Handout Neuro-Kurs 9.-13.11.2015 PD Dr. A. Hufschmidt a.hufschmidt(a)t-online.de 1. Kurstag 9.11.2015 Krankheitsbilder: 1. 2. 3. 4. Temporallappenepilepsie bei Karvenom li temporal Epilepsie mit GM, einmalig dyskognitiver Anfall Epilepsie mit GM und dyskognitiver Aura Chronisches Subduralhämatom, Sturzanfälle (Synkopen? Epilepsie?) Fahrtauglichkeit bei Epilepsie Gruppe 1: Führer von Fahrzeugen der Klassen A, A1, B, BE, M, S, L und T provoziert (Schlafentzug, hohes Fieber, Medikamente ...) Normalfall Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 6 Monaten, wenn Abklärung (EEG, Bildgebung) ohne Hinweis auf erhöhtes Anfallsrisiko Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 3 Monaten, wenn provozierende Bedingungen nicht mehr gegeben Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 1 Jahr vermeidbare Provokationsfaktoren Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 3 Monaten unprovoziert Erster Anfall Epilepsie (wiederholte Anfälle) Gruppe 2: Führer von Fahrzeugen der Klassen C, C1, CE, C1 E, D, D1, DE, D1E und Fahrerlaubnis zur Fahrgastbeförderung unprovoziert Erster Anfall provoziert Epilepsie (wiederholte Anfälle) Patient unter antiepileptischer Medikation Patient ohne antiepileptische Medikation Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 2 Jahren, wenn Abklärung (EEG, Bildgebung) ohne Hinweis auf erhöhtes Anfallsrisiko Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 6 Monaten, wenn provozierende Bedingungen nicht mehr gegeben Kraftfahreignung auf Dauer ausgeschlossen Kraftfahreignung nach anfallsfreier Phase von 5 Jahren ohne Medikation Ursachen und Abklärung von Synkopen Ursache orthostatische S. hypoadrenerge S. (Volumenmangel, Medikamente) Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (POTS) neurokardiogene S. kardiovaskuläre S.: Arrhythmie, Lungenembolie akute Herzinsuffizienz Emotional ausgelöste vasovagale S. Hinweis Anamnese Abklärung Mediakmentenanamnese Schellong-Test Kipptisch-Untersuchung Blässe kardiologische Abklätung zwingend! Auslöser (Blut sehen, Schmerz) Reflex-S.: Anamnese Bei kardiologisch unverdächtigen Patienten keine weitere Abklärung!! Bei kardiologisch unverdächtigen Patienten keine weitere Abklärung!! Provokation unter Monitorkontrolle BGA, Elektrolyte Miktionssynkope Hustensynkope Koitale Synkope Hypersensitiver Carotissinus (Carotissinus-Syndrom) Hyperventilation Cerebrovaskuläre S. Anamnese: Friseur /Rasieren Kribbelparästhesien Subjektive Luftnot z.B. bei Basilaristhrombose siehe Schlaganfall DD konvulsive Synkope / epileptischer Anfall: Krampferscheinungen Einnässen Re-Orientierung Aura Dauer der Bewußtlosigkeit Zungenbiß Synkope ganz kurz, eher asynchron (+) sofort Schwarzwerden vor Augen Zugehen der Ohren Schwäche Schweißausbruch 10-30´´ Anfall Variabel, synchron + Langsam (30´) Epileptische Aura evtl. vorhanden - + variabel 2. Kurstag 10.11.2015 Patienten: 1. Myasthenia gravis 2. Disseminierte Sensibilitätsstörungen 3. Migräne mit Aura 4. Fußheberparese bds. Graduierung von Paresen nach der MRC-Skala Kraftgrad 0 1 2 3 4 5 Definition keine Kontraktion tastbare Zuckung und Spur einer Kontraktion aktive Bewegung möglich unter Aufhebung der Schwerkraft aktive Bewegung möglich gegen die Schwerkraft aktive Bewegung möglich gegen Widerstand normale Kraft Kategorien zur Beschreibung von Myopathien nach Verteilungstypen: o Becken- und Schultergürtel o distale Muskulatur o faziale Muskulatur o äußere Augenmuskeln und Lidheber o Schlundmuskulatur nach zeitlichem Verlauf: o akuter/subakuter Beginn o schleichender Beginn o episodische Paresen nach klinischen Merkmalen und Laborwerten: o Schmerzen/Krampi o Paresen: generelle Verteilung der Paresen (proximal/distal/fazial/axial) o Perkussionsmyotonie; Dekontraktionsstörung nach Faustschluss o Doppelbilder/externe Ophthalmoplegi o Kardiomyopathie o Myoglobinurie o Kreatinkinase (CK:) Sensible Symptome / Syndrome Terminologie o Hyp-/Hyperästhesie: verminderte/verstärkte Empfindung nicht schmerzhafter Reize o Hyp-/Hyperalgesie: verminderte/verstärkte Schmerzempfindung schmerzhafter Reize o Hyperpathie: verstärkte Empfindung eines Reizes und v.a. repetitiver Reize bei erhöhter Empfindungsschwelle, häufig als explosiver Schmerz mit schlechter Reizlokalisation, mit Latenz zum Reiz, mit Irradiations- und Nachklingphänomenen o Parästhesie: nicht unangenehme abnorme Empfindung o Dysästhesie: unangenehme abnorme Empfindung o Allodynie: Schmerzauslösung durch einen Reiz, der normalerweise keinen Schmerz verursacht (Beispiel: leichte Berührung löst einen brennenden Schmerz aus) Vorderseitenstrang-Syndrom (dissoziierte Sensibilitätsstörung) Isolierter Ausfall von Schmerz- und Temperaturempfindung kontralateral distal (der Trakt kreuzt im Austrittssegment oder wenige Segmente darüber) Untersuchung: o Temperatur: am leichtesten mit Kaltreiz (Sprudel-Flasche!) o Schmerz: Kneifen oder Druck auf Periost/Nagelbett (Nadelrad zu unspezifisch, da Unterscheidung Schmerz / spitze Berührung schwierig) Hinterstrang-Syndrom Die Hinterstränge leiten Lagesinn und hochauflösende Berührungsempfindung. Untersuchung: Lagesinn, 2-Punkt-Diskrimination Kopfschmerz Warnsymptome, die weitergehende Diagnostik erfordern Vernichtungskopfschmerz (Anstieg auf Maximum in 1 Minute) „So noch nie erlebt“, v.a. bei älteren Leuten Verlangsamung, Vigilanzstörungen, HOPS Crescendo-Kopfschmerz, v.a. nach Trauma, v.a. bei Alkoholikern Fokal-neurologische Symptome oder epileptische Anfälle Fieber und Nackensteifigkeit Klinische Charakteristika von Spannungskopfschmerz und Migräne Charakter Verlauf Lokalisation Auslöser Verstärker Begleitsymptome Verhalten Kopfschmerz vom Spannungstyp Migräne Drückend („Schraubstock“) pulsierend Modulierter Dauerschmerz attackenförmig ein- oder beidseitig Streß Nachlassender Streß Wetter Periode Rotwein/Käse Streß Körperliche Belastung Licht, Lärm Übelkeit Aurasymptome Arbeitet weiter Liegt im Bett 3. Kurstag 11.11.2015 Patienten: 1. Praesynkope, Schwindel, vorbestehende Hemiparese li. 2. Mantelkantensyndrom, Delir, V.a. vorbestehende Demenz 3. Periphere Facialisparese li. 4. TIA mit Hemisymptomatik li. und Ankleideapraxie 5. TIA mit Aphasie Schwindel Erste Frage: Haben Sie das nur, wenn Sie auf den Beinen sind, oder auch im Sitzen oder Liegen? … nur auf den Beinen Gangunsicherheit … auch sonst Schwindel i.e.S. Klinische Untersuchung 1. Spontannystagmus (mit und ohne Frenzelbrille) ? 2. Kopf-Impuls-Test (Halmagyi-Test) 3. Suche nach einer latenten skew deviation (vertikale Achsenabweichung der Bulbi) mit Abdecktest 4. Romberg-Test, Unterberger-Drehversuch (Falltendenz bzw. Drehtendenz zur Läsionsseite) 5. Lagerungsprobe nach Hallpike 6. Schellong-Test 7. Suche nach cerebellären Symptomen im Rahmen der Ausschlussdiagnostik Nr. 1-3 entsprechen dem HINTS-Test (head impulse, nystagmus, test of skew). Wenn ein typischer richtungskonstanter Nystagmus vorliegt, der Kopfimpuls-Test positiv ist und keine latente skew deviation vorliegt, kann der Schwindel als peripher-vestibulär eingestuft werden. 4-Felder-Tafel der Differentialdiagnose Attackenschwindel Dauerschwindel Systematisch (definierte Eigen- oder Umweltbewegungsempfindung) Vestibularisparoxysmie (Sekunden) Benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel (< 1 Min.) Vestibuläre Migräne / Basilarismigräne Phobischer Attackenschwindel M. Menière (Stunden) TIA (vertebrobasilär) Vestibuläre Epilepsie Neuritis vestibularis Kleinhirninfarkt Acusticusneurinom Unsystematisch („Komisches gefühl im Kopf“, präkollaptisches Gefühl u.ä.) Hypotonie Hypoglykämie TIA Epilepsie Migräne Somatisierungsstörung Cerebrale Mikroangiopathie Verwirrtheitszustand Ursachen jung + gesund Meist neurologische Ursache: Drogen-Intoxikation Herpes-Encephalitis Epilepsie (Dämmerzustand) alt + krank Meist Allgemeinerkrankung: Exsikkose Infekte (Pneumonie, HWI) Medikamente Stoffwechselentgleisung (BZ, Hyponatriämie) Seltener neurologische Ursache: Chronisches Subduralhämatom Alkoholiker Delir Subduralhämatom Korsakow-Syndrom Braucht man eine Bildgebung? Differentialdiagnose (wirkt verwirrt, hat aber ein ganz anderes Problem): o Transiente globale Amnesie o Flüssige Aphasie o Zugrundeliegende Demenz o Akute Belastungsreaktion 4. Kurstag 12.11.2015 Patienten: 1. Subakute Ataxie, V.a. Cerebellitis 2. Gangataxie, cerebelläre Augenbewegungsstörung, V.a. neurodegenerative Erkrankung (z.B. SCA) 3. Multiple Sklerose mit Gangataxie 4. Akuter vestibulärer Schwindel, Akusticusneurinom Symptomorientierte Anamnese 1. Charakter 2. Zeitliche Dimension o Beginn o Verlauf (abnehmend, zunehmend, fluktuierend, anfallsweise) bei fluktuierendem oder anfallsweisem Verlauf: Frequenz Dauer Synchronisation (mit Tageszeit, Jahreszeit, Menstruation) 3. Räumliche Dimension o wo (betroffene Körperregion) o wie umschrieben/ausgedehnt o wohin ausstrahlend 4. Kausale Dimension (afferent): Wirkungen auf das Symptom o ursprünglicher Auslöser o Einflüsse: was löst das Symptom aus, was verbessert, was verschlimmert es? (efferent): Auswirkungen des Symptoms: o somatische Begleitsymptome o psychische Auswirkungen o biographische/familiäre/soziale Auswirkungen 5. Intensität o bei Schmerz: visuelle Analogskala oder Graduierung 0–10 oder Reaktion des Patienten (Abbruch der Arbeit, Hinlegen) o bei Funktionsausfällen: Leistungen abfragen (was geht noch, was geht nicht ?) 6. Iatrogene Faktoren o bisherige Therapie (medikamenteninduzierte Probleme, Abhängigkeit, Operationsfolgen), o ärztliche Erklärungen 7. Subjektive Dimension o eigene Erklärungsmodelle, Schuldzuschreibungen, Stellenwert in der Biographie des Patienten Übersicht: Wichtige zentrale Augenmotilitätsstörungen Funktion Null-Lage aktive Fixation Störung Lokalisation/Ursache Nystagmus (Rucknystagmus) (Imbalance zwischen den Vestibularissystemen beider Seiten) Fixationsnystagmus erworbener Pendelnystagmus kongenitaler Ruck- oder Pendelnystagmus Labyrinth, Vestibulariskerne, Kleinhirn Kleinhirn Defekte im visuellen System Kleinhirn (Flocculus), Vestibulariskerne, exzentrisches Blickrichtungs- Halten nystagmus richtungsspezifisch Nystagmus“) omnidirektional (unspezifisch) Verlangsamung Sakkaden Verlangsamung/Parese nur der Adduktion: internukleäre Ophthalmoplegie langsame Folgebewegungen Blickwendezentrum („blickparetischer Kleinhirn (Flocculus) bilateral, Somnolenz, Intoxikation Somnolenz, Intoxikation Medialer longitudinaler Faszikel (MLF) sakkadierte Folgebewegung (Blickfolgesakkadierung) Kleinhirn (Flocculus ipsilateral), ipsilaterales und gestörte Unterdrückung des vestibulookulären Blickwendezentrum, Großhirn (parietookzipital Reflexes (VOR)) ipsilateral) 5. Kurstag 13.11.2015 Patienten: 1. M. Parkinson, L-Dopa-induzierte Hyperkinesen 2. Lumbaler Bandscheibenvorfall mit Wurzelsyndrom L5 (2 Patienten) 3. Glioblastom li temporal mit Hemiparese re. und nicht-flüssiger Aphasie Wurzelsyndrome Bein Segment L2 L3 L4 L5 S1 Kennmuskel M. iliopsoas Adduktoren M. quadriceps femoris Fußheber / Großzehenheber / M. tibialis posterior M. triceps surae S2 S3 Zehenbeuger - Dermatom OS-Vorderseite oberhalb Knie OS-Vorder-, US-Innenseite US-Vorderseite bis Großzeh OS-/US-/Fuß-Außenseite, Fußsohle OS-/US-Rückseite Sitzfläche Wurzelsyndrome Arm Segment C5 C6 C7 C8 Th1 Kennmuskel M. deltoideus M. biceps brachii M. triceps brachii Handgelenks- und Fingerbeuger Handbinnenmuskulatur Dermatom ~ OA-Außenseite ~ erste 2 Finger ~ MF + angrenzende Halbfinge ulnare Handkante und Finger OA-Innenseite