Was ist Präventivmedizin? (von Dr. Kirsten Schnack) Präventivmedizin ist die Medizin der Hoffnung, weil sie die Gesundheit des Menschen bewahren und verbessern will. Hoffnung ist und gibt Lebenskraft. Hoffnung auf ein erfülltes Leben, in dem wir aktiv, beweglich und einfallsreich sein können. Hoffnungsträger sind Optimisten. Gesundheit durch Prävention und Vorbeugung ist nicht nur eine Frage der Vernunft, sondern vielmehr eine hoffnungsvolle Wegbereitung des Lebens. Gesundheitliche Lebensziele erreichen nicht die Klugen, die Begabten und die Reichen, sondern die sogenannten Hoffnungsträger. Ziel von Prävention und Vorbeugung ist Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Beweglichkeit und Kreativität. Die Primärprävention fördert das individuelle und allgemeine Gesundheitsbewußtsein und beeinflusst Risiko- und/oder Schutzfaktoren zur Verhinderung von Krankheiten. In der Sekundärprävention werden Gesundheitsstörungen früh erkannt und/oder therapiert zur Erhöhung der Heilungschancen und/oder zur Verminderung der Krankheitslast. In der Tertiärprävention wird gegen das Wiederauftreten einer erfolgreich behandelten Erkrankung und/oder gegen das Fortschreiten einer chronischen Erkrankung gekämpft. Immer mehr Menschen erreichen ein immer höheres Alter – und das v.a. in den reichen Industrienationen. Diese Langlebigkeit verpflichtet uns zu einem „gesunden Altern“ zu einer Gesundheitsvorsorge im Sinne der Prävention von Körper, Seele und Geist. Die auf Gesundheit und Wohlbefinden hinwirkenden Faktoren sind neben der Vermeidung von Risikofaktoren und der Verzicht auf Drogen, Nikotin und Alkohol, die Hygiene und die Wahrnehmung der Vorsorgeuntersuchungen und ganz besonders regelmäßige körperliche Aktivität Ernährung mit einer gesunden Vollwertkost die Pflege von Beziehungen zu anderen Menschen Zähigkeit, verstanden als Fähigkeit, sich von einem Schicksalsschlag vollständig zu erholen das Gefühl, Kontrolle über das eigene Leben zu haben das Eingebundensein in einen kulturellen Kontext, z.B. in die Musik der persönliche Glaube das Gefühl gebraucht zu werden (the feeling of being needed“) Tatsache ist jedoch, dass körperliche Inaktivität die Hälfte der heutigen Weltbevölkerung betrifft, wobei der Bewegungsmangel v.a. in Kindheit und Jugend zunimmt. Körperliche Inaktivität stellt einen jener Risikofaktoren dar, der mit am häufigsten einen vorzeitigen Tod begünstigt. Todesfälle in Verbindung mit Bewegungsmangel sind nach internationaler Auffassung etwa in der gleichen Größenordnung zu sehen wie jene, die durch Zigarettenrauchen verursacht sind. Körperlich inaktive Personen erleiden doppelt so häufig einen Herzinfarkt wie vergleichbare Menschen mit aktivem Lebensstil. Durch körperliche Betätigung, die einen Mehrverbrauch von 2000 kcal pro Woche bewirkt, kann die Herzinfarktwahrscheinlichkeit um ca. 50 % verringert werden, bei einem wöchentlichen Mehrverbrauch von 1000 kcal durch Sport reduziert sich das Herzinfarktrisiko um 28 %. In den vergangenen Jahren ist der tägliche Kalorienverbrauch des Mannes infolge der Technisierung und Automatisierung in Deutschland um 400 kcal täglich gesunken, Frauen verbrauchen pro Tag ca. 270 kcal weniger als früher. Damit sind wir die erste Generation in der ganzen Menschheitsgeschichte, die den biologischen Mindestanforderungen nach körperlicher Aktivität nicht mehr genügt. Wir sind vom Laufwesen zum Sitzwesen mutiert. Entscheidend aber für das Funktionieren aller inneren Organe wie auch des Haltungs- und Bewegungsapparates sind regelmäßige muskuläre Beanspruchungen. Deshalb ist die körperliche Betätigung zur Verhütung von Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselstörungen, bösartigen Tumoren sowie körperlichen und geistigen Leistungseinbußen mit zunehmendem Alter unerläßlich. Wir wissen heute, dass körperliche Aktivität eine Verstärkung der kognitiven Fähigkeiten bewirken kann, was sich beim Lernen, Erinnern und Erkennen von Zusammenhängen positiv bemerkbar macht. Erstaunlich ist, dass die meisten körperlichen Altersveränderungen, z. B. der Muskulatur und der Atmungsorgane jenen Veränderungen ähneln, die auch ein Mangel an Bewegung im Gefolge haben: Der junge bewegungsarme, wenig aktive Mensch wirkt alt – genau wie der alte, sehr bewegungsreiche, aktive Mensch eher jung wirkt. Die Gesundheitserfolge für das Herz-Kreislaufsystem und für den Stütz- und Bewegungsapparat durch körperliche Aktivität sind im einzelnen 1. Prophylaxe gegen Herzinfarkt und Schlaganfall, Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz 2. Optimierung des Körpergewichtes durch Reduzierung des Körperfettanteils. 3. Regulierung des Blutfettspiegels und des Cholesterins 4. Positive Wirkung auf den Blutzuckerspiegel (Typ II Diabetes) 5. Vorbeuge gegen Osteoporose (Knochenabbau) 6. Verbesserung der allgemeinen Abwehrreaktion (Immunsystem) 7. Harmonisierung der Psyche mit Abbau von Streßfaktoren und Depressionen 8. Optimierung des kreativen Gedankengutes über verbesserte Gehirndurchblutung 9. Verbesserung der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit für Arbeit, Beruf und Freizeit 10. Reduzierung des allgemeinen Verletzungsrisikos 11. Verlangsamung des Alterungsprozesses durch erhöhte Vitalität (natürliches AntiAging). Ziel der Lebensstiländerung ist es, eine neue Körperkultur zu finden, einen allumfassenden körperlichen Wachstumsprozess, der bis ins hohe Alter in Eigenverantwortung gelebt und positiv erfahren werden kann. Mit uneingeschränkter Wirkung für Leistung, Gesundheit, Stimmung und Lebensgefühl. In diesem Sinne wird der Arbeitskreis Gesundheit in regelmäßigen Abständen Vorträge zu verschiedensten Bereichen aus der Prävention organisieren.