BG Steyr Hinduismus Hinduísmus [pers.], Religion, der etwa 650 Mio. Menschen (überwiegend in Indien) angehören. Der H. hat sich im Lauf von Jh. mit einer Vielzahl von Sekten aus der spätwed. Religion (Brahmanismus) entwickelt (in den letzten Jh. v. Chr. bis etwa 1000 n. Chr.). Er kennt keine in sich geschlossene dogmat. Lehre. Nur einige sehr allg. Grundlagen sind allen Sekten gemeinsam, v. a. die Lehre vom Karma und von der Wiedergeburt. Der endlosen Kette der Wiedergeburten, dem Samsara, zu entrinnen, ist Ziel der Erlösung. Da Wiedergeburt auch als Tier mögl. ist, gilt die Schonung alles Lebendigen (Ahimsa) als höchstes Gebot (daher der strenge Vegetarismus und die Rinderverehrung der Hindus). Das System der sozialen Gliederung in die vier Klassen der Brahmanen (= Priester), der Kschatrijas (= Krieger), der Waischjas (= Bauern) und der Schudras (= Knechte), die jeweils wieder in zahlr. Kasten zerfallen, wird nur von wenigen Sekten nicht anerkannt. Ohne Kastenzugehörigkeit sind nur die Paria. In der Kosmologiedes H. wird die Welt als ewig aufgefaßt, sie befindet sich jedoch in einem ständigen Prozeß des Werdens und Vergehens. Jede Weltperiode (Kalpa) umfaßt vier Weltzeitalter(Yuga). In der Mitte des Universums befindet sich der Weltberg Meru, Sitz der Götter. Aus der Viehlzahl der Götter des H. ragt die Dreiheit Brahma, Schiwa und Wischnu (auch als dreiköpfige Gestalt dargestellt) heraus. Die beiden Hauptrichtungen des H. sind Schiwaismus und Wischnuismus, je nachdem, ob Schiwa (Zerstörer der Welt) oder Wischnu (Erhalter der Welt) an die Spitze der Götter gestellt wird. Neben den großen Göttern stehen viele kleine Gottheiten, die oft nur lokale Bedeutung haben. Andere, so der Affengott Hanuman, und Naturerscheinungen wie Sonne, Mond oder Wind genießen weithin Verehrung. - Die kult. Verehrung von Bildern eines Gottes durch Gebet oder Opfergaben findet v. a. im Tempel statt. Mittler zw. dem Gläubigen und dem Gott sind die Priester (Brahmanen). - Nach ersten Ansätzen in den Texten des Weda beginnt die eigtl. Überlieferung des H. mit dem Epos Mahabharata, er ist jedoch erst in den 18 Puranas (etwa 6. Jh. n. Chr.) voll entwickelt.