , l = 0, 1, ... eine stetige Erweiterung auf G besitzt und der Rand ∂G die natürliche Grenze für ϕ ist, so existieren im allgemeinen selbst für einfach zusammenhängende Gebiete G keine solchen Funktionen ϕ; nicht einmal dann, wenn wir nur die Stetigkeit auf dem Rand ∂G fordern. Ist G jedoch ein Jordangebiet oder gar ein strikt sternförmiges Jordangebiet, lassen sich Lückenpolynome derart konstruieren, dass wir mit deren Hilfe die Existenz einer universellen Funktion ϕ mit obigen Eigenschaften beweisen können. In Kapitel 7 untersuchen wir die universelle Approximation messbarer Funktionen: Existiert eine Folge ganzer Funktionen {fn }, deren Teilfolge {fnk } auf einem beliebigen Kompaktum K mit zusammenhängendem Komplement außerhalb eines Gebietes G ⊂ C jede auf K stetige und im Inneren von K holomorphe Funktion ϕ gleichmäßig auf K approximiert, so lässt sich auch auf jeder messbaren Menge S ⊂ Gc jede dort messbare Funktion f durch eine Folge {fmn } fast überall approximieren. Im letzten Kapitel werden wir einen direkten Zusammenhang zwischen den Partialsummen einer Potenzreihenentwicklung einer holomorphen Funktion und den Cesàro-Mitteln ganzzahliger Ordnung herleiten. Somit lassen sich alle Ergebnisse für universelle Approximationseigenschaften der Partialsummenfolgen sofort auf die jeweiligen Teilfolgen der betrachteten Cesàro-Mittel übertragen. 5 1.2 Bezeichnungen Im folgenden werden wir einige Notationen und Abkürzungen verwenden: Für ein Kompaktum K bezeichne A(K) die Menge aller Funktionen, die in K stetig und im Inneren K ◦ holomorph sind. Wir definieren wie üblich mit H(O) die Familie aller Funktionen, die holomorph auf einer Menge O sind. Mit M werde die Familie aller kompakten Mengen K ⊂ C bezeichnet, für die K c zusammenhängend ist. Für ein Gebiet G ⊂ C, G 6= C bezeichnen wir mit M(G) die Familie aller kompakten Mengen K ⊂ Gc mit zusammenhängendem Komplement. Konvergiert eine Folge von Funktionen {fn } auf einer Menge S gleichmäßig gegen eine Funktion f , schreiben wir fn (z) ⇒ f (z) . S Falls S eine offene Menge ist und {fn } auf S kompakt gegen f konvergiert (das heißt gleichmäßig auf allen kompakten Teilmengen von S konvergiert), schreiben wir fn (z) V f (z) . S Für die Anregung, Betreuung und vielfältige Unterstützung dieser Arbeit möchte ich Herrn Prof. Dr. Wolfgang Luh sehr herzlich danken. Ebenso gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Wolfgang Gawronski für die freundliche Übernahme des Koreferates. Kapitel 2 Hilfsmittel 2.1 Klassische Ergebnisse aus der Approximationstheorie Im Reellen gilt bekanntlich der W EIERSTRASSSCHE A PPROXIMATIONSSATZ : Die (reellwertige) Funktion f sei stetig im Intervall [a, b]. Dann gibt es zu ε > 0 ein Polynom Pε mit max |Pε (x) − f (x)| < ε. [a,b] Es gilt auch noch die folgende Verschärfung: Es sei O ⊂ R eine offene Menge, und f sei stetig auf O. Dann existiert eine Folge von Polynomen Pn mit Pn (x) −→ f (x) (punktweise auf O) und Pn (x) ⇒ f (x) für K jede kompakte Menge K ⊂ O. Die Approximation von Funktionen, die auf Teilmengen in C erklärt sind, ist von ganz anderen Verhältnissen geprägt als im Reellen. So reicht es zum Beispiel nicht aus, nur die Stetigkeit einer Funktion für ihre Approximierbarkeit durch Polynome zu fordern. Auch Holomorphie der Funktion reicht dann nicht aus, wenn etwa eine in einem nicht einfach zusammenhängenden Gebiet holomorphe Funktion betrachtet wird. Ein zentrales Ergebnis der Approximationstheorie im Komplexen stellt der folgende Rungesche Approximationssatz dar, mit dessen Hilfe auf jedem Kompaktum K ⊂ C mit zusammenhängendem Komplement jede holomorphe Funktion f durch Polynome beliebig genau approximiert werden kann: 7 Satz 2.1 (D ER RUNGESCHE A PPROXIMATIONSSATZ ) Es sei K ⊂ C ein Kompaktum, dessen Komplement K c = C\K zusammenhängend ist. Ferner sei f holomorph auf K . Dann gibt es zu jedem ε > 0 ein Polynom P mit: max |f (z) − P (z)| < ε . K Der Satz wird falsch für jedes Kompaktum K, dessen Komplement K c nicht einfach zusammenhängend ist. Das folgende Ergebnis ist ein sehr einfacher, aber wichtiger Sonderfall dieses allgemeinen Approximationssatzes: Satz 2.2 Es sei O ⊂ C eine offene Menge mit einfach zusammenhängenden Komponenten. Die Funktion f sei holomorph auf O. Dann gibt es eine Folge {Pn } von Polynomen, welche auf O kompakt gegen f konvergiert. Mit dem Satz von Mergelian können die Voraussetzungen des Rungeschen Approximationssatzes noch entscheidend abgeschwächt werden. Das Ergebnis beendet eine lange Kette von Untersuchungen zur polynomialen Approximation, die mit den Sätzen von Weierstraß und Runge begonnen hat: Satz 2.3 (D ER M ERGELIANSCHE A PPROXIMATIONSSATZ ) Es sei K ⊂ C eine kompakte Menge mit zusammenhängendem Komplement. Die Funktion f sei stetig auf K und holomorph im Innern von K . Dann gilt: Zu jedem ε > 0 existiert ein Polynom P mit max |f (z) − P (z)| < ε . K Analog zu oben ist auch dieses Ergebnis falsch für jedes Kompaktum K, dessen Komplement K c nicht zusammenhängend ist. Ist andererseits eine Funktion f auf K durch Polynome beliebig gut approximierbar, so ist f notwendigerweise stetig auf K und holomorph im Innern K ◦ . Der Satz von Mergelian ist also bei polynomialer Approximation bestmöglich. 8 2.2 Ergebnisse aus der Überkonvergenztheorie Die Partialsummenfolge {sn (z)} einer Potenzreihe f (z) = ∞ P ν=0 aν z ν mit Konver- genzradius 1 konvergiert im Einheitskreis D kompakt gegen f (z) und divergiert in c D . Diese Divergenz schließt jedoch nicht aus, dass eine Teilfolge {snk } in einem Gebiet kompakt konvergieren kann, welches den Einheitskreis echt enthält. Tritt diese Situation ein, so spricht man von Überkonvergenz der betrachteten Potenzreihe: Definition ∞ P Besitzt die Potenzreihe f (z) = aν z ν vom Konvergenzradius 1 eine Folge von ν=0 Teilsummen {snk (z)}, die in einem Gebiet G kompakt konvergiert, welches den Einheitskreis echt enthält, so heißt die Potenzreihe überkonvergent; {snk (z)} nennen wir eine überkonvergente Teilsummenfolge. Ostrowski zeigte in einer Reihe von Arbeiten (siehe [23], [24], [26]), dass ein innerer Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Überkonvergenz und sogenannten Hadamard-Ostrowski-Lücken besteht. Wir definieren Hadamard-Ostrowski-Lücken beziehungsweise Ostrowski-Lücken wie folgt: Definition ∞ P aν z ν vom Konvergenzradius 1 besitzt eine Folge {pk , qk } Die Potenzreihe f (z) = ν=0 von Hadamard-Ostrowski-Lücken, wenn gilt: (1) pk , qk sind natürliche Zahlen mit p1 < q1 ≤ p2 < q2 ≤ p3 < q3 ≤ ... , (2) für ein λ > 1 und alle k ist S (3) mit I = (pk , qk ) gilt qk pk >λ , k 1 lim |aν | ν < 1 . ν→∞ ν∈I Wir sprechen von reinen Hadamard-Ostrowski-Lücken, wenn aν = 0 für ν ∈ I ist. Gilt qk →∞ pk und 1 lim |aν | ν = 0 , ν→∞ ν∈I so nennen wir {pk , qk } eine Folge von Ostrowski-Lücken. 9 Mit Hilfe des Hadamardschen Drei-Kreise-Satzes lässt sich nun zeigen, dass jede analytisch fortsetzbare Potenzreihe mit Hadamard-Ostrowski-Lücken überkonvergent ist (siehe [26]). Genauer gilt: Satz 2.4 (D ER O STROWSKISCHE Ü BERKONVERGENZSATZ ) ∞ P Die Potenzreihe f (z) = aν z ν mit Konvergenzradius R = 1 besitze Ostrowskiν=0 Lücken {pk , qk }, und f sei über D hinaus analytisch fortsetzbar. Dann konvergiert die Teilsummenfolge {spk (z)} kompakt in einem Gebiet, das jeden Punkt z0 ∈ ∂D enthält, in dem f holomorph ist. Dieser Satz lässt sich umkehren, das heißt jede überkonvergente Potenzreihe muss auch notwendigerweise Hadamard-Ostrowski-Lücken besitzen: Satz 2.5 ∞ P Die Potenzreihe f (z) = aν z ν mit Konvergenzradius R = 1 besitze eine überν=0 konvergente Teilsummenfolge {snk (z)}. Dann besitzt sie Hadamard-Ostrowski-Lücken. Die Größe des nach Satz 2.4 gesicherten Gebietes , in dem Überkonvergenz auftritt, ist weitestgehend unbekannt. Es ist naheliegend zu vermuten, dass das Überkonvergenzgebiet “größer“ wird, wenn die Lückenlänge größer wird. In einem Spezialfall ist eine Aussage möglich (vergleiche [11], [25]): Satz 2.6 ∞ P Die Potenzreihe f (z) = aν z ν vom Konvergenzradius R = 1 besitze Ostrowskiν=0 Lücken {pk , qk }. Dann gilt: (1) Es existiert ein einfach zusammenhängendes Gebiet G mit D ⊂ G ⊂ C, in das f analytisch fortsetzbar ist. Über G hinaus ist f nicht analytisch fortsetzbar. (2) Die Teilsummenfolge {spk (z)} konvergiert in G kompakt gegen f (z). Ist ein Gebiet G ⊂ C gegeben, so stellt sich die Frage, ob es eine Potenzreihe gibt, die genau in G überkonvergent ist. Es ist klar, dass G notwendigerweise einfach zusammenhängend sein muss. Das folgende Ergebnis von Ostrowski [26] lässt sich durch eine Anwendung des Rungeschen Approximationssatzes beweisen, was zeigt, wie weitgehend die Anwendungsmöglichkeiten dieses Satzes sind. 10 Satz 2.7 Es sei G ⊂ C ein einfach zusammenhängendes Gebiet mit D ⊂ G, D 6⊂ G. Dann gibt es eine in G holomorphe Funktion f , die über G hinaus nicht analytisch ∞ P fortsetzbar ist und deren Potenzreihe f (z) = aν z ν mit Konvergenzradius 1 eine ν=0 Folge {pk , qk } von Ostrowski-Lücken besitzt. 2.3 Lückenapproximation Für eine Teilfolge Q = {qν }ν∈N0 von N0 wurden unterschiedliche Dichtebezeichnungen eingeführt. Es sei νQ (n) die Anzahl von m ∈ Q mit m ≤ n. Dann bezeichnen wir mit d(Q) die obere beziehungsweise mit d(Q) die untere Dichte der Teilfolge Q von N0 , gegeben durch νQ (n) νQ (n) d(Q) := lim sowie d(Q) := lim . n→∞ n→∞ n n Falls d(Q) = d(Q) gilt, sagen wir, dass Q die Dichte d(Q) = d(Q) hat. Weiterhin bezeichnen wir mit ½ ¾ νQ (n) − νQ (nθ) dmin (Q) := lim lim θ→1− n→∞ (1 − θ)n die Minimaldichte beziehungsweise mit ½ ¾ νQ (n) − νQ (nθ) dmax (Q) := lim lim θ→1− n→∞ (1 − θ)n die Maximaldichte von Q im Sinne von Pólya [29]. Es gilt stets dmin (Q) ≤ d(Q) ≤ d(Q) ≤ dmax (Q) . Die nachkommenden Ergebnisse bezüglich Lückenapproximation werden wir in den späteren Kapiteln häufig benutzen. Das folgende Lemma benutzten Luh, Martirosian und Müller 1998 in ihrer Arbeit [14], um die Existenz einer mehrfach universellen ganzen Funktion ϕ mit einer Lückenpotenzreihenentwicklung zu zeigen: 11 Lemma 2.1 Es seien Q eine Teilfolge von N0 mit Dichte d(Q) = 1 und K eine gegebene Menge in M mit K ◦ 6= ∅ und 0 ∈ K ◦ . Weiterhin sei die Funktion f holomorph auf K und habe in einer Umgebung des Ursprungs eine Potenzreihenentwicklung der Form f (z) = ∞ X fν z ν , wobei fν = 0 für ν ∈ /Q. ν=0 Dann gibt es für jedes ε > 0 ein “Lücken”-Polynom P (z) = N X pν z ν , wobei pν = 0 für ν ∈ /Q, (2.1) ν=0 so dass gilt max |f (z) − P (z)| < ε . K B EWEIS: Gemäß des Hahn-Banach Theorems genügt es zu zeigen, dass für jedes beschränkte lineare Funktional F auf C(K) mit F (P ) = 0 für alle Polynome P der Form (2.1) gilt F (f ) = 0. Mit dem Rieszschen Darstellungssatz ist jedes beschränkte lineare Funktional auf C(K) durch ein Borel Maß µ auf K gegeben. Also genügt es zu zeigen (vergleiche [31], Theorem 5.19 und Theorem 2.14), dass für jedes Borel Maß µ auf K mit Z ζ n dµ(ζ) = 0 für n ∈ Q (2.2) K gilt Z f (ζ) dµ(ζ) = 0 . K Es sei also µ ein Borel Maß auf K mit obiger Eigenschaft (2.2) gegeben. Weiterhin sei Z dµ(ζ) h(z) := für z ∈ Ĉ \ K K ζ −z die Cauchy-Transformierte von µ. Dann ist h holomorph in Ĉ \ K und für |z| > max |ζ| gilt ζ∈K ! µ Z ¶ Z à X ∞ ∞ X ζn 1 n h(z) = − dµ(ζ) = − ζ dµ(ζ) z n+1 z n+1 K K n=0 n=0 X αn = − , z n+1 n∈Q / (2.3) 12 R wobei αn := K ζ n dµ(ζ) für n ∈ / Q ist. Da d(Q) = 1 und somit d(N0 \ Q) = 0 ist, ergibt sich mit Hilfe des Fabryschen Lückensatzes [9], dass h eine holomorphe Fortsetzung nach |z| > δ mit δ := dist(0, ∂K) besitzt. Also gilt die Entwicklung (2.3) kompakt in |z| > δ. Es sei Ω ⊂ C eine offene Menge, die K enthält und so beschaffen ist, dass f holomorph in Ω ist. Dann existiert eine Kurve Γ in Ω \ K, so dass gilt ½ 1, α∈K indΓ (α) = 0, α∈ /Ω (siehe zum Beispiel [31], Theorem 13.5). Mit der Cauchyschen Integralformel erhalten wir Z 1 f (ω) dω = fn = 0 für n ∈ /Q. 2πi K ω n+1 Da Γ ⊂ Ω \ K gilt, ist (2.3) gleichmäßig konvergent auf Γ, so dass wir mit Fubinis Theorem schließen können µZ ¶ Z Z 1 f (ω) f (ζ) dµ(ζ) = dµ(ζ) K K 2πi Γ ω−ζ µZ ¶ Z dµ(ζ) 1 f (ω) dω = 2πi Γ K ω−ζ Z X 1 f (ω) αn = dω 2πi Γ ω n+1 n∈Q / = 0. 2 q.e.d. Betrachten wir Mengen Q ⊂ N0 mit oberer Dichte d(Q) = 1, so gilt das folgende Lemma [16]: Lemma 2.2 Es sei K ∈ M eine kompakte Menge mit 0 ∈ K ◦ , und es sei K0 , die Komponente von K , die den Nullpunkt enthält, sternförmig bezüglich des Nullpunktes. Weiterhin sei Q eine Teilmenge von N0 mit oberer Dichte d(Q) = 1. Es sei f eine Funktion, die holomorph auf K ist und in einer Umgebung des Ursprungs eine Potenzreihenentwicklung der Form f (z) = ∞ X n=0 besitzt. fn z n mit fn = 0 für n ∈ /Q 13 Dann existiert für jedes ε > 0 ein Polynom P der Form P (z) = N X pn z n mit pn = 0 für n ∈ /Q, (2.4) n=0 so dass gilt: max |f (z) − P (z)| < ε . K B EWEIS: Gemäß des Rieszschen Darstellungssatzes und des Hahn-Banach Theorems genügt es zu zeigen (siehe [31]), dass für jedes Borel Maß µ auf K mit Z ζ n dµ(ζ) = 0 für n ∈ Q (2.5) K gilt Z f (ζ) dµ(ζ) = 0 . K Es sei µ ein Borel Maß auf K mit der Eigenschaft (2.5) gegeben. Weiterhin sei Z dµ(ζ) für z ∈ Ĉ \ K h(z) := K ζ −z die Cauchy-Transformierte von µ. Dann ist h holomorph in Ĉ \ K und für |z| > max |ζ| gilt ζ∈K ! µ Z ¶ Z à X ∞ ∞ X 1 ζn n h(z) = dµ(ζ) = − ζ dµ(ζ) − z n+1 z n+1 K K n=0 n=0 (2.6) X µn = − , z n+1 n∈Q / R wobei µn := K ζ n dµ(ζ) für n ∈ / Q ist. Da d(Q) = 1 und somit d(N0 \ Q) = 0 ist, können wir mit einem Ergebnis von Pólya ([30], Seite 737, Satz B) schließen, dass h ein einfach zusammenhängendes Existenzgebiet besitzt. Damit hat h eine holomorphe Fortsetzung nach Ĉ \ K0 . Gemäß unseren Voraussetzungen ist K0 sternförmig bezüglich der Null, so dass die Menge S := {s = z1 : z ∈ Ĉ\K0 } auch sternförmig bezüglich der Null ist. Betrachten wir die Mittag-Leffler-Transformierte ([8], Seite 75) X X −µn n βn (α)sn , Mα (s) = n s =: − Γ(1 + α ) n∈Q / n∈Q / 14 so konvergiert diese kompakt gegen h̃(s) = h(1/s) auf S für α → ∞. s Da Mα für alle α > 0 ganz ist, erhalten wir für die ganze Funktion Rα (z) := in 1/z X βn (α) Rα (z) = − (|z| > 0) , z n+1 Mα (1/z) z n∈Q / und Rα (z) konvergiert kompakt gegen h(z) auf Ĉ \ K0 für α → ∞. Es sei Ω ⊂ C eine offene Menge, die K enthält und so beschaffen ist, dass f holomorph in Ω ist. Dann existiert eine Kurve Γ in Ω \ K, so dass gilt ½ 1, ζ∈K indΓ (ζ) = 0, ζ∈ /Ω (vergleiche [31]). Mit der Cauchyschen Integralformel erhalten wir Z 1 f (ω) f (ζ) = dω 2πi Γ ω − ζ für alle ζ ∈ K und 1 2πi Z K f (ω) dω = fn = 0 ω n+1 für n ∈ /Q. Es ist Γ ⊂ Ω \ K ⊂ Ω \ K0 , so dass {Rα } auf Γ gleichmäßig konvergiert und wir nun mit Fubinis Theorem schließen können µZ ¶ Z Z 1 f (ω) f (ζ) dµ(ζ) = dµ(ζ) K K 2πi Γ ω−ζ µZ ¶ Z 1 dµ(ζ) = f (ω) dω 2πi Γ K ω−ζ Z 1 f (ω)(−Rα (ω)) dω = lim α→∞ 2πi Γ Z X 1 f (ω) = lim βn (α) dω α→∞ 2πi Γ ω n+1 n∈Q / = 0. 2 q.e.d. 15 Als letztes Hilfsmittel in diesem Kapitel beweisen wir ein Ergebnis von Luh, Martirosian und Müller [15], in dem bezüglich der Teilfolge Q der natürlichen Zahlen lediglich Minimaldichte dmin (Q) > 0 gefordert wird. Hierbei setzen wir für E ⊂ C und für α ∈ [0, π) [ © ª Eα := ω : ω = zeiϕ ; z ∈ E . |ϕ|≤α Dann gilt: Lemma 2.3 Es sei K ∈ M eine kompakte Menge mit 0 ∈ K ◦ , und es sei Dr := {z : |z| < r} der maximale Kreis, der in K ◦ enthalten ist. Weiterhin sei Q eine Teilfolge von N0 mit Minimaldichte dmin (Q) = δ ∈ (0, 1], und es existiere ein Jordanbogen γ , der ∞ mit ∂Dr verbindet und die Eigenschaft γπ(1−δ) ⊂ K c besitzt. Es sei f eine Funktion, die holomorph auf K ist und in einer Umgebung des Ursprungs eine Potenzreihenentwicklung der Form f (z) = ∞ X fn z n mit fn = 0 für n ∈ /Q n=0 besitzt. Dann gibt es für jedes ε > 0 ein Polynom P der Form P (z) = N X pn z n mit pn = 0 für n ∈ /Q, (2.7) n=0 so dass gilt max |f (z) − P (z)| < ε . K B EWEIS: Der Beweis verläuft in gewisser Weise analog zu den vorherigen. Man beachte, dass auch hier die Cauchy-Transformierte h eine holomorphe Fortsetzung nach |z| > r besitzt, da dmin (Q) = δ und somit dmax (N0 \ Q) = 1 − δ gilt und ein Jordanbogen γ laut Voraussetzungen existiert, so dass der Lückensatz von Pólya [29] anwendbar ist. 2 q.e.d. Kapitel 3 Ausschöpfung von Mengen In den folgenden Kapiteln benötigen wir einige topologische Hilfsmittel die Ausschöpfung von Mengen betreffend. Das erste Lemma stellt eine Methode zur Ausschöpfung von einfach zusammenhängenden Gebieten beziehungsweise von offenen Mengen mit einfach zusammenhängenden Komponenten dar: Lemma 3.1 1. Es sei G ein einfach zusammenhängendes Gebiet. Dann gibt es eine Folge von Jordangebieten Gn mit rektifizierbarem Rand ∂Gn und Gn ⊂ Gn ⊂ Gn+1 ⊂ G für alle n ∈ N . Gn G Zu jedem Kompaktum K ⊂ G gibt es ein n0 ∈ N mit K ⊂ Gn0 . 2. Es sei O eine offene Menge mit einfach zusammenhängenden Komponenten. Dann gibt es eine Folge kompakter Mengen Ln mit Ln ∈ M und Ln ⊂ L◦n+1 ⊂ Ln+1 ⊂ O für alle n ∈ N . Zu jedem Kompaktum L ⊂ O gibt es ein n1 ∈ N mit L ⊂ Ln1 . 17 B EWEIS : 1. Im Fall G = C folgt mit Gn := {z : |z| < n} sofort die Behauptung. Es sei also G 6= C. Weiterhin sei z0 ∈ G und F eine konforme Abbildung vom Einheitskreis D auf G mit F (0) = z0 . Dann schöpfen die Jordangebiete ¶¾ ½ µ 1 Gn := w : w = F |z| < 1 − 2n G von innen heraus aus. S 2. Es sei O = ν≥1 G(ν) , und ohne Einschränkung O 6= C. Dabei seien die G(ν) einfach zusammenhängende, paarweise disjunkte Gebiete. (ν) Zu jedem G(ν) wählen wir eine Folge von Jordangebieten Gn wie in Lemma 3.1, (1). Dann leistet Ln = n [ (ν) Gn ν=1 das Gewünschte. 2 q.e.d. Melas und Nestoridis [18] zeigten, dass auch das Komplement eines Gebietes ausschöpfbar ist; wir verweisen an dieser Stelle auf den folgenden einfachen Beweis [1], der unabhängig von [18] ist. Lemma 3.2 Es sei G ⊂ C, G 6= C ein Gebiet. Dann gilt: 1. Es existiert eine Folge {Kn } von Mengen Kn ∈ M(G) mit der Eigenschaft: Zu jedem K ∈ M(G) existiert ein n0 ∈ N mit K ⊂ Kn0 . 2. Es existiert eine Folge {Bn } von Mengen Bn ∈ M(G) mit der Eigenschaft: ∞ S Bn . Bn ⊂ Bn+1 ⊂ Gc für alle n ∈ N und Gc = n=1 18 B EWEIS: Es sei S := {z : |z − z0 | ≤ r} mit r > 0 eine in G enthaltene abgeschlossene Kreisscheibe. 1. Es sei {Ln } eine Abzählung aller Jordangebiete in S c , die von Polygonen mit Ecken an Punkten mit rationalem Real- und Imaginärteil berandet sind. Die Mengen Ln sind kompakt und haben zusammenhängendes Komplement. Zu jeder kompakten Menge E ⊂ S c mit zusammenhängendem Komplement gibt es ein n0 ∈ N mit E ⊂ Ln0 . Wir betrachten die Folge {Kn } mit Kn := Ln ∩ Gc . Ist eine Menge K ∈ M(G) gegeben, so gibt es offensichtlich ein m0 ∈ N mit K ⊂ Km0 . Es reicht also zu zeigen, dass Kn ∈ M(G) gilt, d.h. dass zu c jedem ζ ∈ Knc = Ln ∪ G eine Jordankurve Γ ⊂ Knc existiert, die ζ mit ∞ verbindet. c Dies ist klar, falls ζ ∈ Ln gilt. Ist ζ ∈ G, so existiert eine Jordankurve c γ0 ⊂ G (und damit γ0 ⊂ Knc ), die ζ mit z0 verbindet. Wegen z0 ∈ Ln gibt es c eine Jordankurve γ1 ⊂ Ln , die z0 mit ∞ verbindet. Die Kurve Γ := γ0 ∪ γ1 hat dann die gewünschte Eigenschaft. 2. Für n ∈ N betrachten wir die Mengen ½ ¾ 1 1 iϕ Sn := z = z0 + ρe : r + ≤ ρ ≤ r + n; 0 ≤ ϕ ≤ 2π − . n n Es gilt Sn ⊂ Sn+1 ⊂ S c und S c = ∞ S Sn . Die Mengen Sn sind kompakt und n=1 haben zusammenhängendes Komplement. Analog wie in (a) folgt, dass die Mengen Bn := Sn ∩ Gc die gewünschte Eigenschaft (b) haben. 2 q.e.d. Das Komplement von abgeschlossenen Jordangebieten lässt sich von außen durch Jordangebiete wie folgt ausschöpfen: 19 Lemma 3.3 Es sei G ⊂ C ein Jordangebiet. Dann gibt es eine Folge von Jordangebieten {Gn } mit: • G ⊂ Gn+1 ⊂ Gn+1 ⊂ Gn für alle n ∈ N, • ∞ T Gn = G, n=1 • der Rand ∂Gn ist rektifizierbar. Gn Gn+1 G Der Beweis erfolgt ähnlich wie bei Lemma 3.1 durch Betrachtung einer konformen Abbildung F von Ĉ \ G auf den Einheitskreis. Für sternförmige beziehungsweise strikt sternförmige Gebiete lassen sich ähnliche Ergebnisse formulieren. Dazu definieren wir zunächst: Definition Es sei G ⊂ C ein Gebiet. Wir nennen G sternförmig, falls für alle Punkte z ∈ G gilt, dass die Strecke 0, z ganz in G liegt. Falls zusätzlich jede Gerade durch 0 den Rand des Gebietes ∂G in höchstens einem Punkt trifft, so nennen wir G strikt sternförmig. Lemma 3.4 a) Es sei G ein sternförmiges Jordangebiet. Dann gibt es eine Folge sternförmiger Jordangebiete {Hn } mit: • G ⊂ Hn+1 ⊂ H n+1 ⊂ Hn für alle n ∈ N, ∞ T Hn = G, • n=1 • der Rand ∂Hn ist rektifizierbar. 20 b) Es sei G∗ ein strikt sternförmiges Jordangebiet. Dann gibt es eine Folge sternförmiger Jordangebiete {Hn∗ } mit: ∗ ∗ ∗ • G ⊂ Hn+1 ⊂ H n+1 ⊂ Hn∗ für alle n ∈ N, ∞ T ∗ • Hn∗ = G , n=1 • der Rand ∂Hn∗ ist rektifizierbar. Der Beweis ergibt sich mit [4], Seite 208, aus einer direkten Anwendung des Lemmas 3.3. Kapitel 4 Universelle Funktionen mit Lückenpotenzreihen In diesem Kapitel werden wir die Existenz holomorpher Funktionen untersuchen, die eine Lückenreihenentwicklung und universelle Approximationseigenschaften bezüglich Überkonvergenz besitzt. 4.1 Eingeschränkte Universalität Es gibt eine im Einheitskreis holomorphe Funktion ϕ, die eingeschränkte Universalitätseigenschaften besitzt. Das heißt, es existiert eine Potenzreihenentwicklung mit Konvergenzradius 1 der Funktion ϕ derart, dass außerhalb eines gewissen Kreises {z : |z| ≤ R} eine Folge der Partialsummen der Potenzreihe in jedem Punkt z0 , |z0 | > R gegen ∞ divergiert. Weiterhin erfüllt eine Teilfolge der betrachteten Partialsummenfolge auf jedem Kompaktum K ⊂ {z : 1 ≤ |z| ≤ R} mit K ∈ M universelle Approximationseigenschaften. Dabei darf die Koeffizientenfolge der Potenzreihe gewisse Lücken aufweisen; jedoch können diese keinesfalls so beschaffen sein, dass die Maximaldichte kleiner 1 ist. Satz 4.1 Es sei R > 1 und Q eine Teilfolge von N0 mit oberer Dichte d(Q) = 1. Dann gibt es eine genau in D holomorphe Funktion ϕ mit ϕ(z) = ∞ X aν z ν mit aν = 0 für ν ∈ /Q ν=0 und eine Folge {pn } natürlicher Zahlen, so dass für die Teilsummen sn (z) := n X ν=0 folgendes gilt: aν z ν 22 1. In jedem Punkt z0 , |z0 | > R, gilt: spn (z0 ) → ∞ für n → ∞ . 2. Zu jedem Kompaktum K ⊂ {z : 1 ≤ |z| ≤ R} mit K ∈ M und jeder Funktion f ∈ A(K) gibt es eine Teilfolge {nk } mit spnk (z) ⇒ f (z) . K B EWEIS : 1. Vorüberlegungen. Es sei {Kn∗∗ } eine Ausschöpfung von Dc gemäß Lemma 3.2(1). Wir definieren Kn∗ := Kn∗∗ ∩ {z : |z| ≤ R}. Für jedes n ∈ N ist Kn∗ eine kompakte Menge in Dc mit zusammenhängendem Komplement, so dass es für jede nicht leere kompakte Menge K ∈ M mit K ⊂ Dc eine ganze Zahl N = N (K) gibt mit K ⊂ KN∗ . Weiterhin sei {Q∗n } eine Abzählung der Polynome, deren Koeffizienten rationale Real- und Imaginärteile besitzen. Es gilt, dass jedes n ∈ N folgende Darstellung besitzt: µ ¶ m + j mit m ∈ N, 1 ≤ j ≤ m . n= 2 Wir setzen Kn = K(m)+j := Kj∗ , 2 Qn = Q(m)+j := Q∗m−j+1 2 und betrachten {(Kn , Qn )}. ¢ ¡ Man beachte, dass in (Kn , Qn ) jede Kombination Kν∗ , Q∗µ unendlich oft vorkommt. 2. Konstruktion einer Polynomfolge {Pn (z)}. Wir wählen ein p0 ∈ Q beliebig und setzen P0 (z) := z p0 . Weiterhin seien für ein n ∈ N bereits P0 (z), ..., Pn−1 (z) bekannt, wobei jedes dieser Polynome nur Potenzen z ν mit ν ∈ Q enthält. Wir bezeichnen mit pn−1 den Grad des Polynoms Pn−1 und wählen qn−1 ∈ Q derart, dass gilt: qn−1 > n · pn−1 . 23 Desweiteren betrachten wir nun die folgenden Mengen: 1111111111 0000000000 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000 1111111 Kn Ln 1 1111111 0000000 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 wobei ½ Ln := ½ Hn := 1 z : |z| ≤ 1 − 2n z = ρe iψ R+ 1 /n R+n Öffnungswinkel 1/n Hn ¾ , 1 1 : R + ≤ ρ ≤ R + n; 0 ≤ ψ ≤ 2π − n n ¾ und Kn wie oben bereits definiert gewählt werden. Dann gilt: Ln ∪ Kn ∪ Hn ∈ M und Ln , Kn , Hn sind paarweise disjunkt. Gemäß Lemma 2.2 existiert nun ein Polynom X Pn (z) := αν z ν ν∈Q ν≥qn−1 mit den folgenden Eigenschaften: 1 , n2 ( max |Pn (z)| < Ln ¯ )¯ n−1 ¯ 1 ¯ X ¯ ¯ Pν (z) ¯ < , max ¯Pn (z) − Qn (z) − Kn ¯ n ¯ ν=0 ¯ ( )¯ n−1 ¯ ¯ X ¯ ¯ Pν (z) ¯ < 1 . max ¯Pn (z) − (n + 1) − Hn ¯ ¯ ν=0 (4.1) (4.2) (4.3) 24 Wir setzen ϕ(z) := ∞ X Pν (z) . ν=0 3. Eigenschaften von ϕ(z). (a) Wegen (4.1) konvergiert die Reihe ∞ P Pν (z) kompakt auf Ln . Somit ist ν=0 ϕ eine mindestens im Einheitskreis holomorphe Funktion. (b) Wir betrachten nochmals die Polynome Pν , die die folgende Struktur besitzen: Pn (z) : z qn−1 , ..., z pn ; Pn+1 (z) : z qn , ..., z pn+1 . Wegen qn > (n + 1)pn gibt es keine Überlappungen, so dass wir nach dem Weierstraßschen Doppelreihensatz die Potenzreihe ϕ(z) = ∞ X aν z ν ν=0 aus der Polynomreihe ∞ P ν=0 Pν (z) durch formales Ordnen nach steigenden z-Potenzen erhalten. Weiterhin enthält diese Potenzreihe nur Potenzen z ν mit ν ∈ Q. Speziell gilt für die Partialsummen n X Pν (z) = ν=0 pn X aν z ν = spn (z) . ν=0 Ferner ist aν = 0 für pn < ν < qn , so dass ϕ(z) = Lücken {pn , qn } mit qn pn ≥ n + 1 → ∞ enthält. ∞ P ν=0 aν z ν Ostrowski- 4. Es seien K ein Kompaktum mit K ⊂ {1 ≤ |z| ≤ R} und K ∈ M sowie eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. Dann existiert ein N ∈ N mit K ⊂ KN∗ und gemäß des Satzes von Mergelian eine Folge {mk } mit mk ≥ k und ¯ 1 ¯ max ¯f (z) − Q∗mk (z)¯ < . K k Wir setzen µ nk := ¶ mk + N − 1 +N . 2 (4.4) 25 Dann ist Knk = KN∗ und Qnk = Q∗mk ; also ist speziell K ⊂ Knk . Aus (4.2) folgt ¯n ¯ k ¯X ¯ 1 ¯ ¯ max ¯ Pν (z) − Qnk (z)¯ < , Knk ¯ ¯ n k ν=0 also ¯ ¯ pn k ¯ ¯X 1 ¯ ¯ ν aν z − Qnk (z)¯ < max ¯ . Knk ¯ ¯ nk ν=0 Das heißt ¯ ¯ ¯ ¯ 1 . max ¯spnk (z) − Q∗mk (z)¯ ≤ max ¯spnk (z) − Q∗mk (z)¯ < Knk K nk Es folgt ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ max ¯spnk (z) − f (z)¯ ≤ max ¯spnk (z) − Q∗mk (z)¯ + max ¯Q∗mk (z) − f (z)¯ K K K ¯ ¯ 1 ≤ max ¯spnk (z) − Q∗mk (z)¯ + Knk k 1 1 < + . nk k Also gilt spnk (z) ⇒ f (z) . K 5. Holomorphie von ϕ(z). Die Funktion ϕ ist genau in D holomorph. Wäre ϕ analytisch fortsetzbar, so würde aus dem Ostrowskischen Überkonvergenzsatz folgen, dass {spn (z)} in einem größeren Gebiet als D gegen ϕ(z) kompakt konvergiert, was nach Teil (4) nicht möglich ist. 6. Divergenz von {spn (z)} in |z| > R. Aus (4.3) folgt ¯ ¯ n ¯ ¯X ¯ ¯ Pν (z) − (n + 1)¯ < 1 , max ¯ Hn ¯ ¯ ν=0 also max |spn (z) − (n + 1)| < 1 . Hn 26 Es sei z0 ein fester Punkt mit |z0 | > R. Dann existiert ein N0 mit z0 ∈ Hn für alle n ≥ N0 . Für diese n folgt |spn (z0 ) − (n + 1)| ≤ max |spn (z) − (n + 1)| < 1 , Hn also |spn (z0 )| = |spn (z0 ) − (n + 1) + (n + 1)| ≥ (n + 1) − |spn (z0 ) − (n + 1)| > n und damit gilt |spn (z)| → ∞ für alle z, |z| > R . 2 q.e.d. Bemerkung Der Beweis zeigt überdies, dass gilt spn (z) ⇒ ∞ K für jedes Kompaktum K ⊂ {z : |z| > R} mit K ∩ R = ∅. Zu jedem solchen K existiert nämlich ein n0 = n0 (K) mit K ⊂ Hn für alle n ≥ n0 . 4.2 Folgerungen aus Satz 4.1 Wie man leicht sieht, kann man in Satz 4.1 auch R = ∞ zulassen. Dann gilt: Satz 4.2 ∞ P Es sei eine universelle Potenzreihe aν z ν mit aν = 0 für ν ∈ / Q gemäß Satz 4.1 ν=0 für den Fall R = ∞ gegeben. Dann existiert zu jedem Kompaktum K ∈ M(D) und jeder Funktion f ∈ A(K) eine Teilfolge {pk } der natürlichen Zahlen, so dass für die Teilsummen X sn (z) = aν z ν ν=0 ν∈Q folgendes gilt: 1. spk (z) ⇒ f (z) , K c 2. {spk (z)} divergiert in jedem Punkt z0 ∈ K c ∩ D . 27 B EWEIS : Es seien K ein Kompaktum mit K ∈ M(D) und eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. c Es sei Z = {z1 , z2 , ...} eine in U := K c ∩D dichte Menge paarweise verschiedener Punkte zν ∈ U . Wir wählen zu jedem k ∈ N ein rk > 0 so, dass Dk := {z : |z − zk | ≤ rk } ⊂ K c ∩ D c gilt. Da K ∪ Dk zusammenhängendes Komplement hat, können wir nach Satz 4.1 ein pk so wählen, dass gilt max |spk (z) − f (z)| < K 1 k (4.5) und max |spk (z) − (n + 1)| < 1 . Dk (4.6) Ohne Beschränkung der Allgemeinheit sei {pk } streng monoton wachsend. Ist ein z0 ∈ U gegeben, so gibt es eine Teilfolge {km } der natürlichen Zahlen mit z0 ∈ Dkm . Aus (4.5) folgt spk (z) ⇒ f (z) , K und mit (4.6) erhalten wir spkm (z0 ) → ∞ . 2 q.e.d. Als Sonderfall dieses Satzes ergibt sich fast unmittelbar: Satz 4.3 Es sei eine universelle Potenzreihe ϕ gemäß Satz 4.1 gegeben. Dann existiert zu einem beliebigen Kompaktum K ∈ M(D) mit K ◦ = ∅ und zu jeder Funktion f ∈ A(K) eine Teilfolge {pk } der natürlichen Zahlen, so dass für die Teilsummen ∞ X sn (z) := aν z ν ν=0 ν∈Q gilt spk (z) ⇒ f (z) , K c und {spk (z)} divergiert in jedem Gebiet G ⊂ D . 28 Der Beweis ergibt sich sofort aus obigen Überlegungen, wenn man beachtet, dass c für jedes Gebiet G ⊂ D wegen K ◦ = ∅ folgt, dass G ∩ U 6= ∅ ist und damit {spk (z)} in jedem Punkt z ∈ Z ∩ G divergiert. 2 q.e.d. Betrachten wir nochmals die Situation aus Satz 4.1 für den Fall R = ∞, so können wir statt einer im Einheitskreis D holomorphen Funktion auch eine Funktion ϕ betrachten, die in einem sternförmigen Gebiet G holomorph ist. Genauer gilt: Satz 4.4 Es sei Q eine Teilmenge von N0 mit oberer Dichte d(Q) = 1. Desweiteren sei G ein sternförmiges Gebiet mit D ⊂ G, D 6⊂ G. Dann existiert eine genau in G holomorphe Funktion ϕ der Form X ϕ(z) = aν z ν , ν∈Q wobei die Potenzreihe Konvergenzradius 1 besitzt. Weiterhin existiert eine Folge {pn } natürlicher Zahlen, so dass für die Teilsummen sn (z) = n X aν z ν ν=0 gilt: 1. spn (z) V ϕ(z) , G 2. zu jedem K ∈ M(G) und jedem f ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {pnk } von {pn } mit spnk (z) ⇒ f (z) . K Der Beweis erfolgt durch eine Modifikation des Beweises zu Satz 4.1. Die Mengen Ln werden durch sternförmige Gebiete Gn ersetzt, die G gemäß Lemma 3.4 von innen heraus ausschöpfen. Anstelle der Mengen Kn∗∗ ⊂ Dc mit Kn∗∗ ∈ M treten entsprechende Kompakta in Gc mit zusammenhängendem Komplement. 2 q.e.d. 29 4.3 Eine Verallgemeinerung des Satzes von Menšov Im Jahr 1945 bewies Menšov [19] die Existenz einer sogenannten universellen trigonometrischen Reihe ∞ X {αν cos νt + βν sin νt} ν=0 mit der Eigenschaft, dass es für jede (Lebesgue-) messbare Funktion ϕ auf [0, 2π] eine Folge {nk } gibt, so dass die zugehörige Folge von Partialsummen nk X snk (t) = {αν cos νt + βν sin νt} ν=0 fast überall auf [0, 2π] gegen ϕ(t) konvergiert. Es stellt sich nun die Frage, ob eine gewisse “Lückenversion“ dieses Satzes existiert. Betrachten wir gemäß Satz 4.1 mit beliebigem R > 1 eine universelle Potenzreihe P ν aν z und setzen z = eit , so ergibt sich formal eine trigonometrische Reihe mit ν=0 ν∈Q Lücken X ν=0 ν∈Q it aν e = ∞ X {αν cos νt + βν sin νt} ν=0 mit αν , βν ∈ R. Wir zeigen nun deren Universalität im Sinne von Menšov: Satz 4.5 Es sei ϕ ∈ H(D), deren Potenzreihe universelle Approximationseigenschaften gemäß Satz 4.1 besitzt. Es seien u, v reellwertige, Lebesgue-messbare Funktionen auf dem Rand des Einheitskreises ∂D. Dann existiert eine Teilfolge {nk } der natürlichen Zahlen, so dass Re snk (z) → u(z) fast überall auf ∂D und Im snk (z) → v(z) fast überall auf ∂D . 30 B EWEIS: Es seien u, v reellwertige, Lebesgue-messbare Funktionen auf ∂D. Gemäß Lusins Theorem (siehe zum Beispiel [31], Theorem 2.23) existieren für alle k ∈ N stetige, reellwertige Funktionen uk , vk auf ∂D sowie eine kompakte Menge E ⊂ ∂D mit µ(E) = µ(∂D) = 2π, so dass ¾ uk (z) → u(z) für k → ∞ und alle z ∈ E . vk (z) → v(z) Wir definieren hk (z) := uk (z) + ivk (z) für z ∈ E. Dann ist hk eine stetige Funktion auf E. 1 Weiterhin betrachten wir die Mengen Ek := E \ {z = eiω : |ω| < 4k , k ∈ N}. Für jedes k ∈ N ist die Menge Ek kompakt mit Ek ∈ M, so dass wir mit Satz 4.1 schließen können, dass ein nk ∈ N existiert mit max |snk (z) − hk (z)| < Ek 1 . k Es sei z0 ∈ E ein beliebiger Punkt mit z0 6= 1. Dann gibt es ein k0 derart, dass z0 in einem Ek für alle k ≥ k0 enthalten ist, und wir erhalten snk (z0 ) → u(z0 ) + iv(z0 ) für k → ∞ , woraus folgt snk (z) → u(z) + iv(z) fast überall auf ∂D . 2 q.e.d. 4.4 Diskussion der Lückenbedingung Es stellt sich nun die Frage, ob wir in Satz 4.1 noch größere Lücken zulassen und weiterhin ein analoges Ergebnis erzielen können. Dazu betrachten wir die Maximaldichte einer Teilfolge Q der natürlichen Zahlen N0 und definieren diese (im Sinne von Pólya [29], vergleiche Kapitel 2) als ¶ µ νQ (n) − νQ (nθ) . dmax (Q) := lim lim θ→1− n→∞ (1 − θ)n Dabei gilt d(Q) ≤ dmax (Q). Das folgende Beispiel zeigt, dass es nicht reicht, dmax (Q) < 1 in Satz 4.1 zu fordern: 31 Es sei R > 1 und Q eine Teilfolge von N0 mit dmax (Q) < 1. Nehmen wir an, es existiere eine Funktion ϕ ∈ H(D) mit universellen Approximationseigenschaften analog zu Satz 4.1. Es sei K ∗ ein abgeschlossener Kreisbogen auf |z| = r mit 1 < r < R und Länge 2πRdmax (Q). Ferner sei G ein einfach zusammenhängendes Gebiet in {z : 1 < |z| < R}, welches K ∗ enthält. Desweiteren betrachten wir die kompakte Menge K mit zusammenhängendem Komplement in {z : 1 < |z| < R} mit G ⊃ K ◦ ⊃ K ∗ und K 6= K ∗ . Gemäß Satz 4.1 existiert eine Teilfolge {pnk } von {pn } derart, dass gilt spnk (z) =⇒ 0 . K Dann können wir folgern (vergleiche [21], Seite 29) spnk (z) V 0 für ein ε > 0 . Dr+ε Speziell folgt hieraus ϕ(z) ≡ 0 für alle z ∈ D. Widerspruch! 2 q.e.d. Betrachten wir jedoch eine speziellere Situation in Satz 4.1, indem wir die Lage der Kompakta K zusätzlich einschränken, dürfen wir größere Lücken zulassen; hier reicht es sogar, lediglich Minimaldichte dmin (Q) > 0 zu fordern: Satz 4.6 Es sei R > 1 und Q eine Teilfolge von N0 mit Minimaldichte dmin (Q) = δ ∈ (0, 1]. Weiterhin existiere ein Jordanbogen γ , der ∞ mit ∂D verbindet und die Eigenschaft c γπ(1−δ) ⊂ D besitzt. Dann gibt es eine genau in D holomorphe Funktion ψ mit ψ(z) = ∞ X aν z ν mit aν = 0 für ν ∈ /Q ν=0 und eine Folge {pn } natürlicher Zahlen, so dass für die Teilsummen sn (z) := n X ν=0 folgendes gilt: aν z ν 32 1. In jedem Punkt z0 , |z0 | > R, gilt: spn (z0 ) → ∞ für n → ∞ . 2. Zu jedem Kompaktum K ⊂ {z : 1 ≤ |z| ≤ R} mit K ∈ M und γπ(1−δ) ⊂ K c und jeder Funktion f ∈ A(K) gibt es eine Teilfolge {nk } mit spnk (z) ⇒ f (z) . K B EWEIS : Der Beweis verläuft völlig analog zum dem des Satzes 4.1; statt Lemma 2.2 ist hier allerdings Lemma 2.3 anzuwenden. 2 q.e.d. Bemerkung Die Voraussetzungen des Satzes sind bestmöglich. Kapitel 5 Mehrfache Universalitäten 5.1 Hilfsmittel MacLane [17] und unabhängig davon Blair und Rubel [3] konstruierten eine ganze Funktion mit der Eigenschaft, dass ihre Folge der Ableitungen dicht im Raum E = H(C) der ganzen Funktionen (versehen mit der Topologie der kompakten Konvergenz) ist. Wir benötigen hier die folgende Verallgemeinerung des Ergebnisses von MacLane (vergleiche [12]): Lemma 5.1 Es sei λ = {λn }n∈N eine Teilfolge der natürlichen Zahlen. Dann gibt es eine ganze Funktion g = gλ mit der folgenden Eigenschaft: Zu jedem Kompaktum K ∈ M und jeder Funktion f ∈ A(K) gibt es eine Teilfolge {mk }k∈N natürlicher Zahlen mit g (λmk ) (z) ⇒ f (z) für k → ∞ . K In dem Beweis werden wir den Begriff einer strikten Folge von Stammfunktionen verwenden. Es sei hierzu g eine ganze Funktion. Für j ∈ N0 bezeichnen wir wie üblich mit g (j) die Ableitung der Ordnung j; dabei sei g (0) (z) := g(z). Für j ∈ N benutzen wir die Abkürzung g (−j) für die normierte Stammfunktion der Ordnung j, das heißt wir setzen Z z (−j) g (z) := g (−j+1) (t) dt (j ∈ N) . 0 34 Zusätzlich benötigen wir das folgende Lemma (siehe [12]): Lemma 5.2 Es sei g eine ganze Funktion. Dann gilt: g (−j) (z) V 0 für C j→∞. B EWEIS: ∞ P Wir betrachten die Taylorreihe g(z) = gν z ν und definieren für ein beliebiges ν=0 R>0 M (R) := ∞ X |gν |Rν . ν=0 Es gilt g (−j) (z) = ∞ X ν=0 damit folgt gν 1 z ν+j ; (ν + 1)(ν + 2) · ... · (ν + j) ¯ ¯ Rj max ¯g (−j) (z)¯ ≤ · M (R) , |z|≤R j! so dass nun gilt g (−j) (z) =⇒ 0 |z|≤R für j → ∞ . 2 q.e.d. Mit den nun bereitgestellten Mitteln folgt: B EWEIS ZU L EMMA 5.1: Es sei {Qν }ν∈N eine Abzählung aller Polynome Qν (z) 6≡ 0, deren Koeffizienten rationale Real- und Imaginärteile besitzen. Wir bezeichnen mit qν den Grad von Qν . Mit Lemma 5.2 existiert zu jedem ν ∈ N ein rν ∈ N, so dass gilt: ¯ ¯ 1 max ¯Q(−j) (z)¯ < 2 ν |z|≤ν ν für alle j ≥ rν . Wir konstruieren nun eine Teilfolge {λnk } von {λn } folgendermaßen: Die Zahlen λn1 := λ1 , λ2 , ..., λnk−1 seien bereits für ein k ≥ 2 festgelegt. Dann wählen wir nk > nk−1 so groß, dass gilt λnk > max {qν , rν } + λnk−1 1≤ν≤k 35 und erhalten somit induktiv die Folge {λnk }. Die Funktion g definieren wir wie folgt: g(z) := ∞ X nν ) Q(−λ (z) . ν ν=1 Weiterhin folgt mit λ nν > r ν und ¯ ¯ 1 nν ) max ¯Q(−λ (z)¯ < 2 ν |z|≤ν ν für ν ≥ 2 , dass g eine ganze Funktion ist. Es gilt, dass λnk − λnν > qν für 1 ≤ ν < k ist. Daraus folgt g (λnk ) (z) = Qk (z) + ∞ X (−λnν +λnk ) Qν (z) . ν=k+1 Für ν ≥ k + 1 erhalten wir λnν − λnk ≥ rν und insgesamt ¯ ¯ max ¯g (λnk ) (z) − Qk (z)¯ ≤ |z|≤k ≤ ∞ X ν=k+1 ∞ X ¯ ¯ ¯ (−λn +λn ) ¯ max ¯Qν ν k (z)¯ |z|≤ν 1 1 < . 2 ν k ν=k+1 (5.1) Es sei nun f ∈ A(K) beliebig gegeben. Dann konvergiert die Partialsummenfolge der zugehörigen Taylorreihe gleichmäßig gegen f auf jedem Kompaktum K. Jede dieser Teilsummen ist ein gewisses Polynom und kann auf kompakten Mengen gleichmäßig durch ein Polynom mit rationalem Real- und Imaginärteil approximiert werden. Dann folgt mit (5.1) die Behauptung. 2 q.e.d. 36 5.2 Mehrfach universelle Funktionen mit Lückenreihen Wir untersuchen nun die Frage, ob eine genau in G holomorphe Funktion φ existiert, die mehrfach universelle Eigenschaften besitzt und beweisen folgendes Ergebnis: Satz 5.1 Es sei G ⊂ C ein einfach zusammenhängendes Gebiet mit D ⊂ G, D 6⊂ G. Ferner seien O1 und O2 offene Mengen mit einfach zusammenhängenden Komponenten, c und es seien G, O1 , O2 paarweise disjunkt. (Hierbei ist auch O1 = G , O2 = ∅ zulässig.) Es sei Q eine Teilmenge von N0 mit Dichte d(Q) = 1. Dann gibt es eine genau in G holomorphe Funktion φ der Form φ(z) := ψ(z) + g(z) = ∞ X aν z ν , ν=0 wobei ψ durch die Potenzreihe ψ(z) := ∞ X bν z ν ν=0 ν∈Q mit dem Konvergenzradius 1 gegeben ist und g eine ganze Funktion ist. Weiterhin gilt: 1. Für die Partialsummen n X ∗ sn (z) = bν z ν beziehungsweise sn (z) = ν=0 ν∈Q n X aν z ν ν=0 gilt: Es existiert eine Teilfolge {pn } von N mit: (a) s∗pn (z) V ψ(z) (b) s∗pn (z) V ∞ G und sowie O2 spn (z) V φ(z) , G spn (z) V ∞ . O2 (c) Zu jedem K ⊂ O1 mit K ∈ M und jedem f ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {pnk } von {pn } mit pnk X ν=0 ν∈Q ν bν z ⇒ f (z) − g(z) K pnk X und ν=0 aν z ν ⇒ f (z) . K 37 2. Für die Ableitungen von φ gilt: Es existiert eine Folge {mn } der natürlichen Zahlen mit der folgenden Eigenschaft: Zu jedem K ⊂ G mit K ∈ M und jedem f ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {mns } von {mn } mit φ(mns ) (z) ⇒ f (z) . K 1111111 0000000 0000000 1111111 0000000 1111111 00000000 11111111 0000000 1111111 00000000 11111111 0000000 1111111 00000000 11111111 0000000 1111111 00000000 11111111 0000000 1111111 00000000 11111111 00000000 11111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 O1 G D 1111111 0000000 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 1111111 0000000 O 1111111 0000000 1111111 2 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000 1111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 0000000000 1111111111 B EWEIS : 1. Vorüberlegungen. (a) Es sei {Gn } eine Folge von Jordangebieten mit rektifizierbarem Rand ∂Gn und Gn ⊂ Gn ⊂ Gn+1 ⊂ G für alle n ∈ N . Diese Folge existiert gemäß Lemma 3.1(1), und es gibt zu jedem Kompaktum K ⊂ G ein n0 ∈ N mit K ⊂ Gn0 . (b) Wir betrachten die offene und ohne Einschränkung nichtleere Menge O1 , deren Komponenten einfach zusammenhängend sind. Dann existiert eine endliche oder abzählbare Menge J = {1, 2, ...}, so S (1) (1) dass O1 = ν∈J Oν , wobei die Oν die Zusammenhangskomponenten von O1 sind. Es sei {Hk∗ } eine Ausschöpfung von O1 gemäß Lemma 3.1(2). Jede dieser offenen Mengen Hk∗ besteht aus einer endlichen Anzahl von paarweise disjunkten Jordangebieten. Weiterhin sei {Q∗n } eine Abzählung aller Polynome mit Koeffizienten, deren Real- und Imaginärteile rational sind. Jedes n ∈ N besitzt eine eindeutige Darstellung des Typs µ ¶ m n= + j mit m ∈ N, 1 ≤ j ≤ m . 2 38 Wir definieren nun Hn = H(m)+j := Hj∗ , (5.2) Qn = Q(m)+j := Q∗m−j+1 (5.3) 2 2 und betrachten die Folge der Paare {(Hn , Qn )}. In der Folge {(Hn , Qn )} kommt jede Kombination (Hn∗ , Q∗m ) unendlich oft vor. Weiterhin existiert gemäß Lemma 3.1(2) zu jedem Kompaktum K ⊂ O1 ∗ ein n1 mit K ⊂ H n1 . (c) Es sei {Ln } eine Folge von kompakten Mengen mit Ln ∈ M wie in Lemma 3.1(2) für die offene Menge O2 . (d) Wir betrachten die offene und ohne Einschränkung nichtleere Menge U := C \ G \ O1 \ O2 . Es sei {un } eine Abzählung aller Punkte aus U mit rationalem Real- und Imaginärteil. Wir setzen δn := dist(un , G ∪ O1 ∪ O2 ). Dann ist δn > 0. Es sei Dn := {z : |z − un | ≤ 12 δn }; dann gilt Dn ∩ G = ∅ , Dn ∩ O 1 = ∅ , Dn ∩ O 2 = ∅ , und zu jedem Punkt z0 ∈ U existiert eine (von z0 abhängige) Folge {nk } mit z0 ∈ Dnk . (e) Es sei g die ganze Funktion aus Lemma 5.1; ihre Potenzreihe sei g(z) = ∞ X gν z ν ; ν=0 dabei gilt also 1 lim |gν | ν = 0 . ν→∞ 2. Wir konstruieren induktiv eine Folge von Polynomen Pn und eine Folge natürlicher Zahlen {mn }. Es seien p0 ∈ Q beliebig, P0 (z) := z p0 und m0 := 1 gesetzt. Für ein n ∈ N seien bekannt die Polynome die natürlichen Zahlen P0 , ..., Pn−1 ; m0 , ..., mn−1 , wobei alle Polynome Pµ nur Potenzen mit Exponenten in Q enthalten. Es sei pn−1 der Grad von Pn−1 , und es werde qn−1 ∈ N so gewählt, dass qn−1 > n · pn−1 . (5.4) 39 Nun bestimmen wir zunächst mn ∈ N mit mn > mn−1 und mn > pn−1 so groß, dass gilt ¯ ¯ 1 max ¯g (mn ) (z) − Qn (z)¯ < n Gn (5.5) (was nach Lemma 5.1 möglich ist). Dann wählen wir gemäß Lemma 2.1 ein Polynom Pn der Form pn X Pn (z) = αν z ν . ν=qn−1 ν∈Q Hierbei gelte gleichzeitig max |Pn (z)| < εn , (5.6) ¯ ( )¯ n−1 ¯ ¯ 1 X ¯ ¯ max ¯Pn (z) − Qn (z) − Pµ (z) ¯ < ¯ ¯ n Hn µ=0 (5.7) Gn+1 sowie und ¯ ( )¯ n−1 ¯ ¯ X ¯ ¯ max ¯Pn (z) − n + 1 − Pµ (z) ¯ < 1 . Ln ∪Dn ¯ ¯ (5.8) µ=0 Die in (5.6) auftretende Folge {εn } sei so gewählt, dass 0 < εn < n12 ist und überdies gilt " # 1 1 εn · mn ! · Länge(∂Gn+1 ) · max © < . (5.9) ª m +1 ν ν≤n n2 dist(Gν , ∂Gn+1 ) Induktiv entstehen {Pn (z)} und {mn }. Wir setzen φ(z) := ∞ X Pµ (z) + g(z) . µ=0 3. Eigenschaften von φ(z). P (a) Wegen εn < n12 konvergiert die Reihe ∞ µ=0 Pµ (z) kompakt in G. Weiterhin ist g eine ganze Funktion, so dass φ in G holomorph ist. Die Potenzreihenentwicklung um den Nullpunkt sei φ(z) = ∞ X ν=0 aν z ν . 40 (b) Wir betrachten nochmals die Polynome pn X Pn (z) = αν z ν . ν=qn−1 ν∈Q Die höchste Potenz in dem Polynom Pn ist vom Grad pn , und die kleinste Potenz von Pn+1 hat mindestens den Grad qn . Genauer besitzen diese Polynome die folgende Struktur: Pn (z) : z qn−1 , ..., z pn ; Pn+1 (z) : z qn , ..., z pn+1 . Nun folgt mit (5.4), dass es keine Überlappung gibt, da qn > (n + 1)pn ist; das heißt eine Potenz z ν kommt in höchstens einem Polynom P∞ vor. Folglich erhalten wir die Potenzreihe aus der Polynomreihe µ=0 Pµ (z), indem wir die Potenzen aller Polynome Pµ (z) gemäß des Weierstraßschen Doppelreihensatzes formal nach steigenden Exponenten ordnen. Betrachten wir diese Potenzreihenentwicklung ψ(z) := ∞ X bν z ν , ν=0 so gilt also pn X ν bν z = ν=0 Ferner ist ∞ X n X Pµ (z) . (5.10) µ=0 ν aν z = ν=0 ∞ X ν bν z + ν=0 ∞ X gν z ν . ν=0 (c) Wir setzen s∗n (z) := n X ν bν z , sn (z) := ν=0 n X ν=0 Nach (a) und (b) gilt dann s∗pn (z) V ψ(z) G und (da g eine ganze Funktion ist) spn (z) V φ(z) . G aν z ν . 41 (d) Weiter gilt wegen der Form der Polynome Pn , dass bν = 0 ist für P∞ pn < ν < qn , so daß die Potenzreihe ν=0 bν z ν Ostrowskische Lücken {pn , qn } enthält, die wegen (5.4) qn →∞ pn erfüllen. Ferner ist bν = 0 für alle ν ∈ / Q (weil die Polynome Pµ nur Potenzen mit Exponenten in Q enthalten). 4. Verhalten der Partialsummenfolgen auf O2 . Es sei L ⊂ O2 ein beliebiges Kompaktum. Dann gibt es ein n2 mit L ⊂ Ln2 ⊂ Ln für alle n ≥ n2 . Aus (5.8) folgt ¯ ¯ n ¯X ¯ ¯ ¯ max ¯ Pµ (z) − (n + 1)¯ < 1 für alle n > n2 ; L ¯ ¯ µ=0 also ist ¯ ¯ n ¯X ¯ ¯ ∗ ¯ ¯ ¯ ¯sp (z)¯ = ¯ P (z) − (n + 1) + (n + 1) ¯ µ n ¯ ¯ µ=0 ¯ ¯ n ¯X ¯ ¯ ¯ ≥ (n + 1) − ¯ Pµ (z) − (n + 1)¯ ¯ µ=0 ¯ > n für alle z ∈ L und alle n > n2 . Es folgt s∗pn (z) ⇒ ∞ , L und wegen pn X ν=0 gν z ν ⇒ g(z) L ergibt sich auch spn (z) ⇒ ∞ . L 5. Verhalten der Partialsummenfolgen auf U. Es sei z0 ∈ U ein fester Punkt. Dann gibt es eine Teilfolge {nk } der natürlichen Zahlen mit z0 ∈ Dnk für alle k. Aus (5.8) folgt ¯ ¯ n ¯ ¯X ¯ ¯ Pµ (z) − (n + 1)¯ < 1 für alle z ∈ Dn , ¯ ¯ ¯ µ=0 42 also ist ¯ ¯ n ¯X ¯ ¯ ∗ ¯ ¯ ¯sp (z)¯ = ¯¯ P (z) − (n + 1) + (n + 1) ¯ µ n ¯ µ=0 ¯ ¯ ¯ n ¯ ¯X ¯ ¯ Pµ (z) − (n + 1)¯ ≥ (n + 1) − ¯ ¯ ¯ µ=0 > n für alle z ∈ Dn ¯ ¯ ¯ ¯ ∗ ¯spn (z0 )¯ > nk . und damit k Wegen spnk (z0 ) = und pnk X s∗pn (z0 ) k + pnk X gν z0ν ν=0 gν z0ν → g(z0 ) ν=0 divergiert {spn (z0 )}. Da z0 ∈ U beliebig war, divergiert {spn (z)} für alle z ∈ U. 6. Untersuchung auf O1 . Es seien ein Kompaktum K ∈ M, K ⊂ O1 und eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. (a) Nach dem Satz von Mergelian gibt es eine Folge {rk } mit rk → ∞ und Q∗rk (z) ⇒ f (z) − g(z) . (5.11) K ∗ Weiter existiert ein n1 ∈ N mit K ⊂ H n1 . Nach Konstruktion von {(Hn , Qn )} kommt in dieser Folge die Kombination (Hn∗1 , Q∗rk ) unendlich oft vor. Definieren wir also µ ¶ rk + n1 − 1 nk := + n1 , 2 so erhalten wir mit (5.2), (5.3): ∗ H nk = H n1 , Qnk (z) = Q∗rk (z) für alle k . (b) Aus (5.7) folgt ¯ ¯ n ¯ 1 ¯X ¯ ¯ Pµ (z) − Qn (z)¯ < . max ¯ ¯ n Hn ¯ µ=0 43 Wegen (5.10) liefert das ¯ ¯ 1 max ¯s∗pn (z) − Qn (z)¯ < , n Hn beziehungsweise ¯ ¯ ¯ ¯ ∗ max ¯spn (z) − {f (z) − g(z)}¯ K k ¯ ¯ ¯ ∗ ¯ ≤ max ¯spn (z) − Qnk (z)¯ + max |Qnk (z) − {f (z) − g(z)}| < K k H nk ¯ ¯ 1 + max ¯Q∗rk (z) − {f (z) − g(z)}¯ , K nk so dass wegen (a) nun {s∗pn (z)} auf K gleichmäßig gegen f (z) − g(z) k konvergiert. Wegen spnk (z) = s∗pn (z) k + pnk X gν z ν pnk X und ν=0 gν z ν ⇒ g(z) K ν=0 konvergiert dann auch {spnk (z)} auf K gleichmäßig gegen f (z). 7. Untersuchung der Ableitungen von φ. (a) Mit ψ(z) = ∞ X Pµ (z) µ=0 folgt für alle z ∈ G ψ (mn ) (z) = ∞ X µ=0 Pµ(mn ) (z) = ∞ X Pµ(mn ) (z) (5.12) µ=n (mn ) (da mn > pn−1 = Grad Pn−1 gewählt war, ist Pµ µ = 0, ..., n − 1). (z) ≡ 0 für 44 (b) Es sei z ∈ Gn und µ ≥ n; dann ist Gn ⊂ Gµ+1 . Nach der Cauchyschen Formel für Ableitungen gilt nach (5.6) und (5.9) ¯ ¯ ¯m ! Z ¯ ¯ (m ) ¯ P (ζ) ¯ ¯ µ ¯Pµ n (z)¯ = ¯ n dζ ¯ m +1 n ¯ 2πi ∂Gµ+1 (ζ − z) ¯ 1 ≤ εµ · mn ! · Länge (∂Gµ+1 ) · © ªmn +1 dist (Gn , ∂Gµ+1 ) " (5.13) # 1 ≤ εµ · mµ ! · Länge (∂Gµ+1 ) · max © ªmν +1 ν≤µ dist (Gν , ∂Gµ+1 ) < 1 . µ2 (c) Es seien ein Kompaktum K ∈ M, K ⊂ G und eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. Nach dem Satz von Mergelian gibt es eine Folge {ns } mit ns > s und max |Qns (z) − f (z)| < K 1 . s Für alle genügend großen s gilt: K ⊂ Gns ; für diese s folgt gemäß der Konstruktion der Folge {mn } mit (5.5): ¯ ¯ ¯ ¯ max ¯Qns (z) − g (mns ) (z)¯ ≤ max ¯Qns (z) − g (mns ) (z)¯ K Gns < 1 ns < 1 s für alle ns > s . ¯ ¯ 2 max ¯g (mns ) (z) − f (z)¯ < K s für alle ns > s . Also ist 45 Es folgt weiterhin mit (5.12) und (5.13) ¯ ¯ max ¯φ(mns ) (z) − f (z)¯ K ¯ ¯ ¯ ¯ ≤ max ¯φ(mns ) (z) − g (mns ) (z)¯ + max ¯g (mns ) (z) − f (z)¯ K Gns ¯ ¯ 2 < max ¯ψ (mns ) (z)¯ + s Gns ¯ ¯ ∞ ¯ 2 ¯X ¯ ¯ Pµ(mns ) (z)¯ + ≤ max ¯ ¯ s Gns ¯ µ=n s ≤ ∞ X µ=ns < ¯ ¯ 2 max ¯Pµ(mns ) (z)¯ + s Gns ∞ X 1 2 + 2 µ s µ=n s ≤ 2 1 + ns − 1 s < 3 s Es gilt also φ für alle ns > s . (mns ) (5.14) (z) ⇒ f (z). K 8. Holomorphie von φ. Es ist klar, dass φ in G holomorph ist. Wir nehmen an, dass φ über G hinaus analytisch fortsetzbar wäre in einem Gebiet G0 ⊃ G, G0 6= G. Dann ist auch ψ(z) = φ(z) − g(z) P∞ ν holomorph in G0 . Die Potenzreihe ψ(z) = ν=0 bν z besitzt OstrowskiLücken {pn , qn } mit pqnn → ∞. Nach dem Ostrowskischen Überkonvergenzsatz konvergiert dann pn X ∗ spn (z) = bν z ν ν=0 46 in G0 kompakt gegen ψ(z). Da g eine ganze Funktion ist, konvergiert auch spn (z) = s∗pn (z) + pn X gν z ν ν=0 in G0 kompakt gegen φ(z). Das Gebiet G0 enthält aber sicher einen Punkt z0 mit z0 ∈ O1 oder z0 ∈ O2 oder z0 ∈ U , in welchem {spn (z0 )} nach (4), (5), (6) divergiert. Widerspruch! Also ist φ genau in G holomorph. 2 q.e.d. Kapitel 6 Universell überkonvergente Potenzreihen mit Glattheitseigenschaften 6.1 Universelle Funktionen auf Jordangebieten Es sei G ⊂ C ein Gebiet. Wir bezeichnen mit E ∞ (G) alle in G holomorphen Funktionen ϕ mit den folgenden Eigenschaften: • jede Ableitung ϕ(l) (l = 0, 1, ...) besitzt eine stetige Erweiterung auf G, • ∂G ist die natürliche Grenze für ϕ. Im allgemeinen ist E ∞ (G) = ∅. Dies gilt selbst für einfach zusammenhängende Gebiete G. Betrachten wir zum Beispiel G = D \ [0, 1], so gibt es keine in G holomorphe Funktion, die ∂G als natürliche Grenze besitzt und in G stetig ist. Falls G jedoch ein Jordangebiet ist, so läßt sich folgendes aussagen: Satz 6.1 Es sei G ein Jordangebiet mit D ⊂ G, D 6⊂ G. Weiterhin sei Q ⊂ N0 eine Teilmenge der natürlichen Zahlen mit Dichte d(Q) = 1. Dann existiert eine Funktion ϕ ∈ E ∞ (G) mit den folgenden Eigenschaften: Die Funktion ϕ hat eine Potenzreihenentwicklung der Form ϕ(z) = ∞ X aν z ν mit aν = 0 für alle ν ∈ /Q, ν=0 deren Partialsummen sn (z) := n P ν=0 aν z ν folgendes erfüllen: 48 1. Es existiert eine Folge {pk } ⊂ N mit (l) s(l) pk (z) ⇒ ϕ (z) für jedes l ∈ N0 . G c 2. Zu jedem K ⊂ G mit K ∈ M und jedem f ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {ks } der natürlichen Zahlen mit spks (z) ⇒ f (z) . K B EWEIS: c 1. Es sei {Kν∗ } eine Ausschöpfung von G gemäß Lemma 3.2. Weiterhin sei {Π∗ν } eine Abzählung aller Polynome, deren Koeffizienten rationalen Realund Imaginärteil besitzen. Wir setzen Kn = K(m)+j := Kj∗ 2 Πn = Π(m)+j := Π∗m−j+1 2 {(Kn , Πn )}. Dabei kommt in (Kn , Πn ) jede Kombination ¡und∗ betrachten ¢ ∗ Kν , Πµ unendlich oft vor. Es sei {Gn } eine Folge von Jordangebieten mit den Eigenschaften aus Lemma 3.3. Wir bezeichnen für alle n ∈ N mit dn := dist(G, ∂Gn ) den Abstand von G zu ∂Gn ; dabei sei ohne Einschränkung 0 < dn < 1. Weiterhin sei Ln die Länge von ∂Gn . Dann muss Ln ≥ 2π gelten, da nach Voraussetzung D ⊂ Gn ist. 2. Wir konstruieren induktiv eine Folge von Polynomen {Pj }. Wir setzen µ ¶ n (n − 1)n (ν) +ν = +ν (n ∈ N, ν ∈ N0 ) . mn := 2 2 Dann ist jedes j ∈ N eindeutig darstellbar in der Form j = m(ν) n mit n ∈ N, 1 ≤ ν ≤ n . (a) Es sei n = 1, ν = 1; also j = 1. Nach Lemma 2.1 existiert ein Polynom P1 der Form P1 (z) = p1 X µ=0 aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q 49 so dass gilt |P1 (z)| < 1 , max G1 max K1 ∩Gc1 |P1 (z) − Π1 (z)| < 1 . Dabei besitzt K1 ∩Gc1 zusammenhängendes Komplement, und die Mengen G1 und K1 ∩ Gc1 sind punktfremd nach Konstruktion. , ..., Pm(n) konstruiert. (b) Im n-ten Schritt werden die Polynome Pm(1) n n (ν−1) Es sei 2 ≤ n ∈ N und für 1 ≤ ν ≤ n bereits alle Pj mit j ≤ mn bekannt. Der Grad von Pm(ν−1) sei pm(ν−1) . n n (ν−1) Nach Lemma 2.1 (angewendet auf µ ∈ Q mit µ ≥ mn stiert nun ein Polynom Pm(ν) der Form n p (ν) mn X Pmn(ν) (z) = pm(ν−1) ) exin aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q, (6.1) (ν−1) µ=mn p (ν−1) mn welches erfüllt max G (ν) mn max Kν ∩Gcn (ν) mn +1 ¯ ¯ (dm(ν) ) ¯ ¯ n , (6.2) (z)¯ < ¯Pm(ν) (ν) n (mn )2 · Lm(ν) n ¯ ¯ (ν−1) ¯ mX n ¯¯ ¯ 1 ¯P (ν) (z) − Πν (z) − Pj (z) ¯¯ < (ν) . (6.3) ¯ mn ¯ mn ¯ j=1 Auch hier besitzt Kν ∩ Gcn zusammenhängendes Komplement und ist . punktfremd mit Gm(ν) n Induktiv entsteht nun die Polynomfolge {Pj }. 3. Wir setzen ϕ(z) := ∞ P Pj (z). j=1 (a) Nach (6.2) gilt für jedes j ∈ N max |Pj (z)| ≤ max |Pj (z)| < G Also ist ∞ P Gj (dj )j+1 1 ≤ 2 . 2 j · Lj j Pj (z) gleichmäßig konvergent in G und damit ϕ stetig in G j=1 und holomorph in G. 50 (b) Es sei l ∈ N fest. Dann folgt mit der allgemeinen Cauchyschen Integralformel und (6.2) ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ ¯ l! Z ¯ Pj (ζ) ¯ (l) ¯ ¯ ¯ max ¯Pj (z)¯ = max ¯ dζ ¯ l+1 ¯ (ζ − z) z∈G z∈G ¯ 2πi ¯ ¯ ζ∈∂Gj ≤ l! · Lj · 1 · max |Pj (ζ)| (dj )l+1 ζ∈∂Gj ≤ l! · Lj · 1 · max |Pj (ζ)| (dj )j+1 ζ∈Gj ≤ l! · Lj · 1 (dj )j+1 · (dj )j+1 j 2 · Lj l! . j2 = Damit ist die Reihe ∞ P j=1 (l) Pj (z) gleichmäßig konvergent in G und somit die Ableitungsfunktion ϕ(l) für jedes l ∈ N stetig erweiterbar auf G. 4. Wir betrachten die Potenzreihenentwicklung von ϕ (mit Entwicklungsmittelpunkt z0 = 0. Wegen der speziellen Form (6.1) von Pj (z) treten keine überlappenden Potenzen auf. Daher gilt ϕ(z) = ∞ X aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q, (6.4) µ=0 und die Reihe konvergiert mindestens in D. Ferner hat die Reihe (6.4) wegen (6.1) reine Ostrowski-Lücken {pk , qk }, für die pqkk → ∞ gilt. Weiterhin ist pk k X X aµ z µ = Pj (z) , spk (z) = µ=0 j=1 so dass nun gilt spk (z) ⇒ ϕ(z) G und für jedes l ∈ N (l) s(l) pk (z) ⇒ ϕ (z) . G 51 c 5. Es seien ein beliebiges Kompaktum K ⊂ G mit zusammenhängendem Komplement und eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. Nach dem Satz von Mergelian existiert eine Folge {ms } mit ms → ∞ und Π∗ms (z) ⇒ f (z) . K Weiterhin gibt es ein ts ∈ N mit K ⊂ Kt∗s . Nach Konstruktion von {(Kn , Πn )} kommt in dieser Folge die Kombination (Kt∗s , Π∗ms ) unendlich oft vor. Definieren wir also µ ¶ ms + ts − 1 qs := + ts 2 so erhalten wir Πqs = Π∗ms und Kqs = Kt∗s , also gilt K ⊂ Kqs und Πqs (z) ⇒ f (z). K Zu jedem solchen qs existiert nun ein Index ns mit ns ≥ qs und Kqs ⊂ Gcns , also Kqs ∩ Gcns = Kqs . Aus (6.3) folgt nun ¯ (qs ) ¯ ¯mns ¯ ¯X ¯ max ¯¯ Pj (z) − Πqs (z)¯¯ ≤ K ¯ ¯ j=1 < ¯ (qs ) ¯ ¯mns ¯ ¯X ¯ maxc ¯¯ Pj (z) − Πqs (z)¯¯ Kqs ∩Gns ¯ ¯ j=1 1 (q ) mnss . (q ) Setzen wir ks := mnss , so folgt also spks (z) = ks X j=1 Pj (z) ⇒ f (z) . K 6. Holomorphie von ϕ. Nach 5. kann {spk (z)} in keinem größeren Gebiet als G kompakt konvergieren. Daher ist ϕ nach dem Ostrowskischen Überkonvergenzsatz genau in G holomorph. Alle Ableitungen von ϕ sind allerdings auch noch in G stetig. 2 q.e.d. Bemerkung Ist G ein sternförmiges Jordangebiet, so kann die Bedingung d(Q) = 1 ersetzt werden durch d(Q) = 1. Anstelle des Lemmas 2.1 ist dann das Lemma 2.2 zu verwenden. Der Beweis bleibt ansonsten unverändert. 52 6.2 Universelle Funktionen auf strikt sternförmigen Jordangebieten Betrachten wir nun strikt sternförmige Gebiete G, so können wir im Vergleich zu Satz 6.1 auch Aussagen über das Verhalten der Partialsummenfolgen zumindest auf gewissen Teilen des Randes des Gebietes treffen: Satz 6.2 Es sei G ein strikt sternförmiges Jordangebiet mit D ⊂ G, D 6⊂ G. Weiterhin sei E ⊂ ∂G ein abgeschlossener Bogen mit E 6= ∂G. Es sei Q ⊂ N0 eine Teilmenge der natürlichen Zahlen mit oberer Dichte d(Q) = 1. Dann existiert eine genau in G holomorphe Funktion ϕ mit folgenden Eigenschaften: a) Alle Ableitungen ϕ(l) (l = 0, 1, ...) sind stetig erweiterbar auf G \ E . b) Die Funktion ϕ hat eine Potenzreihenentwicklung der Form ϕ(z) = ∞ X aν z ν mit aν = 0 für alle ν ∈ /Q. ν=0 c) Es gibt eine Folge {pk } ⊂ N, so dass für die n-ten Partialsummen n P sn (z) = aν z ν folgendes gilt: ν=0 Für jedes l ∈ N0 und jedes Kompaktum B ⊂ G\E mit zusammenhängendem Komplement gilt (l) s(l) pk (z) ⇒ ϕ (z) . B c d) Zu jedem Kompaktum K ∈ M mit K ⊂ G ∪ E und jeder Funktion f ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {ks } der natürlichen Zahlen mit spks (z) ⇒ f (z) . K B EWEIS: 1. (a) Für n ∈ N sei {Hn } eine Folge sternförmiger Jordangebiete wie in Korollar 3.4 gegeben, das heißt es gelte • G ⊂ Hn+1 ⊂ H n+1 ⊂ Hn für alle n ∈ N, ∞ T Hn = G, • n=1 • der Rand ∂Hn ist rektifizierbar. 53 Weiterhin betrachten wir abgeschlossene Bögen En auf dem Rand ∂G, definiert durch ¾ ½ 1 . En := z ∈ ∂G : dist(z, E) ≤ n Dann ist En 6= ∂G für genügend große n. Ohne Beschränkung der Allgemeinheit nehmen wir an, dass dies bereits für alle n ∈ N gelte. (b) Für n ∈ N sei Sn ein abgeschlossener Sektor, gegeben durch ½ · ¶¾ 1 Sn := z ∈ C : z = r · ζ, ζ ∈ En , r ∈ 1 − , ∞ . n Hn G Sn En D 1/n Dann sind Gn := Hn ∩ Snc sternförmige Jordangebiete, die folgendes erfüllen: • Gn+1 ⊂ Gn+1 ⊂ Gn für alle n ∈ N. • Der Rand ∂Gn ist rektifizierbar; dessen Länge bezeichnen wir mit Ln . Dabei sei Ln ≥ L > 0 für alle n ∈ N mit einer Konstanten L. • Zu jedem Kompaktum B mit B ⊂ G \ E existiert ein n0 mit B ⊂ Gn0 ⊂ Gn für alle n ≥ n0 . (c) Wir setzen dn := dist(∂Gn , ∂Gn+1 ) für alle n ∈ N. Ohne Einschränkung sei hierbei 0 < dn < 1. c Ferner sei {Kν∗ } eine Ausschöpfung von G gemäß Lemma 3.2. Weiterhin sei {Π∗ν } eine Abzählung aller Polynome, deren Koeffizienten rationalen Real- und Imaginärteil besitzen. Wir setzen Kn = K(m)+j := Kj∗ , 2 Πn = Π(m)+j := Π∗m−j+1 2 und¡ betrachten ¢ {(Kn , Πn )}. Dabei kommt in (Kn , Πn ) jede Kombinati∗ ∗ on Kν , Πµ unendlich oft vor. 2. Wir konstruieren induktiv eine Folge von Polynomen {Pj }. Wir setzen µ ¶ n (n − 1)n (ν) +ν (n ∈ N, ν ∈ N0 ) . mn := +ν = 2 2 54 Dann ist jedes j ∈ N eindeutig darstellbar in der Form j = m(ν) n mit n ∈ N, 1 ≤ ν ≤ n . (a) Es sei n = 1, ν = 1; also j = 1. Nach Lemma 2.2 existiert ein Polynom P1 der Form p1 X P1 (z) = aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q, µ=0 so dass gilt max G1 max K1 ∩Gc1 |P1 (z)| < 1 , |P1 (z) − Π1 (z)| < 1 . Dabei besitzt K1 ∩ Gc1 zusammenhängendes Komplement, und G1 und K1 ∩ Gc1 sind punktfremd nach Konstruktion. , ..., Pm(n) konstruiert. (b) Im n-ten Schritt werden die Polynome Pm(1) n n (ν−1) Es sei 2 ≤ n ∈ N und für 1 ≤ ν ≤ n bereits alle Pj mit j ≤ mn bekannt. Der Grad von Pm(ν−1) sei pm(ν−1) . n n (ν−1) Nach Lemma 2.2 (angewendet auf µ ∈ Q mit µ ≥ mn stiert nun ein Polynom Pm(ν) der Form n p (ν) mn X Pmn(ν) (z) = pm(ν−1) ) exin aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q, (6.5) (ν−1) µ=mn p (ν−1) mn welches erfüllt: max G (ν) mn max Kν ∩Gcn (ν) mn +1 ¯ ¯ (dm(ν) ) ¯ ¯ n , (6.6) (z)¯ < ¯Pm(ν) (ν) 2 n (mn ) · Lm(ν) n ¯ ¯ (ν−1) ¯ mX n ¯¯ ¯ ¯ < 1 . (6.7) ¯P (ν) (z) − Πν (z) − P (z) j ¯ mn ¯¯ m(ν) ¯ n j=1 Auch hier besitzt Kν ∩ Gcn zusammenhängendes Komplement und ist punktfremd mit Gm(ν) . n Induktiv entsteht nun die Polynomfolge {Pj }. 3. Wir setzen ϕ(z) := ∞ P Pj (z). Weiterhin sei B ∈ M ein beliebiges Kompak- j=1 tum mit B ⊂ G \ E. Dann gibt es ein j0 ∈ N, so dass gilt B ⊂ Gj+1 ⊂ Gj+1 ⊂ Gj für alle j ≥ j0 . 55 (a) Nach (6.6) gilt für jedes j ∈ N max |Pj (z)| ≤ max |Pj (z)| ≤ B so dass ∞ P Gj (dj )j+1 1 , ≤ 2 2 j · Lj j ·L Pj (z) auf B gleichmäßig konvergiert. Da B beliebig ist, ist j=1 ϕ stetig auf G \ E und holomorph in G. (b) Es sei l ∈ N fest. Dann folgt mit der Cauchyschen Integralformel und mit (6.6) ¯ ¯ ¯ (l) ¯ (l) max ¯Pj (z)¯ ≤ max |Pj (z)| z∈B z∈Gj+1 ¯ ¯ ¯ ¯ Z ¯ ¯ l! P (ζ) ¯ ¯ j = max ¯ dζ ¯ l+1 ¯ ¯ 2πi (ζ − z) z∈Gj+1 ¯ ¯ ζ∈∂Gj ≤ l! · Lj · 1 · max |Pj (ζ)| (dj )l+1 ζ∈Gj ≤ l! · Lj · 1 · max |Pj (ζ)| (dj )j+1 ζ∈Gj ≤ l! · Lj · 1 (dj )j+1 · (dj )j+1 j 2 · Lj = ∞ P Damit ist jede Reihe j=1 l! . j2 (l) Pj (z) für l = 1, 2, ... gleichmäßig konvergent auf B. Da B beliebig ist, kann ϕ(l) für jedes l ∈ N stetig auf G \ E erweitert werden. 4. Wir betrachten die Potenzreihenentwicklung von ϕ (mit Entwicklungsmittelpunkt z0 = 0. Wegen der speziellen Form (6.5) von Pj (z) treten keine überlappenden Potenzen auf. Daher gilt ϕ(z) = ∞ X aµ z µ mit aµ = 0 für µ ∈ /Q, (6.8) µ=0 und die Reihe konvergiert mindestens in D. Ferner hat die Reihe (6.8) wegen (6.5) reine Ostrowski-Lücken {pk , qk }, für 56 die pqkk → ∞ gilt. Weiterhin ist spk (z) = pk X µ aµ z = µ=0 k X Pj (z) , j=1 so dass nun gilt spk (z) ⇒ ϕ(z) B und für jedes l ∈ N (l) s(l) pk (z) ⇒ ϕ (z) . B c 5. Es seien ein beliebiges Kompaktum K ⊂ G ∪ E mit zusammenhängendem Komplement und eine Funktion f ∈ A(K) gegeben. Nach dem Satz von Mergelian existiert eine Folge {ms } mit ms → ∞ und Π∗ms (z) ⇒ f (z) . K Weiterhin gibt es ein ts ∈ N mit K ⊂ Kt∗s . Nach Konstruktion von {(Kn , Πn )} kommt in dieser Folge die Kombination (Kt∗s , Π∗ms ) unendlich oft vor. Definieren wir also µ ¶ ms + ts − 1 qs := + ts 2 so erhalten wir Πqs = Π∗ms und Kqs = Kt∗s , also gilt K ⊂ Kqs und Πqs (z) ⇒ f (z). K Zu jedem solchen qs existiert nun ein Index ns mit ns ≥ qs und Kqs ⊂ Gcns , also Kqs ∩ Gcns = Kqs . Aus (6.7) folgt nun ¯ ¯ (qs ) ¯ ¯mX ¯ ¯ ns Pj (z) − Πqs (z)¯¯ ≤ max ¯¯ K ¯ ¯ j=1 < ¯ ¯ (qs ) ¯ ¯mX ¯ ¯ ns Pj (z) − Πqs (z)¯¯ maxc ¯¯ Kqs ∩Gns ¯ ¯ j=1 1 (q ) mnss . (q ) Setzen wir ks := mnss , so folgt also spks (z) = ks X j=1 Pj (z) ⇒ f (z) . K 57 6. Holomorphie von ϕ. Nach 5. kann {spk (z)} in keinem größeren Gebiet als G kompakt konvergieren. Daher ist ϕ nach dem Ostrowskischen Überkonvergenzsatz genau in G holomorph. Alle Ableitungen von ϕ sind allerdings auch noch in G \ E stetig. 2 q.e.d. Kapitel 7 Universelle Approximation messbarer Funktionen Mit dem folgenden Satz lässt sich jedes unserer Ergebnisse über Approximation durch Teilsummen einer universellen Potenzreihe auf kompakten Mengen K ∈ M(G) automatisch ausweiten auf fast-überall Approximation messbarer Funktionen auf messbaren Mengen: Satz 7.1 Es sei G ⊂ C ein Gebiet und {fn } eine Folge ganzer Funktionen mit folgender Eigenschaft: Zu jedem Kompaktum K ∈ M(G) und jeder Funktion ϕ ∈ A(K) existiert eine Folge {nk } mit fnk (z) ⇒ ϕ(z) . K Dann hat {fn } auch die folgende Eigenschaft: Zu jeder (Lebesgue-) messbaren Menge S ⊂ Gc und jeder (Lebesgue-) messbaren Funktion f auf S existiert eine Folge {mn } mit fmn (z) → f (z) fast überall auf S . B EWEIS: 1. Es seien eine messbare Menge S ⊂ Gc und eine messbare Funktion f auf S gegeben. Die Funktion ½ f (z) z∈S g(z) = 0 z∈ /S ist messbar auf C, und es reicht, g auf Gc fast überall zu approximieren. Es sei {Bn } eine Folge von Mengen Bn ∈ M(G) wie in Lemma 3.2 mit 59 Bn ⊂ Bn+1 ⊂ Gc für alle n ∈ N und Gc = ∞ S Bn . Wir wählen Rn ∈ N so, n=1 dass Bn ⊂ {z : |z| ≤ Rn } und Rn < Rn+1 für alle n ∈ N. Die Funktionen ½ g(z) falls g(z) ∈ C gn (z) := 0 falls g(z) = ∞ sind messbar auf Bn und nach dem Satz von Lusin (siehe [31], Seite 57) 1 existiert eine messbare Menge L∗n ⊂ Bn mit µ(Bn \ L∗n ) ≤ 2n+1 und eine auf ∗ ∗ Ln stetige Funktion ϕn mit ϕn (z) = gn (z) für alle z ∈ Ln . Die Menge Ln := {z : z ∈ L∗n , Re(z) ∈ / Q, Im(z) ∈ / Q} hat keine inneren Punkte und erfüllt µ(Ln ) = µ(L∗n ). Da Ln messbar ist, gibt es eine kompakte Menge Mn ⊂ Ln mit µ(Ln \ Mn ) ≤ 1 2n+2 . Das Komplement von Mn hat die Darstellung [ Mnc = G(j) n j∈Jn mit einer höchstens abzählbaren Menge Jn und paarweise disjunkten Gebie(j) (j) ten Gn (den Komponenten von Mnc ). Wir wählen in jedem Gn einen Punkt (j) zn(j) = rn(j) eiΘn ∈ G(j) n mit rn(j) > 0, Θ(j) n ∈ R und betrachten den Sektor ½ (j) Hn := z = zn(j) + ρeiΘ : 0 < ρ < 2Rn , |Θ − Θ(j) n | < Für die Menge ( Kn := Bn ∩ [ ¡ ¢ (j) ¾ 1 Rn2 2n+j+4 . )c G(j) n ∪ Hn j∈Jn gilt Kn ∈ M(G) und Kn ⊂ Mn ⊂ Ln , so dass Kn keine inneren Punkte besitzt. Wir erhalten à ! ∞ X [ 1 1 2 (j) = n+2 . µ(Mn \ Kn ) ≤ µ Hn ≤ n+4 · j 2 2 2 j=0 j∈J n Daher gilt µ(Bn \ Kn ) ≤ µ(Bn \ L∗n ) + µ(Ln \ Mn ) + µ(Mn \ Kn ) ≤ 1 . 2n 60 Wir betrachten die messbare Menge E := ∞ \ ∞ [ Kν . n=1 ν=n Hierfür gilt à µ(Bn \ E) ≤ µ ∞ [ ! (Bν \ Kν ) ν=n ≤ ∞ X 1 1 = n−1 , ν 2 2 ν=n und es folgt µ(Gc \ E) = lim µ(Bn \ E) = 0 . n→∞ 2. Aufgrund der Eigenschaften von {fn } gibt es zu jedem n ∈ N einen Index mn ∈ N, so dass 1 max |fmn (z) − ϕn (z)| < . Kn n Es sei ein fester Punkt z ∈ E gegeben; dann existiert ein N0 mit z ∈ Kn für alle n ≥ N0 . Ist g(z) 6= ∞, so erhalten wir für alle n ≥ N0 |fmn (z) − g(z)| ≤ max |fmn (z) − ϕn (z)| < Kn 1 . n Im Falle g(z) = ∞ erhalten wir |fmn (z)| ≥ n − max |fmn (z) − ϕn (z)| ≥ n − Kn 1 , n also fmn (z) → ∞. Damit gilt fmn (z) → g(z) für alle z ∈ E. 2 q.e.d. Kapitel 8 Universalität von Cesàro-Mitteln Wir untersuchen nun die Frage, ob auch die Cesàro-Mittel einer Potenzreihe universelle Approximationseigenschaften besitzen. (r) Dazu betrachten wir für ein festes r > 0 die Matrix Cr = (αnν ) = (αnν ) mit ¡n−ν+r−1¢ (r) αnν = αnν := ¡n−ν ¢ n+r (0 ≤ ν ≤ n) und (r) αnν =0 (ν > n) . n Diese sogenannten Cesàro-Mittel definieren ein permanentes Limitierungsverfahren; es gilt nämlich n n X X αnν = |αnν | = 1 ν=0 ν=0 und αnν → 0 (n → ∞) für jedes ν = 0, 1, ... . Für r = 0 erhalten wir (falls 0 ≤ ν ≤ n ist) ¡n−ν−1¢ ½ 1 (0) ¡n¢ = αnν = n−ν 0 n falls ν = n . sonst Also ist C0 = E (wobei mit E die Einheitsmatrix bezeichnet wird), und das Limitierungsverfahren C0 liefert die gewöhnliche Konvergenz. Für r = 1 erhalten wir (falls 0 ≤ ν ≤ n ist) ¡n−ν ¢ 1 (1) ¢ . αnν = ¡n−ν n+1 = n + 1 n Hier ergibt sich also das Verfahren der arithmetischen Mittel. In der Klasse aller Cr Verfahren sind daher als Spezialfälle die Limitierungsverfahren der gewöhnlichen Konvergenz und der arithmetischen Mittel enthalten, so dass die Cr -Verfahren als eine natürliche Weiterentwicklung dieser einfachsten Verfahren angesehen werden können. 62 Wir werden sehen, dass zumindest ganzzahlige Cesàro-Mittel einer Potenzreihe universelle Approximationseigenschaften besitzen. Es sei im folgenden ein (festes) r ∈ N gegeben. ∞ P Wir betrachten zunächst die Potenzreihenentwicklung ν=0 aν z ν einer holomorphen Funktion ϕ im Einheitskreis D mit den zugehörigen Partialsummen sn (z) = (n−ν+r−1 ) n−ν Dann sind mit αnν = (n+r ) n {sn } gegeben durch σn (z) = σn(r) (z) = n P ν=0 aν z ν . (0 ≤ ν ≤ n) die Cr -Transformierten der Folge n X αnµ sµ (z) = µ=0 ( n n X X ν=0 ) αnµ aν z ν , µ=ν Betrachten wir nun zum Beispiel nochmals die arithmetischen Mittel (das heisst es gelte r = 1), so erhalten wir den folgenden Zusammenhang: Die arithmetischen Mittel sind gegeben durch n 1 X σn (z) = sν (z) . n + 1 ν=0 Damit ist n σn (z) = 1 X (n + 1 − ν)aν z ν n + 1 ν=0 n X n 1 X νaν z ν = aν z − n + 1 ν=0 ν=1 ν = sn (z) − 1 zs0n (z) . n+1 Unser Ziel ist es nun, einen direkten Zusammenhang zwischen allgemeinen (ganzzahligen) Cesàro-Mitteln und den Partialsummenfolgen einer Potenzreihe darzustellen. Dazu reicht es sogar aus, allgemeinen Konvergenzradius R ≥ 0 und allgemeinen Entwicklungsmittelpunkt z0 zu betrachten. Genauer gilt für alle n ∈ N: 63 Satz 8.1 P ∞ Es sei aν (z − z0 )ν eine Potenzreihe mit beliebigem Konvergenzradius ν=0 n P R ≥ 0 und den Teilsummen sn (z) = aν (z − z0 )ν . ν=0 Für die Cesàro-Mittel 1 ¶ n µ X n−ν+r−1 n ν=0 σn (z) = ¡n+r¢ n−ν gilt dann σn (z) = sn (z) + r X sν (z) (r ∈ N) cnk (z − z0 )k s(k) n (z) , k=1 wobei lim cnk = 0 n→∞ für jedes k = 1, 2, ..., r . B EWEIS: Wir können ohne Beschränkung der Allgemeinheit z0 = 0 annehmen (andernfalls substituiere man w = z − z0 ). 1. Für r ∈ N ist σn (z) − sn (z) = ( n n X X ν=1 ) αnµ − 1 aν z ν . µ=ν Nun gilt n X µ=ν 1 ¶ n µ X n−µ+r−1 r µ=ν αnµ = ¡n+r¢ r−1 ¡n−ν+r¢ r ¢ = ¡n+r r r µ Y = 1− l=1 ν n+l ¶ . Dies ist ein Polynom in ν mit Grad r. Damit ist ¶ n r µ X Y ν αnµ − 1 = 1− −1 n+l µ=ν l=1 = cn0 + cn1 ν + cn2 ν(ν − 1) + cn3 ν(ν − 1)(ν − 2) + ... + cnr ν(ν − 1) · ... · (ν − r + 1) , was der Newton-Form eines Polynoms entspricht. 64 2. Wir zeigen nun, dass cnk → 0 (n → ∞) gilt: Für ν = 0 ist n X cn0 = αnµ − 1 = 0 , µ=0 also cn1 ν + cn2 ν(ν − 1) + ... + cnr ν(ν − 1) · ... · (ν − r + 1) = n X αnµ − 1 . µ=ν Weiterhin liefert ν = 1 n X cn1 = ( αnµ − 1 = n X µ=1 ) αnµ − 1 − αn1 µ=0 = αn1 → 0 (n → ∞) . Wir nehmen an, es gelte cn1 → 0, cn2 → 0, ..., cn,t−1 → 0 für ein t mit 1 ≤ t < r. Dann liefert ν = t cn1 t + cn2 t(t − 1) + ... + cn,t−1 t(t − 1) · ... · 2 + cnt t! ( n ) t−1 n X X X = αnµ − 1 = αnµ − 1 − αnµ µ=t = t−1 X µ=0 αnµ → 0 µ=0 (n → ∞) . µ=0 Damit folgt induktiv die Behauptung. 3. Nun ist µ ¶ 1 ν αnµ − 1 = cnk · k! k µ=ν k=1 n X r X und somit σn (z) − sn (z) = ( n n X X ν=1 αnµ − 1 aν z ν µ=ν µ ¶) 1 ν aν z ν = cnk · k! k ν=1 k=1 r n X X µν ¶ = cnk · k! aν z ν k ν=1 k=1 n X = r X ( ) r X cnk z k · s(k) n (z) . k=1 2 q.e.d. 65 Es folgt nun sofort für alle ganzzahligen Cesàro-Mittel: Satz 8.2 P ∞ Es sei aν (z − z0 )ν eine beliebige Potenzreihe mit den Teilsummen ν=0 sn (z) = n P aν (z − z0 )ν . ν=0 Gilt auf einer offenen Menge O ⊂ C snm (z) V f (z) , O so gilt für die Cesàro-Transformierten der Ordnung r ∈ N ebenfalls σnm (z) V f (z) . O B EWEIS: Die Funktion f ist holomorph auf O, und es gilt für jedes k ∈ N0 (k) s(k) (z) nm (z) V f (m → ∞) . O Nach Satz 8.1 gilt σnm (z) = snm (z) + r X cnk (z − z0 )k s(k) nm (z) . k=1 Wegen lim cnk = 0 für k = 1, ..., r folgt nun n→∞ σnm (z) V f (z) . O 2 q.e.d. Falls also die Partialsummenfolgen einer Potenzreihe universelle Approximationseigenschaften auf einer offenen Menge besitzen, besitzen die zugehörigen CesàroMittel ganzzahliger Ordnung auf der gleichen Menge die gleichen Eigenschaften. 66 Der folgende Satz ermöglicht es uns zusammen mit Satz 8.2, alle bisher bewiec senen Ergebnisse über universelle Approximation in D durch Teilsummen einer ∞ P Potenzreihe ϕ(z) = aν z ν mit dem Konvergenzradius R = 1 auch auf die Cr − ν=0 Transformierten (mit r ∈ N) der Teilsummen zu übertragen: Satz 8.3 Es sei G ⊂ C ein Gebiet mit G 6= C und {fn } eine Folge ganzer Funktionen. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent: c 1. Zu jedem Kompaktum K ⊂ G mit K ∈ M und jeder Funktion ϕ ∈ A(K) existiert eine Teilfolge {nk } der natürlichen Zahlen mit fnk (z) ⇒ ϕ(z) . K c 2. Zu jedem einfach zusammenhängenden Gebiet D ⊂ G und jeder Funktion ψ ∈ H(D) existiert eine Teilfolge {mk } der natürlichen Zahlen mit fmk (z) V ψ(z) . D B EWEIS: c a) Es gelte 1., und es seien ein einfach zusammenhängendes Gebiet D ⊂ G und eine Funktion ψ ∈ H(D) gegeben. Wir wählen eine Folge {Dk } von Jordangebieten mit Dk ⊂ D, die die Eigenschaften aus Lemma 3.1 erfüllen. Zu jedem k ∈ N gibt es dann ein nk mit max |fnk (z) − ψ(z)| < Dk 1 . k Hierbei kann {nk } streng monoton wachsend gewählt werden. Da {Dk } das Gebiet D von innen heraus ausschöpft, gilt fnk (z) V ψ(z) . D c b) Es gelte 2., und es seien ein Kompaktum K ⊂ G mit K ∈ M und eine Funktion ϕ ∈ A(K) gegeben. Nach dem Satz von Mergelian gibt es dann zu jedem j ∈ N ein Polynom Pj mit max |ϕ(z) − Pj (z)| < K 1 . j c Wir können ein einfach zusammenhängendes Gebiet D ⊂ G mit K ⊂ D wählen (siehe etwa [11] oder [7]). (j) Zu jedem j ∈ N finden wir dann eine Folge {mn }∞ n=1 mit fm(j) (z) V Pj (z) . n D 67 Eine geeignete Diagonalfolge {nk } erfüllt dann fnk (z) ⇒ ϕ(z) . K 2 q.e.d. Bemerkung Alle in dieser Arbeit konstruierten Potenzreihen ϕ(z) = ∞ P ν=0 aν z ν mit universel- len Überkonvergenzeigenschaften wurden konstruiert als Reihen mit OstrowskiLücken {pk , qk }, und die Folgen mit universellen Approximationseigenschaften pk P wurden als Teilfolgen von spk (z) = aν z ν gewonnen. ν=0 Ist nun z0 ein beliebiger Punkt im Holomorphiegebiet von ϕ, und ist ∞ P bν (z − z0 )ν die Entwicklung von ϕ um z0 , so gilt (vergleiche [13], ϕ(z) = ν=0 Lemma 2) pk X ν=0 ν aν z − pk X ν=0 bν (z − z0 )ν V 0 . C Zusammen mit den Sätzen 8.1 und 8.3 folgt daher, dass alle Ergebnisse bezüglich universeller Überkonvergenzeigenschaften von Teilsummen oder ihren CesàroTransformierten (ganzzahliger Ordnung) auch für beliebige Entwicklungsmittelpunkte z0 gelten. Literaturverzeichnis [1] L. Bernal-González, M.C. Calderón-Moreno und W. Luh: Universal transforms of the geometric series under generalized Riesz methods Comp. Meth. and Funct. Th., 3 (2003), 285-297. [2] G.D. 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Schillings) 07.10.1974 Alf 09/1981 – 08/1985 Grundschule Bullay 09/1985 – 06/1994 Cusanusgymnasium Wittlich 10/1994 – 04/2000 Studium der Wirtschaftsmathematik Universität Trier mit Abschluß Diplom seit 04/2000 an der Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Angewandte Analysis im Fachbereich IV der Universität Trier