Salzburger Turntag 17. März 2007 Im Landessportzentrum RIF Zusammenfassung der Praxisteile Referenten: Hartmut Schwaiger und Wolfgang Neumayer 1. RECK (Schwaiger, H.) Allgemeines zum Aufwärmen für das Reckturnen: - In der Regel fehlt den Kindern das Vertrauen in den eigenen Stütz. Die Schulter ist beim Reckturnen im Idealfall hinter der Stange. Dies kann durch versch. Liegestützvariationen geübt werden. Anweisung: „Schieb die Schulter im Liegestütz so weit du kannst über die Hände!“ - Die gleiche Übung kann zum Aufwärmen am Reck geturnt werden. In den Stütz gehen und versuchen die Schulter über die Stange zu schieben. - Besonders Augenmerk ist auf Hand und Schultergelenk zu legen. 1.1.Unterschwung: - Erste Übung ist der Felghang (Stange wird unterhalb des Knies angesetzt). Die Tui müssen lernen sich kurz im Felghang zu halten und spüren welcher Krafteinsatz nötig ist. Wenn sie sich auch nur kurz halten können ist prinzipiell genug Kraft vorhanden um die Kippe zu erlernen. “Je weniger Kraft sie haben, desto besser, denn dann muss die Technik perfekt sitzen. (Schwaiger)“ - Zweite Übung ist aus dem Stütz (leicht überstrecken) in den Felghang zu kommen und ein paar Mal zu schwingen. - Dritte Übung ist aus dem Umschwung in den Felghang zu kommen und wieder ein paar Mal zu schwingen. Der Umschwung sollte jedoch in den Stütz geturnt werden um noch ein bisschen Tempo raus zu nehmen. Zu achten ist hierbei auf einen korrekt ausgeführten Umschwung (Hüfte bei der Stange, kein Hüftwinkel!) - Bewegungsausführung: Die einzelnen Vorübungen werden nun kombiniert und die Zielübung geturnt. Wichtig ist für den Trainer den Tui bis zum sicheren Stand am Oberarm zu halten. 1.2. Spreizkippe: (Beweglichkeit für dieses Element Grundvoraussetzung!) - Erste Übung ist der so genannte SpreizKipphang (Unterschied zum Felghang ist dass man die Reckstange am Knöchel ansetzt). Ziel der Übung ist es das Becken nach oben zu schieben (Arme bleiben gestreckt) um den „Kippstoß“ zu üben. Beide Beine möglichst nahe zur Stange bringen, jedoch nicht berühren. Dies ein paar Mal wiederholen um ein Bewegungsgefühl aufzubauen. - Zweite Übung ist die Einnahme der selbigen Position aus der eingespreitzten Stützposition. Während des Pendelschwunges Kippstoß ausführen und mit Hilfe wieder in die Ausgangsposition (Spreizstütz) zu gelangen. Wichtig: Beide Beine müssen während der gesamten Übung gestreckt bleiben um einen Kniehang Aufschwung zu vermeiden (ÖLTA Kampfrichter!) - Bewegungsausführung: Zielelement mit Hilfestellung turnen 1.3. Laufkippe - Erste Übung: Kipphang einnehmen (Reckstange unterhalb Knie bis ende Unterschenkel) - Zweite Übung: Mit Hilfe eines Kastens (oberen 2-3 Teile) die Kippe „1-beinig“ ausführen: ein Bein bleibt an der Reckstange, das zweite Bein stößt vom Kasten ab und man versucht in den Stütz zu gelangen - Dritte Übung: Erlernen des Beinschwunges am Ende des vorlaufens/schwebens an die Stange: in gestreckter Position auf Kasten legen (Beine und Becken sind auf Kasten, Hände an der Reckstange). Nun versuchen, Beine zur Stange zu führen und in eine „Kipposition“ zu kommen. - Vierte Übung: Wie drittens, jedoch versuchen mit Hilfe die Kippe zu turnen. - Fünfte Übung: Versuchen Kippe ohne Kasten mit durchlaufen/schweben zu turnen 2. Balken (Schwaiger, H.) 2.1. Handstand und Rad - wichtig ist ein schnelles aufschwingen und ein schnelles abschwingen mit festem Fußaufsatz beider Füße (Zehen & Ballen!!) am Balken. Weiters soll auch versucht werden, sich schnell aufzurichten. Wenn der Handstand langsam geturnt wird ist die Wahrscheinlichkeit für einen Abgang höher als in schnell geturnter Ausführung („Wer langsam mit dem Rad fährt fällt auch um!“) - Hilfestellung: Beide Hände umfassen Becken, im Gegensatz zum Boden, wo am Ober-bzw. Unterschenkel gehalten wird. - beim Rad ist noch zu beachten, dass ein Balkenrad (Blickrichtung!) geturnt werden muss. 3. Aufwärmen (Neumayer, W.) 3.1. Allgemeines: Welche körperlichen Voraussetzungen verlangt das Turnen? Von den motorischen Grundeigenschaften werden drei beim Turnen intensiv trainiert: Kraft, Beweglichkeit und Schnelligkeit. Nur die Ausdauer ist keine direkte Leistungsvoraussetzung, sondern in Form von Grundlagenausdauer für die Regeneration wichtig. Warum ist das Einlaufen im Rahmen eines Aufwärmprogramms so wichtig? 1. Anregung des Kreislaufes durch die Mehrdurchblutung des gesamten Körpers Erwärmung vor allem der Muskulatur der unteren Extremitäten. 2. Stoßbelastung der Wirbelsäule: Zwischen den einzelnen Wirbelkörpern liegen ja bekanntlich die Bandscheiben (Disci), die man sich vereinfacht gesehen wie einen Schwamm vorstellen kann, der mit Flüssigkeit gefüllt ist. Durch das Laufen entsteht eine Belastung der Bandscheibe, d.h. die Flüssigkeit wird hinausgepresst und eine Entlastung, d.h. die Flüssigkeit wird wieder aufgesaugt. 3. Auch der Knorpel lebt im Jugendalter von der Be- und Entlastung und kann sich dadurch besser aufbauen und formieren. Zusätzlich wird dadurch in der Wachstumsphase die Dichte des Knochens positiv beeinflusst. 4. Durch das Einlaufen wird die Gelenksflüssigkeit (Synovia) in den Gelenkraum hineingepresst und dadurch das Bewegen der Gelenke der unteren Extremität (vor allem Hüfte, Knie, Sprunggelenk) erleichtert. 5. Das Einlaufen muss natürlich auch auf das Alter der Teilnehmer abgestimmt werden, z.B mit 10-Jährigen spielt man Fangen und mit 30-Jährigen geht man barfuss im Morgentau einlaufen. Das „Einlaufen“ des Oberkörpers und der oberen Extremität findet in Form von Schwungübungen oder Rotationsübungen statt. Es gibt 2 verschiedene Arten der Kräftigung der Muskulatur: 1. Neuromuskuläre Kräftigung (Inter- und Intramuskuläre Koordination): wird trainiert mit 80 – 90 % der Maximalkraft. Hierbei können sehr viele Muskelfasern angespannt (rekrutiert) werden. 2. Hypertrophietraining (Training der Bodybuilder): wird trainiert mit 60 – 80 % der Maximalkraft. Schlussfolgerungen für die Reihenfolge beim „Aufwärmen“ (Funktionsgymnastik): 1. Einlaufen 2. Schwungübungen für den Oberkörper 3. Kräftigen (über Koordination: inter- und intramuskulär) 4. Dehnen 3.2. Aufwärmspiele: 1.) Spiel: Krebsfangen Zuerst die Handgelenke aufwärmen!!! Spielregeln: Es gibt zwei Fänger ( Krebse ), die sich auf allen Vieren, mit dem Bauch nach oben fortbewegen. Der Rest der Gruppe spielen Fische. Sie müssen, gleich wie die Krebse auch auf allen Vieren laufen, allerdings mit dem Bauch nach unten. Wird ein Fisch gefangen, verwandelt er sich zu einem Krebs. Das Ziel ist, alle Fische zu fangen. 2.) Spiel: Blinder und Lahmer Zu zweit zusammengehen. Einer ist der Blinde (Augen zu), der den Lahmen (der ja nicht laufen kann) Huckepack nehmen muss. Der Lahme versucht nun den Blinden zu steuern indem er an seinen Ohrläppchen zieht. Rechtes Ohr, bedeutet nach rechts gehen, linkes Ohr, nach links gehen und beide Ohren gleichzeitig ziehen bedeutet stehen bleiben. 3.2. Laufschulung, Koordination, Kraft und Dehnen an den Bänken: Langbänke: 1) darüber laufen 2) 2 Bodenkontakte zwischen den Bänken Achtung: auf den Ballen laufen! 3) 3 Bodenkontakte zwischen den Bänken 4) 1 Bodenkontakt - jeweils mit einem Fuß auf die Bank steigen 5) beidbeinig von der Bank abspringen 6) Sprung über die Bank (Füße durchgestreckt wenn möglich) 7) auf allen Vieren „laufen“ Bank nicht berühren! 8) „Hasenhüpfer“ über die Langbank 9) Slalom laufen und jede Bank vorne und hinten berühren 10) mit den Händen über die Bank ziehen, beidhändig und abwechselnd 11) Stand über der Bank mit gegrätschten Beinen, Sprung mit halber/ganzer Drehung 12) Rückenlage auf dem Boden, Füße auf der Langbank, Arme verschränkt auf der Brust, Becken vom Boden abheben, halten bzw. nach oben federn (das gleiche kann auch gemacht werden, wenn ein Bein von der Bank nach oben gestreckt wird) 13) Schwebesitz auf der Langbank 14) usw. Reaktionsspiel: Die Tui teilen sich gleichmäßig auf den Langbänken auf. Ausgangsposition ist gegrätschter Stand über der Bank. Der Trainer, Helfer,… steht vor den Bänken und führt folgende Handzeichen aus auf die die Tui so schnell wie möglich reagieren müssen. Hände gestreckt nach oben: Stand auf der Bank Eine Hand oben, eine recht/link: Ein Bein auf der Bank, das andere rechts oder links von der Bank Beide Hände links: Beide Beine links usw.