Sexuelle Dysfunktion – eine Störung im Rahmen des metabolischen Syndroms bei beiden Geschlechtern. Pathologische Erklärungsmodelle, Diagnostik und Therapie“ H. Abrahamian, Oberärztin im Krankenhaus Hietzing mit neurologischem Zentrum Rosenhügel Der Begriff „sexuelle Dysfunktion“ umfasst alle Beeinträchtigungen der sexuellen Funktionen. 4 Hauptgruppen können unterschieden werden: Æ Störungen der sexuellen Appetenz Æ Störungen der sexuellen Erregung ÆSchmerzen bei sexuellem Kontakt ÆOrgasmusstörungen inklusive nachorgastische Verstimmungen Sexuelle Störungen können bei diabetischen Patienten beiderlei Geschlechts vorliegen. Die Prävalenz der erektilen Dysfunktion bei diabetischen Männern liegt zwischen 20%-59% für beide Diabetestypen und zeigt eine deutliche Abhängigkeit von Lebensalter und Diabetesdauer. Bei diabetischen Frauen gibt es keine genauen Angaben, die Dunkelziffer dürfte angesichts der gut kompensierbaren Störung hoch sein. Betroffene Männer sprechen das Problem der sexuellen Dysfunktion aktiver an als betroffene Frauen. Bei Männern ist ein multifaktorielles Geschehen für das Auftreten einer erektilen Dysfunktion verantwortlich. Von Seiten des Diabetes spielen Mikro- und Makroangipathie ), Neuropathie, hormonelle Störungen und Komorbiditäten eine wesentliche Rolle. Bekannt ist eine Koinzidenz von endothelialer Dysfunktion und erektiler Dysfunktion wobei die endotheliale Dysfunktion der Wegbereiter für die erektile Dysfunktion sein dürfte. In einer rezenten Studie wurde gezeigt, dass die Endothel-abhängige Vasodilatation bei Patienten mit erektiler Dysfunktion signifikant vermindert war, im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe. Aber auch ein Testosteronmangel kann insbesondere bei insulinresistenten adipösen Patienten eine Rolle spielen. Bei fortgeschrittener Spätschädenproblematik ist auch die diabetische Nephropathie ein weiterer Promoter der erektilen Dysfunktion mit einerseits hormonellen Abnormitäten und andererseits schwerer Neuropathie. Bei diabetischen Frauen sind die Ursachen der sexuellen Dysfunktion subtiler, bzw. erfahrungsgemäß erst durch genaues Nachfragen eruierbar. Auch bei der Frau kommt es im Stadium der Erregung physiologischerweise zu einer Blutfüllung der Schwellkörper (Klitoris und Labia minora). Wesentlich ist die Transsudation einer schleimartigen Flüssigkeit durch das Epithel der Vagina, die die schmerzfreie Penetration ermöglicht. Folgende Probleme können bei diabetischen Frauen für eine sexuelle Dysfunktion verantwortlich sein: Bei Hyperglykämie findet sich nicht nur ein trockener Mund, sondern auch eine trockene Vagina. Eine trockene Vagina führt zu einer schmerzhaften Penetration. Bei fortgeschrittenerer Diabetesdauer treten zusätzlich noch eine reduzierte Lubrikation durch parasympathische Schädigung auf, ein reduzierter Blutfluss im Genitalbereich durch Mikroangiopathie und ein Verlust der Sensibilität der Haut im Genitalbereich. Die Veränderung der hormonellen Situation in der Menopause kann die sexuelle Funktion zusätzlich beeinträchtigen, insbesondere vaginale und genitale Atrophie durch Östrogenmangel können ungünstige Auswirkungen auf die sexuelle Erregbarkeit haben. Psychogene Ursachen für sexuelle Dysfunktion wie Versagensängste, Stress, Depression, Partnerkonflikt und andere können bei beiden Geschlechtern vorkommen. Sexuelle Dysfunktion als Nebenwirkung von Medikamenten Selektive Serotonin Wiederaufnahme-Hemmer (SSRIs) können die Libido bei beiden Geschlechtern reduzieren, können Anorgasmie bei Frauen verursachen und die Ejakulations Latenz bei Männern erhöhen. Zur Beseitigung dieser unpopulären Nebenwirkung wird primär 1 eine Dosisreduktion der SSRIs empfohlen. Aber auch die Gabe von Sildenafil in dieser Situation ist gut dokumentiert und erfolgreich. Antihypertensiva vom ß-Blocker Typ, besonders nichtselektive ß-Blocker, können die sexuelle Funktion beeinträchtigen, indem sie in die Funktionskette der sexuellen Erregung eingreifen. Auch manche Diuretika wie Hydrochlorothiazid können zur Beeinträchtigung der Sexualität führen. Sartane scheinen, wie eine Studie mit Valsartan zeigte eine eher günstige Wirkung auf die Sexualität auszuüben. Therapie First –line Therapie für die erektile Dysfunktion sind Medikamente aus der Gruppe der Phosophodiesterase-Hemmer. Dazu zählen Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil. Alle 3 Substanzen sind in zahlreichen Studien bei diabetischen Männern mit erektiler Dysfunktion untersucht worden und zeigen bei 56- 72% der Anwender erfolgreiche Erektionen. Auch bei diabetischen Frauen mit sexueller Dysfunktion wird die Wirksamkeit von Phosphodiesterase-Hemmern erprobt. Bei Frauen mit Typ 1 Diabetes mellitus konnte in einer Studie unter Sildenafil- Therapie eine deutliche Zunahme des klitoralen Blutflusses festgestellt werden. 2