Foto: Helios Kliniken PRIVAT Serie Gesundheits-Manager AMD anfänglich dadurch, dass die Betroffenen verzerrte Linien sehen, zum Beispiel verschwimmen die Fugen zwischen den Badkacheln. Nach und nach verschwindet das zentrale Gesichtsfeld, während das periphere Gesichtsfeld erhalten bleibt. Auch bei einer fortgeschrittenen AMD können sich die Betroffenen dadurch oft noch bis zuletzt in ihrem Umfeld orientieren, komplett blind werden sie in der Regel nicht. Rund 90 Prozent der Erkrankten entwickeln eine trockene Form der AMD, etwa zehn Prozent eine feuchte Form mit einer Flüssigkeitsansammlung, wobei aus einer trockenen immer auch eine feuchte AMD werden kann. Die feuchte AMD führt zu einer deutlich schnelleren Sehverschlechterung, kann aber im Gegensatz zur trockenen Form durch die Gabe von Medikamenten ins Auge behandelt werden. Zur Verbesserung der Lesefähigkeit können bei einer fortgeschrittenen AMD vergrößernde Sehhilfen dienen. RM: Was kann man tun, um einer AMD vorzubeugen, und wie kann eine AMD frühzeitig festgestellt werden? Wie sehr wir auf unsere Augen angewiesen sind, merken wir meist erst, wenn sie erkranken Behalten Sie den Durchblick! Prof. Dr. med. Marcus Knorr, Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Helios Klinikums Krefeld, über Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für die beiden häufigsten Erblindungsursachen AMD und Glaukom, Möglichkeiten und Grenzen von Lasereingriffen und Kunstlinsen sowie die Frage, was Manager auch im Alltag Gutes für ihre Augen tun können. RM: In Anbetracht der demografischen SERIE Gesundheits-Manager Teil 1: Teil 2: Teil 3: Teil 4: Teil 5: Teil 6: Teil 7: Teil 8: Teil 9: Teil 10: Teil 11: 56 Einleitung – März Muskel/Skelett: Rücken und Bandscheiben – April Muskel/Skelett: Gelenke und Sehnen – Mai Psyche Therapien – Juni Psyche Prävention – Juli/August Atemwege/Lunge – September Magen und Darm – Oktober Herz/Kreislauf – November/Dezember Allergien und Berufsallergien – Jan. 2014 Augen: Therapien und Kosmetik – Februar Zähne – Therapien und Kosmetik – März REVIER MANAGER 02-03/14 Entwicklung werden gerade wir Deutschen von einem Anstieg an Augenerkrankungen betroffen sein, denn viele Krankheitsformen treten erst in fortgeschrittenem Alter auf. Dazu zählt zum Beispiel die altersbedingte Makuladegeneration, kurz AMD. Erklären Sie bitte kurz, was für eine Krankheit das ist und wie sie therapiert werden kann. Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Die AMD ist eine degenerative Netzhauterkrankung, die sich im Wesentlichen im Zentrum der Netzhaut – Makula genannt – abspielt. Hier liegt die Stelle des schärfsten Sehens. Bemerkbar macht sich eine Prof. Dr. med. Marcus Knorr: In einer groß angelegten Untersuchung, der ARED-Studie – Age Related Eye Diseases Study –, haben Wissenschaftler herausgefunden, dass eine bestimmte Mischung aus Vitaminen und Spurenelementen einen positiven Effekt auf den Verlauf einer AMD haben kann. Deshalb erhalten Patienten mit einer trockenen AMD hoch dosierte Präparate, denn die benötigten Mengen können nicht mit der normalen Ernährung aufgenommen werden. Wenn kein familiäres Risiko für eine AMD vorliegt, reicht es, ab dem 40. Lebensjahr eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen. Dabei werden der Visus, der Augeninnendruck und der vordere und hintere Augenabschnitt untersucht – es kann dann also auch festgestellt werden, wenn Anzeichen für eine AMD vorliegen. Wer sich gesund und ausgewogen ernährt, nicht raucht und seine Augen vor zu viel Sonneneinstrahlung schützt, betreibt bereits gute AMD-Prophylaxe. RM: Eine weitere häufige Augenerkran- kung in Deutschland ist das Glaukom, vielen auch als „Grüner Star“ bekannt. Wie äußert sich diese Krankheit, und was ist heute in der Therapie möglich? Prof. Dr. med. Knorr: Ein Glaukom ist eine Erkrankung, bei der Nervenfasern am Sehnerv beschädigt werden. Oft geht sie mit einem erhöhten Augeninnendruck einher, das muss aber Serie Gesundheits-Manager PRIVAT RM: Wie sieht eine vernünftige GlaukomFrüherkennung aus? Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Hier gilt Ähnliches wie bei der AMD. Mit einer regelmäßigen augenärztlichen Untersuchung ab dem 40. Lebensjahr sorgt man gut vor. Die Wahrscheinlichkeit, in diesem Alter Anzeichen für ein Glaukom aufzuweisen, ist höher, als Anzeichen für eine – wie der Name schon sagt: altersbedingte – AMD zu haben. Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms sind neben einer familiären Belastung die Einnahme bestimmter Medikamente wie zum Beispiel Kortison beziehungswiese Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes mellitus. Foto: Helios Kliniken RM: Kommen wir zu dem Thema, das die meisten unserer Leser betrifft: Fehlsichtigkeit. Neben der Brille und Kontaktlinsen gibt es heutzutage auch die Möglichkeit, sich die Augen lasern oder Kunstlinsen einsetzen zu lassen. Welche Voraussetzungen müssen für einen Lasereingriff vorliegen? Wel- Prof. Dr. med. Marcus Knorr ist Direktor der Klinik für Augenheilkunde des Helios Klinikums Krefeld che grundsätzlichen Laserverfahren gibt es heutzutage, und wie steht es um deren wissenschaftliche Fundierung? Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Grundlage für jeden laserchirurgischen Eingriff ist eine vorherige sorgfältige Untersuchung durch einen Augenarzt. Denn es gibt Faktoren, bei denen sich ein solcher Eingriff nicht eignet – zum Beispiel trockene Augen, eine Hornhauterkrankung oder eine zu dünne Hornhaut. Je nach individuellen Voraussetzungen kommen unterschiedliche Laserverfahren zur Anwendung. Bei der PRK wird die oberste Schicht der Hornhaut, das sogenannte Epithel, entfernt und dann die Oberfläche mit einem Laser behandelt. Bei der LASIK wird die Hornhaut nicht an der Oberfläche geschliffen, sondern die Korrektur im Inneren der Hornhaut durchgeführt. Dafür wird ein dünnes Scheibchen in die Hornhaut geschnitten und umgeklappt, dann kommt der Laser zum Einsatz, anschließend wird die Scheibe wieder „zugeklappt“ und saugt sich selbst wieder fest. Da das Epithel nicht erst nachwachsen muss, hat der LASIK-Patient relativ schnell und schmerzfrei wieder Sicht. Alle genannten Verfahren sind heute etabliert und wissenschaftlich fundiert. Bei allen Vorteilen der Brillenlosigkeit muss man sich aber auch im Klaren darüber sein, dass die Sehqualität dadurch nicht besser als mit einer Brille ist und dass in einigen Fällen auch nachgelasert werden muss. Grundsätzlich muss man auch sagen: Je älter man ist, desto weniger Sinn macht ein laserchirurgischer Eingriff am Auge. Außerdem müssen Patienten die Kosten dafür selbst tragen. RM: Manchmal reicht aber auch ein Laserverfahren nicht mehr aus, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Dann kommen Kunstlinsen zum Einsatz. Welche Arten von Kunstlinsen gibt es, und in welchen weiteren Fällen wendet man sie an? Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Wie Sie richtig einleiten, können Kunstlinsen neben ihrer Hauptanwendung im Rahmen der Operation einer getrübten Linse auch zur Korrektur bei sehr hohen Brechungsfehlern beziehungsweise bei dünner Hornhaut zum Einsatz kommen. Wenn ein Patient eine brillenlose Alternative für gleichzeitiges Fernund Nahsehen möchte, können sogenannte Multifokallinsen zum Einsatz kommen. Die hierdurch erreichte Brillenlosigkeit kann aber mit einer etwas schlechteren Sehschärfe sowie mit einer erhöhten Blendungsempfindlichkeit, zum Beispiel beim nächtlichen Autofahren, einhergehen. RM: Damit die Sehkraft erhalten bleibt, kann man auch im Alltag eine Menge tun. So soll zum Beispiel die richtige Ernährung einen wesentlichen Einfluss haben. Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Im Grunde reicht eine normale Mischkost mit Obst und Gemüse als festem Bestandteil aus. Als gesunder Mensch nimmt man damit genügend Vitamine und Spurenelemente auf. Als besonders geeignet gelten zum Beispiel Brokkoli und Karotten, die das wertvolle Lutein und Zeaxanthin enthalten, was auch AMD-Patienten in hochdosierter Form bekommen. Auch Omega3-Fettsäuren wird nachgesagt, dass sie gut für das kardiovaskuläre Gewebe und damit auch gut für die Augen sind. RM: Worauf kann man sonst noch im Umgang mit seinen Augen achten? Prof. Dr. med. Marcus Knorr: Bei intensiver Sonneneinstrahlung ist ein effektiver Schutz für die Augen notwendig: Eine gute Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung mit Beschattung fürs Gesicht reduzieren die Belastung für die Makula um 90 Prozent. Wie schon erwähnt ist eine ausgewogene gesunde Ernährung wichtig. Rauchen sollte vermieden werden. Und wenn Augenprobleme auftreten, sollte umgehend ein Augenarzt konsultiert werden. Wer viel mit dem Computer arbeitet, sollte auf einen entsprechenden Abstand zum Monitor achten. Je nach individueller Situation, zum Beispiel ob nur vor dem Computer gesessen wird oder auch Publikumsverkehr herrscht, gibt es individuell angepasste Office-Brillen. Wichtig auch – und das wird gerne vergessen: nicht zu lange auf den Bildschirm starren, sondern zwischendurch auch blinzeln! Denn Blinzeln benetzt das Auge mit Flüssigkeit und wirkt so Trockenheit und Fremdkörpergefühl entgegen. Thomas Corrinth I [email protected] Foto: Helios Kliniken nicht immer so sein. Das Fatale ist, dass Betroffene die Krankheit erst in einem fortgeschrittenen Stadium bemerken, wenn schon viel Nervengewebe irreparabel zerstört ist. Das äußert sich durch eine zunehmende Einschränkung im äußeren Gesichtsfeld. Damit stellt das Glaukom hinsichtlich der Symptomatik im Grunde das Gegenstück zur AMD dar, wo die Gesichtsfeldeinschränkung zentral beginnt. Die GlaukomTherapie steht auf drei Säulen: Augentropfen, operative Maßnahmen und laserchirurgische Maßnahmen. Gerade bei den operativen Optionen hat sich in den letzten fünf, sechs Jahren viel getan. Übrigens ein Hinweis an die männlichen Leser: Ständig eine fest gebundene Krawatte zu tragen, kann das Risiko für einen Glaukomschaden erhöhen! Also öffnen Sie zwischendurch einfach mal den Krawattenknoten! Mit einer regelmäßigen augenärztlichen Untersuchung ab dem 40. Lebensjahr können Krankheiten wie eine AMD oder ein Glaukom frühzeitig erkannt werden REVIER MANAGER 02-03/14 57