Die Wirbelsäule – Teil 2 Diagnostische Möglichkeiten/Untersuchungsmethoden Bildgebende Diagnoseverfahren Röntgen In einigen Fällen wird der verantwortungsvolle Therapeut – ob Orthopäde oder Chiropraktiker – nicht auf ein Röntgenbild verzichten wollen, bevor er eine Manipulation oder Reposition an der Wirbelsäule vornimmt (umgangssprachlich sagt man dazu auch „Einrenken“). Aber nicht alle Aufnahmen der Wirbelsäule sind auch wirklich geeignet, um sich ein umfassendes Bild von den realen Verhältnissen machen zu können. So wird z.B. eine Aufnahme im Liegen die wahren orthostatischen Verhältnisse nicht wiedergeben. Um dies zu gewährleisten, wird der Patient im Stehen geröntgt. Manchmal müssen Spezialaufnahmen, etwa mit geöffnetem Mund (um die Halswirbel besser beurteilen zu können), angefordert werden. Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) Während es sich bei der Röntgen-Aufnahme gewissermaßen um ein spezielles „Foto“ handelt, sind CT und MRT Computerbilder, die mittels eines aufwendigen Rechnerprogrammes zur Darstellung kommen. Im Gegensatz zur MRT ist die CT ebenfalls ein Röntgenverfahren. Diese Verfahren haben den großen Vorteil, dass mit ihrer Hilfe auch Weichteile und nicht nur knöcherne Strukturen sichtbar gemacht werden können. Das nutzt man vor allem bei der Suche nach Tumoren und zum Ausschluss von Blutungen (z.B. im Gehirn). Auf diese Weise kann der Körper „scheibchenweise“ analysiert werden. Bei der Diagnostik eines Bandscheibenvorfalles kommt die Wirbelsäulen-CT zum Einsatz. Aber auch die (zum Glück seltenen) Wirbelsäulen-Tumoren können auf diese Weise entdeckt werden. Haben Sie die Wahl zwischen CT und MRT, sollten Sie sich stets für letztere entscheiden, da diese keinerlei Strahlenbelastung mit sich bringt. CT-Aufnahmen weisen den großen Nachteil auf, dass deren Strahlenbelastung ein Vielfaches im Vergleich zu einer herkömmlichen Röntgenaufnahme beträgt, da nicht nur eine, sondern viele Aufnahmen gemacht werden, die dann der Computer zu einem überlagerungsfreien Bild „zusammenrechnet“. Die MRT basiert auf der unterschiedlichen Auslenkbarkeit von Wasserstoffkernen in sich überlagernden Magnetfeldern und wird daher auch Kernspinresonanz-Tomographie genannt. Hier haben wir es also lediglich mit einem Magnetfeld (wenn auch mit einem relativ starken) zu tun. Das klingt alles sehr kompliziert, aber keine Angst, sollte das eine oder das andere Diagnose- Verfahren für Sie in Betracht kommen, so lassen Sie sich bitte von Ihrem behandelnden Arzt oder dem Röntgenologen (einem Arzt also, der sich auf derartige Verfahren spezialisiert hat) fachmännisch beraten. Die Bitte nach dem schonensten Verfahren ist jedoch allemal erlaubt und zeugt von der Mündigkeit eines Patienten bzw. davon, dass er (oder sie) gut informiert ist. Und diesem Zweck soll ja schließlich auch dieser Artikel dienen. Denken Sie bei allem notwendigen Vertrauen und Respekt dem Behandler gegenüber bitte immer daran: Es ist Ihre Gesundheit und Sie sind in erster Linie dafür verantwortlich! Untersuchungsmethoden durch den Therapeuten Egal, ob der Therapeut nun Orthopäde, Chiropraktiker oder Osteopath heißt, sie alle werden sich nicht nur allein auf das Röntgenbild, die CT- oder MRT-Aufnahme verlassen, sondern sich mittels ihrer fünf Sinne ein eigenes Bild über die knöchernen und muskulären bzw. bindegeweblichen Strukturen ihres Patienten machen wollen. Bereits die Inspektion des Patienten, die genaue Beobachtung, wie er geht, sich bewegt oder wie er seinen Pullover auszieht, kann wertvolle Informationen über den Zustand seines Bewegungsapparates bzw. über sein Beschwerdebild liefern. Die Untersuchung beginnt also im Prinzip bereits mit dem Guten-Tag-Sagen, denn sogar der Händedruck verrät einiges... Der allgemeinen Inspektion folgt nun die Begutachtung der Wirbelsäule; visuell und manuell. Gibt es Wirbelsäulen-Verkrümmungen oder Muskelveränderungen, wie fasst sich das die Wirbelsäule umgebende Gewebe an, sind Hautabnormitäten zu sehen, welche Bewegungen fallen schwer, wo sitzt der Schmerz...? Viele Informationen müssen nun gleich Puzzleteilen ein möglichst umfassendes Bild, eben ein Krankheitsbild, ergeben. Dass dieses „Puzzle-Spiel“ einiger Berufserfahrung, einer guten Beobachtungsgabe, im wahrsten Sinne des Wortes des „Fingerspitzengefühls“ und manchmal auch des so genannten „sechsten Sinnes“ vonseiten des Therapeuten bedarf, dürfte einleuchten. Diagnose des Beckenschiefstandes Wichtiges Indiz für das Vorhandensein eines Beckenschiefstandes ist die Beinlängendifferenz. Je nachdem, in welcher Richtung das Becken verschoben ist, wird das eine oder das andere Bein länger erscheinen. Damit verbunden ist oft eine Blockierung im Darmbein-Kreuzbein-Gelenk (ISG), jenem Gelenk, das die Verbindung von Kreuzbein und Becken bildet. Anhand des Beinlängenunterschiedes, der sich an den Innenknöcheln der Füße oder an den Fersen zeigt, folgert der Untersucher, in welcher Richtung das Becken verschoben ist. Das Becken bildet das Fundament, auf dem sich die Wirbelsäule aufbaut. Aus diesem Grund kommt dieser Untersuchung eine wichtige Bedeutung zu. Zwar kann der geübte Therapeut durch wenige gezielte chiropraktische Handgriffe diese Blockierung wieder lösen, jedoch wird er auch überprüfen, welche Auswirkungen dieses „schiefe Fundament“ auf die Wirbelsäule hatte. Selbst Kniebeschwerden können sich aufgrund dieser Problematik einstellen. Wichtig ist es außerdem zu ergründen, wodurch es zu dieser Verwindung im Becken hat kommen können; gab es einseitige Belastungen, trägt der Patient oder (meist) die Patientin unphysiologisches Schuhwerk, wie sind die Schlafgewohnheiten...? Erst wenn alle Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung erkannt und behoben sind, herrschen wieder gesunde Verhältnisse und der Patient befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes wieder „in seiner Mitte“. Ergänzende Befunderhebungen Organe und Organsysteme projizieren sich an unterschiedlichen Orten unseres Körpers, so auch unsere Wirbelsäule. Ein Anhänger von möglichst komplizierten Fachausdrücken spricht dann von so genannten „Somatotopien“, das bedeutet: der Körper im Körper. Bekannt sind Abbildungen des gesamten Körpers, beispielsweise im Auge (Augendiagnose), in den Füßen (Fußreflexzonen) oder im Ohr (Ohrakupunktur). Augendiagnose Ein Rückschluss auf manifeste Wirbelsäulenveränderungen, auch traumatisch bedingt, lassen Pupillenabflachungen zu. Hierbei kommt vor allem der nasal (zur Nase hin) abgeflachten Pupille erhöhte Bedeutung zu. Abflachungen im oberen Anteil der Pupille deuten auf die Halswirbelsäule (HWS), im mittleren Teil auf die Brustwirbelsäule (BWS) und im unteren Drittel auf die Lendenwirbelsäule (LWS) hin. Fußreflexzonen Auch in den Füßen bildet sich der Gesamtorganismus ab. Aus dieser Erkenntnis heraus und auf jahrzehntelanger Forschung „fußt“ die Fußzonenreflexmassage, um deren Weiterentwicklung und Verbreitung sich Frau Hanne Marquardt in besonderer Weise verdient gemacht hat. Wie jedes Organ hat also auch die Wirbelsäule ihre Entsprechung im Fuß. Sie bildet sich an den Innenseiten der Füße ab, wobei das Großzehenareal der HWS zugeordnet ist. Druckschmerzhafte Stellen in der Wirbelsäulenzone bedeuten Problemzonen in entsprechenden Wirbelsäulensegmenten, wobei der diagnostische Wert dieser Methode etwas zu relativieren ist. Eine Massage dieser schmerzhaften Zonen ist dann gleichzeitig Therapie und wirkt sich positiv auf Rückenschmerzen aus. Ohrakupunktur Im Gegensatz zur allgemein bekannten chinesischen Körperakupunktur hat die Ohrakupunktur ein Franzose namens Dr. Nogier entwickelt. Die Projektion der Wirbelsäule in der Ohrmuschel macht man sich bei der Diagnose und Therapie von Rückenproblemen zunutze. Hier werden schmerzhafte Zonen durch einen Punkttaster ermittelt und mittels Akupunkturnadeln oder per Ohrmassage behandelt.