Der Berufswahl- Pass Vorstellung und Vergleich verschiedener Konzepte Seminar: Perspektiven und Probleme des Unterrichts in der Oberstufe der Schule für Lernhilfe Seminarleitung: Fittje Studienfach: LA Sonderpädagogik/ Fachrichtung Lernbehindertenpädagogik Verfasserin: Antje Krack Matrikelnr.: 8777960 Gliederung 1. Allgemeines zur Berufswahl 1.1 Einleitung......................................................................................................................3 1.2 Möglichkeiten der Berufsfindung.................................................................................3 1.3 Der Berufswahl- Pass....................................................................................................4 2. Verschiedene Konzepte des Berufswahl- Passes 2.1 Exemplarische Beispiele 2.1.1 „Der Berufswahlpass Variante B“............................................................................5 2.1.2 „Kleiner Berufswahlpass Teil 1+2“ (Uta Hartwig)...................................................6 2.1.3 „Fit fürs Leben!“ (Fröbelschule Oldenburg).............................................................7 2.1.4 „Aktiv- Pass“ ............................................................................................................8 2.1.5 Begründung der Auswahl..........................................................................................8 2.2 Vergleich der Konzepte 2.2.1 „Der Berufswahlpass Variante B“ a) Vor- und Nachteile des Konzeptes.................................................................................9 b) Eignung des Konzeptes für Förderschulen...................................................................11 2.2.2 „Kleiner Berufswahlpass Teil 1+2“ a) Vor- und Nachteile des Konzeptes...............................................................................11 b) Eignung des Konzeptes für Förderschulen...................................................................12 2.2.3 „Fit fürs Leben!“ a) Vor- und Nachteile des Konzeptes...............................................................................12 b) Eignung des Konzeptes für Förderschulen...................................................................14 2.2.4 „Aktiv- Pass“ a) Vor- und Nachteile des Konzeptes...............................................................................14 b) Eignung des Konzeptes für Förderschulen...................................................................15 2.2.5 Abschließende Anmerkungen.................................................................................16 3. Erstellung eines eigenen Berufswahlpasses 3.1 Erklärung und Begründung des Entwurfes................................................................16 3.2 Abschließende Bemerkungen....................................................................................18 Anhang 2 1. Einleitung Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die man im Laufe seiner Schulzeit zu treffen hat. Die Schule stellt hierbei eine wichtige Unterstützung für die Schüler dar und sollte sie auf ihrem Weg der beruflichen Orientierung ihren Möglichkeiten entsprechend durch verschiedene Maßnahmen und Angebote begleiten und fördern. Je nach Schulform werden die Schüler mehr oder weniger früh mit dem Thema der Berufswahl konfrontiert; während man auf dem Gymnasium einige Jahre mehr Zeit hat, sich bezüglich der konkreten Zukunftsplanung zu orientieren, wird in anderen Schulformen teilweise schon in der 8. Klasse mit dem Betriebspraktikum ermöglicht, erste Schritte in Richtung Berufsfindung zu gehen. Bei der heutigen Fülle an unterschiedlichsten Berufsfeldern ist es jedoch oft nicht einfach, die einem offen stehenden Möglichkeiten kennen zu lernen und sich für einen bestimmten Beruf zu entscheiden. Je eher man damit beginnt, sich seine eigenen Interessen, Fähigkeiten und Ziele bewusst zu machen, desto leichter fällt einem später die Entscheidung. Für Schulen gibt es vielfältige verschiedene Möglichkeiten, die Schüler hinsichtlich der Berufswahl zu unterstützen. Einige sollen im nächsten Unterpunkt kurz dargestellt werden. 1.1 Mögliche Wege zur Unterstützung der Berufsfindung Zum einen ist das Betriebspraktikum eine wichtige Gelegenheit für die Schüler, sich erstmalig beruflich zu orientieren. Mit dem Praktikum bietet sich die Möglichkeit, einen ersten Einblick in das konkrete Berufsleben zu gewinnen und die bisherigen Vorstellungen und Wünsche zu überprüfen. Doch neben dem Praktikum gibt es viele weitere Möglichkeiten, die Berufswahl der Schüler zu unterstützen und voranzutreiben. So gibt es an vielen Schulen in Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt Angebote wie die Berufsberatung und Besuche im Berufsinformationszentrum. Auch durch Schülerfirmen können die Schüler Einblicke in verschiedene Berufsfelder erlangen und erste Erfahrungen mit dem Arbeitsalltag gewinnen. Vielfach arbeiten Schulen mit Berufsschulen zusammen, in denen die Schüler ihre Interessen vertiefen und erste Kenntnisse und Fähigkeiten hinsichtlich unterschiedlicher Tätigleiten erlangen können. Die Angebote an den einzelnen Schulen variieren oft; einige Schulen haben ein vielfältiges Angebot für die Schüler, welches von der Vorstellung verschiedener Berufsfelder anhand von Vorträgen von Personen aus der Arbeitswelt und Praxis über Betriebserkundigungen und Praxistage bis hin zur Projektarbeit mit Firmen reichen kann. 3 Eine weitere Hilfe zur Berufswahl stellt der sogenannte Berufswahl- Pass dar, der die Schüler auf dem Weg in die Arbeitswelt begleiten und unterstützen soll. Mit diesem Berufswahl- Pass werde ich mich im Folgenden näher auseinandersetzen. 1.2 Der Berufswahl- Pass Der Berufswahl- Pass ist ein Instrument, welches der Unterstützung der individuellen Berufswahl dient. Es gibt einen in Kooperation von sieben Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg- Vorpommern, Niedersachsen, SchleswigHolstein) entwickelten und in Schulen aller Schulformen erprobten Berufwahlpass. Dieser ist je nach Zielgruppe in 3 verschiedenen Varianten erhältlich. Neben diesem Pass haben jedoch auch viele Schulen einen eigenen, ihren Bedürfnissen und Angeboten entsprechenden Berufswahl- Pass entworfen. Auf einige dieser Pässe werde ich im nächsten Unterpunkt näher eingehen. Ziele des Passes im Allgemeinen sind beispielsweise die Förderung der Eigeninitiative und Selbstverantwortung der Schüler und die individuelle Lernplanung. Dokumentation von Aktivitäten und Maßnahmen zur Anhand der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung sollen dem Schüler die selbstgesteuerte berufliche Orientierung und später dann die Entscheidung für einen (Start-) Beruf erleichtert werden. Weiterhin bietet der Berufwahlpass Anlass für die Schule, ihr schulinternes Berufsorientierungscurriculum zu formulieren (und möglicherweise auch zu verbessern) sowie die Schüler (aber auch Lehrer und Eltern) über die Angebote und Ansprechpartner innerhalb der Schule und über von der Schule mitgetragene Projekte von Anbietern und Kooperationspartnern außerhalb der Schule zu informieren1. Auch für Bewerbungen kann der Berufswahlpass hilfreich sein. Der jeweilige Arbeitgeber kann anhand des Passes einen raschen Einblick in Interessen, Fähigkeiten und Fertigkeiten des Schülers gewinnen. In Teilen Nordrhein- Westfalens ist der Pass anerkannte Bewerbungsunterlage, die – in zertifizierter Form- Auskunft über erworbene Qualifikationen des Schülers gibt. In vielen anderen Schulen wird der Berufswahlpass jedoch eher dazu genutzt, den Schüler auf dem Weg zur Berufswahl zu begleiten, anstatt den zukünftigen Arbeitgeber über Aktivitäten und Kenntnisse des Bewerbers zu informieren. Dieses ist dann eher ein möglicher Nebeneffekt, aber nicht Hauptziel des Passes. Im Folgenden werde ich nun kurz einige Varianten des Passes vorstellen und anschließend Vor- und Nachteilen der einzelnen Konzepte nachgehen. 1 http://www.berufswahlpass.de/pdf/Aufsatz_Berufswahlpass.pdf 4 2. Verschiedene Konzepte des Berufswahlpasses2 2.1 Exemplarische Darstellung einiger Konzepte 2.1.1 „Der Berufswahlpass Variante B“3 Der Berufswahlpass wurde von 7 verschiedenen Bundesländern (s.o.) mit Unterstützung von verschiedenen u.a. bundesweiten Organisationen und Institutionen (Bundesministerium für Bildung und Forschung, Bundesanstalt für Arbeit und andere) entwickelt. Die Kopiervorlage des Passes umfasst 4 Registrierblätter und 31 Einlegeblätter und ist somit meiner Meinung nach recht umfassend. Der Pass wurde konzipiert für Schüler, die voraussichtlich im Anschluss an ihre 9- oder 10-jährige Schulzeit mit einer dualen Berufsausbildung beginnen. Es besteht die Möglichkeit, die Materialien um Blätter aus den beiden anderen Varianten zu ergänzen (wobei Variante A für Schüler, die voraussichtlich im Anschluss an ihre Schulzeit weiteren Bildungsbedarf haben bevor sie eine berufliche Ausbildung beginnen, gestaltet wurde, Variante C hingegen für Schüler, die voraussichtlich nach dem 10. Schuljahr weiterführende Schulen besuchen, sei es die gymnasiale Oberstufe oder andere Schulformen, deren Abschluss über den Realschulabschluss hinausgeht; alle 3 Varianten sind sich vom Umfang her recht ähnlich). Der Pass enthält ausführliche Anweisungen, Tipps und Erklärungen, wozu der Pass da ist, wie die Schüler mit ihm umzugehen und wann sie was auszufüllen haben. Neben den von den Schülern selbst zu bearbeitenden Teilen weist er detaillierte Zusatzinformationen und Hilfestellungen auf. So wird beispielsweise erklärt, wozu die Berufsberatung da ist, in welchem Situationen sich der Schüler dort Hilfe holen kann usw.. Der Pass ist so angelegt, dass die Schüler in der 7. Klasse die Arbeit mit dem Pass beginnen und ihn bis zum Ende der Schulzeit begleitend weiterführen. Sie werden aufgefordert, sich mit ihren Stärken und Zielen auseinander zusetzen, sich über ihre Fähigkeiten und Interessen klar zu werden, eine selbstständige Lernplanung vorzunehmen sowie zu überprüfen, ob ihr persönliches Profil zu den Anforderungen im Betriebspraktikum/ im Wunschberuf passt oder nicht. Außerdem sollen die Schüler im Pass einen Beratungs- und Entwicklungsplan erstellen, in dem sie Beratungsgespräche und daraus gezogene Resultate dokumentieren. In einer Übersicht sollen die von den 2 3 Alle Pässe sind im Anhang vorzufinden. http://www.berufswahlpass.de/pdf/BWP_Variante_B_einlege.pdf 5 Schülern durchgeführten Arbeiten und Aufgaben sowie erworbene Bescheinigungen und Zertifikate festgehalten werden. Weiterhin Sprachkenntnissen, Unterrichtsarbeiten und findet eine Dokumentation von Projekten zur Berufsorientierung statt. Zuletzt liegt eine Kopiervorlage für die Bescheinigung praktischer Tätigkeiten vor. 2.1.2 „Kleiner Berufswahlpass Teil 1+2“ (Uta Hartwig)4 Der insgesamt 4 Din- A4 Seiten umfassende Pass ist tabellarisch aufgebaut und wurde ursprünglich für 8. und 9. Klassen der Hauptschule konzipiert, ist aber –laut Autorin- auch für 10. Realschulklassen einsetzbar5. In ihm sollen individuelle Schritte der Berufsvorbereitung und Berufsorientierung ab der 8. Klasse oder ab dem ersten Halbjahr der 9. Klasse dokumentiert werden. Neben den persönlichen Daten (Name, Geburtsdatum, Wohnort) tragen die Schüler im ersten Teil des Passes Name und Telefonnummer des für sie zuständigen Berufsberaters sowie Datum, Inhalt und Ergebnisse ihrer Besuche im BIZ ein. Des Weiteren enthält der Pass eine Spalte für den voraussichtlichen Schulabschluss, für die „Wunschberufe“ und für alternative „Wunschberufe“. Die sollen Schüler dokumentieren, wann, wo und welche Praktika sie absolviert haben und wie sie hinterher die einzelnen Berufe einschätzen. Anschließend werden sie dazu angehalten, sich Ziele zu setzen, in welchen Fächern sie sich bis zum Schuljahresende verbessern wollen (und müssen) und sich über mögliche weiterführende Schulen zu informieren. Im zweiten Teil des Passes geht es dann um konkrete Bewerbungen. Die Schüler sollen notieren, wann sie sich für welche weiterführenden Schulen beworben haben, für welche Betriebe sie Bewerbungsschreiben verfasst haben und wann und wo mit welchem Ergebnis Vorstellungsgespräche stattgefunden haben. Auch soll festgehalten werden, ob und von welchem Betrieb sie Ausbildungsverträge erhalten haben und welche Rechte und Pflichten die Ausbildung mit sich bringt. Falls sie den Hauptschulabschluss nicht erreicht haben, werden sie dazu angehalten, sich darüber zu informieren, an welchen Institutionen sie den Abschluss nachholen können. Die letzte Spalte dient dazu, den letztendlichen Entschluss für den persönlichen Werdegang nach der 9. Hauptschulklasse zu vermerken. Zu den einzelnen Unterpunkte beinhaltet der Pass Informationen über weiterführende Webadressen, die bei den einzelnen Schritten und der Informationssuche weiterhelfen können. 4 5 www.lehrer-online.de/url/berufswahlpass http://www.lehrer-online.de/dyn/bin/397096-397106-2-berufswahlpass-projektbeschreibung.pdf 6 2.1.3 „Fit fürs Leben!“ (Fröbelschule Oldenburg)6 Der 12- seitige Berufswahlpass „Fit fürs Leben“ wurde von einer Förderschule mit Schwerpunkt Lernen für die Hauptstufe entworfen. Der Pass enthält neben einer Seite für die persönlichen Daten des Schülers die Möglichkeit, sich unterschiedliche Tätigkeiten und Qualifikationen durch Unterschrift/ Stempel der jeweiligen Verantwortlichen attestieren zu lassen. Begonnen wird hier mit dem Praktikum; neben den Bestätigungen durch die jeweiligen Betriebe hat der Schüler Platz, die Art der Tätigkeit zu beschreiben und seinen derzeitigen Berufswunsch zu notieren. Auch ein Schnupperpraktikum an der BBS (Berufsbildenden Schule) kann sich der Schüler bescheinigen lassen und die Art der Aktivitäten kurz darstellen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit, sich die Teilnahme - an der Berufsberatung (mit kurzer Notiz des Berufswunsches) - an verschiedenen Arbeitsgemeinschaften - am Erste- Hilfe- Kurs - an sozialen Projekten (entsprechend dem Angebot der Schule, in diesem Fall „Prävention im Team“ und „Sign“) durch Unterschrift/ Stempel bestätigen zu lassen. Der Erwerb folgender Grundlagen, Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten kann ebenfalls bescheinigt werden: - im Bereich Hauswirtschaft der Umgang mit Lebensmitteln, Grundlagen der Lebensmittelhygiene und grundlegende Küchentechniken - der Umgang mit Strom sowie mit Säuren und Laugen - im Bereich Computer Internet- Kenntnisse und Word- Kenntnisse - Nähmaschinen- Kenntnisse - im Bereich Technik der Umgang mit der Bohrmaschine sowie mit dem Lötkolben Hat der Schüler im Freizeitbereich oder in der Schule bestimmte Aufgaben übernommen, so kann er sich diese ebenfalls durch Unterschrift nachweisen lassen. Zu guter Letzt steht dem Schüler noch eine leere Seite zur Verfügung, auf der er Platz für zusätzliche Eintragungen hat. 6 http://www.froebelschule-oldenburg.de/ 7 2.1.4 „Aktiv- Pass“7 Der Aktiv-Pass ist eine Initiative der Bezirksregierung Weser-Ems, dem Bezirkssportbund und der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Weser-Ems. Schirmherr der Aktion ist der Niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann. Der Aktiv- Pass wurde konzipiert für 8. Klassen aller Schulformen sowie für (interessierte) Klassen der Berufsbildenden Schulen. Mit dem Aktiv- Pass wird laut Autoren das Ziel verfolgt, Betrieben, die in den aktuellen Stellenausschreibungen neben der fachlichen Kompetenz auch soziale Komponenten wie Durchsetzungsvermögen, Teamfähigkeit und Ausdauer von den Bewerbern einfordern, neben den Zeugnisnoten in den Unterrichtsfächern nun auch Einblick in das soziale Engagement der Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Nach einer Seite für die persönlichen Daten kann sich der Schüler zunächst seine Fremdsprachenkenntnisse und EDV- Kenntnisse (PC- Anwendungsprogramme, Programmiersprache usw.) durch die verantwortlichen Lehrkräfte attestieren lassen. Gleiches gilt für die Teilnahme an verschiedenen an der jeweiligen Schule angebotenen Arbeitsgemeinschaften. Anschließend hat der Schüler die Möglichkeit, seine Tätigkeit bzw. Tätigkeitsschwerpunkte innerhalb seines Betriebspraktikums zu schildern und sich gegebenenfalls über das Praktikum hinausreichende Tätigkeiten bescheinigen zu lassen (Aushilfstätigkeiten, Nebenjobs usw.). Der letzte Teil des Passes besteht aus der Beschreibung diverser ehrenamtlicher Engagements und Aktivitäten in Vereinen oder ähnlichen Institutionen. 2.1.5 Begründung der Auswahl Meiner Meinung nach ist mit dieser Auswahl das breite Spektrum der Berufspässe ausreichend abgedeckt, zumal sich die Pässe hinsichtlich Umfang und Aufmachung sowie bezüglich der Schwerpunktsetzung deutlich unterscheiden. In weiteren Pässen ähnelt der Aufbau entweder oft einem der oben Beschriebenen in solcher Art und Weise, dass eine nähere Vorstellung nicht viel Neues ergeben würde, oder der Pass bezieht sich so sehr auf das interne Schulangebot, dass weder eine „Bewertung“ noch ein Vergleich mit anderen Pässen möglich wäre. 7 http://www.sportregion-weser-ems.de/magazin/drucken.php?artikel=29&type=2 8 2.2 Vergleich der Konzepte 2.2.1 „Der Berufswahlpass Variante B“ a) Vor- und Nachteile des Konzeptes Dieser Pass bringt meiner Meinung nach zwar viele Vorteile, aber gleichzeitig auch den einen oder anderen Nachteil mit sich. So finde ich es auf der einen Seite sinnvoll, dass der Pass schon in der 7. Klasse ansetzt. Dadurch ist es dem Schüler möglich, Interessen, Vorstellungen und Zielsetzungen sowie die Veränderung dieser über viele Jahre hinweg nachvollziehen, reflektieren und überprüfen zu können. Das finde ich wichtig, da die Berufsfindung ein langwieriger Prozess ist und keine „spontane“ Entscheidung sein sollte. Je eher man mit dem Thema konfrontiert wird und sich mit seinen eigenen Wünschen, Fähigkeiten und Zielen auseinandersetzt, desto einfacher und fundierter kann eine Entscheidung getroffen werden. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass diese langfristige Anlegung des Passes dazu führt, dass sich die Schüler eher mit aktuellen und kurzfristigeren Problemen und Schwierigkeiten auseinandersetzen und der Berufswahlpass vorerst in Vergessenheit gerät. Bei einigen Schülern stelle ich es mir auch als schwierig vor, sie so frühzeitig für die Beschäftigung mit der Berufswahl motivieren zu können (bei mir selbst war es so, dass ich auch erst sehr spät begonnen habe, mich mit meinem beruflichen Werdegang zu beschäftigen, da mir aktuelle Gegebenheiten wichtiger waren als das, was in ein paar Jahren sein wird). Die Motivation, sich wirklich darauf einzulassen, wird vermutlich erst mit zunehmender Aktualität größer. Auch der Umfang des Passes könnte auf Schüler zunächst einmal abschreckend wirken (wobei der Arbeitsaufwand, wenn man den Pass wirklich über die Jahre hinweg bearbeitet, kaum noch umfangreich ist). Sehr positiv an dem Pass finde ich die ausführlichen Zusatzinformationen über Berufsberatung usw., die vielen Tipps, wie und wo man Hilfe bekommen kann sowie die genauen Anweisungen, wie der Pass zu handhaben ist. Außerdem werden die Schüler durch die einzelnen Aufgaben angehalten, gründlich über ihre eigenen Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Defizite nachzudenken und sich eigene – kurzfristigere - Ziele zu setzen. Was ich auch sehr vorteilhaft finde, ist die Unterteilung in sogenannte „Übergangsschritte“ (S.25). Hier wird der Weg von der Berufserkundung über die Bewerbung bis hin zum Ausbildungsbeginn in einzelne Schritte aufgeteilt, wobei sich der 9 Schüler zu den einzelnen Stationen konkrete Aufgaben vornehmen, planen, umsetzen und schließlich das Ergebnis festhalten soll. Durch diese Aufgliederung in kleinere Zwischenziele haben die Schüler Erfolgserlebnisse und auf dem oft langen, unübersichtlichen Weg zur Berufsfindung das Gefühl, schon einmal etwas geschafft zu haben. Der letzte Teil des Passes ist etwas freier gestaltet; der Schüler hat hier die Möglichkeit, Aktivitäten aus dem außerschulischen Bereich zu dokumentieren und verschiedene erworbene Bescheinigungen und Qualifikationen aufzulisten. Für die selbstgesteuerte berufliche Orientierung halte ich diesen Pass für sehr geeignet, weil er den Schüler motiviert, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Allerdings finde ich den Teil, indem der Schüler zum „Denken“, zur Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit, seinen Stärken und Schwächen, angeregt werden soll, im Gegensatz zu dem Teil, in dem „Daten“ und Fakten abgefragt werden, für etwas zu ausführlich. Während bezüglich der eigenen Person konkrete Fragen gestellt werden, gibt es für innerund außerschulische Engagements (Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften und Projekten, soziale Tätigkeiten, Erste- Hilfe- Kurse etc.) lediglich eine einfache Tabelle, die mir wenig anregend erscheint. Dadurch werden solche Aktivitäten meines Erachtens nach etwas zu sehr in den Hintergrund gestellt. Diesen Pass für die Bewerbung zu nutzen, halte ich für weniger sinnvoll, weil er meiner Meinung nach dazu etwas zu umfangreich und unübersichtlich ist. Es besteht höchstens die Möglichkeit, einzelne Blätter aus dem Pass zu entnehmen und diese den Bewerbungsunterlagen zuzufügen. Ein Vorteil des Passes ist, dass er sehr „allgemein“ bzw. Schul- unspezifisch gestaltet wurde, sodass er für alle Schulformen und Schulen einsetzbar ist, da er nicht auf spezielle Angebote einer Schule ausgerichtet ist. Dem Schüler steht es frei, solche schulspezifischen Angebote in dem „freien“ Teil des Passes hinzuzufügen. Vom Layout her ist der Pass meiner Meinung nach ansprechend gestaltet worden. Dadurch, dass die einzelnen Blätter in einen festen Ordner abgeheftet werden, wird es den Schülern erleichtert, den Pass über Jahre zu benutzen und zu transportieren, ohne dass die Blätter zerknickt werden (auch wenn das natürlich noch keine Garantie dafür ist, dass der Pass nach langer Bearbeitung in gutem Zustand ist). Andererseits bringt das gleichzeitig den Nachteil mit sich, dass der Pass etwas „sperrig“ und schwer ist und man ihn nicht „mal eben so“ mit überall hin nehmen kann. 10 b) Eignung des Konzeptes für Förderschulen Dieser Pass ist meiner Meinung nach durchaus an Förderschulen mit Schwerpunkt Lernen einsetzbar, da er sowohl schulform- als auch schulunspezifisch gestaltet ist. 2.2.2 „Kleiner Berufswahlpass Teil 1+2“ a) Im Gegensatz zu dem ersten Pass ist dieser sehr viel übersichtlicher und orientiert sich hauptsächlich an Daten und Fakten. Spalten für Überlegungen zu den eigenen Fähigkeiten fehlen völlig, stattdessen gibt es lediglich eine Spalte mit „Meine Wunschberufe“, womit also vorausgesetzt wird, dass schon ein bestimmter Wunsch bzw. mehrere Wünsche existieren. Ich denke, dass dieser Pass dem Schüler mehr oder weniger „nur“ dazu dient, einen Überblick über die eigene aktuelle Situation und den Stand der Dinge zu erhalten, weniger aber dazu, sich seinen beruflichen Wünschen überhaupt erst bewusst zu werden. Andererseits regt der Pass die Schüler dazu an, sich intensiv mit ihrer Zukunft zu beschäftigen, sich zu überlegen, was für Ziele sie sich setzen können und müssen, um ihren Berufswunsch auch in die Realität umzusetzen, welche Alternativen ihnen zur Verfügung stehen und was für Schritte sie bedenken müssen. Hilfreich sind meiner Meinung auch die Hinweise, wo man sich zu welchem Thema weiterführende Informationen holen kann. Mit diesen Internetseiten haben die Schüler Anhaltspunkte, von denen sie ohne irgendwelche Verpflichtungen Gebrauch machen können. Schwierig wird es allerdings für Schüler, die keinen Internetzugang haben bzw. den Umgang mit dem Internet nicht beherrschen. Da es allerdings mittlerweile eigentlich an jeder Schule Internetrechner gibt, ist diesem Problem zumeist Abhilfe geschaffen. Da der Pass nur aus 4 Din- A4- Blättern besteht und somit schnell zu bearbeiten ist, besteht auch die Möglichkeiten, ihn mehrmals in bestimmten – sinnvoll gewähltenzeitlichen Abständen auszufüllen und sich zum Schluss die Veränderungen anzusehen. Allerdings würde sich bei mehrfacher Bearbeitung der Großteil der Einträge wiederholen. Dem könnte man jedoch auch vorbeugen, indem man nur einzelne Elemente des Passes bei einer Veränderung der Situation erneut ausfüllt. Eine weitere Möglichkeit wäre, diesen Pass als Ergänzung zu einem anderen Modell zu nutzen, da er in anderen Versionen zumeist nicht berücksichtige Aspekte beinhaltet. Für Bewerbungen ist der Pass meiner Meinung nach völlig ungeeignet, da er keinerlei Auskunft über Fähigkeiten und Qualifikationen des Schülers gibt. Auch vom Layout her ist der Pass nicht sonderlich ansprechend; er besteht einfach nur aus 4 bedruckten Blättern in Tabellenform. Das wiederum hat den Vorteil, dass man ihn sich 11 ohne großen Aufwand kopieren bzw. aus dem Internet ausdrucken kann und es nicht weiter dramatisch ist, wenn man Blätter zerknickt und diese dann ersetzen möchte. Da dieser Pass ebenfalls unspezifisch ausgearbeitet wurde, kann er für jede Schulform genutzt werden. Ein weiterer Vorteil ist hierbei, dass der Pass im Internet als nicht schreibgeschützte rtf- Datei erhältlich ist, sodass man problemlos je nach Belieben und auf die Bedürfnisse der eigenen Schüler abgestimmte Veränderungen vornehmen kann. Dieses gestaltet sich bei dem oben beschriebenen Pass als schwierig. Übersicht b) Ich bin der Meinung, dass sich dieser Pass auch für den Einsatz in Förderschulen eignet. In der Spalte „Mögliche weiterführende Schulen“ müsste man eventuell den Realschulabschluss herausnehmen, da dieser ja nicht unmittelbar nach dem Abschluss an einer Förderschule erreichbar ist. Auch den Punkt „Hauptschulabschluss nicht erreicht“ müsste man ändern. Ansonsten enthält der Pass aber keine weiteren Teile, die für Schüler einer Förderschule ungeeignet sind. 2.2.3 „Fit fürs Leben“ a). Dieser Pass ist meiner Meinung nach mit 11 Din- A5- Seiten überschaubar und übersichtlich gestaltet und deckt im Vergleich zu dem in 2.1.2 beschriebenen Modell ein breiteres Spektrum verschiedener Gesichtspunkte ab, obwohl er ebenfalls hauptsächlich auf Daten und Fakten basiert. Dieses hat den Vorteil, dass er weniger aufwendig auszufüllen ist und somit auch schreibfaulere Schüler eher zu motivieren sind. Von der Gesamt- Gestaltung her ist Schlichtheit und Überschaubarkeit für den Pass signifikant. Auf der ersten Seite des Passes wird bei den persönlichen Daten des Schülers auch nach der Email- Adresse gefragt. Das finde ich problematisch, da einige Schüler nicht über einen Internetzugang verfügen und andere möglicherweise eine Adresse haben, aber diese gar nicht regelmäßig abrufen. Das könnte zu Missverständnissen führen. Auch hier wird weder die Selbsteinschätzung der Schüler hinsichtlich ihrer Fertigkeiten und Interessen besonders berücksichtigt, noch werden die Schüler – meines Erachtens nach – dazu motiviert, sich mit der Bildung eines Berufswunsches auseinander zu setzen und sich Gedanken, Vorstellungen und Ziele bezüglich ihrer Zukunft zu machen und diese zu reflektieren. Demnach bietet sich der Pass nicht für den eigentlichen Weg der Berufsfindung an. Vielmehr erhält der Schüler auch hier einen Überblick über seine Situation (was habe ich bis jetzt an Praktika etc. gemacht; welche Kenntnisse und 12 Engagements kann ich für eine spätere Bewerbung nutzen?). Ich fände es sinnvoll, den Pass gegebenenfalls durch einen Selbst- Bewertungsbogen oder Ähnliches zu ergänzen. Andererseits werden die Schüler möglicherweise dazu motiviert, an Arbeitsgemeinschaften, Internet- oder auch Erste- Hilfe- Kursen teilzunehmen; zum einen, da es sich „nicht gut macht“, Lücken in den einzelnen Unterpunkten zu haben, zum anderen, weil eventuell eine Art „Konkurrenz“ oder Ansporn unter den einzelnen Schülern entsteht, den Pass möglichst lückenlos ausfüllen und sich durch besonders viele Einträge „auszeichnen“ zu können. Problematisch ist es allerdings, wenn die Schule – aus diversen Gründen, z.B. wegen mangelnder Unterrichtsversorgung – einige der im Pass angeführten Qualifikationen wie Arbeitsgemeinschaften, Erste- Hilfe- Kurse oder auch Hauswirtschaftsunterricht nicht anbieten kann und die Schüler somit gar nicht die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen und diese Kenntnisse zu erwerben; das wiederum würde negatives Licht auf das Engagement der Schüler werfen, obwohl es gar nicht in ihrer Hand liegt. Etwas fragwürdig finde ich auch, dass in diesem Pass Nähmaschinen- Kenntnisse, der Erwerb von Grundlagen über Lebensmittelhygiene, über den Umgang mit Lebensmitteln und mit Strom, Säuren und Laugen attestiert werden kann. Den Schülern Grundlagen in diesen Gebieten zu vermitteln, ist in den Rahmenrichtlinien festgelegt; somit sollten diese Kenntnisse eigentlich Selbstverständlichkeit sein und nichts, was als besondere Qualifikation hervorzuheben ist. Auf der anderen Seite ist es für die Schüler vielleicht Ansporn, sich im Unterricht besonders anzustrengen um eine Unterschrift zu bekommen. Das wiederum hängt davon ab, an welche Leistungen die Unterschrift gebunden ist. Ohne nähere Informationen kann man leider nicht bewerten, ob hinter der Auflistung dieser Kenntnisse wirklich eine besondere Leistung steckt oder ob damit nur die Teilnahme am Unterricht in den entsprechenden Fächern dokumentiert wird. Für die Verwendung in anderen Schulen ist der Pass meiner Meinung nach nicht geeignet, da er einige schulspezifische Angebote enthält (so werden nicht in allen Schulen grundlegende Internet- und Word- Kenntnisse etc. (s.o.) vermittelt; gleiches gilt auch für die Teilnahme an den aufgelisteten sozialen Projekten, die ebenfalls nicht an jeder Schule angeboten werden). Generell sehe ich die Heraushebung schulspezifischer Angebote als kritisch, da hierdurch Schüler anderer Schulen möglicher Weise benachteiligt werden. Andererseits kann Konkurrenz zwischen den Schulen sinnvoll sein, wenn die einzelnen Schulen hierdurch dazu angespornt werden, ihre Angebote zu überdenken und gegebenenfalls zu erweitern. 13 Dieser Wettbewerb sollte jedoch nach Möglichkeit nicht auf Kosten der Schüler ausgetragen werden, zumal nicht alle die Wahl zwischen verschiedenen Schulen haben. Dadurch, dass alle Aktivitäten und Qualifikationen von den zuständigen Personen attestiert werden, ist der Pass auf jeden Fall dazu geeignet, für Bewerbungen verwendet zu werden. Er ermöglicht den betreffenden Arbeitgebern einen raschen Überblick über Interessen und Fähigkeiten des Bewerbers. Vom Layout her ist der Pass schlicht und übersichtlich gestaltet worden. Man kann ihn relativ einfach und mit wenig Kostenaufwand vervielfältigen. Zuletzt möchte ich noch kurz etwas anmerken (bitte nicht allzu ernst nehmen); als Pädagogik- Student wird man immer wieder dazu aufgefordert, sich kritisch mit Begriffen und Formulierungen auseinander zusetzen. Wenn man unter diesem Gesichtspunkt den Titel des Passes betrachtet, könnte man meinen, dass mit der Formulierung „Fit fürs Leben“ impliziert wird, dass das Leben erst nach der Schule beginnt, was meines Erachtens nach nicht zutrifft. Passender erscheint mir, den Begriff „Leben“ durch „Beruf“ zu ersetzen. Doch eigentlich bin ich der Auffassung, dass der Begriff „Leben“ etwas sehr positives ausdrückt und man für dieses „Leben“ gar nicht fit genug sein kann b) Dieser Pass sollte eigentlich auf jeden Fall Förderschul- tauglich sein, da er von einer konzipiert wurde. Meiner Meinung trifft das auch zu; der Pass ist nicht allzu umfangreich, übersichtlich und klar gegliedert. Auf lange, ausführliche Erklärungen wurde verzichtet; was den Pass auch für leseschwache Schüler zugänglich macht. Allerdings gibt es in diesem Fall das Problem, dass er aufgrund schulspezifischer Gestaltung nicht an allen anderen beliebigen Schulen einsetzbar ist. 2.2.4 „Aktiv- Pass“ Der Aktiv- Pass berücksichtigt sowohl schulische Aktivitäten der Schüler, seien es Praktika, die Teilnahme an Arbeitsgemeinschaften oder auch der Erwerb spezieller Kenntnisse, als auch außerschulische Engagements in Form von diversen Arbeitsverhältnissen, ehrenamtlichen Tätigkeiten oder auch Vereinsaktivitäten. Mit 10 DIN- A4- Seiten ist auch dieser Pass vom Umfang her eher übersichtlich. Da er jedoch auch hauptsächlich auf der Zertifikation verschiedener Qualifikationen basiert und weniger auf Gedanken des Schülers zu seinen Wünschen, Vorstellungen und Zielen beruht, ist auch dieser Pass eher für Bewerbungen als für den Weg der beruflichen Orientierung geeignet. 14 Schwierig finde ich hier auch, zu entscheiden, wann es sinnvoll ist, den Pass einzusetzen. Geht man davon aus, dass er in 8. Klassen – wofür er ursprünglich konzipiert wurde – ausgeteilt wird, sehe ich je nach Schulform variierende Probleme. Teilt man ihn am Gymnasium aus, so wird er, da er ja prinzipiell eher schnell ausfüllbar ist, vielleicht nach kurzer Zeit in Vergessenheit geraten. Außerdem kann es sein, dass ein Gymnasiast, da er in der 8. Klasse noch bis zu 5 (und gegebenenfalls mehr) Schuljahren vor sich hat, innerhalb dieses Zeitraumes Mitglied in zahlreichen verschiedenen Vereinen ist und unter Umständen auch die verschiedensten Arbeitsverhältnisse eingeht. Ein Schüler an der Haupt- oder Förderschule, der sich schon nach der 9. Klasse um einen Ausbildungsplatz bewirbt, hat sehr viel weniger Gelegenheit, sich in Vereinen zu betätigen oder sogar zu arbeiten, zumal das Jugendschutzgesetz Arbeiten vor Vollendung des 16. Lebensjahres nicht erlaubt. Dadurch würde der Pass in diesem Fall einen weniger engagierten Eindruck vom Schüler vermitteln, obwohl dieses ja nur begrenzt zutrifft. Kritisch zu betrachten ist meiner Meinung nach auch die Anführung von ehrenamtlichen Tätigkeiten, da es auch hier zu sozialen Benachteiligungen kommen kann. Ein Schüler, der nachmittags z.B. auf jüngere Geschwister aufpassen oder durch Jobs sein Taschengeld verdienen muss, hat kaum die Möglichkeit, sich außerschulischen Aktivitäten hinzugeben. Auch die Frage nach sportlichen Tätigkeiten benachteiligt Schüler, denen es aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht möglich ist, Sport zu treiben. Bei der Teilnahme an den Arbeitsgemeinschaften ergibt sich das gleiche Problem wie oben beschrieben; werden keine AG’s angeboten, kann der Schüler auch nicht daran teilnehmen. Darüber hinaus wird in diesem Pass auch noch nach Fremdsprachen- und detaillierten EDV- Kenntnissen gefragt. Bei beidem kommt es zu ungleichen Chancen für Schüler unterschiedlicher Schulformen; während es an Regelschulen meist möglich ist, mindestens 2 Fremdsprachen zu erlernen, wird an Förderschulen oft – wenn überhauptnur Englisch angeboten. Von der Gestaltung her ist der Pass meiner Meinung nach übersichtlich und durch farbliche Untermalung interessant gestaltet, wobei mich persönlich die Werbung etwas stört. Wenn der Pass als „sachliche“ Bewerbungsunterlage dienen soll, so ist Werbung eher fehl am Platz. b) Dieser Pass ist meiner Meinung nach nur begrenzt in Förderschulen einsetzbar. Zum einen wird hier nach Fremdsprachenkenntnissen gefragt, die an Förderschulen nur in den wenigsten Fällen erlernt werden können (s.o.), zum anderen wird nach bisherigen 15 Arbeitsverhältnissen gefragt, was für Förderschul- Schüler auch eher unzutreffend ist (s.o.). Auch der Erwerb von den aufgelisteten EDV- Kenntnissen ist nur bedingt möglich. 2.2.5 Abschließende Anmerkungen Wie in den obigen Ausführungen deutlich wird, haben alle Pässe mehr oder weniger schwerwiegende Nachteile. Ein guter schulform- oder schulspezifischer Pass nützt anderen Schulen und Schulformen auch nicht viel. Auch finde ich es schade, dass die meisten Pässe entweder nur darauf ausgelegt sind, als Bewerbungsunterlage zu dienen oder den Schülern die Berufswahl zu erleichtern. Dem „Berufswahlpass Variante B“ ist hierbei noch anzurechnen, dass in den verschiedenen Varianten auch unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und vielfältigere Bedürfnisse berücksichtigt werden. Im Folgenden möchte ich nun versuchen, einen eigenen Berufswahlpass zu entwerfen, der in allen Schulen und Schulformen einsetzbar ist und bei dem ich die oben aufgeführten Nachteile berücksichtigen möchte. 3. Erstellung eines eigenen Berufswahlpasses 3.1 Erklärung und Begründung des Entwurfes Da ich es sehr schwierig finde, einen Pass zu entwerfen, der sowohl schul- als auch schulform- unspezifisch, aber nicht zu oberflächlich ist, niemanden benachteiligt und trotzdem auf die individuellen Bedürfnisse jedes Schülers eingeht, habe ich den Pass nicht in gebundener Form vorgesehen, sondern als Sammlung loser Einzelblätter, von denen sich jeder Schüler dann die für ihn passenden heraussuchen kann. Des Weiteren besteht dann einerseits die Möglichkeit, dass die jeweiligen Schulen den Pass nach Belieben ergänzen können, aber auch die Schüler selbst können ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Außerdem wird der Pass auch im Internet erhältlich sein, sodass sich jeder bei Bedarf neue Blätter ausdrucken können. Diese können die Schüler dann in einem Ringhefter oder Ähnlichem aufbewahren, sodass sie nicht zerknickt werden, der Pass aber auch nicht zu sperrig ist. Meinen Pass habe ich in 3 Unterteile aufgesplittet: In dem ersten Teil geht es darum, dass der Schüler einen Berufswunsch, bzw. zumindest eine konkretere Vorstellung von dem, was er später einmal machen möchte, entwickelt. 16 Hier ist es seine Aufgabe, zu reflektieren, wo seine Stärken und Schwächen liegen, welche Tätigkeiten ihm Spaß machen, inwiefern er sich diese für seine Zukunft vorstellen kann und was er ausschließen kann. Der zweite Teil des Passes ist dann derjenige, der auch für Bewerbungen genutzt werden kann; hier soll sich der Schüler Gedanken machen über Qualifikationen, die er bislang erworben hat und die er an dieser Stelle zusammenbringt, um dem Arbeitgeber bei Bewerbungsgesprächen einen raschen Überblick über besondere Kenntnisse, Fähigkeiten und soziale Engagements zu ermöglichen. Im dritten Teil werden dann Informationsmöglichkeiten für den Schüler zusammengetragen; sei es in Form von Internetseiten, Adressen oder auch Büchern, denen der Schüler selbstständig weiterführende Informationen ernehmen kann. Ich habe die Anweisungen und Textteile möglichst kurz gehalten, da meiner Meinung nach lange Texte abschreckend wirken. Außerdem habe ich versucht, durch möglichst kurze Anleitungen den Pass auch für leseschwächere Schüler zugänglich zu machen. Mein Pass soll an Schulen, die primär für 9 Schuljahre ausgerichtet sind, bzw. an denen man nach der 9. Klasse einen Abschluss erhalten kann, in der 7. Klasse ausgeteilt werden; an Schulen, welche die Schüler voraussichtlich bis zur 10. Klasse besuchen werden, erst in der 8. Klasse. Der Grund hierfür ist, dass die 7. Klasse meiner Meinung nach zu früh ist, um die Schüler mit dem Thema Berufswahl zu konfrontieren, zumal es zu dem Zeitpunkt noch keineswegs aktuell ist. Auf vielen Gymnasien wird erst in der 11. Klasse das erste Betriebspraktikum durchgeführt; da macht es wenig Sinn, dass sich die Schüler schon so rechtzeitig ernsthaft mit der Zukunft auseinandersetzen sollen. Die Motivation wird mit höherer Aktualität sicher größer. Das erste Blatt „Das bin ich“ wird vom Schüler jedes Schuljahr neu ausgefüllt. So kann er später nachvollziehen, wie sich seine Vorstellung von der Zukunft und vom Wunschberuf im Laufe der Zeit verändert hat. Die letzte Spalte mit „Ziele für dieses Schuljahr“ soll den Schüler dazu auffordern, darüber nachzudenken, was zu erreichen jetzt wichtig für ihn ist; er soll sich für 3 Ziele, die seiner Meinung nach die höchste Priorität haben, entscheiden und diese dann klar formulieren. Am Ende des Schuljahres kann er dann überprüfen, inwiefern ihm die Realisierung geglückt ist. Dabei kann es sich auch um etwas derart 17 „Banales“ handeln wie beispielsweise die Verbesserung einer speziellen Note; wichtig ist, dass die Entscheidung für jede einzelne Zielsetzung fundiert ist. Die Seite „Meine Stärken und Schwächen“ kann der Schüler neben der Selbsteinschätzung auch von den Eltern oder von Freunden ausfüllen lassen. Hierbei ist es wichtig, dem Schüler bewusst zu machen, dass Selbst- und Fremdeinschätzung durchaus voneinander abweichen können. Diese Seite soll dem Schüler helfen, die eigenen Fähigkeiten zu reflektieren und sich über Stärken und Schwächen klar zu werden. Gleiches gilt im Prinzip auch für die folgenden Blätter („Mein Praktikum“; „Unternehmungen zur Berufsorientierung“ etc.); durch die Aufgabenstellung möchte ich erreichen, dass der Schüler sich mit seinen Fähigkeiten und Wünschen auseinandersetzt und reflektiert, welche Tätigkeiten ihm Spaß machen. Das wiederum soll dazu führen, dass die Schüler nach und nach ein genaueres Bild von ihrer Zukunft gewinnen und, auch wenn es noch kein konkreter Berufswunsch ist, zumindest schon ein bestimmtes Berufsfeld ins Auge fassen. Im zweiten Teil des Passes sollen sich die Schüler verschiedene Tätigkeiten, Kenntnisse und Qualifikationen, die bei Bewerbungen hilfreich sein können, von den zuständigen Personen attestieren lassen. Dieses finde ich aus zwei Gründen wichtig; zum einen sollten engagierte Schüler auch „belohnt“ werden, bzw. zumindest Anerkennung erlangen, zum anderen werden den Schülern möglicherweise bei der Überlegung, was sie an dieser Stelle einbringen können, persönliche Stärken oder auch Defizite bewusst. Das wiederum könnte ihnen hinsichtlich der beruflichen Orientierung weiterhelfen, sei es per Eingrenzungsoder per Ausschlussverfahren. Da dieser Pass jedoch nicht fest gebunden ist, können Schüler, die aus privaten Gründen keine Möglichkeit haben, sich sozial oder auch freizeitmäßig in Vereinen zu engagieren, diese Seite weglassen. Vielleicht liegt die Stärke dieser Schüler ja bei den durch schulische Angebote erworbenen Fähigkeiten. Im letzten Teil bekommen die Schüler Hinweise zu weiterführenden nützlichen Internetseiten. Dieser Teil kann von den jeweiligen Schulen beispielsweise um die Adresse des nächstliegenden Berufsinformationszentrum oder des für die Schule zuständige Berufsberaters ergänzt werden. Der Schüler hat hier auch die Möglichkeit, sich Termine, Telefonnummern und dergleichen zu notieren. 18 3.2 Abschließende Bemerkungen Mein Ziel war es, einen Pass zu entwerfen, der die Schülern auf dem Weg zur Berufswahl begleitet und unterstütz; er ist nicht dazu gedacht, ihnen eine vorgefertigte Antwort zu geben oder Gespräche mit Berufsberatern zu ersetzen. Dies ist meiner Meinung nach auch gar nicht möglich; dazu sind die jeweiligen Wünsche und Vorstellungen viel zu individuell und die Möglichkeiten zu vielfältig. Vielmehr soll der Pass den Schülern Anregungen und Ideen geben und sie unter anderem durch die Hinweise auf weiterführende Internetseiten dazu motivieren, sich mit dem Thema auseinander zusetzen. Ich hoffe, dass mir dieses geglückt ist. Dass dieser Pass nicht perfekt ist, ist mir durchaus bewusst; dazu ist dieses Thema zu weitläufig und vielschichtig. Würde man wirklich alle relevanten Aspekte und Fragestellungen aufgreifen, so würde der Pass zu umfangreich werden. Allein in der Kategorie „Meine Stärken und Schwächen“ könnte man weiter 100 Fragen formulieren. Dann wiederum könnte man nicht mehr von Übersichtlichkeit sprechen. Insgesamt fand ich die Aufgabe, einen eigenen Berufswahl- Pass zu entwerfen, ziemlich schwierig und anspruchsvoll. Es gibt zu viele Kriterien, die zu beachten sind, wenn der Pass einerseits nicht zu speziell und einseitig und für Schüler mehrer Schulformen geeignet, andererseits aber nicht zu umfangreich und auf die wichtigsten Themen beschränkt sein soll. Außerdem sind die Möglichkeiten, den Pass zu gestalten, äußerst vielfältig. 19