Campus Koblenz Institut für Sportwissenschaft Modul 6.1: Psychomotorik/Kleine Spiele Leitung: Christoph Barthel SS 2015 Psychomotorische Diagnostik Niels Ganske (213101074) Kilian Willems (213100499) Merlin Busse (212101068) Seite 1 Gliederung: 1. Diagnose psychomotorischer Entwicklung 1.1. Wortherkunft 1.2. Aufgaben der Diagnostik 1.3. Wandlung in der Diagnostik 1.4. Förderdiagnostik 1.5. Methoden der psychomotorischen Diagnostik 1.6. Einsatzbereiche und Aussagemöglichkeiten motorischer Tests 2. Praxis der psychomotorischen Entwicklungsdiagnostik 2.1. Anamnese – die Entwicklungsgeschichte des Kindes 2.2. Strukturierte Beobachtung von Wahrnehmung und Beobachtung 2.3. Strukturierte Beobachtungssituationen 2.4. Verhalten bei Spiel und Bewegungsangeboten 2.5. Sozialverhalten 2.6. Selbstkonzept- Einschätzung 2.7. Einschätzungsmöglichkeiten motorischer Testverfahren 3. Einsatzmöglichkeiten motorischer Testverfahren 3.1. MOT 4-6 3.2. Quantitative Merkmale 3.3. Dimensionen der Motorik 3.4. Testaufgaben mit Bezug auf die Motorik 3.5. Verlauf einer psychomotorischen Entwicklungsdiagnose 3.6. Effektivität der psychomotorischen Fördermaßnahmen 4. Anhang 5. Literaturverzeichnis Seite 2 1. Diagnose psychomotorischer Entwicklung 1.1. Wortherkunft Das Wort Diagnose stammt von dem griechischen Wort „diágnosis“ ab und heißt „Unterscheidung“, „Entscheidung“. Unter Diagnostik versteht man eine Tätigkeit des Feststellens, Beobachtens und Erhebens von Informationen, wobei sich Diagnostik im ärztlichen Sinne bloß auf das Erkennen einer Krankheit beschränkt. Definition nach König (1977,3f.): „ ‚Diagnosis‘ ist ein ‚Sich-Bemühen‘ um ein ‚Durch- und durch- wissen‘, was einem in dem einzelnen Kind entgegentritt.“ Ein Aspekt, der hier deutlich wird, ist, dass es nicht nur um das Erkennen, sonder auch um das Verstehen geht. Diagnostik soll im Sinne einer ganzheitlichen Förderung des Kindes nicht nur dessen Defizite und Störungen aufzeigen, sondern Möglichkeiten bieten, dem Kind Hilfestellung zu geben und seine eigenen Kräfte und Stärken zu entdecken und zu entfalten. Besonders klar wird dies bei behinderten Kindern oder Kindern, die in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind: es geht weniger darum die Defizite zu beschreiben, als um das Erkennen von Chancen zur Förderung des Kindes. 1.2. Aufgaben der Diagnostik Innerhalb einer psychomotorischen Förderung kann eine mehrdimensionale Diagnostik sich sowohl auf das Bewegungsverhalten, als auch auf seine emotionale Befindlichkeit, sein soziales Verhalten, seine Interessen und Bedürfnisse und seine gesamte Lern- und Lebenssituation richten. Innerhalb dieser Bereiche kann die Diagnostik verschiedene Aufgaben wahrnehmen: Die psychomotorische Förderung kann legitimiert und eingeleitet, begleitet und korrigiert oder abgeschlossen werden. Seite 3 1.3. Wandlung in der Diagnostik Das Umdenken in der Diagnostik hat mit der damaligen Vorgehensweise zu tun. Um möglichst objektive Ergebnisse zu erlangen wandte man Tests mit standardisierten Aufgabenstellungen und detailliert festgelegten Untersuchungsbedingungen an. Die Kritik an der bisherigen Vorgehensweise lässt sich an zwei Punkten festmachen: 1. Die große Kluft zwischen Diagnose und Förderung 2. Das Verwenden der Ergebnisse im Sinne einer Selektionsdiagnostik Aus den Ergebnissen einer Diagnose konnte man nur selten Fördermaßnahmen ableiten. Es schlicht unmöglich irgendwelche Methoden oder Vorgehensweisen mithilfe zu finden oder zu begründen. Das einzige was übrig bleibt ist die Legitimation einer Aussonderung eines Kindes z.B. in die Sonderschule. Die Diagnostik wurde also ähnlich wie in der Medizin verstanden und diente als Defizitauslese (z.B. mit Hilfe eines Intelligenztests). 1.4. Förderdiagnostik Im Gegensatz zur Selektionsdiagnostik vergleicht die Förderdiagnostik weniger die individuelle Leistung des Kindes mit dem Durchschnitt einer Gruppe, sondern ist mehr an seiner individuellen Entwicklung interessiert und versucht die Entwicklungsstrukturen zu beschreiben. Neben den Defiziten oder Störungen gilt es auch die Stärken und besondere Fähigkeiten des Kindes herauszustellen und zu fördern. Um nicht den falschen Eindruck zu erwecken, dass es in den Fördermaßnahmen um das Beheben von Störungen geht, ist es ebenso nicht vorgesehen, die Kinder mit gleichen Auffälligkeiten in homogene Gruppen aufzuteilen. 1.5. Methoden der psychomotorischen Diagnostik Der Entwicklungsstand oder eine Diagnose über das Bewegungsverhalten eines Kindes kann auf verschiedene Verfahren ermittelt werden. Die Methoden erstrecken sich vom Beobachten des kindlichen Verhaltens im Alltag über strukturierte Beobachtungssituationen, bis hin zu strukturierten Seite 4 Tests, die eine objektive Normorientierung zur altersgemäßen Einordnung der Ergebnisse des Kindes zulassen. Vor allem im Kleinkindalter wird oftmals auf das Beobachten einfacher Spielsituationen zurückgegriffen, da das Erfassen motorischen Verhaltens bis zum vierten Lebensjahr nur selten durch standardisierte Situationen Verfahren möglich ist. Die Grundlage der psychomotorischen Diagnostik ist daher die Motoskopie (Bewegungsbeobachtung). Dabei geht es nicht nur um das observieren von Bewegungen und Haltungen, sondern es können auch psychosoziale Besonderheiten im Gesamtverhalten eines Kindes berücksichtigt werden. Das Beobachten und Festhalten der Ergebnisse lässt sich in folgende Punkte unterteilen: Beobachten in: -offenen Spiel und Bewegungssituationen -standardisierten Spiel und Bewegungssituationen Beobachten anhand: -freier Aufzeichnungen -festgelegter Beobachtungskriterien In freien oder offenen Spiel- und Bewegungssituationen lassen sich viele Informationen über das Kind erfassen: Da es ungezwungen und selbstbestimmt handelt, sieht man die Interessen des Kindes, seine Ideen, was es bevorzugt, wie es mit anderen Kindern umgeht, wie es sich verständigt, Konflikte löst oder sich selbst einschätzt. Die Eigentätigkeit des Kindes wird hier ermöglicht, da seine Motivation zur Teilnahme eben dann am höchsten ist. Bei den standardisierten Situationen wird dem Kind eine Bewegungsaufgabe gestellt, die dazu dient eine spezifische Fähigkeit beobachten zu können. So kann der Pädagoge Aufgaben und Übungen vorgeben, in denen er die ihm wichtigen motorischen Fähigkeiten überprüfen kann. (Bsp.: Hampelmannsprung zur Überprüfung der Koordinationsfähigkeit oder Balancieren über eine umgedrehte Turnbank zur Überprüfung der Gleichgewichtsfähigkeit) Seite 5 Aus Beobachtungen lassen sich meistens nur Aussagen über qualitative Merkmale des Bewegungsverhaltens eines Kindes treffen. Sie sind zwar sehr aufschlussreich und komplex, aber unterliegen einem hohen Grad an Subjektivität und können von daher auch stark Fehlerbehaftet sein. Will man also objektiviere Ergebnisse haben, bieten sich Tests an. In diesen wird vorwiegend die Quantität einer Bewegungsausführung erfasst. Beispielsweise wird die Zeit, Höhe, Weite einer bestimmten Bewegungsausführung gemessen, oder die Häufigkeit einer sich wiederholenden Bewegung gezählt. Die Qualität kann hier ebenso beurteilt werden, wenn es Kriterien gibt, nach denen man die Bewegung als richtig oder falsch ausgeführt einstufen kann. Test können nach gewissen Zeitabständen wiederholt werden und ermöglichen es so den Entwicklungsstand des Kindes zu beschreiben und bieten gute Vergleichswerte, mit deren Hilfe man die Leistung einem Altersbereich zuordnen kann. Ein standardisierter Test ist ebenso sinnvoll, wenn ein Pädagoge seine Beobachtung an einem Kind überprüfen möchte. 1.6. Einsatzbereiche und Aussagemöglichkeiten motorischer Tests Ein Test wird nicht ohne Grund angewendet, sondern ist immer mit einem bestimmten Anliegen verbunden. Mögliche Gründe für einen Test können sein: Treffen einer globalen Aussage zum motorischen Entwicklungsstand eines Kindes Die Einordnung der individuellen Leistung eines Kindes in vergleichbare Gruppen Effektivität von Fördermaßnahmen im motorischen Bereich überprüfen/ nachweisen Nachweis und objektive Begründung der Förderbedürftigkeit eines Kindes Seite 6 2. Praxis der psychomotorischen Entwicklungsdiagnostik In der Praxis gibt es verschiedene Hilfsmittel, die eine psychomotorische Diagnostik ermöglichen. Hierzu zählen beispielsweise konkrete Beobachtungshilfen, welche im Folgenden näher erläutert werden. Des Weiteren gibt es Einschätz- und Beurteilungsskalen, die die Ergebnisse einer Beobachtung zusammenfassen. Ein Beurteilungsbogen bietet die Möglichkeit, ein Kind aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. 2.1 Anamnese – die Entwicklungsgeschichte des Kindes Um die Entwicklung sowie die aktuelle Lebensbedingung eines Kindes besser verstehen zu können, wird eine ausführliche Anamnese angewandt. Dadurch kommt es unter anderem zu einem Einblick in den bisherigen Entwicklungsablauf, in die familiäre Situation, in Interessen und Spielangewohnheiten eines Kindes. Erhoben können diese Daten durch einen Fragebogen, der von den Eltern ausgefüllt wird. Es gibt eine Vielzahl von Fragen, die relevant für die Entwicklungsgeschichte sind: Name, Alter, Anschrift des Kindes Kindergarten/Schulbesuch Alter, Beruf, Berufstätigkeit der Eltern Betreuungssituation bei Berufstätigkeit beider Eltern Anzahl, Alter und Geschlecht der Geschwister Besondere Belastungen innerhalb der Familie Wohnsituation der Familie Spielmöglichkeiten des Kindes im näheren Umfeld Komplikationen im Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt Besonderheiten in der frühkindlichen Entwicklung Motorische Entwicklung (Krabbeln, Stehen, freies Gehen) Sprachliche Entwicklung (erste Wörter, erste Sätze, sprachliche Auffälligkeiten) Seite 7 Spielverhalten (bevorzugte Spielpartner, Spielgegenstände, Spielorte) Feinmotorische Entwicklung (malen, basteln, schreiben) Erziehungsverhalten der Eltern Kinderkrankheiten Chronische Krankheiten (Asthma, Neurodermitis, Diabetes…) Aktivitäten neben Kindergarten oder Schule (Sportverein, Musikschule etc.) Bisherige Fördermaßnahmen/Therapien Besondere Probleme/Ängste des Kindes 2.2. Strukturierte Beobachtung von Wahrnehmung und Bewegung Um die Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeit eines Kindes überprüfen zu können, können sowohl offene Spiel- und Bewegungssituationen, als auch strukturierte Bewegungsaufgaben eingesetzt werden. Hierbei sollten jedoch nur einzelne Schwerpunkte gesetzt werden, die die Beobachtung lenken, da der Beobachter sonst überfordert wird. Die Beobachtung sollte über einen längeren Zeitraum gehen, damit ein umfassendes Ergebnis herauskommt. Es gibt verschiedene Bereiche, die bei einem Kind betrachtet werden können. Einige Bereiche im Überblick: Visuelle Wahrnehmung Hier geht es um das Verhalten des Kindes in Spielsituationen, in denen optische Signale gegeben werden. Die Farbunterscheidung der Heranwachsenden spielt bei der visuellen Wahrnehmung ebenfalls eine Rolle. Auditive Wahrnehmung Bei der auditiven Wahrnehmung geht es ebenfalls um das Verhalten des Kindes in Spielsituationen, jedoch werden hier akustische Signale gegeben. Auch wird beispielsweise auf die Geräuschunterscheidung eingegangen. Seite 8 Taktile Wahrnehmung In diesem Bereich wird beobachtet, wie das Kind auf Berührungen reagiert oder z.B. Schmerz wahrnimmt. Kinästhetische Wahrnehmung Hier wird darauf geachtet, wie z.B. der Krafteinsatz eines Kindes bei Bewegungen gesteuert wird. Vestibuläre Wahrnehmung Hier liegt der Aspekt bei der Gleichgewichtsfähigkeit bei instabilem Untergrund der Kinder Grobmotorik Beobachtet wird in diesem Bereich z.B. die Koordination von Arm- und Beinbewegung Hat man diese einzelnen Schwerpunkte genau betrachtet, hat man einen ersten Überblick über die Fähigkeiten, Schwächen und Stärken eines Kindes. Nun kann auf die einzelnen Probleme eingegangen werden, indem die Aufgaben an den Geräten verändert werden, damit das Kind erfolgreicher bei der Ausführung ist. Die Beobachtungsdaten werden im Anschluss zur späteren Reflexion festgehalten. 2.3. Strukturierte Beobachtungssituationen Offene Spielsituationen sind jedoch nicht ausreichend für eine genaue Bewegungsbeobachtung. Auch ist ein klares Bild über die motorischen und sensorischen Fähigkeiten des Kindes ungeklärt. Deshalb ist es sinnvoll, strukturierte Bewegungsaufgaben in Spielsituationen einzubauen. Dadurch ist eine gezielte, qualitative Bewegungs- und Wahrnehmungsdiagnostik eines Kindes möglich. Ebenso können spielerische Aufgaben in Testaufgaben mit einbezogen werden. Dadurch können Kinder zur aktiven Mitarbeit motiviert werden. Daraus resultieren wiederum vielfältige Beobachtungsmöglichkeiten. Seite 9 2.4 Verhalten bei Spiel- und Bewegungsangeboten Das allgemeine Verhalten eines Kindes ist neben der qualitativen Beschreibung des Bewegungsverhaltens ein weiterer wichtiger Aspekt, auf das sich eine Beobachtung konzentrieren kann. Hier wird z.B. seine Motivation oder sein Verhalten bei Misserfolgserlebnissen betrachtet. Auch die Fähigkeit, Schwierigkeiten einzuschätzen oder eigene Ideen im Umgang mit Materialien zu finden, zählt dazu. Dabei ist es möglich herauszufinden, welche Fertigkeiten und motorische Handlungen ein Kind beherrscht oder bei was es Hilfe benötigt. Auch hier ist eine Beobachtung über einen längeren Zeitraum erforderlich, da es sich auf ein situationsüberdauerndes Verhalten bezieht. Um die Beobachtung über das Verhalten festhalten zu können, wurde eine Beobachtungsskala entwickelt (siehe Anhang). 2.5 Sozialverhalten Zu den wesentlichen Zielen der psychomotorischen Förderung gehört das Sozialverhalten eines Kindes. Eine gute Kommunikation der Kinder untereinander, zur/zum Pädagogin/Pädagoge sowie eine gute allgemeine Kooperationsfähigkeit sind wichtige Bestandteile dieser Förderung, welche in die Beobachtung mit einzubeziehen sind. Jedoch sollen diese Aspekte einzeln betrachtet werden, um ein gutes Ergebnis zu erlangen. Auch zum Sozialverhalten wurde ein Beurteilungsbogen zum festhalten einzelner Situationen und Veränderungen entwickelt (siehe Anhang). 1.6 Selbstkonzept-Einschätzung Zu den Selbsteinschätzungskonzepten gehören jene Verfahren, bei der sich der Befragte bei verschiedenen Kriterien anhand einer Skala selbst beurteilen soll. Für jüngere Kinder ist diese Methode jedoch ungeeignet, da sie von ihnen zu schwer zu verstehen sind und somit zu Problemen führen. Für die psychomotorische Diagnostik von Kindern wurde allerdings eine spezielle Skala konzipiert, die von Leitern, Erziehern, Lehrern und auch Eltern Seite 10 verwendet werden kann. Welche Merkmale hier im Vordergrund stehen, sind im Anhang zu entnehmen. 1.7 Einschätzungsmöglichkeiten motorischer Testverfahren Motorische Testverfahren sagen viel über den Entwicklungszustand eines Kindes aus. Solche Verfahren können einerseits als Überprüfung der motorischen Fähigkeit eingesetzt werden, andererseits auch als standardisierte Beobachtungssituation genutzt werden. Des Weiteren gibt alleine schon die Verhaltensbeobachtung bei der Testdurchführung Aufschluss über mögliche Probleme des Kindes. Seite 11 3. Einsatzmöglichkeiten motorischer Testverfahren Motorik Erfassung Erfassung einzelner Beobachtungssituationen des Kindes Qualitative Überprüfung motorischer Fähigkeiten Verhaltensbeobachtung 3.1. MOT 4-6 Beispiel für 4 – 6 jährige Kinder (sowohl quantitativ als auch qualitativ) Spiele und Bewegungsaufgaben aus dem Interessenfeld des Kindes Auswahl der Aufgaben sowohl nach inhaltlichen, sowie praktikabelen Kriterien Test besteht aus 18 Bewegungsaufgaben zwei Punkte können max. erreicht werden Summe der Punkte = Gesamtrohwert Gesamtrohwert kann in Normwerttabelle eingeordnet werden zwei Kinder testen gemeinsam 3.2. Quantitative Merkmale Aufgabenverständnis Motivation Konzentrationsfähigkeit Raumorientierung Merkfähigkeit Durchhaltevermögen Körperschema Seite 12 Mitbewegungen Lateralität 1.3. Dimensionen der Motorik a) gesamtkörperliche Gewandtheit und Koordinationsfähigkeit b) feinmotorische Geschicklichkeit c) statisches und dynamisches Gleichgewichtsvermögen d) Reaktionsfähigkeit e) Sprungkraft f) Bewegungsgeschwindigkeit g)Bewegungsgenauigkeit und Steuerungsfähigkeit 3.4. Testaufgaben mit Bezug auf die Motorik Es werden sieben Testaufgaben herausgenommen und genauer beschrieben. 1: „Tennisbälle in Kartons legen“ Bei dieser Aufgabe geht es darum, Tennisbälle einzeln von dem einen Karton in den anderen zu legen. Hierbei wird auf Raumorientierung, Verhalten beim wechseln der Bewegungsrichtung, Koordination von Laufen und Anhalten und Schnelligkeit der Bewegung geschaut. 2. „Strichhölzer einsammeln“ Hier geht es darum, dass das Kind Streichhölzer so schnell es geht einsammelt und in einen Karton legt. Dazu werden beide Hände gleichzeitig verwendet. Die Beobachtungskriterien sind hier Gleichzeitigkeit der Handbewegungen, Pinzettengriff, Steuerungsfähigkeit der Handbewegungen, visuelle Kontrolle. Seite 13 3. „Balancieren vorwärts“ In dieser Aufgabe balanciert das Kind auf einem Teppichbodenstreifen und versucht nicht über zu treten. Kriterien sind hier Gleichgewicht in der Bewegung, Richtungskonstanz, Ausgleichbewegung der Arme und des Rumpfes, Schrittfolge und Schrittgröße, visuelle Kontrolle und taktile Kontrolle. 4. „Stab auffangen“ Ein Stab, welcher in verschiedene Bereiche unterteilt ist, wird zwischen der Hand eines Kindes losgelassen. Hier wird auf visuelle Kontrolle, Reaktion auf optischen Reiz, Einhaltung der Entfernung der Hand zum Stab und Griffhaltung geachtet 5. „Drehsprung in Reifen“ Hier springt ein Kind in einen Reifen mit einer halben Drehung und mit einer halben Drehung wieder raus. Kriterien sind Dosierung der Sprungkraft und der Bewegungsdynamik, Gleichgewichtsregulierung beim Aufkommen, Orientierungsvermögen, Unterstützung durch die Armhaltung. 6. „Seil seitlich überspringen“ Bei dieser Aufgabe springt das Kind seitlich über ein Seil, dabei wird versucht so oft es geht drüber zu springen. Kriterien sind beidbeiniger Absprung, rhythmisches Springen ohne Unterbrechungen, Einhalten der Begrenzungen, Abfedern beim Landen, Raumorientierung. 7. „Zielwurf auf eine Scheibe“ Das Kind wirft bei dieser Übung mit dem Tennisball auf eine Zielvorrichtung. Hier ist auf Auge-Hand-Koordination, Wurfhaltung des Armes, Wurfkraft und Zielgenauigkeit zu achten. Seite 14 3.5. Verlauf einer psychomotorischen Entwicklungsdiagnose Schritt 1: Es erfolgt ein Aufnahmegespräch, indem sowohl die Gründe, als auch die Ziele festgestellt und festgelegt werden. Außerdem sollte eine Anamnese in Form eines Fragebogens stattfinden. Schritt 2: Es wird angefangen, das Kind genau zu beobachten. Schritt 3: Es wird ein Förderplan aufgestellt und Schwerpunkte werden gesetzt Schritt 4: Durchführung eines motorischen Tests. Dabei wird das Kind erneut beobachtet und der Entwicklungszustand des Kindes wird festgestellt. Außerdem wird das Verhalten des Kindes im Auge behalten. Schritt 5: Es werden Erkenntnisse aus der Beobachtung gezogen. Die Auswertung des Tests legt neue Schwerpunkte fest. Schritt 6: Falls das Testverfahren nicht sinnvoll erscheint, werden Bewegungsaufgaben gestellt, um die nötigen Erkenntnisse zu erhalten. Schritt 7: Nach einer Förderdauer von einem halben oder ganzen Jahr wird der Entwicklungszustand des Kindes mit den Eltern besprochen. Dies kann auch als Effektivitätsprüfung gesehen werden. Daraus resultiert entweder eine Fortsetzung des Tests oder das Beenden der Fördermaßnahmen. Seite 15 3.6. Effektivität der psychomotorischen Fördermaßnahmen Eine wirkliche Effektivität ist schwierig festzustellen, Gründe dafür sind: Veränderungen und Einflüsse sind zu vielschichtig (nicht klar beschreibbar) zu viele Einflussmöglichkeiten die zu einer Veränderung führen können (Gruppe, Pädagoge, Bewegung, usw.) keiner Erfassung der Bereiche: Sozialverhalten, Selbstkompetenz, Konzentration und Sprachentwicklung 4. Anhang: Seite 16 Beurteilungsbogen: Verhalten bei Spiel- und Bewegungsangeboten Seite 17 Beurteilungsbogen: Sozialverhalten Seite 18 Beurteilungsbogen: Selbstkonzept-Einschätzung 5. Literaturverzeichnis Seite 19 BALGO, R.: Bewegung und Wahrnehmung als System. Systemisch-konstruktivistische Position in der Psychomotorik. Schorndorf 1998 KÖCKENBERGER, H.: Bewegtes Lernen. Dortmund 1997 ZIMMER, R.: Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern. Herder, Freiburg im Breisgau² 1999 Seite 20