Redaktionen der Jagdpresse Deutsche Jagdzeitung: HYPERLINK "mailto:[email protected]" [email protected] Jäger: HYPERLINK "mailto:[email protected]" [email protected] Die Pirsch: HYPERLINK "mailto:[email protected]" [email protected] Wild und Hund: HYPERLINK "mailto:[email protected]" [email protected] 11.03.2010 Vermehrtes Auftreten von Hantavirus Infektionen Sehr geehrtes Redaktionsteam, aus aktuellem Anlass möchte ich Sie über eine Infektion informierten, die bisher in der Fachpresse noch keine Beachtung gefunden hat, obwohl gerade Jäger zu den potentiell gefährdeten Personen gehören. Wir sind durch unsere Fachpresse bisher immer bestens über gesundheitliche Gefahren für uns und unsere Jagdhunde informiert und können dadurch auch unserem Arzt manch wichtigen Tipp bei der Diagnose geben. Bisher wurde meines Wissen aber noch nie über das Hantavirus berichtet, obwohl dieser Erreger relativ häufig vorkommt und lebensbedrohlich sein kann. In meinem Fall lag auch der Verdacht einer „normalen Grippe“ nahe. Es begann mit Gliederschmerzen, Schlappheit, sehr hohem Fieber. Allerdings waren von Anfang an keine Erkältungssymptome erkennbar. Ein erster Behandlungsversuch meines Hausarztes mit Schmerzmitteln und Antibiotika schlug fehl. Ich hatte ein unglaubliches Durstgefühl und musste 6 – 7 Liter Flüssigkeit zu mir nehmen aber diese Menge konnte ich auf natürlichem Wege nicht mehr ausscheiden. Der Notdienst im Krankenhaus hat dennoch eine „Magen-Darm Grippe“ diagnostiziert und weitere Schmerzmittel empfohlen. So zog sich das Wochenende hin und auch der Ärztliche Notdienst am Sonntag war mit meiner Beschreibung der Krankheitssymptome schlicht überfordert. Meine Nieren hatten mittlerweile bereits vollständig versagt und funktionierten gar nicht mehr. Ein erneuter Hausarztbesuch am Montag brachte zwar das Ergebnis, dass mit meinen Nieren irgendetwas nicht in Ordnung sei, aber für eine endgültige Diagnose sollte man das Blutbild abwarten. Am darauf folgenden Dienstag ging es mir dann bereits so schlecht, dass mein Hausarzt sofort einen Internisten hinzugezogen hat, der mich dann auch endlich (nach mittlerweile einer vollen Woche) in die Klinik eingewiesen hat. Vermutlich trug mein Zombihaftes Äußeres mit Blutunterlaufenen Augen, gelber Haut und leuchtend roten Handflächen dazu bei. In der Klinik bin ich dann glücklicherweise an einen Arzt gekommen, der vor kurzer Zeit bereits einen Hantavirus-Fall hatte und deshalb sofort in die richtige Richtung behandelte. Nach zwei Kathetern und fünf mehrstündigen Dialysebehandlungen konnte ich nach zehn Tagen die Klinik wieder verlassen. Das erschreckende an dieser Odyssee war die Unbedarftheit der Ärzte. Keiner glaubte mir, dass dies keine Grippe sei und auch der extrem hohe Flüssigkeitsbedarf beunruhigte nicht wirklich. Hätte ich eine Ahnung von der Existenz dieses Virus gehabt, hätte ich die Ärzte darauf aufmerksam machen können, dass ich zum gefährdeten Personankreis gehöre wie dies ja auch bei Borreliose usw. der Fall ist. Da in diesem Jahr die Zahl der Hantavirus Infektionen offensichtlich wieder ansteigt, halte ich es für sehr wichtig, die latent gefährdeten Personen zu informieren. Dadurch kann sicher in manchen Fällen der Krankheitsverlauf verkürzt werden und die Chance einer schnellen Diagnose erhöht sich. Zu Ihrer Information finden Sie nachfolgend noch einige Internetseiten, die sich mit diesem Thema beschäftigen, wobei besonders das Ärzteblatt vom 26. Februar die z. Zt. aktuellsten Daten enthält. Sollten Sie weitere Fragen haben, können Sie mich gerne anrufen. Am besten bin ich unter der Mobil-Nummer 0171 930 99 81 zu erreichen. Mit freundlichen Grüßen Margit Bluwas HYPERLINK "http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40235/Zunahme_von_HantavirusInfektionen_in_Baden-Wuerttemberg.htm" http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/40235/Zunahme_von_Hantavirus-Infektionen_in_BadenWuerttemberg.htm Freitag, 26. Februar 2010 Zunahme von Hantavirus-Infektionen in Baden-Württemberg Berlin – Seit Anfang des Jahres hat die Zahl der Hantavirus-Infektionen insbesondere in Süddeutschland deutlich zugenommen. Dies geht aus einem Beitrag des Epidemiologischen Bulletins (2010; 7: 63-65) hervor. Das Robert-Koch-Institut schließt eine Häufung wie zuletzt im Jahr 2007 nicht mehr aus. Mit 1.687 gemeldeten Fällen gehörten Hantavirus-Erkrankungen im Jahr 2007 zu den fünf häufigsten meldepflichtigen Viruserkrankungen in Deutschland. Die damalige Epidemie hatte sich bereits im Herbst des Vorjahres abgezeichnet. Eine ungewöhnliche Häufung in den ersten 5 Meldewochen diesen Jahres könnte deshalb der Beginn einer Epidemie sei, befürchtet Mirko Faber vom RKI. Insgesamt 101 Infektionen wurden dokumentiert gegenüber nur 9 im Vergleichszeitraum von 2009. Ein Großteil (61 Prozent) der Infektionen entfiel erwartungsgemäß auf Baden-Württemberg, aber auch aus anderen Bundesländern wurden Erkrankungen gemeldet. Betroffen sind Waldregionen, in denen die Rötelmaus (Myodes glareolus) verbreitet ist. Sie ist das Reservoirtier der Hantaviren in Deutschland. Wie bereits im Winter 2006/2007 sind auch in diesem Jahr die Bedingungen für die Rötelmaus günstig: Durch die starke Buchenmast (Bucheckern) im vergangenen Herbst besteht laut Faber ein sehr gutes Nahrungsangebot. Und die in vielen Teilen Deutschlands noch immer geschlossene Schneedecke schütze die Tiere vor strengem Frost und Greifvögeln. Der Mensch infiziert sich in der Regel durch die Inhalation erregerhaltigen Staubes, selten auch durch Nagetierbisse. Die Inkubationszeit beträgt laut RKI in der Regel 2 bis 4 Wochen (Zeitspanne 5 bis 60 Tage). Die Erkrankung beginnt meist mit abrupt einsetzendem hohem Fieber, das über drei bis vier Tage anhält. Begleitend treten unspezifische grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen, Abdominalschmerzen und Myalgien auf. Die wichtigste Komplikation ist eine dialysepflichtige Niereninsuffizienz, die allerdings reversibel ist. Schwere tödliche Verläufe sind bei der in Deutschland vorherrschenden Virustyp Puumala selten. Zumal es derzeit keinen Impfstoff und keine spezifische antivirale Therapie gibt, rät das RKI der Bevölkerung den Kontakt zu Mäusen und deren Ausscheidungen zu vermieden. Im Umfeld menschlicher Wohnbereiche (Keller, Dachböden, Schuppen etc.) sollten Mäuse und Ratten intensiv bekämpft werden und die allgemeinen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. © rme/aerzteblatt.de Hantavirus-Erkrankungen: Hinweise auf eine starke Saison 2010? Der Großteil (61 %) der Infektionen wurde aus Baden-Württemberg (n = 62) übermittelt. Weitere Infektionen verteilten sich auf Bayern (17), Nordrhein-Westfalen (7), Hessen (6), Niedersachsen (5), Mecklenburg-Vorpommern (1), Rheinland-Pfalz (1), Schleswig-Holstein (1) und Thüringen (1). Innerhalb der Bundesländer sind insbesondere die langjährig bekannten Endemiegebiete betroffen (z. B. die Schwäbische Alb bzw. angrenzende Regionen, Spessart, Osnabrücker Land, Münsterland, Bayerischer Wald), sieheAbbildung 1. 64 Robert Koch-Institut Epidemiologisches Bulletin Nr. 7 22. Februar 2010 Ungewöhnlich ist neben der im Januar 2010 übermittelten Zahl der Infektionen auch deren Entwicklung in den letzten Monaten: In den meisten Jahren seit 2001 folgte auf den Erkrankungsgipfel im Sommer ein Rückgang der Infektionen zum Herbst/Winter, welcher im vergangenen Jahr jedoch ausblieb Die jetzt beobachtete Zunahme der Erkrankungen durch das Hantavirus könnte ein Hinweis auf eine bevorstehende ähnlich starke Saison sein, wie sie 2007 beobachtet wurde. Auch damals begannen die Meldezahlen bereits im Herbst des Vorjahres kontinuierlich zu steigen und erreichten im Juni 2007 mit 447 übermittelten Infektionen ihren Höchststand (Gesamt 2007: n = 1.721). Ökologische Faktoren Die Abfolge von Jahren mit sehr unterschiedlichen menschlichen Erkrankungszahlen ist wahrscheinlich zu einem großen Teil auf Schwankungen der Population des Reservoirtieres und auf dessen Durchseuchung mit dem entsprechendenVirustyp zurückzuführen. Die Bedingungen für die Rötelmaus scheinen in diesem Jahr besonders günstig: Durch die starke Buchenmast (Behang der Buchen mit Fruchtkörpern, den Bucheckern) im vergangenen Herbst besteht ein sehr gutes Nahrungsangebot; die in vielen Teilen Deutschlands noch immer geschlossene Schneedecke schützt die Tiere vor strengem Frost und natürlichen Feinden (z. B. Greifvögeln). Prävention Zurzeit stehen weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen den Erreger gerichtete Therapie zur Verfügung. Insbesondere in Endemiegebieten sollte daher der Kontakt zu Mäusen und deren Ausscheidungen vermieden werden. Dazu sollte das Arbeits- und Wohnumfeld weitestgehend frei von Mäusen gehalten werden, ggf. durch eine gezielte Bekämpfung von Nagetieren. Beim Aufenthalt in oder der Säuberung von potenziell kontaminierten Bereichen (z. B. Keller, Schuppen, Dachboden) sollte vor Betreten ausreichend gelüftet werden. Eine Staubentwicklung sollte grundsätzlich vermieden werden oder, falls das nicht möglich ist, eine Atemschutzmaske getragen werden. Für die Beseitigung von toten Mäusen, Mäusekot und -urin empfiehlt sich der Einsatz von Einmalhandschuhen, die großzügige Benetzung des kontaminierten Areals mit handelsüblichen Reinigungsmitteln und das Entsorgen von Putzlappen und ggf. Kadavern in verschlossenen Plastikbeuteln über den Hausmüll. In Tätigkeitsbereichen mit einem beruflichen Infektionsrisiko soll gezielt zu Hantavirus-Infektionen informiert werden und Präventionsmaßnahmen empfohlen werden. Detaillierte Hinweise gibt ein von mehreren Instituten erarbeitetes Merkblatt „Wie vermeide ich Hantavirus-Infektionen“, welches auch auf den Internetseiten des RKI unter www.rki.de > Infektionskrankheiten A–Z > Hantavirus-Infektionen > Prävention und Bekämpfungsmaßnahmen zu finden ist. Bericht aus der Abteilung für Infektionsepidemiologie des RKI, Fachgebiet Gastroenterologische Infektionen, Zoonosen und tropische Infektionen. Ansprechpartner ist Dr. Mirko Faber (E-Mail: [email protected]). HYPERLINK "http://www.medizin.de/ratgeber/themen-a-z/h/hantavirus.html" http://www.medizin.de/ratgeber/themen-a-z/h/hantavirus.html Hantavirus-Infektion Die Gruppe der Hantaviren umfasst mindestens fünf Vertreter, die für den Menschen pathogen sind. Sie sind weltweit verbreitet, in Deutschland scheinen die meisten Erkrankungen durch das Puumala-Virus ausgelöst zu werden. Alle Hantaviren bestehen aus einer einsträngigen RNA mit einer Hülle. Symptome Man nimmt an, dass ungefähr jeder dritte Infizierte Symptome entwickelt, bei den anderen zwei Dritteln verläuft die Ansteckung ohne oder nur mit schwachen Allgemeinbeschwerden wie leichtem Fieber, Kopfschmerz oder Schüttelfrost und leichten Einblutungen in die Haut. Das Vollbild besteht anfangs aus Fieber, starken Kopfschmerzen und meist Einblutungen der Schleimhäute. Die akute Lebensgefahr ist gekennzeichnet durch Herz-Kreislauf-Störungen und einer beidseitigen akuten Nierenentzündung mit Nierenversagen. Dazu kommen oft Blutungen des Magen-Darm-Traktes und des Gehirns. Die beginnende Erholung zeigt sich durch eine starke Urinausscheidung von bis zu sechs Litern täglich ungefähr in der sechsten Erkrankungswoche. Eine Infektion mit einem Hanta-Virus bedeutet zwingend die Behandlung in einer Klinik, sinnvoller Weise in einer auf schwere Verläufe spezialisierten Abteilung der Inneren Medizin mit entsprechend ausgelegter Intensivstation. Eine Hanta-Infektion ist durch das Labor meldepflichtig; eine überstandene Erkrankung führt zur Immunität gegenüber diesem Typ des Hanta-Virus. Überträger, Infektionsweg Virusträger sind Nagetiere, in Deutschland vor allem die (Rötel-) Maus. Die Nager erkranken selbst nicht, scheiden aber die Erreger massenhaft im Urin und Kot aus. Spuren der getrockneten Exkremente werden dann durch den Menschen eingeatmet, so dass es zu einer Infektion kommt. Ein Biss der Tiere scheint für die Übertragung keine Rolle zu spielen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch konnte bisher weltweit trotz einiger Verdachtsfälle nicht bewiesen werden. Der Übertragungsweg über die Mäuse könnte die Tatsache erklären, dass es vor allem im Frühjahr in Deutschland immer wieder zu Häufungen von Hanta-Virus Erkrankungen kommt. Gerade in milderem Winter steigt die Population der übertragenden Mäuse stark an, die sich innerhalb von Häusern und Ställen eingenistet haben. Große Mengen von Kot und Urin finden sich in den üblichen Verstecken der Tiere, mit Beginn der Wärme trocknen sie aus und sind infektiös. Die in den letzten Jahren beobachtetete Zunahme der gemeldeten Fälle wird auch mit der exakter eingehaltenen Meldepflicht begründet. Schutz und Impfung Eine Impfung ist bisher nicht vorhanden. Entsprechende Forschungen laufen aber und sollen bis ungefähr 2010 zu einem marktreifen Impfstoff führen. Bis zu diesem Zeitpunkt besteht die wirksamste Präventionmaßnahme in einer Bekämpfung der Nagetierpopulation. (Dr. Berthold Gehrke) © 2007 medizin.de (zuletzt aktualisiert 02/2009) HYPERLINK "http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,575157,00.html" http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,575157,00.html 29.08.2008 Gefährliches Hantavirus Die Seuche kommt mit dem Wind Von Günther Stockinger Fieber, Gliederschmerzen, Übelkeit - was aussieht wie eine gewöhnliche Grippe, entpuppt sich seit 2007 immer öfter als gefährliche Hantavirus Infektion. Übertragen wird es durch Mäuse-Kot. Experten sind besorgt: Was passiert, wenn noch weitaus gefährlichere Hanta-Stämme in Deutschland heimisch werden? Das hohe Fieber ebbt tagelang nicht ab. Kopf, Rücken, Bauch und Glieder schmerzen wie bei einer schweren Grippe. Manchen der Betroffenen ist speiübel, andere können plötzlich nicht mehr scharf sehen. Der Gang auf die Toilette offenbart eine weitere böse Überraschung: Der Urin tröpfelt nur noch spärlich. Wenn die Opfer des merkwürdigen Leidens Glück haben, schöpft der Hausarzt wegen der entgleisten Urinwerte Verdacht und überweist sie an einen Spezialisten. In der Klinik diagnostizieren die Mediziner dann oft überraschend eine potentiell lebensgefährliche Nierenfunktionsstörung - ausgelöst durch eine Infektion mit Hantaviren. Im vorigen Jahr haben diese winzigen Erreger in Deutschland so häufig zugeschlagen wie nie zuvor. Im Schnitt wurden den Seuchenexperten vom Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) seit 2001 jährlich rund 200 Neuerkrankungen gemeldet. 2007 hingegen schnellte die Zahl auf 1688 Fälle hoch - weit mehr als alle bisher registrierten Fälle zusammengenommen. "Der Anstieg war dramatisch", erklärt Andreas Jansen, Epidemiologe am RKI. HantavirusInfektionen zählten damit zu den fünf häufigsten meldepflichtigen Viruserkrankungen in Deutschland. Eine deutliche Spur hat die Seuche vor allem in Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen hinterlassen. Bestimmte Regionen wie die Schwäbische Alb, aber auch der Bayerische Wald, der Spessart oder die Gegend um Osnabrück waren lokale Herde. "Sind die Erreger eine wachsende Gefahr in Deutschland?", fragte das Ärzteblatt "Medical Tribune" Anfang August besorgt. Dabei ist der hierzulande am häufigsten vorkommende Hantavirus-Typ, das Puumalavirus, sogar noch eine vergleichsweise harmlose Variante. Rund 90 bis 95 Prozent der Infizierten entwickeln keine Symptome. Die Betroffenen bemerken die Infektion nicht - oder sie werten leichtere Beschwerden als einen vorübergehenden grippalen Infekt. Bei den im vergangenen Jahr an das RKI gemeldeten Fällen verlief die Krankheit weniger glimpflich. Bei über tausend der Opfer griffen die Erreger die Nieren an. Knapp jeder Zehnte von ihnen musste vorübergehend an die Dialyse angeschlossen werden. "Wenn die Symptome plötzlich in akutes Nierenversagen umschlagen, wird es für die Betroffenen kritisch, ohne künstliche Blutwäsche würden sie sterben", warnt Thomas Benzing, Nephrologe an der Uni-Klinik Köln. Übertragen werden die Hantaviren in Deutschland durch Rötel-, Brand- und Feldmäuse. Auch Wanderratten können die Erreger möglicherweise beherbergen. Den Tieren selbst droht von den Mikroben keinerlei Ungemach. Viren im Mäuse-Kot werden vom Winde verweht Allerdings stecken die Schädlinge massenhaft in den Exkrementen und im Speichel der Nager. Vor allem in warmen, trockenen Sommermonaten werden die Hantaviren vom Winde verweht. Spaziergänger oder Jogger, die sich in der vermeintlich gesunden Natur bewegen, atmen den erregerhaltigen Staub ein. Bei immerhin ein bis zwei Prozent der Bevölkerung in Deutschland finden sich bereits Antikörper gegen die Viren im Blut - dieser Personenkreis muss folglich schon einmal Kontakt mit ihnen gehabt haben. Im vergangenen Jahr standen die Zeichen für die Nager günstig. Bereits 2006 war wegen des guten Wetters und des Überangebots an Bucheckern eine Art Mastjahr für die Mäuse. Der darauffolgende Winter war so mild, dass viele der Tiere überlebten. Auch der ungewöhnlich warme April 2007 bot ideale Voraussetzungen für die Vermehrung. "Die ausgeprägte Zunahme der Mäusepopulation scheint maßgeblich für den massiven Anstieg der HantavirusErkrankungen gewesen zu sein", analysiert RKI-Epidemiologin Judith Koch. Viele der Populationen waren hoch durchseucht. In Baden-Württemberg fanden sich die Viren je nach Landstrich bei bis zu 70 Prozent der untersuchten Rötelmäuse. In Unterfranken beherbergte knapp jede vierte unter die Lupe genommene Waldwühlmaus den Erreger. "Mäusejahre sind Hantavirus-Jahre", kommentiert die "Medical Tribune". Geeignet für die Herstellung von Biowaffen Doch Experten sehen noch eine weit größere Gefahr: Was geschieht, wenn auch die aggressiveren Hantavirus-Typen nach Deutschland eingeschleppt werden, die bislang nur in anderen Weltregionen vorkommen? Einige der dort auftretenden Erregervarianten sind hoch pathogen - aus diesem Grund gelten sie auch als geeignet für die Herstellung von Biowaffen. Die in Amerika grassierenden Hantatypen etwa greifen die Lunge an. Die Todesrate ist erschreckend hoch: Beim ersten Ausbruch 1993 starb in den USA mehr als die Hälfte der Erkrankten; bis heute sind den Mikroben dort mehr als 160 Menschen zum Opfer gefallen. Mitteleuropäer blieben von diesen Killerviren bislang verschont - was mit den hier lebenden Nagerarten zu tun hat. Jeder Hantavirus-Typ ist an bestimmte Mäusearten angepasst. Die "Neuweltmäuse", die in den USA die Lungenkiller verbreiten, kommen bei uns nicht vor. "Im Moment haben wir noch nicht das Gefühl, dass das Virus aggressiver geworden ist, wir zählen einfach nur mehr Fälle", erklärt Detlev Krüger, Virologe an der Berliner Charité. Das muss nicht so bleiben. "Dass sich hoch pathogene Hantatypen eines Tages auch an unsere Mäusearten adaptieren, kann man nicht ausschließen", warnt Rainer Ulrich, Biologe am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems. Auch wenn fremdländische Nager illegal eingeführt würden, könne es passieren, dass sie die gefährlicheren Viren mitbringen: "Es gibt genügend Beispiele, dass sich solche Wirtsorganismen ausbreiten." Hantaviren verändern sich genetisch schnell Zudem ist die Gefahr groß, dass auch die in Deutschland zirkulierenden Stämme genetisch aufrüsten. Denn ähnlich wie Grippeerreger können sich Hantaviren rasch verändern. Mit dem in den Balkanländern zirkulierenden Dobravavirus etwa lauert ein bedrohlicherer Hantatyp direkt vor unserer Haustür. Sogar der Übertragungsweg könnte sich ändern. Zwar verlief die Ansteckung bisher so gut wie immer von der Maus zum Menschen. Doch zumindest für einen südamerikanischen Hantatyp sind bereits Fälle belegt, bei denen infizierte Menschen den Erreger direkt an andere Menschen weitergegeben haben. Zu den häufigsten Opfern der hiesigen Puumalaviren zählen bislang Forst- und Bauarbeiter, weil sie häufiger als andere die virushaltigen Ausscheidungen der Nager aufwirbeln. Gefährdet ist zudem, wer in der Nähe von Wald, Stadtwald oder Park lebt, wer dort Freizeitsport betreibt oder zeltet. Doch auch Katzenhalter haben ein erhöhtes Risiko, mit den Viren in Kontakt zu kommen. Zwar fungieren ihre Haustiere offenbar nicht selbst als Überträger für die Mikroben. Aber wenn sie noch lebende Mäuse aus dem nahen Gehölz mit nach Hause bringen und unter dem Bücherregal verstecken, können sich die in den Köteln und im Urin enthaltenen Erreger mit dem Hausstaub verbreiten. Für Unruhe sorgt bei manchen der behandelnden Mediziner der Schweregrad der Infektionen. Während früher eher mildere Verläufe verzeichnet wurden, sehen die Ärzte neuerdings immer lebensbedrohlichere Erkrankungen: "Auch junge, durchtrainierte Männer liegen bei uns schwerstkrank in der Klinik, wir brauchen Tage, um sie über den Berg zu bekommen", berichtet Nierenexperte Benzing, der im vergangenen Jahr allein 37 solcher Patienten behandelt hat. Noch keine Todesfälle - offiziell Erstmals seit der Einführung der Meldepflicht 2001 ist die Infektion im vergangenen Jahr bei vier Erkrankten zudem in ihrer furchterregenden hämorrhagischen Verlaufsform aufgetreten: Der Kontakt mit dem Erreger verursachte bei den Opfern innere Blutungen - ähnlich wie bei dem von Ebolaviren ausgelösten afrikanischen Fieber, bei dem die Sterberate bis zu 90 Prozent beträgt. Alle vier Infizierten hatten sich in Süddeutschland mit dem angeblich harmlosen Puumalavirus angesteckt. Offiziell ist in Deutschland noch niemand an Hantaviren gestorben. Todesfälle wegen unklaren Nierenversagens hat es aber auch hierzulande schon immer gegeben. Die behandelnden Ärzte denken nur nicht immer daran, dass der Exitus des Blutwäscheorgans durch eine Virusinfektion verursacht sein könnte. Benzing: "Es ist definitiv vorstellbar, dass Patienten auch bei uns schon gestorben sind, weil die Erkrankung nicht erkannt wurde." Eine Impfung gegen die Erreger könnte die weitere Ausbreitung der Seuche verhindern. "Prototyp-Impfstoffe existieren", berichtet Krüger. Aber die Pharmafirmen waren bisher an der Entwicklung einer Vakzine nicht sonderlich interessiert. Immerhin glauben die Seuchenwächter vom Berliner RKI inzwischen, auch so vorsichtige Entwarnung geben zu können. Bisher sieht es so aus, als würden die Fallzahlen 2008 wieder deutlich niedriger liegen als 2007. "Wir hoffen, dass das vergangene Jahr ein absolutes Ausnahmejahr war", sagt Epidemiologe Jansen. Selbst vom Spaziergang im Hanta-Endemiegebiet Schwäbische Alb würde der RKIExperte derzeit niemandem abraten: "Wer dort als normaler Tourist durch die Gegend läuft, dem wird wahrscheinlich nichts passieren."