Universitätsklinikum Tübingen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Hygieneplan: Flächendesinfektion, b. Meldepflicht Seite 1 von 4 Flächenreinigung und – Desinfektion Eine mindestens einmal tägliche, routinemäßige Flächendesinfektion einschließlich Fußboden ist in den Klinikbereichen erforderlich, die besonders vor Infektionen zu schützen sind, bzw. in Bereichen, von denen bevorzugt Infektionen ausgehen können: Operationsabteilungen und Einheiten mit invasiver Diagnostik (z.B. Herzkatheter, Angiografie, Kreißsäle) Intensivstationen und vergleichbare Spezialpflegebereiche wie Hämatoonkologischen, Verbrennungs-, Transplantations- Stationen Dialyseeinheiten, Infektionsstationen bzw. Zimmer von Patienten mit meldepflichtigen Infektionskrankheiten oder einer Besiedelung mit multiresistenten Erregern( z.B. MRSA, VRE) Sterilisationsabteilungen, Gerätepflegezentren (unreine Seite), mikrobiologische und serologische Laboratorien In den Normalpflegebereichen, in allen anderen Funktionsbereichen, auf allgemeinen Verkehrsflächen (Treppenhäuser, Eingangshallen, Vorplätze) und in patientenfernen Bereichen (Verwaltung, Technik, Hörsäle) ist eine routinemäßige Desinfektion der Fußböden nicht erforderlich. Sofern nicht organisatorische Gründe unter den Bedingungen einzelner Kliniken dagegen sprechen, soll hier lediglich eine Fußbodenreinigung durchgeführt werden. Unabhängig von routinemäßigen Desinfektionsmaßnahmen muss bei sichtbarer Kontamination von Flächen mit erregerhaltigem Material stets sofort desinfiziert werden. Für die routinemäßige Flächendesinfektion sind die Präparate und Konzentrationen anzuwenden, die in den jeweiligen Desinfektionsplänen vorgesehen sind. Beim Umgang mit Konzentraten und Gebrauchslösungen von Flächendesinfektionsmittel müssen, entsprechend den Vorschriften der gesetzlichen Unfallversicherung, geeignete Schutzhandschuhe getragen werden. Notwendig ist auch die regelmäßige, regenerierende Pflege der Haut. Gebrauchslösungen von Flächendesinfektionsmitteln dürfen, wegen der Gefahr des Einatmens gesundheitsschädlicher Dämpfe, nicht mit heißem Wasser hergestellt werden. Um eine exakte Dosierung der Flächendesinfektionsmittel zu gewährleisten, ist der Einsatz von Dosierautomaten zu empfehlen. Es dürfen keine Reinigungsmittel zugegeben werden. Folgende Verfahren können zur Fußbodendesinfektion angewandt werden: Erstellt: 18.08.07 Freigegeben:22.03.08 Ausgabe: 1 Überarbeitet: 20.12.10 Universitätsklinikum Tübingen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Hygieneplan: Flächendesinfektion, b. Meldepflicht Seite 2 von 4 Verfahren mit vorbereiteten, nassen Wischbezügen (Wechselbezugverfahren, z.B. Rasant-System, Twister- System) Zwei-Eimer-Verfahren mit Doppelfahreimer, Nassmop und Presse, jedoch nur in patientenfernen Bereichen (z.B. Büros, Werkstätten) Die Desinfektion bzw. desinfizierende Reinigung von Mobiliar (und Geräten), Sanitärobjekten und Fußböden soll mit getrennten Lösungen und Tüchern erfolgen. Eine routinemäßige Desinfektion von Wänden und Decken ist im allgemeinen nicht erforderlich. Die Keimverbreitung durch Aufnehmer, feuchte Tücher, Bürsten u.ä. muss vermieden werden. Geeignete Maßnahmen hierzu sind desinfizierende maschinelle Waschverfahren, notfalls Einlegen in frisch angesetzte Desinfektionslösung und die Verwendung von Einmaltüchern. Sichtbar verschmutzte Reinigungstücher bzw. trübe Desinfektionslösungen sind ungeeignet. Raumdesinfektion Als Maßnahme zur Bekämpfung nosokomialer Infektionen hat eine Raumdesinfektion durch Begasen und Vernebeln keine Bedeutung. Entsorgung der Wäsche bei meldepflichtigen Infektionskrankheiten (u. a. Tuberkulose, Virushepatitis): Infektionswäsche = gelber Sack, dann transparenter Sack mit Aufschrift „infektiös“ Keine besonderen Maßnahmen bei MRSA, VRE, ESBL Abfallentsorgung bei meldepflichtigen Infektionskrankheiten (u. a. Tuberkulose, Virushepatitis): Desibehälter; der Behälter bleibt auch anschließend im Geschlossenen Raum und wird in die Desinfektion mit einbezogen (Aussenflächen). Im Bereich der Talkliniken müssen statt Desibehälter spezielle Kunststoffbehälter (Bauartzugelassene Kunststoff-Einwegbehälter 40 oder 60 Liter Inhalt) für infektiösen Müll verwendet werden. Maximales Befüllungsgewicht des Kunststoffeinwegbehälters 40 Liter = 12 kg, 60 Liter = 18 kg. Nach Befüllen des Kunststoffbehälters mit dem Deckel fest verschließen und mit wasserfestem Filzstift beschriften (Herkunft und Art des Inhalts angeben). Bei Fragen, insbesondere zu nicht aufgeführten Infektionskrankheiten oder Erregern wenden Sie sich bitte an die Krankenhaushygiene. (Tel. 80122, 85737 und 87380). Erstellt: 18.08.07 Freigegeben:22.03.08 Ausgabe: 1 Überarbeitet: 20.12.10 Universitätsklinikum Tübingen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Hygieneplan: Flächendesinfektion, b. Meldepflicht Seite 3 von 4 Versorgung infektiöser Patienten in Untersuchungs- und Behandlungseinheiten (Diagnostische Radiologie, Endoskopie, Herzkatheter, Ambulanzen) im Untersuchungs- /Behandlungsraum nicht benötigte Gegenstände entfernen Wartezeiten vermeiden Verweildauer so kurz wie möglich Anzahl der Kontaktpersonen streng begrenzen Einwegschutzkleidung: bei unmittelbarem Patientenkontakt: o immer Kittel und Handschuhe, (normaler Krankenhausabfall) o bei Infektion der Atemwege verbunden mit Husten, Niesen bzw. Tracheostoma auch eine Maske –(bei offener Lungentuberkulose eine Schutzmaske der Klasse FFP 3)- tragen, nach Gebrauch sofort entsorgen (normaler Krankenhausabfall) hygienische Händedesinfektion beim Verlassen des Patienten, des Behandlungsraums, immer nach Ablegen von Handschuhen und Schutzkleidung nach Ende der Behandlung Desinfektion aller Kontaktflächen (siehe Tabelle)* Hat der Patient entweder besiedelte Wunden, welche nicht durch einen trockenen Verband völlig bedeckt sind, nicht kontrollierbare Körperausscheidungen oder ein infiziertes/ besiedeltes Tracheostoma, ist die gründliche Desinfektion des gesamten Behandlungsraums einschließlich des Fußboden erforderlich Bei potentieller Kontamination im Wartebereich (Stuhl, Sessel) ist auch dort eine Flächendesinfektion erforderlich. Flächendesinfektion : Erreger Hepatitis B Hbs Antigen positiv Hepatitis C HIV Tuberkulose der Atemwege (offen) Tuberkulose sonstige Organe nosokomiale Erreger einschließlich MRSA, VRE , ESBL u.s.w. Clostridium difficile Routinedesinfektion Verunreinigungen mit Körperflüssigkeiten** (auch auf dem Fußboden u.s.w.) Kontaktflächen z.B. Saalwagen, medizinische Geräte, Stühle, Liege, Instrumentiertisch Incidin Plus Incidin Plus 2% - 15 min oder Descosept 2% - 15 min oder Descosept AF - 5 Min. AF - 5 Min. Incidin Plus Incidin Plus 2% - 15 min oder Descosept 2% - 15 min oder Descosept AF - 5 Min. AF - 5 Min. Incidin Plus Incidin Plus 2% - 15 min oder Descosept 2% - 15 min oder Descosept AF - 5 Min. AF - 5 Min. Perform 3% - 30 min Perform 3% - 30 min Mobiliar, Wände (1,80 m) und gesamter Fußboden Perform 3% - 30 min Perform 3% - 30 min Keine Maßnahmen Incidin Plus 2% - 15 min oder Descosept AF - 5 Min. Perform 1%- 2 Stunden Incidin Plus 0,5% Incidin Plus 2% - 15 min oder Descosept AF - 5 Min. Perform 1%- 2 Stunden Incidin Plus 0,5 % Keine Maßnahmen Keine Maßnahmen Keine Maßnahmen Perform 3% - 30 min Keine Maßnahmen Keine Maßnahmen nach Betriebsende Incidin Plus 0,5 % **grobe Verunreinigungen zuerst mit Zellstoff oder Ähnlichem aufnehmen, dazu Handschuhe tragen Erstellt: 18.08.07 Freigegeben:22.03.08 Ausgabe: 1 Überarbeitet: 20.12.10 Universitätsklinikum Tübingen Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Hygieneplan: Flächendesinfektion, b. Meldepflicht Seite 4 von 4 Umfang der Desinfektionsmaßnahmen Laufende Desinfektion: Arbeits- und Kontaktflächen von Einrichtungsgegenständen und Geräten, Fußböden, sichtbar kontaminierte Flächen (z. B. Fußboden, Sanitärbereich, Fenstersims, medizinisch- und pflegerische Gebrauchsgegenstände). Nach Entlassung müssen die Patientenschränke wischdesinfiziert werden. Vorratswagen und Wäscheschränke müssen die Kontaktfläche (z. B. Griffe, Arbeitsfläche) desinfiziert werden. Schlussdesinfektion Gründliche desinfizierende Reinigung: Maßnahmen wie laufende Desinfektion, zusätzlich Wände bis zu einer Höhe von 1,80 m; Vorhänge abhängen und reinigen lassen. Reinigungsutensilien müssen desinfiziert und im Sanitärbereich belassen werden, sofern nicht Einmalmaterial verwendet wird. Scheuer-Wischdesinfektion: Desinfektion nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) (3% Desinfektionsmittel z. B. Perform Einwirkzeit 4 Std.), Maßnahmen wie laufende Desinfektion, zusätzlich Wände bis zu einer Höhe von 1,80 m; Vorhänge abhängen und reinigen lassen. Reinigungsutensilien müssen desinfiziert werden sofern nicht Einmalmaterial verwendet wird. Schutzmaßnahmen: Schutzkleidung, Maske, Handschuhe und Überschuhe. Erstellt: 18.08.07 Freigegeben:22.03.08 Ausgabe: 1 Überarbeitet: 20.12.10