Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy), Teil 2 [1]. Komplexe mit Mangan, Kupfer und Zink The Coordination Chemistry of 2,2'-Dipyridyldiselenide (PySeSePy), Part 2. Complexes with Manganese, Copper and Zinc Carsten O. Kienitz, Carsten Thöne und Peter G. Jones Institut für Anorganische und Analytische Chemie der Technischen Universität, Postfach 3329, D-38023 Braunschweig, Germany Sonderdruckanforderungen an Dr. C. Thöne. E-mail: [email protected] Herrn Prof. Dr. H. Vahrenkamp anläßlich seines 60. Geburtstages gewidmet Z. Naturforsch. 55 b, 587-596 (2000); eingegangen am 3. März 2000 Manganese, Copper, Zinc The coordination chemistry of 2,2'-dipyridyldiselenide (PySeSePy) towards mangane­ se, copper and zinc centres has been studied. The complexes [MnBr2-/V,/V'-(PySeSePy)] (1), [CuBr2-/V,/V'-(PySeSePy)] (2), [Cu-(//-Br)-7V(/V'-(PySeSePy)]2 (3), [Cu-()U-Br)-{p-N,N'(PySeSePy)}]„ (4), [Cu-(/i-Cl)-/V,W'-(PySeSePy)]2 (5), [Zn(OOCC6F5)2-/V,/V'-(PySeSePy)] (6) and [Z n (0 S 0 2CF3)2-./V>/V'-(PySeSePy)] (7) have been synthesised and the crystal structures of 1, 3, 4 and 6 determined. 1, 3 and 6 display seven-membered metallacycles with tetrahedral coordination of the metal centres. In these cases 2,2’-dipyridyldiselenide acts as a chelating ligand. In the polymeric complex 4, 2,2'-dipyridyldiselenide acts as a bridging ligand. All com­ plexes display selenium-selenium single bonds with an average length of 232 pm. In contrast to the analogous chloro and nitrato complexes, the zinc complexes 6 and 7 are not dissociated in solution, as evidenced by 77Se NMR experiments. The corresponding resonances are shifted downfield in comparison with the ligand. Einleitung Die Koordinationschemie von Liganden, die Nund Se-Donoratome enthalten, wurde bisher nur wenig untersucht [2]. Erst in jüngster Zeit finden sich vermehrt Arbeiten darüber, insbesondere mit Pyridin-2-selenol als Ligand, weil homoleptische Metallkomplexe mit derartigen Liganden als Aus­ gangsquellen für die Fertigung von Metallselenidschichten geeignet sein können [ 3- 6] . Zu diesen zählt das 2,2'-Dipyridyldiselenid (Py­ SeSePy), über dessen Koordinationsverhalten ge­ gen einige Metalle der 6., 8. und 12. Gruppe wir be­ reits berichtet haben [1]; bei einigen Carbonylderivaten findet oxidative Addition statt, wobei Pyridin2-Selenolat-Komplexe gebildet werden. Diese Un­ tersuchungen haben wir nun auch auf M etalle der 7. und 11. Gruppe ausgedehnt und wollen im fol­ genden die mit Mangan und Kupfer erhaltenen Er­ gebnisse vorstellen. Außerdem sollen zwei weitere Zinkkomplexe beschrieben werden, die wegen ihrer Pentafluorbenzoato- bzw. TrifluormethylsulfonatoLiganden anstelle der zuvor eingesetzten Chloro0932-0776/00/0700-0587 $ 06.00 bzw. Nitrato-Liganden [1] ein wesentlich verbes­ sertes Löslichkeitsverhalten aufweisen. Diskussion Umsetzungen von MnBr2, CuBr2, Z n (0 2CC6F5)2 oder Z n (0 S 0 2CF3)2 mit 2,2'-Dipyridyldiselenid (PySeSePy) in geeigneten polaren Lösungsmitteln (MeCN oder THF/H20 ) liefern direkt in guten Ausbeuten die entsprechenden 4-fach koordinierten Metallkomplexe vom Ty­ pus [MX2(PySeSePy)]: [MnBr2-N,N'-(PySeSePy)] (1), [CuBr2-N, N'-(Py SeSePy)] (2), [Z n(0 2CC6F5)2N,N'-(PySeSePy)] (6) und [Z n (0 S 0 2CF3)2-Ar N'(PySeSePy)] (7), in denen der Ligand PySeSePy ausschließlich über Stickstoff koordiniert ist (Sche­ ma 1). Die bereits untersuchte Reaktion von PySeSe­ Py mit [Fe2(CO)9] zu [Fe(CO)3-N,Se -SePy)2] [1] ist nicht auf die Mangancarbonyle [Mn(CO)5Br] und [Mn2(CO)10] übertragbar. Die Umsetzung von [Mn(CO)5Br] mit PySeSePy führt im Gegensatz zu der analogen Reaktion mit PhSeSePh nicht zu einer © 2000 Verlag der Zeitschrift für Naturforschung, Tübingen • www.znaturforsch.com K Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung-Keine Bearbeitung 3.0 Deutschland Lizenz. This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution-NoDerivs 3.0 Germany License. Zum 01.01.2015 ist eine Anpassung der Lizenzbedingungen (Entfall der Creative Commons Lizenzbedingung „Keine Bearbeitung“) beabsichtigt, um eine Nachnutzung auch im Rahmen zukünftiger wissenschaftlicher Nutzungsformen zu ermöglichen. On 01.01.2015 it is planned to change the License Conditions (the removal of the Creative Commons License condition “no derivative works”). This is to allow reuse in the area of future scientific usage. C. O. Kienitz et al. ■Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) 588 S e -------Se M X % (1) Mn Br 81 gelb (2) Cu Br 75 braun gelb 65 gelb Zn (7) Zn CF3SO3 n o o (6) n mplex iyi 00 S e -------Se Farbe Schema 1. Synthese von einkernigen Mangan-, Kupferund Zink-PySeSePy-Komplexen. reinen S e^'-K o o rd in atio n des Liganden [7]. Un­ ter gleichen Reaktionsbedingungen tritt vielmehr Decarbonylierung ein, und das Reaktionsgemisch zersetzt sich. Das einzige in geringer Ausbeute iso­ lierbare und charakterisierbare Produkt aus dieser Reaktion war der Komplex 1. Die Reaktion von PySeSePy mit [Mn2(CO)10] verläuft im Gegensatz zu der im Falle des Eisencarbonyls beobachteten glatten oxidativen Addition des PySeSePy erst un­ ter drastischen Bedingungen (Kochen am Rückfluß in Diglyme) und liefert keine definierten Produk­ te, da unter diesen Bedingungen Decarbonylierung eintritt. Das Koordinationsverhalten des PySeSePy ge­ genüber Kupfer wurde anhand von Umsetzun­ gen mit CuBr2 in verschiedenen Solventien und mit CuCl in Acetonitril untersucht. Die Wahl des Lösungsmittels beeinflußt bei der Reaktion mit CuBr2 die Art der gebildeten Produkte ent­ scheidend. Bei Reaktion in einem Ethanol/Was­ ser-Gemisch fielen zwei rotbraune bis braune Pro­ dukte an, einmal der erwartete, monomere Kupfer(II)-Komplex [CuBr2-./V,v¥-(PySeSePy)] (2) und unerwarteterweise ein über Bromobrücken ver­ knüpfter, dimerer Kupfer(I)-Komplex [CuBr-N,N'~ (PySeSePy)]2 (3), der durch Röntgenstrukturanaly­ se belegt wurde. Diese partielle Reduktion des Kup­ fers kann nur auf das Co-Solvens Ethanol zurück­ geführt werden, weil Ethanol in Abwesenheit des Komplex X n (3) Br 2 (5) Cl 1 Schema 2. Zweikernige Kupfer-PySeSePy-Komplexe. PySeSePy-Liganden Cu(II) nicht reduziert. Ande­ rerseits verändert sich das Standardpotential des Redoxpaares Cu+/C u2+ in Abhängigkeit von zusätz­ lich zu Wasser vorhandenen Liganden, was im Fall des Systems Cu2+ / PySeSePy / H20 diese Re­ duktion durch Herabsetzung des Standardpotentials ermöglichen könnte [8]. Um die Bildung des Cu(I)-Komplexes (3) zu verhindern, wurde die gleiche Reaktion in einem Wasser/THF-Gemisch durchgeführt, da THF im Gegensatz zu Ethanol keine reduzierenden Eigen­ schaften besitzt; in der Tat wurde nun lediglich der erwartete Komplex (2) gebildet. Im System CuBr2/PySeSePy konnte noch die Bildung eines dritten Komplexes beobachtet werden. Er entstand beim Überschichten einer CH2C12-Lösung des Li­ ganden mit einer Wasser/Aceton-Lösung von CuBr2 und ist, wie die Röntgenstrukturanalyse zeigte, ein rotbraunes Polymer der Zusammensetzung [CuBrN,N'-(PySeSePy)],, (4). In dieser Kupfer(I)-Verbin­ dung sind die einzelnen Metallzentren zusätzlich durch den PySeSePy-Liganden miteinander ver­ knüpft. Sie ist metastabil und lagert sich schon nach kurzer Zeit in das bereits bekannte Dimer (3) um. Daß auch hier ein Cu(I)-Komplex gebildet wird, überrascht nicht, da CuBr2 an Luft durch Aceton zu CuBr reduziert wird [9]. C. O. Kienitz et al. • Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) Der zu 3 analoge Chloro-Komplex [Cu-(^-Cl)N,N'-(PySeSePy)]2 (5) läßt sich aus CuCl und Py­ SeSePy in Acetonitril erhalten und ist in seinen Ei­ genschaften mit dem Bromo-Komplex vergleichbar (Schema 2). Die stabilen Verbindungen 2, 3 und 5 zeigen ei­ nige unerwartete Eigenschaften. So sind sie alle extrem schwerlöslich. Der monomere Komplex 2 löst sich nur wenig in DMF und besser in DMSO, während sich die halogeno-verbrückten Komplexe 3 und 5 selbst in DMSO nur noch wenig lösen. Wei­ terhin fällt die intensive rot-braune Farbe von 3 und 5 auf, die für eine Kupfer(I)-Verbindung ungewöhn­ lich ist. Diese kann möglicherweise auf ChargeTransfer-Übergänge innerhalb des N2CuX2CuN2Chromophors (X = CI, Br) zurückgeführt werden. Die Wellenlänge dieses Überganges ließ sich noch nicht bestimmen, da eine Messung am Feststoff bis­ her nicht möglich war. DMSO-Lösungen von 3 und 5 weisen eine gelbe Färbung auf. Ihre UV/vis-Spektren stimmen mit dem des freien Liganden in DMSO überein [1]; die betreffenden Absorptionsbanden werden damit als Inner-Ligand-Übergänge interpre­ tierbar. Verwertbare NMR-Spektren konnten wegen der ungenügenden Löslichkeit und der paramagne­ tischen Anteile bislang nicht erhalten werden. Die von uns bisher beschriebenen Zn(II)/ PySeSePy-Komplexe [1] lösen sich schlecht in den meisten gängigen Lösungsmitteln. Daher ha­ ben wir nach anderen Liganden am Zinkatom ge­ sucht, die ausreichend stabile Komplexe mit be­ friedigender Löslichkeit bilden. Solche Liganden sind das Pentafluorbenzoat-Anion und das Trifluormethylsulfonat-Anion. Die entsprechenden Kom­ plexe [Zn(OOCC6F5)2-Af N'-(PySeSePy)] (6) und [Z n (0 S 0 2CF3)2-N,N'-(PySeSePy)] (7) zeigen deut­ lich größere Löslichkeiten [6 in CH2C12, Toluol, Aceton; 7 in Aceton, Acetonitril]. Allerdings wur­ den sie aufgrund der Aufarbeitung nicht solvensfrei erhalten: 6 enthält je Mol Komplex ca. 0,3 Mol Diethylether, der sich auch im Hochvakuum nicht entfernen läßt; 7 enthält je Mol Komplex ca. 1,3 Mol CH2C12, welches erst bei längerer Lagerung entweicht. Im Gegensatz zu den Zink-Komplexen [ZnCl2N, Af'-(PySeSePy)] und [Zn(N 03)2-Af N'-(PySeSePy)], die in Lösung unter Abspaltung des PySeSePy-Liganden dissoziieren, liegen 6 und 7 in Lösung undissoziiert vor, wie 77Se-NMR Experi­ mente belegen. In den erstgenannten Komplexen 589 Tab. 1. Ausgewählte Bindungslängen [pm], -winkel und Torsionswinkel [°] für Verbindung 1. M n -N (l) M n-N (2) M n-Br(2) M n -B r(l) S e ( l)- C (l 1) S e (l)-S e (2 ) 215,6(6) 218,7(5) 246,24(13) 249,57(13) 191,9(7) 232,47(11) Se(2)-C (21) N (l)-C (1 5 ) N ( l) - C ( ll ) N (2)-C (21) N (2)-C (25) 192,3(7) 132,6(8) 135,2(8) 134,1(8) 136,9(8) N (l)-M n -N (2 ) N (l)-M n -B r(2) N (2)-M n-B r(2) N (l)-M n -B r (l) N (2)-M n -B r(l) B r(2)-M n-B r(l) C (1 1 )-S e(l)-S e(2 ) C (2 1 )-S e(2 )-S e(l) C (1 5 )-N (l)-C (l 1) C (1 5 )-N (l)-M n 121,0(2) 117,85(16) 102,24(15) 99,66(16) 97,49(15) 117,68(5) 101,40(19) 103,9(2) 119,0(6) 123,6(5) C (1 1)-N (l)-M n N ( l)- C ( l 1)-C(12) N ( l)- C ( l l) -S e ( l) C (12)-C (l l) -S e ( l) C (21)-N (2)-C (25) C (21)-N (2)-M n C (25)-N (2)-M n N (2)-C (21)-C (22) N (2)-C (21)-S e(2) C (22)-C (21)-Se(2) 117,3(5) 121,5(6) 118,1(5) 120,3(5) 117,8(6) 131,4(5) 110,7(4) 121,5(6) 121,7(5) 116,8(5) C (1 1 )-S e(l)-S e(2 )-C (2 1 ) N ( 1)-M n -N (2)-C (21) N (2)-M n -N ( 1)-C( 11) M n-N (2)-C (21)-Se(2) M n -N (l)-C (l 1)-Se Se( 1)-S e(2 )-C (2 1)-N (2) S e(2)-S e( 1)-C( 11 )-N ( 1) -1 0 2 ,1 (3 ) 16,7(7) -5 0 ,7 (5 ) -0 ,5 (9 ) 10,5(7) 38,4(6) 77,9(5) Br1 Se2 Abb. 1. Molekülstruktur von [MnBr2-./V,Af'-(PySeSePy)] (1); Ellipsoide entsprechen 50-proz. Aufenthaltswahr­ scheinlichkeit; willkürliche H-Atomradien. Nur die asymmetrische Einheit ist numeriert. lassen sich in den 77Se-NMR-Spektren die Reso­ nanzsignale bei +439 ppm eindeutig dem freien Li­ ganden zuordnen. Die Resonanzsignale des koordi­ nierten Liganden von (6) und (7) sind mit +560 ppm deutlich zu tiefem Feld verschoben. Diskussion der Kristallstrukturen In allen Strukturen koordiniert der PySeSePyLigand nur über die N-Donorfunktion. Eine reine Se- oder eine Se/N-Mischkoordination wird nicht C. O. Kienitz et al. ■Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) 590 Tab. 2. Ausgewählte Bindungslängen [pm], -winkel und Torsionswinkel [°] für Verbindung 3. C u ( l) - N (l) C u (l)-N (2 ) C u (l)-B r (l) C u (l)-B r (l)* ‘ S e ( l)- C (l 1) N (2)-C (25) 197,8(8) 203,4(7) 251,61(16) 258,86(17) 192,6(9) 131,8(12) Se(2)-C (21) N (l)-C (1 5 ) N ( l ) - C ( ll ) N (2)-C (21) S e(l)-S e(2 ) 195,7(9) 134,2(11) 134,6(13) 128,9(12) 232,53(15) N (l)-C u (l)-N (2 ) N (l)-C u (l)-B r (l) N (2 )-C u (l)-B r (l) N ( l)- C u (l) - B r ( l) #1 N (2 )-C u (l)-B r (l)#1 B r (l)-C u (l)-B r (iy n C u (l)-B r (l)-C u (l) #1 C (1 1 )-S e(l)-S e(2 ) C (2 1 )-S e(2 )-S e(l) C (1 5 )-N (l)-C (l 1) C (1 5 )-N (l)-C u (l) 130,1(3) 112,6(2) 103,8(2) 104.1(2) 102,6(2) 98,99(5) 81,01(5) 100,8(3) 103,4(3) 117,8(8) 122,6(7) C (1 1 )-N (l)-C u (l) N ( l)-C (ll)-C (1 2 ) N (l)-C (l l) -S e ( l) C (12)-C (l l) -S e ( l) C (21)-N (2)-C (25) C (21)-N (2)-C u (l) C (25)-N (2)-C u (l) N (2)-C (21)-C (22) N (2)-C (21)-S e(2) C (22)-C (21)-Se(2) 119,6(6) 122,0(9) 117,2(7) 120,6(8) 118,6(8) 128,7(7) 112,6(7) 123,6(9) 121,3(7) 115,0(7) C (1 1 )-S e(l)-S e(2 )-C (2 1 ) S e (2 )-S e (l)-C (l l) - N ( l) N (2 )-C u (l)-N (l)-C (l 1) N (l)-C u ( 1)-N (2)-C (21) C ( 1 5 )- N ( l)- C ( ll) - S e (l) Se( 1)-S e(2 )-C (2 1)-N (2) Cu( 1)-N ( 1)-C ( 11 )-Se( 1) 99,6(4) -7 2 .9 (7 ) 47,0(8) -1 5 .9 (9 ) -1 7 7 ,0 (7 ) -4 5 .1 (8 ) 2,3(9) Symmetrieoperator: #1 -x+ 1,- y ,- z + 1. Abb. 3. Oben: Struktur des ersten unabhängigen Mole­ küls, unten: des zweiten Moleküls, von [Zn(OOCC6F5)2N, AP-(PySeSePy)] (6); Ellipsoide entsprechen 30-proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit; willkürliche H-Atomradien. Abb. 2. Molekülstruktur von [Cu-(//-Br)-A^,AT-(PySeSePy)]2 (3); Ellipsoide entsprechen 50-proz. Aufenthalts­ wahrscheinlichkeit; willkürliche H-Atomradien. Nur die asymmetrische Einheit ist numeriert. beobachtet. Dabei tritt er in den Komplexen 1, 3 und 6 als Chelat-, im polymeren Komplex 4 als Brückenligand auf. Die Abb. 1,2 und 3 zeigen die Molekülstrukturen der drei Chelatkomplexe, Abb. 4 zeigt einen kleinen Ausschnitt aus der polymeren Struktur von 4. Bin­ dungslängen und -winkel sind den Tabellen 1 - 4 zu entnehmen. Komplex 1 ist isostrukturell zu dem von uns bereits beschriebenen Zinkkomplex [ZnCl2MN'-CPySeSePy)] [1]. Der dimere Komplex (3) weist kristallographische Inversionssymmetrie auf; das Inversionszentrum liegt in der Mitte des damit exakt planaren Cu2Br2-Vierrings. Die gemeinsamen Charakteristika der Mo­ lekülkomplexe bestehen in der verzerrt tetraedrischen Koordination der Metallzentren und der Aus­ bildung siebengliedriger Metallacyclen, welche aus dem Metall-, zwei Stickstoff-, zwei Kohlenstoffund zwei Selenatomen gebildet werden. Die Chelatwinkel N-M-N sind mit 121,0 - 130,1° variabel. C. O. Kienitz et al. ■Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) Tab. 3. Ausgewählte Bindungslängen [pm], -winkel und Torsionswinkel [°] für Verbindung 6. Z n (l)-0 (3 ) Z n (l)-0 (1 ) Z n (l)-N (2 ) Z n (l)-N (l) S e(l)-C (3 1 ) S e(l)-S e(2 ) Se(2)-C (41) 0 (1 )-C (1 ) 0 (2 )-C (l) 0 (3 )-C (2 ) 0 (4 )-C (2 ) N (l)-C (3 5 ) N (l)-C (3 1 ) N (2)-C (41) N (2)-C (45) 196,3(5) 197,2(5) 203,1(6) 205,4(6) 193,4(8) 231,83(15) 191,5(7) 127,6(8) 122,3(8) 127,2(8) 121,8(9) 133,1(10) 133,1(9) 133,2(8) 135,4(9) Z n (2 )-0 (7 ) Z n (2 )-0 (5 ) Z n (2)-N (3) Zn(2)-N (4) S e(3)-C (71) S e(3)-S e(4) S e(4)-C (81) 0 (5 )-C (3 ) 0 (6 )-C (3 ) 0 (7 )-C (4 ) 0 (8 )-C (4 ) N (3)-C (75) N (3)-C (71) N (4)-C (85) N (4)-C (81) 196,0(5) 198,2(6) 202,1(6) 205,3(6) 190,6(7) 230,82(14) 192,3(7) 123,9(9) 122,9(10) 127,9(8) 121,0(8) 133,3(9) 135,6(9) 133,1(9) 134,4(9) 0 ( 3 ) - Z n ( l) - 0 ( l) 0 (3 )-Z n (l)-N (2 ) 0 (1 )-Z n (l)-N (2 ) 0 (3 )-Z n (l)-N (l) 0 ( 1 )-Z n (l)-N (l) N (2 )-Z n (l)-N (l) C (31 )-S e(l)-S e(2 ) C (4 1 )-S e(2 )-S e(l) C (l)-0 (1 )-Z n (l) 0 ( 2 ) - C ( l) - 0 ( l ) 0 (2 )-C (l)-C (l 1) 0 (1 )-C (1 )-C (1 1) C (2 )-0 (3 )-Z n (l) 0 (4 )-C (2 )-0 (3 ) 0(4 )-C (2 )-C (2 1 ) 0(3 )-C (2 )-C (2 1 ) C (3 5 )-N (l)-C (3 1 ) C (3 5 )-N (l)-Z n (l) C (3 1 )-N (l)-Z n (l) C (3 2 )-C (3 1 )-S e(l) N (l)-C (31)-C (32) N (l)-C (3 1 )-S e (l) C (41)-N (2)-C (45) C (41)-N (2)-Z n (l) C (45)-N (2)-Z n (l) N (2)-C (41)-C (42) N (2)-C (41)-Se(2) C (42)-C (41)-Se(2) 107,5(2) 119,9(2) 104,7(2) 95,6(2) 102,2(2) 124,9(2) 102,1(2) 99,4(2) 113,6(4) 126,2(7) 120,2(7) 113,6(6) 111,5(5) 126,4(7) 119,4(6) 114,2(6) 117,7(6) 111,7(5) 130,6(5) 115,6(5) 123,4(7) 120,9(5) 118,7(6) 121,5(5) 119,7(5) 122,6(6) 116,1(5) 121,3(5) 0 (7 )-Z n (2 )-0 (5 ) 0 (7 )-Z n (2 )-N (3 ) 0 (5 )-Z n (2 )-N (3 ) 0 (7 )-Z n (2 )-N (4 ) 0 (5 )-Z n (2 )-N (4 ) N (3)-Z n (2)-N (4) C (71)-S e(3)-S e(4) C (81)-S e(4)-S e(3) C (3)-0 (5 )-Z n (2 ) 0 (6 )-C (3 )-0 (5 ) 0 (6 )-C (3 )-C (5 1 ) 0 (5 )-C (3 )-C (5 1 ) C (4)-0 (7 )-Z n (2 ) 0 (8 )-C (4 )-0 (7 ) 0 (8 )-C (4 )-C (6 1 ) 0 (7 )-C (4 )-C (6 1 ) C (75)-N (3)-C (71) C (75)-N (3)-Z n(2) C (71)-N (3)-Z n(2) C (72)-C (71)-S e(3) N (3)-C (71)-C (72) N (3)-C (71)-S e(3) C (85)-N (4)-C (81) C (81)-N (4)-Z n(2) C (85)-N (4)-Z n(2) N (4)-C (81)-C (82) N (4)-C (81)-S e(4) C (82)-C (81)-S e(4) 103,7(2) 109,4(2) 122,5(2) 93,2(2) 100,7(2) 122,3(2) 99,7(2) 101,0(2) 109,5(5) 125,5(8) 117,2(7) 117,3(7) 118,9(5) 127,0(7) 118,7(7) 114,3(6) 118,1(6) 117,9(5) 121,6(5) 119,6(5) 122,7(7) 117,7(5) 118,4(6) 128,3(5) 112,6(5) 122,3(6) 119,9(5) 117,7(5) Die Ringe sind nicht planar; die Ebenen der Pyri­ dinringe mit ihren Substituenten sind gegeneinan­ der verdreht mit Interplanarwinkeln im Bereich von 40 - 44°. Allein beim zweiten Molekül von Verbin­ dung 6 gibt es im Siebenring die Besonderheit, daß die Torsions winkel um die N-C-Bindungen des Py­ ridinrings vom Idealwert 0° signifikant abweichen, so daß das Zinkatom Zn2 um 63 bzw. 35 pm aus den Pyridin-Ring-Ebenen ausgelenkt ist. In den Chelatkomplexen weist der Chelatring, trotz denkbarer Symmetrieelemente durch das Me- 591 Tab. 3 (Fortsetzung). C (3 1)-Se( 1)-S e(2)-C (41) C (7 1)-S e(3)-S e(4)-C (81) N (2)-Zn( 1)-N ( 1)-C (3 1) N (3)-Z n (2)-N (4)-C (81) Zn( 1)-N ( 1)-C (3 1)-Se( 1) Z n (2)-N (4)-C (81)-Se(4) S e(2)-S e( 1)-C (3 1)-N ( 1) S e(3)-S e(4)-C (81)-N (4) N( 1)-Zn( 1)-N (2 )-C (4 1) N (4)-Z n (2)-N (3)-C (71) Zn( 1)-N (2 )-C (4 1)-Se(2) Z n (2)-N (3)-C (71)-Se(3) Se( 1)-S e(2 )-C (4 1)-N(2) S e(4 )-S e(3 )-C (7 1)-N (3) 102,9(3) -1 0 5 ,0 (3 ) -1 2 ,0 (7 ) -7 ,2 (7 ) 2,4(9) 8,9(9) -4 4 ,1 (6 ) 48,1(6) 46,0(6) -5 3 ,1 (6 ) 1,7(7) 23,8(7) -7 5 ,8 (5 ) 54,0(6) Abb. 4. Die Koordinationssphäre des Kupferatoms von [Cu-(^-Br)-{^-iV,Ar'-(PySeSePy)}]/; (4); Ellipsoide entsprechen 30-proz. Aufenthaltswahrscheinlichkeit; willkürliche H-Atomradien. Nur die asymmetrische Ein­ heit und die unmittelbaren symmetrieäquivalenten Atome (mit Strichen) sind numeriert. tallatom und den Mittelpunkt der Se-Se-Bindung, eine ausgeprägte Asymmetrie auf. Die absoluten Torsions winkel um die zwei M-N-Bindungen be­ tragen etwa 0° (ekliptisch) für das eine N-Atom und etwa 50° (gauche) für das andere. Das führt dazu, daß z. B. in 1 der Pyridin-Ring an N2 in der Winkelhalbierenden von Br-Mn-Br liegt, womit ein kurzer H25 - Mn-Kontakt [288 pm; vgl. Cu -H 276, Zn H 276, 280 pm in 3 bzw. 6] zustande­ kommt. Ob diese Kontakte tatsächlich attraktiven Wechselwirkungen entsprechen, bleibe dahinge­ stellt; dafür spräche, daß z.B. bei 1 der Winkel MnN2-C25 auf 110.7(4)° verkleinert, während Mn-N2C21 auf 131.4(5)° aufgeweitet wird (die Winkel an C. O. Kienitz et al. • Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) 592 n Abb. 5. Stereographische Darstellung von einem der zwei sich durchdringen­ den Netzwerken der polymeren Verbin­ dung 4. H-Atome sind weggelassen. Tab. 4. Ausgewählte Bindungslängen [pm], -winkel und Torsionswinkel [°] für Verbindung 4. C u -N (l) C u-N (2) Cu-Br Cu-Br#1 Cu---Cu#1 S e ( l) - C ( ll) S e ( l) - S e ( l) #2 201,8(7) 204,4(7) 249,91(14) 263,10(14) 304,2(2) 192,4(9) 232,79(18) Se(2)-C (21) S e(2)-S e(2)#3 N d )-C (ll) N (l)-C (1 5 ) N (2)-C (25) N (2)-C (21) 191,2(10) 232,75(18) 133,9(10) 135,9(10) 132,8(11) 133,2(10) N (l)-C u -N (2 ) N (l)-C u -B r N(2)-C u-Br N (l)-C u -B r#1 N (2)-C u-Br#1 Br-Cu-Br*1 Cu-Br-Cu#1 C ( l l ) - S e ( l ) - S e ( l ) #2 C (2 1 )-S e(2 )-S e(2 )#3 C (1 1)-N( 1)-C( 15) C ( ll)- N (l) - C u 132,4(3) 103,6(2) 103,5(2) 104,6(2) 103,6(2) 107,31(4) 72,69(4) 102,4(2) 99,2(3) 117,0(8) 120,2(6) C (15)-N (l)-C u N (l)-C (l 1)-C(12) N (l)-C (l l) -S e ( l) C (12)-C (l l) -S e ( l) C (25)-N (2)-C (21) C (25)-N (2)-C u C (21)-N (2)-C u N (2)-C (21)-C (22) N (2)-C (21)-Se(2) C (22)-C (21)-Se(2) 122,4(6) 122,9(9) 112,5(6) 124,6(7) 121,3(8) 121,8(6) 116,9(6) 118,9(10) 115,3(6) 125,8(8) C (2 1)-S e(2 )-S e(2 )#3 ■-C(21)*3 C (1 1 )-N (l)-C u -N (2) N (2 )-C (2 1 )-S e(2 )-S e(2)#3 Se( 1)-C( 11 )-N ( 1)-Cu C u -N (2)-C (21)-Se(2) S e ( l) #2-S e (l)-C (l l ) - N ( l) N (l)-C u -N (2 )-C (2 1) C (1 1 )-S e (l)-S e (l)#2-- C (ll)* 2 -9 1 ,0 (5 ) -5 0 ,4 (8 ) 142,0(6) 4,2(8) 0,0(8) 165,2(6) -6 6 ,8 (7 ) 85,3(5) Symmetrieoperatoren: #1 -x, - y + 2, —z + 1; #1 -x, - y + 3/2, #3 y - 3 / 4 , * + 3/4, - z + 3 / 4 . 2; NI sind normal). Allerdings könnten transannulare Kontakte wie Mn-- Sei 325 pm oder Se2---N2 286 pm ebenfalls eine Ursache für die Asymmetrie sein. Tabelle 5 faßt einige Strukturmerkmale des frei­ en Liganden zusammen, der inzwischen in zwei kristallinen Modifikationen bekannt ist [1, 10]. Im Vergleich hierzu sind in allen vier Metallkomplexen (Einzelwerte s. Tab. 1 - 4) die absoluten C-Se-Se-CTorsionswinkel mit 85,3 - 105,1° leicht vergrößert und die Se-Se-Bindungen mit 230,8 - 232,8 pm ge­ ringfügig aber konsistent verlängert, während die Tab. 5. Strukturparameter (pm.°) des freien Liganden 2,2'Dipyridyldiselenid. Raum- Lit.- Bindungsgruppe Stelle länge S e-Se P 2 ,/c Pna2, [1] [10] 229,69(9) 229,8(1) Bindungswinkel C -S e-S e Absoluter Torsionswinkel C -Se-Se-C 102,8(2), 103,7(2) 102,7(2), 103,5(2) 84,3(2) 83.6(3) Winkel an den Selenatomen durch Komplexierung des Liganden kaum beeinflußt werden. Im Gegensatz zu den anderen Strukturen unter­ liegt der polymere Komplex 4, der wie 3 inversions­ symmetrische Cu2Br2-Vierringe aufweist (Abb. 4), nicht den Zwängen eines Chelatringes. Der Interpla­ narwinkel zwischen den Pyridinringen weitet sich auf 11,2° auf, und die Cu- -Se-Kontakte sind kürzer (307,5, 309,1 pm; vgl. Summe der Van der WaalsRadien, 330 pm [11]). Außerdem weist dieser Kom­ plex den kleinsten C-Se-Se-C-Torsionswinkel von 85,3° auf. Alle anderen Dimensionen unterschei­ den sich nicht signifikant von denen der Chelatkomplexe. Die Kristallpackung des polymeren Komplexes 4 ist ungewöhnlich. Sie besteht aus zwei sich durch­ dringenden dreidimensionalen Netzwerken, von de­ nen eines in Abb. 5 zu sehen ist; das andere ist damit über die inverse vierzählige Achse verwandt. Die Packung von 1 weist Se -Br-Kontakte von 368,5 und 376,1 pm auf, die die Moleküle zu Paaren über Inversionszentren verknüpfen und diese Paa­ re zu Strängen vernetzen (Abb. 6). Stränge wer­ den ebenfalls in Verbindung 3 durch Se -Br-Kon­ takte von 357,9 pm gebildet (Abb. 7). Die Packung von Verbindung 6 ist erwartungsgemäß unüber­ sichtlich; es liegen vier Se---F-Kontakte im Be­ reich 322 - 332 pm sowie einige C-H-- O-Wasserstoffbrücken, die kürzeste mit H O 248 pm, vor. 593 C. O. Kienitz et al. • Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) Abb. 6. Stereographisches Packungsdia­ gramm der Verbindung 1, ohne H-Atome. Se --Br-Kontakte sind durch gestrichelte Li­ nien dargestellt. Abb. 7. Packungsdia­ gramm der Verbin­ dung 3, ohne H-Atome. Se -Br-Kontakte sind durch gestrichelte Lini­ en dargestellt. Experimenteller Teil Die Reaktionen wurden unter N 2-Schutzgasatmosphäre durchgeführt. Lösungsmittel wurden, falls erfor­ derlich, nach Standardmethoden getrocknet und unter N2Atmosphäre destilliert. PySeSePy [1], [Mn2(CO)10] [12], [MnBr(CO)5] [13], CuCl [14] und Zn(OOCC6F5)2 [15] wurden nach Literaturvorschriften hergestellt, die übri­ gen Chemikalien waren kommerziell erhältlich. Sämt­ liche NMR-Spektren wurden auf einem Spektrometer vom Typ AC-200 der Fa. Bruker aufgenommen. Als Standard diente TMS ('H, 13C, intern) bzw. Me2Se (77Se, extern). Schmelzpunkte wurden auf einer Appa­ ratur vom Typ 510 der Fa. Büchi gemessen und sind unkorrigiert. UV/vis-Spektren wurden auf einem Gerät vom Typ Lambda 15 der Fa. Perkin-Elmer aufgenommen. Die Elementaranalysen wurden vom Analytischen Labor des Institutes für Anorganische und Analytische Chemie der TU Braunschweig, bzw. für Verbindung 6 vom Mikroanalytischen Labor Beller, Göttingen, ange­ fertigt. Darstellung von [MnBr2 -N,N'-(PySeSePy)] (1) Zu einer Lösung von MnBr2 (137 mg; 0,64 mmol) in 15 ml MeCN gibt man festes PySeSePy (200 mg; 0,64 mmol). Aus der zunächst klaren, gelben Lösung fällt bald ein gelber Niederschlag aus. Man läßt noch 1 h rühren, tropft dann innerhalb 15 min Et20 (20 ml) zu, filtriert, wäscht 2 x mit Et20 und trocknet im Vakuum. Ausbeute: 274 mg (81%); ’H-NMR (d6-DMSO): 6 = 8,38 (breit, 2 H, Py), 7,66 (breit, 4 H, Py), 7,15 (breit, 2 H, Py); EA (berechnet): C = 22,8 (22,7), H = 1,52 (1,52), N = 5,3 (5,3)%; Schmp.: 242 - 244 °C. Eigen­ schaften: gelbes Pulver; unempfindlich gegen Luft und Feuchtigkeit; gut löslich in DMSO und Aceton. Geeigne­ te Einkristalle wurden durch langsames Verdampfen einer Diethylether/Aceton-Lösung als gelbe Blöcke erhalten. 594 C. O. Kienitz et al. • Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) Darstellung von [CuBr 2 -N,N'-( PySeSePy)] (2) Darstellung von [Zn(OOCC 6 Fs) 2 -N,N'-(PySeSePy)] (6) Man gibt festes PySeSePy (200 mg; 0,64 mmol) bei R.T. zu einer Lösung von CuBr2 (143 mg, 0,64 mmol) in H20/TH F (5 ml/15 ml). Die zuvor grüne Lösung färbt sich augenblicklich dunkelbraun und wird nach wenigen Minuten infolge Niederschlagsbildung trübe. Man rührt noch 30 min, filtriert den dunkelbraunen, mikrokristalli­ nen Nds. ab, wäscht 1 x mit EtOH (10 ml) und 2 x mit Et20 (je 10 ml) und trocknet im Vakuum. Aus der Mutter­ lauge fällt bei +8 °C eine weitere Menge des Komplexes aus, die wie oben behandelt wird. Man löst Zn(OOCC6F5)2 (1,56 g; 3,2 mmol) unter Er­ hitzen in 50 ml MeCN, läßt die Lösung abkühlen und gibt festes PySeSePy (1,0 g; 3,2 mmol) hinzu. Die entstehende gelbe Lösung wird 1 h bei R. T. gerührt, filtriert, im Vaku­ um vom Lösungsmittel befreit und der gelbe, ölige Rück­ stand mit 20 ml Et20 versetzt. Der dadurch entstehende gelbe Feststoff wird abfiltriert, mit 10 ml Et20 gewaschen und im Vakuum getrocknet. Das Produkt enthält wech­ selnde Mengen an Et20 , die sich auch im Hochvakuum nicht restlos entfernen lassen. Ausbeute: 1,516 g (58%). ’H-NMR (CDC13): 6 = 9,08 (m, 2 H, Py), 7,89 (m, 4 H, Py), 7,61 (m, 2 H, Py); 13CNMR (CDC13): 6 = 164,0, 153,0, 151,4, 144,1 (m/d), 141.1 (m/d), 140,2, 137,3 (m/d), 129,9, 125,3, 113,7; 77Se-NMR (CDCI3): <5= 561 (breit); EA (berechnet): C = 36,5 (36,7), H = 1,46 (1,35), N = 3,4 (3,4)%; Schmp.: 136 - 139 °C. Eigenschaften: gelbes Pulver; luftstabil; et­ was hydrolyseempfindlich; gut löslich in CH2C12, löslich in Toluol. Geeignete Einkristalle wurden als gelbe Plätt­ chen als Pentan-Solvat durch Diffusion von Pentan in eine Dichlormethanlösung erhalten. Ausbeute: 256 mg (75%); EA (berechnet): C = 22,8 (22,4), H = 1,50 (1,50), N = 5,3 (5,2)%; Schmp.: 182 °C. Eigenschaften: dunkelbrauner, mikrokristalliner Feststoff; unempfindlich gegen Luft und Feuchtigkeit; wenig löslich in DMF, löslich in DMSO. Darstellung von [Cu-(n-Br)-N,N'-(PySeSePy ) ] 2 (3) und [Cu-(n-Br)-N,N'-(PySeSePy)]„ (4) In einer analogen Reaktion mit gleichen Stoffmengen wird Et0H/H20 (10 m l/10 ml) als Reaktionsmedium ver­ wendet. Zunächst wird 2 als rotbrauner mikrokristalli­ ner Feststoff erhalten und abfiltriert. Durch Kühlung der Mutterlauge auf +6 °C wird eine weitere Kristallfraktion erhalten, die laut Röntgenstrukturanalyse aus 3 besteht. Geeignete Einkristalle wurden durch Kristallisation aus DMSO/FLO bei +6 °C erhalten. Darstellung von [Zn(0S02CFj)2-N,N'-(PySeSePy)] (1) Zu einer Lösung von Z n (0 S 0 2CF3)2 (220 mg, 0,6 mmol) in 10 ml Aceton wird festes PySeSePy (200 mg, 0,64 mmol) gegeben und 0,5 h bei R. T. gerührt. Anschließend wird das Lösungsmittel im Vakuum ent­ fernt und der gelbe ölige Rückstand mit 10 ml CH2C12 4 wird erhalten, in dem man eine Lösung von PySeSe­ versetzt. Die Mischung wird im Ultraschallbad behandelt, der entstandene gelbe Feststoff abfiltriert, einmal mit 5 ml Py (94 mg, 0,3 mmol) in 5 ml CH2C12 mit einer Lösung CH7C12 gewaschen und im Vakuum getrocknet. von CuBr2 (67 mg, 0,3 mmol) in Aceton/H20 (5 ml, 1:1) Ausbeute: 307 mg (65%). 'H-NMR (d6-Aceton): 6 = überschichtet. Nach langsamer flüssig-flüssig Diffusion 8,86 (m, 2 H, Py), 8,20 (m, 4 H, Py), 7,86 (m, 2 H, Py); 13Cbei R. T. entstanden röntgentaugliche gelbe Nadeln. NMR (d6-Aceton): 6 = 152,9, 152,5,142,7, 132,1, 126,7, 121.1 (q, CF3, 'y(C-F) 319 Hz); 77Se-NMR (d6-Aceton): Darstellung von [Cu-(fi-Cl)-N,N'-(PySeSePy)]2 (5) 6 = 559 (breit); EA (berechnet): C = 21,20 (21,30), H = 1,66 (1,19), N = 4,0 (4,1)%; Schmp.: 145 - 147 °C (Zers.), Zu einer Lösung von CuCl (315 mg; 3,18 mmol) in Eigenschaften: gelbes Pulver; luftstabil, etwas hydrolyse­ 20 ml MeCN wird bei R. T. innerhalb 0,5 h eine Lösung empfindlich; löslich in Aceton und Acetonitril. von PySeSePy (1,0 g; 3,18 mmol) ebenfalls in 20 ml MeCN zugetropft. Nach beendeter Zugabe wird noch 1 h Kristallstrukturbestimmungen gerührt, der gebildete rotbraune Niederschlag abfiltriert, Die Kristalldaten und weitere Einzelheiten zur Daten­ 2 x mit je 10 ml Et20 gewaschen und im Vakuum ge­ sammlung und zur Strukturverfeinerung sind Tab. 6 zu trocknet. Einengen des MeCN-Filtrats auf ca. 20% des ur­ entnehmen. sprünglichen Volumens liefert eine weitere Fraktion des Intensitätsdaten wurden auf Diffraktometern der Fir­ Produktes, die wie oben behandelt wird. men Siemens (Typ P4; Komplexe 1, 3, 4) und Stoe (Typ Ausbeute: 1,2 g (92%); UV/vis: Amax = 281, 257 nm (IO-4 M DMSO, bezogen auf monomer), EA (berech­ net): C = 28,8 (29,1), H = 1,83 (1,96), N = 6,6 (6,8)%, Schmp.: 171 °C. Eigenschaften: rotbrauner, mikrokristal­ liner Feststoff; unempfindlich gegen Luft und Feuchtig­ keit; nur löslich in DMSO. STADI-4; Komplex 6) mit monochromatisierter Mo-KQStrahlung (A = 71,073 pm) bis 20max 50° aufgenommen. Die Zellkonstanten wurden anhand von 62 bis 74 Reflexen im 20-Bereich von 6 - 25° (P4) bzw. 20 - 23° (STADI4) verfeinert. Absorptionskorrekturen wurden mittels ißScans durchgeführt. C. O. Kienitz et al. ■Zur Koordinationschemie des 2,2'-Dipyridyldiselenids (PySeSePy) 595 Tab. 6. Kristalldaten und Strukturverfeinerung der Komplexe 1, 3, 4 und 6. Summenformel Molmasse (g/mol) Temperatur (K) Kristallsystem Raumgruppe Gitterkonstante a (pm) b (pm) c (pm) a (°) ßO 7 (°) Zellvolumen (nm3) Z D x (Mg/m3) H (mm ) F (000) Kristallhabitus Kristallgröße (mm) Reflexe, gemessen unabhängig ^int Durchlässigkeiten Parameter Restraints R \ [I> 2a(T )\ wR2 (alle Daten) A p (e nm~3) GooF (5) 1 3 4 x 72 CH2C12 6 x */2 C5H 12 CjoHgBnMnNTSe, 528,86 173 triklin Pi 810,85(8) 840,31(10) 1226,28(14) 94,325(8) 108,283(8) 114,111(8) 0,70389(14) 2 2,495 11,763 490 gelber Block 0,2 x 0,2 x 0,1 2637 2424 0,0429 0,712-0,987 154 0 0,035 0,065 868 und -603 0,85 C'>oH16Br'>CU'>N4Se4 915,11 173 triklin Pi 802,2(2) 868,4(2) 967,3(2) 83,04(2) 75,99(2) 69,219(14) 0,6108(2) 1 2,488 10,988 428 rot-braunes Plättchen 0,4 x 0,2 x 0,02 2390 2035 0,0450 0,306 - 0,903 145 0 0,045 0,115 777 und -956 1,06 C 10 5H9BrClCuN2SeT 500,02 173 tetragonal 14,/acd 2185,8(3) 2185,8(3) 2513,1(7) 90 90 90 12,007(4) 32 2,213 9,126 7520 gelbe Nadel 0,7 x 0,2 x 0,2 7085 2634 0,0992 0,529 - 0,999 163 102 0,049 0,095 610 und -645 0,89 ^-'26,5^i4F ioN20 4Se2Zn 837,69 143 triklin Pi 854,8(3) 1878,3(6) 1966,8(6) 112,69(3) 91,90(3) 96,94(3) 2,881(2) 4 1,931 3,482 1628 gelbes Plättchen 0,3 x 0,3 x 0,08 10149 10139 Die Strukturen wurden mit direkten Methoden gelöst (SHELXS-86, [16]) und gegen F 2 verfeinert (SHELXL97, [17]). Alle Nicht-Wasserstoffatome wurden anisotrop verfeinert, Wasserstoffatome wurden mit einem Reiter­ modell bzw. als starre Methylgruppen berücksichtigt. Bei den Verbindungen 4 und 6, die ungeordnetes Lösungsmittel enthalten, wurden Auslenkungsparameter der Leichtatome einem System von Restraints unterzo­ gen, um die Stabilität der Verfeinerung zu gewähren. Komplette Einzelheiten zu den Strukturuntersuchungen wurden beim Cambridge Crystallographic Data Centre [1] Teil 1: C. O. Kienitz, C. Thöne, P. G. Jones, Inorg. Chem. 35, 3990(1996). [2] H. J. Gysling, in S. Patai, Z. Rappoport (Herausg.): The Chemistry of Organic Selenium and Tellurium Compounds, Bd. 1, , S. 770 ff., S. 778 ff., J. Wiley & Sons, Chichester (1986). 0,760 - 0,999 815 650 0,057 0,145 1001 und-718 1,04 unter den Nummern CCDC-140665 (1), CCDC-140666 (3), CCDC-140667 (4), CCDC-140668 (6) deponiert. Diese Daten können kostenlos angefordert werden vom Director, CCDC, 12 Union Road, Cambridge CB2 1EZ, England (e-mail: [email protected]). Dank Wir danken dem Fonds der chemischen Industrie für finanzielle Unterstützung und Herrn A. Weinkauf für die Diffraktometerbetreuung. [3] Y. Cheng, T. J. Emge, J. G. Brennan, Inorg. Chem. 33,3711 (1994). [4] D. V. Khasnis, M. Buretea, T. J. Emge, J. G. Bren­ nan, J. Chem. Soc., Dalton Trans. 45 (1995). [5] A. Khanna, A. Bala, B. L. Khandelwal, J. Organomet. Chem. 494, 199 (1995). 596 C. O. Kienitz et al. • Zur Koordinationschemie des 2,2'-DipyridyIdiselenids (PySeSePy) [6] Y. Cheng, T. J. Emge, J. G. Brennan, Inorg. Chem. 35, 342(1996). [7] J. L. Atwood, I. Bemal, F. Calderazzo. L. G. Canada, R. Poli, R. D. Rogers, C. A. Veracini, D. Vitali, Inorg. Chem. 22, 1797 (1983). [8] F. H. Jardin, Adv. Inorg. Chem. Radiochem. 17, 115 (1975). [9] A. Naumann, Chem. Ber. 37, 4328 (1904). [10] S. Dunne, E. von Nagy-Felsobuki, M. Mackay, Acta Crystallogr. 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