Pressemitteilung zum 4. Wittlicher Pflegekongress Der 4. Wittlicher Pflegekongress am 21. September 2012, widmete sich dem Themenkomplex: „Nichtmedikamentöse Schmerztherapie – komplementäre Methoden in der Pflegepraxis“. Rund 70 Teilnehmer aus Kliniken, Einrichtungen der Kranken- und Altenpflege, aus Praxen und ambulanten Pflegediensten erlebten anregende, informative und intensive Beiträge sowie 2 praxisnahe Workshops am Nachmittag. Die Schmerztherapie hat sich in den letzten 20 Jahren enorm weiterentwickelt und ist immer deutlicher in das medizinische Interesse gerückt. So gibt es derzeit eine Fülle neuer Erkenntnisse auf dem Gebiet der Neurobiologie und der Pharmakologie, die ihrerseits differenzierte Therapieverfahren und eine weitere Spezialisierung erfordern. Trotz dieses medizinischen Fortschritts der Schmerztherapie, erleben wir nach wie vor Wissens- und Anwendungsdefizite dazu bei allen um den Patienten bemühten Personen so z.B. bei Gesundheits- und Krankenpfleger/-innen, den Altenpfleger/- innen, sowie den Arzthelferinnen. Schmerz ist das wohl häufigste Symptom in Krankenhäusern und Pflegeheimen in Deutschland und zugleich ein starker, die Lebensqualität beeinträchtigender Faktor. Das Pflegepersonal hat in der Regel den engsten Kontakt zum Patienten, und ist daher unmittelbar mit schmerzleidenden Patienten konfrontiert, die nicht oder teilweise unzureichend schmerztherapeutisch behandelt werden. Nach der Kongresseröffnung durch Herrn Joachim Mohr, Pflegedirektor am Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich, skizzierte Dr. Michael Zimmer, Schmerztherapeut und Palliativmediziner am Verbundkrankenhaus, eindrucksvoll den Stellenwert der nichtmedikamentösen Schmerztherapie im multimodalen Schmerzkonzept. Er würdigte die Motivation und das Engagement des Pflegepersonals, sich dem Thema Schmerz ganzheitlich zu nähern. Ferner betonte er die interdisziplinäre Zusammenarbeit aller am Prozess beteiligten Berufsgruppen. Abschließend verwies auf neue Erkenntnisse der Placeboforschung und leitete davon ab, dass auch das Pflegepersonal als Placeboverstärker wirken kann. Im folgenden Beitrag entführte Emmerich Berg, Lehrer für Gesundheitsfachberufe aus dem Verbundkrankenhaus Bernkastel / Wittlich, die Kongressteilnehmer in die Aromatherapie. Aromatherapie ist eine rationale Therapie mit pflanzlichen Ölen und Wässern, sie ist integraler Bestandteil der Phytotherapie und wird als Verfahren komplementär zur konventionellen Medizin eingesetzt. Zusätzlich zur therapeutischen Anwendung werden ätherische Öle im Rahmen der sogenannten Aromapflege in verschiedene pflegerische Handlungen wie Waschungen, Bäder oder Einreibungen eingebettet. Herr Berg präsentierte die Vielfalt und Vielseitigkeit der ätherischen Öle und skizzierte analog zu den Medikamentengruppen der Schmerztherapie (NSAR, Coxibe, Opioide, Lokalanästhetika, Koanalgetika) ätherische Öle die die gleichen pharmakologischen Fähigkeiten aufweisen. Diese Substanzen werden den Patienten im Rahmen von Massagen oder Einreibungen zugeführt. Verknüpft mit den Erklärungsmodellen wie, die Gate-Control-Theorie und dem Bio-psycho-sozialen Schmerzmodell können diese ganzheitlichen Handlungen schmerzlindernd und wohltuend sein. 1 Renate Simon, eine Kinaesthics® -Trainerin (Stufe 1) aus dem Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich, präsentierte in ihren Vortrag einen gelungenen Theorie- und Praxistransfer. Kinaesthetics® ist die Bezeichnung für die Erfahrungswissenschaft, die sich mit Bewegungskompetenz, als einer der zentralen Grundlagen des menschlichen Lebens auseinandersetzt. Frau Simon gelang es, diese Erfahrungswissenschaft auf den Bereich der nichtmedikamentösen Schmerztherapie auszuweiten. In ihrem Workshop am Nachmittag konnten sich die Teilnehmer-/innen von der sanften und schonenden Techniken überzeugen. Kinaesthetics® kann helfen, neue Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken und arbeitsbedingte Rückenschmerzen, Verspannungen oder andere körperliche Beschwerden anzugehen, somit haben der Patient und auch die Pflegeperson einen Vorteil von dieser Methode. Im letzten Kongressbeitrag präsentierte Heidrun Pickenbrock den Kongressteilnehmern die Lagerung in Neutralstellung (LiN®). Sie ist eine therapeutisch funktionelle Lagerung auf neurophysiologischer Basis. Die Lagerung ist flexibel und individuell anwendbar. Ziele sind neben der Dekubitusprophylaxe die Förderung der Bequemlichkeit, die Erleichterung von Bewegung und Ruhen sowie die Normalisierung der Vitalparameter. In den aktiven Phasen wird die Eigenbewegung des Patienten gefördert und in den Ruhephasen kann er leichter entspannen. Entspannungstherapien sind nicht mehr aus der Behandlung von Patienten, die unter chronischen Schmerzen leiden, wegzudenken. In nahezu jeder Einrichtung, die eine multimodale Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen anbietet, gehört mindestens ein Entspannungsverfahren zur routinemäßigen Behandlung. Im Workshop mit Frau Pickenbrock, konnten sich die Teilnehmer-/innen von deren entspannenden Wirkung der Lagerung in Neutralstellung (LiN®) überzeugen. Der Kongress wurde bereichert durch angebotene Fachliteratur von Fachbuch Richter, eine Auswahl von ätherischen Ölen von Primavera ® und Hilfsmittel für immobile Patienten der Firma Petermann®. Emmerich Berg, Initiator des 2. Wittlicher Pflegekongresses zog ein positives Fazit: Der Kongress hat aufgezeigt, dass der Pflegeberuf und sein derzeitiges Handlungsrepertoire, durchaus Kompetenzen hat, die weitestgehend autonom und gleichzeitig additiv zur konventionellen medizinischen Therapie einen sinnvollen und unverzichtbaren nichtmedikamentösen Beitrag zur Schmerztherapie leisten können. Text: Emmerich Berg 2