Rundbrief Bauernhöfe statt Agrarfabriken 15 5 2011

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Nordkurier - Demminer Zeitung
Artikel vom 10.05.2011
Anlage-Gegner sprechen von Skandal
Schweinezucht. Darf die in der Gemeinde Alt Tellin geplante
Ferkelfabrik erst mal ohne die Abluftfilter und Tiertränken gebaut
werden?
Von Stefan Hoeft
Alt Tellin. Der Freifahrtschein für den Bau der bei Alt Tellin
geplanten größten Schweinezucht Westeuropas trifft nicht nur bei
erklärten Gegnern auf Widerstand, sondern auch bei der
Genehmigungsbehörde, dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft
und Umwelt "Mecklenburgische Seenplatte" (StALU) in
Neubrandenburg. So stellt es die Leiterin Christa Maruschke auf
Nordkurier-Anfrage dar. "Wir hätten da sicher anders reagieren
müssen", räumt sie ein. "Aber wir sind dabei, Abhilfe zu schaffen."
Hintergrund sind Widersprüche des Investors gegen eine Reihe
Auflagen, die das StALU in seiner Anlagen-Genehmigung nach
dem Bundesimmissionsschutzgesetz erteilt hatte. Die Behörde hat
diesen Widersprüchen aufschiebende Wirkung zugesprochen, dem
Bau selbst aber mit ihrem Bescheid vom November sofortige
Vollziehbarkeit attestiert. Im Klartext: Der Investor kann nun
loslegen, ohne sich an die Auflagen zu halten.
"Die Menschen hier sind aufgebracht, sie fühlen sich verschaukelt",
empört sich Jörg Kröger, Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet das
Landleben am Tollensetal". Er bezeichnet die "skandalös einseitige
Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit" als handwerklichen
Fehler und fordert eine umgehende Korrektur. Sonst gelte die
jetzige Situation bis zum Ende eines möglichen Klageverfahrens damit möglicherweise einige Jahre.
Die BI weiß sich auf Linie mit dem Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland, wie Landeschefin Corinna Cwielag
verdeutlicht. Jener habe umgehend einen Antrag auf Widerruf der
sofortigen Vollziehbarkeit gestellt. "Zugleich wurde beantragt, dass
der Widerspruch des BUND vom November gegen die
Genehmigung seinerseits aufschiebende Wirkung entfalten soll, da
die Vollziehungsanordnung des StALU für die Genehmigung
nichtig und damit gegenstandslos ist."
Cwielag bezeichnet das Agieren der Behörde als unverantwortlich,
besonders vor dem Hintergrund, dass der Investor bereits mehrfach
in Konflikt mit Umweltauflagen gekommen sei - am Standort Alt
Tellin wie auch an anderer Stelle. "Erst im März hat der Bauherr ein
Gebäude mit Nist- und Brutstätten geschützter Vögel und
Fledermäuse illegal abgerissen, der Fall liegt bei der
Staatsanwaltschaft", erläutert sie. Von dem Widerspruch seien der
Bau einer Abluftfilteranlage, Sicherheiten für einen Rückbau, die zu
erwartenden Lärmbelästigungen und der Einbau von Tier-Tränken
betroffen. "Das führt zu berechtigter Unruhe in der Region."
Ähnlich sieht das die Linksfraktion im Schweriner Landtag, auch sie
spricht von einem skandalösen Vorgang. "Es ist unverantwortlich
und für viele Betroffene unfassbar, dass der Investor ohne
zusätzliche Auflagen bauen darf", erklärt Fraktionsvorsitzender
Helmut Holter. "Jeder Bauherr muss davon ausgehen, dass ein
Baustopp droht, wenn Genehmigungsauflagen nicht erfüllt werden."
Umso unverständlicher sei das jetzt bekannt gewordene Gebaren bei
einer so großen und umstrittenen Investition wie der in Alt Tellin.
Christa Maruschke nimmt den Investor in Schutz: "Wir haben bis
jetzt keine negativen Erfahrungen mit ihm gemacht." Sie gehe daher
davon aus, dass er sich an die Zusage hält, den Baustart vorher
anzuzeigen. Gleichwohl weiß sie um mögliche negative Wirkungen
der StALU-Bescheide und will die Gültigkeit der Auflagen wieder
herstellen. "Sonst hätten wir uns das ganze Verfahren ja sparen
können."
Allerdings sei ihrer Behörde die gegenwärtige rechtliche
Konstellation bisher so noch nie passiert. Daher könne und wolle sie
keinen Zeitpunkt für die entsprechende Reaktion des StALU
nennen, gegenwärtig liefen noch Absprachen mit den Juristen im
Wirtschaftsministerium.
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© Nordkurier.de am 12.05.2011
Nordkurier - Demminer Zeitung
Artikel vom 14.05.2011
Amt Einseitigkeit vorgeworfen
Alt Tellin (sth).
Ist der derzeitige "Freifahrtschein" für den Bau der großen
Schweinezucht bei Alt Tellin, der einen Start ohne das Einhalten
wichtiger Auflagen ermöglicht, Bestrebungen des Landes
geschuldet, das Projekt mit aller Macht durchzudrücken? Kritiker
der Anlage und des Genehmigungsverfahrens bejahen die
Einschätzung, das zuständige Staatliche Amt für Landwirtschaft und
Umwelt (StALU) in Neubrandenburg weist sie zurück. "Keiner vom
Ministerium ist da irgendwie an uns herangetreten, um das zu
beschleunigen", erklärte Leiterin Christa Maruschke gegenüber dem
Nordkurier.
Allerdings waren das gesamte Verfahren über Vorwürfe laut
geworden, die Behörden versuchten, alle Argumente gegen die
Ferkelfabrik vom Tisch zu fegen und vor allem im Interesse des
Investors zu handeln. Höhepunkt sei die Anordnung der sofortigen
Vollziehbarkeit der Baugenehmigung gewesen - unabhängig von
Widersprüchen. Die Landesgeschäftsführerin vom Bund für Umwelt
und Naturschutz Deutschland (BUND), Corinna Cwielag, wirft der
Behörde "Ungleichbehandlung zugunsten eines fragwürdigen
Investors" vor, die die jetzige Situation überhaupt erst geschaffen
habe. Hintergrund der sofortigen Vollziehbarkeit sei, wie vom
StALU in der Begründung selbst angeführt, das Ziel der
Landesregierung, die Genehmigung von Investitionsvorhaben im
Land zu beschleunigen.
"Es darf künftig für Agrarfabriken keine Genehmigungsverfahren
mehr geben, deren Ziel erkennbar nur darin besteht, möglichst rasch
zu einer Genehmigung zu kommen", fordert Jörg Kröger, Sprecher
der Bürgerinitiative "Rettet das Landleben am Tollensetal".
Stattdessen sei eine ergebnisoffene Prüfung erforderlich, ob solche
Anlagen wirklich den berechtigten Ansprüchen der Allgemeinheit
sowie des Tier- und Umweltschutzes gerecht werden.
"Keiner ist da irgendwie herangetreten."
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© Nordkurier.de am 14.05.2011
Mecklenburg-Vorpommern
Artikel vom 13.05.2011
Unruhe in
Ratteys idyllischen Weinbergen
Rattey. Eine in Groß Daberkow geplante Mastanlage für 400 000
Hähnchen sorgt für Ärger und eine Informationsveranstaltung der
Grünen.
Von Jörg Spreemann
Auch wenn Friedrich Ostendorff aus dem Münsterland kommt - der
Abend im alten Reitstall von Schloss Rattey (Mecklenburg-Strelitz)
wird für den Agrarexperten der Grünen im Bundestag zum
Heimspiel. "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" lautet das Thema der
Auftaktveranstaltung der Infotour seiner Bundestagsfraktion. "Die
Grünen sind im ländlichen Raum angekommen", schlussfolgert
Ossendorf unter Hinweis auf jüngste Wahlerfolge.
Unter den Zuhörern der Podiumsdiskussion muss Ostendorff kaum
jemanden von seiner Abneigung gegen Agrarfabriken überzeugen:
Wenige Kilometer von Rattey entfernt entsteht in Klein Daberkow
eine Mastanlage für 400 000 Hähnchen. Gegen solche Projekte
machen Bürgerinitiativen mobil, deren Mitglieder und
Sympathisanten in Rattey weitgehend unter sich bleiben.
Zunehmend fehle auch in Mecklenburg-Vorpommern das
Verständnis dafür, dass Großanlagen störend in die Landschaft
gestellt würden, sagt Ostendorff. "Spätestens seit den Protesten
gegen Stuttgart 21 ist deutlich: Die Zeit der Zuschauerpolitik ist
vorbei", meint er.
Im Land existiere bereits ein Netzwerk von Bürgerinitiativen gegen
Agrarfabriken, bestätigt Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin
des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 20
solcher Anlagen seien derzeit in der Genehmigungsphase.
Allerdings mangele es den Verfahren an Transparenz, rügt sie die
Arbeit der Behörden.
Zum Agrarland Mecklenburg-Vorpommern gehöre auch die
Viehwirtschaft, sagt Jürgen Buchwald, Abteilungsleiter im
Schweriner Landwirtschaftsministerium. Er selbst habe in einem 40Hektar-Betrieb gelernt und später im Vergleich festgestellt, dass
große Betriebe umweltverträglicher arbeiten. "Nicht die Zahl der
Tiere ist entscheidend, sondern die Haltungsbedingungen", betont
er. Er wolle zwischen konventioneller und ökologischer
Landwirtschaft keinen Gegensatz konstruieren.
Buchwald verweist auf die Arbeitsplätze, die mit Klein Daberkow
verbunden seien, darunter im Schlachthof Neustrelitz.
Landwirt Marco Gemballa, zugleich Vize-Präsident des
Landesbauernverbandes MV, zieht sich mit seiner Forderung nach
einer sachlichen Diskussion den Unmut von Zuhörern zu. Er
bezweifelt vom BUND verwendete Daten über den anfallenden
Tierdung in Klein Daberkow.
Zu den erklärten Gegnern des Großstalls in der Nachbarschaft
gehört Karsten Förster, Investor des Schlosshotels Rattey. "Wir
leben davon, dass die Umwelt in Ordnung gehalten wird", sagt er.
Es sei davon auszugehen, dass die Anlage genehmigt wird. "Ich
habe hier bisher 5 Millionen Euro investiert, da wird ein Prozess
gegen die Mega-Tierhaltung am Geld nicht scheitern", kündigt er
an.
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© Nordkurier.de am 14.05.2011
Märkische Allgemeine
13.5.2011
LANDWIRTSCHAFT: Schweinemast in Seebeck abgelehnt
SEEBECK - Das brandenburgische Landesamt für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz hat den Antrag der Agrar GmbH Seebeck abgelehnt, die
Schweinemastanlage in Seebeck zu erweitern. Die Agrar GmbH, die damals dem dänischen
Landwirt Mogens Nielsen gehörte, hatte am 15. Juli 2009 wesentliche Änderungen der
bestehenden Schweinemastanlage aus DDR-Zeiten beantragt. Der Investor plante eine
Erweiterung auf 3616 Plätze zum Halten von Mastschweinen und 2064 Plätze zur Aufzucht
von Ferkeln. Vor dem Verkauf an Nielsen standen in den Seebecker Ställen 650 Zuchtsauen.
Inzwischen soll die Agrar GmbH erneut den Besitzer wechseln. Nielsen und der Seebecker
Geschäftsführer Hans-Georg Braun waren gestern nicht zu erreichen.
Das Landesumweltamt begründet die Ablehnung vom 18. März 2011 im Wesentlichen damit,
dass die Agrar GmbH trotz mehrfacher Anforderung keine vollständigen Unterlagen und
Nachweise zum Immissionsschutz vorgelegt habe. (ck)
DIE MARK ONLINE
fürchtet neuen Antrag für Schweinemastanlage bei Besitzerwechsel
Neuer Anlauf möglich
<p>Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen</p>013.05.11|Lindow
| |Schrift a / A
Seebeck - Die Seebecker Bürgeriniative „Idylle statt Gülle“ schwankt zwischen Freude und
bangem Blick nach vorn. Das gescheiterte Antragsverfahren zur Erweiterung der
Schweinezucht der Agrar GmbH ergibt „eine ungeheure Befriedigung und große Freude über
die Nachricht“. Von Christian Schönberg
© Schönberg
Sollte Heimat für 3600 Sauen werden: Die Schweinestall-anlage in Seebeck.
So formuliert es Heinz-Jürgen Hartmann. Der Vielitzer gehört zu den Gründern der Initiative
und diese habe nun „gezeigt, dass man als Bürgerinitiative etwas bewegen kann“. Verbunden
ist das mit einem großen Aber der Unsicherheit: Ändern sich derzeit die Besitzverhältnisse in
der Agrar GmbH, die mit ihrem Plan einer Großmastanlage scheiterte? Das vermutet
Hartmann: „Ich habe selbst mal für einen Kauf angefragt“, erzählt er.
Ihm ging es nicht darum, selbst Millionen hinzulegen, die er nicht habe. Schließlich geht es
um 73 Hektar – und der Hektarpreis liegt bei durchschnittlich 9 955 Euro. „Ich wollte einen
Besitzerwechsel, um kleinteilige Landwirtschaft zu ermöglichen“, weist er auf die Idee hin,
sechs oder sieben Interessenten ins Boot zu holen, die weg von der industrialisierten
Landwirtschaft hin zu einer auch mit der Tourismuswirtschaft verträglichen arbeitet. „Ich
wollte wenigstens die Chance haben, ein Angebot zu bekommen“, begründet Hartmann
seinen Vorstoß.
Aber ihm sei bescheinigt worden: Er komme zu spät.
Hans-Georg Braun, der die Geschäfte der Agrar GmbH führt, will einen möglichen
Besitzerwechsel weder bestätigen noch dementieren. Er stellt aber klar: „Herr Nielsen ist
weiterhin Inhaber“, spricht er auf den dänischen Agrarunternehmer hin, der seit Ende 2007
die Geschicke der Seebecker GmbH in die Hand genommen hat.
Wer etwas wissen wolle, soll sich an ihn wenden, stellte Braun klar, dass er selbst keine
Auskünfte zu den Geschäften oder dem Scheitern des Antrags stellen werde. Nielsen weile
derzeit in Dänemark, werde aber „selbstverständlich“ auch wieder in Seebeck zu sprechen
sein: „Im Moment kann ich aber noch nicht sagen, wann das sein wird.“
Aachener Zeitung
Legehennenstall: Viel Automatik beim Eierlegen
Von Karl-Heinz Hamacher | 10.05.2011, 17:35
Gangelt. Die Hauptdarsteller sind noch gar nicht dagewesen: 80.000
Legehennen werden, verteilt auf zwei Stallbereiche, in dieser und in der
nächsten Woche in das imposante Gebäude einziehen, das jetzt der
Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
«Den Geruch werden Sie gar nicht gewahr», erläuterte Leon Lichtenberg mit feinem
niederländischem Akzent vor und nach der Eröffnungsfeier des Legehennenstalls hinter
Nachbarheide an der L 228 (Selfkant-Heinsberg) vielfach. Von der fast zwei Jahre währenden
Diskussion rund um dieses Thema blieb von den vielen Ängsten und Sorgen, die bei den
Bürgern rund um den Neubau mit diesem Projekt entstanden waren, die einer möglichen
Geruchsbelästigung übrig.
Nachbarheide ist rund 1000 Meter entfernt. Unterbrochen von einem Verpackungs- und
Sortierraum für die Eier, ist die Halle 240 Meter lang und durchgehend 24 Meter breit. Der
Boden, auf dem die Hühner laufen können, wird mit Sägespänen ausgestreut; die
Volierenanlage bietet den Tieren auf drei Etagen oben ein Legenest, darunter Futter- und
Wasserversorgung.
Die Tiere sind 17 bis 18 Wochen alt, wenn sie in den Stall kommen und beginnen ein bis zwei
Wochen später mit dem Eierlegen. Rund 13 Monate verbleiben die Hennen in Nachbarheide.
Leon und Herwin Lichtenberg erwarten in Spitzenzeiten von 96 Prozent der Tiere Eier. Im
Durchschnitt sind das rund 75.000 Eier pro Tag.
Nur drei bis vier Mitarbeiter sorgen, unterstützt von einem Roboter, dafür, dass die mehr oder
weniger vollautomatische Anlage läuft und die Eier unsortiert verpackt, verladen und rund
zweimal die Woche abgefahren werden. Lieferadresse ist ein Großhändler in Ahaus. Warum
der deutsche Standort, wenn die Familie Lichtenberg doch in der nahe niederländischen
Heimat Koningsbosch schon Betriebe hat?
«Die Kunden wollen das 'DE' als Kennzeichnung auf den Eiern sehen», erläutert Leon
Lichtenberg. 220 Eier isst der Deutsche durchschnittlich pro Jahr, erläutert der
Geschäftsführer. «Aber nur 70 Prozent ihres eigenen Bedarfs wird im Land gedeckt.» Und am
liebsten greift man hier zu Lande zu 'DE'-gekennzeichneten Eiern aus Bodenhaltung «Ausländer» haben es da schwer.
Auf dem Dach des Legehennenstalls sorgen 3500 Solarmodule dafür, dass das Doppelte von
dem Energiebedarf der Anlage von der Sonne erzeugt wird. Eine halbe Million
Kilowattstunden Storm werden pro Jahr erwartet. Der Hühnerkot wird getrocknet und einmal
pro Woche in die nahe Biogasanlage nach Schümm geliefert. Die damit erzeugte Energie
kommt zum Sonnenstrom noch dazu.
«Als vor drei Jahren der Architekt Houben zu mir kam und sagt, dass man auf unserm
Gemeindegebiet einen Stall zur Massentierhaltung bauen wolle, bat ich ihn, dass doch im
Selfkant zu tun», eröffnete Gangelts Bürgermeister Bernhard Tholen vor vielen hundert
Besuchern, die der Einladung zur Eröffnung gefolgt waren.
Die Planungsphase sei nicht einfach gewesen, und es habe Diskussionen im Rat und in der
Bevölkerung gegeben. Bernhard Tholen erinnerte an die Standortdiskussion (Nachbarheide
oder Birgden) und an die Angst einiger, dass in diesem Betrieb auch Puten, Schweine oder gar
Kühe in großer Zahl gehalten werden könnten. «Aber es wurde Vertrauen aufgebaut, und am
Ende bin ich mir sicher, dass die Emissionen dieser Anlage Nachbarheide nicht erreichen
werden.»
Agrarheute
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Betriebsführung » Recht » KlagerechtUmweltverbände ]
Freitag, 13.05.2011
Recht | 13.05.2011
EuGH stärkt Klagerecht von Umweltorganisationen
Luxemburg - Der Europäische Gerichtshof hat das Klagerecht von Umweltverbänden
gestärkt. Sie müssen grundsätzlich vor Gericht ziehen dürfen, wenn Projekte Auswirkungen
auf Mensch, Tier und Natur haben.
In Deutschland durften bisher nur direkt Betroffene klagen. Hintergrund des Grundsatzurteils
ist die Klage des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND) gegen das geplante Trianel-Steinkohlenkraftwerk in
Lünen.
Deutschland muss seine Vorschriften jetzt entsprechend anpassen (Rechtssache C-115/09).
Solange dies nicht geschehen ist, können sich die Verbände laut dem Urteil direkt auf
entsprechende europäische Richtlinien berufen.
BUND-Vorsitzende Klaus Brunsmeier: "Umweltverbände in Deutschland und überall in
Europa können künftig die umfassende gerichtliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit
umweltrelevanter Bauvorhaben und Industrieanlagen erwirken."
Auswirkungen auf geplante Kohlekraftwerke
Ganz konkrete Auswirkungen habe das EuGH-Urteil aktuell vor allem auf die BUND-Klagen
gegen die geplanten Kohlekraftwerke in Lünen und Datteln in Nordrhein-Westfalen. Derzeit
werden beide Kraftwerke wegen der laufenden Klagen von den Betreibern auf eigenes Risiko
gebaut. Setzt sich der BUND in den weiteren Verfahren durch, müssten die milliardenteuren
Bauten wieder abgerissen werden.
Auswirkungen auf Schweine- und Hühnermastanlage
Auswirkungen hat das Klagerecht auch auf den Bau von industriellen Tierhaltungsanlagen.
Gegen solche Großvorhaben können Umweltverbände ab sofort wesentlich leichter klagen.
"Im Widerstand gegen umweltfeindliche industrielle Tierhaltungsanlagen haben wir nun
deutlich bessere Karten", sagte Arndt Müller, Naturschutzexperte des Landesverbands.
Der BUND in Mecklenburg-Vorpommern sehe die Politik und die Verwaltungen nun in der
Pficht, für rechtswidrig erkannte Vorhaben wie den vorzeitigen Baubeginn für die
Schweinemastanlage in Alt Tellin (Landkreis Demmin) und die Hühnermastanlage Klein
Daberkow (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) zu stoppen. Rechtsanwältin Ines Zenke von der
Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) bezeichnete das Urteil als Revolution des deutschen
Verwaltungsrechts. "War es bisher so, dass nur Rechtsverstöße gerügt werden konnten, die
auch dem Schutz einzelner dienten, so gilt nun der 'objektive Umweltschutz'", erklärte Zenke
gegenüber Dow Jones weiter.
pd/isn/ez
Norddeutsche Neueste Nachrichten
Tauziehen in Loiz um Hühnerfarm
10. Mai 2011 | 22:02 Uhr | von Michael Beitien
Ein Stock im Weizenfeld bei Loiz. Hier soll die Legehennenfarm für fast 40 000 Tiere gebaut
werden. Michael Beitien
LOIZ - Mitten aus einem Weizenschlag unweit der B 104 zwischen Witzin und Loiz ragen
weiße Stöcke heraus. Sei stehen als erstes äußeres Zeichen für ein im Ort umstrittenes
Bauprojekt: eine Legehennenfarm für 39 990 Tiere in Freihaltung. Für sie sollen zwei 90 mal
25 Meter große Ställe gebaut werden mit einer Auslauffläche von 16 Hektar. Der Loizer
Landwirt Torsten Redmann will hier bauen. Eine Bürgerinitiative (BI) will das verhindern.
"Der wichtigste Grund ist, dass wir uns ein zweites Standbein schaffen wollen", erklärte
Redmann. Seit 20 Jahren betreibt die Familie Ackerbau. Der Landwirt spricht von den
Risiken: durch das Wetter, durch die Politik und auch dadurch, dass landwirtschaftliche
Produkte zum Spielball an der Börse geworden sind. "Wir haben lange überlegt: Wo
bekommen wir noch einen Fuß in die Tür?", so der Loizer. Gelungen sei es bei Legehennen.
Für die Eier gibt es große Abnehmer. Damit sei man auch nicht mehr von den
Düngelmittelpreisen abhängig. Denn der Trockenkot der Hühner soll als Dung auf den
Redmannschen Feldern zum Einsatz kommen.
Anfang des Jahres hatte der Landwirt seine Nachbarn in Loiz über sein Legehennenprojekt
informiert, für das derzeit der Bauantrag vorbereitet wird. Seitdem formt sich der Widerstand.
Bis auf zwei Familien in Loiz haben alle Anwohner eine Unterschriftensammlung gegen die
Hennenfarm unterstützt. Jetzt hat die "Bürgerinitiative für eine gesunde Zukunft im Naturpark
Sternberger Seenland", die weiter im Gespräch mit dem Investor ist, ihr Wirkungsfeld auf
Witzin ausgedehnt. "Sie sind auch betroffen", steht auf Flyern, die an die Haushalte verteilt
wurden. Die Hauptwindrichtung von der geplanten Farm führe Richtung Witzin.
Unterschriftenlisten liegen aus. Die Bürgerinitiative will sowohl über das Projekt als auch
über Risiken aufklären. Bei der Errichtung einer Anlage mit weniger als 40 000 Hennen gilt
ein vereinfachtes Bauverfahren, bei dem die Bürger nicht angehört werden, erklären BIMitglieder.
"Wir erwarten, dass sich die Gemeindevertreter intensiv damit auseinander setzen", sagt
Lydia Steuber von der Bürgerinitiative. Denn im Genehmigungsverfahren ist das sogenannte
gemeindliche Einvernehmen gefragt. Lydia Steu ber ist übrigens genau wie Torsten Redmann
Mitglied im Dorfparlament und leitet sogar den Bauausschuss der Gemeinde.
BI-Mitglieder sind mittlerweile durch das Land gefahren, haben sich andere Orte mit
Legehennenfarmen angeschaut, dort mit Bürgermeistern und Gemeindevertretern gesprochen.
Der Loizer Kai Wolf sagt zum Vorhaben in seinem Dorf: "Das passt nicht auf die grüne
Wiese im Naturpark Sternberger Seenland." Man sei nicht generell gegen Viehwirtschaft,
erklärt Lydia Steuber. Aber nicht in dieser Größenordnung. "Wenn einmal eine Stallanlage
steht, ist für die Erweiterung der Grundstein gelegt", weiß Steuber aus einem Dorf bei Röbel.
Landwirt Redmann sagt: "Wir wollen diese eine Anlage bauen."
In dem in der Gemeinde verteilten Flyer stellt die Bürgerinitiative Ergebnisse ihrer
Recherchen vor: Intensive Tierhaltungsanlagen bergen große ökologische Gefahren für Natur
und Mensch. Die Luft werde sich verändern, Keime, Pilze und Viren sich ausbreiten, wird in
dem Flyer beschrieben. Die Gegner der Anlage sind in Sorge, dass ihre Grundstücke durch
die benachbarte Massentierhaltung bis zu 40 Prozent an Wert verlieren. Sie sehen die Gefahr,
dass Rückstände aus Futtermitteln, Bodenstreu, Antibiotika und Tierkadaver in den Boden
gelangen und die massive Kotbelastung im Stallbereich zu einem hohen Stickstoffeintrag
führe. Auch um die Geruchsbelastung und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen machen sich die
Anwohner Sorgen.
In der Bauphase sei mit stärkerem Verkehr zu rechnen, so Torsten Redmann. Wenn die
Eierproduktion läuft, würden drei Laster pro Woche zur Anlage unterwegs sein. Der Investor
sagt, dass die Stallluft gefiltert wird, und verweist drauf, dass es schon viele solcher Anlagen
in Deutschland gibt. Für alles gebe es gesetzliche Vorschriften, auch für Abstände, Zu- und
Abluft. "Das wird alles geprüft", so Redmann. "Wenn wir alles einhalten, werden wir bauen,
weil wir die Notwendigkeit als Familienbetrieb sehen."
SVZ
Dicke Luft in Scharbow
14. Mai 2011 | 15:52 Uhr | von Katharina Hennes
Bald Alltag in Scharbow? Landwirt Ingo Fischer plant nahe der Autobahn eine
Hühnermastanlage mit mehr als 126000 Tieren.
Drei Ställe je 1800 Quadratmeter für jeweils 42 000 Hähnchen. Das macht knapp 24 Tiere auf
einen Quadratmeter. Allein die nackten Zahlen versetzen die Scharbower in Unruhe. Macht
der ortsansässige Landwirt In go Fischer seine Pläne von der Hähnchenmastanlage an der A
24 wahr, dann werden demnächst in dem Hagenower Ortsteil 126 000 Hähnchen gemästet,
die täglich 3,5 Tonnen Kot produzieren. Ein Horrorszenario für viele Anwohner. "Ich bin kein
Biofanatiker und kein Vegetarier. Aber was hier geplant wird, ist reine Tierquälerei und
gefährdet letzten Endes auch unsere Gesundheit", sagt Thomas Schugg. Er wohnt zwei
Häuser neben dem Landwirt Ingo Fischer. "Wir sind hierhergezogen wegen der sauberen
Landluft und jetzt muss ich mir von Professoren und dem BUND sagen lassen, dass ich die
Kirschen und Kräuter aus meinem Garten nicht mehr ohne Bedenken essen kann?"
Staubrückstände aus Hähnchenmaststätten bestehen aus Endotoxinen, Ammoniak und
Antibiotikarückständen, Pilzen und Bakterien. Das erfahren die etwa 60 interessierten
Scharbower auf dem Infoabend der Bürgerinitiative von Corinna Cwielag, der
Geschäftsführerin des BUND. Für das erhöhte Gesundheitsrisiko der Anwohner von
Geflügelmastanlagen gäbe es zahlreiche Studien. Sie rät den Scharbowern, ein medizinisches
Fachgutachten erstellen zu lassen und jede Chance zu ergreifen, die Anlage zu verhindern.
Laut Cwielag betreut der BUND parallel zwanzig derartige Geflügelmast-Pläne. In MV
herrsche geradezu ein "Hähnchenboom". Bei zwei Anlagen in Mecklenburg aber hätten die
Investoren ihre Pläne wegen des massiven Widerstandes in den Orten zurückgezogen.
Der Scharbower Landwirt lässt sich von der Bürgerinitiative nicht beirren. "Wir sind zurzeit
in den Planungsvorbereitungen für den Antrag zur Umweltverträglichkeitsprüfung laut
Bundesimmissionsschutzgesetz", sagt er. Dieses Bauvorhaben werde allen gesetzlichen
Vorgaben entsprechen. Eigentlich wollte Fischer zu dem Infoabend der Bürgerinitiative
kommen. Aber dann habe er gelesen, dass er nicht eingeladen sei und kam nicht. "Ich möchte,
dass wir vernünftig Argumente austauschen und in einem sachlichen Rahmen Fragen
beantworten." Dazu wird es am 28. Mai um 11 Uhr eine Einwohnerversammlung auf dem
Scharbower Fußballplatz geben. Mit dabei sind neben dem Investor Fischer, auch der Planer
und Hagenows Bürgermeisterin.
Salzgitter Zeitung
Nachrichten / Salzgitter
Linke, Grüne und SPD fordern hohe Hürden für die Hähnchenmast
Von Ingo Kugenbuch
Der Rat soll die Landwirte in Salzgitter auffordern, auf den Bau "industrieller
Tierproduktionsstätten" zu verzichten. Das hat der Umweltausschuss des Rates mit der
Mehrheit von SPD und LAS/Grünen beschlossen.
Außerdem verlangt der entsprechende Antrag von LAS/Grünen, dass die Verwaltung bei der
Genehmigung solcher Mastanlagen den rechtlichen Rahmen voll ausschöpft – soll heißen:
Landwirte, die einen Mastbetrieb bauen wollen, sollen möglichst hohe Hürden für die
Genehmigung überwinden müssen.
Dritter Punkt: Der Rat solle "die Niedersächsische Landesregierung und die Bundesregierung
auffordern, die gesetzlichen Bestimmungen im Planungs- und Tierschutzrecht dahingehend zu
ändern, dass ein Stallbauboom wie im Emsland verhindert werden kann und die Tiere
artgerecht gehalten werden müssen". Hintergrund sind nicht nur die Mastanlagen, die derzeit
rund um die Stadt entstehen. Es geht auch das Gerücht, dass ein Stall in Salzgitter gebaut
werden soll.
Bernd Waldmann, Leiter des städtischen Fachdienstes Stadtplanung, Umwelt und Baurecht,
machte klar, dass die Verwaltung die geforderte strenge Prüfung von Bauanträgen für
Mastanlagen ohnehin plane. "Wir haben auch für die Anlage in Alvesse vom Landkreis Peine
ein Brandschutz- und ein Keimgutachten gefordert", so Waldmann. Der Rat könne keine
Satzung beschließen, die gegen übergeordnetes Recht verstößt, weil dadurch Ansprüche auf
Schadensersatz entstehen könnten. Aber eine strenge Prüfung – das sei in Ordnung.
Freitag, 13.05.2011
WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN
„Klares Signal verweigert“
Blick auf den für den Durchgangsverkehr abgeriegelten Hof Vincke. Bis Juli wollen
Kommunalpolitiker und Gemeinde in Gesprächen klären, ob ein Alternativstandort für die
geplante Hähnchenmast-Anlage gefunden werden kann. Foto:
(Meyer)
Everswinkel - Im Nachgang zur Ratssitzung am 12. April hat sich die SPD-Fraktion noch
einmal mit der Entscheidung zur gewerblichen Tiermast in Alverskirchen beschäftigt. Anders
als die Mehrheit im Rat hatte die SPD mit einem Aufstellungsbeschluss für einen
Bebauungsplan die geplante Hähnchen-Mastanlage für 160 000 Tiere verhindern wollen.
„Wenn diese Anlage so gebaut wird, ist eine Vielzahl ernstzunehmender und massiver
Beeinträchtigungen der Wohn- und Lebensqualität der Anwohner zu befürchten“, heißt es in
einer Pressemitteilung der SPD-Fraktion.
Hierzu würden neben der Geruchsbelästigung vor allem die Verbreitung von Pilzen, Viren
und Bakterien zählen. „Durch so genannte Biotoxine entsteht eine erhebliche Gefahr für die
Entwicklung beziehungsweise Verstärkung von Atemwegserkrankungen insbesondere für
chronisch Kranke“, habe SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann in der Fraktionssitzung
seiner Sorge Ausdruck verliehen.
Der in der Intensivtierhaltung rasant gestiegene Verbrauch von Antibiotika habe zur Bildung
einer Vielzahl von resistenten Bakterien geführt. Etwa 25 Prozent der Masthähnchen seien
heute Träger solcher Bakterien. Diese Keime würden sich je nach Windrichtung und
Windgeschwindigkeit mehr als 500 Meter außerhalb des Maststalles verbreiten können,
mahnt die SPD. Hinzu kämen die ständigen Transporte der Masttiere, die bereits nach vier
Wochen schlachtreif seien und jedes Mal in rund 18 Lkw abtransportiert werden müssten.
Auch Kot und Abfälle von 160 000 Tieren, die ebenfalls die bereits erwähnten Pilze, Viren,
Bakterien und Biotoxine enthielten, müssten alle vier bis fünf Wochen durch Transporte
entsorgt werden. „Bei all diesen Fahrten werden die Keime entlang der Straßen verteilt, und
diese Wege führen mitten durch Alverskirchen oder Everswinkel“, fasste Fraktionschef
Wolfram Kötting die Problematik zusammen.
„Mit dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan hätte ein deutliches Signal zur
Verhinderung eines solchen Betriebes gesetzt werden könne“, betont die SPD-Fraktion. Die
komplette CDU-Fraktion sowie Burchard Schlüter (FDP) und Frank Winkler (Grüne) hätten
sich dem jedoch verweigert. Die jetzt vereinbarten Gespräche sieht die SPD eher skeptisch.
„Der Landwirt kennt bereits seit Monaten die Diskussion, macht aber keinerlei alternative
Vorschläge“, wunderte sich SPD-Fraktionsmitglied Alfred Wolk und stellte die Frage: „Was
soll denn bei solchen Gesprächen herauskommen, wenn sich doch bereits vorher alle Politiker
einig sind, eine gewerbliche Tiermast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung verhindern
zu wollen?“ Bei diesem Thema seien Grundsatzentscheidungen und keine
„Einzelfallgespräche“ angezeigt, ansonsten schaffe man nur Präzedenzfälle und dies könne
dann später noch zu juristischen Problemen führen. „Wir sind von den Bürgern in den Rat
gewählt worden, um Zukunftsentscheidungen für die Lebensqualität in unserer Kommune zu
treffen. Diese Chance haben die CDU-Fraktion und die Abweichler von FDP und Grüne
leider vertan“, lautet das Fazit der SPD-Fraktion.
30 · 04 · 11
EMDER ZEITUNG
Politik schiebt Stallpläne auf die lange Bank
Emden. Die Emder Ratsmitglieder befinden sich in einer Zwickmühle. Sie haben mit einer
Resolution der Ansiedlung von großen Tieraufzucht- und Tierhaltungsanlagen eine Absage
erteilt. Doch die jetzt von der Verwaltung geplante Steuerung von IntensivtierhaltungsAnlagen schließt solche Ansiedlungen nicht aus, sie stoppt sie nur für einen Zeitrum von
maximal vier Jahren. Davon betroffen ist nun der Wybelsumer Landwirt Gerhard Odinga.
Seinen Antrag nach dem Bundesimmissionschutz-Gesetz stellte der
Stadtentwicklungsausschuss (gegen die Stimmen der CDU) zurück.
Einen anderen Weg, um Massentierhaltung zumindest lenken zu können, gibt es nicht,
machten Stadtbaurat Andreas Docter und Stadtplaner Lars Kolk am Donnerstag im Ausschuss
deutlich. ”Es wird keine Nullplanung geben. Das muss dem Rat klar sein”, sagte Docter. Wie
berichtet schlägt die Verwaltung vor, zunächst ein städtebauliches Gesamtkonzept
(Bebauungspläne) zu erstellen. In diesem Konzept wird detailliert festgelegt, wo in Emden
künftig Intensiv-Tierhaltung, die es hier bisher noch nicht gibt, betrieben werden darf. So
lange dieses Konzept nicht steht, werden entsprechende Anträge, wie die von Gerhard Odinga
zum Bau von Junghennenaufzuchtanlagen für 85 000 Tiere in Wybelsum, zurückgestellt.
Vom Tisch sind solche Anträge damit allerdings nicht.
Ziel ist es, für die Zukunft festzuschreiben, wo in Emden Standorte zum Beispiel für
Geflügelaufzuchtanlagen stehen können. Dabei werden unterschiedliche Aspekte unter die
Lupe genommen, wie Lars Kolk ausführte. So kann die Stadt weitergehende Abstände zu
Siedlungen festschreiben, bezieht die Nähe von Landschafts- und Naturschutzgebieten in ihre
Überlegungen ein und prüft, wo bestimmte Bereiche aus erschließungstechnischen Gründen
von vornherein abgelehnt werden können. ”Es geht darum: Was ist möglich, in welcher
Größenordnung, bei welcher Tierart”, sagte Kolk. Für bestehende Betrieb gelte ein
weitreichender Bestandsschutz.
Das städtebauliche Gesamtkonzept zur Massentierhaltung gibt es nicht zum Nulltarif. Lars
Kolk stellte klar, dass die Kosten, insbesondere für Gutachten, bei 100- bis 150 000 Euro
liegen werden.
Keine Vertagung
Im Ausschuss zeigte sich erneut die Kluft zwischen den Gegnern und Befürwortern von
Odingas Vorhaben. Während SPD und Grüne sich für das von der Verwaltung
vorgeschlagene Konzept aussprachen, stimmten die CDU-Vertreter Herbert Buisker (selbst
Landwirt) und Reinhard Hegewald gegen die Vorlagen. Die FDP - Hillgriet Eilers und Erich
Bolinius - enthielt sich in der Abstimmung zu den Bebauungsplänen, obwohl die Fraktion
zusammen mit SPD, Grünen und Linken der Resolution zugestimmt hatte.
Bolinius und Eilers begründeten ihre Zurückhaltung damit, dass es noch ”Beratungsbedarf”
gebe. Die Frist sei zu kurz gewesen, was Andreas Docter zurückwies: ”Wir habe das früh auf
den Weg gebracht.” Der Antrag der FDP, diesen Tagesordnungspunkt erst in der nächsten
Ausschusssitzung zu behandeln, wurde mit fünf zu vier Stimmen abgelehnt. Bolinius reagierte
sichtlich verstimmt: ”Die SPD entscheidet wieder.” Die Abstimmung über die
Bebauungspläne zur Steuerung von Tierhaltungsanlagen im West- und Ostteil der Stadt
erfolgte auf Antrag der CDU namentlich. Grünen Ratsherr Dieter Stolz und die vier
verbliebenen SPD-Vertreter (Johann Südhoff war vorzeitig gegangen und Marianne
Pohlmann fehlte aus Krankheitsgründen) stimmten dafür, die CDU dagegen und die FDP
enthielt sich. Endgültig grünes Licht muss der Verwaltungsausschuss am Montag geben.
Gegen die Zurückstellung von Odingas Bauantrag stimmte nur die CDU. Da war die FDP
wieder mit SPD und Grünen in einem Boot.
”Klare Regelung”
Andreas Docter betonte, dass man jetzt eine Entscheidung treffen müsse. Andernfalls laufe
die Frist für den Antrag von Gerhard Odinga ab und die Stadt habe dann keine Möglichkeit
mehr, lenkend einzugreifen. ”Wenn der Ausschuss das heute nicht beschließt, geht der Antrag
seinen Gang.” Bolinius wollte die genauen Termine von der Verwaltung wissen, die diese
aber im Ausschuss nicht mitteilte. Docter pochte auf die Dringlichkeit eines Beschlusses.
Eine zusätzliche Facette erhielt die komplizierte Materie durch den Vorschlag des
Landwirtschaftlichen Hauptvereins, des Instrument der sogenannten Konzentrationsplanung
anzuwenden. Das hätte aber laut Docter zur Folge, dass auf solchen Konzentrationsflächen
industrielle Tierbetriebe siedeln könnten, die keine eigenen Futtergrundlagen am Hof haben.
Zusätzlich wären dann aber immer noch jene (Familien-)Betriebe möglich, die (wie Odinga)
über eigene Futtergrundlagen verfügen und nach dem Baugesetzbuch privilegiert sind.
Kreislandwirt Jannes de Boer mutmaßte, dass die Stadt bei ihren Plänen darauf setze, dass
Landwirt Odinga ”keine Lust mehr” habe, seine Pläne zu realisieren. Er verwies auf die ”klare
Regelung” im Baugesetzbuch. Herbert Buisker kritisierte, dass die Verwaltung die
Verantwortung auf den Rat abschiebe. Außerdem betonte er: ”Eine Veränderungssperre
verhindert nichts.” Aus seiner Sicht ist das Vorgehen der Stadt ”höchst problematisch.”
Bernd Bornemann untermauerte für die SPD noch einmal: ”Intensivtierhaltung lehnen wir ab.
Emden ist als Standort dafür ungeeignet.” Für die Grünen erklärte Dieter Stolz mit Blick auf
die Resolution: ”Die Verwaltung handelt im Sinne des Rates.” An Buisker und seine
Berufskollegen gerichtet meinte SPD-Mann Johann Wessels: ”Durch die Riesenbetriebe
entsteht doch nur ein weiterer Preisverfall. Und dann seid Ihr die Gelackmeierten.”
Auch das Verbraucherverhalten floss in die intensiv geführte Diskussion ein. Jannes de Boer:
”Holen sich alle, die der Verwaltungsvorlage zustimmen, ihr Hähnchenfleisch am Ökohof? Es
gibt einiges am Kaufverhalten zu hinterfragen.”
Positiv reagierte am Freitag die Bürgerinitiative (BI) Emden: ”Wir sind erfreut über den
eingeschlagenen Weg. Dass es innerhalb von zwei Monaten so ein Ergebnis gibt, bestätigt
unser Engagement in dieser Sache”, heißt es in einer Pressemitteilung. Man werde aber weiter
über die Gefahren solcher Anlagen, wie sie in Wybelsum geplant sind, aufklären.
H Für den 29. Juni plant die BI Emden einen Infoabend im VHS-Forum.
Veröffentlicht am 14.05.2011.
Hamburger Abendblatt
12. Mai 2011, 06:00 Uhr
Gutachter soll Weg bei Hähnchenmast weisen
Alice Friedrich
Fachmann soll Fragen zu Lärm- und Geruchsbelästigung in Jersbek klären
Jersbek. Die Jersbeker Ortspolitiker gehen ebenso offensiv wie besonnen mit dem Vorhaben
von Landwirt Hans-Joachim Kratzmann um, der auf seiner Ackerfläche südlich der Straße
Langereihe einen Hähnchenmaststall bauen möchte. "Wir wollen allen Interessen gerecht
werden", sagt Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wähler-Gemeinschaft, UWG). An
einer "emotional überfrachteten Diskussion" sei niemandem gelegen. Die Gemeinde hat daher
ein eigenes Emissionsgutachten in Auftrag gegeben. Bei der Gemeinderatssitzung am 30. Mai
soll es den Bürgern vorgestellt werden.
Hans-Jürgen Kratzmann möchte eine 90 mal 20 Meter große Anlage mit einer Kapazität von
39 800 Mastplätzen errichten. Den Antrag hat er beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt
und ländliche Räume (LLUR) eingereicht. Das Antragsverfahren unterliegt wegen der Zahl
der Mastplätze dem Emissionsschutzrecht. Das LLUR hat der Gemeinde nun ein
Emissionsgutachten vorgelegt, das in der vorigen Woche von Prof. Jörg Oldenburg erläutert
wurde.
Vorbelastung der Luft durch einen Schweinestall in der Nähe ist zu klären
"Wir haben den ausgewiesenen Experten zu Rate gezogen, weil wir Gemeindevertreter Laien
sind", sagt Bürgermeister Sczech. "Professor Oldenburg sollte uns erklären, ob das Gutachten
in Ordnung ist oder eventueller Nachbesserungen bedarf." Der Experte sei laut Sczech zu dem
Schluss gekommen, dass das Gutachten grundsätzlich alle Aspekte, aber nicht die
tatsächlichen Gegebenheiten berücksichtigt hat.
Jörg Oldenburg habe montiert, dass das Raster für die Berechnung zu groß gewählt sei und
dass die Vorbelastung der Luft durch den benachbarten Schweinestall nicht gebührend
eingeordnet worden sei. "Auch die geplante Mistplatte fehlt bei der Betrachtung", sagt der
Bürgermeister. Diese Aspekte werde der Experte nun noch einmal genauer in Augenschein
nehmen.
Erstmalig war das Vorhaben des Landwirts im vorigen Herbst vorgestellt worden. Die
Gemeindevertreter hatten sich damals juristischen Beistand geholt. Von Anfang an wollten sie
das Thema sachlich und vor allem transparent angehen. Daran ist auch Antragsteller HansJoachim Kratzmann viel gelegen.
Er gab bereits damals bei der Gemeinderatssitzung bereitwillig Auskunft über Umfang und
Stand seiner Planungen. "Die Hähnchen werden auf Stroh gehalten. Wir rechnen mit 60
Lastwagen-Fahrten im Jahr", sagte Kratzmann. Die Hähnchenmast soll ein zweites Standbein
werden und die Existenz zweier Familien sichern. Hans-Jürgen Kratzmann hat vorige Woche
noch einmal angeboten, Fragen gerne auch im persönlichen Gespräch zu beantworten. Einige
Bürger in der Gemeinde sind von dem Vorhaben nicht begeistert. Dennoch sei die Diskussion
in der vorigen Woche ausgesprochen ruhig uns sachlich verlaufen, sagt der Bürgermeister.
Gut 50 Bürger hatten an der Sitzung teilgenommen und ihre Bedenken geäußert: Sorge um
Geruchsbelästigung, Beeinträchtigung der Wohnqualität, Tierschutz.
Ende des Monats will der Professor seine Ergebnisse präsentieren
Für die Gemeindevertreter ist die Situation alles andere als einfach. Bei der Anlage handelt es
sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich. Das heißt: Die Gemeinde hat kein
eigentliches Mitspracherecht. Das machte schon der Fachanwalt aus Kiel im vorigen Herbst
deutlich. Die Gemeindevertreter müssen zwar formal darüber abstimmen, haben aber keine
Möglichkeit, ihre Zustimmung zu verweigern. "Wenn wir ohne fundierte Gründe unser
Einvernehmen versagen, handeln wir rechtswidrig", sagt Herbert Sczech. Mehr noch: Sie
machen sich schadenersatzpflichtig.
Die Ortspolitiker werden jeder für sich abwägen müssen. Noch haben sie nicht entschieden,
weder für noch gegen das Vorhaben. Sie warten nun auf die Ergebnisse, die Jörg Oldenburg
Ende Mai vorstellen wird.
Herbert Sczech legt Wert darauf, das Verfahren weiterhin mit "der größtmöglichen
Transparenz" voranzutreiben. "Wir haben ein Rechtsgutachten öffentlich gemacht, das uns
gezeigt hat, wo wir als Gemeinde stehen. Wir haben jetzt ein eigenes Emissionsgutachten in
Auftrag gegeben. Und auch der Antragsteller spielt mit offenen Karten." Er hofft, mit diesem
Vorgehen allen Seiten gerecht zu werden und alle Bürger mitzunehmen.
Sächsische Zeitung
Freitag, 13. Mai 2011
Berthelsdorf wehrt sich gegen Hühnerfarm
Von Katarina Lange
Am Ortsrand soll eine Legehennenfarm entstehen. 300.000 Tiere könnten hier
leben. Anwohner sammeln Unterschriften dagegen.
Bis zu 300.000 Legehennen wie diese könnten bald in einer Hühnerfarm am Ortsrand von
Berthelsdorf leben. Der entsprechende Bauantrag liegt derzeit beim Landratsamt. Die
Anwohner wollen den Bau verhindern. Foto: Rainer Weisflog
Ein Großinvestor aus dem Raum Chemnitz will am Ortsrand von Berthelsdorf eine
Legehennenfarm bauen. Auf einem Feld am Valter soll die Anlage entstehen – wenige
Hundert Meter von den Wohnhäusern entfernt. Bis zu 300.000 Hennen sollen dort künftig
leben und Eier legen.
Unter den Einwohnern haben sich diese Pläne bereits herumgesprochen. Bei vielen
Berthelsdorfern stößt die Hühnerfarm auf Gegenwind. Eine von ihnen ist Brigitte Zopf. Ihr ist
nicht ganz wohl dabei, wenn sie an ihre künftigen „Nachbarn“ denkt. Die Berthelsdorferin
und weitere Anwohner haben sich deshalb zusammen getan, um gegen die Pläne vorzugehen.
Sie befürchten, dass die Lebensqualität in und um Berthelsdorf durch die Hühnerfarm
beeinträchtigt werde.
Landschaft wird verschandelt
„So einen Großstall tolerieren wir auf keinen Fall“, sagt Brigitte Zopf. Die Anlage würde den
Ort und die Anwohner belasten. Die Anwohner befürchten Keime und vor allem strengen
Geruch. „Berthelsdorf liegt in einem Tal. Der Geruch zieht so ganz automatisch zu uns“, sagt
sie. Außerdem stelle der Bau einen Einschnitt in die Landschaft dar. Im Außenbereich sollen
Freigehege für die Tiere entstehen. Laut Informationen der Berthelsdorfer soll jedes Huhn im
Außenbereich vier Quadratmeter Land zur Verfügung bekommen. Dafür müssten etliche
Zäune aufgestellt werden, die die Landschaft verschandeln würden. „Unser schönes
Hohwaldgebiet, das ein Naherholungsgebiet ist, wird durch die Anlage gestört“, äußert
Brigitte Zopf in der Sitzung des technischen Ausschusses in Neustadt, wo das Thema zum
ersten Mal öffentlich diskutiert wurde.
Die Stadt beschäftigt sich mit diesem Thema bereits seit knapp zwei Jahren, wie
Bürgermeister Manfred Elsner (FDP) bestätigt. Der Investor würde in etlichen Kommunen in
Ostsachsen nach geeigneten Standorten für Großställe suchen. Auch Langburkersdorf ist im
Gespräch. Dort sollte die Legehennenfarm ebenfalls gebaut werden.
„Wir müssen die Frage klären, ob es eine Chance ist, auf diese Weise Flächen zu
vermarkten“, sagt Elsner. Auf der einen Seite wolle man Landwirtschaft. Auf der anderen
Seite müsse man prüfen, ob sich dadurch Belästigungen ergeben. Der Investor hätte
zumindest einen „guten Eindruck“ hinterlassen.
Darauf will sich Elsner jedoch nicht allein verlassen. Der Ratschef wird sich mit anderen
Kommunen kurzschließen, in denen solche Hühnerfarmen stehen. „Ich habe bereits mit
Städten gesprochen, in denen es eine positive Resonanz gibt“, sagt Elsner. Die Berthelsdorfer
haben ebenfalls schon Kontakte zu betroffenen Kommunen geknüpft. Viele würden den
befürchteten Geruch bestätigen. Auch von einer lästigen Fliegenplage ist die Rede. Eine
Gemeinde hätte sich sogar eine Art Bürgerkrieg mit dem Hühnerfarmbesitzer geliefert.
Auf den gestellten Bauantrag des Investors habe die Stadt am Ende nur wenig Einfluss, sagt
Elsner. Die Verantwortung liege beim Landratsamt. Die zuständige Boden- und
Immissionsschutzbehörde müsse den Antrag bearbeiten. Im Vorfeld würden Gutachten in
Auftrag gegeben. Wenn diese in Ordnung seien, sei das Landratsamt verpflichtet, dem Bau
zuzustimmen.
222 Unterschriften gesammelt
Die Berthelsdorfer wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie haben zwar nichts gegen
Hühnerfarmen. Aber diese läge zu nah an ihren Häusern. Die Einwohner haben deshalb eine
Unterschriftenaktion gestartet. Auf insgesamt neun Listen hätten sich bisher 222 Anwohner
gegen den Bau der Legehennenfarm ausgesprochen. Diese Stellungnahme soll nun dem
Landratsamt übergeben werden. Die Berthelsdorfer hoffen, damit die Hühnerfarm verhindern
zu können.
KREISZEITUNG
Bäuerliche Landwirtschaft warnt / Im Südkreis: Gegensteuern mit „Baufenstern“
„Dem Landkreis droht Agrarfabriken-Invasion“
14.05.11|Landkreis Diepholz
Landkreis - Von Anke SeidelVor einer „drohenden Invasion“ weiterer Agrarfabriken im
Landkreis Diepholz warnt die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft) – und
sieht die Schweinehaltung schon bald in der Hand agrarindustrieller Konzerne. Fakt ist: In nur
15 Jahren ist die Zahl der Schweinehalter im Landkreis Diepholz von 2529 auf 830 gesunken.
Das belegen statistische Daten der Landwirtschaftskammer. Standen 1995 noch
durchschnittlich 160 Mastschweine in einem Betrieb, so sind es heute 570, also fast vier mal
so viele. Mehr als halbiert hat sich die Zahl der kleinen, bodenständigen Höfe:
Bewirtschafteten 1995 noch 1959 Landwirte bis zu 20 Hektar, so sind es heute nur noch 899.
Fast verdreifacht hat sich dagegen die Zahl der Höfe mit mehr als 100 Hektar. Sie stieg von
186 auf 427.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft beobachtet diese Entwicklung mit großer
Sorge. Sie gehe zu Lasten mittelständischer Betriebe, deshalb sei „Widerstand angesagt!“
Heftige Kritik übt die AbL am Landvolk Grafschaft Die holz, dass die „Milchfabrik“ in
Barver, sprich den Bau eines Stalles für 3 200 Kühe, noch unterstütze. Ganz zu schweigen
davon, dass zusätzlich zu den jetzt 3,25 Millionen Masthühnerplätzen weitere 900 000 in
Schwarme, Brockum, Varrel, Scholen, Eydelstedt, Süstedt, Barnstorf und Bassum kämen;
dazu noch mindestens 140 000 Legehennenplätze und 30 000 Putenplätze. Argrarindustrielle
Konzerne hätten bereits zusätzliche 50 000 Schweinemastplätze geschaffen. AbL-Sprecher
Eckehard Niemann nennt beispielsweise die gr.Austing-Gruppe aus Damme mit 9 000
Mastplätzen in Lembruch, Wagenfeld und Varrel. In Drentwede habe die Porc GmbH einen
Stall mit 1 800 Sauenplätzen gebaut. Der Investor, die EZG Bösel, gehöre mehrheitlich zur
F+W-Holding. Dahinter stehe der Futtermittelkonzern Fleming & Wendeln. Und der
Spargelkonzern Thiermann habe mittlerweile 8 000 Mastschweineplätze in Ströhen,
Dörrieloh und Scharringhausen.
„Dass Futtermittelkonzerne Ställe bauen, würde ich auch gern verhindern“, erklärte
Kreislandwirt Lothar Lampe auf Anfrage dieser Zeitung. „Aber das geht leider nicht“,
verwies Lampe auf die Rechtslage. Der drohenden Invasion setzen Landwirte und Kommunen
„Baufenster“ in Wagenfeld, Rehden, Lemförde, Diepholz und Barnstorf entgegen: „Wir
stimmen im persönlichen Gespräch mit jedem Landwirt seinen Flächenbedarf für die Zukunft
ab.“ Im Schulterschluss mit den Gemeinden würden diese Flächen planerisch gesichert. „Der
Rest wird so beplant, dass kein Bauen im Außenbereich mehr möglich ist“, so Lampe. Auch
wenn die Landwirte damit ein Stück ihrer Privilegierung (Bauen im Außenbereich) abgeben
würden, sei die Zustimmung groß: „In meiner Heimatgemeinde Drentwede haben alle
Landwirte einstimmig beschlossen: Ja, wir wollen das.“
EPD
Kirchenparlament debattiert über Massentierhaltung
Hannover (epd). Die hannoversche Landessynode kommt an diesem Donnerstag in Hannover
zu ihrer dreitägigen Frühjahrstagung zusammen. Dabei wird das evangelische
Kirchenparlament unter anderem über die Massentierhaltung debattieren. Den 75 Mitgliedern
liegt dazu eine Anfrage der St.-Michael-Gemeinde in Wietze bei Celle vor.
Dort wird derzeit ein umstrittener Geflügelschlachtbetrieb gebaut, in dem jährlich bis zu 134
Millionen Tiere geschlachtet werden sollen. Die Gemeinde war aufgefordert, eine
Stellungnahme zu sozialen, tierethischen und ökologischen Fragen abzugeben.
Bei der Tagung wird zudem der neue Landesbischof Ralf Meister seinen ersten Bericht vor
der Synode geben. Meister war im November 2010 von dem Kirchenparlament zum
Nachfolger von Margot Käßmann gewählt worden. Ende März wurde er in Hannover in sein
Amt eingeführt.
Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers zwischen Ostfriesland und Göttingen
umfasst etwa drei Viertel Niedersachsens. Mit knapp drei Millionen Mitgliedern ist sie die
größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Die Synode berät und beschließt die
Gesetze und Haushaltspläne für die Landeskirche.
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
11.5.2011
Seitenpfad:
Homepage / News /
Pastorenmangel und Familienarmut beschäftigen Kirchen in
Niedersachsen
Hannover/Oldenburg (epd). Ein drohender Pastorenmangel, die Situation von Familien in
Armut und die künftige finanzielle Entwicklung haben die evangelischen Kirchenparlamente
in Niedersachsen am Freitag beschäftigt. In Hannover sprach sich der neue hannoversche
Landesbischof Ralf Meister vor der Landessynode dafür aus, an den Schulen verstärkt um
Nachwuchstheologen werben. Spätestens 2017 werde die Versorgung mit Pastoren in einen
Engpass geraten. Zugleich forderte Meister gleiche Chancen von Frauen und Männern in der
Kirche. Von Gerechtigkeit sei die evangelische Kirche hier "noch weit entfernt".
In einer Ethik-Debatte um die Massentierhaltung zeigten sich die 75 Delegierten des
hannoverschen Kirchenparlamentes kritisch gegenüber einem umstrittenen
Geflügelschlachthof, der momentan in Wietze bei Celle gebaut wird. Bei der Nutztierhaltung
müssten das Wohl der Tiere beachtet und bestimmte soziale und umweltethische
Anforderungen erfüllt werden, hieß es. Es sei zweifelhaft, dass in solchen Großanlagen die
Anforderungen erfüllt blieben, sagte die Synodale Bettina Siegmund. In Wietze sollten
jährlich bis zu 134 Millionen Tiere geschlachtet werden.
Bischof Meister appellierte an das Verhalten der Verbraucher. Sie hätten in den vergangenen
Jahren etwa erreicht, dass vermehrt Eier aus Freiland- und Bodenhaltung angeboten würden:
"Damit ist Deutschland führend."
In Goslar rief der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber dazu auf, armen
Familien mehr Vertrauen entgegenzubringen. Eine aktuelle Untersuchung zeige, dass diese
Familien erst zuletzt am Bedarf ihrer Kinder sparten. Sie unternähmen sehr viel, um ihre
Situation zu verbessern. Hindernisse seien oft gesundheitliche Probleme, aber auch
mangelnde Mobilität. Die Braunschweiger Diakonie hatte eine umfangreiche Untersuchung
zur Familienarmut in Auftrag gegeben.
In Rastede bei Oldenburg freute sich die Synode der oldenburgischen Kirche über ein
Haushaltsplus von 4,7 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2010. Davon sollen einmalig 1,6
Millionen Euro an die Kirchengemeinden fließen. Zugleich erhöhte die Synode den Etat für
die Kindergarten- und Kinderkrippenarbeit um eine Million Euro. Die hannoversche
Landeskirche hatte bereits am Donnerstag einen Überschuss von 24,9 Millionen Euro
bekanntgegeben. Die niedersächsischen Kirchen hatten in den vergangenen Jahren
umfangreiche Einsparungen umgesetzt.
Die hannoversche Landeskirche ist mit knapp drei Millionen Mitgliedern in rund 1.400
Gemeinden die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Sie umfasst drei Viertel
Niedersachsens. Zur oldenburgischen Kirche zählen 117 Gemeinden zwischen der
Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören rund 460.000 Mitglieder an.
Zur braunschweigischen Landeskirche zählen 406 Gemeinden mit rund 400.000 Mitgliedern
im Südosten Niedersachsens.
Internet: www.evlka.de, www.kirche-oldenburg.de, www.landeskirche-braunschweig.de
Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen
Aktuelle Berichte, Bilder und Videos von der Landessynode in Hannover:
www.evlka.de/synode/
Bericht zur landwirtschaftlichen Nutztierhaltung
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Bis zu 432.000 Tiere sollen täglich im geplanten Geflügel-Schlachthof in Wietze geschlachtet
werden. Die Kirchengemeinde St. Michael in Wietze bat die Landessynode um eine generelle
Stellungnahme zum Thema Nutztierhaltung, da viele Geflügelmastanlage im Umfeld dieses
größten Schlachthofes in Niedersachsen zu erwarten seien. Die Notwendigkeit und die
Auswirkungen der Anlage werden in der Gemeinde kontrovers diskutiert in der Spannung
zwischen christlichem Lebensbild einerseits und zusätzlichen Arbeitsstellen und preiswertem
Fleisch andererseits.
Dr. Bettina Siegmund aus Leer, Berichterstatterin für den Umwelt- und Bauausschusses der
Landesynode, brachte nun das Aktenstück 86 zu diesem Thema ein, an dem auch der
Ausschuss für Theologie, Kirche und Mission mitgewirkt hat.
Der Ausschuss bezweifelt, dass Großschlachtanlagen dem Tierwohl sowie den sozialen und
unweltethischen Anforderungen gerecht werden können. Das Thema solle weiter diskutiert
und das Aktenstück unter anderem Kirchengemeinden und Synoden, landwirtschaftlichen
Verbänden und dem Landwirtschaftsministerium zur Verfügung gestellt werden, so der
Antrag. Das Aktenstück solle ein gewissenschärfendes, aber nicht bindendes Hilfsmittel zur
Entscheidungsfindung sein.
Bei ihrer Einbringung sagte Siegmund, dass es auch vergleichbare Konflikte in den anderen
Gemeinden der Landeskirche gebe. Es gehe um eine Auslegung des biblischen Auftrages,
„die Erde zu bebauen und zu bewahren“, so die Agraringenieurin. Hier gelte es, ein
Gleichgewicht zwischen Bebauen und Bewahren zu finden, also Versorgung mit
Nahrungsmitteln einerseits und dem Erhalt wirtschaftlicher Grundlagen andererseits.
Siegmund stellte fest, dass der Fleischverzehr in Deutschland in den letzten 60 Jahren sich auf
jetzt 60 Kilogramm pro Person und Jahr verdoppelt habe. Für den Fleischbedarf
Niedersachsens müsse Eiweiß in Form von Soja angebaut werden. Dazu werden 1,25
Millionen Hektar Fläche benötigt, vor allem in Lateinamerika. Das sei die Hälfte der
landwirtschaftlichen Fläche Niedersachsens.
Der Stickstoffüberschuss in Regionen mit hohem Viehbesatz belaste auf Dauer Boden, Luft
und Wasser. Die Welternährungsorganisation nenne die landwirtschaftliche Nutztierhaltung
einen der wichtigsten Verursacher globaler Umweltprobleme.
„Was hat meine Brigitte-Diät mit der Existenz afrikanischer Kleinbauern zu tun?“ fragte
Siegmund. Antwort: Hierzulande wolle man mageres Muskelfleisch, andere Geflügelteile
würden in Westafrika „entsorgt“, also billig verkauft und verdrängen dort nahezu vollständig
die heimische Produktion. „Ein Huhn macht noch kein Ökoproblem“, viele schon, so
Siegmund. Durch den Preisverfall dominiert der Rationalisierungsdruck alle Entscheidungen.
„Dem Erhalt seines Betriebes ist ein Landwirt verpflichtet“. Landwirtschaftliche Verbände
müssten als Bringschuld ein Leitbild eines landwirtschaftlichen Unternehmens liefern,
forderte Siegmund.
Immer weniger Verbraucher wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie sie
verarbeitet wurden. Der Wert eines Lebensmittels müsse wieder in den Vordergrund rücken
und nachhaltiges Wirtschaften im Rahmen einer Verantwortungsethik entlohnt werden , so
Siegmund.
„Eine Ethik der Selbstbegrenzung ist unumgänglich“. Menschen und Tiere haben vor Gott
eine je eigene Würde. Nach Verlust des Paradieses brauche das Leben gegenseitige
Rücksichtnahme, aber auch gegenseitiges Gebrauchen und Verbrauchen. „Die Bibel stellt uns
in die konstruktive Spannung zwischen der Vision zukünftig gelingenden Lebens und der
Realität der gegenwärtigen Welt“.
„Sie finden in der Bibel keinen Befund, der das Töten von Tieren und das Essen von Fleisch
als moralisch unvertretbar ausschließt“, so die Agraringenieurin weiter. Aber durch
Tierhaltung dürfen Ressourcen nicht langfristig verbraucht, Biodiversität nicht gefährdet, und
die Umwelt nicht dauerhaft belastet werden, auch nicht in Übersee. Die Politik habe dafür die
Rahmenbedingungen zu schaffen und für den Schutz landwirtschaftlicher Betriebe vor
marktbeherrschenden Unternehmen. Eine nachhaltige Produktion dürfe sich nicht zum
Nachteil landwirtschaftlicher Betriebe auswirken.
Siegmund forderte abschließend zu einem Dialog über die richtigen Formen der Tierhaltung
und Tiernutzung auf.
Ihre Rede wurde mit viel Beifall quittiert.
Synodenberichterstattung. 13.05.2011
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Politik » Politik national » Baugesetzbuch ]
Dienstag, 10.05.2011
Politik national | 10.05.2011
Kein Einvernehmen über Privilegierung von Ställen im
Außenbereich
Berin - Innerhalb der Bundesregierung gibt es bislang keine einheitliche Position hinsichtlich
einer möglichen Einschränkung der Privilegierung im Außenbereich für gewerbliche
Tierhaltungsanlagen.
Das wird deutlich in der laufenden Ressortabstimmung des Gesetzentwurfs zur "Stärkung der
Innenentwicklung und klimagerechten Stadtentwicklung in den Gemeinden", bei dem es auch
um eine Novelle des Baugesetzbuchs geht. Dem Vernehmen nach will das
Bundesbauministerium den § 35 Baugesetzbuch, der die Privilegierung der Landwirtschaft im
Außenbereich regelt, unverändert lassen. Dagegen schließt das
Bundeslandwirtschaftsministerium offenbar eine Anpassung nicht mehr aus, ohne dass über
Details Klarheit besteht.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, appellierte an
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die Novelle des Baugesetzbuchs "im engen
Schulterschluss" mit ihrem Kabinettskollegen Dr. Peter Ramsauer vorzunehmen. Regional
auftretende Probleme dürften nicht mit pauschalen gesetzlichen Änderungen auf Bundesebene
angegangen werden, mahnte Born gegenüber der Presse.
Gegen Schnellschüsse
Auch Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens warnte vor
Schnellschüssen im Hinblick auf den § 35, der sich als Instrument zur Deeskalation von
Konflikten um die Nutztierhaltung bewährt habe und nicht leichtfertig zur Disposition gestellt
werden würde. Aus Sicht des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften
(BLG), dessen Mitglieder pro Jahr rund 1 500 landwirtschaftliche Bauvorhaben begleiten,
besteht keinerlei Anlass für eine Änderung bei der Privilegierung. "Wir sollten uns davor
hüten, aufgrund weniger Einzelfälle bäuerlichen Betrieben Entwicklungsperspektiven zu
nehmen", so BLG-Geschäftsführer Karl-Heinz Goetz. Seiner Auffassung nach reicht das
vorhandene Instrumentarium völlig aus, Fehlentwicklung zu korrigieren. Voraussetzung sei
jedoch, "dass die Kommunen ihre Steuerungsmöglichkeiten auch nutzen."
Bereitschaft zur Problemlösung
Ähnlich äußerte sich DBV-Generalsekretär Born. Er bezeichnete den Ruf nach dem
Bundesgesetzgeber angesichts des umfassenden Instrumentariums, das den Kommunen zur
Steuerung des Baus von Ställen im Außenbereich bereits heute zur Verfügung stehe, als
unangebracht. Gleichzeitig hob Born erneut die Bereitschaft des Berufsstands hervor, sich den
Problemen zu stellen und über regional angepasste Lösungen nachzudenken. Ein Beleg dafür
seien die Aktivitäten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und des
Landvolks Niedersachsens in diesem Bereich. Keinesfalls dürfe man jedoch "das Kind mit
dem Bade ausschütten" und Maßnahmen ergreifen, "die wenig bringen und viel Schaden
anrichten".
Bedingungen
"Ich mahne zur Vorsicht im Hinblick auf etwaige Anpassungen der Privilegierung im
Außenbereich", sagte auch Minister Aeikens am Rande der Landwirtschaftsausstellung agra
2011 in Leipzig. Dies gelte nicht zuletzt für eine Einschränkung der Privilegierung für
gewerbliche Tierhaltungsanlagen. Der Minister sieht die Gefahr, dass eine Änderung von § 35
Baugesetzbuch die landwirtschaftliche Tierhaltung insgesamt treffen würde, ohne dem Ziel
einer stärkeren Bodengebundenheit und Kreislauforientierung näherzukommen. Über
Anpassungen sollte aus Sicht von Aeikens allenfalls dann nachgedacht werden, wenn dadurch
die Entwicklungschancen landwirtschaftlicher Betriebe nicht beeinträchtigt, ein spürbarer
Beitrag zur Deeskalation im Konflikt um die Tierhaltung geleistet und damit die Akzeptanz
der Tierhaltung erhöht werde. In jedem Falle bedürfe es einer sehr sorgfältigen Abwägung
aller Konsequenzen, die mit einer Gesetzesanpassung verbunden wären.
AgE
Pressemeldung
Vom 11.05.2011
Bundestag: Keine Verbesserungen bei Tiertransporten in Sicht
Der Antrag „Tierschutz bei Tiertransporten verbessern“ der
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen wurde heute im Ausschuss
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Bundestages
abgelehnt. Die Initiative sah unter anderem vor, dass sich die
Bundesregierung bei Verhandlungen auf EU-Ebene für eine
ausnahmslose zeitliche Begrenzung von Tiertransporten auf acht
Stunden einsetzt und Tiertransporte innerhalb Deutschlands auf
maximal vier Stunden begrenzt werden. Mit der Ablehnung wurde aus
Sicht des Deutschen Tierschutzbundes eine wichtige Chance verpasst,
ein klares und richtiges Signal in Richtung Bundesregierung zu setzen.
„Nach wie vor werden Tiere über Tage hinweg durch die Welt gekarrt, anstatt vor
Ort geschlachtet zu werden - nur damit die Industrie ein paar Cent mehr Profit
pro Schlachttier einstreicht“, kritisiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen
Tierschutzbundes, die Zustände bei Tiertransporten. „Es ist nicht nachvollziehbar,
wenn Schritte in Richtung Verbesserungen beim Tierschutz im Parlament
aufgrund der politischen Farbenlehre gestoppt werden“, so Apel weiter. Jährlich
werden über 400 Millionen Tiere in Europa und über seine Grenzen hinweg
transportiert - Geflügel nicht einmal eingerechnet. Die Zahl der Transporte
nimmt zudem kontinuierlich zu.
Aktuell dürfen Rinder europaweit bis zu 29 Stunden transportiert werden, bevor
sie den Transporter das erste Mal für eine 24-stündige Pause verlassen dürfen.
Diese Prozedur darf beliebig oft wiederholt werden. Für Schweine und Pferde
sieht es nicht besser aus, hier sind 24 Stunden Fahrt und 24 Stunden Pause im
Wechsel unbeschränkt möglich. Darüber hinaus sind die Ladedichten so hoch,
dass die Tiere sich nicht hinlegen können, ohne sich gegenseitig zu stören und zu
verletzen. Außerdem ist es erlaubt, die Transporte trotz Kälte und Hitze (0-35°
Grad) durchzuführen.
Besonders kritisch sind sogenannte Doppelstocktransporte von Rindern zu sehen,
die auf Drängen der Transport – und Fleischwirtschaft weiterhin genutzt werden
sollen. In den doppelstöckigen LKWs stoßen Widerrist, Rücken oder Kopf an die
Decke oder scheuern daran, es kommt zu schmerzhaften Verletzungen.
„Nicht zuletzt werden die ungenügenden gesetzlichen Vorgaben außerdem häufig
noch missachtet, wie Straßenkontrollen immer wieder beweisen. Pausenzeiten
werden nicht eingehalten und LKWs überladen. Dadurch verschlimmert sich die
ohnehin schon qualvolle Situation für die Tiere zusätzlich“, konstatiert Apel
abschließend.
Mit freundlichen Grüssen
Presseabteilung Deutscher Tierschutzbund e.V.
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Politik » Politik EU » Antibiotikaresistenz ]
Freitag, 13.05.2011
Politik EU | 13.05.2011
Alternativ statt Antibiotika
Kiel - Die Mitglieder des Europäischen Parlaments wollen einer weiteren Zunahme von
Antibiotikaresistenzen entschlossen entgegentreten.
Neben einem verantwortlichen Antibiotika-Einsatz in der Humanmedizin fordern sie deshalb
auch einen angemessenen Umgang mit antimikrobiellen Mitteln in der Nutztierhaltung. Einen
entsprechenden Entschließungsantrag verabschiedete das Europäische Parlament in Straßburg
am Donnerstag mit großer Mehrheit.
"Wir dürfen nicht zulassen, dass weiterhin allein in der Europäischen Union jährlich 25.000
Menschen an Infektionen durch resistente Keime sterben", machte die SPDEuropaabgeordnete Ulrike Rodust im Plenum deutlich. Die Gabe von Antibiotika an
Nutztieren müsse, wo es möglich sei, vermieden werden. Auf keinen Fall dürften Landwirte
Antibiotika routinemäßig oder vorbeugend einsetzen.
Gute Erfolge mit alternativen Methoden
"Wir müssen uns mehr mit der Vermeidung von Infektionskrankheiten bei Tieren
beschäftigen und Tierhaltungssysteme entwickeln, deren Bedarf an Antibiotika von sich aus
geringer ist", betonte die Agrarexpertin der deutschen Sozialdemokraten im Europäischen
Parlament. "Außerdem sollten wir auch offen gegenüber alternativen Methoden, wie etwa
dem Einsatz von Homöopathie und Phytotherapie, in der Nutztierhaltung sein", so Rodust.
Im Kampf gegen die Antibiotika-Resistenz
Für diese Ansätze bräuchte es in Europa aber mehr Forschung und Wissen. Rodust macht sich
deshalb im EU-Haushalt 2012 für ein Pilotprojekt stark, das die Forschung zur Homöopathie
und Phytotherapie in der Nutztierhaltung koordinieren soll. "Ich hoffe, möglichst viele meiner
Kolleginnen und Kollegen im Agrarausschuss davon überzeugen zu können, dass sie das
Pilotprojekt mit unterstützen", sagte Rodust abschließend.
Pd
Neue OZ online
13.05.2011, 15:48 Fenster schliessen drucken
Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/54098423/spd-willmaststaellen-klare-grenzen-setzen
Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung
Veröffentlicht am: 11.05.2011
SPD will Mastställen klare Grenzen setzen
Mettingen
Mettingen. Die Mettinger SPD-Fraktion richtet ihr Augenmerk auf den Außenbereich.
Den Sozialdemokraten geht es vor allem darum, dass die erwartete landwirtschaftliche
Weiterentwicklung und die weitere ökologische, wohnliche sowie touristische
Orientierung der Gemeinde passend aufeinander abgestimmt werden. Dazu will die
SPD einen entsprechenden Antrag bei der Verwaltung einreichen. Bei der Entwicklung
der Außenbereiche spricht sich die Partei unter anderem klar gegen gewerbliche
Massentierhaltung aus.
Über das Thema Außenbereich will der SPD-Ortsverein während der Mitgliederversammlung
am Montag, 16. Mai, diskutieren. Beginn ist um 19 Uhr in der Gaststätte Pieper. Gast ist der
Landtagsabgeordnete Frank Sundermann. Auch Mettingens Bürgermeister Helmut
Kellinghaus nimmt zu den Entwicklungschancen im Außenbereich aus Sicht der Gemeinde
Stellung.
Das positive Landschaftsbild dürfe auf keinen Fall durch die derzeit allerorts festzustellenden
Fehlentwicklungen mit gewerblicher Massentierhaltung gefährdet werden, schreibt die SPD
in eine Pressemitteilung. Die Fraktion schlägt ein „Leitbild für die
Außenbereichsentwicklung“ vor. In diesem Konzept sollte klar zum Ausdruck kommen, dass
die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft mit einem der Hofgröße angepassten Viehbestand
den Zielvorstellungen der Kommune entspricht. Bezüglich der Mastställe seien klare Grenzen
aufzuzeigen.
Planungsrechtlich sollten nach Meinung der Sozialdemokraten die Entwicklungschancen
möglichst vieler landwirtschaftlicher Betriebe so weit wie möglich gewahrt bleiben. Dabei
seien aber auch stets ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Die SPD schreibt dem
Mettinger Außenbereich mit seinen Bauerschaften und naturnahen Landschaften eine
besondere Bedeutung zu. „Diese Außenbereiche müssen als natürlicher, land- und
forstwirtschaftlich geprägter Rahmen für den Ort Mettingen erhalten bleiben.“ Zudem seien
die großen Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer
lebenswerten Gemeinde.
Ein wichtiger Punkt ist für die SPD die Unterhaltung des Straßen- und Wegenetzes in den
Außenbereichen. Dabei sollten nicht nur die Ansprüche der Landwirtschaft entscheidend sein.
Es gehe ebenso um Aspekte der Schulwegsicherung sowie um die Einbindung der Wege in
das kommunale und überörtliche Radwegenetz.
Ziel eines Leitbildes für den Außenbereich sei letztlich, „den Erholungsort Mettingen als
kinder- und familienfreundliche Wohngemeinde weiterzuentwickeln und ökologisch
nachhaltig zu gestalten“.
Neue OZ online
Veröffentlicht am: 11.05.2011
Einverstanden mit Mastställen in Linne
gc Bissendorf
Bissendorf. Zwischenrufe der Zuhörer hatten immer wieder die Beiträge der Politiker
unterbrochen. Ganz so, als ob sie erzwingen wollten, dass der Bissendorfer
Planungsausschuss sein Einvernehmen zum Bau von zwei Masthähnchenställen in Linne
verwehrt. Doch mit den Stimmen der CDU/FDP gab das Gremium sein Einverständnis.
Dem vorangegangen war eine Diskussion über politische Signale und geltendes Recht.
Zum Hintergrund: Der Meller Timo Obrock hat im August 2010 den Neubau von zwei
Masthähnchenställen mit jeweils 42000 Plätzen und einigen Nebenanlagen beantragt. An
seinem Linner Standort betreibt der Landwirt seit etwas mehr als fünf Jahren schon zwei
Mastanlagen mit jeweils knapp unter 40000 Plätzen.
Für das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, dem Gesetz zum
Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen, ist der Landkreis Osnabrück zuständig. Die
Gemeinde Bissendorf ist dazu aufgefordert, ihr Einvernehmen zu erteilen oder zu verweigern.
Letztgenanntes ist aber gar nicht so einfach.
Ausführlich hat die Bissendorfer Verwaltung in der Sitzungsvorlage Stellung bezogen. Darin
heißt es, das Einvernehmen könne von der Gemeinde nicht versagt werden, weil das
Vorhaben dem Paragrafen 35 des Baugesetzbuches entspreche. „Danach ist im Außenbereich
ein Vorhaben zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende
Erschließung gesichert ist und wenn es wegen seiner nachteiligen Wirkung auf die Umgebung
nur im Außenbereich ausgeführt werden soll.“ Die Verwaltung stellt nach ausführlichen
Begründungen abschließend fest, dass die Zulässigkeit des Vorhabens gegeben sei. Die
Gemeinde müsse ihr Einvernehmen erteilen. Ihr Einverständnis verknüpft sie allerdings mit
der Forderung, dass sowohl die neuen als auch die bestehenden Ställe mit speziellen
Luftreinigungsanlagen, sogenannten Emslandfiltern, ausgestattet werden. Nach Rücksprache
mit dem Landkreis sei dieses Detail allerdings mit dem Antragsteller abzustimmen. „Mir ist
es lieber, dass wir auf diesem Weg das Maximale erreichen, als einfach rein emotional zu
sagen: Das wollen wir nicht“, sagte Ausschussvorsitzender Herbert Heckmann (FDP).
Goertz: Zeichen setzen
Ratsherr Thomas Goertz sitzt für die UWG im Planungsausschuss. Er ist auch Sprecher der
Interessengemeinschaft Linne, die sich schon gegen den Bau der ersten beiden Ställe gewehrt
hatte. „Es geht nicht darum, dass man in Bissendorf die Welt retten oder Gesetze ändern
könnte, aber man könnte ein Zeichen setzen“, forderte Goertz. „Wollen Sie die
Intensivtierhaltungsanlagen, stimmen Sie für das gemeindliche Einvernehmen, wollen Sie sie
nicht, versagen Sie das gemeindliche Einvernehmen.“ Unterstützung erhielt Goertz von den
Sozialdemokraten. „Wir wollen deutlich machen, dass wir gegen diese Masthähnchenställe
sind“, erklärte SPD-Fraktionschef Helmut Ellermann.
„Wir hatten doch vor fünf Jahren das gemeinsame Erlebnis, dass wir aus politischen Gründen
unser Einvernehmen verweigert haben“, sagte Bürgermeister Guido Halfter. Damals ersetzte
der Landkreis das Einverständnis der Gemeinde. Auch diesmal sehe er „keine rechtliche
Basis, die das Vorhaben verhindern könnte“.
Mit sechs zu fünf Stimmen sprach der Ausschuss sein Einvernehmen aus. Goertz’ Hinweis,
dass im Antrag weder auf die Wasserversorgung noch auf mögliche Nitratbelastungen
eingegangen worden ist, wurde im Beschluss berücksichtigt.
Nach der Sitzung verteilte eine Gegnerin Blätter mit der Aufforderung: „Schreiben Sie eine
Einwendung zur geplanten Erweiterung der Masthähnchenställe“. Heute lädt die
Interessengemeinschaft zu einem entsprechenden Informationsabend zu 20 Uhr in den
„Grünen Jäger“ ein.
KOMMENTAR
11.5.2011
Mensch und Mast
Kommentar: Rechtens, nicht richtig
Gegen Massentierhaltung sprechen viele Argumente, sie sind ethischer oder
moralischer Natur. Ein Gesetz, das das Einpferchen von Vieh in rauen Mengen
grundsätzlich verbietet, gibt es nicht.
Tierschutz ist in Linne allerdings nur ein Randaspekt. Die entscheidende Frage lautet hier: Ist
das Nebeneinander von Mensch und Mast verträglich? Die Antwort wird im Verfahren nach
dem Bundesimmissionsschutzgesetz gesucht. Und nach jetzigem Stand spricht nichts
dagegen, dass der Landwirt seine Anlage um zwei Ställe erweitern darf. Für die Betroffenen
ist das ein herber Schlag. Wer auf dem Land lebt, muss zwar mit der Landluft leben, aber mit
den Ställen drei und vier ist die Grenze von Landwirtschaft zur industriellen
Massenproduktion spätestens überschritten.
Der Bau der Anlagen mag rechtens sein, richtig ist er nicht.
NWZ
EDEWECHT, 13. Mai 2011
UWG unterstützt Gegner von Mastanlage
Protest Teilnehmer bei Treffen äußern Kritik an Vorhaben in Osterscheps
LR
Edewecht - Wie einer entsprechenden Mitteilung zu entnehmen ist, haben viele Teilnehmer
beim jüngsten Treffen der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Edewecht überrascht
auf die Mitteilung reagiert, dass in Osterscheps am Poolweg eine Putenmastanlage für 10 000
Hähne entstehen soll. Einstimmig wurde sich gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen, wie
es bei der jüngsten Bauausschusssitzung Bürgermeisterin Petra Lausch vorgestellt hatte, so
die UWG.
In Edewecht dürften keine südoldenburgischen Verhältnisse entstehen, gerade gegenüber
Putenmastbetrieben seien in letzter Zeit viele Vorwürfe laut geworden, heißt es weiter.
Kritisch gesehen werden dabei nicht nur die Zustände in den Ställen, sondern auch der große
Flächenbedarf und die Belastungen dieser Flächen durch die Putengülle. In planerischen
Aussagen, wie vor kurzem beim Integriertem ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK), dass
auch für die Gemeinde Edewecht erstellt wurde, sei versprochen worden, etwas für die
Erhaltung der Kulturlandschaft zu unternehmen. Derartige Massentierhaltungsanlagen würden
aber das Gegenteil bewirken, wie moniert wird.
Leider seien die Einwirkungsmöglichkeiten für die Ratsmitglieder in solchen Verfahren
gering. Selbst betroffene Anwohner könnten meist nur mit viel Aufwand genauere
Informationen erhalten.
Von den Teilnehmern des Treffens seien die Ratsherren der UWG-Edewecht in den
zuständigen Gremien dennoch beauftragt worden, Argumente gegen solche Massentierhaltung
vorzubringen. Auf den nächsten Treffen soll über neue Entwicklungen in dieser
Angelegenheit berichtet werden.
IVZ
Ist Hähnchenmast Tierquälerei?
ostbevern - Im Verlauf einer Fraktionssitzung beschäftigten sich die Grünen jetzt mit dem
„Hähnchenmast-Boom in NRW“.
„Von Telgte aus kommend soll in ungefähr 1000 Metern Entfernung von den ersten
Wohnhäusern Ostbeverns eine Hähnchenmastanlage mit über 200000 Tieren entstehen. Das
sind bei fünfwöchiger Aufzucht geschätzt zwei Millionen Hähnchen im Jahr“, heißt es in
einer Pressemitteilung. Die Grünen seien besorgt über diese Entwicklung, da sie wie viele
Bürger und Landwirte der Meinung seien, dass die industrielle Tierproduktion nichts mehr
mit herkömmlicher moderner Landwirtschaft zu tun und viele negative Folgen habe.
„Frustrierend ist, dass man den Bau wahrscheinlich nicht verhindern kann, da die
notwendigen Umweltverträglichkeitsgutachten keine Hürde darstellen. Wenn alle
Vorschriften eingehalten werden, können weder Bürger noch die Kommune die Anlage
abwenden so Ulrich Lunkebein, Mitglied im Umwelt und Planungsausschuss, und
Fraktionssprecher Jochem Neumann. „Das hindert uns aber nicht, ein Bewusstsein bei den
Bürgern zu schaffen, das schließlich den Antragsteller umstimmen könnte.“
Nach Auffassung der Grünen spricht gegen diese Anlage, dass Hähnchenmast in dieser
Größenordnung ein Tierschutzproblem sei. „Was in der ersten Woche mit den Küken noch
recht niedlich aussieht, wird durch die Turbomast zu einer unbeschreiblichen Tierquälerei.
Wozu die Natur Monate braucht, nämlich ein gesundes Hähnchen aufwachsen zu lassen,
schafft die Industrieproduktion in nur fünf Wochen.“
Mist und Geruchsbelästigung, so die Grünen weiter, beeinträchtigten die Umwelt und die
Gesundheit. In Hähnchenställen fänden sich höchste Konzentrationen an Gesamtkeimen,
Staphylokken und Schimmelpilzen. „12000 Mal mehr als in der Außenluft.“ Ein Teil davon
gelange trotz Filteranlagen in die Umgebung. „Ist die Konzentration in der Umgebungsluft
wirklich ungefährlich? Werden bei Messungen alle Keimwerte erfasst? Wer legt die
Grenzwerte fest und wie weit kann ein frischer Westwind die ,saubere´“ Luft treiben?“ fragen
die Grünen.
Die geplante Erweiterung einer Hähnchenmastanlage in der Bauerschaft Überwasser steht im
nichtöffentlichen Teil einer Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses am Dienstag, 17.
Mai, auf der Tagesordnung. Sie beginnt um 18 Uhr.
13 · 05 · 11
Lünepost
Scharnebeck informiert: So groß wird die neue Schweinemastanlage
Mittwoch, den 04. Mai 2011 um 11:13 Uhr
Scharnebeck. Wie groß wird
die neue Schweinemastanlage? Infos aus erster Hand bekommen Interessierte am Montag, 9.
Mai, um 19.30 Uhr sind im Scharnebecker Gasthaus Rose. Dort tagt der Bau- und UmweltAusschuss der Gemeinde.Hintergrund: Die Lehr- und Versuchsanstalt in Echem möchte eine
neuen Schweinezuchtanlage zur Aus- und Fortbildung künftiger Schweinehalter bauen. Doch:
„Die Gemeinde Echem befürchtet eine hohe Belastung durch Lärm, Geruch und
zunehmenden Verkehr und lehnte daher diese Anlage auf ihrem Gemeindegebiet ab“, sagt
Auschussvorsitzender Dr. Wolfgang Biederstedt, „dieser Schweinestall soll nun auf
Scharnebecker Gebiet gebaut werden, auf insgesamt 13,6 Hektar Fläche.“ Die Anlage ist an
der Straße zwischen Scharnebeck und Echem vorgesehen. „Wenn man in Richtung Echem
fährt, rechts hinter der Neetze-Brücke“, erklärt Biederstedt. Auf Antrag der Gruppe
SPD/Grüne wird sich der Bau- und Umweltausschuss in öffentlicher Sitzung mit dem
Thema befassen. Mit dabei sind die Experten Udo Hattermann (Landwirtschaftskammer) und
Eckehard Niemann (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft).
„Beide werden zum Vorhaben Stellung nehmen“, kündigt Biederstedt an, „der Ausschuss
erwartet von dieser Sitzung Erkenntnisse über die neuesten Zahlen zu den Aus- und
Fortzubildenden, die in Echem geschult werden sollen.
Die bilden die Basis für die Anzahl für Sauen und Ferkel für Zucht und Mast – daraus ergibt
sich die Größe des Stallneubaus.“ Geplant sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer
Niedersachsen Kapazitäten für 1600 Ferkel, 1300 Mastschweine und 252 Sauen.
Ausschussvorsitzender Biederstedt weiß außerdem: „Die ursprünglich für rund 12,6 Millionen
Euro geplante Schweinemastanlage wird wohl 20 Millionen Euro kosten; sie soll zu 60
Prozent aus Mitteln des Niedersächsischen Kultusministeriums und des
Bundesbildungsministeriums finanziert werden, da es sich um einen Ausbildungsbetrieb
handelt.“ Diskutiert werde am 9. Mai auch, so Biederstedt, inwieweit die industrielle
Tierhaltung mit dem Respekt vor dem Mitgeschöpf Tier vereinbar sei. „Immer mehr
Menschen wünschen eine artgerechte und ökologische Tierhaltung“, sagt der
Ausschussvorsitzende. Vorgesehen ist nach Kammer-Plänen ein Ökobereich. Sprechen will
man außerdem über die Weiterverarbeitung der Schweinegülle in der Biogas-Anlage, die in
Lauenburg gebaut werden soll. Biederstedt: „Und wir diskutieren über den damit
verbundenen zusätzlichen Verkehr und die Ausbringung des Gärsubstrats auf Feldern in der
Umgebung.“
WESER-KURIER
Serie - Teil 3
- 07.05.2011
Das Schwein liebt Getreide, Soja und Nutella-Brot
Von Christian Palm
Klein Sehlingen. Schweine fressen von Natur aus alles und davon viel. In Mastbetrieben
müssen sie sich aber meist mit eintönigem Industriefutter begnügen. Nicht so das Schwein,
das dem WESER-KURIER gehört. In seinem Trog herrscht Abwechslung. Und siehe da:
Schweine würden Süßes kaufen.
© HANS-HENNING HASSELBERG
So ein Schweineleben mit Auslauf in der Sonne ist nicht verkehrt.
Doch auch Familie Brüns verzichtet nicht auf herkömmliches Schweinefutter. Morgens und
abends gibt es für die insgesamt zwölf Schweine jeweils einen Zwölf-Liter-Eimer voll davon,
das macht eine Schaufel Kraftfutter für jedes Borstenvieh. Die mehlige Mahlzeit besteht aus
heimischem Getreide, amerikanischem Soja, und Mineralien. Zwischen zwei und drei Kilo
fressen die Schweine davon am Tag, sagt Thomas Brüns. Das wären insgesamt etwa 350 Kilo
in den fünf Monaten, die unser Schwein auf seinem Hof verbringt. Dazu kommen aber - und
damit wird's abwechslungsreich - Küchenabfälle, jede Menge Kürbisse, die Familie Brüns
selbst anbaut, und Kartoffeln von einem befreundeten Landwirt. Der liefert seine Erdäpfel, die
zu groß oder zu klein sind für den Handel.
© WESER-KURIER
Das Schwein genießt den Frühling (1:60)
In die Futtertröge kommt alles, was im Haushalt an Lebensmittel-Abfällen so anfällt - außer
benutzten Kaffeefiltern und Fleisch. Familie Brüns möchte weder koffeinsüchtige noch
kannibalische Schweine. Resteverwerter sind die Nutztiere auf dem Hof in Klein-Sehlingen
aber allemal. Hat der jüngste Sohn der Familie Brüns mal keine Lust auf sein Nutella-Brot,
wirft er es den Schweinen zu, erzählt sein Bruder. Und denen schmeckt's. Süßes hätten die
Vierbeiner besonders gern, sagt Birte Brüns. Porree würden sie hingegen immer als letztes
fressen.
Solch genaue Beobachtungen des Essverhaltens der Schweine sind auf einem Bioland-Hof
unmöglich. Um das Öko-Siegel zu bekommen und zu behalten, dürfen Schweine dort
ausschließlich mit Erzeugnissen von zertifizierten Futterhändlern gemästet werden. Das
Futter, das zum Beispiel auf dem Bio-Hof der Familie Meyerdierks in Lilienthal verwendet
wird, stammt von einem Händler aus Neumünster. Es enthält neben Getreide und Soja auch
Mais. Küchenabfälle sind hingegen verboten. "Die könnten ja schließlich aus
konventionellem Anbau stammen", sagt Hans-Heinrich Meyerdierks, der einer der wenigen
Öko-Schweinebauern ist.

Fotostrecke: Dritter Besuch beim Redaktionsschwein
Thomas Brüns hat sich entschieden, kein Biofutter zu verwenden. Das unterscheidet sich aus
seiner Sicht vor allem durch eines von dem, das er verfüttert: Es ist deutlich teurer. Würde er
auf Bio umstellen, müsste er die Preise im familieneigenen Hofladen deutlich erhöhen. Keine
gute Idee, findet er angesichts der Menge an Stammkunden, die regelmäßig in den Laden
kommen. Das ändert nichts an seiner obersten Prämisse: "Den Tieren soll es gut gehen", sagt
er. Und besonders wohl scheinen die sich zu fühlen, wenn sie beschäftigt sind. Um sie auf
Trab zu halten, vergraben Brüns und seine Frau zuweilen Eicheln in deren Gehege. Mit ihrer
guten Nase spüren die Schweine das Futter auch unter der Erde auf und graben es aus.
Auf Trab halten und Ausgraben? In den Schweineställen von Friedrich Ahlers ist das nicht
möglich. Mehrere tausend Tiere hält der Landwirt in der Nähe von Wildeshausen in speziell
dafür gebauten Ställen. Dort werden die Tiere geboren, aufgezogen und gemästet. Sie fressen
ab dem vierten Lebenstag verschiedene Kraftfutter-Mischungen. Die Ferkel bekommen
anfangs neben der Muttermilch leicht verdauliches, sehr energie- und eiweißreiches Futter. Je
älter und schwerer sie werden, desto energieärmer wird die Mischung. Dafür nimmt die
Menge zu.
Die Versorgung der Tiere in solch großen Ställen ist eine logistische Leistung. Mit Schaufel
und Eimer kämen Ahlers und seine Mitarbeiter nicht hinterher. Am Computer steuert er die
Wege des Futters, das mit Flüssigkeit gemischt durch Rohre in die Tröge - Modell "V2AQuertrog Typ 2" - geleitet wird. Acht spezielle Mischungen stehen entsprechend dem Alter
auf dem Speiseplan. Die Tiere in den Mastställen nehmen jeden Tag etwa 700 Gramm zu,
doch gegen Lebensende nimmt das Verhältnis aus Nahrung und Gewichtszunahme ab.
Während anfangs jedes zweite gefressene Pfund auf den Schweinerippen bleibt, ist es gegen
Ende nur noch jedes vierte. "Die letzten Gramm sind die, die am teuersten produziert sind",
sagt Ahlers.
Futter ist um 35 Prozent teurer geworden
Stichwort teuer: Mit den hohen Futterpreisen müssen alle Landwirte zurechtkommen. Sei es
Ahlers, bei dem jede Woche eine tonnenschwere LKW-Ladung voll Futter in den Silos landet,
oder Bauer Brüns, bei dem wenige Säcke ausreichen. Um 30 bis 35 Prozent habe sich das
Futter für ihn im vergangenen Jahr verteuert, sagt Brüns. Die derzeit teueren Rohstoffe haben
den Preis in die Höhe getrieben. Er könne noch so viele Artikel über Preisprognosen lesen
und noch so clever mit den Herstellern verhandeln, sagt Ahlers. "Aber den Markt beherrscht
man nicht."
Der Markt für Futtermittel verändert sich. Nach Zahlen des Deutschen Verbands Tiernahrung
(DVT) produzieren immer weniger Hersteller immer mehr Futtermittel. Im Norden der
Republik hat sich die Zahl der Produzenten in den vergangenen 15 Jahren von 341 auf 192
nahezu halbiert und das bei steigender Produktionsmenge. Der Branchenverband hat kein
Problem mit der Bezeichnung "Futterindustrie" - es handelt sich um ein Geschäft wie jedes
andere. Von Kurssprüngen und Marktschwankungen ist die Rede, und die Umsätze sind
gewaltig. Der DVT beziffert sie in Deutschland auf etwa 6,7 Milliarden Euro. 75 Prozent
davon machen die etwa 260 Händler, die dem Verband angehören.
An der ausdifferenzierten Arbeitsteilung - die einen produzieren das Futter, die anderen
veredeln es - hat Ahlers nichts auszusetzen. Warum sollte sich nicht jeder auf seine Stärken
konzentrieren, fragt er. "Sonst gäbe es Leute, die alles ein wenig können, aber nichts richtig."
Er als Landwirt sei an die Betriebswirtschaft gebunden - und dazu gezwungen, preiswerte
Lebensmittel zu produzieren.
Es geht auch anders, aber selbst Bauer Brüns ist auf seinen Futtermittel-Lieferanten
angewiesen. Er bekommt seine Mischung von Hansa Landhandel. Dem vertraut er. Was
anderes bleibt ihm auch nicht übrig. Ausreichend Anbauflächen hat Brüns nicht und die Zeit,
sie zu bewirtschaften fehlt ihm als Nebenerwerbslandwirt ohnehin. Als im Januar die ersten
Meldungen über dioxinbelastetes Tierfutter erschienen, rief er seinen Kontaktmann bei Hansa
Landhandel an, mit dem er auch privat befreundet ist. Der konnte ihn wenig später beruhigen.
Proben ergaben, dass das Futter des Händlers, der rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, Werke in
Bremen und bei Zeven hat und zu den größeren der Branche gehört, frei von Gift war.
Auf dem Hof der Familie Brüns wird es vor allem laut, wenn jemand Futter in den
Schweinestall bringt. Morgens, wenn ihr Mann sich von seiner Nachtschicht in der Autofabrik
erholt, ist es meistens Birte Brüns, die sich mit dem gefüllten Eimer auf den Weg zu den
Tieren macht. Und tatsächlich: "Irgendwann sind sie dann satt."
Heute in zwei Wochen geht es um das Schwein in der Kultur.
Heute im Bundestag 185
6. Regierung erwartet Absenkung des Stickstoffüberschusses in der
Landwirtschaft
Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz/Antwort
Berlin: (hib/EIS) Daten zur Berechnung des Indikators ”Stickstoffüberschuss“ der
nationalen Nachhaltigkeitsstrategie liegen für die Jahre 2009 und 2010 noch nicht
vor. Das geht aus einer Antwort (17/5457) der Bundesregierung hervor. Die
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollte in einer Kleinen Anfrage (17/5289) von der
Regierung wissen, wie hoch die Überschüsse ausgebrachten Düngers in der
Landwirtschaft seien und welche Maßnahmen geplant seien, um die
Stickstoffüberschüsse von 103 auf 80 Kilogramm pro Hektar zu senken. Aus der
Antwort der Regierung geht dazu hervor, dass durch die im Jahr 2007 in Kraft
getretene Änderung der Düngeverordnung ein Rückgang der einzelbetrieblichen
Stickstoffüberschüsse zu erwarten sei. Danach darf der Nährstoffüberschuss in den
Jahren 2009, 2010 und 2011 nicht höher als 60 Kilogramm je Hektar und Jahr
liegen. Die Regierung erwartet, dass die Verordnung Auswirkungen auf den Wert
des nationalen Stickstoffindikators hat.
TOP AGRAR
Kartellamt hat Bedenken bei Branchenkommunikation Fleisch
[09.05.2011]
Zur Finanzierung einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit für Fleischprodukte aus Deutschland
müssen sich die Befürworter einer Branchenkommunikation Fleisch etwas Neues einfallen
lassen. Der bisherige Ansatz, wonach die Schlachtunternehmen einen geringen Betrag pro
Schwein für eine solche Branchenkommunikation abzweigen könnten, stößt beim
Bundeskartellamt auf Bedenken.
Deutlich werden diese Vorbehalte in einem Schreiben, das die Bonner Wettbewerbshüter an
die Initiatoren der Branchenkommunikation gerichtet haben. Diese hatten sich in einer frühen
Phase an die Bonner Behörde gewandt, um Einwände aufzunehmen.
Die Bedenken richten sich dem Vernehmen nach dagegen, dass bei einer Teilnahme von
Schlachtunternehmen, die den überwiegenden Teil des Marktes abdecken, die Landwirte
keine Möglichkeit mehr hätten, auf andere Abnehmer auszuweichen, die nicht an der
angedachten PR-Initiative teilnehmen.
Wie die Geschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft, Dr. Heike Harstick,
gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe bilanzierte, ist der bisher eingeschlagene Weg
damit nicht gangbar. Man suche nun nach neuen Lösungen.
Wie der top agrar-Online bereits berichtete, wird darüber nachgedacht, auch den Viehhandel,
die Futtermittelwirtschaft, die Fleischwarenindustrie sowie den Lebensmitteleinzelhandel mit
einzubeziehen. Es werde eine solide Finanzierung der Kommunikation angestrebt, teilte
DBV-Vizepräsident Franz-Josef Möllers dazu vergangene Woche mit. Grundlage war die
zwischenzeitliche Antwort des Kartellamtes auf die entsprechende Anfrage zu möglichen
Finanzierungswegen.
Einig war man sich laut DBV, dass angesichts der heftigen gesellschaftspolitischen Debatte
über den Veredlungsstandort Deutschland eine breit getragene Branchenkommunikation
notwendig sei. Eine intensive Diskussion habe vor dem Hintergrund der Antwort des
Kartellamtes zu dem gemeinsamen Vorschlag geführt, die Organisation der
Branchenkommunikation auf eine breitere Grundlage zu stellen. Deshalb werde nun zügig ein
branchenumfassender Ansatz - wie bei der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) - gesucht, um
eine solide Absicherung der Finanzierung von Kommunikationsmaßnahmen zu erreichen.
(AgE)
Britische Mäster stecken tief in den roten Zahlen
[10.05.2011]
Die britischen Schweinemäster schreiben angesichts ausbleibender Preisimpulse in diesem
Jahr bisher tiefrote Zahlen. Darauf hat James Park von der britischen Absatzfördergesellschaft
für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) Ende April bei einer Konferenz in London
hingewiesen. Den Nettoverlust pro Schlachtschwein setzt er für Mai 2011 bei umgerechnet
rund 20 € an, nach einem Minus von knapp 30 € im März dieses Jahres. Einen Nettogewinn
konnten die Schweinehalter laut Parks Zahlen zuletzt im August 2010 mit einem Profit von
gut 1 € verbuchen, bevor sie immer stärker in die Verlustzone rutschten. Dagegen hatten die
Mäster 2009 im Schnitt noch einen Nettogewinn von mehr als 12 € pro Schlachttier
verbuchen können. Der Preisaufschwung an den EU-Märkten von Februar bis Anfang April
2011 ist an den Schlachtschweinemärkten Großbritanniens damit vorbeigegangen. Die
britischen Mäster, die in einem von Importen abhängigen Markt agieren, hatten zuvor in der
Regel höhere Preise als ihre Kollegen auf dem europäischen Kontinent erzielen können.
Mögliche Ursachen für einen ausbleibenden Preisanstieg sind erhebliche Verschiebungen
beim Absatz an den britischen Fleischtheken und Selbstbedienungsregalen in den
vergangenen zwölf Monaten So legten die Verkäufe von Geflügelfleisch der Menge nach um
1,5 % und wertmäßig um 4,2 % zu. Eine Triebfeder für diese Entwicklung dürfte die
schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien sein, in deren Zuge sich die Nachfrage nach
relativ günstigem Geflügelfleisch belebt hat. Dennoch stieg auch der Absatz von
Schweinefleisch im Zwölfmonatszeitraum bis 20. März 2011 gegenüber dem entsprechenden
Vorjahreszeitraum um 2,5 %, was allerdings dem Wert nach nur in eine minimale Steigerung
um 0,1 % umgemünzt werden konnte. Demzufolge konnten die Verbraucher das
Schweinefleisch günstig einkaufen. (AgE)
BILD
Ilse Aigner in Bild:
BILD: Lebensmittel werden immer teurer, trotzdem landen weltweit jährlich bis zu 1,2
Milliarden Tonnen Nahrungsmittel im Müll. Geht es uns zu gut, Frau Aigner?
Aigner: Fakt ist, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben. Wir werfen einfach viel zu
viel weg. Diesen Trend müssen wir stoppen. Nach uns vorliegenden Schätzungen wandern in
Deutschland pro Jahr bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Abfall – pro
Person im Wert von 330 Euro.
BILD: Was sind die Gründe?
Aigner: Eine Umfrage im Auftrag meines Ministeriums ergab: 84 Prozent werfen
Nahrungsmittel weg, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Ware verdorben ist. 19
Prozent nennen zu große Packungen als Hauptgrund. 16 Prozent der Bürger werfen
Lebensmittel weg, weil sie ihnen nicht schmecken. Mehr als ein Viertel gibt an, zu viel
gekauft zu haben.
BILD: Was können wir dagegen tun?
Aigner: Lebensmittel sind wertvoll – wir sollten sie mehr schätzen! Wichtig ist: Einkauf und
Mahlzeiten sorgfältig planen, regelmäßig Vorräte auf Haltbarkeit kontrollieren, Reste
konsequent verwerten – es gibt spezielle Kochbücher für leckere Gerichte. Wer Abfall
vermeidet, hilft Umwelt und Klima und spart noch eine Menge Geld.
BILD: Sind wir weltweit die schlimmsten Verschwender?
Aigner: Nein. Dramatisch ist die Lage in den Entwicklungsländern: Dort kommt bis zu 40
Prozent der Ernte gar nicht bei den Menschen an – wegen unzureichender
Herstellungsmethoden, falscher Lagerung, Transportschäden und fehlenden Verpackungen.
BILD: Wann haben Sie selber zuletzt Lebensmittel weggeworfen?
Aigner: Mir geht es wie vielen Verbrauchern: Manchmal kaufe ich einfach mehr ein, als ich
wirklich benötige. Es ärgert mich jedes Mal, wenn ich gezwungen bin, Lebensmittel
wegzuwerfen.
BILD: In welche Richtung müssen wir umdenken?
Aigner: Unsere Lebensmittel in Deutschland sind von höchster Qualität, und doch deutlich
günstiger als bei unseren Nachbarn. Wir sollten als Verbraucher beim Einkaufen aber nicht
nur auf den Preis achten, sondern auch andere Werte kennen und schätzen: schonenden
Umgang mit der Umwelt, Tierschutz, Würdigung und Bewahrung regionaler Spezialitäten.
Und man sollte Mahlzeiten bewusst genießen und nicht nur nebenbei.
Freispruch in Österreich
Veröffentlicht am 4. Mai 2011
Vorgestern ging der Monsterprozess gegen 13 österreichische TierschützerInnen zu Ende. Die
gute und für viele unerwartete Nachricht: Alle AktivistInnen wurden freigesprochen.
Rückblick
Nach intensiven Ermittlungen mit Peilsendern, verdeckten Ermittlerinnen und Abhöraktionen
wurden vor genau drei Jahren Privatwohnungen und Büros von Polizei-Sonderkommandos
gestürmt. Dabei wurden etliche Computer und Akten beschlagnahmt, sodass die
entsprechenden Tierschutzorganisationen nahezu handlungsunfähig wurden. Die
AktivistInnen kamen für 104 Tage in Untersuchungshaft (nur in einem Fall dauerte die UHaft unwesentlich kürzer).
Kurze Zeit später erhob die Staatsanwaltschaft gegen die zehn und drei weitere
TierschützerInnen Anklage. Den TierschützerInnen wurde vorgeworfen, eine kriminelle
Organisation gebildet zu haben. Ein relativ neu geschaffener Paragraph, dessen eigentlicher
Sinn wohl die Zerschlagung von Mafiabanden war, erlaubte eine skurrile Form der Anklage:
Straftaten mussten nicht bewiesen werden (das wurden sie auch nie). Es reichte, wenn die
Angeklagten zu später durchgeführten Straftaten aufgerufen haben sollten (auch das wurde
nie bewiesen).
Das Urteil
Nach einem Prozess, der wegen seines Umfangs und der Kosten in die österreichische
Justizgeschichte eingehen wird, fand die Richterin, die laut verschiedener Berichte während
der Verhandlungen eher auf der Seite der Staatsanwaltschaft zu stehen schien, sehr deutliche
Worte: Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien konstruiert gewesen. Zudem hatte sich
Polizei und Staatsanwaltschaft rechtswidriger Methoden bedient: Entlastende Beweise
wurden unterdrückt, der Einsatz der verdeckten Ermittlerinnen wurde verschwiegen (sie
hatten keinerlei Anhaltspunkte für kriminelle Tätigkeiten gefunden) und ein Polizeibeamter
machte sogar eine Falschaussage.
Bewertung
Dass der Tierschutzprozess ein gutes Ende genommen hat, ist, wie von vielen Seiten betont
wird, nicht unbedingt ein Beweis für einen funktionierenden Rechtssaat – in einem solchen
hätte die Anklage keine solchen grotesken Ausmaße annehmen dürfen. Durch den Prozess
wurden zudem mehrere Existenzen zerstört. Ob und wann die Betroffenen finanziell
nennenswert entschädigt werden, ist noch völlig offen. Zudem sind einige TierschützerInnen
und ihre Kinder von den nächtlichen SOKO-Überfällen dauerhaft traumatisiert. Und
schließlich ist das Urteil noch nicht rechtskräftig – der Staatsanwalt kündigte Berufung an
(wobei noch offen ist, ob diese Ankündigung auch umgesetzt wird).
Trotz aller notwendigen Kritik freuen wir uns aber vor allem, dass die TierschützerInnen den
Justizskandal nun bis auf weiteres hinter sich bringen konnten. Wir hoffen für euch, dass ihr
eure effektive Tierrechtsarbeit schnell wieder aufnehmen könnt!
Fotos und Video von der Urteilsverkündung:
http://www.youtube.com/watch?v=LAXDKBc8BG8&feature=player_embedd
ed
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Von der Internetseite SPECHT
Friday, 6. may 2011
Vertragslandwirtschaft – was ist das?
Vertragslandwirtschaft – was ist das?
Kommentar vom SV Karl-Dieter Specht
In einer interessanten Presseveröffentlichung zum Thema Vertragslandwirtschaft erläutert
die Autorin, Dr. Eva-Maria Schmidtlein, LfL Agrarökonomie München, Vor-und Nachteile
der Vertragslandwirtschaft. „Zielrichtung sei es für beide Vertragsparteien verlässliche
Parameter festzulegen, um Unternehmensentscheidungen planbar zu machen“, so die
Autorin. Folgende Parameter sind vertraglich zu regeln:
In der Regel werden Art und Menge des zu liefernden Produkts, Qualitätsstandards,
garantierte Anbaumaßnahmen und Termine vertraglich bestimmt. Der Vertragspartner
verpflichtet sich im Gegenzug zur Abnahme der Ware zum vereinbarten Preis. Diese
Anbau- und Lieferverträge bieten beiden Seiten Vorteile: Die Landwirte können ihre
Produkte sicher und zu einem festen Preis absetzen; die Abnehmer haben dann die
Garantie, bestimmte Produktmengen zu bestimmten Terminen in der vereinbarten
Qualität zu erhalten( Quelle :Dr. Eva-Maria Schmidtlein).
Anmerkungen: Die Vertragslandwirtschaft kann, wenn die Partner auf gleicher
Augenhöhe verhandeln, für beide Seiten von Gewinn sein. Gewinn deshalb
für die Bauern,
weil die Bauern wissen, welche Menge zu welchen Bedingungen und zu welchem Preis sie
die betreffenden Produkte absetzen können. Sie können also anhand von festen und für
die unternehmerische Planung greifbaren Kriterien ihre Entscheidungen für oder gegen
eine Vertragslandwirtschaft fällen. Dabei spielt naturgemäß ein ausgehandelter attraktiver
Preis (die) eine entscheidende Rolle.
Für die Händler, Verarbeiter, Abnehmer usw. bedeutet das,
eine Sicherung ihrer Rohstoffbasis zu vertraglich vereinbarten Konditionen mit den
Bauern. Dadurch kann der Vertragspartner bestehende Lieferverpflichtungen gegenüber
seinen Kunden jederzeit und zu guter Qualität erfüllen. Dazu haben die Bauern sich ja
verpflichtet. Diese Vorleistungen, die die Bauern vertraglich erbringen, honoriert der
Vertragspartner mit einem garantierten Festpreis. Diesen „Vertrags-Preis“ kann ein
Unternehmen nur dann an die Bauern zahlen, wenn er sein Marktumfeld genau kennt,
eine hohe Wertschöpfung anstrebt und somit Marktpflege betreibt. Ein Verramschen der
Ware würde seine Existenz gefährden. Insoweit wird er einem Preisverfall nicht tatenlos
zusehen sondern versuchen durch Produktionsanpassung gegenzusteuern.
Und wie sieht`s bei der Milch aus?
In der Milchwirtschaft spielt die Vertragslandwirtschaft die dominierende Rolle. Es gibt
eine Vertragslandwirtschaft auf genossenschaftlicher
und prívater Basis. In den
Genossenschaften werden die Spielregeln durch Satzungen geregelt. Private
Molkereiunternehmen
schließen
Lieferverträge
mit
den
Milchbauern
(Milcherzeugergemeinschaften) ab. In diesen Lieferverträgen werden alle relevanten
Parameter vertraglich festgelegt. In einem äußerst wichtigen Punkt unterscheidet sich die
Vertragsgestaltung bei der Milch: Im Gegensatz zur „allgemeinen Vertragslandwirtschaft“
enthalten weder die Satzungen der Genossenschaften noch die Lieferverträge der PrivatMeiereien Mindest-oder Festpreise für die von den Milchbauern gelieferte Rohmilch an
die Unternehmen. Damit geht das volle Risiko des Marktes auf die Milchbauern über. Die
genossenschaftlichen und privaten Molkereien bleiben außen vor. Von einer
Verhandlungsbasis auf Augenhöhe kann hier nicht mehr die Rede sein. Im Gegenteil: Der
Milchindustrie wird damit der Ansporn zu einer verbesserten Wertschöpfung genommen.
Ein Verramschen am Markt ist ebenfalls möglich, da die Milchindustrie kein Risiko trägt.
Das Risiko trägt allein der Milchbauer. Deshalb muss auch das an die Milchbauern zu
zahlende Milchgeld Gengenstand von Satzungen und Lieferverträgen werden. Dabei muss
über eine gewisse Bandbreite noch diskutiert werden. Nur so kann man die Milchindustrie
zu marktbewusstem Handeln zwingen. Dann nämlich werden nicht mehr zu Lasten der
Milchbauern „ Milchabschlüsse“ mit dem Einzelhandel getätigt. Die Milchindustrie würde
auf ein Mal auch für eine dem Markt angepasste Produktion eintreten, da sie dann selbst
in der Verantwortung (Haftung) stünde.
Über den Tellerrand geschaut
Exkurs: Ein Lehrbeispiel bietet zurzeit die Situation der Krabbenfischer. Die Krabbenfischer
fangen aufgrund des Preisdrucks immer mehr Krabben. Und jeder Tonne mehr an Krabben
auf dem Markt führt wiederum zu fallenden Preisen. Dieser Teufelskreis des ständigen
Unterbietens hat mittlerweile dazu geführt, dass, so ist zumindest zu hoffen, auch der
letzte Krabbenfischer erkannt hat, dass ein „Fischen am Markt vorbei“ nur Probleme
schafft und keine löst.
Erkenntnisse der Fischer - von denen die Milchbauern lernen können!
Oberste Maxime der Krabbenfischer sollte sein, die Geschicke in die eigenen
Hände zu nehmen. Die rechtlichen Möglichkeiten hierfür sind vorhanden.
Hierzu müssen die Betriebe allerdings bereit sein in ihrer Organisation mitzuarbeiten, auch
wenn momentan nur ca. 50 % der gesamten Krabbenflotte in der EVKrEO organisiert sind,
und somit nicht „ALLE“ mitmachen. Nach unserer Einschätzung bestünde dann durchaus die
Möglichkeit, die Krabbenfischerei so zu betreiben, dass sie sowohl wirtschaftlich als auch
nachhaltig ist und auch die Arbeitsbedingungen wieder stimmen.
Vorschläge für die weitere Arbeit der EVKrEO sind:
1.
Ausloten, inwieweit tatsächlich eine Zusammenarbeit mit anderen
Erzeugergemeinschaften oder deren Vereinigungen rechtlich möglich und dann
praktisch umsetzbar ist. Was darf miteinander besprochen werden? Wozu sind die
anderen bereit?
2. Gleich zu Beginn des Jahres eine ganzjährig gültige, wöchentliche Höchstfangmenge
festlegen (z. B. 5 t).
3. Wochenendfangverbot; jedes oder jedes zweite Wochenende übereinstimmend für
alle und an der gesamten Küste.
4. Die Siebweite der Siebtrommeln an Bord darf nicht unter 6,0mm liegen.
1. In der Zeit vom 01.07. bis zum 31.08. eines jeden Jahres muss jeder Betrieb eine
Fischereipause von durchgängig 14 Tagen einlegen, die Fischereipause wird von
Süden beginnend versetzt eingeteilt (z. B. Niedersachsen, gerade Schiffsnummern:
die ersten 14 Tage im Juli, ungerade Schiffsnummern die nächsten 14 Tage, danach
Schleswig-Holstein).
Dies hätte den Effekt, dass die zu der Zeit vorkommenden kleinen Krabben nicht im
Übermaß angelandet würden, die Ressource geschont würde und auch der Fischer
könnte die Liegezeit bereits am Jahresanfang einplanen. Andererseits hat jeder
Betrieb in jedem Monat Einnahmen und die Versorgung des Marktes ist jederzeit
gesichert.
6. Vor Inkrafttreten einer jeden beschlossenen Maßnahme muss für jedes Mitglied klar
ersichtlich sein, wie die Kontrollen erfolgen und welche Strafe bei Nicht-Einhaltung zu
erwarten ist. Hierzu sollte ein einheitlicher Strafenkatalog aufgestellt werden, nach
dem dann auch zwingend verfahren werden muss.
1. Es müssen Maßnahmen festegelegt werden, mit denen die Anfuhrmengen kurzfristig
an die Bedürfnisse des Marktes angepasst werden können. Diese sollten beim
Erreichen definierter Grenzwerte automatisch in Kraft treten.
Diese o. g. Maßnahmen werden auf jeden Fall zu einer Verringerung der Anlandemengen, zu
einer Verbesserung der Qualität und somit auch zu einer Stabilisierung der Preise führen,
aber sie sind natürlich auch Einschränkungen für jeden einzelnen Betrieb, die von den
Mitgliedern mitgetragen werden müssen. Der Erfolg der EVKrEO steht und fällt mit der
Bereitschaft der Erzeugergemeinschaften und ihrer Fischereibetriebe, sich an die eigenen
Regeln zu halten.
In der EU gibt es Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass landwirtschaftliche Produkte nicht
unter dem Gestehungspreis auf den Markt kommen dürfen. Hier ist es notwendig, dass sich
Vertreter der EVKrEO informieren und ggfls. auch für die Krabbenfischerei ein solcher Preis
ermittelt und festgelegt wird. Zunächst sollten sich alle beteiligten Fischereivertreter dafür
einsetzen, dass der Interventionspreis für die Nordseegarnele erhalten bleibt( Quelle:
Kutterfischer Eider,Elbe,Weser w.V.
Anmerkungen. Wenn auch nicht alles auf die Situation der Milchbauern übertragbar ist,
so zeigt doch eines ganz deutlich, dass sich nur an der Situation der Milchbauern etwas
ändert, wenn die Milchbauern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Aufgrund der
leidvollen Erfahrungen der letzten Jahre mit der abnehmenden Hand wollen nun die
Fischer ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Der Geschäftsführer der
Erzeugergemeinschaft der Krabbenfischer formulierte es so: „Wir Krabbenfischer müssen
vor dem Auslaufen zum Fang wissen, was wir kriegen und nicht im Nachhinein, denn dann
haben uns die Großhändler in der Hand.“ Und fügte weiter hinzu:“Wenn wir vorher
wissen was wir kriegen, dann laufen wir zum Fang erst gar nicht aus, wenn der Preis die
Kosten nicht deckt.“
Zu guter Letzt - Spruch der Woche!
Ein Edeka-Sprecher kündigte bereits an, „sich marktkonform zu
verhalten.“ Andere Discounter wie Lidl und Penny hätten sich
nicht zu Preissteigerungen äußern wollen ( Quelle: topagrar)
Anmerkung: Wann verhält sich die Milchindustrie im Interesse der
Michbauern marktkonform?Unter Marktkonforme Geschäftsphasen
versteht man das Stadium der Geschäftsprozesse, die konsekutive angepasst
und optimiert werden als Reaktion auf Veränderungen im Marktverlauf ( Quelle:
Wikipedia).
http://specht.over-blog.de/article-vertragslandwirtschaft-was-ist-das-73255986.html
WELT
http://www.welt.de/article13320741.html
Die Welt - 02.05.2011
Die größten Irrtümer der Vegetarier
Vegetarier galten einst als Außenseiter. Heute sind sie modern und im Trend.
Doch einige ihrer Argumente basieren auf Irrtümern, wie Theresa Bäuerlein
erklärt.
Interview: Heike Vowinkel
Welt Online: Die Grillsaison hat begonnen. Ihr erster Gedanke beim Anblick
einer knusprigen Grillwurst?
Theresa Bäuerlein: Ui, das ist schwer. Also nachdem ich mich so lange mit
dem Thema Fleisch und seiner Herstellung beschäftigt habe, ist meine Lust
auf Grillwurst gering. Auch so eine Currywurst am Straßenrand macht mir
keine große Freude mehr.
Welt Online: Warum? Schließlich haben Sie ein Buch geschrieben, dass es kein
Widerspruch sein muss, Fleisch zu essen und Tiere trotzdem zu lieben.
Theresa Bäuerlein: Ich denke erst immer an die Probleme der
Massentierhaltung und wie diese Wurst entsteht. Insofern gilt das vor allem
für Grillwürste, von denen ich nicht weiß, ob sie von Tieren aus
artgerechter Haltung stammen.
Welt Online: Der Widerspruch bleibt also bestehen?
Theresa Bäuerlein: Für mich persönlich nicht. Ich würde nur nicht irgendeine
Wurst kaufen. Aber eine Wurst mit Bio-Siegel durchaus. Ich habe kein
schlechtes Gewissen mehr.
Welt Online: Früher war das anders?
Theresa Bäuerlein: Ja. Früher war ich Vegetarierin. Ich war total dagegen,
Fleisch zu essen, aus ethischen, aus umweltpolitischen Gründen. Gleichzeitig
fiel es mir auch schwer, weil ich gern Fleisch esse. Dann habe ich viel zum
Thema recherchiert und verstanden, dass viele Argumente von Vegetariern
nicht korrekt sind - ebenso wie die von überzeugten Fleischessern. Es
mangelt oft beiden an Informationen.
Welt Online: Welchen zum Beispiel?
Theresa Bäuerlein: Es fängt schon bei den Zahlen an. Vieles wird aus dem
Zusammenhang gerissen. Zum Beispiel diese sogenannten 18 Prozent an
Treibhausgasen, für die die Viehhaltung verantwortlich sein soll - und da
vor allem Rinder. Rindfleisch essen, wird uns gesagt, ist ganz schlecht. Zum
einen weil bei deren Ausscheidungen Methangas entsteht und zum anderen weil
sie widernatürlich mit Getreide gefüttert werden, das der Weltbevölkerung
für die Ernährung fehlt.
Es sieht aber ganz anders aus, wenn die Tiere auf Weiden gehalten werden, wo
sie sich - wie von der Natur vorgesehen - von Gräsern ernähren können.
Außerdem düngen ihre Ausscheidungen so den Boden auf natürliche Art und
Weise, reichern ihn mit Humus an, was wiederum Treibhausgase bindet. Das
heißt, das Pervertierte entsteht eigentlich nur dadurch, dass man Tiere in
Massen in Ställe stellt und mit Getreide füttert.
Welt Online: Nun können wir aber nicht alle Rinder der Welt auf die Wiese
stellen...
Theresa Bäuerlein: Klar, das geht natürlich nicht. Aber für mich ist das
kein Widerspruch. Fleisch darf nicht mehr als tägliches Nahrungsmittel
gesehen werden, sondern als Luxus, den man - so wie früher auch - an Sonnund Feiertagen auftischt.
Welt Online: Viele müssten Verzicht üben. Und gleichzeitig mehr Geld
ausgeben. Also ein Luxus für Besserverdienende?
Theresa Bäuerlein: Nein. Die Preise, die wir momentan für Fleisch, aber auch
viele andere Massenprodukte haben, führen dazu, dass die Nachfrage so groß
ist, weil alle es sich täglich und das sogar mehrmals leisten können. Das
war früher auch anders. Wer weniger Fleisch isst, kann sich durch das
Gesparte besseres Fleisch leisten.
Welt Online: Da haben es Vegetarier also leichter - und billiger?
Theresa Bäuerlein: Was Vegetarier, Fleischesser und wir alle eigentlich
gemeinsam haben, ist, dass wir alle gar nicht so genau wissen wollen, wo
unser Essen herkommt. Es ist ja so leicht zu glauben, dass man mit einer
vegetarischen Ernährung alles richtig macht. Dabei gilt auch hier:
Wer zum Beispiel eiweißhaltige Sojaproteine konsumiert, die als
Fleischersatz verkauft werden, ohne darauf zu achten, woher sie stammen und
wie sie hergestellt wurden, also ob nachhaltig oder nicht, richtet ebenfalls
viel Schaden an.
Welt Online: Allerdings haben Produzenten von Bio-Produkten ja schon jetzt
in Phasen großer Nachfrage - zuletzt im Skandal mit Dioxin-Eiern Lieferschwierigkeiten.
Theresa Bäuerlein: Das stimmt. Im Moment kann diese Nachfrage nicht gedeckt
werden. Aber das heißt ja nicht, dass das in Zukunft der Fall sein muss.
Außerdem ist sehr interessant daran, dass wir alle offenbar davon ausgehen,
dass die Welt mit industriell hergestellten Lebensmitteln ernährt werden
kann. Aber dem ist nicht so.
Es gibt ja trotzdem so viele hungernde Menschen, was vor allem an der
ungerechten Verteilung von Lebensmitteln, der Armut, aber eben auch der
Billigimporte von Überproduktionen aus Industrieländern in
Entwicklungsländer liegt, die dadurch heimische Märkte zerstören. Außerdem
sind unsere hohen Erträge nur mit einem immensen Energieaufwand für
Kunstdünger möglich, der wiederum die Böden auslaugt. Selbst die
UN-Ernährungsorganisation FAO hat in ihrem Weltagrarbericht geschrieben,
dass wir gar keine andere Option haben, als auf nachhaltige Produktion
umzustellen.
Welt Online: Aber ist das nicht trotzdem unrealistisch? Nachhaltiger Anbau
heißt ja auch, deutlich kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Um mit diesen
den Bedarf zu decken, müsste es entsprechend mehr Betriebe geben. So viele
Landwirte haben wir ja gar nicht mehr.
Theresa Bäuerlein: Stimmt, im Moment ist das alles noch schwierig. Aber es
gibt interessante Modelle wie sogenannte vertikale Farmen, die auf Ebenen,
die übereinander liegen, wirtschaften, um Flächen zu schonen. Und natürlich
wird es auch viele Schwierigkeiten geben. Allerdings heißt das nicht, dass
es nicht geht oder dass das System, wie es jetzt ist, tragbar ist.
Welt Online: Was sollte jeder Einzelne Ihrer Meinung nach tun?
Theresa Bäuerlein: Ich zitiere da gern den Kolumnisten Marc Bittman von der
"New York Times", der den Begriff erfunden hat: "less-meatarian": Also
einfach weniger von dem essen, was problematisch ist, wie Fleisch oder
überhaupt tierische Produkte.
Und ideal wäre dann, noch mehr zu nachhaltig produzierten Produkten zu
greifen. Und vor allem nicht mit der Haltung darangehen, dass es etwas
Perfektes gibt. Auch nicht alle Bioprodukte sind unproblematisch.
Welt Online: Was unterscheidet Ihre Position eigentlich von der Jonathan
Safran Foers, der ein gefeiertes Buch über die Probleme der
Massentierhaltung geschrieben hat?
Theresa Bäuerlein: Ich schätze sein Buch sehr. Dummerweise wurde immer
behauptet, dass er ein Manifest für den Vegetarismus geschrieben habe. Das
stimmt aber nicht, und er schreibt das auch selbst so in seinem Buch. Ich
glaube, wir liegen sogar auf einer Linie. Er zieht halt für sich den Schluss
daraus, dass er Vegetarier sein will. Ich dagegen will weiter Fleisch essen
- und weiß, dass das moralisch wie umweltpolitisch vertretbar ist.
Welt Online: Nun ist Foer eigentlich ein Gegenbeispiel. Aber täuscht der
Eindruck, dass Frauen häufiger Vegetarier sind?
Theresa Bäuerlein: Ja, das sehe ich auch so. Es hat vermutlich etwas mit den
Rollenbildern zu tun. Irgendwie scheint es für Männer etwas Männliches zu
haben, wenn sie ab und an in ein Steak beißen. Es scheint so, als
definierten sie sich darüber. Es gibt ja auch das Magazin "Beef", das genau
mit diesem Bild arbeitet: Ein echter Mann braucht ein echtes Stück Fleisch.
Ich denke, das ist Quatsch.
Welt Online: Und Frauen?
Theresa Bäuerlein: Die werden schon früh sozialisiert, fürsorglich zu sein
und sich Gedanken zu machen um das Wohlergehen der Mitlebewesen. Wenn Männer
dann allerdings Vegetarier werden, ist es bei ihnen oft gleich eine Mission.
Frauen dagegen machen es einfach. Aber das ist nur meine persönliche
Beobachtung.
Theresa Bäuerlein:
Fleisch essen, Tiere lieben.
Ludwig Verlag, München.
160 S., 12,99 Euro
----------------------------------------------------------------------LINKS [Red.]
Buchinformation des Verlages:
http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=368321
Leseprobe und Leserdiskussion:
http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2011-04/vorab-baeuerlein-tiere-es
sen-buch
AGRARHEUTE
Geflügel | 11.05.2011
Russland: Geflügelproduktion soll um elf Prozent steigen
Moskau - Der Verband der russischen Geflügelfleischproduzenten (Rosptizeprom) rechnet für
das laufende Jahr mit einer weiteren starken Zunahme der Geflügelerzeugung.
Die Produktion werde im Vergleich zu 2010 voraussichtlich um 320.000 Tonnen oder elf
Prozent auf 3,15 Millionen Tonnen steigen, erklärte Rosptizeprom-Generaldirektorin Galina
Bobyljeva auf einer Verbandstagung. Allerdings werde auch dieses Aufkommen nicht
reichen, um den Bedarf des Binnenmarktes zu decken, der wie im vergangenen Jahr bei etwa
3,5 Millionen Tonnen liegen dürfte, führte Bobyljeva aus.
Agrarpolitiker: Russland steuert auf Überproduktionskrise zu
Die diesjährigen Geflügelfleischimporte Russlands werden vom Verband auf 390.000 Tonnen
geschätzt, was eine Abnahme um fast 300.000 Tonnen oder 43 Prozent bedeuten würde.
Dabei orientiert sich Rosptizeprom an den zollfreien Importkontingenten: Bekanntlich hat die
Moskauer Regierung das Einfuhrkontingent zu ermäßigten Zollsätzen kräftig gekürzt, und
zwar von zuvor 78.000 Tonnen auf nur noch 350.000 Tonnen.
Des Weiteren darf Weißrussland 40.000 Tonnen im Rahmen des Außenhandelsabkommens
der Dreier-Zollunion von Russland, Kasachstan, Belorussland zollfrei nach Russland liefern.
Agrarpolitiker in Moskau sehen Russland mittlerweile sogar auf dem Weg zu einem
Angebotsüberhang an Geflügelfleisch. Russland müsse Exportmärkte für sein Geflügelfleisch
suchen; ansonsten drohe der Branche bald eine "Überproduktionskrise", zitierte die Moskauer
Nachrichtenagentur RiaNovosti den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für
Agrar- und Nahrungsgüterpolitik des Föderationsrates, Sergej Lissowskij. Als möglicher
Abnehmer käme Kasachstan in Frage, dass einen Importbedarf von jährlich 105.000 Tonnen
Geflügelfleisch habe.
AgE
Heute im Bundestag 190
2. Keine Klontiere in der Lebensmittelproduktion: SPD-Antrag abgelehnt
Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Berlin: (hib/EIS) Die CDU/CSU und FDP lehnen ein generelles Verbot ab,
Erzeugnisse geklonter Tiere und ihren Nachfahren aus der Lebensmittelproduktion
auszuschließen. Ein entsprechender Antrag (17/5485) der SPD-Fraktion wurde am
Mittwoch im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit
den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten,
Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen zurückgewiesen.
Die SPD hatte im Vorfeld der Abstimmung erklärt, auf breite Zustimmung zu bauen:
”Denn niemand will Fleisch von Klontieren und deren Nachkommen essen.“ Ziel der
Fraktion sei es, ein Verbot oder zumindest eine klare Kennzeichnung für derart produzierte
Lebensmittel durchzusetzen. Die Bundesregierung soll sich dafür auch auf EU-Ebene
einsetzen, weil in Brüssel bisher keine befriedigenden Ergebnisse erzielt worden seien.
Ein Vertreter der Bundesregierung erklärte, dass die EU-Kommission 2013 eine Regelung
vorlegen wolle, nachdem ein Vorschlag im März 2011 gescheitert war: ” In den
Verhandlungen spielen auch Fragen des Tierschutzes und der Ethik eine Rolle.“
Die Grünen-Fraktion unterstützte den SPD-Antrag, weil ”geklonte Tiere früher verenden
und Missbildungen auftreten“. Die Fraktion forderte, ein nationales Klonverbot nach
dänischem Vorbild durchzusetzen.
Die Linksfraktion argumentierte, dass seit vielen Jahren versucht werde, die genetische
Vielfalt in der Umwelt zu erhalten. ”Nun lassen wir in der Landwirtschaft eine genetische
Verengung zu“, kritisierten sie. ”Das ist strategisch verkehrt.“
Zwar befürworte die CDU/CSU das Klonen aus ethischen Gründen nicht, hieß es aus der
Fraktion, ”aber der SPD-Antrag ist unnötig“. Zum einen würde die Regierung bereits
handeln, und zum anderen sei Klonen zu teuer: ”Es spielt in der Lebensmittelindustrie
keine Rolle.“ Die CDU/CSU argumentierte außerdem, dass das Szenario abwegig sei, in
Zukunft die gesamte Bevölkerung mit Klonfleisch ernähren zu wollen.
Die FDP-Fraktion begründete ihre Ablehnung ebenfalls mit fehlendem Handlungsbedarf:
”Ein EU-Rechtsakt wird ausgearbeitet.“ Die Liberalen kritisierten den SPD-Vorstoß als
”armselig“, denn das Klonen würde in dem vorgelegten Antrag allein auf die
Lebensmittelproduktion reduziert. ”Doch Klonen stellt keine Bedrohung der genetischen
Vielfalt dar“, hielt die FDP der Opposition entgegen. ”Sondern kann sie erhalten.“
Weiter wäre ein generelles Verbot nicht vereinbar mit den Regeln der
Welthandelsorganisation: ”Es wäre seltsam, wenn Deutschland keine Rücksicht auf
Handelsbedingungen nimmt, obwohl hier so viele Arbeitsplätze auf Export setzen.“
Ein Vertreter der Regierung räumte auf Nachfrage ein, dass es bisher keine
Kennzeichnungspflicht importierter Samen von geklonten Tieren gebe. ”Aber die EU will
eine Kennzeichnungspflicht“, sagte er mit Blick auf die geplante Regelung für 2013.
TAZ
11.05.2011
UN-Bericht zu Lebensmittelverschwendung
1,3 Milliarden Tonnen in den Müll
Ein Drittel aller Lebensmittel weltweit wird weggeworfen. Die Reichen verschwenden, bei
den Armen verdirbt es. Dabei fliegt besonders viel Obst und Gemüse in den Müll. VON JOST
MAURIN
BERLIN taz | Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll
oder geht etwa beim Transport verloren: jährlich 1,3 Milliarden Tonnen. Das geht aus der
ersten globalen Studie zum Thema hervor, die die UN-Ernährungsorganisation FAO am
Mittwoch vorgestellt hat. Gleichzeitig hungern etwa eine Milliarde Menschen, und die
Herstellung von Lebensmitteln verschlingt viele Ressourcen und setzt große Mengen
Treibhausgase frei.
Mehr als die Hälfte der globalen Getreideernte landet nicht auf dem Teller, sondern im Abfall,
schreiben die Autoren vom Schwedischen Institut für Lebensmittel und Biotechnologie. Die
Müllmengen sind in den Industrieländern - also auch in Deutschland - besonders hoch.
Europäer und Nordamerikaner werfen demnach im Schnitt jedes Jahr 95 bis 115 Kilogramm
pro Kopf weg. Die Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südsowie Südostasien kämen nur auf 6 bis 11 Kilogramm.
So erklärt sich, dass die Verbraucher in reichen Ländern laut Untersuchung fast so viele
Lebensmittel ungenutzt "entsorgen", wie südlich der Sahara überhaupt produziert werden: 222
Millionen Tonnen. Besonders hoch sei die Wegwerfquote bei Obst und Gemüse.
Entwicklungsländer verschwenden genauso viel
Allerdings verschwenden und verlieren die Entwicklungsländer laut FAO ungefähr genauso
viel Lebensmittel wie die Industriestaaten, nämlich 630 Millionen Tonnen. Das aber liege
weniger an der Wegwerfmentalität, als vielmehr an fehlender Kühlung und schlechter
Lagerung: Die Bauern in den armen Staaten arbeiten oft mit Erntemaschinen, die zu viel
Früchte auf dem Feld lassen. Die Laderäume vieler Lastwagen sind undicht. Und zahlreiche
Lager sind schlecht gegen Schädlinge gesichert. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb
unter anderem, mehr in die Infrastruktur von Entwicklungsländern zu investieren.
In reicheren Staaten sehen die Wissenschaftler die größten Probleme bei Verbrauchern und
Einzelhandel. "Große Mengen Nahrungsmittel werden verschwendet wegen
Qualitätsstandards, die Aussehen überbetonen", schreiben die Forscher. Damit meinen sie:
Viele deutsche Supermarktketten beispielsweise werfen Kohlrabi schon dann weg, wenn die
Blätter etwas welk sind. Dabei zeigten Umfragen, dass die Konsumenten auch dieses Gemüse
kaufen würden, solange es gesund und schmackhaft ist.
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Milchpreis steigt
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20.000 gegen die Agrarindustrie
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Steigende Lebensmittelpreise
Spekulanten droht eine Diät per Gesetz
Zudem rät die Untersuchung, die Einstellung der Konsumenten zu Lebensmitteln etwa durch
Aufklärung und politische Initiativen zu ändern. "Verbrauchern in reichen Ländern sollte
beibebracht werden, dass es inakzeptabel ist, ohne Not Essen wegzuwerfen." Bisher planten
viele Menschen ihre Einkäufe nicht richtig: Sie würden deshalb Lebensmittel vor Ablauf des
Mindesthaltbarkeitsdatums wegwerfen. Die Forscher kritisieren auch Buffetangebote zum
Pauschalpreis in Restaurants. Diese würden die Gäste dazu animieren, mehr als nötig auf die
Teller zu laden.
Biomasse | 13.05.2011
EEG-Reform: Maisquote von 60 Prozent?
Berlin - Streit um die Reform des EEG: Laut Eckpunkten des Entwurfes soll der Einsatz von
Getreidekorn und Mais auf einen energetischen Anteil von 60 Prozent beschränkt werden.
Dagegen streubt sich das DMK.
Mit den nun bekannt gewordenen Entwürfen nimmt die Reform des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) Konturen an. Zu den Eckpunkten der Novellierung soll neben anderen
Maßnahmen die Beschränkung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf einen
energetischen Anteil von 60 Prozent gehören. Das bedeutet, Boni für Strom aus Biomasse
könnten künftig nur noch gezahlt werden, wenn ein bestimmter Maisanteil nicht überschritten
wird.
Konkret heißt es in dem Entwurf: "Zugleich werden effektive Maßnahmen ergriffen, um dem
zunehmenden Maisanbau sowie anderen Nutzungskonkurrenzen (z.B. bei Altholz)
entgegenzuwirken und den Belangen des Naturschutzes Rechnung zu tragen." Und weiter:
"Für Strom aus Biogas Begrenzung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf 60 %
(energetisch)."
DMK: Mais-Begrenzung verursacht überproportionalen Flächenbedarf
Wie das Deutsche Maiskomitee (DMK) in einer ersten Stellungnahme betont, bedeutet die
Begrenzung der Kultur Mais einen überproportional wachsenden Bedarf an zusätzlicher
Fläche für den Betrieb einer Biogasanlage.
Auf den Einsatz von Biomasse bezogen, führe eine derartige Maßnahme de facto zu einer
Deckelung des Substratanteils von Mais und Getreidekorn weit unterhalb der genannten 60
Prozent.
Vorwürfen, der zunehmende Maisanbau würde die Umwelt beeinträchtigen, widerspricht das
DMK: "Die Entwicklung wissenschaftlich basierter Konzepte zur 'guten fachlichen Praxis' hat
in den letzten 20 Jahren zu umfangreichen Lösungen hin zu einem umweltverträglichen
Maisanbau geführt." Was sicher gestellt werden müsse, sei die flächendeckende Umsetzung
dieser Konzepte.
Umweltministerium bemängelt ökologische Fehlanreize
In den Handlungsempfehlungen zum Erfahrungsbericht des EEG-Erfahrungsberichtes stellt
das Umweltministerium (wie berichtet) die Bedeutung der Biomasse als einen der wichtigsten
Faktoren zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien heraus. Kritisiert wird jedoch eine
"intransparente Förderstruktur", die zu ökologischen Fehlanreizen führe.
Empfehlung im Bereich Biomasse im Überblick



Drastisch vereinfachtes Vergütungssystem mit 4 leistungsbezogenen
Anlagenkategorien (Grundvergütung zwischen 6 und 14,3 ct/ kWh) und 2
Rohstoffvergütungsklassen (Rohstoffvergütungsklasse I mit 6 ct/kWh und
Rohstoffvergütungsklasse II mit 8 ct/kWh).
Gesonderte Vergütung für Bioabfallvergärungsanlagen zur Mobilisierung von
Abfall- und Reststoffen
Gestaffelte Zusatzvergütung (1 bis 2 ct) für die Biomethaneinspeisung










Für Altanlagen Halbierung des Güllebonus, wenn diese bereits vor 2009 in Betrieb
gingen und den Güllebonus mit dem EEG 2009 erst nachträglich bekamen.
Im Schnitt Absenkung des Vergütungsniveaus um 10 bis 15 %, insbesondere bei
Kleinanlagen; so sinkt die Vergütung für eine typische 150 kW-Anlage von bisher
rund 26 ct/kWh auf künftig 20 bis 22 ct/kWh.
Erhöhung der Degression von 1 auf 2 % auf die rohstoffunabhängige Vergütung, das
heißt die Rohstoffvergütung unterliegt künftig nicht mehr der Degression, da
Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt bestimmt werden und somit kein
Kostensenkungspotenzial haben.
Für Strom aus Biogas Begrenzung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf 60
% (energetisch);
Streichung der Vergütung für die Altholzverbrennung.
Einführung einer anteiligen Vergütung (d.h. beide Rohstoffklassen können gemischt
werden). Dies vereinfacht den Einsatz von ökologisch vorteilhaften Einsatzstoffen,
z.B. Landschaftspflegematerial.
Einführung von Mindestanforderungen (z.B. 60 % Wärmenutzung).
Für Neuanlagen Streichung der Förderung von Strom aus flüssiger Biomasse.
Einführung einer Kapazitäts-Prämie, um Strom aus Biogas-Anlagen marktorientiert
erzeugen zu können (s.o.).
Erweiterung der Verordnungsmöglichkeiten für weitergehende
Nachhaltigkeitsanforderungen, insbesondere auch für feste und gasförmige
Biomasse.
Politik national | 12.05.2011
Agrarbericht: Viel Kritik, wenig Lob
Berlin - Gestern hat Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Agrarbericht 2011 präsentiert.
Hier lesen Sie Meinungen im Überblick. Vorab: Breite Zustimmung sieht anders aus.
DBV: Stärken und Schwächen im Agrarbericht
Positiv bewertet der Bauernverband, dass der Agrarbericht die Bedeutung der Landwirtschaft
für die gesamte Wirtschaft zeigt. Auch dass die Regierung die zunehmende Bedeutung der
betrieblichen Risikoabsicherung anerkennt wird vom Bauernverband begrüßt. Schließlich
hätten in Folge der Reformen der EU-Agrarpolitik die Preisschwankunge auf den
Agrarmärkten deutlich zugenommen. Negativ bewertet der Verband jedoch, dass die
Einführung von Instrumenten wie einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage nicht erwähnt
wird.
Die Ankündigung der Bundesregierung, die Ferkelkastration auf EU-Ebene im Rahmen einer
"europäischen Partnerschaft" zu unterstützen, wertet der DBV als "Schritt in die richtige
Richtung". Kritik gibt es jedoch für den angekündigten Ausstieg aus der
Kleingruppenhaltung. Dies sei nicht der richtige Weg.
Hinsichtlich der Bioenergie fordert der Bauernverband die Bundesregierung zu einem
verantwortungsvollen Ausbau ohne Beeinträchtigung der Nahrungsmittelproduktion auf. "Das
EEG darf sich nicht aus der Landwirtschaft verabschieden", fordert der DBV.
Was den nach wie vor starken Flächenverbrauch angeht, verlangt der DBV von der
Bundesregierung ein schlüssiges Reduzierungskonzept. Da 650.000 Haushalte in ländlichen
Gebieten immer noch keinen Anschluss ans Breitbandnetz haben, mahnt der DBV im Zuge
der aktuellen Novelle des Telekommunikationsgesetzes einen deutlich ambitionierten
Breitbandausbau an.
BDM: Situation einseitig beleuchtet
Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) stellt die
Bundesregierung die wirtschaftliche Entwicklung der Landwirtschaft mit dem Tenor
"Deutschlands Bauern können aufatmen" in ein zu positives Licht. "Alleine die Tatsache, dass
die Direktzahlungen 52 Prozent des durchschnittlichen bäuerlichen Einkommens ausmachen,
belegt jedoch die durch die Agrarpolitik gesteuerte Fehlentwicklung", stellt BDMVorsitzender Romuald Schaber fest. Dieser Anteil ist in 2010 durch die Erholung der Preise
für landwirtschaftliche Produkte zwar etwas rückläufig, zeigt jedoch nach wie vor die
Abhängigkeit der Bauern von der Lage der öffentlichen Haushalte, so Schaber weiter.
Die Bundesregierung wäre zudem gut beraten, sich nicht nur im Blickwinkel der gestiegenen
Erzeugerpreise zu sonnen, sondern auch die Kostenentwicklung mit zu betrachten. Angesichts
exorbitant steigender Produktionskosten sei die Preisanhebungen für die Trinkmilchkontrakte
mit vier Cent/Liter doch eher moderat ausgefallen.
Kein Ruhmesblatt für die Politik sei auch der weiterhin fortschreitende Abbau von
Arbeitsplätzen. Auf 300.700 landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten noch 1,1 Millionen
Menschen, das bedeutet einen Abbau von jeweils im Schnitt 2,2 Prozent pro Jahr. Mit einem
Bruttodurchschnittseinkommen von 2050 Euro brutto im Monat müssen nicht nur der
Lebensunterhalt und die Altersvorsorge bestritten werden, sondern auch die Tilgungen und
Rücklagen für betriebliche Investitionen, die schnell in die Tausende gehen. Auch dies zeige
deutlich, wie groß der Handlungsbedarf für die Agrarpolitik ist.
Bündnis 90/Die Grünen: Falsche Agrarpolitik schöngeredet
"Der Agrarbericht ist Ausdruck der falschen und ziellosen Agrarpolitik der Bundesregierung
und strotzt vor Widersprüchen: Die Zustimmung zur Analyse von Agrarkommissar Ciolos,
dass in der Landwirtschaft mehr für den Klima-, Umwelt- und Artenschutz getan werden
muss, steht im krassen Widerspruch zu der totalen Verweigerungshaltung der
Bundesregierung bei den Verhandlungen der von Ciolos vorgeschlagenen Reform der EUAgrarpolitik", kritisiert Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik.
Das Eingeständnis, dass die Landwirtschaft weltweit mit 18 Prozent und in Deutschland mit
13 Prozent zum Klimawandel beiträgt, sei richtig. "Es widerspricht aber der bisher von
Aigners Parlamentarischem Staatssekretär vertretenen Haltung, es seien weltweit allenfalls
sieben Prozent und in Deutschland höchstens elf Prozent", so Ostendorff.
Die Bundesregierung bestätigt den besonderen Beitrag des Ökologischen Landbaus zum
Ressourcenschutz. "Verschwiegen wird, dass Schwarz-Gelb das Bundesprogramm
Ökologischer Landbau faktisch abgeschafft hat und nichts unternimmt, um die stark
ansteigende Nachfrage nach Bioprodukten durch heimisches Angebot zu befriedigen."
"Die aggressive Exportstrategie der Bundesregierung wird verteidigt, obwohl diese die
negative Klimabilanz der Landwirtschaft und die Massentierhaltung in Deutschland weiter
verschärft. Tierschutzmaßnahmen wie das Verbot von Neuzulassungen von Käfigen für
Legehennen oder der betäubungslosen Ferkelkastration werden erneut angekündigt, während
die Koalition im Bundestag alles tut, um diese zu verhindern", schreibt der Agrarpolitiker in
einer Stellungnahme.
SPD: Bericht offenbart Schwächen
Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2011 offenbart Schwächen Wilhelm Priesmeier
fordert eine klare politische Linie Berlin, 11.05.2011:
Die SPD fordert von Ministerin Aigner "endlich eine klare Linie in der Agrarpolitik".
"Forderungen nach höheren Tierschutzstandards, die Auswirkungen des Klimawandels und
eine exzessive Spekulation mit agrarischen Rohstoffen sind reale Herausforderungen für die
Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft. Diese Themen sollten endlich auf die
politische Agenda des Ministeriums gesetzt werden, statt sie weiterhin in theorielastigen
Workshops zu diskutieren", kritisiert der agrarpolitische Sprecher der SPD, Wilhelm
Priesmeier in seinem Statement zum Agrarbericht.
Priesmeier fordert Mindestlöhne für die in der Forst- und Landwirtschaft Beschäftigten.
Außerdem sollten Wertschöpfungsketten und die Lebensqualität im ländlichen Raum gestärkt
werden. "Die Auswirkungen des Klimawandels und die Forderung nach mehr
Ressourceneffizienz erfordern Antworten auch von der deutschen Landwirtschaft. Deshalb
fordern wir, stärkere politische und finanzielle Anreize zur Bewältigung der
Herausforderungen zu setzen", so Priesmeier weiter.
Die Linke: Agrarpolitik muss mehr sein als Wirtschaftspolitik für Agrarunternehmen
"Frau Aigners Ausrichtung der Agrarpolitik auf die Förderung der unternehmerischen
Landwirtschaft wird den Problemen im Agrarsektor nicht gerecht", sagt Alexander Süßmair,
Sprecher für den ländlichen Raum der Partei Die Linke. Während der fünf Berichtsjahre sei es
nicht einmal gelungen, den Landwirten ein Einkommen zu ermöglichen, das annähernd mit
dem deutschen Durchschnitt mithalten kann.
Zudem habe sich bis heute nichts getan in Sachen Mindestlohn für die in der Landwirtschaft
Beschäftigten und für die vielen Saisonarbeitskräfte. Gerade diese Entwicklung schwäche die
ländlichen Räume drastisch und verschlechtere deren Situation und Perspektiven.
"Leider wird auch deutlich, dass der Agrarbericht der Bundesregierung immer mehr an
Aussagekraft verliert", kritisiert Süßmair. Der Wachstumsbereich der Bioenergie werde heute
schon weitgehend aus der Berichterstattung ausgeklammert, "weil viele Betriebe diesen
Sektor als eigenes Gewerbe betreiben und zum Beispiel die Stromerzeugung über Biogas gar
keine landwirtschaftliche Tätigkeit mehr bedeutet und nicht im Bericht erfasst wird."
Süßmair vermisst eine Aussage zur sozialen Lage der Rentner. Im Blick auf die im
Durchschnitt zu niedrigen Einkommen in den Betrieben, baue sich für viele ein Risiko in der
Alterssicherung auf, da in vielen Betrieben, insbesondere Familienbetrieben, die Reserven für
eine angemessene private Altersvorsorge nicht erwirtschaftet werden können.
Süßmairs Fazit: "Die anzugehenden Aufgaben in der Agrarpolitik sind vielfältig, sie dürfen
sich nicht mit der Fokussierung auf das Unternehmertum und den Export reduzieren."
Aigner: Erzeugerpreise steigen - Produktionskosten auch
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatten den Bericht am gestrigen Mittwoch dem
Kabinett vorgelegt. Die Ministerin warnte vor überhöhten Erwartungen. Zwar gebe es bei
vielen Erzeugerpreisen "einen stabilen Trend nach oben", andererseits seien "an den
Agrarmärkten starke Preisschwankungen zu verzeichnen". Es sei zudem damit zu rechnen,
dass die Produktionskosten aufgrund der höheren Futtermittelkosten und des hohen Ölpreises
stiegen.
pd/dpa
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Rind » Milchproduktion » Fonterra-Brasilien ]
Freitag, 13.05.2011
Milchproduktion | 13.05.2011
Fonterra baut Musterfarm in Brasilien
Auckland - Die neuseeländische Molkerei Fonterra will in Brasilien einen Modellbetrieb für
Milchviehhaltung aufbauen. Ziel ist die eigene Rohstoffversorgung des Unternehmens Dairy
Partners Americas.
Das Unternehmen bestätigte, kurz vor dem Abschluss eines entsprechenden Landkaufs zu
stehen. Fonterra will ein Netz von Pilotfarmen in den Wachstumsregionen von Asien und
Lateinamerika knüpfen. In China entwickeln die Neuseeländer zurzeit ihren zweiten
Modellbetrieb. Für einen weiteren Betrieb in Indien wird derzeit eine Machbarkeitsstudie
erstellt.
Grünlandbasierte Farm mit 3.300 Milchkühen
In Brasilien will Fonterra eine Farm von 850 Hektar im Bundesstaat Goiás kaufen. Spätestens
bis Ende 2014 sollen dort 3.300 Kühe qualitativ hochwertige Milch produzieren.
Die grünlandbasierte Farm soll der erste Schritt zum Aufbau einer eigenen
Rohstoffversorgung für das Unternehmen Dairy Partners Americas (DPA) sein, einem Joint
Venture von Fonterra und Nestlé. Die Neuseeländer erwarten einen starken Anstieg der
Nachfrage nach Molkereiprodukten in Brasilien, der mit 200 Millionen Verbrauchern größten
Volkswirtschaft in Südamerika. Wenn der Pilotbetrieb erfolgreich arbeitet, sollen weitere
Musterfarmen aufgebaut werden.
aiz
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Schwein » Mast » Abrechnungsmasken ]
Freitag, 13.05.2011
Mast | 11.05.2011
ISN fordert faire Abrechnungsmasken
Damme - Im Laufe des Jahres stehen aufgrund der neuen Klassifizierungsformeln erneut
Maskenänderungen an. Schlachtunternehmen halten sich bislang noch bedeckt.
Entgegen vereinzelter Ankündigungen haben sich die Schlachtunternehmen in Bezug auf die
Veröffentlichung der neuen Masken bislang bedeckt gehalten. Aktuell werden anscheinend
noch immer die neuen Klassifizierungsformeln von Schlachtunternehmen analysiert und
intern neue Maskenvorschläge geprüft. Die ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter
Deutschlands e.V. fordert die Schlachtunternehmen auf, die neuen Abrechnungsmasken
frühzeitig mit der ISN zu diskutieren. Die ISN hat hierzu die aktuellen Masken analysiert.
Heraus gekommen ist ein ganzer Katalog mit Änderungsforderungen.
Maske muss machbar sein
Zentrale Forderung ist die Machbarkeit der Maske. Aktuell liegt der Anteil der so genannten
Normschweine, bei Anwendung der seit Herbst gängigen Einheitsmaske, nach verschiedenen
Angaben der Erzeuger bei oftmals lediglich fünf Prozent. In der Spitze erreichen einige
Betriebe 15 bis 20 Prozent. "Aus ISN-Sicht ist das viel zu wenig. Die Bewertungskriterien der
Abrechnungsmaske müssen so gestaltet sein, dass sie auch erreichbar sind." sagt Dr. Torsten
Staack, Geschäftsführer der ISN. "Wer nach guter fachlicher Praxis produziert, muss einen
Großteil seiner schlachtreifen Schweine im Normbereich platzieren können. Nur das ist
gerecht", so Staack weiter, "Das Fortführen der gegenwärtigen reinen Abzugsmaske lehnt die
ISN strikt ab."
Kein doppeltes Abstrafen beim Bauch
Insbesondere die derzeitige Abstrafung der Bäuche, die in keinem Verhältnis zum
tätsächlichen Handelswert steht, ist der ISN ein Dorn im Auge. Gerade beim Bauch hat der
Mäster relativ geringe Steuerungsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist die Schätzgenauigkeit
beim Bauch systembedingt nur sehr gering und es gibt große Abweichungen. Im Gegenzug
wird der Bauch in Zusammenhang mit dem Bauchgewicht und dem Magerfleischanteil des
Bauches aber doppelt abgestraft. Die gewünschten schweren Tiere müssen nämlich auch
einen hohen Magerfleischanteil halten. Bei aktuellem Preisniveau von 1,62 Euro je Kilo
Schlachtgewicht sieht das so aus: Wird die geforderte untere Gewichtsgrenze beim Bauch von
14 Kilo nur minimal um beispielsweise 100 Gramm unterschritten, wird das Bauchgewicht
sofort mit der Systemgrenze von 0,7 Punkten je Kilo belegt. Das bedeutet: ist der Bauch auch
nur marginal zu leicht, fällt sofort ein Mindererlös von 11,65 Euro ins Gewicht.
Problem bleibt bei neuen Schätzformeln erhalten
Erreicht der Erzeuger zwar das geforderte Bauchmindestgewicht, steht die nächste Hürde an:
der Bauch-Magerfleischanteil. Ist dieser nur zwischen 47 und 53 Prozent, beträgt die
maximale Punktzahl 0,9 Indexpunkte je Kilo und der Mindererlös liegt bei 6,85 Euro. Die
beste Bewertung erhält der Bauch erst bei 53 Prozent MFA. Die doppelte Abstrafung des
Bauchs erfolgt überproportional zum tatsächlichen Handelswert des Bauches. Bauchfleisch
hat am Großmarkt im Jahresdurchschnitt zwar einen etwa halb so hohen Handelswert wie
Schinken, in der Grillsaison erhöht sich jedoch der Reibach, wie es aktuell der Fall ist Auch
nach den neuen Schätzformeln bleibt das Problem erhalten: Nach Berechnungen von Dr.
Wolfgang Branscheid (Max Rubner-Institut) wird das Bauchgewicht weiterhin mit den
größten Verzerrungen zum Referenzwert geschätzt. Sie erreichen nach Angaben von
Branscheid bis zu sechs Prozent des Teilstückgewichts. Weniger problematisch ist die
Schätzung des Muskelfleischanteils des Bauches nach den neuen Schätzformeln.
Isn
[ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Produktion-Russland ]
Freitag, 13.05.2011
Geflügel | 11.05.2011
Russland: Geflügelproduktion soll um elf Prozent steigen
Moskau - Der Verband der russischen Geflügelfleischproduzenten (Rosptizeprom) rechnet für
das laufende Jahr mit einer weiteren starken Zunahme der Geflügelerzeugung.
Die Produktion werde im Vergleich zu 2010 voraussichtlich um 320.000 Tonnen oder elf
Prozent auf 3,15 Millionen Tonnen steigen, erklärte Rosptizeprom-Generaldirektorin Galina
Bobyljeva auf einer Verbandstagung. Allerdings werde auch dieses Aufkommen nicht
reichen, um den Bedarf des Binnenmarktes zu decken, der wie im vergangenen Jahr bei etwa
3,5 Millionen Tonnen liegen dürfte, führte Bobyljeva aus.
Agrarpolitiker: Russland steuert auf Überproduktionskrise zu
Die diesjährigen Geflügelfleischimporte Russlands werden vom Verband auf 390.000 Tonnen
geschätzt, was eine Abnahme um fast 300.000 Tonnen oder 43 Prozent bedeuten würde.
Dabei orientiert sich Rosptizeprom an den zollfreien Importkontingenten: Bekanntlich hat die
Moskauer Regierung das Einfuhrkontingent zu ermäßigten Zollsätzen kräftig gekürzt, und
zwar von zuvor 78.000 Tonnen auf nur noch 350.000 Tonnen.
Des Weiteren darf Weißrussland 40.000 Tonnen im Rahmen des Außenhandelsabkommens
der Dreier-Zollunion von Russland, Kasachstan, Belorussland zollfrei nach Russland liefern.
Agrarpolitiker in Moskau sehen Russland mittlerweile sogar auf dem Weg zu einem
Angebotsüberhang an Geflügelfleisch. Russland müsse Exportmärkte für sein Geflügelfleisch
suchen; ansonsten drohe der Branche bald eine "Überproduktionskrise", zitierte die Moskauer
Nachrichtenagentur RiaNovosti den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für
Agrar- und Nahrungsgüterpolitik des Föderationsrates, Sergej Lissowskij. Als möglicher
Abnehmer käme Kasachstan in Frage, dass einen Importbedarf von jährlich 105.000 Tonnen
Geflügelfleisch habe.
AgE
TOP AGRAR
Kappung bringt rechtliche Probleme
[13.05.2011]
Die von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos ins Auge gefasste Kappung der Direktzahlungen
für Großbetriebe ist rechtlich bedenklich, wenn sie von der Zahl der beschäftigten
Arbeitsplätze abhängig gemacht wird. Diese Einschätzung vertrat Prof. Dr. Ines Härtel von
der Ruhr-Universität Bochum gestern beim Symposium der Edmund-Rehwinkel-Stiftung in
Berlin.
Die Ungleichbehandlung von Betrieben müsse auf einem sachlichen Grund beruhen. Ob die
von der Kommission angeführten Verteilungsaspekte dafür hinreichend sind, ist aus Sicht der
Wissenschaftlerin zumindest zweifelhaft. Nach der Entkopplung der Direktzahlungen von der
Produktion sei jeder Hektar förderrechtlich gleich. Dieses Prinzip würde mit einer Obergrenze
ausgehebelt, so Härtel.
Wenn die EU-Kommission einzelnen Mitgliedstaaten (u.a. Frankreich, Niederlande,
Österreich, Italien und Spanien) weiterhin erlaube, die Direktzahlungen nach dem
historischen Betriebsprämienmodell auszureichen, sei das juristisch fragwürdig. Das
historische Prämiemodell sei 2003 eingeführt worden, um entkopplungsbedingte
Verschiebungen bei den Direktzahlungen und damit Einkommenseinbrüche zu vermeiden.
Dies sei auch aus Gründen des Vertrauensschutzes auch geboten gewesen. Dieser
Vertrauensschutz ist aber nach Auffassung von Härtel nur für eine Übergangsphase zu
rechtfertigen.
Auf Dauer würde die Beibehaltung des historischen Modells in einigen Mitgliedstaaten aber
zu einer Ungleichbehandlung gegenüber den Betrieben aus den Staaten führen, die die
Direktzahlungen über regional einheitliche Flächenprämien gewähren. Vor diesem
Hintergrund plädiert die Juristin dafür, die Direktzahlungen nach 2013 EU-weit als regional
einheitliche Flächenprämien zu zahlen. (lsp)
Bayern: Lehrstall für Öko-Schweinehaltung eröffnet
[13.05.2011]
Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eröffnete vergangenen Sonntag einen
neuen Lehr- und Versuchsstall für die ökologische Schweinehaltung im niederbayerischen
Kringell. Der neue Stall beherbergt den Deck-, Warte- und Abferkelbereich für 49 Zuchtsauen
und die angeschlossene Ferkelaufzucht bis 30 kg. Nach der Aufzuchtphase werden die Ferkel
an Öko-Mäster verkauft. Eine Million Euro hat der Freistaat in die neue Versuchs- und
Lehrwerkstätte investiert.
Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in
Kringell ist seit 2001 auf den ökologischen Landbau spezialisiert. Von den praxisorientierten
Versuchen, die in dem neuen Stall durchgeführt werden, erwartet sich der Minister wertvolle
Impulse für die Weiterentwicklung der ökologischen Schweinehaltung. Zudem dient der
Neubau als überbetriebliche Ausbildungsstätte. Darüber hinaus können sich interessierte
Landwirte und Verbraucher über die tiergerechte Ferkelerzeugung in ökologisch
wirtschaftenden Betrieben informieren.
Die mehr als 6.300 bayerischen Biobetriebe machen rund 30 % aller deutschen
Ökobauernhöfe aus. Insgesamt werden in Bayern fast 200.000 Hektar ökologisch
bewirtschaftet. Diese Zahlen belegen dem Minister zufolge, dass der Freistaat zur
Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus die richtigen Rahmenbedingungen bietet.
Brunner: „Wir sind nicht nur bei der Förderung unserer Ökobauern bundesweit ganz vorne
mit dabei, sondern setzen auch bei der Forschung, Beratung, Fortbildung, Vermarktung und
Absatzförderung von Ökoprodukten Maßstäbe.“ Auch in Zukunft werde man bei der
bedarfsgerechten Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus vielfältige Unterstützung
leisten. (rk)
Megafarm in England geplant
[13.05.2011]
Grundriss der geplanten Großfarm in England
Das Unternehmen Midland Pig Producers plant eine riesige Schweinefarm mit einer
integrierten Biogasanlage in der englischen Grafschaft Derbyshire, ca. 95 km südöstlich von
Manchester. Zurzeit wartet die Schweineindustrie des Vereinigten Königreichs gespannt
darauf, ob der Antrag für die Megafarm genehmigt wird. Wie die ISN berichtet soll auf einer
30 Hektar großen Fläche neben dem Foston Gefängnis nahe Derby eine Großanlage mit 2.500
Sauen entstehen. In der betriebsinternen Biogasanlage werden Mist und Gase der Schweine
sowie Lebensmittelabfälle verwertet, sodass die Anlage genug Wärme für den Betrieb und das
benachbarte Gefängnis liefert. Außerdem wird ausreichend Elektrizität für die Versorgung
erzeugt, dass der Überschuss dem Nationalen Stromnetz zugeführt werden kann. Den Midland
Pig Producers zufolge soll sich die Stalleinrichtung von den konventionellen Systemen radikal
unterscheiden. Sie glauben, dass ihr System das weltweit erste sein wird, das ohne Schwänze
kupieren auskommt. Das sei ein hohes Anliegen der Tierschützer.
Dennoch gibt es Gegenwind, denn die Soil Association und die World Society for the
Protection of Animals haben in einem gemeinsamen Schreiben festgehalten, dass Hunderte
von britischen Landwirten vom Markt verdrängt werden könnten, falls die Genehmigung
erteilt werde. Nach Angaben der Regierung könnten bis zu 350 der kleinsten Bauern ihren
gesamten Absatz verlieren, falls die Schweine der Megafarm auf den Markt kommen.
Richard Lister, stellvertretender Vorsitzender der Produzenten der National Pig Association,
bewertet das Projekt als eine Reihe von sehr innovativen Ideen. Dennoch hält er es für
ungewöhnlich, dass jemand eine so bedeutende Investition in die britische Schweineindustrie
in Anbetracht der momentanen Umstände anstrebe. Aber es wäre gut zu sehen, dass es voran
gehe in der Schweinehaltung und es sei eine Schande, dass einige Leute automatisch dagegen
seien.
Biomilch boomt
[13.05.2011]
Allein im Januar und Februar 2011 wurde laut AMI auf der Basis von GfK-Zahlen gegenüber
dem Vorjahr 14 % mehr Bio-Konsummilch abgesetzt. Die Molkereien nehmen erstmals seit
langem wieder neue Lieferanten auf. Die Milchwerke Berchtesgadener Land haben zum
Beispiel zum 1. April 17 Biolieferanten neu in die Genossenschaft aufgenommen. Und auch
die Andechser Molkerei Scheitz hat zum 1. April 1,7 Mio. Liter Biomilch hinzu gewonnen.
Das Preisniveau für Biomilch liegt zur Zeit zwischen 41 Ct und 48 Ct. Experten gehen davon
aus, dass die Biopreise weiter steigen.
Deutliche Absatzsteigerungen waren zu Beginn des Jahres vor allem bei den Discountern,
allen voran Aldi, zu verzeichnen. Beim gewöhnlichen LEH betrug das Plus 4 %, im
Naturkosthandel rund 22 %. Profitiert vom Dioxin-Skandal haben offensichtlich auch die
Hofläden. Hier stieg der Absatz um über 29 % an.
Veredlungszentren auflockern
[12.05.2011]
Die EU-Mitgliedstaaten sollen Maßnahmen ergreifen, um die Konzentration von Schweineund Geflügelhaltungsbetrieben in bestimmten Regionen aufzulockern. Das empfiehlt eine
Gruppe von Wissenschaftlern um das Institut für Europäische Umweltpolitik in London und
die französische Beratungseinrichtung Oréade-Brèche. Nach Ansicht der Forscher sorgt zwar
insgesamt die Haltung von Rindern und anderen Wiederkäuern für einen größeren Ausstoß
von Treibhausgasen; trotzdem beeinflusse die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch
die Qualität von Boden, Wasser, Luft und Landschaft. Die größten Umweltprobleme
verursachten solche Betriebe durch ihre regionale Anhäufung, schreiben die Experten in
einem Gutachten, das von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben wurde.
Da Schweine- und Geflügelhalter vergleichsweise geringe Mittel über die Gemeinsame
Agrarpolitik erhalten, sehen die Berater durch finanzielle Anreize nur begrenzte
Möglichkeiten, um der Entwicklung gegenzusteuern. Stattdessen empfehlen sie die
konsequente Umsetzung der einschlägigen Umweltrichtlinien sowie die Entwicklung und
Verbreitung landwirtschaftlicher Praktiken, die mit einem geringeren Faktoreinsatz
auskommen. Insbesondere bei den Erzeugern selbst müsse das Bewusstsein geschärft werden,
Dünger sparsamer auszubringen. Aus Interviews gehe hervor, dass die Grenzwerte für die
Stickstoffausbringung gemäß der EU-Nitratrichtlinie von Landwirten oft als
Verschmutzungsrecht betrachtet würden anstatt als ein Niveau, das niemals erreicht werden
sollte. Ferner schlagen die Wissenschaftler vor, die Phosphornutzung durch die
Landwirtschaft zu begrenzen sowie die Ausbringung und die Lagerung von Gülle - falls noch
nicht geschehen - schärferen Auflagen zu unterwerfen. (AgE)
Weniger Mais bedeutet mehr Biogasfläche
[13.05.2011]
Mit den nun bekannt gewordenen Entwürfen nimmt die Reform des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) Konturen an. Zu den Eckpunkten der Novellierung soll neben anderen
Maßnahmen die Beschränkung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf einen
energetischen Anteil von 60 Prozent gehören. Wie das Deutsche Maiskomitee e.V. (DMK) in
einer ersten Stellungnahme betont, bedeutet die Begrenzung von Mais einen überproportional
wachsenden Bedarf an zusätzlicher Fläche für den Betrieb einer Biogasanlage.
In fast allen – im Übrigen meist staatlich finanzierten – wissenschaftlichen Untersuchungen
zur Erzeugung von Biomasse für Biogasanlagen sei in akribischen Vergleichen von
Pflanzenarten und Anbausystemen festgestellt worden, dass Mais für die Gaserzeugung die
vorhandene Fläche am effizientesten und mit dem höchsten ökonomischen Nutzen für den
Anlagenbetreiber verwertet. Da Mais unter allen großen Kulturarten die Pflanze mit den
größten Züchtungsfortschritten in den vergangenen Jahrzehnten sei, könne auch für die
Zukunft mit überproportionalen Steigerungsraten bei Biomasseertrag und Biogaspotential
gerechnet werden, folgert das DMK in seiner Stellungnahme.
Die von der Politik selbst eingeforderte Effizienzsteigerung in der Biogaserzeugung würde
damit geradewegs konterkariert. Es müsse deshalb die Frage gestellt werden, ob die Autoren
der EEG-Novelle dieses wirklich so meinen, so das DMK.
Vor allem von Naturschutzverbänden wird dem Mais aus ökologischer Sicht angelastet, die
Umwelt zu beeinträchtigen. Das könne nach Ansicht des DMK aber wie in anderen Bereichen
der Wirtschaft nicht pauschalisiert als Begründung für die Beschränkung des Maisanbaus
gelten. Hierzu sei eine betriebsspezifische Betrachtung notwendig.
Die Entwicklung wissenschaftlich basierter Konzepte zur „guten fachlichen Praxis“ hat laut
DMK in den letzten 20 Jahren zu umfangreichen Lösungen hin zu einem umweltverträglichen
Maisanbau geführt. Für die Vermeidung der Wind- und Wassererosion stehen die Verfahren
von Mulch- und Direktsaat zur Verfügung. Damit könne auch der Phosphataustrag an die
Oberflächengewässer weitgehend reduziert werden, ebenso wie Nitratausträge in das
Grundwasser vor, während und nach dem Maisanbau durch Begrünungspflanzen/Untersaaten
minimiert werden können. Was sicher gestellt werden müsse, sei die flächendeckende
Umsetzung dieser Konzepte. Hier seien die Beratung und auch die Landwirte selbst gefordert.
DRV-Präsident setzt bei Dioxin-Aktionsplan auf die Union
[11.05.2011]
Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Manfred Nüssel, baut bei den
Neuerungen im Futtermittelrecht auf den Einfluss führender Agrarpolitiker der CDU. Dabei
nannte er vergangene Woche konkret den agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSUBundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, den Abgeordneten Johannes Röring sowie den
Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser. Nicht zuletzt bei ihnen
hofft er auf ein offenes Ohr für die Belange der Branche.
Eine seiner Hauptforderungen ist die Einbeziehung der Futtermittelfirmen in die neuen
Kontroll- und Meldepflichten. „Es muss sichergestellt sein, dass der Unternehmer es zuerst
erfährt, wenn ein Problem besteht“, forderte Nüssel. Der Unternehmer müsse die Chance
haben, zu prüfen und sich zu rechtfertigen. Die Entwürfe von
Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sehen eine Meldepflicht von Laboren vor. Diese
müssen laut den Planungen künftig Futtermittelproben mit überhöhten Dioxingehalten direkt
an die Behörden melden. In der Unionsfraktion sind Details wie diese auf Vorbehalte
gestoßen. (AgE)
Moskau sperrt brasilianische Fleischlieferanten
[09.05.2011]
Russland hat den Bezug von tierischen Erzeugnissen und Futtermitteln von mehreren
brasilianischen Unternehmen vorübergehend untersagt. Betroffen von der am letzten Apriltag
in Kraft getretenen Einschränkung sind acht Fleischverarbeiter. Gleichzeitig seien weitere vier
Gesellschaften aus dem Verzeichnis der zu Ausfuhren nach Russland zugelassenen
Unternehmen gestrichen worden, teilte der Föderale Aufsichtsdienst für Tier- und
Pflanzengesundheit in Moskau mit. Die Entscheidungen basierten auf den Ergebnissen einer
Anfang vergangenen Monats von der Behörde in die Wege geleiteten zweiwöchigen
Inspektionsrunde der am Handel mit Russland interessierten Betriebe. Bei gemeinsam mit
Vertretern des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums durchgeführten Begutachtungen
seien bei 29 Produzenten von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch sowie von Futtermitteln
weitgehende Verstöße gegen Sicherheitsauflagen Russlands beziehungsweise systematische
Mängel bei den Tätigkeiten des nationalen Veterinärdienstes festgestellt worden. So seien in
den betroffenen Betrieben seit drei Jahren keine Kontrollen der Produkte auf Rückstände an
Quecksilber sowie Dioxin, Radionukliden und Pflanzenschutzmitteln vorgenommenen
worden. Bei anderen Tests hätten die brasilianischen Prüfer die Lebensmittelsicherheit nicht
garantieren können, weil dafür zu wenig Proben genommen worden seien. Trotzdem sei in
den Veterinärzertifikaten die Einhaltung der russischen Qualitätsforderungen bestätigt
worden. (AgE)
KTBL-Schrift zur Standortsteuerung von Tierhaltungsanlagen
[04.05.2011]
An Gemeinden, landwirtschaftliche Berater, Planer und Vertreter aus Politik und Wirtschaft
wendet sich das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) mit
seiner Schrift 487: Planerische Standortsteuerung von Tierhaltungsanlagen - Potentiale und
Grenzen.
Die Antragsflut für Stallbauvorhaben in einigen Regionen drohe die Entwicklungsfähigkeit
von betroffenen Gemeinden einzuschränken, erklärte das KTBL in einem Hinweis auf das
neue Heft. Ziel sei es daher, die Interessen zwischen den Entwicklungsabsichten der
Gemeinden und den gemäß Baugesetzbuch im Außenbereich privilegierten
Tierhaltungsprojekten auszugleichen, um Konflikte zu vermeiden oder einzudämmen. Dazu
würden in dem Buch Potentiale und Grenzen der bauleitplanerischen Steuerungsinstrumente
vorgestellt. Zudem zeigten Fallbeispiele aus der aktuellen Rechtssprechung mögliche
Lösungswege auf. (AgE)
Die Schrift kann telefonisch unter Telefon 06151/7001-189 oder per Mail über
[email protected] bestellt werden.
Britische Mäster stecken tief in den roten Zahlen
[10.05.2011]
Die britischen Schweinemäster schreiben angesichts ausbleibender Preisimpulse in diesem
Jahr bisher tiefrote Zahlen. Darauf hat James Park von der britischen Absatzfördergesellschaft
für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) Ende April bei einer Konferenz in London
hingewiesen. Den Nettoverlust pro Schlachtschwein setzt er für Mai 2011 bei umgerechnet
rund 20 € an, nach einem Minus von knapp 30 € im März dieses Jahres. Einen Nettogewinn
konnten die Schweinehalter laut Parks Zahlen zuletzt im August 2010 mit einem Profit von
gut 1 € verbuchen, bevor sie immer stärker in die Verlustzone rutschten. Dagegen hatten die
Mäster 2009 im Schnitt noch einen Nettogewinn von mehr als 12 € pro Schlachttier
verbuchen können. Der Preisaufschwung an den EU-Märkten von Februar bis Anfang April
2011 ist an den Schlachtschweinemärkten Großbritanniens damit vorbeigegangen. Die
britischen Mäster, die in einem von Importen abhängigen Markt agieren, hatten zuvor in der
Regel höhere Preise als ihre Kollegen auf dem europäischen Kontinent erzielen können.
Mögliche Ursachen für einen ausbleibenden Preisanstieg sind erhebliche Verschiebungen
beim Absatz an den britischen Fleischtheken und Selbstbedienungsregalen in den
vergangenen zwölf Monaten So legten die Verkäufe von Geflügelfleisch der Menge nach um
1,5 % und wertmäßig um 4,2 % zu. Eine Triebfeder für diese Entwicklung dürfte die
schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien sein, in deren Zuge sich die Nachfrage nach
relativ günstigem Geflügelfleisch belebt hat. Dennoch stieg auch der Absatz von
Schweinefleisch im Zwölfmonatszeitraum bis 20. März 2011 gegenüber dem entsprechenden
Vorjahreszeitraum um 2,5 %, was allerdings dem Wert nach nur in eine minimale Steigerung
um 0,1 % umgemünzt werden konnte. Demzufolge konnten die Verbraucher das
Schweinefleisch günstig einkaufen. (AgE)
Schweiz: Höhere Preise für Wiesenmilch
[12.05.2011]
Nach dem Vorbild der Heumilch aus Österreich wollen jetzt die Schweizer Milcherzeuger ab
Herbst diesen Jahres eine Wiesenmilch auf den Markt bringen.
Unter dem Label: Terra-Suisse-Wiesenmilch soll die Milch ab Herbst bei der Schweizer
Lebensmittelkette Migros im Regal stehen. Für den Start wird von einer Menge von 20 Mio.
kg Milch ausgegangen. Die Bauern sollen dafür einen Zuschlag von 7 Rappen, umgerechnet
ca. 5,5 Ct, bekommen. Das schreibt die Zeitung Schweizer Bauer in ihrer aktuellen Ausgabe.
Im Regal wird die Milch rund 10 bis 15 Rappen teurer sein als konventionelle Milch, weil
Migros auch die zusätzlichen Logistikosten entschädigt haben möchte. Zunächst soll
pasteurisierte Milch und H-Milch angeboten werden. Migros will das Sortiment
möglicherweise aber noch ausweiten.
DOMRADIO
12.05.2011 08:34:00
Streit um die geschundene Kreatur
Bistum Münster nimmt Bauern gegen Theologen-Kritik in Schutz
2009 gründete der katholische Theologe und Biologe Rainer Hagencord das vom Bistum
Münster getragene "Institut für Theologische Zoologie" - die erste Wissenschaftsstelle für
theologische Tierforschung. Der Geistliche kämpft für eine ökologische Landwirtschaft und
gegen eine Behandlung von Tieren als "Rohlinge der Fleischindustrie" - sehr zum Unbehagen
der konventionellen Bauernschaft. Die bekommt nun Rückendeckung vom Bistum.
Ein Artikel in einem Begleitheft zur Firmung hatte das Fass zum Überlaufen gebracht - und
das für Hagencord zuständige Bistum Münster zum Einschreiten bewogen. In dem vom
katholischen Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken herausgegebenen Firmbegleiter
prangert Hagencord die Massentierhaltung an. So würden Schweine, Rinder und Schafe in
"riesigen Fabrikanlagen auf dem Lande" gehalten. "Und welches Leben durfte das Schwein
führen, dessen Fleisch den unnachahmlichen Geschmack des Burgers für einen Spottpreis
ausmacht?", fragt der Theologe. "Es hat nie die Sonne gesehen, und seine einige Monate
dauernde Existenz auf Spaltböden nennt die Industrie Fleischveredelung." Sein Ziel: Kinder
und Jugendliche sollen sensibilisiert werden und sich beim Burgerkauf dessen Herkunft
bewusst machen.
Der Artikel, den das Bonifatiuswerk zu einer konsumkritischen Auseinandersetzung der
Jugendlichen in das Heft gehoben hat, stieß bei Landfrauen und dem Westfälisch-Lippischen
Landwirtschaftsverband (WLV) bitter auf. Sie beschwerten sich beim Münsteraner Bischof
Felix Genn. WLV-Präsident Franz-Josef Möllers sprach von "radikalen Ansichten" sowie von
unsachlicher und pauschaler Kritik, die von den Bauern als beleidigend empfunden würden.
Auch sie wüssten, dass sie "Verantwortung für die Tiere als Mitgeschöpfe" trügen. Und: Viele
Bauernfamilien im WLV seien Katholiken, fühlten sich aber in einer Kirche nicht mehr zu
Hause, die die Verbreitung derartiger Thesen befördere oder zulasse.
Die Kritik blieb nicht ungehört. In Absprache mit Genn veröffentlichte sein Generalvikar
Norbert Kleyboldt eine Erklärung, in der er eine "abwertende Beschreibung traditioneller
bäuerlicher Produktionsweisen" ablehnt. Dies diene weder der Weiterentwicklung noch der
Wertschätzung der Leistungen, die "in der gesamten Landwirtschaft für die Bewahrung der
Schöpfung" erbracht würden.
Zudem kritisiert Kleyboldt jedwede "Polemik" und missbilligt eine grafisch als Todesanzeige
dargestellte Statistik über die geschlachteten Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und
Hühner.
Text wird nicht wieder erscheinen
Unterdessen hat das Bonifatiuswerk die Verantwortung für die Gestaltung der Todesanzeige
übernommen und diese aus dem auch online veröffentlichten Firmbegleiter zurückgezogen.
Auch soll Hagencords Artikel in einer Neuauflage nicht mehr erscheinen. Allerdings kann der
Text weiterhin im Internet nachgelesen werden. In dem Text habe es "in keiner Weise um
eine Diskreditierung der traditionellen Landwirtschaft" gehen sollen, betont das
Bonifatiuswerk in einer Erklärung. Allerdings sollte "sehr wohl eine bestimmte Form einer
maßlosen, rein industriell-maschinell betriebenen Landwirtschaft" kritisch betrachtet werden.
Auch das Bistum ermutigt die Bauernschaft, das selbst gesetzte Ziel für bessere
Haltungsbedingungen und gesunde Tiere weiter zu verfolgen. Zudem wird - sicher auch im
Sinne Hagencords - an die Verantwortung der Verbraucher appelliert: "Das Prinzip "immer
billiger" geht zu Lasten der Natur und der Tiere und letztlich auch zu Lasten der bäuerlichen
Familien." Gleichwohl hält der Generalvikar fest, dass Hagencords Bewertungen
"ausdrücklich nicht die Meinung des Bischofs und des Bistums sind". Allerdings dürfe der
Theologe "für sich jenen akademischen, universitären Freiraum beanspruchen, der auch
anderen Wissenschaftlern in ihren Meinungsäußerungen zugestanden wird".
Hagencord selbst bezeichnete auf Nachfrage die Reaktionen aus der Bauernschaft als "heftig".
Zwar amputiere nicht jeder Landwirt Oberschnäbel von Puten oder mäste Hühner in einer
Weise, dass Fleisch- und Knochenwachstum nicht mehr übereinstimmen. Gleichwohl gebe es
solche Praktiken, über die er gerne diskutieren würde - mit der Bistumsleitung ebenso wie mit
den Bauernverbänden.
Quelle: Andreas Otto, Ralf Walter, kna, dr
URL: http://www.domradio.de/aktuell/73487/streit-um-die-geschundene-kreatur.html
http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis-Verden/374412/Wo-unser-taeglichBrot-herkommt.html
Koki zeigt morgen Dokumentation
- 10.05.2011
Wo unser täglich Brot herkommt
Von GABRIELE TETZNER
Verden. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und mit
Kreisverdener Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung zeigt das Kommunalkino morgen
um 20.15 Uhr im Cine City die Dokumentation "Unser täglich Brot". Anschließend laden die
Veranstalter zu einer Diskussion ein.
Der bereits 2005 entstandene Film ist nach wie vor von höchster Aktualität und zeigt, wie
weit die Menschen in den Industrieländern sich von allem, was mit der Herstellung von
Nahrungsmitteln in Verbindung steht, entfernt haben. Zwei Generationen sind bereits fast
ohne jeglichen Bezug zum Säen, Gedeihen und Ernten, zur Tierhaltung und -schlachtung
aufgewachsen. Obst, Gemüse, Wurst und Fleisch werden im Supermarkt eingekauft und
sollen gerade in Deutschland möglichst preiswert sein. Dass dahinter eine gigantische,
industrielle Maschinerie steht, ist dem Verbraucher zwar meistens bekannt - visualisieren
kann er diese Kenntnis jedoch kaum.
Dieser Aufgabe hat sich der österreichische Regisseur und Produzent Nikolaus Geyrhalter
gestellt und eine bildgewaltige, meditative Dokumentation zusammengestellt, die ohne
Kommentare auskommt. "Anklagen gibt es genug, denn es gibt so viele kritische Filme zu
diesem Thema. Aus den meisten gehst du raus und bist mit dem Autor einer Meinung, dass es
Missstände gibt und gewisse Gründe für diese Missstände. Dann werden Firmen oder
Systeme genannt und du hast das Gefühl, du hast es jetzt verstanden. Du gehst befriedigt aus
dem Film, weil du als Gutmensch weißt: Irgendwo passiert Scheiße. Und genau das
interessiert mich überhaupt nicht. Das ist viel zu billig. Ich will nicht, dass man aus meinem
Film rausgeht und sich gut fühlt oder glaubt, irgendwas kapiert zu haben. Weil nicht mal ich
in diesen drei Jahren der Filmproduktion irgendwas kapiert habe", sagte er 2006 in einem
Interview.
Also füttert er den Zuschauer nicht mit Informationen und Zahlen, sondern zeigt fast surreale
Bilder von Orten, an denen Nahrungsmittel aller Art produziert werden. Zum Rhythmus von
Fließbändern und riesigen Maschinen sieht man für Fahrzeuge optimierte Landschaften und
sterile Räume in funktioneller Architektur für logisch-effiziente Abläufe ohne Raum für
Individualität. Im Gegensatz zu ähnlichen Dokumentarfilmen wie "We feed the World" oder
"Darwins Alptraum" kommt "Unser täglich Brot" ohne Worte aus. Während der Dreharbeiten
hatte Geyrhalter zwar viele Interviews mit den Chefs der jeweiligen Betriebe und den
Arbeitern geführt - beim Schnitt stellten der Regisseur und sein langjähriger Cutter Wolfgang
Wiederhofer allerdings fest, dass die Bilder ohne Sprache viel intensiver wirken. In dieser
Form verweist er nicht nur auf die monotone und abgestumpfte Art des Umgangs mit der
Natur, sondern auch auf den anonymen Charakter der Arbeit.
Einziger Kommentar Geryhalters bleibt also der Filmtitel, entlehnt aus dem in der Bibel im
Matthäusevangelium 6,11 ver-zeichneten Gebet, das Millionen von Christen jeden Tag beten.
"Unser täglich Brot gib uns heute" heißt es darin, gefolgt von dem Vers "Und vergib uns
unsere Schuld". Für das beeindruckende Spiegelbild des gesellschaftlichen Wertekanons,
nach dem Nahrungsmittel billig, schnell und reichlich auf den Tisch kommen sollen, gab es
eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis und 2008 den Grimme-Preis.
"Unser täglich Brot", Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter (Österreich 2005) im Cine
City am Mittwoch, 11. Mai, 20.15 Uhr.
Panorama - 10 | 5 | 2011
Erntehelfer
Die Macht der Reisbauern
Von Maurice Farrouh
Die Verwerfungen der globalen Nahrungsproduktion sind nicht unumkehrbar. Dass ein
Gegensteuern, auch von unten, möglich ist, das zeigt seit 25 Jahren und vom Westen beinahe
unbemerkt das philippinische Bauernnetzwerk Masipag.
Mitte der 80er Jahre ist die Situation der philippinischen Bauern katastrophal. Im Zuge der
„grünen Revolution“ haben sie ihren Reisanbau auf industrielle Hochleistungssorten
umgestellt. Doch die Erträge bleiben unter den Erwartungen. Missernten und hohe Kosten
fressen die Erlöse auf. Denn die Retortensaat aus dem Labor ist anfällig, die Bauern müssen
Schädlingsbekämpfungsmittel kaufen, die sie nur über Kredite finanzieren können. Tausende
Bauernfamilien rutschen in die Schulden.
Masipag schafft es, die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Bauern und Wissenschaftler des
Netzwerks sammeln 750 alte Reissorten und stellen den Anbau wieder um – Biodiversität
statt Monokultur. Die Bauern werden so wieder unabhängig von teurem Saatgut, Dünger und
Pestiziden der Großkonzerne. Sie kreuzen die alten Reissorten und entwickeln so mehr als
500 neue Linien, die nicht nur widerstandsfähig und ertragreich sind, sondern auch den
regionalen Besonderheiten ihres Anbaugebiets angepasst.
Heute sind mehr als 35000 Bauern bei Masipag organisiert. Das Einkommen der Bauern auf
der Hauptinsel Luzon hat sich fast verdoppelt. Inzwischen wurde das Konzept vom Reisanbau
auf Mais ausgeweitet. Die Arbeit von Masipag, die vom katholischen Hilfswerk Misereor
gefördert wird, hilft den Bauern des Inselstaates auch, die inzwischen deutlich spürbaren
Folgen des Klimawandels abzufedern. Weil die Bauern verschiedene Früchte und Sorten
anbauen, wird bei Stürmen und Überschwemmungen meist nur ein Teil der Ernte vernichtet.
Salzresistente Reis-sorten können gar mehrtägige Überflutungen mit Meerwasser überstehen.
Andere Länder in der Region sind jetzt dabei, das Konzept zu übernehmen.
www.masipag.org
Artikel URL: http://www.fr-online.de/panorama/die-macht-der-reisbauern//1472782/8427378/-/index.html
TAZ
13.05.2011
Biobauern in Brandenburg
Weniger Geld
Jetzt auch in Brandenburg. Das Land zahlt seinen Bauern keine Subventionen mehr, damit sie
auf Ökolandbau umstellen. Deshalb verlieren die Bauern zusätzliche EU-Gelder. VON Martin
Rank
BERLIN taz | Brandenburg streicht Subventionen für Bauern, die auf die Ökolandwirtschaft
umsteigen wollen. Die EU habe sich nur bis 2013 verpflichtet, den Löwenanteil der
Zahlungen zu tragen, teilte das Agrarministerium in Potsdam mit. Man befürchte, dass
Brandenburg vorübergehend den gesamten Betrag zahlen müsse, erklärte ein Sprecher des
SPD-geführten Ministeriums. "Wir können das Risiko nicht eingehen, Mittel zu vergeben, die
nicht fest zugesagt sind."
"Dieses Risiko ist äußerst gering", entgegnet der agrarpolitische Sprecher des
Koalitionspartners Linkspartei, Michael-Egidius Luthardt. "Im schlimmsten Fall müsste
Brandenburg etwa 130.000 Euro selbst tragen." Denn in jüngster Zeit seien nur wenige
Anträge gestellt worden.
Es ist aber Luthardt zufolge ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass die EU die Förderung
einstellt. Das würden auch die meisten anderen Bundesländer so einschätzen. Thüringen,
Brandenburg und Schleswig-Holstein sind die einzigen Länder, die auf die Prämie verzichten.
Die Kürzung der Subventionen würde die Umstellung auf Ökolandbau für viele Landwirte
unattraktiv machen, erklärt Gerald Wehde von Deutschlands größten Ökobauernverband,
Bioland. Laut dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei hätten
Biobauernhöfe ohne die Ökoprämie in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 15 Prozent
weniger Gewinn eingefahren als konventionelle Vergleichsbetriebe. Schließlich seien die
Ernten im Ökolandbau oft geringer und der Produktionsaufwand deutlich höher.
Bioland wirft der brandenburgischen Regierung vor, sich nicht an den Koalitionsvertrag zu
halten. Dort bekennt sich Rot-Rot zur ökologischen Landwirtschaft und kündigt deren Ausbau
an. "Sie tun genau das Gegenteil", sagt Wehde. "Wenn ein politischer Wille da wäre, dann
könnte die Regierung den geringen Betrag auch aufbringen." Der Ministeriumssprecher
konterte: "Wenn der Betrag so gering ist, könnten die Biobauern ihn selbst bezahlen". In
Brandenburg fehlten nicht zusätzliche Biobauern, sondern Betriebe, die die Erzeugnisse
weiterverarbeiten.
CELLESCHE ZEITUNG
Biogas-Gegner: Netzwerk-Treffen in Winsen
Die „Initiative mit Weitblick“, ein bundesweites Netzwerk von mehr als 40 Bürgerinitiativen
gegen Biogasanlagen, hat sich am Sonnabend in Winsen getroffen. Rund 30 Biogas-Kritiker
reisten aus dem nord- und ostdeutschen Raum an.
WINSEN. Vor dem Hintergrund der immer wahrscheinlicheren Biogasanlage in Walle ist die
„Initiative mit Weitblick“ zu ihrem Bundestreffen erstmals nach Winsen gekommen. Die
Bürgerinitiativen wollen künftig noch enger zusammenarbeiten, hieß es am Rande des
Treffens. Thema waren auch der Atomausstieg und der künftige Energiemix. Die 30
Teilnehmer des Treffens kamen aus Sachsen-Anhalt, Ostfriesland, Schleswig-Holstein und
Hessen. Ein Biogas-Kritiker reiste aus Belgien an.
Der Begriff „Biogas“ sei irreführend und ein Marketing-Kunstgriff, sagte die Sprecherin des
Netzwerkes, Gertrud Stechmesser aus Ostrhauderfehn in Ostfriesland, die stattdessen von der
Agromethan-Branche spricht. „Die Branche ist der derzeit sehr bemüht, die Diskussion über
die Möglichkeiten des Atomausstiegs für sich zu nutzen. Es gibt aber längst andere
Möglichkeiten als die Verstromung von Nahrungsmitteln. Diese Potentiale möchten wir
aufzeigen“, so Stechmesser. Ihren Angaben zufolge könnte künftig mehr Energie aus
Kleinwindanlagen gewonnen werden. Auch Wasserstoff könne stärker genutzt werden.
Außerdem sieht sie die Möglichkeit, mehr Energie einzusparen. Biogas hingegen sei eine
klimaschädliche Technologie. In Deutschland gebe es heute etwa 8000 Biogasanlagen. Im
Kreis Celle sind es 62, ergänzte der Sprecher der BI Walle, Heinz Glinke.
In der Auseinandersetzung um die Biogasanlage von Investor Jürgen Lindhorst wird nach
Angaben des Waller Ortsbürgermeisters Reiner Wilke die Winser Gemeindeverwaltung jetzt
doch prüfen, ob das Gewerbegebiet Schmalhorn als Alternativstandort in Frage kommt. Der
Verwaltungsausschuss sei seinem Antrag gefolgt, so Wilke. Der Investor bestreitet, dass die
Anlage auf seinem Gewerbegebiet möglich ist und setzt auf die Sandkuhle Walle. Kürzlich
hatte Lindhorst Politik und Verwaltung nach Schmalhorn eingeladen, um seinen Standpunkt
zu untermauern. Viel muss die Prüfung aber nicht bedeuten. Die Winser Politik steht bislang
mehrheitlich hinter Lindhorst und seinen Plänen in der Sandkuhle.
Autor: Simon Ziegler, geschrieben am: 08.05.2011
RECHTSLUPE
Geruchsprognose für den Schweinestall
11. Mai 2011 | Verwaltungsrecht
Zu den Anforderungen an eine Geruchsprognose im immissionsschutzrechtlichen
Genehmigungsverfahren für einen Schweinestall im sog. Überschreitungsgebiet musste jetzt
das Verwaltungsgericht Oldenburg in einem bei ihm anhängigen Verfahren Stellung nehmen
– und versagte einen Anspruch auf die Erteilung von immissionsschutzrechtlichen
Genehmigungen für die geplanten Schweinemastställe:
Rechtsgrundlage für die geltend gemachten Genehmigungsansprüche ist § 6 Abs. 1 Nr. 1
BImSchG. Nach der Vorschrift ist die Genehmigung, welche hier gemäß §§ 4 Abs. 1 Satz 3
BImSchG, 1 Abs. 1 4. BImSchV i. V. m. Nr. 7.1 g) Spalte 2 des Anhangs für einen
Schweinemaststall der hier beantragten Art erforderlich ist, zu erteilen, wenn sichergestellt ist,
dass u. a. die sich aus § 5 BImSchG ergebenden Pflichten erfüllt werden. Nach § 5 Abs. 1
Satz 1 BImSchG sind genehmigungsbedürftige Anlagen so zu errichten und zu betreiben, dass
zur Gewährleistung eines hohen Schutzniveaus für die Umwelt insgesamt u. a. schädliche
Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche
Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden
können (Nr. 1) sowie Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige
Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen getroffen wird, insbesondere
durch die dem Stand der Technik entsprechenden Maßnahmen (Nr. 2). Bei dem Betrieb der
von den Klägerinnen geplanten Schweinemastställe mit einem Besatz von jeweils 1.984
Mastschweinen werden Geruchsstoffe, mithin Luftverunreinigungen bewirkt, die schädliche
Umwelteinwirkungen im Sinne von § 3 Abs. 1 BImSchG darstellen können. Den
Genehmigungen steht entgegen, dass der Beklagte zu Recht die Vorlage eines ergänzenden
Geruchsgutachtens nach den Grundsätzen der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) unter
Berücksichtigung eines weiter gefassten Beurteilungsgebietes fordert, die Klägerinnen sich
weigern, dieses ergänzende Gutachten vorzulegen, und dass deshalb nicht abschließend
festgestellt werden kann, ob die o. g. Genehmigungsvoraussetzungen jedenfalls im Hinblick
auf die immissionsschutzrechtliche Schutzpflicht des § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BImSchG,
welcher – anders als der Regelung in Nr. 2 – drittschützende Wirkung zukommt (vgl. dazu:
BVerwG, Urteil vom 11.12.2003 – 7 C 19.02, BVerwGE 119, 329)), erfüllt werden.
Soweit der beklagte Landkreis zur Beurteilung der Geruchssituation hier eine Bewertung nach
den Regelungen der GIRL1 für erforderlich hält, ist dies rechtlich nicht zu beanstanden. Zwar
ist für die Beurteilung von Geruchsimmissionen bei der Schweinehaltung grundsätzlich und
zunächst auf die VDI-Richtlinie 3471 als Entscheidungshilfe zurückzugreifen. Erst bei
Nichteinhaltung der danach ermittelten Abstände sowie bei in der Praxis auftretenden
Problemkonstellationen ist darüber hinaus eine Prüfung nach den weiteren
Verfahrensschritten der GIRL vorzunehmen. Von dieser gestuften Verfahrensweise geht die
GIRL selbst aus. In Nr. 1 der Richtlinie, die für (immissionsschutzrechtlich) nicht
genehmigungsbedürftige Anlagen sinngemäß angewandt werden kann, heißt es, dass bei nicht
genehmigungsbedürftigen Tierhaltungen die Behörde ihre Entscheidung auf die Einhaltung
der Abstände nach den entsprechenden Richtlinien VDI 3471 und VDI 3472 gründen und in
diesen Fällen auf die Ermittlung der Kenngrößen nach Nr. 4 der GIRL verzichten könne. In
dem Gemeinsamen Runderlass niedersächsischer Ministerien vom 23. Juli 20092, mit dem die
GIRL in der Fassung des Länderausschusses für Immissionsschutz (LAI) vom 29. Februar
2008 mit einer Ergänzung vom 10. September 2008 in Niedersachsen eingeführt worden ist,
wird bemerkt, dass für den Bereich der Landwirtschaft zunächst die TA Luft sowie die VDIRichtlinien 3471 “Emissionsminderung Tierhaltung-Schweine” und 3472
“Emissionsminderung Tierhaltung-Hühner” im Rahmen ihres Geltungsbereiches anzuwenden
seien. Falls sich damit in der Praxis auftretende Problemkonstellationen nicht lösen ließen,
kämen die weiteren Verfahrensschritte der GIRL zur Anwendung3. So liegt der Fall hier.
Nach überschlägigen Berechnungen hat der Beklagte festgestellt, dass die Mindestabstände zu
den umliegenden Wohnhäusern nach der TA Luft bzw. der Richtlinie VDI 3471 nicht
eingehalten würden. Die Klägerinnen haben diese Befund nicht in Abrede gestellt und
(weiterhin) Geruchsprognosen stets auf der Grundlage der GIRL vorgelegt. Auch die Kammer
hat keine Zweifel, dass der Beklagte nach den o. g. Grundsätzen die Vorlage eines
Geruchsgutachtens auf der Grundlage der GIRL fordern durfte, zumal dies schon allein
aufgrund der vorhandenen sehr erheblichen Vorbelastung (auch) in der Ortslage E. geboten
sein dürfte.
Die Klägerinnen haben Geruchsgutachten des TÜV Nord nebst Ergänzungen, die
“entsprechend den Bestimmungen der Geruchsimmissions-Richtline” erstellt worden sind,
vorgelegt. Die diesen zu entnehmenden Erkenntnisse reichen jedoch auch nach Auffassung
des Verwaltungsgerichts nicht aus, um die Frage der Genehmigungsfähigkeit der jeweils
geplanten Anlage im Hinblick auf die Geruchssituation mit dem nach § 6 Abs. 1 Nr. 1
BImSchG erforderlichen Maß an Sicherheit beurteilen zu können.
Gegenstand der bislang eingereichten Gutachten sind – neben der Angabe der
Zusatzbelastung an den beiden nächstgelegenen Wohnhäusern – die Darstellung der
Kenngröße der Zusatzbelastung der Geruchsimmissionen aller Betriebsteile der Hofstelle
bzw. aller Betriebsteile der Hofstelle S. und des Sauenstalles der L. Für eine Aussage darüber,
ob der nach der GIRL maßgebliche Immissionswert nach Nr. 3.1 – Tabelle 1 – (hier
angesichts der benachbarten im Außenbereich gelegenen Wohnhäuser und der durch
gemeindliche Bauleitplanung ausgewiesenen Gebiete in Höhe von 15 % der Jahresstunden)
eingehalten werden kann oder voraussichtlich überschritten wird, kommt es auf die
Kenngröße der Gesamtbelastung an. Diese ergibt sich aus der Addition der Kenngrößen für
die vorhandene Belastung und die zu erwartende Zusatzbelastung (vgl. Nr. 4.2, 4.6 der
GIRL). Die von den Klägerinnen eingereichten Gutachten berücksichtigen jedoch nur einen
Teil der vorhandenen Belastung, nämlich diejenige, die von den auf der Hofstelle S.
vorhandenen Anlagen und von dem Stall der L. ausgeht. In der weiteren Umgebung der
geplanten Mastschweineställe befinden sich allerdings noch weitere geruchsemittierende
Anlagen, die sich auf die Nachbarschaft auswirken (können). Diese werden in den
vorhandenen Gutachten nicht berücksichtigt. In den Gutachten wird zwar ein
“Beurteilungsgebiet” von der Größe 2 km x 2 km dargestellt, jedoch werden die übrigen in
diesem Bereich vorhandenen Geruchsemittenten bei der Ermittlung der
Vorbelastungssituation nicht berücksichtigt, augenscheinlich deshalb, weil der Gutachter
lediglich solche vorhandenen, sich geruchsbelastend auswirkende Anlagen einbezogen hat,
die sich innerhalb eines Kreises mit einem Radius von 600 m um die geplanten Ställe
befinden.
Die Forderung des Beklagten, auch außerhalb eines 600 m-Radius vorhandene Anlagen mit
geruchsbelastenden Auswirkungen in die Betrachtung nach der GIRL mit einzubeziehen, ist
rechtlich nicht zu beanstanden.
Die Überprüfung der Immissionssituation darf nicht schematisch erfolgen. Vielmehr sind die
örtlich spezifischen Aspekte (z.B. Orographie, Nutzung der Grundstücke entsprechend den
Festsetzungen in Bebauungsplänen, Bestandsschutz, historische Entwicklung
unterschiedlicher Nutzungen, Rücksichtnahmegebot im Nachbarschaftsverhältnis,
Geruchsintensität, Hedonik, vegetationstypische Gerüche, sonstige atypische Verhältnisse) in
die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Die intensive Einzelfallprüfung erfolgt unter
Abwägung aller Randbedingungen4. Dies gilt nach Ansicht der Kammer nicht nur für die
Festsetzung eines abweichenden Immissionswertes, sondern auch für die Beurteilung der
Vorbelastungssituation, und zwar um so mehr, wenn das geplante Vorhaben – wie hier – in
einem Gebiet verwirklicht werden soll, welches bekanntermaßen aufgrund einer extremen
Besatzdichte ganz erheblich von Geruchsimmissionen betroffen ist (Überschreitungsgebiet).
Zudem hat der Beklagte Erkenntnisse darüber gewonnen, dass sich ein Schweinemaststall mit
2.000 Tierplätzen noch bis zu einer Entfernung von 1.050 m relevant, d. h. in einer
Geruchshäufigkeit von mehr als 2% der Jahresstunden, auswirken kann. Die von ihm insoweit
vorgenommenen Ausbreitungsrechnungen für einen Musterstall, welche auch die Klägerinnen
nicht anzweifeln, bieten nach Auffassung der Kammer eine ausreichende Grundlage für diese
Einschätzung. Außerdem hat der Beklagte auf eine vorläufige Geruchsausbreitungsrechnung
des TÜV Nord hingewiesen, wonach der Wert von 15 % der Jahresgeruchsstunden im
südlichen Bereich der Bebauungspläne der Gemeinde E. Nr. 13 a bis c (Industriegebiet) schon
jetzt überschritten ist.
Regelungen der GIRL stehen der Forderung des Beklagten nach der Betrachtung eines größer
zu bemessenden Beurteilungsgebietes nicht entgegen. Soweit es dort unter Nr. 4.4.2 heißt,
dass das Beurteilungsgebiet die Summe der Beurteilungsflächen, die sich vollständig
innerhalb eines Kreises um den Emissionsschwerpunkt mit einem Radius befinden, der dem
30fachen der nach Nr. 2 der Richtlinie ermittelten Schornsteinhöhe entspricht, ist und als
kleinster Radius 600 m zu wählen sind, versteht die Kammer diese Regelung insgesamt als
Mindestanforderung. Nach Nr. 4.4 gilt sie (direkt) ohnehin nur für die Bestimmung der
vorhandenen Belastung durch Rasterbegehung, welche hier nicht stattgefunden hat. Für das
hier zugrunde gelegte Verständnis spricht schließlich auch der Auslegungshinweis zu Nr.
4.4.2 der GIRL. Danach ist das Beurteilungsgebiet stets so zu legen bzw. von der Größe her
so zu wählen, dass eine sachgerechte Beurteilung des jeweiligen Problems ermöglicht wird.
Auch hieraus wird deutlich, dass nicht starr auf eine feste Größe des Beurteilungsgebietes
abzustellen ist. Auch bei Quellhöhen von weniger als 20 m kann im jeweiligen Einzelfall über
einen Radius von 600 m hinaus gegangen werden, insbesondere dann, wenn mehrere räumlich
voneinander getrennte Quellen ursächlich für die Geruchsimmissionsbelastung an für die
Beurteilung relevanten Immissionsorten sind. Bei einer Ermittlung der vorhandenen
Belastung im landwirtschaftlichen Bereich mittels Ausbreitungsrechnung dürfte dies eher der
Regelfall sein. In eine Prognose müssen dann die Geruchsemissionen der vorhandenen
Quellen (Vorbelastung) und die der neuen Quellen (Zusatzbelastung) in einer gemeinsamen
Rechnung Eingang finden, wobei wichtig ist, dass in diesem Fall alle das Beurteilungsgebiet
beaufschlagende Geruchsquellen in der Ausbreitungsrechnung erfasst werden5.
Auf die Ermittlung der vorhandenen Belastung der Geruchsimmissionen kann auch nicht
verzichtet werden. Nach Nr. 4.4.1 der GIRL kommt dies nur dann in Betracht, wenn
festgestellt wird, dass die Kenngröße für die Vorbelastung nicht mehr als 50% des
Immissionswertes der Tabelle 1 beträgt, oder wenn die Zusatzbelastung der zu
genehmigenden Anlage das Irrelevanzkriterium nach Nr. 3.3 (0,02, also 2% der
Jahresstunden) erfüllt. Dass dies hier angenommen werden könnte, lässt sich schon den
bislang vorgelegten Gutachten der Klägerinnen nicht entnehmen.
Der Beklagte hat schließlich auch zu Recht bemängelt, dass die Gutachten der Klägerinnen
die nach Nr. 4.6 der GIRL erforderliche Berechnung einer belästigungsrelevanten Kenngröße
bezogen auf die Tierart Mastschweine nicht enthalten.
Aus den obigen Ausführungen ergibt sich auch, dass die Vorgehensweise des Beklagten
gegenüber den Klägerinnen nicht willkürlich ist, zumal sein Konzept aus fachlicher Sicht
nicht zu beanstandenden ist und er dieses, wie er in der mündlichen Verhandlung bestätigt
hat, seither in ständiger Verwaltungspraxis zur Anwendung bringt.
Verwaltungsgericht Oldenburg, Urteil vom 13. April 2011 – 5 A 2047/09
1. nunmehr i. d. F. des LAI vom 29.02.2008 mit einer Ergänzung vom 10.09.2008↩
2. Nds. MBl. 2009, 794↩
3. vgl. zum Vorstehenden auch: Nds. OVG, Urteil vom 12.11.2008 – 12 LB 17/07;
Beschluss vom 27.06.2007 – 12 LA 14/07, RdL 2007, 240↩
4. vgl. zum Vorstehenden näher: Nds. OVG, Urteil vom 26.04.2007 – 12 LB 62/07,
Nds.VBl. 2008, 128 m. w. N.; vgl. auch Nr. 1 des Einführungserlasses, a. a. O.↩
5. vgl. Auslegungshinweis zu Nr. 4.6 der GIRL↩
NWZ
9. Mai 2011
Landfrauen sollen auch in kommunale Gremien und Aufsichtsräte
von Hartmut Kern
FRAGE: Frau Witschen, auf der Delegiertentagung des Landfrauenverbandes Weser-Ems
haben Sie vor rund 500 Teilnehmerinnen über die Aktivitäten der Landfrauen berichtet. Wie
fiel Ihre Bilanz aus?
WITSCHEN: Sehr positiv, weil wir im vergangenen Jahr unseren Landfrauen in den 19
Landfrauenvereinen in Weser-Ems rund 3370 Veranstaltungen angeboten und dabei etwa 120
000 Teilnehmerinnen gezählt haben. Es ging vor allem um Bildungsarbeit. Verstärkt gab es
aber auch Vorträge, Seminare und Kurse, um Frauen zu motivieren, in Entscheidungsgremien
von Kommunen oder auch Aufsichtsräten Verantwortung zu übernehmen.
FRAGE: Was sind die Ziele Ihrer Arbeit?
WITSCHEN: Wir wollen den Frauen Entscheidungshilfen geben, wie sie ihr Leben auf dem
Land am besten gestalten können. Wir beschäftigen uns aber auch mit Themen, wie der
ärztlichen Versorgung auf dem Land und werden uns verstärkt mit dem Problem der
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auseinandersetzen.
FRAGE: Was sind eigentlich Landfrauen?
WITSCHEN: Ganz einfach: Frauen, die auf dem Lande wohnen. Der Beruf und das Alter
spielen überhaupt keine Rolle. Nur rund 20 Prozent von ihnen haben auch etwas mit der
Landwirtschaft zu tun.
FRAGE: Pflegen Landfrauen auch Geselligkeit?
WITSCHEN: Landfrauen reisen gern und zwar in fast die ganze Welt. Es gibt aber auch
Bäuerinnenstammtische und das Kulturelle kommt bei Besuchen von Konzerten sowie
Theater- und Musical-Aufführungen ebenfalls nicht zu kurz. Zahlreiche Landfrauen sind in
ihren örtlichen Vereinen sportlich aktiv.
FRAGE: Kommen noch genügend neue Mitglieder zu den Landfrauen?
WITSCHEN: Auf unserer Tagung werden alljährlich verdiente Landfrauenvereine geehrt.
Der Verein, der im vergangenen Jahr die meisten Mitglieder hinzugewonnen hat, war das
„FrauenNetzwerk Großenkneten im Kreis Oldenburg mit mehr als 60 neuen Landfrauen.
Agnes Witschen ist Vorsitzende des Landfrauen-Verbandes Weser-Ems mit rund 30 000
Mitgliedern. Die 55-Jährige bewirtschaftet in Lingen einen Bauernhof mit Ackerbau und
Hähnchenmast
Agnes Witschen ist Vorsitzende des Landfrauen-Verbandes Weser-Ems mit rund 30 000
Mitgliedern. Die 55-Jährige bewirtschaftet in Lingen einen Bauernhof mit Ackerbau
und Hähnchenmast mit knapp 100 000 Tiere.
Märkische Allgemeine
23.04.2011
LANDWIRTSCHAFT: Leghorns Zeit
Hühner mit weißen Ohrläppchen legen weiße Eier / Nur zu Ostern
sind sie richtig gefragt
POTSDAM - Leghorn und Lohmann müssen sich zur Osterzeit mächtig ins Zeug legen. Sie
sind die gängigsten Hühnerrassen, die in deutschen Ställen für das wichtigste Osterprodukt
sorgen. Und sie entscheiden auch darüber, ob es mehr weiße oder mehr braune Eier gibt.
Denn die Farbe der Eier ist abhängig von der Hühnerrasse – Leghorn weiß oder Lohmann
braun. In der Regel lässt das Gefieder der Henne einen Rückschluss auf den zu erwartenden
Eierausstoß zu, wie Hafez Mohamed Hafez erklärt, der Leiter des Instituts für
Geflügelkrankheiten an der Freien Universität Berlin. Weiße Henne – weiße Eier. Doch der
Fachmann achtet auf die Ohrläppchen der Tiere. Geht deren Farbe ins Rötliche, gibt es braune
Eier. Weißes Ohrläppchen bedeutet weiße Eier. Und die sind zu Ostern als perfekter
Maluntergrund besonders gefragt. Doch eigentlich sind sie klar in der Minderheit.
In den märkischen Legehennenbetrieben werden „zu 65 Prozent braune Eier produziert“, so
Heinz Pilz, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg. Die würden das
ganze Jahr über von den Kunden bevorzugt. Viele würden mit der braunen Farbe Erde, Natur
und Bauernhof assoziieren, mutmaßt Pilz. Nur eben zu Ostern tritt dieser Zusammenhang in
den Hintergrund. Die Malerei ist wichtiger. So wichtig, dass die Betriebe sogar „weiße Eier
zukaufen müssen, vor allem aus den Niederlanden“, so Pilz. Die Nachbarn im Westen können
die „weiße Ware“ aus Boden- und Freilandhaltung liefern.
Ohnehin wird das heimische Ei immer seltener. Vor fünf Jahren kamen noch rund 70 Prozent
der hier verbrauchten Eier aus deutschen Betrieben. Heute erreicht die
Selbstversorgungsquote nur noch knappe 55 Prozent. Der Negativtrend ist auch in
Brandenburg zu spüren. Im Land gab es im vergangenen Jahr in Betrieben mit mindestens
3000 Tieren insgesamt rund 2,6 Millionen Haltungsplätze für Legehennen. Das sind 22
Prozent weniger als 2009. Die Eierproduktion sank in diesem Zeitraum um 150 Millionen auf
nur noch 654 Millionen.
Das sei die „Folge des Käfighaltungsverbots“, erklärt der Verbandsvorsitzende Pilz. In den
Ställen haben jetzt nur noch sehr viel weniger Tiere Platz und neue Ställe seien kaum
hinzugekommen. Es fehle das Geld, ergänzt Pilz. Seit dem vergangenen Jahr dürfen in
Deutschland Legehennen nicht mehr in herkömmlichen Käfigen gehalten werden. In der
sogenannten Kleingruppenhaltung wird den Tieren mehr Platz in Käfigen mit Sitzstange, Nest
und der Möglichkeit zum Scharren zugestanden.
In Brandenburg haben die meisten Betriebe allerdings gleich auf Boden- oder sogar
Freilandhaltung umgestellt. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg
werden nicht mal mehr zwei Prozent der Hennen in Käfigen gehalten. Das Gros mit mehr als
83 Prozent entfällt auf die Bodenhaltung. „Für das Ei mit der drei gibt es keine Akzeptanz
beim Kunden“, so Pilz. Er spielt damit auf die Kennzeichnung der Eier an: drei steht für
Käfighaltung, zwei für Bodenhaltung, eins für Freiland und null für Bio-Eier.
Pilz ist der Geschäftsführer des Spreenhagener Vermehrungsbetriebs für Legehennen in
Bestensee (Dahme-Spreewald). Die hier erzeugten Eier gehen an das Tochterunternehmen
Landkost-Ei GmbH, das sich um den Vertrieb kümmert. In den Bestenseer Ställen stehen 1,2
Millionen Legehennen. Das ist fast die Hälfte aller märkischen Hennen. Keine sitzt mehr im
Käfig, sagt Pilz. Man habe komplett auf Bodenhaltung umgestellt. Zu Ostern herrscht hier
Hochbetrieb. Selbst am heutigen Sonnabend werde noch einmal frische Ware ausgefahren.
Die durchschnittliche Henne ist ein gutes Jahr lang produktiv. Erst wird das Tier 20 Wochen
aufgepäppelt, um dann bis zu 56 Wochen lang fast täglich ein Ei zu legen. 14 bis 18 Tage am
Stück funktioniert die Fließbandproduktion. Doch dann nimmt sich die Henne einen Tag frei.
Der Eibildungsprozess will es so, sagt Pilz.
Auf etwa 325 Eier pro Jahr bringen es die Hennen heutzutage, so Universitätsprofessor Hafez.
Ursprünglich waren die Hennen darauf ausgerichtet, so viele Eier zu legen, wie sie mit ihrem
Körper bedecken und somit ausbrüten können, erklärt Hafez. Nimmt man den Tieren die Eier
weg, produzieren sie immer wieder neu.
Ob die lang und schmal oder eher klein und dick ausfallen, ob häufiger mal ein Doppelei mit
zwei Eigelb dabei ist – das ist genetisch bedingt, sagt Pilz. Klar ist aber: Je älter das Tier wird,
desto größer werden die gelegten Eier. Der Neuling unter den Legehennen darf also ruhig mit
S-Eiern beginnen, die laut EU-Norm nur bis zu 53 Gramm schwer sind. Irgendwann rackern
sich die Profis auf XL-Größe hoch. Die Eier bringen es dann auf ein Gewicht von mehr als 73
Gramm.
Um diese Hochleistung zu stemmen, bekommen die Oldies besonders kalkreiches Futter.
Schließlich sei die Oberfläche der Eier größer und müsse entsprechende Stabilität haben,
erklärt Pilz. Wer jedoch hofft, dass die Tiere gerade zu Ostern mehr Kalk bekommen, um
besonders stabile Hühnereier fürs Ausblasen und Anmalen zu legen, der wird enttäuscht. Pilz
zufolge würden die Produzenten immer darauf achten, dass die Schale in Topzustand ist. Da
werde zu Ostern nicht extra Einfluss genommen. Zwischen 0,2 und 0,4 Millimetern ist die
Schale dick.
Eier mit leicht verschmutzter Schale, mit Haarrissen in der Außenhülle oder solche in
Übergrößen gehen in die industrielle Verarbeitung und nicht in die Ladenregale. Für den
Absatz in der Industrie gibt es Pilz zufolge aber nur etwa zwei Drittel des sonst üblichen
Preises. Das bekamen die Erzeuger Anfang des Jahres schmerzlich zu spüren. Der Skandal
um Tierfutter, das mit Dioxin verseucht war, ließ den Absatz der Eier einbrechen. Pilz
berichtet von Umsatzrückgängen zwischen 25 und 30 Prozent für märkische Betriebe. Die
Produktion sei aber nicht zurückgefahren worden. Das zahlt sich jetzt im Ostergeschäft aus.
Ob die Qualität der Eier richtig gut ist – davon überzeugen sich die Beschäftigten in
Bestensee seit Jahren auf ganz besondere Weise: Zum Frühstück gegen neun Uhr gebe es
immer frisch gekochte Eier, erzählt Pilz. Diese „erste Kontrolle“ der Erzeugnisse von
Leghorn und Lohmann sei Tradition. Zu DDR-Zeiten wurden andere Eier serviert. „Medes
White“ hieß der Ost-Star. Er versorgte das Land mit weißen Eiern. Zu jeder Jahres- und
Festzeit. (Von Ute Sommer)
Brüssel will die Käfighaltung 2012 abschaffen
Im Einzelhandel bewegen sich die Preise für Eier etwa auf Vorjahresniveau, sagt Margit Beck
von der MarktEier & Geflügel. So kostete ein Zehnerpack Eier aus Bodenhaltung im März
1,36 Euro. Zehn Freilandeier gab es für durchschnittlich 1,74 Euro. Bio-Eier im Zehnerpack
lagen dagegen bei 2,90 Euro. Zehn Eier aus der Kleingruppenhaltung in Käfigen kosteten
1,34 Euro.
Die Haltung von Legehennen in herkömmlichen Käfigen soll von 2012 ab in den Staaten der
Europäischen Union verboten werden – Deutschland hatte das Verbot schon eher umgesetzt.
Die neue, sogenannte Kleingruppenhaltung hatte das Bundesverfassungsgericht allerdings im
Dezember 2010 aus formalen Gründen beanstandet und wiederum neue Regelungen
angemahnt.
Eine Umfrage der EU-Kommission in Brüssel habe ergeben, dass beispielsweise in Polen
oder auch in Spanien noch nicht viel für die Abschaffung der Käfighaltung getan wurde, sagt
Heinz Pilz, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg.
In Polen werden nach Angaben der EU-Kommission noch 80 Prozent der Eier von
Legehennen in Käfigen erzeugt. so
PRESSEMITTEILUNG - Straßburg, 12. Mai 2011
Antibiotika-Resistenz
Problematik der Massentierhaltung konsequent
begegnen
Zu dem heute vom Parlament verabschiedeten Entschließungsantrag zur
Antibiotikaresistenz erklärt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der
Grünen/EFA:
"Das Europäische Parlament hat heute verstärkte Anstrengungen zur
Bekämpfung der zunehmenden Antibiotika -Resistenz bei Tieren gefordert.
Ungefähr 50 Prozent der in Europa verschriebenen Antibiotika werden Tieren
verabreicht. In intensiven Tierhaltungssystemen werden diese Mittel gezielt nur
zur Prophylaxe eingesetzt. ,da die Krankheitsanfälligkeit in unnatürlich großen
Massentierhaltungsanlagen, in denen die Tiere einem großen Stress
ausgesetzt sind, sehr hoch ist. Der hohe Einsatz von Antibiotika zur
Prophylaxe fördert die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe massiv.
Das Parlament hat daher heute Aktivitäten auf mehreren Ebenen gefordert. Die
EU- Kommission muss dafür sorgen, dass die Datenerfassung zum AntibiotikaEinsatz in der Tierhaltung endlich flächendeckend und harmonisiert erfolgt.
Die Forschung für neue antimikrobielle Mittel muss intensiviert werden, aber
auch die Erforschung von Alternativen und Strategien für
Vorsorgemaßnahmen. Im Bereich der Züchtung ist eine Rückbesinnung auf
alte robustere und weniger stressanfällige Tiersorten notwendig. Es muss
gezielt gegen diejenigen vorgegangen werden, die Antibiotika unerlaubt als
Wachstumssteigerer in der Tierhaltung einsetzen.
Wir Grünen fordern über die Entschließung hinaus eine klare Weichenstellung
bei der Reform der Gemeinseimen Agrarpolitik (GAP) hin zu einer nachhaltigen
und tiergerechteren Agrarpolitik in der EU.
Am Beispiel der Antibiotika-Resistenz zeigt sich deutlich, dass nicht nur die
Landwirtschaft sondern die Allgemeinheit von den Auswirkungen einer
industrialisierten Landwirtschaft betroffen ist. Dass Beschäftigte in
Massentieranlagen im Krankheitsfalle in Krankenhäusern in Quarantäne
behandelt werden, zeigt wie dringend wir eine Veränderung in der
Landwirtschaft brauchen."
Weitere Informationen:
Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament - Martin Häusling
Tel. +32-2-284-5820, Fax +32-2-284-9820 Email: [email protected]
Herzliche Grüße,
Ina Möllenhoff
___________________
Martin Häusling
Mitglied des Europäischen Parlaments und Koordinator für Greens/EFA im
Agrarausschuss
Europabüro Hessen
Kaiser-Friedrich-Ring 77 - 65185 Wiesbaden
tel. 0611 - 98920-30, fax 0611 - 98920-33, info(at)martin-haeusling.de
www.martin-haeusling.eu
PRESSEMITTEILUNG
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband MecklenburgVorpommern e.V.
Wismarsche Straße 152
19053 Schwerin
Tel.:
0385 521339-0
E-Mail :
[email protected] Internet:
www.bund.net/mv
V.i.S.d.P.: Corinna Cwielag
Schwerin 11.05.2011 (22-11)
Sauenanlage Alt Tellin - Behörde erlaubt Bau ohne Auflagen
Schweinefabrikant Straathoff hat Widerspruch gegen Genehmigungsauflagen
eingelegt / BUND beantragt aufschiebende Wirkung für BUND-Widerspruch
Der Investor Straathof hat Widerspruch gegen eine Reihe von umweltrechtlichen,
naturschutzfachlichen, tierschutzrelevanten und baurechtlichen Auflagen des
Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) in Neubrandenburg
eingelegt. Das STALU Neubrandenburg hat diesem Widerspruch aufschiebende
Wirkung für die Auflagen zugesprochen, den Bau aber zugelassen.
„Damit erlaubt die Behörde praktisch den Bau der umstrittenen Sauenanlage ohne
Umwelt-, und Bauauflagen. Das ist, besonders vor dem Hintergrund, dass die
Firma Straathof bereits mehrfach in Konflikt mit Umweltauflagen gekommen ist,
unverantwortlich. Erst im März hat der Bauherr ein Gebäude mit Nist- und
Brutstätten geschützter Vögel und Fledermäuse illegal abgerissen! Der Fall
liegt bei der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg. In Sachsen-Anhalt ist er
wegen eines Schwarzbaus für 30.000 Schweine zu 500.000 € Strafe verurteilt.“
sagt Corinna Cwielag vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Der BUND hat nun umgehend einen Antrag auf den Widerruf der sofortigen
Vollziehbarkeit des Bauantrages der Firma Straathof für die größte geplante
Sauenanlage Westeuropas beim STALU gestellt. Zugleich wurde beantragt, dass
der Widerspruch des BUND vom November 2010 gegen die Genehmigung seinerseits
aufschiebende Wirkung entfalten soll, da die Vollziehungsanordnung des STALU
Neubrandenburg für die Genehmigung nichtig und damit gegenstandslos ist.
Corinna Cwielag: „Offenbar ist die Behörde derzeit nicht in der Lage, die
Einhaltung der zusammen mit der Anlagengenehmigung nach Bundes –
Immissionsschutzgesetz erteilten Auflagen auch durchzusetzen. Der Investor hat
gegen eine ganze Reihe dieser Auflagen Widerspruch eingelegt. Dieser
Widerspruch hat aufschiebende Wirkung. Ein Beispiel:
Die Behörde hat zur Auflage gemacht, dass der Baubeginn drei Wochen vorher bei
der Behörde angezeigt werden muss. Dieser Auflage wurde widersprochen, also
kann derzeit jederzeit mit dem Bau begonnen werden.
Gegen den Bau einer Abluftfilteranlage, zu hinterlegende Sicherheiten für
einen Rückbau, die zu erwartenden Lärmbelästigungen, den Einbau von Tränken
für die Tiere oder den Bau eines Amphibiengewässers hat Straathoff ebenfalls
Widerspruch eingelegt. Das ist faktisch ein Skandal und führt zu berechtigter
Unruhe in der Region.“
Diese Ungleichbehandlung zu Gunsten eines fragwürdigen Investors habe die
Behörde mit der Anordnung der „sofortigen Vollziehbarkeit“ der Genehmigung
selbst geschaffen. Hintergrund dieser Anordnung sei, wie vom StALU in der
Begründung selbst angeführt, das Ziel der Landesregierung, die Genehmigung von
Investitionsvorhaben im Land zu beschleunigen.
„Die Menschen hier sind aufgebracht, sie fühlen sich verschaukelt“ stellt Jörg
Kröger fest, Sprecher der BI. „Es darf künftig für Agrarfabriken keine
Genehmigungsverfahren mehr geben, deren Ziel erkennbar nur darin besteht,
möglichst rasch zu einer Genehmigung zu kommen“ so Kröger weiter. Stattdessen
sei eine ergebnisoffene Prüfung erforderlich, ob solche Anlagen wirklich den
berechtigten Ansprüchen der Allgemeinheit sowie des Tier und Umweltschutzes
gerecht werden. Derzeit könne nach deutschem Recht noch nicht einmal
gerichtlich geprüft werden, ob die Tierschutzbestimmungen erfüllt wurden.
Dieser Zustand sei unhaltbar.
Für Rückfragen: Corinna Cwielag, BUND : 0385 521339-12 oder 0178 5654700 Jörg
Kröger, Bürgerinitiative Alt Tellin: 039991 - 36723
--
BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Landesverband MecklenburgVorpommern e.V.
Wismarsche Straße 152
19053 Schwerin
Pressemeldung
Vom 11.05.2011
Erfolg für den Tierschutz: Tierische Textilprodukte sollen
gekennzeichnet werden
Textilprodukte, die tierisches Material beinhalten, sollen zukünftig auf
dem Etikett als solche gekennzeichnet werden. Das Plenum des EUParlaments hat heute in zweiter Lesung einem Kompromisstext
zugestimmt, der in Verhandlungen zwischen dem zuständigen Ausschuss
des EU-Parlaments und dem EU-Ministerrat erarbeitet wurde. Der
Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren für eine solche
Kennzeichnungspflicht ein und zeigt sich sehr erfreut. Der Verbraucher
kann in Zukunft erkennen, in welcher Tasche, in welchem Jackenkragen
etc. echtes Fell oder Leder verarbeitet wurde, und kann im Sinne des
Tierschutzes auf tierquälerische Produkte verzichten.
Seit vielen Jahren setzt sich der Deutsche Tierschutzbund dafür ein, dass
Textilerzeugnisse, welche tierische Produkte wie Fell oder Leder enthalten, als
solche eindeutig gekennzeichnet werden müssen. „Es ist ein großer Erfolg für
uns, dass das EU-Parlament dem Verordnungsentwurf zur Bezeichnung und
Etikettierung von Textilerzeugnissen mit entsprechenden Änderungsvorschlägen
zur Kennzeichnung heute zugestimmt hat“, so Wolfgang Apel, Präsident des
Deutschen Tierschutzbundes.
Für Verbraucher war es bisher schwierig, beim Kauf eines Kleidungsstückes zu
erkennen, ob der Kragen einer Jacke, der Fellbesatz am Schuh oder die
Lederhose aus künstlichem oder tierischem Material besteht. Eine
Kennzeichnungspflicht solcher Produkte bestand in Europa nicht. „In vielen Fällen
werden die Textilprodukte im nicht-europäischen Ausland hergestellt. Dort sind
die Tierschutzgesetze nicht mit den hiesigen vergleichbar, so dass davon
auszugehen ist, dass tierische Bestandteile in Textilprodukten auf tierquälerische
Weise erzeugt wurden“, so Apel weiter. „Nun ist der Weg frei, dass Verbraucher
zukünftig eine bewusste Kaufentscheidung treffen und auf Erzeugnisse mit
tierischen Bestandteilen verzichten können.“
Offen ist noch die genaue Form der Etikettierung. Aus Tierschutzsicht sollten
Etiketten genau kennzeichnen, welcher Teil des Textilerzeugnisses tierischen
Ursprunges ist, welche Tierart verarbeitet wurde und woher das Tier stammt.
Hintergrund: Um die Herkunft der Felle zu verschleiern, kommen einige Felle
unter Tarnnamen wie z. B. „Chinchillette" für Kaninchen oder „Telentka" für
Eichhörnchen in den Handel. Abschließend muss nun noch der EU-Ministerrat
dem Beschluss des EU-Parlaments zustimmen, damit die Verordnung, die
unmittelbar in jedem EU-Mitgliedstaat verbindlich ist, in Kraft treten kann.
Mit freundlichen Grüssen
Presseabteilung
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Baumschulallee 15
D-53115 Bonn
Tel: +49-(0)228-6049624
Fax: +49-(0)228-6049641
E-Mail: [email protected]
PRESSEMITTEILUNG von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
im Niedersächsischen Landtag
NR. 165
Datum: 10. Mai 2011
GRÜNE kritisieren Datenschutzverstoß im Dioxinskandal
Ministerium belieferte Lobby mit vertraulichen Daten
Die Landtagsgrünen werfen dem Landwirtschaftsministerium vor, im Zusammenhang mit
dem Dioxinskandal zur Jahreswende in unzulässiger Weise Daten von landwirtschaftlichen
Betrieben an private Stellen weitergegeben zu haben. Der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Christian Meyer hat jetzt den Landesbeauftragten für den Datenschutz
eingeschaltet. In einem Schreiben kritisiert der Grünen-Politiker einen "massiven
Datenschutzverstoß" und fordert eine Untersuchung des Vorgangs.
Trotz Bedenken im Landesamt für Verbraucherschutz seien auf Weisung des
Landwirtschaftsministeriums die betrieblichen Daten von tausenden Betrieben, die vermutlich
mit belastetem Futter beliefert worden waren, an die Interessenorganisation Landvolk und den
privaten Lebensmittelprüfer QS geliefert worden. "Das verstößt gegen geltende Gesetze",
sagte Meyer am Dienstag (heute) in Hannover. Zeitgleich seien den Abgeordneten der
Opposition im Rahmen einer vertraulichen Akteneinsicht die betreffenden Daten vorenthalten
worden. "Uns wurde erklärt, dass es um Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ginge, aber der
Agrarlobby wurden die Daten frei Haus geliefert, obwohl sicher kein Einverständnis der
betroffenen Landwirte vorlag. Das ist schon ein starkes Stück", sagte der Grünen-Politiker.
Es sei offensichtlich, dass das Ministerium mit diesem Vorgehen um das Wohlwollen der
Interessenverbände buhle. Meyer: "Die Lobby wird bedient, während die
Verbraucherorganisationen nur dürftige Auskünfte bekommen. Wir fordern Minister
Lindemann auf, die Wünsche befreundeter Verbände nicht höher zu bewerten als die
Kontrollfunktion der Opposition!"
Bündnis90/DIE GRÜNEN
im Landtag Niedersachsen
Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1
30159 Hannover
Tel.: 0511/3030-4201
Fax: 0511/329829
Email: [email protected]
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