Nordkurier - Demminer Zeitung Artikel vom 10.05.2011 Anlage-Gegner sprechen von Skandal Schweinezucht. Darf die in der Gemeinde Alt Tellin geplante Ferkelfabrik erst mal ohne die Abluftfilter und Tiertränken gebaut werden? Von Stefan Hoeft Alt Tellin. Der Freifahrtschein für den Bau der bei Alt Tellin geplanten größten Schweinezucht Westeuropas trifft nicht nur bei erklärten Gegnern auf Widerstand, sondern auch bei der Genehmigungsbehörde, dem Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt "Mecklenburgische Seenplatte" (StALU) in Neubrandenburg. So stellt es die Leiterin Christa Maruschke auf Nordkurier-Anfrage dar. "Wir hätten da sicher anders reagieren müssen", räumt sie ein. "Aber wir sind dabei, Abhilfe zu schaffen." Hintergrund sind Widersprüche des Investors gegen eine Reihe Auflagen, die das StALU in seiner Anlagen-Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz erteilt hatte. Die Behörde hat diesen Widersprüchen aufschiebende Wirkung zugesprochen, dem Bau selbst aber mit ihrem Bescheid vom November sofortige Vollziehbarkeit attestiert. Im Klartext: Der Investor kann nun loslegen, ohne sich an die Auflagen zu halten. "Die Menschen hier sind aufgebracht, sie fühlen sich verschaukelt", empört sich Jörg Kröger, Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet das Landleben am Tollensetal". Er bezeichnet die "skandalös einseitige Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit" als handwerklichen Fehler und fordert eine umgehende Korrektur. Sonst gelte die jetzige Situation bis zum Ende eines möglichen Klageverfahrens damit möglicherweise einige Jahre. Die BI weiß sich auf Linie mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, wie Landeschefin Corinna Cwielag verdeutlicht. Jener habe umgehend einen Antrag auf Widerruf der sofortigen Vollziehbarkeit gestellt. "Zugleich wurde beantragt, dass der Widerspruch des BUND vom November gegen die Genehmigung seinerseits aufschiebende Wirkung entfalten soll, da die Vollziehungsanordnung des StALU für die Genehmigung nichtig und damit gegenstandslos ist." Cwielag bezeichnet das Agieren der Behörde als unverantwortlich, besonders vor dem Hintergrund, dass der Investor bereits mehrfach in Konflikt mit Umweltauflagen gekommen sei - am Standort Alt Tellin wie auch an anderer Stelle. "Erst im März hat der Bauherr ein Gebäude mit Nist- und Brutstätten geschützter Vögel und Fledermäuse illegal abgerissen, der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft", erläutert sie. Von dem Widerspruch seien der Bau einer Abluftfilteranlage, Sicherheiten für einen Rückbau, die zu erwartenden Lärmbelästigungen und der Einbau von Tier-Tränken betroffen. "Das führt zu berechtigter Unruhe in der Region." Ähnlich sieht das die Linksfraktion im Schweriner Landtag, auch sie spricht von einem skandalösen Vorgang. "Es ist unverantwortlich und für viele Betroffene unfassbar, dass der Investor ohne zusätzliche Auflagen bauen darf", erklärt Fraktionsvorsitzender Helmut Holter. "Jeder Bauherr muss davon ausgehen, dass ein Baustopp droht, wenn Genehmigungsauflagen nicht erfüllt werden." Umso unverständlicher sei das jetzt bekannt gewordene Gebaren bei einer so großen und umstrittenen Investition wie der in Alt Tellin. Christa Maruschke nimmt den Investor in Schutz: "Wir haben bis jetzt keine negativen Erfahrungen mit ihm gemacht." Sie gehe daher davon aus, dass er sich an die Zusage hält, den Baustart vorher anzuzeigen. Gleichwohl weiß sie um mögliche negative Wirkungen der StALU-Bescheide und will die Gültigkeit der Auflagen wieder herstellen. "Sonst hätten wir uns das ganze Verfahren ja sparen können." Allerdings sei ihrer Behörde die gegenwärtige rechtliche Konstellation bisher so noch nie passiert. Daher könne und wolle sie keinen Zeitpunkt für die entsprechende Reaktion des StALU nennen, gegenwärtig liefen noch Absprachen mit den Juristen im Wirtschaftsministerium. Mehr Nachrichten aus Demmin und Umgebung >> Fenster schließen © Nordkurier.de am 12.05.2011 Nordkurier - Demminer Zeitung Artikel vom 14.05.2011 Amt Einseitigkeit vorgeworfen Alt Tellin (sth). Ist der derzeitige "Freifahrtschein" für den Bau der großen Schweinezucht bei Alt Tellin, der einen Start ohne das Einhalten wichtiger Auflagen ermöglicht, Bestrebungen des Landes geschuldet, das Projekt mit aller Macht durchzudrücken? Kritiker der Anlage und des Genehmigungsverfahrens bejahen die Einschätzung, das zuständige Staatliche Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) in Neubrandenburg weist sie zurück. "Keiner vom Ministerium ist da irgendwie an uns herangetreten, um das zu beschleunigen", erklärte Leiterin Christa Maruschke gegenüber dem Nordkurier. Allerdings waren das gesamte Verfahren über Vorwürfe laut geworden, die Behörden versuchten, alle Argumente gegen die Ferkelfabrik vom Tisch zu fegen und vor allem im Interesse des Investors zu handeln. Höhepunkt sei die Anordnung der sofortigen Vollziehbarkeit der Baugenehmigung gewesen - unabhängig von Widersprüchen. Die Landesgeschäftsführerin vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Corinna Cwielag, wirft der Behörde "Ungleichbehandlung zugunsten eines fragwürdigen Investors" vor, die die jetzige Situation überhaupt erst geschaffen habe. Hintergrund der sofortigen Vollziehbarkeit sei, wie vom StALU in der Begründung selbst angeführt, das Ziel der Landesregierung, die Genehmigung von Investitionsvorhaben im Land zu beschleunigen. "Es darf künftig für Agrarfabriken keine Genehmigungsverfahren mehr geben, deren Ziel erkennbar nur darin besteht, möglichst rasch zu einer Genehmigung zu kommen", fordert Jörg Kröger, Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet das Landleben am Tollensetal". Stattdessen sei eine ergebnisoffene Prüfung erforderlich, ob solche Anlagen wirklich den berechtigten Ansprüchen der Allgemeinheit sowie des Tier- und Umweltschutzes gerecht werden. "Keiner ist da irgendwie herangetreten." Fenster schließen © Nordkurier.de am 14.05.2011 Mecklenburg-Vorpommern Artikel vom 13.05.2011 Unruhe in Ratteys idyllischen Weinbergen Rattey. Eine in Groß Daberkow geplante Mastanlage für 400 000 Hähnchen sorgt für Ärger und eine Informationsveranstaltung der Grünen. Von Jörg Spreemann Auch wenn Friedrich Ostendorff aus dem Münsterland kommt - der Abend im alten Reitstall von Schloss Rattey (Mecklenburg-Strelitz) wird für den Agrarexperten der Grünen im Bundestag zum Heimspiel. "Bauernhöfe statt Agrarfabriken" lautet das Thema der Auftaktveranstaltung der Infotour seiner Bundestagsfraktion. "Die Grünen sind im ländlichen Raum angekommen", schlussfolgert Ossendorf unter Hinweis auf jüngste Wahlerfolge. Unter den Zuhörern der Podiumsdiskussion muss Ostendorff kaum jemanden von seiner Abneigung gegen Agrarfabriken überzeugen: Wenige Kilometer von Rattey entfernt entsteht in Klein Daberkow eine Mastanlage für 400 000 Hähnchen. Gegen solche Projekte machen Bürgerinitiativen mobil, deren Mitglieder und Sympathisanten in Rattey weitgehend unter sich bleiben. Zunehmend fehle auch in Mecklenburg-Vorpommern das Verständnis dafür, dass Großanlagen störend in die Landschaft gestellt würden, sagt Ostendorff. "Spätestens seit den Protesten gegen Stuttgart 21 ist deutlich: Die Zeit der Zuschauerpolitik ist vorbei", meint er. Im Land existiere bereits ein Netzwerk von Bürgerinitiativen gegen Agrarfabriken, bestätigt Corinna Cwielag, Landesgeschäftsführerin des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). 20 solcher Anlagen seien derzeit in der Genehmigungsphase. Allerdings mangele es den Verfahren an Transparenz, rügt sie die Arbeit der Behörden. Zum Agrarland Mecklenburg-Vorpommern gehöre auch die Viehwirtschaft, sagt Jürgen Buchwald, Abteilungsleiter im Schweriner Landwirtschaftsministerium. Er selbst habe in einem 40Hektar-Betrieb gelernt und später im Vergleich festgestellt, dass große Betriebe umweltverträglicher arbeiten. "Nicht die Zahl der Tiere ist entscheidend, sondern die Haltungsbedingungen", betont er. Er wolle zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft keinen Gegensatz konstruieren. Buchwald verweist auf die Arbeitsplätze, die mit Klein Daberkow verbunden seien, darunter im Schlachthof Neustrelitz. Landwirt Marco Gemballa, zugleich Vize-Präsident des Landesbauernverbandes MV, zieht sich mit seiner Forderung nach einer sachlichen Diskussion den Unmut von Zuhörern zu. Er bezweifelt vom BUND verwendete Daten über den anfallenden Tierdung in Klein Daberkow. Zu den erklärten Gegnern des Großstalls in der Nachbarschaft gehört Karsten Förster, Investor des Schlosshotels Rattey. "Wir leben davon, dass die Umwelt in Ordnung gehalten wird", sagt er. Es sei davon auszugehen, dass die Anlage genehmigt wird. "Ich habe hier bisher 5 Millionen Euro investiert, da wird ein Prozess gegen die Mega-Tierhaltung am Geld nicht scheitern", kündigt er an. Mehr Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern >> Mehr Nachrichten aus der Wirtschaft>> Fenster schließen © Nordkurier.de am 14.05.2011 Märkische Allgemeine 13.5.2011 LANDWIRTSCHAFT: Schweinemast in Seebeck abgelehnt SEEBECK - Das brandenburgische Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz hat den Antrag der Agrar GmbH Seebeck abgelehnt, die Schweinemastanlage in Seebeck zu erweitern. Die Agrar GmbH, die damals dem dänischen Landwirt Mogens Nielsen gehörte, hatte am 15. Juli 2009 wesentliche Änderungen der bestehenden Schweinemastanlage aus DDR-Zeiten beantragt. Der Investor plante eine Erweiterung auf 3616 Plätze zum Halten von Mastschweinen und 2064 Plätze zur Aufzucht von Ferkeln. Vor dem Verkauf an Nielsen standen in den Seebecker Ställen 650 Zuchtsauen. Inzwischen soll die Agrar GmbH erneut den Besitzer wechseln. Nielsen und der Seebecker Geschäftsführer Hans-Georg Braun waren gestern nicht zu erreichen. Das Landesumweltamt begründet die Ablehnung vom 18. März 2011 im Wesentlichen damit, dass die Agrar GmbH trotz mehrfacher Anforderung keine vollständigen Unterlagen und Nachweise zum Immissionsschutz vorgelegt habe. (ck) DIE MARK ONLINE fürchtet neuen Antrag für Schweinemastanlage bei Besitzerwechsel Neuer Anlauf möglich <p>Ihr Browser kann leider keine eingebetteten Frames anzeigen</p>013.05.11|Lindow | |Schrift a / A Seebeck - Die Seebecker Bürgeriniative „Idylle statt Gülle“ schwankt zwischen Freude und bangem Blick nach vorn. Das gescheiterte Antragsverfahren zur Erweiterung der Schweinezucht der Agrar GmbH ergibt „eine ungeheure Befriedigung und große Freude über die Nachricht“. Von Christian Schönberg © Schönberg Sollte Heimat für 3600 Sauen werden: Die Schweinestall-anlage in Seebeck. So formuliert es Heinz-Jürgen Hartmann. Der Vielitzer gehört zu den Gründern der Initiative und diese habe nun „gezeigt, dass man als Bürgerinitiative etwas bewegen kann“. Verbunden ist das mit einem großen Aber der Unsicherheit: Ändern sich derzeit die Besitzverhältnisse in der Agrar GmbH, die mit ihrem Plan einer Großmastanlage scheiterte? Das vermutet Hartmann: „Ich habe selbst mal für einen Kauf angefragt“, erzählt er. Ihm ging es nicht darum, selbst Millionen hinzulegen, die er nicht habe. Schließlich geht es um 73 Hektar – und der Hektarpreis liegt bei durchschnittlich 9 955 Euro. „Ich wollte einen Besitzerwechsel, um kleinteilige Landwirtschaft zu ermöglichen“, weist er auf die Idee hin, sechs oder sieben Interessenten ins Boot zu holen, die weg von der industrialisierten Landwirtschaft hin zu einer auch mit der Tourismuswirtschaft verträglichen arbeitet. „Ich wollte wenigstens die Chance haben, ein Angebot zu bekommen“, begründet Hartmann seinen Vorstoß. Aber ihm sei bescheinigt worden: Er komme zu spät. Hans-Georg Braun, der die Geschäfte der Agrar GmbH führt, will einen möglichen Besitzerwechsel weder bestätigen noch dementieren. Er stellt aber klar: „Herr Nielsen ist weiterhin Inhaber“, spricht er auf den dänischen Agrarunternehmer hin, der seit Ende 2007 die Geschicke der Seebecker GmbH in die Hand genommen hat. Wer etwas wissen wolle, soll sich an ihn wenden, stellte Braun klar, dass er selbst keine Auskünfte zu den Geschäften oder dem Scheitern des Antrags stellen werde. Nielsen weile derzeit in Dänemark, werde aber „selbstverständlich“ auch wieder in Seebeck zu sprechen sein: „Im Moment kann ich aber noch nicht sagen, wann das sein wird.“ Aachener Zeitung Legehennenstall: Viel Automatik beim Eierlegen Von Karl-Heinz Hamacher | 10.05.2011, 17:35 Gangelt. Die Hauptdarsteller sind noch gar nicht dagewesen: 80.000 Legehennen werden, verteilt auf zwei Stallbereiche, in dieser und in der nächsten Woche in das imposante Gebäude einziehen, das jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. «Den Geruch werden Sie gar nicht gewahr», erläuterte Leon Lichtenberg mit feinem niederländischem Akzent vor und nach der Eröffnungsfeier des Legehennenstalls hinter Nachbarheide an der L 228 (Selfkant-Heinsberg) vielfach. Von der fast zwei Jahre währenden Diskussion rund um dieses Thema blieb von den vielen Ängsten und Sorgen, die bei den Bürgern rund um den Neubau mit diesem Projekt entstanden waren, die einer möglichen Geruchsbelästigung übrig. Nachbarheide ist rund 1000 Meter entfernt. Unterbrochen von einem Verpackungs- und Sortierraum für die Eier, ist die Halle 240 Meter lang und durchgehend 24 Meter breit. Der Boden, auf dem die Hühner laufen können, wird mit Sägespänen ausgestreut; die Volierenanlage bietet den Tieren auf drei Etagen oben ein Legenest, darunter Futter- und Wasserversorgung. Die Tiere sind 17 bis 18 Wochen alt, wenn sie in den Stall kommen und beginnen ein bis zwei Wochen später mit dem Eierlegen. Rund 13 Monate verbleiben die Hennen in Nachbarheide. Leon und Herwin Lichtenberg erwarten in Spitzenzeiten von 96 Prozent der Tiere Eier. Im Durchschnitt sind das rund 75.000 Eier pro Tag. Nur drei bis vier Mitarbeiter sorgen, unterstützt von einem Roboter, dafür, dass die mehr oder weniger vollautomatische Anlage läuft und die Eier unsortiert verpackt, verladen und rund zweimal die Woche abgefahren werden. Lieferadresse ist ein Großhändler in Ahaus. Warum der deutsche Standort, wenn die Familie Lichtenberg doch in der nahe niederländischen Heimat Koningsbosch schon Betriebe hat? «Die Kunden wollen das 'DE' als Kennzeichnung auf den Eiern sehen», erläutert Leon Lichtenberg. 220 Eier isst der Deutsche durchschnittlich pro Jahr, erläutert der Geschäftsführer. «Aber nur 70 Prozent ihres eigenen Bedarfs wird im Land gedeckt.» Und am liebsten greift man hier zu Lande zu 'DE'-gekennzeichneten Eiern aus Bodenhaltung «Ausländer» haben es da schwer. Auf dem Dach des Legehennenstalls sorgen 3500 Solarmodule dafür, dass das Doppelte von dem Energiebedarf der Anlage von der Sonne erzeugt wird. Eine halbe Million Kilowattstunden Storm werden pro Jahr erwartet. Der Hühnerkot wird getrocknet und einmal pro Woche in die nahe Biogasanlage nach Schümm geliefert. Die damit erzeugte Energie kommt zum Sonnenstrom noch dazu. «Als vor drei Jahren der Architekt Houben zu mir kam und sagt, dass man auf unserm Gemeindegebiet einen Stall zur Massentierhaltung bauen wolle, bat ich ihn, dass doch im Selfkant zu tun», eröffnete Gangelts Bürgermeister Bernhard Tholen vor vielen hundert Besuchern, die der Einladung zur Eröffnung gefolgt waren. Die Planungsphase sei nicht einfach gewesen, und es habe Diskussionen im Rat und in der Bevölkerung gegeben. Bernhard Tholen erinnerte an die Standortdiskussion (Nachbarheide oder Birgden) und an die Angst einiger, dass in diesem Betrieb auch Puten, Schweine oder gar Kühe in großer Zahl gehalten werden könnten. «Aber es wurde Vertrauen aufgebaut, und am Ende bin ich mir sicher, dass die Emissionen dieser Anlage Nachbarheide nicht erreichen werden.» Agrarheute [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Betriebsführung » Recht » KlagerechtUmweltverbände ] Freitag, 13.05.2011 Recht | 13.05.2011 EuGH stärkt Klagerecht von Umweltorganisationen Luxemburg - Der Europäische Gerichtshof hat das Klagerecht von Umweltverbänden gestärkt. Sie müssen grundsätzlich vor Gericht ziehen dürfen, wenn Projekte Auswirkungen auf Mensch, Tier und Natur haben. In Deutschland durften bisher nur direkt Betroffene klagen. Hintergrund des Grundsatzurteils ist die Klage des nordrhein-westfälischen Landesverbandes des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gegen das geplante Trianel-Steinkohlenkraftwerk in Lünen. Deutschland muss seine Vorschriften jetzt entsprechend anpassen (Rechtssache C-115/09). Solange dies nicht geschehen ist, können sich die Verbände laut dem Urteil direkt auf entsprechende europäische Richtlinien berufen. BUND-Vorsitzende Klaus Brunsmeier: "Umweltverbände in Deutschland und überall in Europa können künftig die umfassende gerichtliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit umweltrelevanter Bauvorhaben und Industrieanlagen erwirken." Auswirkungen auf geplante Kohlekraftwerke Ganz konkrete Auswirkungen habe das EuGH-Urteil aktuell vor allem auf die BUND-Klagen gegen die geplanten Kohlekraftwerke in Lünen und Datteln in Nordrhein-Westfalen. Derzeit werden beide Kraftwerke wegen der laufenden Klagen von den Betreibern auf eigenes Risiko gebaut. Setzt sich der BUND in den weiteren Verfahren durch, müssten die milliardenteuren Bauten wieder abgerissen werden. Auswirkungen auf Schweine- und Hühnermastanlage Auswirkungen hat das Klagerecht auch auf den Bau von industriellen Tierhaltungsanlagen. Gegen solche Großvorhaben können Umweltverbände ab sofort wesentlich leichter klagen. "Im Widerstand gegen umweltfeindliche industrielle Tierhaltungsanlagen haben wir nun deutlich bessere Karten", sagte Arndt Müller, Naturschutzexperte des Landesverbands. Der BUND in Mecklenburg-Vorpommern sehe die Politik und die Verwaltungen nun in der Pficht, für rechtswidrig erkannte Vorhaben wie den vorzeitigen Baubeginn für die Schweinemastanlage in Alt Tellin (Landkreis Demmin) und die Hühnermastanlage Klein Daberkow (Landkreis Mecklenburg-Strelitz) zu stoppen. Rechtsanwältin Ines Zenke von der Kanzlei Becker Büttner Held (BBH) bezeichnete das Urteil als Revolution des deutschen Verwaltungsrechts. "War es bisher so, dass nur Rechtsverstöße gerügt werden konnten, die auch dem Schutz einzelner dienten, so gilt nun der 'objektive Umweltschutz'", erklärte Zenke gegenüber Dow Jones weiter. pd/isn/ez Norddeutsche Neueste Nachrichten Tauziehen in Loiz um Hühnerfarm 10. Mai 2011 | 22:02 Uhr | von Michael Beitien Ein Stock im Weizenfeld bei Loiz. Hier soll die Legehennenfarm für fast 40 000 Tiere gebaut werden. Michael Beitien LOIZ - Mitten aus einem Weizenschlag unweit der B 104 zwischen Witzin und Loiz ragen weiße Stöcke heraus. Sei stehen als erstes äußeres Zeichen für ein im Ort umstrittenes Bauprojekt: eine Legehennenfarm für 39 990 Tiere in Freihaltung. Für sie sollen zwei 90 mal 25 Meter große Ställe gebaut werden mit einer Auslauffläche von 16 Hektar. Der Loizer Landwirt Torsten Redmann will hier bauen. Eine Bürgerinitiative (BI) will das verhindern. "Der wichtigste Grund ist, dass wir uns ein zweites Standbein schaffen wollen", erklärte Redmann. Seit 20 Jahren betreibt die Familie Ackerbau. Der Landwirt spricht von den Risiken: durch das Wetter, durch die Politik und auch dadurch, dass landwirtschaftliche Produkte zum Spielball an der Börse geworden sind. "Wir haben lange überlegt: Wo bekommen wir noch einen Fuß in die Tür?", so der Loizer. Gelungen sei es bei Legehennen. Für die Eier gibt es große Abnehmer. Damit sei man auch nicht mehr von den Düngelmittelpreisen abhängig. Denn der Trockenkot der Hühner soll als Dung auf den Redmannschen Feldern zum Einsatz kommen. Anfang des Jahres hatte der Landwirt seine Nachbarn in Loiz über sein Legehennenprojekt informiert, für das derzeit der Bauantrag vorbereitet wird. Seitdem formt sich der Widerstand. Bis auf zwei Familien in Loiz haben alle Anwohner eine Unterschriftensammlung gegen die Hennenfarm unterstützt. Jetzt hat die "Bürgerinitiative für eine gesunde Zukunft im Naturpark Sternberger Seenland", die weiter im Gespräch mit dem Investor ist, ihr Wirkungsfeld auf Witzin ausgedehnt. "Sie sind auch betroffen", steht auf Flyern, die an die Haushalte verteilt wurden. Die Hauptwindrichtung von der geplanten Farm führe Richtung Witzin. Unterschriftenlisten liegen aus. Die Bürgerinitiative will sowohl über das Projekt als auch über Risiken aufklären. Bei der Errichtung einer Anlage mit weniger als 40 000 Hennen gilt ein vereinfachtes Bauverfahren, bei dem die Bürger nicht angehört werden, erklären BIMitglieder. "Wir erwarten, dass sich die Gemeindevertreter intensiv damit auseinander setzen", sagt Lydia Steuber von der Bürgerinitiative. Denn im Genehmigungsverfahren ist das sogenannte gemeindliche Einvernehmen gefragt. Lydia Steu ber ist übrigens genau wie Torsten Redmann Mitglied im Dorfparlament und leitet sogar den Bauausschuss der Gemeinde. BI-Mitglieder sind mittlerweile durch das Land gefahren, haben sich andere Orte mit Legehennenfarmen angeschaut, dort mit Bürgermeistern und Gemeindevertretern gesprochen. Der Loizer Kai Wolf sagt zum Vorhaben in seinem Dorf: "Das passt nicht auf die grüne Wiese im Naturpark Sternberger Seenland." Man sei nicht generell gegen Viehwirtschaft, erklärt Lydia Steuber. Aber nicht in dieser Größenordnung. "Wenn einmal eine Stallanlage steht, ist für die Erweiterung der Grundstein gelegt", weiß Steuber aus einem Dorf bei Röbel. Landwirt Redmann sagt: "Wir wollen diese eine Anlage bauen." In dem in der Gemeinde verteilten Flyer stellt die Bürgerinitiative Ergebnisse ihrer Recherchen vor: Intensive Tierhaltungsanlagen bergen große ökologische Gefahren für Natur und Mensch. Die Luft werde sich verändern, Keime, Pilze und Viren sich ausbreiten, wird in dem Flyer beschrieben. Die Gegner der Anlage sind in Sorge, dass ihre Grundstücke durch die benachbarte Massentierhaltung bis zu 40 Prozent an Wert verlieren. Sie sehen die Gefahr, dass Rückstände aus Futtermitteln, Bodenstreu, Antibiotika und Tierkadaver in den Boden gelangen und die massive Kotbelastung im Stallbereich zu einem hohen Stickstoffeintrag führe. Auch um die Geruchsbelastung und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen machen sich die Anwohner Sorgen. In der Bauphase sei mit stärkerem Verkehr zu rechnen, so Torsten Redmann. Wenn die Eierproduktion läuft, würden drei Laster pro Woche zur Anlage unterwegs sein. Der Investor sagt, dass die Stallluft gefiltert wird, und verweist drauf, dass es schon viele solcher Anlagen in Deutschland gibt. Für alles gebe es gesetzliche Vorschriften, auch für Abstände, Zu- und Abluft. "Das wird alles geprüft", so Redmann. "Wenn wir alles einhalten, werden wir bauen, weil wir die Notwendigkeit als Familienbetrieb sehen." SVZ Dicke Luft in Scharbow 14. Mai 2011 | 15:52 Uhr | von Katharina Hennes Bald Alltag in Scharbow? Landwirt Ingo Fischer plant nahe der Autobahn eine Hühnermastanlage mit mehr als 126000 Tieren. Drei Ställe je 1800 Quadratmeter für jeweils 42 000 Hähnchen. Das macht knapp 24 Tiere auf einen Quadratmeter. Allein die nackten Zahlen versetzen die Scharbower in Unruhe. Macht der ortsansässige Landwirt In go Fischer seine Pläne von der Hähnchenmastanlage an der A 24 wahr, dann werden demnächst in dem Hagenower Ortsteil 126 000 Hähnchen gemästet, die täglich 3,5 Tonnen Kot produzieren. Ein Horrorszenario für viele Anwohner. "Ich bin kein Biofanatiker und kein Vegetarier. Aber was hier geplant wird, ist reine Tierquälerei und gefährdet letzten Endes auch unsere Gesundheit", sagt Thomas Schugg. Er wohnt zwei Häuser neben dem Landwirt Ingo Fischer. "Wir sind hierhergezogen wegen der sauberen Landluft und jetzt muss ich mir von Professoren und dem BUND sagen lassen, dass ich die Kirschen und Kräuter aus meinem Garten nicht mehr ohne Bedenken essen kann?" Staubrückstände aus Hähnchenmaststätten bestehen aus Endotoxinen, Ammoniak und Antibiotikarückständen, Pilzen und Bakterien. Das erfahren die etwa 60 interessierten Scharbower auf dem Infoabend der Bürgerinitiative von Corinna Cwielag, der Geschäftsführerin des BUND. Für das erhöhte Gesundheitsrisiko der Anwohner von Geflügelmastanlagen gäbe es zahlreiche Studien. Sie rät den Scharbowern, ein medizinisches Fachgutachten erstellen zu lassen und jede Chance zu ergreifen, die Anlage zu verhindern. Laut Cwielag betreut der BUND parallel zwanzig derartige Geflügelmast-Pläne. In MV herrsche geradezu ein "Hähnchenboom". Bei zwei Anlagen in Mecklenburg aber hätten die Investoren ihre Pläne wegen des massiven Widerstandes in den Orten zurückgezogen. Der Scharbower Landwirt lässt sich von der Bürgerinitiative nicht beirren. "Wir sind zurzeit in den Planungsvorbereitungen für den Antrag zur Umweltverträglichkeitsprüfung laut Bundesimmissionsschutzgesetz", sagt er. Dieses Bauvorhaben werde allen gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Eigentlich wollte Fischer zu dem Infoabend der Bürgerinitiative kommen. Aber dann habe er gelesen, dass er nicht eingeladen sei und kam nicht. "Ich möchte, dass wir vernünftig Argumente austauschen und in einem sachlichen Rahmen Fragen beantworten." Dazu wird es am 28. Mai um 11 Uhr eine Einwohnerversammlung auf dem Scharbower Fußballplatz geben. Mit dabei sind neben dem Investor Fischer, auch der Planer und Hagenows Bürgermeisterin. Salzgitter Zeitung Nachrichten / Salzgitter Linke, Grüne und SPD fordern hohe Hürden für die Hähnchenmast Von Ingo Kugenbuch Der Rat soll die Landwirte in Salzgitter auffordern, auf den Bau "industrieller Tierproduktionsstätten" zu verzichten. Das hat der Umweltausschuss des Rates mit der Mehrheit von SPD und LAS/Grünen beschlossen. Außerdem verlangt der entsprechende Antrag von LAS/Grünen, dass die Verwaltung bei der Genehmigung solcher Mastanlagen den rechtlichen Rahmen voll ausschöpft – soll heißen: Landwirte, die einen Mastbetrieb bauen wollen, sollen möglichst hohe Hürden für die Genehmigung überwinden müssen. Dritter Punkt: Der Rat solle "die Niedersächsische Landesregierung und die Bundesregierung auffordern, die gesetzlichen Bestimmungen im Planungs- und Tierschutzrecht dahingehend zu ändern, dass ein Stallbauboom wie im Emsland verhindert werden kann und die Tiere artgerecht gehalten werden müssen". Hintergrund sind nicht nur die Mastanlagen, die derzeit rund um die Stadt entstehen. Es geht auch das Gerücht, dass ein Stall in Salzgitter gebaut werden soll. Bernd Waldmann, Leiter des städtischen Fachdienstes Stadtplanung, Umwelt und Baurecht, machte klar, dass die Verwaltung die geforderte strenge Prüfung von Bauanträgen für Mastanlagen ohnehin plane. "Wir haben auch für die Anlage in Alvesse vom Landkreis Peine ein Brandschutz- und ein Keimgutachten gefordert", so Waldmann. Der Rat könne keine Satzung beschließen, die gegen übergeordnetes Recht verstößt, weil dadurch Ansprüche auf Schadensersatz entstehen könnten. Aber eine strenge Prüfung – das sei in Ordnung. Freitag, 13.05.2011 WESTFÄLISCHE NACHRICHTEN „Klares Signal verweigert“ Blick auf den für den Durchgangsverkehr abgeriegelten Hof Vincke. Bis Juli wollen Kommunalpolitiker und Gemeinde in Gesprächen klären, ob ein Alternativstandort für die geplante Hähnchenmast-Anlage gefunden werden kann. Foto: (Meyer) Everswinkel - Im Nachgang zur Ratssitzung am 12. April hat sich die SPD-Fraktion noch einmal mit der Entscheidung zur gewerblichen Tiermast in Alverskirchen beschäftigt. Anders als die Mehrheit im Rat hatte die SPD mit einem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan die geplante Hähnchen-Mastanlage für 160 000 Tiere verhindern wollen. „Wenn diese Anlage so gebaut wird, ist eine Vielzahl ernstzunehmender und massiver Beeinträchtigungen der Wohn- und Lebensqualität der Anwohner zu befürchten“, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD-Fraktion. Hierzu würden neben der Geruchsbelästigung vor allem die Verbreitung von Pilzen, Viren und Bakterien zählen. „Durch so genannte Biotoxine entsteht eine erhebliche Gefahr für die Entwicklung beziehungsweise Verstärkung von Atemwegserkrankungen insbesondere für chronisch Kranke“, habe SPD-Vorsitzender Dr. Wilfried Hamann in der Fraktionssitzung seiner Sorge Ausdruck verliehen. Der in der Intensivtierhaltung rasant gestiegene Verbrauch von Antibiotika habe zur Bildung einer Vielzahl von resistenten Bakterien geführt. Etwa 25 Prozent der Masthähnchen seien heute Träger solcher Bakterien. Diese Keime würden sich je nach Windrichtung und Windgeschwindigkeit mehr als 500 Meter außerhalb des Maststalles verbreiten können, mahnt die SPD. Hinzu kämen die ständigen Transporte der Masttiere, die bereits nach vier Wochen schlachtreif seien und jedes Mal in rund 18 Lkw abtransportiert werden müssten. Auch Kot und Abfälle von 160 000 Tieren, die ebenfalls die bereits erwähnten Pilze, Viren, Bakterien und Biotoxine enthielten, müssten alle vier bis fünf Wochen durch Transporte entsorgt werden. „Bei all diesen Fahrten werden die Keime entlang der Straßen verteilt, und diese Wege führen mitten durch Alverskirchen oder Everswinkel“, fasste Fraktionschef Wolfram Kötting die Problematik zusammen. „Mit dem Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan hätte ein deutliches Signal zur Verhinderung eines solchen Betriebes gesetzt werden könne“, betont die SPD-Fraktion. Die komplette CDU-Fraktion sowie Burchard Schlüter (FDP) und Frank Winkler (Grüne) hätten sich dem jedoch verweigert. Die jetzt vereinbarten Gespräche sieht die SPD eher skeptisch. „Der Landwirt kennt bereits seit Monaten die Diskussion, macht aber keinerlei alternative Vorschläge“, wunderte sich SPD-Fraktionsmitglied Alfred Wolk und stellte die Frage: „Was soll denn bei solchen Gesprächen herauskommen, wenn sich doch bereits vorher alle Politiker einig sind, eine gewerbliche Tiermast in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung verhindern zu wollen?“ Bei diesem Thema seien Grundsatzentscheidungen und keine „Einzelfallgespräche“ angezeigt, ansonsten schaffe man nur Präzedenzfälle und dies könne dann später noch zu juristischen Problemen führen. „Wir sind von den Bürgern in den Rat gewählt worden, um Zukunftsentscheidungen für die Lebensqualität in unserer Kommune zu treffen. Diese Chance haben die CDU-Fraktion und die Abweichler von FDP und Grüne leider vertan“, lautet das Fazit der SPD-Fraktion. 30 · 04 · 11 EMDER ZEITUNG Politik schiebt Stallpläne auf die lange Bank Emden. Die Emder Ratsmitglieder befinden sich in einer Zwickmühle. Sie haben mit einer Resolution der Ansiedlung von großen Tieraufzucht- und Tierhaltungsanlagen eine Absage erteilt. Doch die jetzt von der Verwaltung geplante Steuerung von IntensivtierhaltungsAnlagen schließt solche Ansiedlungen nicht aus, sie stoppt sie nur für einen Zeitrum von maximal vier Jahren. Davon betroffen ist nun der Wybelsumer Landwirt Gerhard Odinga. Seinen Antrag nach dem Bundesimmissionschutz-Gesetz stellte der Stadtentwicklungsausschuss (gegen die Stimmen der CDU) zurück. Einen anderen Weg, um Massentierhaltung zumindest lenken zu können, gibt es nicht, machten Stadtbaurat Andreas Docter und Stadtplaner Lars Kolk am Donnerstag im Ausschuss deutlich. ”Es wird keine Nullplanung geben. Das muss dem Rat klar sein”, sagte Docter. Wie berichtet schlägt die Verwaltung vor, zunächst ein städtebauliches Gesamtkonzept (Bebauungspläne) zu erstellen. In diesem Konzept wird detailliert festgelegt, wo in Emden künftig Intensiv-Tierhaltung, die es hier bisher noch nicht gibt, betrieben werden darf. So lange dieses Konzept nicht steht, werden entsprechende Anträge, wie die von Gerhard Odinga zum Bau von Junghennenaufzuchtanlagen für 85 000 Tiere in Wybelsum, zurückgestellt. Vom Tisch sind solche Anträge damit allerdings nicht. Ziel ist es, für die Zukunft festzuschreiben, wo in Emden Standorte zum Beispiel für Geflügelaufzuchtanlagen stehen können. Dabei werden unterschiedliche Aspekte unter die Lupe genommen, wie Lars Kolk ausführte. So kann die Stadt weitergehende Abstände zu Siedlungen festschreiben, bezieht die Nähe von Landschafts- und Naturschutzgebieten in ihre Überlegungen ein und prüft, wo bestimmte Bereiche aus erschließungstechnischen Gründen von vornherein abgelehnt werden können. ”Es geht darum: Was ist möglich, in welcher Größenordnung, bei welcher Tierart”, sagte Kolk. Für bestehende Betrieb gelte ein weitreichender Bestandsschutz. Das städtebauliche Gesamtkonzept zur Massentierhaltung gibt es nicht zum Nulltarif. Lars Kolk stellte klar, dass die Kosten, insbesondere für Gutachten, bei 100- bis 150 000 Euro liegen werden. Keine Vertagung Im Ausschuss zeigte sich erneut die Kluft zwischen den Gegnern und Befürwortern von Odingas Vorhaben. Während SPD und Grüne sich für das von der Verwaltung vorgeschlagene Konzept aussprachen, stimmten die CDU-Vertreter Herbert Buisker (selbst Landwirt) und Reinhard Hegewald gegen die Vorlagen. Die FDP - Hillgriet Eilers und Erich Bolinius - enthielt sich in der Abstimmung zu den Bebauungsplänen, obwohl die Fraktion zusammen mit SPD, Grünen und Linken der Resolution zugestimmt hatte. Bolinius und Eilers begründeten ihre Zurückhaltung damit, dass es noch ”Beratungsbedarf” gebe. Die Frist sei zu kurz gewesen, was Andreas Docter zurückwies: ”Wir habe das früh auf den Weg gebracht.” Der Antrag der FDP, diesen Tagesordnungspunkt erst in der nächsten Ausschusssitzung zu behandeln, wurde mit fünf zu vier Stimmen abgelehnt. Bolinius reagierte sichtlich verstimmt: ”Die SPD entscheidet wieder.” Die Abstimmung über die Bebauungspläne zur Steuerung von Tierhaltungsanlagen im West- und Ostteil der Stadt erfolgte auf Antrag der CDU namentlich. Grünen Ratsherr Dieter Stolz und die vier verbliebenen SPD-Vertreter (Johann Südhoff war vorzeitig gegangen und Marianne Pohlmann fehlte aus Krankheitsgründen) stimmten dafür, die CDU dagegen und die FDP enthielt sich. Endgültig grünes Licht muss der Verwaltungsausschuss am Montag geben. Gegen die Zurückstellung von Odingas Bauantrag stimmte nur die CDU. Da war die FDP wieder mit SPD und Grünen in einem Boot. ”Klare Regelung” Andreas Docter betonte, dass man jetzt eine Entscheidung treffen müsse. Andernfalls laufe die Frist für den Antrag von Gerhard Odinga ab und die Stadt habe dann keine Möglichkeit mehr, lenkend einzugreifen. ”Wenn der Ausschuss das heute nicht beschließt, geht der Antrag seinen Gang.” Bolinius wollte die genauen Termine von der Verwaltung wissen, die diese aber im Ausschuss nicht mitteilte. Docter pochte auf die Dringlichkeit eines Beschlusses. Eine zusätzliche Facette erhielt die komplizierte Materie durch den Vorschlag des Landwirtschaftlichen Hauptvereins, des Instrument der sogenannten Konzentrationsplanung anzuwenden. Das hätte aber laut Docter zur Folge, dass auf solchen Konzentrationsflächen industrielle Tierbetriebe siedeln könnten, die keine eigenen Futtergrundlagen am Hof haben. Zusätzlich wären dann aber immer noch jene (Familien-)Betriebe möglich, die (wie Odinga) über eigene Futtergrundlagen verfügen und nach dem Baugesetzbuch privilegiert sind. Kreislandwirt Jannes de Boer mutmaßte, dass die Stadt bei ihren Plänen darauf setze, dass Landwirt Odinga ”keine Lust mehr” habe, seine Pläne zu realisieren. Er verwies auf die ”klare Regelung” im Baugesetzbuch. Herbert Buisker kritisierte, dass die Verwaltung die Verantwortung auf den Rat abschiebe. Außerdem betonte er: ”Eine Veränderungssperre verhindert nichts.” Aus seiner Sicht ist das Vorgehen der Stadt ”höchst problematisch.” Bernd Bornemann untermauerte für die SPD noch einmal: ”Intensivtierhaltung lehnen wir ab. Emden ist als Standort dafür ungeeignet.” Für die Grünen erklärte Dieter Stolz mit Blick auf die Resolution: ”Die Verwaltung handelt im Sinne des Rates.” An Buisker und seine Berufskollegen gerichtet meinte SPD-Mann Johann Wessels: ”Durch die Riesenbetriebe entsteht doch nur ein weiterer Preisverfall. Und dann seid Ihr die Gelackmeierten.” Auch das Verbraucherverhalten floss in die intensiv geführte Diskussion ein. Jannes de Boer: ”Holen sich alle, die der Verwaltungsvorlage zustimmen, ihr Hähnchenfleisch am Ökohof? Es gibt einiges am Kaufverhalten zu hinterfragen.” Positiv reagierte am Freitag die Bürgerinitiative (BI) Emden: ”Wir sind erfreut über den eingeschlagenen Weg. Dass es innerhalb von zwei Monaten so ein Ergebnis gibt, bestätigt unser Engagement in dieser Sache”, heißt es in einer Pressemitteilung. Man werde aber weiter über die Gefahren solcher Anlagen, wie sie in Wybelsum geplant sind, aufklären. H Für den 29. Juni plant die BI Emden einen Infoabend im VHS-Forum. Veröffentlicht am 14.05.2011. Hamburger Abendblatt 12. Mai 2011, 06:00 Uhr Gutachter soll Weg bei Hähnchenmast weisen Alice Friedrich Fachmann soll Fragen zu Lärm- und Geruchsbelästigung in Jersbek klären Jersbek. Die Jersbeker Ortspolitiker gehen ebenso offensiv wie besonnen mit dem Vorhaben von Landwirt Hans-Joachim Kratzmann um, der auf seiner Ackerfläche südlich der Straße Langereihe einen Hähnchenmaststall bauen möchte. "Wir wollen allen Interessen gerecht werden", sagt Bürgermeister Herbert Sczech (Unabhängige Wähler-Gemeinschaft, UWG). An einer "emotional überfrachteten Diskussion" sei niemandem gelegen. Die Gemeinde hat daher ein eigenes Emissionsgutachten in Auftrag gegeben. Bei der Gemeinderatssitzung am 30. Mai soll es den Bürgern vorgestellt werden. Hans-Jürgen Kratzmann möchte eine 90 mal 20 Meter große Anlage mit einer Kapazität von 39 800 Mastplätzen errichten. Den Antrag hat er beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) eingereicht. Das Antragsverfahren unterliegt wegen der Zahl der Mastplätze dem Emissionsschutzrecht. Das LLUR hat der Gemeinde nun ein Emissionsgutachten vorgelegt, das in der vorigen Woche von Prof. Jörg Oldenburg erläutert wurde. Vorbelastung der Luft durch einen Schweinestall in der Nähe ist zu klären "Wir haben den ausgewiesenen Experten zu Rate gezogen, weil wir Gemeindevertreter Laien sind", sagt Bürgermeister Sczech. "Professor Oldenburg sollte uns erklären, ob das Gutachten in Ordnung ist oder eventueller Nachbesserungen bedarf." Der Experte sei laut Sczech zu dem Schluss gekommen, dass das Gutachten grundsätzlich alle Aspekte, aber nicht die tatsächlichen Gegebenheiten berücksichtigt hat. Jörg Oldenburg habe montiert, dass das Raster für die Berechnung zu groß gewählt sei und dass die Vorbelastung der Luft durch den benachbarten Schweinestall nicht gebührend eingeordnet worden sei. "Auch die geplante Mistplatte fehlt bei der Betrachtung", sagt der Bürgermeister. Diese Aspekte werde der Experte nun noch einmal genauer in Augenschein nehmen. Erstmalig war das Vorhaben des Landwirts im vorigen Herbst vorgestellt worden. Die Gemeindevertreter hatten sich damals juristischen Beistand geholt. Von Anfang an wollten sie das Thema sachlich und vor allem transparent angehen. Daran ist auch Antragsteller HansJoachim Kratzmann viel gelegen. Er gab bereits damals bei der Gemeinderatssitzung bereitwillig Auskunft über Umfang und Stand seiner Planungen. "Die Hähnchen werden auf Stroh gehalten. Wir rechnen mit 60 Lastwagen-Fahrten im Jahr", sagte Kratzmann. Die Hähnchenmast soll ein zweites Standbein werden und die Existenz zweier Familien sichern. Hans-Jürgen Kratzmann hat vorige Woche noch einmal angeboten, Fragen gerne auch im persönlichen Gespräch zu beantworten. Einige Bürger in der Gemeinde sind von dem Vorhaben nicht begeistert. Dennoch sei die Diskussion in der vorigen Woche ausgesprochen ruhig uns sachlich verlaufen, sagt der Bürgermeister. Gut 50 Bürger hatten an der Sitzung teilgenommen und ihre Bedenken geäußert: Sorge um Geruchsbelästigung, Beeinträchtigung der Wohnqualität, Tierschutz. Ende des Monats will der Professor seine Ergebnisse präsentieren Für die Gemeindevertreter ist die Situation alles andere als einfach. Bei der Anlage handelt es sich um ein privilegiertes Bauvorhaben im Außenbereich. Das heißt: Die Gemeinde hat kein eigentliches Mitspracherecht. Das machte schon der Fachanwalt aus Kiel im vorigen Herbst deutlich. Die Gemeindevertreter müssen zwar formal darüber abstimmen, haben aber keine Möglichkeit, ihre Zustimmung zu verweigern. "Wenn wir ohne fundierte Gründe unser Einvernehmen versagen, handeln wir rechtswidrig", sagt Herbert Sczech. Mehr noch: Sie machen sich schadenersatzpflichtig. Die Ortspolitiker werden jeder für sich abwägen müssen. Noch haben sie nicht entschieden, weder für noch gegen das Vorhaben. Sie warten nun auf die Ergebnisse, die Jörg Oldenburg Ende Mai vorstellen wird. Herbert Sczech legt Wert darauf, das Verfahren weiterhin mit "der größtmöglichen Transparenz" voranzutreiben. "Wir haben ein Rechtsgutachten öffentlich gemacht, das uns gezeigt hat, wo wir als Gemeinde stehen. Wir haben jetzt ein eigenes Emissionsgutachten in Auftrag gegeben. Und auch der Antragsteller spielt mit offenen Karten." Er hofft, mit diesem Vorgehen allen Seiten gerecht zu werden und alle Bürger mitzunehmen. Sächsische Zeitung Freitag, 13. Mai 2011 Berthelsdorf wehrt sich gegen Hühnerfarm Von Katarina Lange Am Ortsrand soll eine Legehennenfarm entstehen. 300.000 Tiere könnten hier leben. Anwohner sammeln Unterschriften dagegen. Bis zu 300.000 Legehennen wie diese könnten bald in einer Hühnerfarm am Ortsrand von Berthelsdorf leben. Der entsprechende Bauantrag liegt derzeit beim Landratsamt. Die Anwohner wollen den Bau verhindern. Foto: Rainer Weisflog Ein Großinvestor aus dem Raum Chemnitz will am Ortsrand von Berthelsdorf eine Legehennenfarm bauen. Auf einem Feld am Valter soll die Anlage entstehen – wenige Hundert Meter von den Wohnhäusern entfernt. Bis zu 300.000 Hennen sollen dort künftig leben und Eier legen. Unter den Einwohnern haben sich diese Pläne bereits herumgesprochen. Bei vielen Berthelsdorfern stößt die Hühnerfarm auf Gegenwind. Eine von ihnen ist Brigitte Zopf. Ihr ist nicht ganz wohl dabei, wenn sie an ihre künftigen „Nachbarn“ denkt. Die Berthelsdorferin und weitere Anwohner haben sich deshalb zusammen getan, um gegen die Pläne vorzugehen. Sie befürchten, dass die Lebensqualität in und um Berthelsdorf durch die Hühnerfarm beeinträchtigt werde. Landschaft wird verschandelt „So einen Großstall tolerieren wir auf keinen Fall“, sagt Brigitte Zopf. Die Anlage würde den Ort und die Anwohner belasten. Die Anwohner befürchten Keime und vor allem strengen Geruch. „Berthelsdorf liegt in einem Tal. Der Geruch zieht so ganz automatisch zu uns“, sagt sie. Außerdem stelle der Bau einen Einschnitt in die Landschaft dar. Im Außenbereich sollen Freigehege für die Tiere entstehen. Laut Informationen der Berthelsdorfer soll jedes Huhn im Außenbereich vier Quadratmeter Land zur Verfügung bekommen. Dafür müssten etliche Zäune aufgestellt werden, die die Landschaft verschandeln würden. „Unser schönes Hohwaldgebiet, das ein Naherholungsgebiet ist, wird durch die Anlage gestört“, äußert Brigitte Zopf in der Sitzung des technischen Ausschusses in Neustadt, wo das Thema zum ersten Mal öffentlich diskutiert wurde. Die Stadt beschäftigt sich mit diesem Thema bereits seit knapp zwei Jahren, wie Bürgermeister Manfred Elsner (FDP) bestätigt. Der Investor würde in etlichen Kommunen in Ostsachsen nach geeigneten Standorten für Großställe suchen. Auch Langburkersdorf ist im Gespräch. Dort sollte die Legehennenfarm ebenfalls gebaut werden. „Wir müssen die Frage klären, ob es eine Chance ist, auf diese Weise Flächen zu vermarkten“, sagt Elsner. Auf der einen Seite wolle man Landwirtschaft. Auf der anderen Seite müsse man prüfen, ob sich dadurch Belästigungen ergeben. Der Investor hätte zumindest einen „guten Eindruck“ hinterlassen. Darauf will sich Elsner jedoch nicht allein verlassen. Der Ratschef wird sich mit anderen Kommunen kurzschließen, in denen solche Hühnerfarmen stehen. „Ich habe bereits mit Städten gesprochen, in denen es eine positive Resonanz gibt“, sagt Elsner. Die Berthelsdorfer haben ebenfalls schon Kontakte zu betroffenen Kommunen geknüpft. Viele würden den befürchteten Geruch bestätigen. Auch von einer lästigen Fliegenplage ist die Rede. Eine Gemeinde hätte sich sogar eine Art Bürgerkrieg mit dem Hühnerfarmbesitzer geliefert. Auf den gestellten Bauantrag des Investors habe die Stadt am Ende nur wenig Einfluss, sagt Elsner. Die Verantwortung liege beim Landratsamt. Die zuständige Boden- und Immissionsschutzbehörde müsse den Antrag bearbeiten. Im Vorfeld würden Gutachten in Auftrag gegeben. Wenn diese in Ordnung seien, sei das Landratsamt verpflichtet, dem Bau zuzustimmen. 222 Unterschriften gesammelt Die Berthelsdorfer wollen sich damit nicht zufrieden geben. Sie haben zwar nichts gegen Hühnerfarmen. Aber diese läge zu nah an ihren Häusern. Die Einwohner haben deshalb eine Unterschriftenaktion gestartet. Auf insgesamt neun Listen hätten sich bisher 222 Anwohner gegen den Bau der Legehennenfarm ausgesprochen. Diese Stellungnahme soll nun dem Landratsamt übergeben werden. Die Berthelsdorfer hoffen, damit die Hühnerfarm verhindern zu können. KREISZEITUNG Bäuerliche Landwirtschaft warnt / Im Südkreis: Gegensteuern mit „Baufenstern“ „Dem Landkreis droht Agrarfabriken-Invasion“ 14.05.11|Landkreis Diepholz Landkreis - Von Anke SeidelVor einer „drohenden Invasion“ weiterer Agrarfabriken im Landkreis Diepholz warnt die AbL (Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft) – und sieht die Schweinehaltung schon bald in der Hand agrarindustrieller Konzerne. Fakt ist: In nur 15 Jahren ist die Zahl der Schweinehalter im Landkreis Diepholz von 2529 auf 830 gesunken. Das belegen statistische Daten der Landwirtschaftskammer. Standen 1995 noch durchschnittlich 160 Mastschweine in einem Betrieb, so sind es heute 570, also fast vier mal so viele. Mehr als halbiert hat sich die Zahl der kleinen, bodenständigen Höfe: Bewirtschafteten 1995 noch 1959 Landwirte bis zu 20 Hektar, so sind es heute nur noch 899. Fast verdreifacht hat sich dagegen die Zahl der Höfe mit mehr als 100 Hektar. Sie stieg von 186 auf 427. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerlicher Landwirtschaft beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge. Sie gehe zu Lasten mittelständischer Betriebe, deshalb sei „Widerstand angesagt!“ Heftige Kritik übt die AbL am Landvolk Grafschaft Die holz, dass die „Milchfabrik“ in Barver, sprich den Bau eines Stalles für 3 200 Kühe, noch unterstütze. Ganz zu schweigen davon, dass zusätzlich zu den jetzt 3,25 Millionen Masthühnerplätzen weitere 900 000 in Schwarme, Brockum, Varrel, Scholen, Eydelstedt, Süstedt, Barnstorf und Bassum kämen; dazu noch mindestens 140 000 Legehennenplätze und 30 000 Putenplätze. Argrarindustrielle Konzerne hätten bereits zusätzliche 50 000 Schweinemastplätze geschaffen. AbL-Sprecher Eckehard Niemann nennt beispielsweise die gr.Austing-Gruppe aus Damme mit 9 000 Mastplätzen in Lembruch, Wagenfeld und Varrel. In Drentwede habe die Porc GmbH einen Stall mit 1 800 Sauenplätzen gebaut. Der Investor, die EZG Bösel, gehöre mehrheitlich zur F+W-Holding. Dahinter stehe der Futtermittelkonzern Fleming & Wendeln. Und der Spargelkonzern Thiermann habe mittlerweile 8 000 Mastschweineplätze in Ströhen, Dörrieloh und Scharringhausen. „Dass Futtermittelkonzerne Ställe bauen, würde ich auch gern verhindern“, erklärte Kreislandwirt Lothar Lampe auf Anfrage dieser Zeitung. „Aber das geht leider nicht“, verwies Lampe auf die Rechtslage. Der drohenden Invasion setzen Landwirte und Kommunen „Baufenster“ in Wagenfeld, Rehden, Lemförde, Diepholz und Barnstorf entgegen: „Wir stimmen im persönlichen Gespräch mit jedem Landwirt seinen Flächenbedarf für die Zukunft ab.“ Im Schulterschluss mit den Gemeinden würden diese Flächen planerisch gesichert. „Der Rest wird so beplant, dass kein Bauen im Außenbereich mehr möglich ist“, so Lampe. Auch wenn die Landwirte damit ein Stück ihrer Privilegierung (Bauen im Außenbereich) abgeben würden, sei die Zustimmung groß: „In meiner Heimatgemeinde Drentwede haben alle Landwirte einstimmig beschlossen: Ja, wir wollen das.“ EPD Kirchenparlament debattiert über Massentierhaltung Hannover (epd). Die hannoversche Landessynode kommt an diesem Donnerstag in Hannover zu ihrer dreitägigen Frühjahrstagung zusammen. Dabei wird das evangelische Kirchenparlament unter anderem über die Massentierhaltung debattieren. Den 75 Mitgliedern liegt dazu eine Anfrage der St.-Michael-Gemeinde in Wietze bei Celle vor. Dort wird derzeit ein umstrittener Geflügelschlachtbetrieb gebaut, in dem jährlich bis zu 134 Millionen Tiere geschlachtet werden sollen. Die Gemeinde war aufgefordert, eine Stellungnahme zu sozialen, tierethischen und ökologischen Fragen abzugeben. Bei der Tagung wird zudem der neue Landesbischof Ralf Meister seinen ersten Bericht vor der Synode geben. Meister war im November 2010 von dem Kirchenparlament zum Nachfolger von Margot Käßmann gewählt worden. Ende März wurde er in Hannover in sein Amt eingeführt. Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers zwischen Ostfriesland und Göttingen umfasst etwa drei Viertel Niedersachsens. Mit knapp drei Millionen Mitgliedern ist sie die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Die Synode berät und beschließt die Gesetze und Haushaltspläne für die Landeskirche. Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen 11.5.2011 Seitenpfad: Homepage / News / Pastorenmangel und Familienarmut beschäftigen Kirchen in Niedersachsen Hannover/Oldenburg (epd). Ein drohender Pastorenmangel, die Situation von Familien in Armut und die künftige finanzielle Entwicklung haben die evangelischen Kirchenparlamente in Niedersachsen am Freitag beschäftigt. In Hannover sprach sich der neue hannoversche Landesbischof Ralf Meister vor der Landessynode dafür aus, an den Schulen verstärkt um Nachwuchstheologen werben. Spätestens 2017 werde die Versorgung mit Pastoren in einen Engpass geraten. Zugleich forderte Meister gleiche Chancen von Frauen und Männern in der Kirche. Von Gerechtigkeit sei die evangelische Kirche hier "noch weit entfernt". In einer Ethik-Debatte um die Massentierhaltung zeigten sich die 75 Delegierten des hannoverschen Kirchenparlamentes kritisch gegenüber einem umstrittenen Geflügelschlachthof, der momentan in Wietze bei Celle gebaut wird. Bei der Nutztierhaltung müssten das Wohl der Tiere beachtet und bestimmte soziale und umweltethische Anforderungen erfüllt werden, hieß es. Es sei zweifelhaft, dass in solchen Großanlagen die Anforderungen erfüllt blieben, sagte die Synodale Bettina Siegmund. In Wietze sollten jährlich bis zu 134 Millionen Tiere geschlachtet werden. Bischof Meister appellierte an das Verhalten der Verbraucher. Sie hätten in den vergangenen Jahren etwa erreicht, dass vermehrt Eier aus Freiland- und Bodenhaltung angeboten würden: "Damit ist Deutschland führend." In Goslar rief der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber dazu auf, armen Familien mehr Vertrauen entgegenzubringen. Eine aktuelle Untersuchung zeige, dass diese Familien erst zuletzt am Bedarf ihrer Kinder sparten. Sie unternähmen sehr viel, um ihre Situation zu verbessern. Hindernisse seien oft gesundheitliche Probleme, aber auch mangelnde Mobilität. Die Braunschweiger Diakonie hatte eine umfangreiche Untersuchung zur Familienarmut in Auftrag gegeben. In Rastede bei Oldenburg freute sich die Synode der oldenburgischen Kirche über ein Haushaltsplus von 4,7 Millionen Euro im Haushaltsjahr 2010. Davon sollen einmalig 1,6 Millionen Euro an die Kirchengemeinden fließen. Zugleich erhöhte die Synode den Etat für die Kindergarten- und Kinderkrippenarbeit um eine Million Euro. Die hannoversche Landeskirche hatte bereits am Donnerstag einen Überschuss von 24,9 Millionen Euro bekanntgegeben. Die niedersächsischen Kirchen hatten in den vergangenen Jahren umfangreiche Einsparungen umgesetzt. Die hannoversche Landeskirche ist mit knapp drei Millionen Mitgliedern in rund 1.400 Gemeinden die größte evangelische Landeskirche in Deutschland. Sie umfasst drei Viertel Niedersachsens. Zur oldenburgischen Kirche zählen 117 Gemeinden zwischen der Nordseeinsel Wangerooge und den Dammer Bergen. Ihr gehören rund 460.000 Mitglieder an. Zur braunschweigischen Landeskirche zählen 406 Gemeinden mit rund 400.000 Mitgliedern im Südosten Niedersachsens. Internet: www.evlka.de, www.kirche-oldenburg.de, www.landeskirche-braunschweig.de Copyright: epd-Landesdienst Niedersachsen-Bremen Aktuelle Berichte, Bilder und Videos von der Landessynode in Hannover: www.evlka.de/synode/ Bericht zur landwirtschaftlichen Nutztierhaltung Artikelübersicht Drucken Bis zu 432.000 Tiere sollen täglich im geplanten Geflügel-Schlachthof in Wietze geschlachtet werden. Die Kirchengemeinde St. Michael in Wietze bat die Landessynode um eine generelle Stellungnahme zum Thema Nutztierhaltung, da viele Geflügelmastanlage im Umfeld dieses größten Schlachthofes in Niedersachsen zu erwarten seien. Die Notwendigkeit und die Auswirkungen der Anlage werden in der Gemeinde kontrovers diskutiert in der Spannung zwischen christlichem Lebensbild einerseits und zusätzlichen Arbeitsstellen und preiswertem Fleisch andererseits. Dr. Bettina Siegmund aus Leer, Berichterstatterin für den Umwelt- und Bauausschusses der Landesynode, brachte nun das Aktenstück 86 zu diesem Thema ein, an dem auch der Ausschuss für Theologie, Kirche und Mission mitgewirkt hat. Der Ausschuss bezweifelt, dass Großschlachtanlagen dem Tierwohl sowie den sozialen und unweltethischen Anforderungen gerecht werden können. Das Thema solle weiter diskutiert und das Aktenstück unter anderem Kirchengemeinden und Synoden, landwirtschaftlichen Verbänden und dem Landwirtschaftsministerium zur Verfügung gestellt werden, so der Antrag. Das Aktenstück solle ein gewissenschärfendes, aber nicht bindendes Hilfsmittel zur Entscheidungsfindung sein. Bei ihrer Einbringung sagte Siegmund, dass es auch vergleichbare Konflikte in den anderen Gemeinden der Landeskirche gebe. Es gehe um eine Auslegung des biblischen Auftrages, „die Erde zu bebauen und zu bewahren“, so die Agraringenieurin. Hier gelte es, ein Gleichgewicht zwischen Bebauen und Bewahren zu finden, also Versorgung mit Nahrungsmitteln einerseits und dem Erhalt wirtschaftlicher Grundlagen andererseits. Siegmund stellte fest, dass der Fleischverzehr in Deutschland in den letzten 60 Jahren sich auf jetzt 60 Kilogramm pro Person und Jahr verdoppelt habe. Für den Fleischbedarf Niedersachsens müsse Eiweiß in Form von Soja angebaut werden. Dazu werden 1,25 Millionen Hektar Fläche benötigt, vor allem in Lateinamerika. Das sei die Hälfte der landwirtschaftlichen Fläche Niedersachsens. Der Stickstoffüberschuss in Regionen mit hohem Viehbesatz belaste auf Dauer Boden, Luft und Wasser. Die Welternährungsorganisation nenne die landwirtschaftliche Nutztierhaltung einen der wichtigsten Verursacher globaler Umweltprobleme. „Was hat meine Brigitte-Diät mit der Existenz afrikanischer Kleinbauern zu tun?“ fragte Siegmund. Antwort: Hierzulande wolle man mageres Muskelfleisch, andere Geflügelteile würden in Westafrika „entsorgt“, also billig verkauft und verdrängen dort nahezu vollständig die heimische Produktion. „Ein Huhn macht noch kein Ökoproblem“, viele schon, so Siegmund. Durch den Preisverfall dominiert der Rationalisierungsdruck alle Entscheidungen. „Dem Erhalt seines Betriebes ist ein Landwirt verpflichtet“. Landwirtschaftliche Verbände müssten als Bringschuld ein Leitbild eines landwirtschaftlichen Unternehmens liefern, forderte Siegmund. Immer weniger Verbraucher wissen, woher ihre Nahrungsmittel kommen und wie sie verarbeitet wurden. Der Wert eines Lebensmittels müsse wieder in den Vordergrund rücken und nachhaltiges Wirtschaften im Rahmen einer Verantwortungsethik entlohnt werden , so Siegmund. „Eine Ethik der Selbstbegrenzung ist unumgänglich“. Menschen und Tiere haben vor Gott eine je eigene Würde. Nach Verlust des Paradieses brauche das Leben gegenseitige Rücksichtnahme, aber auch gegenseitiges Gebrauchen und Verbrauchen. „Die Bibel stellt uns in die konstruktive Spannung zwischen der Vision zukünftig gelingenden Lebens und der Realität der gegenwärtigen Welt“. „Sie finden in der Bibel keinen Befund, der das Töten von Tieren und das Essen von Fleisch als moralisch unvertretbar ausschließt“, so die Agraringenieurin weiter. Aber durch Tierhaltung dürfen Ressourcen nicht langfristig verbraucht, Biodiversität nicht gefährdet, und die Umwelt nicht dauerhaft belastet werden, auch nicht in Übersee. Die Politik habe dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen und für den Schutz landwirtschaftlicher Betriebe vor marktbeherrschenden Unternehmen. Eine nachhaltige Produktion dürfe sich nicht zum Nachteil landwirtschaftlicher Betriebe auswirken. Siegmund forderte abschließend zu einem Dialog über die richtigen Formen der Tierhaltung und Tiernutzung auf. Ihre Rede wurde mit viel Beifall quittiert. Synodenberichterstattung. 13.05.2011 [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Politik » Politik national » Baugesetzbuch ] Dienstag, 10.05.2011 Politik national | 10.05.2011 Kein Einvernehmen über Privilegierung von Ställen im Außenbereich Berin - Innerhalb der Bundesregierung gibt es bislang keine einheitliche Position hinsichtlich einer möglichen Einschränkung der Privilegierung im Außenbereich für gewerbliche Tierhaltungsanlagen. Das wird deutlich in der laufenden Ressortabstimmung des Gesetzentwurfs zur "Stärkung der Innenentwicklung und klimagerechten Stadtentwicklung in den Gemeinden", bei dem es auch um eine Novelle des Baugesetzbuchs geht. Dem Vernehmen nach will das Bundesbauministerium den § 35 Baugesetzbuch, der die Privilegierung der Landwirtschaft im Außenbereich regelt, unverändert lassen. Dagegen schließt das Bundeslandwirtschaftsministerium offenbar eine Anpassung nicht mehr aus, ohne dass über Details Klarheit besteht. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Dr. Helmut Born, appellierte an Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner, die Novelle des Baugesetzbuchs "im engen Schulterschluss" mit ihrem Kabinettskollegen Dr. Peter Ramsauer vorzunehmen. Regional auftretende Probleme dürften nicht mit pauschalen gesetzlichen Änderungen auf Bundesebene angegangen werden, mahnte Born gegenüber der Presse. Gegen Schnellschüsse Auch Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Dr. Hermann Onko Aeikens warnte vor Schnellschüssen im Hinblick auf den § 35, der sich als Instrument zur Deeskalation von Konflikten um die Nutztierhaltung bewährt habe und nicht leichtfertig zur Disposition gestellt werden würde. Aus Sicht des Bundesverbandes der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG), dessen Mitglieder pro Jahr rund 1 500 landwirtschaftliche Bauvorhaben begleiten, besteht keinerlei Anlass für eine Änderung bei der Privilegierung. "Wir sollten uns davor hüten, aufgrund weniger Einzelfälle bäuerlichen Betrieben Entwicklungsperspektiven zu nehmen", so BLG-Geschäftsführer Karl-Heinz Goetz. Seiner Auffassung nach reicht das vorhandene Instrumentarium völlig aus, Fehlentwicklung zu korrigieren. Voraussetzung sei jedoch, "dass die Kommunen ihre Steuerungsmöglichkeiten auch nutzen." Bereitschaft zur Problemlösung Ähnlich äußerte sich DBV-Generalsekretär Born. Er bezeichnete den Ruf nach dem Bundesgesetzgeber angesichts des umfassenden Instrumentariums, das den Kommunen zur Steuerung des Baus von Ställen im Außenbereich bereits heute zur Verfügung stehe, als unangebracht. Gleichzeitig hob Born erneut die Bereitschaft des Berufsstands hervor, sich den Problemen zu stellen und über regional angepasste Lösungen nachzudenken. Ein Beleg dafür seien die Aktivitäten des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und des Landvolks Niedersachsens in diesem Bereich. Keinesfalls dürfe man jedoch "das Kind mit dem Bade ausschütten" und Maßnahmen ergreifen, "die wenig bringen und viel Schaden anrichten". Bedingungen "Ich mahne zur Vorsicht im Hinblick auf etwaige Anpassungen der Privilegierung im Außenbereich", sagte auch Minister Aeikens am Rande der Landwirtschaftsausstellung agra 2011 in Leipzig. Dies gelte nicht zuletzt für eine Einschränkung der Privilegierung für gewerbliche Tierhaltungsanlagen. Der Minister sieht die Gefahr, dass eine Änderung von § 35 Baugesetzbuch die landwirtschaftliche Tierhaltung insgesamt treffen würde, ohne dem Ziel einer stärkeren Bodengebundenheit und Kreislauforientierung näherzukommen. Über Anpassungen sollte aus Sicht von Aeikens allenfalls dann nachgedacht werden, wenn dadurch die Entwicklungschancen landwirtschaftlicher Betriebe nicht beeinträchtigt, ein spürbarer Beitrag zur Deeskalation im Konflikt um die Tierhaltung geleistet und damit die Akzeptanz der Tierhaltung erhöht werde. In jedem Falle bedürfe es einer sehr sorgfältigen Abwägung aller Konsequenzen, die mit einer Gesetzesanpassung verbunden wären. AgE Pressemeldung Vom 11.05.2011 Bundestag: Keine Verbesserungen bei Tiertransporten in Sicht Der Antrag „Tierschutz bei Tiertransporten verbessern“ der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen wurde heute im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Bundestages abgelehnt. Die Initiative sah unter anderem vor, dass sich die Bundesregierung bei Verhandlungen auf EU-Ebene für eine ausnahmslose zeitliche Begrenzung von Tiertransporten auf acht Stunden einsetzt und Tiertransporte innerhalb Deutschlands auf maximal vier Stunden begrenzt werden. Mit der Ablehnung wurde aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes eine wichtige Chance verpasst, ein klares und richtiges Signal in Richtung Bundesregierung zu setzen. „Nach wie vor werden Tiere über Tage hinweg durch die Welt gekarrt, anstatt vor Ort geschlachtet zu werden - nur damit die Industrie ein paar Cent mehr Profit pro Schlachttier einstreicht“, kritisiert Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die Zustände bei Tiertransporten. „Es ist nicht nachvollziehbar, wenn Schritte in Richtung Verbesserungen beim Tierschutz im Parlament aufgrund der politischen Farbenlehre gestoppt werden“, so Apel weiter. Jährlich werden über 400 Millionen Tiere in Europa und über seine Grenzen hinweg transportiert - Geflügel nicht einmal eingerechnet. Die Zahl der Transporte nimmt zudem kontinuierlich zu. Aktuell dürfen Rinder europaweit bis zu 29 Stunden transportiert werden, bevor sie den Transporter das erste Mal für eine 24-stündige Pause verlassen dürfen. Diese Prozedur darf beliebig oft wiederholt werden. Für Schweine und Pferde sieht es nicht besser aus, hier sind 24 Stunden Fahrt und 24 Stunden Pause im Wechsel unbeschränkt möglich. Darüber hinaus sind die Ladedichten so hoch, dass die Tiere sich nicht hinlegen können, ohne sich gegenseitig zu stören und zu verletzen. Außerdem ist es erlaubt, die Transporte trotz Kälte und Hitze (0-35° Grad) durchzuführen. Besonders kritisch sind sogenannte Doppelstocktransporte von Rindern zu sehen, die auf Drängen der Transport – und Fleischwirtschaft weiterhin genutzt werden sollen. In den doppelstöckigen LKWs stoßen Widerrist, Rücken oder Kopf an die Decke oder scheuern daran, es kommt zu schmerzhaften Verletzungen. „Nicht zuletzt werden die ungenügenden gesetzlichen Vorgaben außerdem häufig noch missachtet, wie Straßenkontrollen immer wieder beweisen. Pausenzeiten werden nicht eingehalten und LKWs überladen. Dadurch verschlimmert sich die ohnehin schon qualvolle Situation für die Tiere zusätzlich“, konstatiert Apel abschließend. Mit freundlichen Grüssen Presseabteilung Deutscher Tierschutzbund e.V. [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Politik » Politik EU » Antibiotikaresistenz ] Freitag, 13.05.2011 Politik EU | 13.05.2011 Alternativ statt Antibiotika Kiel - Die Mitglieder des Europäischen Parlaments wollen einer weiteren Zunahme von Antibiotikaresistenzen entschlossen entgegentreten. Neben einem verantwortlichen Antibiotika-Einsatz in der Humanmedizin fordern sie deshalb auch einen angemessenen Umgang mit antimikrobiellen Mitteln in der Nutztierhaltung. Einen entsprechenden Entschließungsantrag verabschiedete das Europäische Parlament in Straßburg am Donnerstag mit großer Mehrheit. "Wir dürfen nicht zulassen, dass weiterhin allein in der Europäischen Union jährlich 25.000 Menschen an Infektionen durch resistente Keime sterben", machte die SPDEuropaabgeordnete Ulrike Rodust im Plenum deutlich. Die Gabe von Antibiotika an Nutztieren müsse, wo es möglich sei, vermieden werden. Auf keinen Fall dürften Landwirte Antibiotika routinemäßig oder vorbeugend einsetzen. Gute Erfolge mit alternativen Methoden "Wir müssen uns mehr mit der Vermeidung von Infektionskrankheiten bei Tieren beschäftigen und Tierhaltungssysteme entwickeln, deren Bedarf an Antibiotika von sich aus geringer ist", betonte die Agrarexpertin der deutschen Sozialdemokraten im Europäischen Parlament. "Außerdem sollten wir auch offen gegenüber alternativen Methoden, wie etwa dem Einsatz von Homöopathie und Phytotherapie, in der Nutztierhaltung sein", so Rodust. Im Kampf gegen die Antibiotika-Resistenz Für diese Ansätze bräuchte es in Europa aber mehr Forschung und Wissen. Rodust macht sich deshalb im EU-Haushalt 2012 für ein Pilotprojekt stark, das die Forschung zur Homöopathie und Phytotherapie in der Nutztierhaltung koordinieren soll. "Ich hoffe, möglichst viele meiner Kolleginnen und Kollegen im Agrarausschuss davon überzeugen zu können, dass sie das Pilotprojekt mit unterstützen", sagte Rodust abschließend. Pd Neue OZ online 13.05.2011, 15:48 Fenster schliessen drucken Diesen Artikel finden Sie unter: http://www.noz.de/lokales/54098423/spd-willmaststaellen-klare-grenzen-setzen Ausgabe: Neue Osnabrücker Zeitung Veröffentlicht am: 11.05.2011 SPD will Mastställen klare Grenzen setzen Mettingen Mettingen. Die Mettinger SPD-Fraktion richtet ihr Augenmerk auf den Außenbereich. Den Sozialdemokraten geht es vor allem darum, dass die erwartete landwirtschaftliche Weiterentwicklung und die weitere ökologische, wohnliche sowie touristische Orientierung der Gemeinde passend aufeinander abgestimmt werden. Dazu will die SPD einen entsprechenden Antrag bei der Verwaltung einreichen. Bei der Entwicklung der Außenbereiche spricht sich die Partei unter anderem klar gegen gewerbliche Massentierhaltung aus. Über das Thema Außenbereich will der SPD-Ortsverein während der Mitgliederversammlung am Montag, 16. Mai, diskutieren. Beginn ist um 19 Uhr in der Gaststätte Pieper. Gast ist der Landtagsabgeordnete Frank Sundermann. Auch Mettingens Bürgermeister Helmut Kellinghaus nimmt zu den Entwicklungschancen im Außenbereich aus Sicht der Gemeinde Stellung. Das positive Landschaftsbild dürfe auf keinen Fall durch die derzeit allerorts festzustellenden Fehlentwicklungen mit gewerblicher Massentierhaltung gefährdet werden, schreibt die SPD in eine Pressemitteilung. Die Fraktion schlägt ein „Leitbild für die Außenbereichsentwicklung“ vor. In diesem Konzept sollte klar zum Ausdruck kommen, dass die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft mit einem der Hofgröße angepassten Viehbestand den Zielvorstellungen der Kommune entspricht. Bezüglich der Mastställe seien klare Grenzen aufzuzeigen. Planungsrechtlich sollten nach Meinung der Sozialdemokraten die Entwicklungschancen möglichst vieler landwirtschaftlicher Betriebe so weit wie möglich gewahrt bleiben. Dabei seien aber auch stets ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Die SPD schreibt dem Mettinger Außenbereich mit seinen Bauerschaften und naturnahen Landschaften eine besondere Bedeutung zu. „Diese Außenbereiche müssen als natürlicher, land- und forstwirtschaftlich geprägter Rahmen für den Ort Mettingen erhalten bleiben.“ Zudem seien die großen Landschaftsschutz- und Naturschutzgebiete ein wichtiges Qualitätsmerkmal einer lebenswerten Gemeinde. Ein wichtiger Punkt ist für die SPD die Unterhaltung des Straßen- und Wegenetzes in den Außenbereichen. Dabei sollten nicht nur die Ansprüche der Landwirtschaft entscheidend sein. Es gehe ebenso um Aspekte der Schulwegsicherung sowie um die Einbindung der Wege in das kommunale und überörtliche Radwegenetz. Ziel eines Leitbildes für den Außenbereich sei letztlich, „den Erholungsort Mettingen als kinder- und familienfreundliche Wohngemeinde weiterzuentwickeln und ökologisch nachhaltig zu gestalten“. Neue OZ online Veröffentlicht am: 11.05.2011 Einverstanden mit Mastställen in Linne gc Bissendorf Bissendorf. Zwischenrufe der Zuhörer hatten immer wieder die Beiträge der Politiker unterbrochen. Ganz so, als ob sie erzwingen wollten, dass der Bissendorfer Planungsausschuss sein Einvernehmen zum Bau von zwei Masthähnchenställen in Linne verwehrt. Doch mit den Stimmen der CDU/FDP gab das Gremium sein Einverständnis. Dem vorangegangen war eine Diskussion über politische Signale und geltendes Recht. Zum Hintergrund: Der Meller Timo Obrock hat im August 2010 den Neubau von zwei Masthähnchenställen mit jeweils 42000 Plätzen und einigen Nebenanlagen beantragt. An seinem Linner Standort betreibt der Landwirt seit etwas mehr als fünf Jahren schon zwei Mastanlagen mit jeweils knapp unter 40000 Plätzen. Für das Genehmigungsverfahren nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz, dem Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen, ist der Landkreis Osnabrück zuständig. Die Gemeinde Bissendorf ist dazu aufgefordert, ihr Einvernehmen zu erteilen oder zu verweigern. Letztgenanntes ist aber gar nicht so einfach. Ausführlich hat die Bissendorfer Verwaltung in der Sitzungsvorlage Stellung bezogen. Darin heißt es, das Einvernehmen könne von der Gemeinde nicht versagt werden, weil das Vorhaben dem Paragrafen 35 des Baugesetzbuches entspreche. „Danach ist im Außenbereich ein Vorhaben zulässig, wenn öffentliche Belange nicht entgegenstehen, die ausreichende Erschließung gesichert ist und wenn es wegen seiner nachteiligen Wirkung auf die Umgebung nur im Außenbereich ausgeführt werden soll.“ Die Verwaltung stellt nach ausführlichen Begründungen abschließend fest, dass die Zulässigkeit des Vorhabens gegeben sei. Die Gemeinde müsse ihr Einvernehmen erteilen. Ihr Einverständnis verknüpft sie allerdings mit der Forderung, dass sowohl die neuen als auch die bestehenden Ställe mit speziellen Luftreinigungsanlagen, sogenannten Emslandfiltern, ausgestattet werden. Nach Rücksprache mit dem Landkreis sei dieses Detail allerdings mit dem Antragsteller abzustimmen. „Mir ist es lieber, dass wir auf diesem Weg das Maximale erreichen, als einfach rein emotional zu sagen: Das wollen wir nicht“, sagte Ausschussvorsitzender Herbert Heckmann (FDP). Goertz: Zeichen setzen Ratsherr Thomas Goertz sitzt für die UWG im Planungsausschuss. Er ist auch Sprecher der Interessengemeinschaft Linne, die sich schon gegen den Bau der ersten beiden Ställe gewehrt hatte. „Es geht nicht darum, dass man in Bissendorf die Welt retten oder Gesetze ändern könnte, aber man könnte ein Zeichen setzen“, forderte Goertz. „Wollen Sie die Intensivtierhaltungsanlagen, stimmen Sie für das gemeindliche Einvernehmen, wollen Sie sie nicht, versagen Sie das gemeindliche Einvernehmen.“ Unterstützung erhielt Goertz von den Sozialdemokraten. „Wir wollen deutlich machen, dass wir gegen diese Masthähnchenställe sind“, erklärte SPD-Fraktionschef Helmut Ellermann. „Wir hatten doch vor fünf Jahren das gemeinsame Erlebnis, dass wir aus politischen Gründen unser Einvernehmen verweigert haben“, sagte Bürgermeister Guido Halfter. Damals ersetzte der Landkreis das Einverständnis der Gemeinde. Auch diesmal sehe er „keine rechtliche Basis, die das Vorhaben verhindern könnte“. Mit sechs zu fünf Stimmen sprach der Ausschuss sein Einvernehmen aus. Goertz’ Hinweis, dass im Antrag weder auf die Wasserversorgung noch auf mögliche Nitratbelastungen eingegangen worden ist, wurde im Beschluss berücksichtigt. Nach der Sitzung verteilte eine Gegnerin Blätter mit der Aufforderung: „Schreiben Sie eine Einwendung zur geplanten Erweiterung der Masthähnchenställe“. Heute lädt die Interessengemeinschaft zu einem entsprechenden Informationsabend zu 20 Uhr in den „Grünen Jäger“ ein. KOMMENTAR 11.5.2011 Mensch und Mast Kommentar: Rechtens, nicht richtig Gegen Massentierhaltung sprechen viele Argumente, sie sind ethischer oder moralischer Natur. Ein Gesetz, das das Einpferchen von Vieh in rauen Mengen grundsätzlich verbietet, gibt es nicht. Tierschutz ist in Linne allerdings nur ein Randaspekt. Die entscheidende Frage lautet hier: Ist das Nebeneinander von Mensch und Mast verträglich? Die Antwort wird im Verfahren nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz gesucht. Und nach jetzigem Stand spricht nichts dagegen, dass der Landwirt seine Anlage um zwei Ställe erweitern darf. Für die Betroffenen ist das ein herber Schlag. Wer auf dem Land lebt, muss zwar mit der Landluft leben, aber mit den Ställen drei und vier ist die Grenze von Landwirtschaft zur industriellen Massenproduktion spätestens überschritten. Der Bau der Anlagen mag rechtens sein, richtig ist er nicht. NWZ EDEWECHT, 13. Mai 2011 UWG unterstützt Gegner von Mastanlage Protest Teilnehmer bei Treffen äußern Kritik an Vorhaben in Osterscheps LR Edewecht - Wie einer entsprechenden Mitteilung zu entnehmen ist, haben viele Teilnehmer beim jüngsten Treffen der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) Edewecht überrascht auf die Mitteilung reagiert, dass in Osterscheps am Poolweg eine Putenmastanlage für 10 000 Hähne entstehen soll. Einstimmig wurde sich gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen, wie es bei der jüngsten Bauausschusssitzung Bürgermeisterin Petra Lausch vorgestellt hatte, so die UWG. In Edewecht dürften keine südoldenburgischen Verhältnisse entstehen, gerade gegenüber Putenmastbetrieben seien in letzter Zeit viele Vorwürfe laut geworden, heißt es weiter. Kritisch gesehen werden dabei nicht nur die Zustände in den Ställen, sondern auch der große Flächenbedarf und die Belastungen dieser Flächen durch die Putengülle. In planerischen Aussagen, wie vor kurzem beim Integriertem ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK), dass auch für die Gemeinde Edewecht erstellt wurde, sei versprochen worden, etwas für die Erhaltung der Kulturlandschaft zu unternehmen. Derartige Massentierhaltungsanlagen würden aber das Gegenteil bewirken, wie moniert wird. Leider seien die Einwirkungsmöglichkeiten für die Ratsmitglieder in solchen Verfahren gering. Selbst betroffene Anwohner könnten meist nur mit viel Aufwand genauere Informationen erhalten. Von den Teilnehmern des Treffens seien die Ratsherren der UWG-Edewecht in den zuständigen Gremien dennoch beauftragt worden, Argumente gegen solche Massentierhaltung vorzubringen. Auf den nächsten Treffen soll über neue Entwicklungen in dieser Angelegenheit berichtet werden. IVZ Ist Hähnchenmast Tierquälerei? ostbevern - Im Verlauf einer Fraktionssitzung beschäftigten sich die Grünen jetzt mit dem „Hähnchenmast-Boom in NRW“. „Von Telgte aus kommend soll in ungefähr 1000 Metern Entfernung von den ersten Wohnhäusern Ostbeverns eine Hähnchenmastanlage mit über 200000 Tieren entstehen. Das sind bei fünfwöchiger Aufzucht geschätzt zwei Millionen Hähnchen im Jahr“, heißt es in einer Pressemitteilung. Die Grünen seien besorgt über diese Entwicklung, da sie wie viele Bürger und Landwirte der Meinung seien, dass die industrielle Tierproduktion nichts mehr mit herkömmlicher moderner Landwirtschaft zu tun und viele negative Folgen habe. „Frustrierend ist, dass man den Bau wahrscheinlich nicht verhindern kann, da die notwendigen Umweltverträglichkeitsgutachten keine Hürde darstellen. Wenn alle Vorschriften eingehalten werden, können weder Bürger noch die Kommune die Anlage abwenden so Ulrich Lunkebein, Mitglied im Umwelt und Planungsausschuss, und Fraktionssprecher Jochem Neumann. „Das hindert uns aber nicht, ein Bewusstsein bei den Bürgern zu schaffen, das schließlich den Antragsteller umstimmen könnte.“ Nach Auffassung der Grünen spricht gegen diese Anlage, dass Hähnchenmast in dieser Größenordnung ein Tierschutzproblem sei. „Was in der ersten Woche mit den Küken noch recht niedlich aussieht, wird durch die Turbomast zu einer unbeschreiblichen Tierquälerei. Wozu die Natur Monate braucht, nämlich ein gesundes Hähnchen aufwachsen zu lassen, schafft die Industrieproduktion in nur fünf Wochen.“ Mist und Geruchsbelästigung, so die Grünen weiter, beeinträchtigten die Umwelt und die Gesundheit. In Hähnchenställen fänden sich höchste Konzentrationen an Gesamtkeimen, Staphylokken und Schimmelpilzen. „12000 Mal mehr als in der Außenluft.“ Ein Teil davon gelange trotz Filteranlagen in die Umgebung. „Ist die Konzentration in der Umgebungsluft wirklich ungefährlich? Werden bei Messungen alle Keimwerte erfasst? Wer legt die Grenzwerte fest und wie weit kann ein frischer Westwind die ,saubere´“ Luft treiben?“ fragen die Grünen. Die geplante Erweiterung einer Hähnchenmastanlage in der Bauerschaft Überwasser steht im nichtöffentlichen Teil einer Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses am Dienstag, 17. Mai, auf der Tagesordnung. Sie beginnt um 18 Uhr. 13 · 05 · 11 Lünepost Scharnebeck informiert: So groß wird die neue Schweinemastanlage Mittwoch, den 04. Mai 2011 um 11:13 Uhr Scharnebeck. Wie groß wird die neue Schweinemastanlage? Infos aus erster Hand bekommen Interessierte am Montag, 9. Mai, um 19.30 Uhr sind im Scharnebecker Gasthaus Rose. Dort tagt der Bau- und UmweltAusschuss der Gemeinde.Hintergrund: Die Lehr- und Versuchsanstalt in Echem möchte eine neuen Schweinezuchtanlage zur Aus- und Fortbildung künftiger Schweinehalter bauen. Doch: „Die Gemeinde Echem befürchtet eine hohe Belastung durch Lärm, Geruch und zunehmenden Verkehr und lehnte daher diese Anlage auf ihrem Gemeindegebiet ab“, sagt Auschussvorsitzender Dr. Wolfgang Biederstedt, „dieser Schweinestall soll nun auf Scharnebecker Gebiet gebaut werden, auf insgesamt 13,6 Hektar Fläche.“ Die Anlage ist an der Straße zwischen Scharnebeck und Echem vorgesehen. „Wenn man in Richtung Echem fährt, rechts hinter der Neetze-Brücke“, erklärt Biederstedt. Auf Antrag der Gruppe SPD/Grüne wird sich der Bau- und Umweltausschuss in öffentlicher Sitzung mit dem Thema befassen. Mit dabei sind die Experten Udo Hattermann (Landwirtschaftskammer) und Eckehard Niemann (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft). „Beide werden zum Vorhaben Stellung nehmen“, kündigt Biederstedt an, „der Ausschuss erwartet von dieser Sitzung Erkenntnisse über die neuesten Zahlen zu den Aus- und Fortzubildenden, die in Echem geschult werden sollen. Die bilden die Basis für die Anzahl für Sauen und Ferkel für Zucht und Mast – daraus ergibt sich die Größe des Stallneubaus.“ Geplant sind nach Angaben der Landwirtschaftskammer Niedersachsen Kapazitäten für 1600 Ferkel, 1300 Mastschweine und 252 Sauen. Ausschussvorsitzender Biederstedt weiß außerdem: „Die ursprünglich für rund 12,6 Millionen Euro geplante Schweinemastanlage wird wohl 20 Millionen Euro kosten; sie soll zu 60 Prozent aus Mitteln des Niedersächsischen Kultusministeriums und des Bundesbildungsministeriums finanziert werden, da es sich um einen Ausbildungsbetrieb handelt.“ Diskutiert werde am 9. Mai auch, so Biederstedt, inwieweit die industrielle Tierhaltung mit dem Respekt vor dem Mitgeschöpf Tier vereinbar sei. „Immer mehr Menschen wünschen eine artgerechte und ökologische Tierhaltung“, sagt der Ausschussvorsitzende. Vorgesehen ist nach Kammer-Plänen ein Ökobereich. Sprechen will man außerdem über die Weiterverarbeitung der Schweinegülle in der Biogas-Anlage, die in Lauenburg gebaut werden soll. Biederstedt: „Und wir diskutieren über den damit verbundenen zusätzlichen Verkehr und die Ausbringung des Gärsubstrats auf Feldern in der Umgebung.“ WESER-KURIER Serie - Teil 3 - 07.05.2011 Das Schwein liebt Getreide, Soja und Nutella-Brot Von Christian Palm Klein Sehlingen. Schweine fressen von Natur aus alles und davon viel. In Mastbetrieben müssen sie sich aber meist mit eintönigem Industriefutter begnügen. Nicht so das Schwein, das dem WESER-KURIER gehört. In seinem Trog herrscht Abwechslung. Und siehe da: Schweine würden Süßes kaufen. © HANS-HENNING HASSELBERG So ein Schweineleben mit Auslauf in der Sonne ist nicht verkehrt. Doch auch Familie Brüns verzichtet nicht auf herkömmliches Schweinefutter. Morgens und abends gibt es für die insgesamt zwölf Schweine jeweils einen Zwölf-Liter-Eimer voll davon, das macht eine Schaufel Kraftfutter für jedes Borstenvieh. Die mehlige Mahlzeit besteht aus heimischem Getreide, amerikanischem Soja, und Mineralien. Zwischen zwei und drei Kilo fressen die Schweine davon am Tag, sagt Thomas Brüns. Das wären insgesamt etwa 350 Kilo in den fünf Monaten, die unser Schwein auf seinem Hof verbringt. Dazu kommen aber - und damit wird's abwechslungsreich - Küchenabfälle, jede Menge Kürbisse, die Familie Brüns selbst anbaut, und Kartoffeln von einem befreundeten Landwirt. Der liefert seine Erdäpfel, die zu groß oder zu klein sind für den Handel. © WESER-KURIER Das Schwein genießt den Frühling (1:60) In die Futtertröge kommt alles, was im Haushalt an Lebensmittel-Abfällen so anfällt - außer benutzten Kaffeefiltern und Fleisch. Familie Brüns möchte weder koffeinsüchtige noch kannibalische Schweine. Resteverwerter sind die Nutztiere auf dem Hof in Klein-Sehlingen aber allemal. Hat der jüngste Sohn der Familie Brüns mal keine Lust auf sein Nutella-Brot, wirft er es den Schweinen zu, erzählt sein Bruder. Und denen schmeckt's. Süßes hätten die Vierbeiner besonders gern, sagt Birte Brüns. Porree würden sie hingegen immer als letztes fressen. Solch genaue Beobachtungen des Essverhaltens der Schweine sind auf einem Bioland-Hof unmöglich. Um das Öko-Siegel zu bekommen und zu behalten, dürfen Schweine dort ausschließlich mit Erzeugnissen von zertifizierten Futterhändlern gemästet werden. Das Futter, das zum Beispiel auf dem Bio-Hof der Familie Meyerdierks in Lilienthal verwendet wird, stammt von einem Händler aus Neumünster. Es enthält neben Getreide und Soja auch Mais. Küchenabfälle sind hingegen verboten. "Die könnten ja schließlich aus konventionellem Anbau stammen", sagt Hans-Heinrich Meyerdierks, der einer der wenigen Öko-Schweinebauern ist. Fotostrecke: Dritter Besuch beim Redaktionsschwein Thomas Brüns hat sich entschieden, kein Biofutter zu verwenden. Das unterscheidet sich aus seiner Sicht vor allem durch eines von dem, das er verfüttert: Es ist deutlich teurer. Würde er auf Bio umstellen, müsste er die Preise im familieneigenen Hofladen deutlich erhöhen. Keine gute Idee, findet er angesichts der Menge an Stammkunden, die regelmäßig in den Laden kommen. Das ändert nichts an seiner obersten Prämisse: "Den Tieren soll es gut gehen", sagt er. Und besonders wohl scheinen die sich zu fühlen, wenn sie beschäftigt sind. Um sie auf Trab zu halten, vergraben Brüns und seine Frau zuweilen Eicheln in deren Gehege. Mit ihrer guten Nase spüren die Schweine das Futter auch unter der Erde auf und graben es aus. Auf Trab halten und Ausgraben? In den Schweineställen von Friedrich Ahlers ist das nicht möglich. Mehrere tausend Tiere hält der Landwirt in der Nähe von Wildeshausen in speziell dafür gebauten Ställen. Dort werden die Tiere geboren, aufgezogen und gemästet. Sie fressen ab dem vierten Lebenstag verschiedene Kraftfutter-Mischungen. Die Ferkel bekommen anfangs neben der Muttermilch leicht verdauliches, sehr energie- und eiweißreiches Futter. Je älter und schwerer sie werden, desto energieärmer wird die Mischung. Dafür nimmt die Menge zu. Die Versorgung der Tiere in solch großen Ställen ist eine logistische Leistung. Mit Schaufel und Eimer kämen Ahlers und seine Mitarbeiter nicht hinterher. Am Computer steuert er die Wege des Futters, das mit Flüssigkeit gemischt durch Rohre in die Tröge - Modell "V2AQuertrog Typ 2" - geleitet wird. Acht spezielle Mischungen stehen entsprechend dem Alter auf dem Speiseplan. Die Tiere in den Mastställen nehmen jeden Tag etwa 700 Gramm zu, doch gegen Lebensende nimmt das Verhältnis aus Nahrung und Gewichtszunahme ab. Während anfangs jedes zweite gefressene Pfund auf den Schweinerippen bleibt, ist es gegen Ende nur noch jedes vierte. "Die letzten Gramm sind die, die am teuersten produziert sind", sagt Ahlers. Futter ist um 35 Prozent teurer geworden Stichwort teuer: Mit den hohen Futterpreisen müssen alle Landwirte zurechtkommen. Sei es Ahlers, bei dem jede Woche eine tonnenschwere LKW-Ladung voll Futter in den Silos landet, oder Bauer Brüns, bei dem wenige Säcke ausreichen. Um 30 bis 35 Prozent habe sich das Futter für ihn im vergangenen Jahr verteuert, sagt Brüns. Die derzeit teueren Rohstoffe haben den Preis in die Höhe getrieben. Er könne noch so viele Artikel über Preisprognosen lesen und noch so clever mit den Herstellern verhandeln, sagt Ahlers. "Aber den Markt beherrscht man nicht." Der Markt für Futtermittel verändert sich. Nach Zahlen des Deutschen Verbands Tiernahrung (DVT) produzieren immer weniger Hersteller immer mehr Futtermittel. Im Norden der Republik hat sich die Zahl der Produzenten in den vergangenen 15 Jahren von 341 auf 192 nahezu halbiert und das bei steigender Produktionsmenge. Der Branchenverband hat kein Problem mit der Bezeichnung "Futterindustrie" - es handelt sich um ein Geschäft wie jedes andere. Von Kurssprüngen und Marktschwankungen ist die Rede, und die Umsätze sind gewaltig. Der DVT beziffert sie in Deutschland auf etwa 6,7 Milliarden Euro. 75 Prozent davon machen die etwa 260 Händler, die dem Verband angehören. An der ausdifferenzierten Arbeitsteilung - die einen produzieren das Futter, die anderen veredeln es - hat Ahlers nichts auszusetzen. Warum sollte sich nicht jeder auf seine Stärken konzentrieren, fragt er. "Sonst gäbe es Leute, die alles ein wenig können, aber nichts richtig." Er als Landwirt sei an die Betriebswirtschaft gebunden - und dazu gezwungen, preiswerte Lebensmittel zu produzieren. Es geht auch anders, aber selbst Bauer Brüns ist auf seinen Futtermittel-Lieferanten angewiesen. Er bekommt seine Mischung von Hansa Landhandel. Dem vertraut er. Was anderes bleibt ihm auch nicht übrig. Ausreichend Anbauflächen hat Brüns nicht und die Zeit, sie zu bewirtschaften fehlt ihm als Nebenerwerbslandwirt ohnehin. Als im Januar die ersten Meldungen über dioxinbelastetes Tierfutter erschienen, rief er seinen Kontaktmann bei Hansa Landhandel an, mit dem er auch privat befreundet ist. Der konnte ihn wenig später beruhigen. Proben ergaben, dass das Futter des Händlers, der rund 200 Mitarbeiter beschäftigt, Werke in Bremen und bei Zeven hat und zu den größeren der Branche gehört, frei von Gift war. Auf dem Hof der Familie Brüns wird es vor allem laut, wenn jemand Futter in den Schweinestall bringt. Morgens, wenn ihr Mann sich von seiner Nachtschicht in der Autofabrik erholt, ist es meistens Birte Brüns, die sich mit dem gefüllten Eimer auf den Weg zu den Tieren macht. Und tatsächlich: "Irgendwann sind sie dann satt." Heute in zwei Wochen geht es um das Schwein in der Kultur. Heute im Bundestag 185 6. Regierung erwartet Absenkung des Stickstoffüberschusses in der Landwirtschaft Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz/Antwort Berlin: (hib/EIS) Daten zur Berechnung des Indikators ”Stickstoffüberschuss“ der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie liegen für die Jahre 2009 und 2010 noch nicht vor. Das geht aus einer Antwort (17/5457) der Bundesregierung hervor. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollte in einer Kleinen Anfrage (17/5289) von der Regierung wissen, wie hoch die Überschüsse ausgebrachten Düngers in der Landwirtschaft seien und welche Maßnahmen geplant seien, um die Stickstoffüberschüsse von 103 auf 80 Kilogramm pro Hektar zu senken. Aus der Antwort der Regierung geht dazu hervor, dass durch die im Jahr 2007 in Kraft getretene Änderung der Düngeverordnung ein Rückgang der einzelbetrieblichen Stickstoffüberschüsse zu erwarten sei. Danach darf der Nährstoffüberschuss in den Jahren 2009, 2010 und 2011 nicht höher als 60 Kilogramm je Hektar und Jahr liegen. Die Regierung erwartet, dass die Verordnung Auswirkungen auf den Wert des nationalen Stickstoffindikators hat. TOP AGRAR Kartellamt hat Bedenken bei Branchenkommunikation Fleisch [09.05.2011] Zur Finanzierung einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit für Fleischprodukte aus Deutschland müssen sich die Befürworter einer Branchenkommunikation Fleisch etwas Neues einfallen lassen. Der bisherige Ansatz, wonach die Schlachtunternehmen einen geringen Betrag pro Schwein für eine solche Branchenkommunikation abzweigen könnten, stößt beim Bundeskartellamt auf Bedenken. Deutlich werden diese Vorbehalte in einem Schreiben, das die Bonner Wettbewerbshüter an die Initiatoren der Branchenkommunikation gerichtet haben. Diese hatten sich in einer frühen Phase an die Bonner Behörde gewandt, um Einwände aufzunehmen. Die Bedenken richten sich dem Vernehmen nach dagegen, dass bei einer Teilnahme von Schlachtunternehmen, die den überwiegenden Teil des Marktes abdecken, die Landwirte keine Möglichkeit mehr hätten, auf andere Abnehmer auszuweichen, die nicht an der angedachten PR-Initiative teilnehmen. Wie die Geschäftsführerin des Verbandes der Fleischwirtschaft, Dr. Heike Harstick, gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe bilanzierte, ist der bisher eingeschlagene Weg damit nicht gangbar. Man suche nun nach neuen Lösungen. Wie der top agrar-Online bereits berichtete, wird darüber nachgedacht, auch den Viehhandel, die Futtermittelwirtschaft, die Fleischwarenindustrie sowie den Lebensmitteleinzelhandel mit einzubeziehen. Es werde eine solide Finanzierung der Kommunikation angestrebt, teilte DBV-Vizepräsident Franz-Josef Möllers dazu vergangene Woche mit. Grundlage war die zwischenzeitliche Antwort des Kartellamtes auf die entsprechende Anfrage zu möglichen Finanzierungswegen. Einig war man sich laut DBV, dass angesichts der heftigen gesellschaftspolitischen Debatte über den Veredlungsstandort Deutschland eine breit getragene Branchenkommunikation notwendig sei. Eine intensive Diskussion habe vor dem Hintergrund der Antwort des Kartellamtes zu dem gemeinsamen Vorschlag geführt, die Organisation der Branchenkommunikation auf eine breitere Grundlage zu stellen. Deshalb werde nun zügig ein branchenumfassender Ansatz - wie bei der Qualität und Sicherheit GmbH (QS) - gesucht, um eine solide Absicherung der Finanzierung von Kommunikationsmaßnahmen zu erreichen. (AgE) Britische Mäster stecken tief in den roten Zahlen [10.05.2011] Die britischen Schweinemäster schreiben angesichts ausbleibender Preisimpulse in diesem Jahr bisher tiefrote Zahlen. Darauf hat James Park von der britischen Absatzfördergesellschaft für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) Ende April bei einer Konferenz in London hingewiesen. Den Nettoverlust pro Schlachtschwein setzt er für Mai 2011 bei umgerechnet rund 20 € an, nach einem Minus von knapp 30 € im März dieses Jahres. Einen Nettogewinn konnten die Schweinehalter laut Parks Zahlen zuletzt im August 2010 mit einem Profit von gut 1 € verbuchen, bevor sie immer stärker in die Verlustzone rutschten. Dagegen hatten die Mäster 2009 im Schnitt noch einen Nettogewinn von mehr als 12 € pro Schlachttier verbuchen können. Der Preisaufschwung an den EU-Märkten von Februar bis Anfang April 2011 ist an den Schlachtschweinemärkten Großbritanniens damit vorbeigegangen. Die britischen Mäster, die in einem von Importen abhängigen Markt agieren, hatten zuvor in der Regel höhere Preise als ihre Kollegen auf dem europäischen Kontinent erzielen können. Mögliche Ursachen für einen ausbleibenden Preisanstieg sind erhebliche Verschiebungen beim Absatz an den britischen Fleischtheken und Selbstbedienungsregalen in den vergangenen zwölf Monaten So legten die Verkäufe von Geflügelfleisch der Menge nach um 1,5 % und wertmäßig um 4,2 % zu. Eine Triebfeder für diese Entwicklung dürfte die schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien sein, in deren Zuge sich die Nachfrage nach relativ günstigem Geflügelfleisch belebt hat. Dennoch stieg auch der Absatz von Schweinefleisch im Zwölfmonatszeitraum bis 20. März 2011 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,5 %, was allerdings dem Wert nach nur in eine minimale Steigerung um 0,1 % umgemünzt werden konnte. Demzufolge konnten die Verbraucher das Schweinefleisch günstig einkaufen. (AgE) BILD Ilse Aigner in Bild: BILD: Lebensmittel werden immer teurer, trotzdem landen weltweit jährlich bis zu 1,2 Milliarden Tonnen Nahrungsmittel im Müll. Geht es uns zu gut, Frau Aigner? Aigner: Fakt ist, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben. Wir werfen einfach viel zu viel weg. Diesen Trend müssen wir stoppen. Nach uns vorliegenden Schätzungen wandern in Deutschland pro Jahr bis zu 20 Millionen Tonnen Nahrungsmittel in den Abfall – pro Person im Wert von 330 Euro. BILD: Was sind die Gründe? Aigner: Eine Umfrage im Auftrag meines Ministeriums ergab: 84 Prozent werfen Nahrungsmittel weg, weil das Haltbarkeitsdatum abgelaufen oder die Ware verdorben ist. 19 Prozent nennen zu große Packungen als Hauptgrund. 16 Prozent der Bürger werfen Lebensmittel weg, weil sie ihnen nicht schmecken. Mehr als ein Viertel gibt an, zu viel gekauft zu haben. BILD: Was können wir dagegen tun? Aigner: Lebensmittel sind wertvoll – wir sollten sie mehr schätzen! Wichtig ist: Einkauf und Mahlzeiten sorgfältig planen, regelmäßig Vorräte auf Haltbarkeit kontrollieren, Reste konsequent verwerten – es gibt spezielle Kochbücher für leckere Gerichte. Wer Abfall vermeidet, hilft Umwelt und Klima und spart noch eine Menge Geld. BILD: Sind wir weltweit die schlimmsten Verschwender? Aigner: Nein. Dramatisch ist die Lage in den Entwicklungsländern: Dort kommt bis zu 40 Prozent der Ernte gar nicht bei den Menschen an – wegen unzureichender Herstellungsmethoden, falscher Lagerung, Transportschäden und fehlenden Verpackungen. BILD: Wann haben Sie selber zuletzt Lebensmittel weggeworfen? Aigner: Mir geht es wie vielen Verbrauchern: Manchmal kaufe ich einfach mehr ein, als ich wirklich benötige. Es ärgert mich jedes Mal, wenn ich gezwungen bin, Lebensmittel wegzuwerfen. BILD: In welche Richtung müssen wir umdenken? Aigner: Unsere Lebensmittel in Deutschland sind von höchster Qualität, und doch deutlich günstiger als bei unseren Nachbarn. Wir sollten als Verbraucher beim Einkaufen aber nicht nur auf den Preis achten, sondern auch andere Werte kennen und schätzen: schonenden Umgang mit der Umwelt, Tierschutz, Würdigung und Bewahrung regionaler Spezialitäten. Und man sollte Mahlzeiten bewusst genießen und nicht nur nebenbei. Freispruch in Österreich Veröffentlicht am 4. Mai 2011 Vorgestern ging der Monsterprozess gegen 13 österreichische TierschützerInnen zu Ende. Die gute und für viele unerwartete Nachricht: Alle AktivistInnen wurden freigesprochen. Rückblick Nach intensiven Ermittlungen mit Peilsendern, verdeckten Ermittlerinnen und Abhöraktionen wurden vor genau drei Jahren Privatwohnungen und Büros von Polizei-Sonderkommandos gestürmt. Dabei wurden etliche Computer und Akten beschlagnahmt, sodass die entsprechenden Tierschutzorganisationen nahezu handlungsunfähig wurden. Die AktivistInnen kamen für 104 Tage in Untersuchungshaft (nur in einem Fall dauerte die UHaft unwesentlich kürzer). Kurze Zeit später erhob die Staatsanwaltschaft gegen die zehn und drei weitere TierschützerInnen Anklage. Den TierschützerInnen wurde vorgeworfen, eine kriminelle Organisation gebildet zu haben. Ein relativ neu geschaffener Paragraph, dessen eigentlicher Sinn wohl die Zerschlagung von Mafiabanden war, erlaubte eine skurrile Form der Anklage: Straftaten mussten nicht bewiesen werden (das wurden sie auch nie). Es reichte, wenn die Angeklagten zu später durchgeführten Straftaten aufgerufen haben sollten (auch das wurde nie bewiesen). Das Urteil Nach einem Prozess, der wegen seines Umfangs und der Kosten in die österreichische Justizgeschichte eingehen wird, fand die Richterin, die laut verschiedener Berichte während der Verhandlungen eher auf der Seite der Staatsanwaltschaft zu stehen schien, sehr deutliche Worte: Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft seien konstruiert gewesen. Zudem hatte sich Polizei und Staatsanwaltschaft rechtswidriger Methoden bedient: Entlastende Beweise wurden unterdrückt, der Einsatz der verdeckten Ermittlerinnen wurde verschwiegen (sie hatten keinerlei Anhaltspunkte für kriminelle Tätigkeiten gefunden) und ein Polizeibeamter machte sogar eine Falschaussage. Bewertung Dass der Tierschutzprozess ein gutes Ende genommen hat, ist, wie von vielen Seiten betont wird, nicht unbedingt ein Beweis für einen funktionierenden Rechtssaat – in einem solchen hätte die Anklage keine solchen grotesken Ausmaße annehmen dürfen. Durch den Prozess wurden zudem mehrere Existenzen zerstört. Ob und wann die Betroffenen finanziell nennenswert entschädigt werden, ist noch völlig offen. Zudem sind einige TierschützerInnen und ihre Kinder von den nächtlichen SOKO-Überfällen dauerhaft traumatisiert. Und schließlich ist das Urteil noch nicht rechtskräftig – der Staatsanwalt kündigte Berufung an (wobei noch offen ist, ob diese Ankündigung auch umgesetzt wird). Trotz aller notwendigen Kritik freuen wir uns aber vor allem, dass die TierschützerInnen den Justizskandal nun bis auf weiteres hinter sich bringen konnten. Wir hoffen für euch, dass ihr eure effektive Tierrechtsarbeit schnell wieder aufnehmen könnt! Fotos und Video von der Urteilsverkündung: http://www.youtube.com/watch?v=LAXDKBc8BG8&feature=player_embedd ed Verwandte Artikel: 1. 2. 3. 4. 5. Repression in Österreich Tierschützer in Österreich vor Gericht Selbstanzeigen in Österreich Österreichische Tierschützer vor Gericht Tierschutzprozess in Österreich – Zwischenbericht Von der Internetseite SPECHT Friday, 6. may 2011 Vertragslandwirtschaft – was ist das? Vertragslandwirtschaft – was ist das? Kommentar vom SV Karl-Dieter Specht In einer interessanten Presseveröffentlichung zum Thema Vertragslandwirtschaft erläutert die Autorin, Dr. Eva-Maria Schmidtlein, LfL Agrarökonomie München, Vor-und Nachteile der Vertragslandwirtschaft. „Zielrichtung sei es für beide Vertragsparteien verlässliche Parameter festzulegen, um Unternehmensentscheidungen planbar zu machen“, so die Autorin. Folgende Parameter sind vertraglich zu regeln: In der Regel werden Art und Menge des zu liefernden Produkts, Qualitätsstandards, garantierte Anbaumaßnahmen und Termine vertraglich bestimmt. Der Vertragspartner verpflichtet sich im Gegenzug zur Abnahme der Ware zum vereinbarten Preis. Diese Anbau- und Lieferverträge bieten beiden Seiten Vorteile: Die Landwirte können ihre Produkte sicher und zu einem festen Preis absetzen; die Abnehmer haben dann die Garantie, bestimmte Produktmengen zu bestimmten Terminen in der vereinbarten Qualität zu erhalten( Quelle :Dr. Eva-Maria Schmidtlein). Anmerkungen: Die Vertragslandwirtschaft kann, wenn die Partner auf gleicher Augenhöhe verhandeln, für beide Seiten von Gewinn sein. Gewinn deshalb für die Bauern, weil die Bauern wissen, welche Menge zu welchen Bedingungen und zu welchem Preis sie die betreffenden Produkte absetzen können. Sie können also anhand von festen und für die unternehmerische Planung greifbaren Kriterien ihre Entscheidungen für oder gegen eine Vertragslandwirtschaft fällen. Dabei spielt naturgemäß ein ausgehandelter attraktiver Preis (die) eine entscheidende Rolle. Für die Händler, Verarbeiter, Abnehmer usw. bedeutet das, eine Sicherung ihrer Rohstoffbasis zu vertraglich vereinbarten Konditionen mit den Bauern. Dadurch kann der Vertragspartner bestehende Lieferverpflichtungen gegenüber seinen Kunden jederzeit und zu guter Qualität erfüllen. Dazu haben die Bauern sich ja verpflichtet. Diese Vorleistungen, die die Bauern vertraglich erbringen, honoriert der Vertragspartner mit einem garantierten Festpreis. Diesen „Vertrags-Preis“ kann ein Unternehmen nur dann an die Bauern zahlen, wenn er sein Marktumfeld genau kennt, eine hohe Wertschöpfung anstrebt und somit Marktpflege betreibt. Ein Verramschen der Ware würde seine Existenz gefährden. Insoweit wird er einem Preisverfall nicht tatenlos zusehen sondern versuchen durch Produktionsanpassung gegenzusteuern. Und wie sieht`s bei der Milch aus? In der Milchwirtschaft spielt die Vertragslandwirtschaft die dominierende Rolle. Es gibt eine Vertragslandwirtschaft auf genossenschaftlicher und prívater Basis. In den Genossenschaften werden die Spielregeln durch Satzungen geregelt. Private Molkereiunternehmen schließen Lieferverträge mit den Milchbauern (Milcherzeugergemeinschaften) ab. In diesen Lieferverträgen werden alle relevanten Parameter vertraglich festgelegt. In einem äußerst wichtigen Punkt unterscheidet sich die Vertragsgestaltung bei der Milch: Im Gegensatz zur „allgemeinen Vertragslandwirtschaft“ enthalten weder die Satzungen der Genossenschaften noch die Lieferverträge der PrivatMeiereien Mindest-oder Festpreise für die von den Milchbauern gelieferte Rohmilch an die Unternehmen. Damit geht das volle Risiko des Marktes auf die Milchbauern über. Die genossenschaftlichen und privaten Molkereien bleiben außen vor. Von einer Verhandlungsbasis auf Augenhöhe kann hier nicht mehr die Rede sein. Im Gegenteil: Der Milchindustrie wird damit der Ansporn zu einer verbesserten Wertschöpfung genommen. Ein Verramschen am Markt ist ebenfalls möglich, da die Milchindustrie kein Risiko trägt. Das Risiko trägt allein der Milchbauer. Deshalb muss auch das an die Milchbauern zu zahlende Milchgeld Gengenstand von Satzungen und Lieferverträgen werden. Dabei muss über eine gewisse Bandbreite noch diskutiert werden. Nur so kann man die Milchindustrie zu marktbewusstem Handeln zwingen. Dann nämlich werden nicht mehr zu Lasten der Milchbauern „ Milchabschlüsse“ mit dem Einzelhandel getätigt. Die Milchindustrie würde auf ein Mal auch für eine dem Markt angepasste Produktion eintreten, da sie dann selbst in der Verantwortung (Haftung) stünde. Über den Tellerrand geschaut Exkurs: Ein Lehrbeispiel bietet zurzeit die Situation der Krabbenfischer. Die Krabbenfischer fangen aufgrund des Preisdrucks immer mehr Krabben. Und jeder Tonne mehr an Krabben auf dem Markt führt wiederum zu fallenden Preisen. Dieser Teufelskreis des ständigen Unterbietens hat mittlerweile dazu geführt, dass, so ist zumindest zu hoffen, auch der letzte Krabbenfischer erkannt hat, dass ein „Fischen am Markt vorbei“ nur Probleme schafft und keine löst. Erkenntnisse der Fischer - von denen die Milchbauern lernen können! Oberste Maxime der Krabbenfischer sollte sein, die Geschicke in die eigenen Hände zu nehmen. Die rechtlichen Möglichkeiten hierfür sind vorhanden. Hierzu müssen die Betriebe allerdings bereit sein in ihrer Organisation mitzuarbeiten, auch wenn momentan nur ca. 50 % der gesamten Krabbenflotte in der EVKrEO organisiert sind, und somit nicht „ALLE“ mitmachen. Nach unserer Einschätzung bestünde dann durchaus die Möglichkeit, die Krabbenfischerei so zu betreiben, dass sie sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig ist und auch die Arbeitsbedingungen wieder stimmen. Vorschläge für die weitere Arbeit der EVKrEO sind: 1. Ausloten, inwieweit tatsächlich eine Zusammenarbeit mit anderen Erzeugergemeinschaften oder deren Vereinigungen rechtlich möglich und dann praktisch umsetzbar ist. Was darf miteinander besprochen werden? Wozu sind die anderen bereit? 2. Gleich zu Beginn des Jahres eine ganzjährig gültige, wöchentliche Höchstfangmenge festlegen (z. B. 5 t). 3. Wochenendfangverbot; jedes oder jedes zweite Wochenende übereinstimmend für alle und an der gesamten Küste. 4. Die Siebweite der Siebtrommeln an Bord darf nicht unter 6,0mm liegen. 1. In der Zeit vom 01.07. bis zum 31.08. eines jeden Jahres muss jeder Betrieb eine Fischereipause von durchgängig 14 Tagen einlegen, die Fischereipause wird von Süden beginnend versetzt eingeteilt (z. B. Niedersachsen, gerade Schiffsnummern: die ersten 14 Tage im Juli, ungerade Schiffsnummern die nächsten 14 Tage, danach Schleswig-Holstein). Dies hätte den Effekt, dass die zu der Zeit vorkommenden kleinen Krabben nicht im Übermaß angelandet würden, die Ressource geschont würde und auch der Fischer könnte die Liegezeit bereits am Jahresanfang einplanen. Andererseits hat jeder Betrieb in jedem Monat Einnahmen und die Versorgung des Marktes ist jederzeit gesichert. 6. Vor Inkrafttreten einer jeden beschlossenen Maßnahme muss für jedes Mitglied klar ersichtlich sein, wie die Kontrollen erfolgen und welche Strafe bei Nicht-Einhaltung zu erwarten ist. Hierzu sollte ein einheitlicher Strafenkatalog aufgestellt werden, nach dem dann auch zwingend verfahren werden muss. 1. Es müssen Maßnahmen festegelegt werden, mit denen die Anfuhrmengen kurzfristig an die Bedürfnisse des Marktes angepasst werden können. Diese sollten beim Erreichen definierter Grenzwerte automatisch in Kraft treten. Diese o. g. Maßnahmen werden auf jeden Fall zu einer Verringerung der Anlandemengen, zu einer Verbesserung der Qualität und somit auch zu einer Stabilisierung der Preise führen, aber sie sind natürlich auch Einschränkungen für jeden einzelnen Betrieb, die von den Mitgliedern mitgetragen werden müssen. Der Erfolg der EVKrEO steht und fällt mit der Bereitschaft der Erzeugergemeinschaften und ihrer Fischereibetriebe, sich an die eigenen Regeln zu halten. In der EU gibt es Stimmen, die sich dafür einsetzen, dass landwirtschaftliche Produkte nicht unter dem Gestehungspreis auf den Markt kommen dürfen. Hier ist es notwendig, dass sich Vertreter der EVKrEO informieren und ggfls. auch für die Krabbenfischerei ein solcher Preis ermittelt und festgelegt wird. Zunächst sollten sich alle beteiligten Fischereivertreter dafür einsetzen, dass der Interventionspreis für die Nordseegarnele erhalten bleibt( Quelle: Kutterfischer Eider,Elbe,Weser w.V. Anmerkungen. Wenn auch nicht alles auf die Situation der Milchbauern übertragbar ist, so zeigt doch eines ganz deutlich, dass sich nur an der Situation der Milchbauern etwas ändert, wenn die Milchbauern ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Aufgrund der leidvollen Erfahrungen der letzten Jahre mit der abnehmenden Hand wollen nun die Fischer ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Krabbenfischer formulierte es so: „Wir Krabbenfischer müssen vor dem Auslaufen zum Fang wissen, was wir kriegen und nicht im Nachhinein, denn dann haben uns die Großhändler in der Hand.“ Und fügte weiter hinzu:“Wenn wir vorher wissen was wir kriegen, dann laufen wir zum Fang erst gar nicht aus, wenn der Preis die Kosten nicht deckt.“ Zu guter Letzt - Spruch der Woche! Ein Edeka-Sprecher kündigte bereits an, „sich marktkonform zu verhalten.“ Andere Discounter wie Lidl und Penny hätten sich nicht zu Preissteigerungen äußern wollen ( Quelle: topagrar) Anmerkung: Wann verhält sich die Milchindustrie im Interesse der Michbauern marktkonform?Unter Marktkonforme Geschäftsphasen versteht man das Stadium der Geschäftsprozesse, die konsekutive angepasst und optimiert werden als Reaktion auf Veränderungen im Marktverlauf ( Quelle: Wikipedia). http://specht.over-blog.de/article-vertragslandwirtschaft-was-ist-das-73255986.html WELT http://www.welt.de/article13320741.html Die Welt - 02.05.2011 Die größten Irrtümer der Vegetarier Vegetarier galten einst als Außenseiter. Heute sind sie modern und im Trend. Doch einige ihrer Argumente basieren auf Irrtümern, wie Theresa Bäuerlein erklärt. Interview: Heike Vowinkel Welt Online: Die Grillsaison hat begonnen. Ihr erster Gedanke beim Anblick einer knusprigen Grillwurst? Theresa Bäuerlein: Ui, das ist schwer. Also nachdem ich mich so lange mit dem Thema Fleisch und seiner Herstellung beschäftigt habe, ist meine Lust auf Grillwurst gering. Auch so eine Currywurst am Straßenrand macht mir keine große Freude mehr. Welt Online: Warum? Schließlich haben Sie ein Buch geschrieben, dass es kein Widerspruch sein muss, Fleisch zu essen und Tiere trotzdem zu lieben. Theresa Bäuerlein: Ich denke erst immer an die Probleme der Massentierhaltung und wie diese Wurst entsteht. Insofern gilt das vor allem für Grillwürste, von denen ich nicht weiß, ob sie von Tieren aus artgerechter Haltung stammen. Welt Online: Der Widerspruch bleibt also bestehen? Theresa Bäuerlein: Für mich persönlich nicht. Ich würde nur nicht irgendeine Wurst kaufen. Aber eine Wurst mit Bio-Siegel durchaus. Ich habe kein schlechtes Gewissen mehr. Welt Online: Früher war das anders? Theresa Bäuerlein: Ja. Früher war ich Vegetarierin. Ich war total dagegen, Fleisch zu essen, aus ethischen, aus umweltpolitischen Gründen. Gleichzeitig fiel es mir auch schwer, weil ich gern Fleisch esse. Dann habe ich viel zum Thema recherchiert und verstanden, dass viele Argumente von Vegetariern nicht korrekt sind - ebenso wie die von überzeugten Fleischessern. Es mangelt oft beiden an Informationen. Welt Online: Welchen zum Beispiel? Theresa Bäuerlein: Es fängt schon bei den Zahlen an. Vieles wird aus dem Zusammenhang gerissen. Zum Beispiel diese sogenannten 18 Prozent an Treibhausgasen, für die die Viehhaltung verantwortlich sein soll - und da vor allem Rinder. Rindfleisch essen, wird uns gesagt, ist ganz schlecht. Zum einen weil bei deren Ausscheidungen Methangas entsteht und zum anderen weil sie widernatürlich mit Getreide gefüttert werden, das der Weltbevölkerung für die Ernährung fehlt. Es sieht aber ganz anders aus, wenn die Tiere auf Weiden gehalten werden, wo sie sich - wie von der Natur vorgesehen - von Gräsern ernähren können. Außerdem düngen ihre Ausscheidungen so den Boden auf natürliche Art und Weise, reichern ihn mit Humus an, was wiederum Treibhausgase bindet. Das heißt, das Pervertierte entsteht eigentlich nur dadurch, dass man Tiere in Massen in Ställe stellt und mit Getreide füttert. Welt Online: Nun können wir aber nicht alle Rinder der Welt auf die Wiese stellen... Theresa Bäuerlein: Klar, das geht natürlich nicht. Aber für mich ist das kein Widerspruch. Fleisch darf nicht mehr als tägliches Nahrungsmittel gesehen werden, sondern als Luxus, den man - so wie früher auch - an Sonnund Feiertagen auftischt. Welt Online: Viele müssten Verzicht üben. Und gleichzeitig mehr Geld ausgeben. Also ein Luxus für Besserverdienende? Theresa Bäuerlein: Nein. Die Preise, die wir momentan für Fleisch, aber auch viele andere Massenprodukte haben, führen dazu, dass die Nachfrage so groß ist, weil alle es sich täglich und das sogar mehrmals leisten können. Das war früher auch anders. Wer weniger Fleisch isst, kann sich durch das Gesparte besseres Fleisch leisten. Welt Online: Da haben es Vegetarier also leichter - und billiger? Theresa Bäuerlein: Was Vegetarier, Fleischesser und wir alle eigentlich gemeinsam haben, ist, dass wir alle gar nicht so genau wissen wollen, wo unser Essen herkommt. Es ist ja so leicht zu glauben, dass man mit einer vegetarischen Ernährung alles richtig macht. Dabei gilt auch hier: Wer zum Beispiel eiweißhaltige Sojaproteine konsumiert, die als Fleischersatz verkauft werden, ohne darauf zu achten, woher sie stammen und wie sie hergestellt wurden, also ob nachhaltig oder nicht, richtet ebenfalls viel Schaden an. Welt Online: Allerdings haben Produzenten von Bio-Produkten ja schon jetzt in Phasen großer Nachfrage - zuletzt im Skandal mit Dioxin-Eiern Lieferschwierigkeiten. Theresa Bäuerlein: Das stimmt. Im Moment kann diese Nachfrage nicht gedeckt werden. Aber das heißt ja nicht, dass das in Zukunft der Fall sein muss. Außerdem ist sehr interessant daran, dass wir alle offenbar davon ausgehen, dass die Welt mit industriell hergestellten Lebensmitteln ernährt werden kann. Aber dem ist nicht so. Es gibt ja trotzdem so viele hungernde Menschen, was vor allem an der ungerechten Verteilung von Lebensmitteln, der Armut, aber eben auch der Billigimporte von Überproduktionen aus Industrieländern in Entwicklungsländer liegt, die dadurch heimische Märkte zerstören. Außerdem sind unsere hohen Erträge nur mit einem immensen Energieaufwand für Kunstdünger möglich, der wiederum die Böden auslaugt. Selbst die UN-Ernährungsorganisation FAO hat in ihrem Weltagrarbericht geschrieben, dass wir gar keine andere Option haben, als auf nachhaltige Produktion umzustellen. Welt Online: Aber ist das nicht trotzdem unrealistisch? Nachhaltiger Anbau heißt ja auch, deutlich kleinere landwirtschaftliche Betriebe. Um mit diesen den Bedarf zu decken, müsste es entsprechend mehr Betriebe geben. So viele Landwirte haben wir ja gar nicht mehr. Theresa Bäuerlein: Stimmt, im Moment ist das alles noch schwierig. Aber es gibt interessante Modelle wie sogenannte vertikale Farmen, die auf Ebenen, die übereinander liegen, wirtschaften, um Flächen zu schonen. Und natürlich wird es auch viele Schwierigkeiten geben. Allerdings heißt das nicht, dass es nicht geht oder dass das System, wie es jetzt ist, tragbar ist. Welt Online: Was sollte jeder Einzelne Ihrer Meinung nach tun? Theresa Bäuerlein: Ich zitiere da gern den Kolumnisten Marc Bittman von der "New York Times", der den Begriff erfunden hat: "less-meatarian": Also einfach weniger von dem essen, was problematisch ist, wie Fleisch oder überhaupt tierische Produkte. Und ideal wäre dann, noch mehr zu nachhaltig produzierten Produkten zu greifen. Und vor allem nicht mit der Haltung darangehen, dass es etwas Perfektes gibt. Auch nicht alle Bioprodukte sind unproblematisch. Welt Online: Was unterscheidet Ihre Position eigentlich von der Jonathan Safran Foers, der ein gefeiertes Buch über die Probleme der Massentierhaltung geschrieben hat? Theresa Bäuerlein: Ich schätze sein Buch sehr. Dummerweise wurde immer behauptet, dass er ein Manifest für den Vegetarismus geschrieben habe. Das stimmt aber nicht, und er schreibt das auch selbst so in seinem Buch. Ich glaube, wir liegen sogar auf einer Linie. Er zieht halt für sich den Schluss daraus, dass er Vegetarier sein will. Ich dagegen will weiter Fleisch essen - und weiß, dass das moralisch wie umweltpolitisch vertretbar ist. Welt Online: Nun ist Foer eigentlich ein Gegenbeispiel. Aber täuscht der Eindruck, dass Frauen häufiger Vegetarier sind? Theresa Bäuerlein: Ja, das sehe ich auch so. Es hat vermutlich etwas mit den Rollenbildern zu tun. Irgendwie scheint es für Männer etwas Männliches zu haben, wenn sie ab und an in ein Steak beißen. Es scheint so, als definierten sie sich darüber. Es gibt ja auch das Magazin "Beef", das genau mit diesem Bild arbeitet: Ein echter Mann braucht ein echtes Stück Fleisch. Ich denke, das ist Quatsch. Welt Online: Und Frauen? Theresa Bäuerlein: Die werden schon früh sozialisiert, fürsorglich zu sein und sich Gedanken zu machen um das Wohlergehen der Mitlebewesen. Wenn Männer dann allerdings Vegetarier werden, ist es bei ihnen oft gleich eine Mission. Frauen dagegen machen es einfach. Aber das ist nur meine persönliche Beobachtung. Theresa Bäuerlein: Fleisch essen, Tiere lieben. Ludwig Verlag, München. 160 S., 12,99 Euro ----------------------------------------------------------------------LINKS [Red.] Buchinformation des Verlages: http://www.randomhouse.de/book/edition.jsp?edi=368321 Leseprobe und Leserdiskussion: http://www.zeit.de/lebensart/essen-trinken/2011-04/vorab-baeuerlein-tiere-es sen-buch AGRARHEUTE Geflügel | 11.05.2011 Russland: Geflügelproduktion soll um elf Prozent steigen Moskau - Der Verband der russischen Geflügelfleischproduzenten (Rosptizeprom) rechnet für das laufende Jahr mit einer weiteren starken Zunahme der Geflügelerzeugung. Die Produktion werde im Vergleich zu 2010 voraussichtlich um 320.000 Tonnen oder elf Prozent auf 3,15 Millionen Tonnen steigen, erklärte Rosptizeprom-Generaldirektorin Galina Bobyljeva auf einer Verbandstagung. Allerdings werde auch dieses Aufkommen nicht reichen, um den Bedarf des Binnenmarktes zu decken, der wie im vergangenen Jahr bei etwa 3,5 Millionen Tonnen liegen dürfte, führte Bobyljeva aus. Agrarpolitiker: Russland steuert auf Überproduktionskrise zu Die diesjährigen Geflügelfleischimporte Russlands werden vom Verband auf 390.000 Tonnen geschätzt, was eine Abnahme um fast 300.000 Tonnen oder 43 Prozent bedeuten würde. Dabei orientiert sich Rosptizeprom an den zollfreien Importkontingenten: Bekanntlich hat die Moskauer Regierung das Einfuhrkontingent zu ermäßigten Zollsätzen kräftig gekürzt, und zwar von zuvor 78.000 Tonnen auf nur noch 350.000 Tonnen. Des Weiteren darf Weißrussland 40.000 Tonnen im Rahmen des Außenhandelsabkommens der Dreier-Zollunion von Russland, Kasachstan, Belorussland zollfrei nach Russland liefern. Agrarpolitiker in Moskau sehen Russland mittlerweile sogar auf dem Weg zu einem Angebotsüberhang an Geflügelfleisch. Russland müsse Exportmärkte für sein Geflügelfleisch suchen; ansonsten drohe der Branche bald eine "Überproduktionskrise", zitierte die Moskauer Nachrichtenagentur RiaNovosti den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Agrar- und Nahrungsgüterpolitik des Föderationsrates, Sergej Lissowskij. Als möglicher Abnehmer käme Kasachstan in Frage, dass einen Importbedarf von jährlich 105.000 Tonnen Geflügelfleisch habe. AgE Heute im Bundestag 190 2. Keine Klontiere in der Lebensmittelproduktion: SPD-Antrag abgelehnt Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Berlin: (hib/EIS) Die CDU/CSU und FDP lehnen ein generelles Verbot ab, Erzeugnisse geklonter Tiere und ihren Nachfahren aus der Lebensmittelproduktion auszuschließen. Ein entsprechender Antrag (17/5485) der SPD-Fraktion wurde am Mittwoch im Ausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen zurückgewiesen. Die SPD hatte im Vorfeld der Abstimmung erklärt, auf breite Zustimmung zu bauen: ”Denn niemand will Fleisch von Klontieren und deren Nachkommen essen.“ Ziel der Fraktion sei es, ein Verbot oder zumindest eine klare Kennzeichnung für derart produzierte Lebensmittel durchzusetzen. Die Bundesregierung soll sich dafür auch auf EU-Ebene einsetzen, weil in Brüssel bisher keine befriedigenden Ergebnisse erzielt worden seien. Ein Vertreter der Bundesregierung erklärte, dass die EU-Kommission 2013 eine Regelung vorlegen wolle, nachdem ein Vorschlag im März 2011 gescheitert war: ” In den Verhandlungen spielen auch Fragen des Tierschutzes und der Ethik eine Rolle.“ Die Grünen-Fraktion unterstützte den SPD-Antrag, weil ”geklonte Tiere früher verenden und Missbildungen auftreten“. Die Fraktion forderte, ein nationales Klonverbot nach dänischem Vorbild durchzusetzen. Die Linksfraktion argumentierte, dass seit vielen Jahren versucht werde, die genetische Vielfalt in der Umwelt zu erhalten. ”Nun lassen wir in der Landwirtschaft eine genetische Verengung zu“, kritisierten sie. ”Das ist strategisch verkehrt.“ Zwar befürworte die CDU/CSU das Klonen aus ethischen Gründen nicht, hieß es aus der Fraktion, ”aber der SPD-Antrag ist unnötig“. Zum einen würde die Regierung bereits handeln, und zum anderen sei Klonen zu teuer: ”Es spielt in der Lebensmittelindustrie keine Rolle.“ Die CDU/CSU argumentierte außerdem, dass das Szenario abwegig sei, in Zukunft die gesamte Bevölkerung mit Klonfleisch ernähren zu wollen. Die FDP-Fraktion begründete ihre Ablehnung ebenfalls mit fehlendem Handlungsbedarf: ”Ein EU-Rechtsakt wird ausgearbeitet.“ Die Liberalen kritisierten den SPD-Vorstoß als ”armselig“, denn das Klonen würde in dem vorgelegten Antrag allein auf die Lebensmittelproduktion reduziert. ”Doch Klonen stellt keine Bedrohung der genetischen Vielfalt dar“, hielt die FDP der Opposition entgegen. ”Sondern kann sie erhalten.“ Weiter wäre ein generelles Verbot nicht vereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation: ”Es wäre seltsam, wenn Deutschland keine Rücksicht auf Handelsbedingungen nimmt, obwohl hier so viele Arbeitsplätze auf Export setzen.“ Ein Vertreter der Regierung räumte auf Nachfrage ein, dass es bisher keine Kennzeichnungspflicht importierter Samen von geklonten Tieren gebe. ”Aber die EU will eine Kennzeichnungspflicht“, sagte er mit Blick auf die geplante Regelung für 2013. TAZ 11.05.2011 UN-Bericht zu Lebensmittelverschwendung 1,3 Milliarden Tonnen in den Müll Ein Drittel aller Lebensmittel weltweit wird weggeworfen. Die Reichen verschwenden, bei den Armen verdirbt es. Dabei fliegt besonders viel Obst und Gemüse in den Müll. VON JOST MAURIN BERLIN taz | Rund ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel landet auf dem Müll oder geht etwa beim Transport verloren: jährlich 1,3 Milliarden Tonnen. Das geht aus der ersten globalen Studie zum Thema hervor, die die UN-Ernährungsorganisation FAO am Mittwoch vorgestellt hat. Gleichzeitig hungern etwa eine Milliarde Menschen, und die Herstellung von Lebensmitteln verschlingt viele Ressourcen und setzt große Mengen Treibhausgase frei. Mehr als die Hälfte der globalen Getreideernte landet nicht auf dem Teller, sondern im Abfall, schreiben die Autoren vom Schwedischen Institut für Lebensmittel und Biotechnologie. Die Müllmengen sind in den Industrieländern - also auch in Deutschland - besonders hoch. Europäer und Nordamerikaner werfen demnach im Schnitt jedes Jahr 95 bis 115 Kilogramm pro Kopf weg. Die Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südsowie Südostasien kämen nur auf 6 bis 11 Kilogramm. So erklärt sich, dass die Verbraucher in reichen Ländern laut Untersuchung fast so viele Lebensmittel ungenutzt "entsorgen", wie südlich der Sahara überhaupt produziert werden: 222 Millionen Tonnen. Besonders hoch sei die Wegwerfquote bei Obst und Gemüse. Entwicklungsländer verschwenden genauso viel Allerdings verschwenden und verlieren die Entwicklungsländer laut FAO ungefähr genauso viel Lebensmittel wie die Industriestaaten, nämlich 630 Millionen Tonnen. Das aber liege weniger an der Wegwerfmentalität, als vielmehr an fehlender Kühlung und schlechter Lagerung: Die Bauern in den armen Staaten arbeiten oft mit Erntemaschinen, die zu viel Früchte auf dem Feld lassen. Die Laderäume vieler Lastwagen sind undicht. Und zahlreiche Lager sind schlecht gegen Schädlinge gesichert. Die Autoren der Studie empfehlen deshalb unter anderem, mehr in die Infrastruktur von Entwicklungsländern zu investieren. In reicheren Staaten sehen die Wissenschaftler die größten Probleme bei Verbrauchern und Einzelhandel. "Große Mengen Nahrungsmittel werden verschwendet wegen Qualitätsstandards, die Aussehen überbetonen", schreiben die Forscher. Damit meinen sie: Viele deutsche Supermarktketten beispielsweise werfen Kohlrabi schon dann weg, wenn die Blätter etwas welk sind. Dabei zeigten Umfragen, dass die Konsumenten auch dieses Gemüse kaufen würden, solange es gesund und schmackhaft ist. Mehr zum Thema Spekulation auf Nahrungsmittel Mit dem Zucker spielt man nicht Lebensmittelpreise auf Rekordniveau Milchpreis steigt Agrarwende-Demo in Berlin 20.000 gegen die Agrarindustrie Steigende Lebensmittelpreise Spekulanten droht eine Diät per Gesetz Zudem rät die Untersuchung, die Einstellung der Konsumenten zu Lebensmitteln etwa durch Aufklärung und politische Initiativen zu ändern. "Verbrauchern in reichen Ländern sollte beibebracht werden, dass es inakzeptabel ist, ohne Not Essen wegzuwerfen." Bisher planten viele Menschen ihre Einkäufe nicht richtig: Sie würden deshalb Lebensmittel vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums wegwerfen. Die Forscher kritisieren auch Buffetangebote zum Pauschalpreis in Restaurants. Diese würden die Gäste dazu animieren, mehr als nötig auf die Teller zu laden. Biomasse | 13.05.2011 EEG-Reform: Maisquote von 60 Prozent? Berlin - Streit um die Reform des EEG: Laut Eckpunkten des Entwurfes soll der Einsatz von Getreidekorn und Mais auf einen energetischen Anteil von 60 Prozent beschränkt werden. Dagegen streubt sich das DMK. Mit den nun bekannt gewordenen Entwürfen nimmt die Reform des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) Konturen an. Zu den Eckpunkten der Novellierung soll neben anderen Maßnahmen die Beschränkung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf einen energetischen Anteil von 60 Prozent gehören. Das bedeutet, Boni für Strom aus Biomasse könnten künftig nur noch gezahlt werden, wenn ein bestimmter Maisanteil nicht überschritten wird. Konkret heißt es in dem Entwurf: "Zugleich werden effektive Maßnahmen ergriffen, um dem zunehmenden Maisanbau sowie anderen Nutzungskonkurrenzen (z.B. bei Altholz) entgegenzuwirken und den Belangen des Naturschutzes Rechnung zu tragen." Und weiter: "Für Strom aus Biogas Begrenzung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf 60 % (energetisch)." DMK: Mais-Begrenzung verursacht überproportionalen Flächenbedarf Wie das Deutsche Maiskomitee (DMK) in einer ersten Stellungnahme betont, bedeutet die Begrenzung der Kultur Mais einen überproportional wachsenden Bedarf an zusätzlicher Fläche für den Betrieb einer Biogasanlage. Auf den Einsatz von Biomasse bezogen, führe eine derartige Maßnahme de facto zu einer Deckelung des Substratanteils von Mais und Getreidekorn weit unterhalb der genannten 60 Prozent. Vorwürfen, der zunehmende Maisanbau würde die Umwelt beeinträchtigen, widerspricht das DMK: "Die Entwicklung wissenschaftlich basierter Konzepte zur 'guten fachlichen Praxis' hat in den letzten 20 Jahren zu umfangreichen Lösungen hin zu einem umweltverträglichen Maisanbau geführt." Was sicher gestellt werden müsse, sei die flächendeckende Umsetzung dieser Konzepte. Umweltministerium bemängelt ökologische Fehlanreize In den Handlungsempfehlungen zum Erfahrungsbericht des EEG-Erfahrungsberichtes stellt das Umweltministerium (wie berichtet) die Bedeutung der Biomasse als einen der wichtigsten Faktoren zur Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien heraus. Kritisiert wird jedoch eine "intransparente Förderstruktur", die zu ökologischen Fehlanreizen führe. Empfehlung im Bereich Biomasse im Überblick Drastisch vereinfachtes Vergütungssystem mit 4 leistungsbezogenen Anlagenkategorien (Grundvergütung zwischen 6 und 14,3 ct/ kWh) und 2 Rohstoffvergütungsklassen (Rohstoffvergütungsklasse I mit 6 ct/kWh und Rohstoffvergütungsklasse II mit 8 ct/kWh). Gesonderte Vergütung für Bioabfallvergärungsanlagen zur Mobilisierung von Abfall- und Reststoffen Gestaffelte Zusatzvergütung (1 bis 2 ct) für die Biomethaneinspeisung Für Altanlagen Halbierung des Güllebonus, wenn diese bereits vor 2009 in Betrieb gingen und den Güllebonus mit dem EEG 2009 erst nachträglich bekamen. Im Schnitt Absenkung des Vergütungsniveaus um 10 bis 15 %, insbesondere bei Kleinanlagen; so sinkt die Vergütung für eine typische 150 kW-Anlage von bisher rund 26 ct/kWh auf künftig 20 bis 22 ct/kWh. Erhöhung der Degression von 1 auf 2 % auf die rohstoffunabhängige Vergütung, das heißt die Rohstoffvergütung unterliegt künftig nicht mehr der Degression, da Rohstoffpreise auf dem Weltmarkt bestimmt werden und somit kein Kostensenkungspotenzial haben. Für Strom aus Biogas Begrenzung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf 60 % (energetisch); Streichung der Vergütung für die Altholzverbrennung. Einführung einer anteiligen Vergütung (d.h. beide Rohstoffklassen können gemischt werden). Dies vereinfacht den Einsatz von ökologisch vorteilhaften Einsatzstoffen, z.B. Landschaftspflegematerial. Einführung von Mindestanforderungen (z.B. 60 % Wärmenutzung). Für Neuanlagen Streichung der Förderung von Strom aus flüssiger Biomasse. Einführung einer Kapazitäts-Prämie, um Strom aus Biogas-Anlagen marktorientiert erzeugen zu können (s.o.). Erweiterung der Verordnungsmöglichkeiten für weitergehende Nachhaltigkeitsanforderungen, insbesondere auch für feste und gasförmige Biomasse. Politik national | 12.05.2011 Agrarbericht: Viel Kritik, wenig Lob Berlin - Gestern hat Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner den Agrarbericht 2011 präsentiert. Hier lesen Sie Meinungen im Überblick. Vorab: Breite Zustimmung sieht anders aus. DBV: Stärken und Schwächen im Agrarbericht Positiv bewertet der Bauernverband, dass der Agrarbericht die Bedeutung der Landwirtschaft für die gesamte Wirtschaft zeigt. Auch dass die Regierung die zunehmende Bedeutung der betrieblichen Risikoabsicherung anerkennt wird vom Bauernverband begrüßt. Schließlich hätten in Folge der Reformen der EU-Agrarpolitik die Preisschwankunge auf den Agrarmärkten deutlich zugenommen. Negativ bewertet der Verband jedoch, dass die Einführung von Instrumenten wie einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage nicht erwähnt wird. Die Ankündigung der Bundesregierung, die Ferkelkastration auf EU-Ebene im Rahmen einer "europäischen Partnerschaft" zu unterstützen, wertet der DBV als "Schritt in die richtige Richtung". Kritik gibt es jedoch für den angekündigten Ausstieg aus der Kleingruppenhaltung. Dies sei nicht der richtige Weg. Hinsichtlich der Bioenergie fordert der Bauernverband die Bundesregierung zu einem verantwortungsvollen Ausbau ohne Beeinträchtigung der Nahrungsmittelproduktion auf. "Das EEG darf sich nicht aus der Landwirtschaft verabschieden", fordert der DBV. Was den nach wie vor starken Flächenverbrauch angeht, verlangt der DBV von der Bundesregierung ein schlüssiges Reduzierungskonzept. Da 650.000 Haushalte in ländlichen Gebieten immer noch keinen Anschluss ans Breitbandnetz haben, mahnt der DBV im Zuge der aktuellen Novelle des Telekommunikationsgesetzes einen deutlich ambitionierten Breitbandausbau an. BDM: Situation einseitig beleuchtet Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) stellt die Bundesregierung die wirtschaftliche Entwicklung der Landwirtschaft mit dem Tenor "Deutschlands Bauern können aufatmen" in ein zu positives Licht. "Alleine die Tatsache, dass die Direktzahlungen 52 Prozent des durchschnittlichen bäuerlichen Einkommens ausmachen, belegt jedoch die durch die Agrarpolitik gesteuerte Fehlentwicklung", stellt BDMVorsitzender Romuald Schaber fest. Dieser Anteil ist in 2010 durch die Erholung der Preise für landwirtschaftliche Produkte zwar etwas rückläufig, zeigt jedoch nach wie vor die Abhängigkeit der Bauern von der Lage der öffentlichen Haushalte, so Schaber weiter. Die Bundesregierung wäre zudem gut beraten, sich nicht nur im Blickwinkel der gestiegenen Erzeugerpreise zu sonnen, sondern auch die Kostenentwicklung mit zu betrachten. Angesichts exorbitant steigender Produktionskosten sei die Preisanhebungen für die Trinkmilchkontrakte mit vier Cent/Liter doch eher moderat ausgefallen. Kein Ruhmesblatt für die Politik sei auch der weiterhin fortschreitende Abbau von Arbeitsplätzen. Auf 300.700 landwirtschaftlichen Betrieben arbeiten noch 1,1 Millionen Menschen, das bedeutet einen Abbau von jeweils im Schnitt 2,2 Prozent pro Jahr. Mit einem Bruttodurchschnittseinkommen von 2050 Euro brutto im Monat müssen nicht nur der Lebensunterhalt und die Altersvorsorge bestritten werden, sondern auch die Tilgungen und Rücklagen für betriebliche Investitionen, die schnell in die Tausende gehen. Auch dies zeige deutlich, wie groß der Handlungsbedarf für die Agrarpolitik ist. Bündnis 90/Die Grünen: Falsche Agrarpolitik schöngeredet "Der Agrarbericht ist Ausdruck der falschen und ziellosen Agrarpolitik der Bundesregierung und strotzt vor Widersprüchen: Die Zustimmung zur Analyse von Agrarkommissar Ciolos, dass in der Landwirtschaft mehr für den Klima-, Umwelt- und Artenschutz getan werden muss, steht im krassen Widerspruch zu der totalen Verweigerungshaltung der Bundesregierung bei den Verhandlungen der von Ciolos vorgeschlagenen Reform der EUAgrarpolitik", kritisiert Friedrich Ostendorff, Sprecher für Agrarpolitik. Das Eingeständnis, dass die Landwirtschaft weltweit mit 18 Prozent und in Deutschland mit 13 Prozent zum Klimawandel beiträgt, sei richtig. "Es widerspricht aber der bisher von Aigners Parlamentarischem Staatssekretär vertretenen Haltung, es seien weltweit allenfalls sieben Prozent und in Deutschland höchstens elf Prozent", so Ostendorff. Die Bundesregierung bestätigt den besonderen Beitrag des Ökologischen Landbaus zum Ressourcenschutz. "Verschwiegen wird, dass Schwarz-Gelb das Bundesprogramm Ökologischer Landbau faktisch abgeschafft hat und nichts unternimmt, um die stark ansteigende Nachfrage nach Bioprodukten durch heimisches Angebot zu befriedigen." "Die aggressive Exportstrategie der Bundesregierung wird verteidigt, obwohl diese die negative Klimabilanz der Landwirtschaft und die Massentierhaltung in Deutschland weiter verschärft. Tierschutzmaßnahmen wie das Verbot von Neuzulassungen von Käfigen für Legehennen oder der betäubungslosen Ferkelkastration werden erneut angekündigt, während die Koalition im Bundestag alles tut, um diese zu verhindern", schreibt der Agrarpolitiker in einer Stellungnahme. SPD: Bericht offenbart Schwächen Agrarpolitischer Bericht der Bundesregierung 2011 offenbart Schwächen Wilhelm Priesmeier fordert eine klare politische Linie Berlin, 11.05.2011: Die SPD fordert von Ministerin Aigner "endlich eine klare Linie in der Agrarpolitik". "Forderungen nach höheren Tierschutzstandards, die Auswirkungen des Klimawandels und eine exzessive Spekulation mit agrarischen Rohstoffen sind reale Herausforderungen für die Unternehmen der Land- und Ernährungswirtschaft. Diese Themen sollten endlich auf die politische Agenda des Ministeriums gesetzt werden, statt sie weiterhin in theorielastigen Workshops zu diskutieren", kritisiert der agrarpolitische Sprecher der SPD, Wilhelm Priesmeier in seinem Statement zum Agrarbericht. Priesmeier fordert Mindestlöhne für die in der Forst- und Landwirtschaft Beschäftigten. Außerdem sollten Wertschöpfungsketten und die Lebensqualität im ländlichen Raum gestärkt werden. "Die Auswirkungen des Klimawandels und die Forderung nach mehr Ressourceneffizienz erfordern Antworten auch von der deutschen Landwirtschaft. Deshalb fordern wir, stärkere politische und finanzielle Anreize zur Bewältigung der Herausforderungen zu setzen", so Priesmeier weiter. Die Linke: Agrarpolitik muss mehr sein als Wirtschaftspolitik für Agrarunternehmen "Frau Aigners Ausrichtung der Agrarpolitik auf die Förderung der unternehmerischen Landwirtschaft wird den Problemen im Agrarsektor nicht gerecht", sagt Alexander Süßmair, Sprecher für den ländlichen Raum der Partei Die Linke. Während der fünf Berichtsjahre sei es nicht einmal gelungen, den Landwirten ein Einkommen zu ermöglichen, das annähernd mit dem deutschen Durchschnitt mithalten kann. Zudem habe sich bis heute nichts getan in Sachen Mindestlohn für die in der Landwirtschaft Beschäftigten und für die vielen Saisonarbeitskräfte. Gerade diese Entwicklung schwäche die ländlichen Räume drastisch und verschlechtere deren Situation und Perspektiven. "Leider wird auch deutlich, dass der Agrarbericht der Bundesregierung immer mehr an Aussagekraft verliert", kritisiert Süßmair. Der Wachstumsbereich der Bioenergie werde heute schon weitgehend aus der Berichterstattung ausgeklammert, "weil viele Betriebe diesen Sektor als eigenes Gewerbe betreiben und zum Beispiel die Stromerzeugung über Biogas gar keine landwirtschaftliche Tätigkeit mehr bedeutet und nicht im Bericht erfasst wird." Süßmair vermisst eine Aussage zur sozialen Lage der Rentner. Im Blick auf die im Durchschnitt zu niedrigen Einkommen in den Betrieben, baue sich für viele ein Risiko in der Alterssicherung auf, da in vielen Betrieben, insbesondere Familienbetrieben, die Reserven für eine angemessene private Altersvorsorge nicht erwirtschaftet werden können. Süßmairs Fazit: "Die anzugehenden Aufgaben in der Agrarpolitik sind vielfältig, sie dürfen sich nicht mit der Fokussierung auf das Unternehmertum und den Export reduzieren." Aigner: Erzeugerpreise steigen - Produktionskosten auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hatten den Bericht am gestrigen Mittwoch dem Kabinett vorgelegt. Die Ministerin warnte vor überhöhten Erwartungen. Zwar gebe es bei vielen Erzeugerpreisen "einen stabilen Trend nach oben", andererseits seien "an den Agrarmärkten starke Preisschwankungen zu verzeichnen". Es sei zudem damit zu rechnen, dass die Produktionskosten aufgrund der höheren Futtermittelkosten und des hohen Ölpreises stiegen. pd/dpa [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Rind » Milchproduktion » Fonterra-Brasilien ] Freitag, 13.05.2011 Milchproduktion | 13.05.2011 Fonterra baut Musterfarm in Brasilien Auckland - Die neuseeländische Molkerei Fonterra will in Brasilien einen Modellbetrieb für Milchviehhaltung aufbauen. Ziel ist die eigene Rohstoffversorgung des Unternehmens Dairy Partners Americas. Das Unternehmen bestätigte, kurz vor dem Abschluss eines entsprechenden Landkaufs zu stehen. Fonterra will ein Netz von Pilotfarmen in den Wachstumsregionen von Asien und Lateinamerika knüpfen. In China entwickeln die Neuseeländer zurzeit ihren zweiten Modellbetrieb. Für einen weiteren Betrieb in Indien wird derzeit eine Machbarkeitsstudie erstellt. Grünlandbasierte Farm mit 3.300 Milchkühen In Brasilien will Fonterra eine Farm von 850 Hektar im Bundesstaat Goiás kaufen. Spätestens bis Ende 2014 sollen dort 3.300 Kühe qualitativ hochwertige Milch produzieren. Die grünlandbasierte Farm soll der erste Schritt zum Aufbau einer eigenen Rohstoffversorgung für das Unternehmen Dairy Partners Americas (DPA) sein, einem Joint Venture von Fonterra und Nestlé. Die Neuseeländer erwarten einen starken Anstieg der Nachfrage nach Molkereiprodukten in Brasilien, der mit 200 Millionen Verbrauchern größten Volkswirtschaft in Südamerika. Wenn der Pilotbetrieb erfolgreich arbeitet, sollen weitere Musterfarmen aufgebaut werden. aiz [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Schwein » Mast » Abrechnungsmasken ] Freitag, 13.05.2011 Mast | 11.05.2011 ISN fordert faire Abrechnungsmasken Damme - Im Laufe des Jahres stehen aufgrund der neuen Klassifizierungsformeln erneut Maskenänderungen an. Schlachtunternehmen halten sich bislang noch bedeckt. Entgegen vereinzelter Ankündigungen haben sich die Schlachtunternehmen in Bezug auf die Veröffentlichung der neuen Masken bislang bedeckt gehalten. Aktuell werden anscheinend noch immer die neuen Klassifizierungsformeln von Schlachtunternehmen analysiert und intern neue Maskenvorschläge geprüft. Die ISN – Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V. fordert die Schlachtunternehmen auf, die neuen Abrechnungsmasken frühzeitig mit der ISN zu diskutieren. Die ISN hat hierzu die aktuellen Masken analysiert. Heraus gekommen ist ein ganzer Katalog mit Änderungsforderungen. Maske muss machbar sein Zentrale Forderung ist die Machbarkeit der Maske. Aktuell liegt der Anteil der so genannten Normschweine, bei Anwendung der seit Herbst gängigen Einheitsmaske, nach verschiedenen Angaben der Erzeuger bei oftmals lediglich fünf Prozent. In der Spitze erreichen einige Betriebe 15 bis 20 Prozent. "Aus ISN-Sicht ist das viel zu wenig. Die Bewertungskriterien der Abrechnungsmaske müssen so gestaltet sein, dass sie auch erreichbar sind." sagt Dr. Torsten Staack, Geschäftsführer der ISN. "Wer nach guter fachlicher Praxis produziert, muss einen Großteil seiner schlachtreifen Schweine im Normbereich platzieren können. Nur das ist gerecht", so Staack weiter, "Das Fortführen der gegenwärtigen reinen Abzugsmaske lehnt die ISN strikt ab." Kein doppeltes Abstrafen beim Bauch Insbesondere die derzeitige Abstrafung der Bäuche, die in keinem Verhältnis zum tätsächlichen Handelswert steht, ist der ISN ein Dorn im Auge. Gerade beim Bauch hat der Mäster relativ geringe Steuerungsmöglichkeiten. Darüber hinaus ist die Schätzgenauigkeit beim Bauch systembedingt nur sehr gering und es gibt große Abweichungen. Im Gegenzug wird der Bauch in Zusammenhang mit dem Bauchgewicht und dem Magerfleischanteil des Bauches aber doppelt abgestraft. Die gewünschten schweren Tiere müssen nämlich auch einen hohen Magerfleischanteil halten. Bei aktuellem Preisniveau von 1,62 Euro je Kilo Schlachtgewicht sieht das so aus: Wird die geforderte untere Gewichtsgrenze beim Bauch von 14 Kilo nur minimal um beispielsweise 100 Gramm unterschritten, wird das Bauchgewicht sofort mit der Systemgrenze von 0,7 Punkten je Kilo belegt. Das bedeutet: ist der Bauch auch nur marginal zu leicht, fällt sofort ein Mindererlös von 11,65 Euro ins Gewicht. Problem bleibt bei neuen Schätzformeln erhalten Erreicht der Erzeuger zwar das geforderte Bauchmindestgewicht, steht die nächste Hürde an: der Bauch-Magerfleischanteil. Ist dieser nur zwischen 47 und 53 Prozent, beträgt die maximale Punktzahl 0,9 Indexpunkte je Kilo und der Mindererlös liegt bei 6,85 Euro. Die beste Bewertung erhält der Bauch erst bei 53 Prozent MFA. Die doppelte Abstrafung des Bauchs erfolgt überproportional zum tatsächlichen Handelswert des Bauches. Bauchfleisch hat am Großmarkt im Jahresdurchschnitt zwar einen etwa halb so hohen Handelswert wie Schinken, in der Grillsaison erhöht sich jedoch der Reibach, wie es aktuell der Fall ist Auch nach den neuen Schätzformeln bleibt das Problem erhalten: Nach Berechnungen von Dr. Wolfgang Branscheid (Max Rubner-Institut) wird das Bauchgewicht weiterhin mit den größten Verzerrungen zum Referenzwert geschätzt. Sie erreichen nach Angaben von Branscheid bis zu sechs Prozent des Teilstückgewichts. Weniger problematisch ist die Schätzung des Muskelfleischanteils des Bauches nach den neuen Schätzformeln. Isn [ » ah nachrichten für die Landwirschaft » Geflügel » Produktion-Russland ] Freitag, 13.05.2011 Geflügel | 11.05.2011 Russland: Geflügelproduktion soll um elf Prozent steigen Moskau - Der Verband der russischen Geflügelfleischproduzenten (Rosptizeprom) rechnet für das laufende Jahr mit einer weiteren starken Zunahme der Geflügelerzeugung. Die Produktion werde im Vergleich zu 2010 voraussichtlich um 320.000 Tonnen oder elf Prozent auf 3,15 Millionen Tonnen steigen, erklärte Rosptizeprom-Generaldirektorin Galina Bobyljeva auf einer Verbandstagung. Allerdings werde auch dieses Aufkommen nicht reichen, um den Bedarf des Binnenmarktes zu decken, der wie im vergangenen Jahr bei etwa 3,5 Millionen Tonnen liegen dürfte, führte Bobyljeva aus. Agrarpolitiker: Russland steuert auf Überproduktionskrise zu Die diesjährigen Geflügelfleischimporte Russlands werden vom Verband auf 390.000 Tonnen geschätzt, was eine Abnahme um fast 300.000 Tonnen oder 43 Prozent bedeuten würde. Dabei orientiert sich Rosptizeprom an den zollfreien Importkontingenten: Bekanntlich hat die Moskauer Regierung das Einfuhrkontingent zu ermäßigten Zollsätzen kräftig gekürzt, und zwar von zuvor 78.000 Tonnen auf nur noch 350.000 Tonnen. Des Weiteren darf Weißrussland 40.000 Tonnen im Rahmen des Außenhandelsabkommens der Dreier-Zollunion von Russland, Kasachstan, Belorussland zollfrei nach Russland liefern. Agrarpolitiker in Moskau sehen Russland mittlerweile sogar auf dem Weg zu einem Angebotsüberhang an Geflügelfleisch. Russland müsse Exportmärkte für sein Geflügelfleisch suchen; ansonsten drohe der Branche bald eine "Überproduktionskrise", zitierte die Moskauer Nachrichtenagentur RiaNovosti den stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses für Agrar- und Nahrungsgüterpolitik des Föderationsrates, Sergej Lissowskij. Als möglicher Abnehmer käme Kasachstan in Frage, dass einen Importbedarf von jährlich 105.000 Tonnen Geflügelfleisch habe. AgE TOP AGRAR Kappung bringt rechtliche Probleme [13.05.2011] Die von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos ins Auge gefasste Kappung der Direktzahlungen für Großbetriebe ist rechtlich bedenklich, wenn sie von der Zahl der beschäftigten Arbeitsplätze abhängig gemacht wird. Diese Einschätzung vertrat Prof. Dr. Ines Härtel von der Ruhr-Universität Bochum gestern beim Symposium der Edmund-Rehwinkel-Stiftung in Berlin. Die Ungleichbehandlung von Betrieben müsse auf einem sachlichen Grund beruhen. Ob die von der Kommission angeführten Verteilungsaspekte dafür hinreichend sind, ist aus Sicht der Wissenschaftlerin zumindest zweifelhaft. Nach der Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion sei jeder Hektar förderrechtlich gleich. Dieses Prinzip würde mit einer Obergrenze ausgehebelt, so Härtel. Wenn die EU-Kommission einzelnen Mitgliedstaaten (u.a. Frankreich, Niederlande, Österreich, Italien und Spanien) weiterhin erlaube, die Direktzahlungen nach dem historischen Betriebsprämienmodell auszureichen, sei das juristisch fragwürdig. Das historische Prämiemodell sei 2003 eingeführt worden, um entkopplungsbedingte Verschiebungen bei den Direktzahlungen und damit Einkommenseinbrüche zu vermeiden. Dies sei auch aus Gründen des Vertrauensschutzes auch geboten gewesen. Dieser Vertrauensschutz ist aber nach Auffassung von Härtel nur für eine Übergangsphase zu rechtfertigen. Auf Dauer würde die Beibehaltung des historischen Modells in einigen Mitgliedstaaten aber zu einer Ungleichbehandlung gegenüber den Betrieben aus den Staaten führen, die die Direktzahlungen über regional einheitliche Flächenprämien gewähren. Vor diesem Hintergrund plädiert die Juristin dafür, die Direktzahlungen nach 2013 EU-weit als regional einheitliche Flächenprämien zu zahlen. (lsp) Bayern: Lehrstall für Öko-Schweinehaltung eröffnet [13.05.2011] Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner eröffnete vergangenen Sonntag einen neuen Lehr- und Versuchsstall für die ökologische Schweinehaltung im niederbayerischen Kringell. Der neue Stall beherbergt den Deck-, Warte- und Abferkelbereich für 49 Zuchtsauen und die angeschlossene Ferkelaufzucht bis 30 kg. Nach der Aufzuchtphase werden die Ferkel an Öko-Mäster verkauft. Eine Million Euro hat der Freistaat in die neue Versuchs- und Lehrwerkstätte investiert. Das Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Kringell ist seit 2001 auf den ökologischen Landbau spezialisiert. Von den praxisorientierten Versuchen, die in dem neuen Stall durchgeführt werden, erwartet sich der Minister wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der ökologischen Schweinehaltung. Zudem dient der Neubau als überbetriebliche Ausbildungsstätte. Darüber hinaus können sich interessierte Landwirte und Verbraucher über die tiergerechte Ferkelerzeugung in ökologisch wirtschaftenden Betrieben informieren. Die mehr als 6.300 bayerischen Biobetriebe machen rund 30 % aller deutschen Ökobauernhöfe aus. Insgesamt werden in Bayern fast 200.000 Hektar ökologisch bewirtschaftet. Diese Zahlen belegen dem Minister zufolge, dass der Freistaat zur Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus die richtigen Rahmenbedingungen bietet. Brunner: „Wir sind nicht nur bei der Förderung unserer Ökobauern bundesweit ganz vorne mit dabei, sondern setzen auch bei der Forschung, Beratung, Fortbildung, Vermarktung und Absatzförderung von Ökoprodukten Maßstäbe.“ Auch in Zukunft werde man bei der bedarfsgerechten Weiterentwicklung des ökologischen Landbaus vielfältige Unterstützung leisten. (rk) Megafarm in England geplant [13.05.2011] Grundriss der geplanten Großfarm in England Das Unternehmen Midland Pig Producers plant eine riesige Schweinefarm mit einer integrierten Biogasanlage in der englischen Grafschaft Derbyshire, ca. 95 km südöstlich von Manchester. Zurzeit wartet die Schweineindustrie des Vereinigten Königreichs gespannt darauf, ob der Antrag für die Megafarm genehmigt wird. Wie die ISN berichtet soll auf einer 30 Hektar großen Fläche neben dem Foston Gefängnis nahe Derby eine Großanlage mit 2.500 Sauen entstehen. In der betriebsinternen Biogasanlage werden Mist und Gase der Schweine sowie Lebensmittelabfälle verwertet, sodass die Anlage genug Wärme für den Betrieb und das benachbarte Gefängnis liefert. Außerdem wird ausreichend Elektrizität für die Versorgung erzeugt, dass der Überschuss dem Nationalen Stromnetz zugeführt werden kann. Den Midland Pig Producers zufolge soll sich die Stalleinrichtung von den konventionellen Systemen radikal unterscheiden. Sie glauben, dass ihr System das weltweit erste sein wird, das ohne Schwänze kupieren auskommt. Das sei ein hohes Anliegen der Tierschützer. Dennoch gibt es Gegenwind, denn die Soil Association und die World Society for the Protection of Animals haben in einem gemeinsamen Schreiben festgehalten, dass Hunderte von britischen Landwirten vom Markt verdrängt werden könnten, falls die Genehmigung erteilt werde. Nach Angaben der Regierung könnten bis zu 350 der kleinsten Bauern ihren gesamten Absatz verlieren, falls die Schweine der Megafarm auf den Markt kommen. Richard Lister, stellvertretender Vorsitzender der Produzenten der National Pig Association, bewertet das Projekt als eine Reihe von sehr innovativen Ideen. Dennoch hält er es für ungewöhnlich, dass jemand eine so bedeutende Investition in die britische Schweineindustrie in Anbetracht der momentanen Umstände anstrebe. Aber es wäre gut zu sehen, dass es voran gehe in der Schweinehaltung und es sei eine Schande, dass einige Leute automatisch dagegen seien. Biomilch boomt [13.05.2011] Allein im Januar und Februar 2011 wurde laut AMI auf der Basis von GfK-Zahlen gegenüber dem Vorjahr 14 % mehr Bio-Konsummilch abgesetzt. Die Molkereien nehmen erstmals seit langem wieder neue Lieferanten auf. Die Milchwerke Berchtesgadener Land haben zum Beispiel zum 1. April 17 Biolieferanten neu in die Genossenschaft aufgenommen. Und auch die Andechser Molkerei Scheitz hat zum 1. April 1,7 Mio. Liter Biomilch hinzu gewonnen. Das Preisniveau für Biomilch liegt zur Zeit zwischen 41 Ct und 48 Ct. Experten gehen davon aus, dass die Biopreise weiter steigen. Deutliche Absatzsteigerungen waren zu Beginn des Jahres vor allem bei den Discountern, allen voran Aldi, zu verzeichnen. Beim gewöhnlichen LEH betrug das Plus 4 %, im Naturkosthandel rund 22 %. Profitiert vom Dioxin-Skandal haben offensichtlich auch die Hofläden. Hier stieg der Absatz um über 29 % an. Veredlungszentren auflockern [12.05.2011] Die EU-Mitgliedstaaten sollen Maßnahmen ergreifen, um die Konzentration von Schweineund Geflügelhaltungsbetrieben in bestimmten Regionen aufzulockern. Das empfiehlt eine Gruppe von Wissenschaftlern um das Institut für Europäische Umweltpolitik in London und die französische Beratungseinrichtung Oréade-Brèche. Nach Ansicht der Forscher sorgt zwar insgesamt die Haltung von Rindern und anderen Wiederkäuern für einen größeren Ausstoß von Treibhausgasen; trotzdem beeinflusse die Produktion von Schweine- und Geflügelfleisch die Qualität von Boden, Wasser, Luft und Landschaft. Die größten Umweltprobleme verursachten solche Betriebe durch ihre regionale Anhäufung, schreiben die Experten in einem Gutachten, das von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben wurde. Da Schweine- und Geflügelhalter vergleichsweise geringe Mittel über die Gemeinsame Agrarpolitik erhalten, sehen die Berater durch finanzielle Anreize nur begrenzte Möglichkeiten, um der Entwicklung gegenzusteuern. Stattdessen empfehlen sie die konsequente Umsetzung der einschlägigen Umweltrichtlinien sowie die Entwicklung und Verbreitung landwirtschaftlicher Praktiken, die mit einem geringeren Faktoreinsatz auskommen. Insbesondere bei den Erzeugern selbst müsse das Bewusstsein geschärft werden, Dünger sparsamer auszubringen. Aus Interviews gehe hervor, dass die Grenzwerte für die Stickstoffausbringung gemäß der EU-Nitratrichtlinie von Landwirten oft als Verschmutzungsrecht betrachtet würden anstatt als ein Niveau, das niemals erreicht werden sollte. Ferner schlagen die Wissenschaftler vor, die Phosphornutzung durch die Landwirtschaft zu begrenzen sowie die Ausbringung und die Lagerung von Gülle - falls noch nicht geschehen - schärferen Auflagen zu unterwerfen. (AgE) Weniger Mais bedeutet mehr Biogasfläche [13.05.2011] Mit den nun bekannt gewordenen Entwürfen nimmt die Reform des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) Konturen an. Zu den Eckpunkten der Novellierung soll neben anderen Maßnahmen die Beschränkung des Einsatzes von Mais und Getreidekorn auf einen energetischen Anteil von 60 Prozent gehören. Wie das Deutsche Maiskomitee e.V. (DMK) in einer ersten Stellungnahme betont, bedeutet die Begrenzung von Mais einen überproportional wachsenden Bedarf an zusätzlicher Fläche für den Betrieb einer Biogasanlage. In fast allen – im Übrigen meist staatlich finanzierten – wissenschaftlichen Untersuchungen zur Erzeugung von Biomasse für Biogasanlagen sei in akribischen Vergleichen von Pflanzenarten und Anbausystemen festgestellt worden, dass Mais für die Gaserzeugung die vorhandene Fläche am effizientesten und mit dem höchsten ökonomischen Nutzen für den Anlagenbetreiber verwertet. Da Mais unter allen großen Kulturarten die Pflanze mit den größten Züchtungsfortschritten in den vergangenen Jahrzehnten sei, könne auch für die Zukunft mit überproportionalen Steigerungsraten bei Biomasseertrag und Biogaspotential gerechnet werden, folgert das DMK in seiner Stellungnahme. Die von der Politik selbst eingeforderte Effizienzsteigerung in der Biogaserzeugung würde damit geradewegs konterkariert. Es müsse deshalb die Frage gestellt werden, ob die Autoren der EEG-Novelle dieses wirklich so meinen, so das DMK. Vor allem von Naturschutzverbänden wird dem Mais aus ökologischer Sicht angelastet, die Umwelt zu beeinträchtigen. Das könne nach Ansicht des DMK aber wie in anderen Bereichen der Wirtschaft nicht pauschalisiert als Begründung für die Beschränkung des Maisanbaus gelten. Hierzu sei eine betriebsspezifische Betrachtung notwendig. Die Entwicklung wissenschaftlich basierter Konzepte zur „guten fachlichen Praxis“ hat laut DMK in den letzten 20 Jahren zu umfangreichen Lösungen hin zu einem umweltverträglichen Maisanbau geführt. Für die Vermeidung der Wind- und Wassererosion stehen die Verfahren von Mulch- und Direktsaat zur Verfügung. Damit könne auch der Phosphataustrag an die Oberflächengewässer weitgehend reduziert werden, ebenso wie Nitratausträge in das Grundwasser vor, während und nach dem Maisanbau durch Begrünungspflanzen/Untersaaten minimiert werden können. Was sicher gestellt werden müsse, sei die flächendeckende Umsetzung dieser Konzepte. Hier seien die Beratung und auch die Landwirte selbst gefordert. DRV-Präsident setzt bei Dioxin-Aktionsplan auf die Union [11.05.2011] Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Manfred Nüssel, baut bei den Neuerungen im Futtermittelrecht auf den Einfluss führender Agrarpolitiker der CDU. Dabei nannte er vergangene Woche konkret den agrarpolitischen Sprecher der CDU/CSUBundestagsfraktion, Franz-Josef Holzenkamp, den Abgeordneten Johannes Röring sowie den Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Peter Bleser. Nicht zuletzt bei ihnen hofft er auf ein offenes Ohr für die Belange der Branche. Eine seiner Hauptforderungen ist die Einbeziehung der Futtermittelfirmen in die neuen Kontroll- und Meldepflichten. „Es muss sichergestellt sein, dass der Unternehmer es zuerst erfährt, wenn ein Problem besteht“, forderte Nüssel. Der Unternehmer müsse die Chance haben, zu prüfen und sich zu rechtfertigen. Die Entwürfe von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner sehen eine Meldepflicht von Laboren vor. Diese müssen laut den Planungen künftig Futtermittelproben mit überhöhten Dioxingehalten direkt an die Behörden melden. In der Unionsfraktion sind Details wie diese auf Vorbehalte gestoßen. (AgE) Moskau sperrt brasilianische Fleischlieferanten [09.05.2011] Russland hat den Bezug von tierischen Erzeugnissen und Futtermitteln von mehreren brasilianischen Unternehmen vorübergehend untersagt. Betroffen von der am letzten Apriltag in Kraft getretenen Einschränkung sind acht Fleischverarbeiter. Gleichzeitig seien weitere vier Gesellschaften aus dem Verzeichnis der zu Ausfuhren nach Russland zugelassenen Unternehmen gestrichen worden, teilte der Föderale Aufsichtsdienst für Tier- und Pflanzengesundheit in Moskau mit. Die Entscheidungen basierten auf den Ergebnissen einer Anfang vergangenen Monats von der Behörde in die Wege geleiteten zweiwöchigen Inspektionsrunde der am Handel mit Russland interessierten Betriebe. Bei gemeinsam mit Vertretern des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums durchgeführten Begutachtungen seien bei 29 Produzenten von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch sowie von Futtermitteln weitgehende Verstöße gegen Sicherheitsauflagen Russlands beziehungsweise systematische Mängel bei den Tätigkeiten des nationalen Veterinärdienstes festgestellt worden. So seien in den betroffenen Betrieben seit drei Jahren keine Kontrollen der Produkte auf Rückstände an Quecksilber sowie Dioxin, Radionukliden und Pflanzenschutzmitteln vorgenommenen worden. Bei anderen Tests hätten die brasilianischen Prüfer die Lebensmittelsicherheit nicht garantieren können, weil dafür zu wenig Proben genommen worden seien. Trotzdem sei in den Veterinärzertifikaten die Einhaltung der russischen Qualitätsforderungen bestätigt worden. (AgE) KTBL-Schrift zur Standortsteuerung von Tierhaltungsanlagen [04.05.2011] An Gemeinden, landwirtschaftliche Berater, Planer und Vertreter aus Politik und Wirtschaft wendet sich das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) mit seiner Schrift 487: Planerische Standortsteuerung von Tierhaltungsanlagen - Potentiale und Grenzen. Die Antragsflut für Stallbauvorhaben in einigen Regionen drohe die Entwicklungsfähigkeit von betroffenen Gemeinden einzuschränken, erklärte das KTBL in einem Hinweis auf das neue Heft. Ziel sei es daher, die Interessen zwischen den Entwicklungsabsichten der Gemeinden und den gemäß Baugesetzbuch im Außenbereich privilegierten Tierhaltungsprojekten auszugleichen, um Konflikte zu vermeiden oder einzudämmen. Dazu würden in dem Buch Potentiale und Grenzen der bauleitplanerischen Steuerungsinstrumente vorgestellt. Zudem zeigten Fallbeispiele aus der aktuellen Rechtssprechung mögliche Lösungswege auf. (AgE) Die Schrift kann telefonisch unter Telefon 06151/7001-189 oder per Mail über [email protected] bestellt werden. Britische Mäster stecken tief in den roten Zahlen [10.05.2011] Die britischen Schweinemäster schreiben angesichts ausbleibender Preisimpulse in diesem Jahr bisher tiefrote Zahlen. Darauf hat James Park von der britischen Absatzfördergesellschaft für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) Ende April bei einer Konferenz in London hingewiesen. Den Nettoverlust pro Schlachtschwein setzt er für Mai 2011 bei umgerechnet rund 20 € an, nach einem Minus von knapp 30 € im März dieses Jahres. Einen Nettogewinn konnten die Schweinehalter laut Parks Zahlen zuletzt im August 2010 mit einem Profit von gut 1 € verbuchen, bevor sie immer stärker in die Verlustzone rutschten. Dagegen hatten die Mäster 2009 im Schnitt noch einen Nettogewinn von mehr als 12 € pro Schlachttier verbuchen können. Der Preisaufschwung an den EU-Märkten von Februar bis Anfang April 2011 ist an den Schlachtschweinemärkten Großbritanniens damit vorbeigegangen. Die britischen Mäster, die in einem von Importen abhängigen Markt agieren, hatten zuvor in der Regel höhere Preise als ihre Kollegen auf dem europäischen Kontinent erzielen können. Mögliche Ursachen für einen ausbleibenden Preisanstieg sind erhebliche Verschiebungen beim Absatz an den britischen Fleischtheken und Selbstbedienungsregalen in den vergangenen zwölf Monaten So legten die Verkäufe von Geflügelfleisch der Menge nach um 1,5 % und wertmäßig um 4,2 % zu. Eine Triebfeder für diese Entwicklung dürfte die schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien sein, in deren Zuge sich die Nachfrage nach relativ günstigem Geflügelfleisch belebt hat. Dennoch stieg auch der Absatz von Schweinefleisch im Zwölfmonatszeitraum bis 20. März 2011 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 2,5 %, was allerdings dem Wert nach nur in eine minimale Steigerung um 0,1 % umgemünzt werden konnte. Demzufolge konnten die Verbraucher das Schweinefleisch günstig einkaufen. (AgE) Schweiz: Höhere Preise für Wiesenmilch [12.05.2011] Nach dem Vorbild der Heumilch aus Österreich wollen jetzt die Schweizer Milcherzeuger ab Herbst diesen Jahres eine Wiesenmilch auf den Markt bringen. Unter dem Label: Terra-Suisse-Wiesenmilch soll die Milch ab Herbst bei der Schweizer Lebensmittelkette Migros im Regal stehen. Für den Start wird von einer Menge von 20 Mio. kg Milch ausgegangen. Die Bauern sollen dafür einen Zuschlag von 7 Rappen, umgerechnet ca. 5,5 Ct, bekommen. Das schreibt die Zeitung Schweizer Bauer in ihrer aktuellen Ausgabe. Im Regal wird die Milch rund 10 bis 15 Rappen teurer sein als konventionelle Milch, weil Migros auch die zusätzlichen Logistikosten entschädigt haben möchte. Zunächst soll pasteurisierte Milch und H-Milch angeboten werden. Migros will das Sortiment möglicherweise aber noch ausweiten. DOMRADIO 12.05.2011 08:34:00 Streit um die geschundene Kreatur Bistum Münster nimmt Bauern gegen Theologen-Kritik in Schutz 2009 gründete der katholische Theologe und Biologe Rainer Hagencord das vom Bistum Münster getragene "Institut für Theologische Zoologie" - die erste Wissenschaftsstelle für theologische Tierforschung. Der Geistliche kämpft für eine ökologische Landwirtschaft und gegen eine Behandlung von Tieren als "Rohlinge der Fleischindustrie" - sehr zum Unbehagen der konventionellen Bauernschaft. Die bekommt nun Rückendeckung vom Bistum. Ein Artikel in einem Begleitheft zur Firmung hatte das Fass zum Überlaufen gebracht - und das für Hagencord zuständige Bistum Münster zum Einschreiten bewogen. In dem vom katholischen Bonifatiuswerk der Deutschen Katholiken herausgegebenen Firmbegleiter prangert Hagencord die Massentierhaltung an. So würden Schweine, Rinder und Schafe in "riesigen Fabrikanlagen auf dem Lande" gehalten. "Und welches Leben durfte das Schwein führen, dessen Fleisch den unnachahmlichen Geschmack des Burgers für einen Spottpreis ausmacht?", fragt der Theologe. "Es hat nie die Sonne gesehen, und seine einige Monate dauernde Existenz auf Spaltböden nennt die Industrie Fleischveredelung." Sein Ziel: Kinder und Jugendliche sollen sensibilisiert werden und sich beim Burgerkauf dessen Herkunft bewusst machen. Der Artikel, den das Bonifatiuswerk zu einer konsumkritischen Auseinandersetzung der Jugendlichen in das Heft gehoben hat, stieß bei Landfrauen und dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) bitter auf. Sie beschwerten sich beim Münsteraner Bischof Felix Genn. WLV-Präsident Franz-Josef Möllers sprach von "radikalen Ansichten" sowie von unsachlicher und pauschaler Kritik, die von den Bauern als beleidigend empfunden würden. Auch sie wüssten, dass sie "Verantwortung für die Tiere als Mitgeschöpfe" trügen. Und: Viele Bauernfamilien im WLV seien Katholiken, fühlten sich aber in einer Kirche nicht mehr zu Hause, die die Verbreitung derartiger Thesen befördere oder zulasse. Die Kritik blieb nicht ungehört. In Absprache mit Genn veröffentlichte sein Generalvikar Norbert Kleyboldt eine Erklärung, in der er eine "abwertende Beschreibung traditioneller bäuerlicher Produktionsweisen" ablehnt. Dies diene weder der Weiterentwicklung noch der Wertschätzung der Leistungen, die "in der gesamten Landwirtschaft für die Bewahrung der Schöpfung" erbracht würden. Zudem kritisiert Kleyboldt jedwede "Polemik" und missbilligt eine grafisch als Todesanzeige dargestellte Statistik über die geschlachteten Schweine, Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde und Hühner. Text wird nicht wieder erscheinen Unterdessen hat das Bonifatiuswerk die Verantwortung für die Gestaltung der Todesanzeige übernommen und diese aus dem auch online veröffentlichten Firmbegleiter zurückgezogen. Auch soll Hagencords Artikel in einer Neuauflage nicht mehr erscheinen. Allerdings kann der Text weiterhin im Internet nachgelesen werden. In dem Text habe es "in keiner Weise um eine Diskreditierung der traditionellen Landwirtschaft" gehen sollen, betont das Bonifatiuswerk in einer Erklärung. Allerdings sollte "sehr wohl eine bestimmte Form einer maßlosen, rein industriell-maschinell betriebenen Landwirtschaft" kritisch betrachtet werden. Auch das Bistum ermutigt die Bauernschaft, das selbst gesetzte Ziel für bessere Haltungsbedingungen und gesunde Tiere weiter zu verfolgen. Zudem wird - sicher auch im Sinne Hagencords - an die Verantwortung der Verbraucher appelliert: "Das Prinzip "immer billiger" geht zu Lasten der Natur und der Tiere und letztlich auch zu Lasten der bäuerlichen Familien." Gleichwohl hält der Generalvikar fest, dass Hagencords Bewertungen "ausdrücklich nicht die Meinung des Bischofs und des Bistums sind". Allerdings dürfe der Theologe "für sich jenen akademischen, universitären Freiraum beanspruchen, der auch anderen Wissenschaftlern in ihren Meinungsäußerungen zugestanden wird". Hagencord selbst bezeichnete auf Nachfrage die Reaktionen aus der Bauernschaft als "heftig". Zwar amputiere nicht jeder Landwirt Oberschnäbel von Puten oder mäste Hühner in einer Weise, dass Fleisch- und Knochenwachstum nicht mehr übereinstimmen. Gleichwohl gebe es solche Praktiken, über die er gerne diskutieren würde - mit der Bistumsleitung ebenso wie mit den Bauernverbänden. Quelle: Andreas Otto, Ralf Walter, kna, dr URL: http://www.domradio.de/aktuell/73487/streit-um-die-geschundene-kreatur.html http://www.weser-kurier.de/Artikel/Region/Landkreis-Verden/374412/Wo-unser-taeglichBrot-herkommt.html Koki zeigt morgen Dokumentation - 10.05.2011 Wo unser täglich Brot herkommt Von GABRIELE TETZNER Verden. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und mit Kreisverdener Bürgerinitiativen gegen Massentierhaltung zeigt das Kommunalkino morgen um 20.15 Uhr im Cine City die Dokumentation "Unser täglich Brot". Anschließend laden die Veranstalter zu einer Diskussion ein. Der bereits 2005 entstandene Film ist nach wie vor von höchster Aktualität und zeigt, wie weit die Menschen in den Industrieländern sich von allem, was mit der Herstellung von Nahrungsmitteln in Verbindung steht, entfernt haben. Zwei Generationen sind bereits fast ohne jeglichen Bezug zum Säen, Gedeihen und Ernten, zur Tierhaltung und -schlachtung aufgewachsen. Obst, Gemüse, Wurst und Fleisch werden im Supermarkt eingekauft und sollen gerade in Deutschland möglichst preiswert sein. Dass dahinter eine gigantische, industrielle Maschinerie steht, ist dem Verbraucher zwar meistens bekannt - visualisieren kann er diese Kenntnis jedoch kaum. Dieser Aufgabe hat sich der österreichische Regisseur und Produzent Nikolaus Geyrhalter gestellt und eine bildgewaltige, meditative Dokumentation zusammengestellt, die ohne Kommentare auskommt. "Anklagen gibt es genug, denn es gibt so viele kritische Filme zu diesem Thema. Aus den meisten gehst du raus und bist mit dem Autor einer Meinung, dass es Missstände gibt und gewisse Gründe für diese Missstände. Dann werden Firmen oder Systeme genannt und du hast das Gefühl, du hast es jetzt verstanden. Du gehst befriedigt aus dem Film, weil du als Gutmensch weißt: Irgendwo passiert Scheiße. Und genau das interessiert mich überhaupt nicht. Das ist viel zu billig. Ich will nicht, dass man aus meinem Film rausgeht und sich gut fühlt oder glaubt, irgendwas kapiert zu haben. Weil nicht mal ich in diesen drei Jahren der Filmproduktion irgendwas kapiert habe", sagte er 2006 in einem Interview. Also füttert er den Zuschauer nicht mit Informationen und Zahlen, sondern zeigt fast surreale Bilder von Orten, an denen Nahrungsmittel aller Art produziert werden. Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen sieht man für Fahrzeuge optimierte Landschaften und sterile Räume in funktioneller Architektur für logisch-effiziente Abläufe ohne Raum für Individualität. Im Gegensatz zu ähnlichen Dokumentarfilmen wie "We feed the World" oder "Darwins Alptraum" kommt "Unser täglich Brot" ohne Worte aus. Während der Dreharbeiten hatte Geyrhalter zwar viele Interviews mit den Chefs der jeweiligen Betriebe und den Arbeitern geführt - beim Schnitt stellten der Regisseur und sein langjähriger Cutter Wolfgang Wiederhofer allerdings fest, dass die Bilder ohne Sprache viel intensiver wirken. In dieser Form verweist er nicht nur auf die monotone und abgestumpfte Art des Umgangs mit der Natur, sondern auch auf den anonymen Charakter der Arbeit. Einziger Kommentar Geryhalters bleibt also der Filmtitel, entlehnt aus dem in der Bibel im Matthäusevangelium 6,11 ver-zeichneten Gebet, das Millionen von Christen jeden Tag beten. "Unser täglich Brot gib uns heute" heißt es darin, gefolgt von dem Vers "Und vergib uns unsere Schuld". Für das beeindruckende Spiegelbild des gesellschaftlichen Wertekanons, nach dem Nahrungsmittel billig, schnell und reichlich auf den Tisch kommen sollen, gab es eine Nominierung für den Europäischen Filmpreis und 2008 den Grimme-Preis. "Unser täglich Brot", Dokumentarfilm von Nikolaus Geyrhalter (Österreich 2005) im Cine City am Mittwoch, 11. Mai, 20.15 Uhr. Panorama - 10 | 5 | 2011 Erntehelfer Die Macht der Reisbauern Von Maurice Farrouh Die Verwerfungen der globalen Nahrungsproduktion sind nicht unumkehrbar. Dass ein Gegensteuern, auch von unten, möglich ist, das zeigt seit 25 Jahren und vom Westen beinahe unbemerkt das philippinische Bauernnetzwerk Masipag. Mitte der 80er Jahre ist die Situation der philippinischen Bauern katastrophal. Im Zuge der „grünen Revolution“ haben sie ihren Reisanbau auf industrielle Hochleistungssorten umgestellt. Doch die Erträge bleiben unter den Erwartungen. Missernten und hohe Kosten fressen die Erlöse auf. Denn die Retortensaat aus dem Labor ist anfällig, die Bauern müssen Schädlingsbekämpfungsmittel kaufen, die sie nur über Kredite finanzieren können. Tausende Bauernfamilien rutschen in die Schulden. Masipag schafft es, die Abwärtsspirale zu durchbrechen. Bauern und Wissenschaftler des Netzwerks sammeln 750 alte Reissorten und stellen den Anbau wieder um – Biodiversität statt Monokultur. Die Bauern werden so wieder unabhängig von teurem Saatgut, Dünger und Pestiziden der Großkonzerne. Sie kreuzen die alten Reissorten und entwickeln so mehr als 500 neue Linien, die nicht nur widerstandsfähig und ertragreich sind, sondern auch den regionalen Besonderheiten ihres Anbaugebiets angepasst. Heute sind mehr als 35000 Bauern bei Masipag organisiert. Das Einkommen der Bauern auf der Hauptinsel Luzon hat sich fast verdoppelt. Inzwischen wurde das Konzept vom Reisanbau auf Mais ausgeweitet. Die Arbeit von Masipag, die vom katholischen Hilfswerk Misereor gefördert wird, hilft den Bauern des Inselstaates auch, die inzwischen deutlich spürbaren Folgen des Klimawandels abzufedern. Weil die Bauern verschiedene Früchte und Sorten anbauen, wird bei Stürmen und Überschwemmungen meist nur ein Teil der Ernte vernichtet. Salzresistente Reis-sorten können gar mehrtägige Überflutungen mit Meerwasser überstehen. Andere Länder in der Region sind jetzt dabei, das Konzept zu übernehmen. www.masipag.org Artikel URL: http://www.fr-online.de/panorama/die-macht-der-reisbauern//1472782/8427378/-/index.html TAZ 13.05.2011 Biobauern in Brandenburg Weniger Geld Jetzt auch in Brandenburg. Das Land zahlt seinen Bauern keine Subventionen mehr, damit sie auf Ökolandbau umstellen. Deshalb verlieren die Bauern zusätzliche EU-Gelder. VON Martin Rank BERLIN taz | Brandenburg streicht Subventionen für Bauern, die auf die Ökolandwirtschaft umsteigen wollen. Die EU habe sich nur bis 2013 verpflichtet, den Löwenanteil der Zahlungen zu tragen, teilte das Agrarministerium in Potsdam mit. Man befürchte, dass Brandenburg vorübergehend den gesamten Betrag zahlen müsse, erklärte ein Sprecher des SPD-geführten Ministeriums. "Wir können das Risiko nicht eingehen, Mittel zu vergeben, die nicht fest zugesagt sind." "Dieses Risiko ist äußerst gering", entgegnet der agrarpolitische Sprecher des Koalitionspartners Linkspartei, Michael-Egidius Luthardt. "Im schlimmsten Fall müsste Brandenburg etwa 130.000 Euro selbst tragen." Denn in jüngster Zeit seien nur wenige Anträge gestellt worden. Es ist aber Luthardt zufolge ohnehin sehr unwahrscheinlich, dass die EU die Förderung einstellt. Das würden auch die meisten anderen Bundesländer so einschätzen. Thüringen, Brandenburg und Schleswig-Holstein sind die einzigen Länder, die auf die Prämie verzichten. Die Kürzung der Subventionen würde die Umstellung auf Ökolandbau für viele Landwirte unattraktiv machen, erklärt Gerald Wehde von Deutschlands größten Ökobauernverband, Bioland. Laut dem Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei hätten Biobauernhöfe ohne die Ökoprämie in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt 15 Prozent weniger Gewinn eingefahren als konventionelle Vergleichsbetriebe. Schließlich seien die Ernten im Ökolandbau oft geringer und der Produktionsaufwand deutlich höher. Bioland wirft der brandenburgischen Regierung vor, sich nicht an den Koalitionsvertrag zu halten. Dort bekennt sich Rot-Rot zur ökologischen Landwirtschaft und kündigt deren Ausbau an. "Sie tun genau das Gegenteil", sagt Wehde. "Wenn ein politischer Wille da wäre, dann könnte die Regierung den geringen Betrag auch aufbringen." Der Ministeriumssprecher konterte: "Wenn der Betrag so gering ist, könnten die Biobauern ihn selbst bezahlen". In Brandenburg fehlten nicht zusätzliche Biobauern, sondern Betriebe, die die Erzeugnisse weiterverarbeiten. CELLESCHE ZEITUNG Biogas-Gegner: Netzwerk-Treffen in Winsen Die „Initiative mit Weitblick“, ein bundesweites Netzwerk von mehr als 40 Bürgerinitiativen gegen Biogasanlagen, hat sich am Sonnabend in Winsen getroffen. Rund 30 Biogas-Kritiker reisten aus dem nord- und ostdeutschen Raum an. WINSEN. Vor dem Hintergrund der immer wahrscheinlicheren Biogasanlage in Walle ist die „Initiative mit Weitblick“ zu ihrem Bundestreffen erstmals nach Winsen gekommen. Die Bürgerinitiativen wollen künftig noch enger zusammenarbeiten, hieß es am Rande des Treffens. Thema waren auch der Atomausstieg und der künftige Energiemix. Die 30 Teilnehmer des Treffens kamen aus Sachsen-Anhalt, Ostfriesland, Schleswig-Holstein und Hessen. Ein Biogas-Kritiker reiste aus Belgien an. Der Begriff „Biogas“ sei irreführend und ein Marketing-Kunstgriff, sagte die Sprecherin des Netzwerkes, Gertrud Stechmesser aus Ostrhauderfehn in Ostfriesland, die stattdessen von der Agromethan-Branche spricht. „Die Branche ist der derzeit sehr bemüht, die Diskussion über die Möglichkeiten des Atomausstiegs für sich zu nutzen. Es gibt aber längst andere Möglichkeiten als die Verstromung von Nahrungsmitteln. Diese Potentiale möchten wir aufzeigen“, so Stechmesser. Ihren Angaben zufolge könnte künftig mehr Energie aus Kleinwindanlagen gewonnen werden. Auch Wasserstoff könne stärker genutzt werden. Außerdem sieht sie die Möglichkeit, mehr Energie einzusparen. Biogas hingegen sei eine klimaschädliche Technologie. In Deutschland gebe es heute etwa 8000 Biogasanlagen. Im Kreis Celle sind es 62, ergänzte der Sprecher der BI Walle, Heinz Glinke. In der Auseinandersetzung um die Biogasanlage von Investor Jürgen Lindhorst wird nach Angaben des Waller Ortsbürgermeisters Reiner Wilke die Winser Gemeindeverwaltung jetzt doch prüfen, ob das Gewerbegebiet Schmalhorn als Alternativstandort in Frage kommt. Der Verwaltungsausschuss sei seinem Antrag gefolgt, so Wilke. Der Investor bestreitet, dass die Anlage auf seinem Gewerbegebiet möglich ist und setzt auf die Sandkuhle Walle. Kürzlich hatte Lindhorst Politik und Verwaltung nach Schmalhorn eingeladen, um seinen Standpunkt zu untermauern. Viel muss die Prüfung aber nicht bedeuten. Die Winser Politik steht bislang mehrheitlich hinter Lindhorst und seinen Plänen in der Sandkuhle. Autor: Simon Ziegler, geschrieben am: 08.05.2011 RECHTSLUPE Geruchsprognose für den Schweinestall 11. Mai 2011 | Verwaltungsrecht Zu den Anforderungen an eine Geruchsprognose im immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren für einen Schweinestall im sog. Überschreitungsgebiet musste jetzt das Verwaltungsgericht Oldenburg in einem bei ihm anhängigen Verfahren Stellung nehmen – und versagte einen Anspruch auf die Erteilung von immissionsschutzrechtlichen Genehmigungen für die geplanten Schweinemastställe: Rechtsgrundlage für die geltend gemachten Genehmigungsansprüche ist § 6 Abs. 1 Nr. 1 BImSchG. Nach der Vorschrift ist die Genehmigung, welche hier gemäß §§ 4 Abs. 1 Satz 3 BImSchG, 1 Abs. 1 4. BImSchV i. V. m. Nr. 7.1 g) Spalte 2 des Anhangs für einen Schweinemaststall der hier beantragten Art erforderlich ist, zu erteilen, wenn sichergestellt ist, dass u. a. die sich aus § 5 BImSchG ergebenden Pflichten erfüllt werden. Nach § 5 Abs. 1 Satz 1 BImSchG sind genehmigungsbedürftige Anlagen so zu errichten und zu betreiben, dass zur Gewährleistung eines hohen Schutzniveaus für die Umwelt insgesamt u. a. schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit und die Nachbarschaft nicht hervorgerufen werden können (Nr. 1) sowie Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen und sonstige Gefahren, erhebliche Nachteile und erhebliche Belästigungen getroffen wird, insbesondere durch die dem Stand der Technik entsprechenden Maßnahmen (Nr. 2). Bei dem Betrieb der von den Klägerinnen geplanten Schweinemastställe mit einem Besatz von jeweils 1.984 Mastschweinen werden Geruchsstoffe, mithin Luftverunreinigungen bewirkt, die schädliche Umwelteinwirkungen im Sinne von § 3 Abs. 1 BImSchG darstellen können. Den Genehmigungen steht entgegen, dass der Beklagte zu Recht die Vorlage eines ergänzenden Geruchsgutachtens nach den Grundsätzen der Geruchsimmissions-Richtlinie (GIRL) unter Berücksichtigung eines weiter gefassten Beurteilungsgebietes fordert, die Klägerinnen sich weigern, dieses ergänzende Gutachten vorzulegen, und dass deshalb nicht abschließend festgestellt werden kann, ob die o. g. Genehmigungsvoraussetzungen jedenfalls im Hinblick auf die immissionsschutzrechtliche Schutzpflicht des § 5 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BImSchG, welcher – anders als der Regelung in Nr. 2 – drittschützende Wirkung zukommt (vgl. dazu: BVerwG, Urteil vom 11.12.2003 – 7 C 19.02, BVerwGE 119, 329)), erfüllt werden. Soweit der beklagte Landkreis zur Beurteilung der Geruchssituation hier eine Bewertung nach den Regelungen der GIRL1 für erforderlich hält, ist dies rechtlich nicht zu beanstanden. Zwar ist für die Beurteilung von Geruchsimmissionen bei der Schweinehaltung grundsätzlich und zunächst auf die VDI-Richtlinie 3471 als Entscheidungshilfe zurückzugreifen. Erst bei Nichteinhaltung der danach ermittelten Abstände sowie bei in der Praxis auftretenden Problemkonstellationen ist darüber hinaus eine Prüfung nach den weiteren Verfahrensschritten der GIRL vorzunehmen. Von dieser gestuften Verfahrensweise geht die GIRL selbst aus. In Nr. 1 der Richtlinie, die für (immissionsschutzrechtlich) nicht genehmigungsbedürftige Anlagen sinngemäß angewandt werden kann, heißt es, dass bei nicht genehmigungsbedürftigen Tierhaltungen die Behörde ihre Entscheidung auf die Einhaltung der Abstände nach den entsprechenden Richtlinien VDI 3471 und VDI 3472 gründen und in diesen Fällen auf die Ermittlung der Kenngrößen nach Nr. 4 der GIRL verzichten könne. In dem Gemeinsamen Runderlass niedersächsischer Ministerien vom 23. Juli 20092, mit dem die GIRL in der Fassung des Länderausschusses für Immissionsschutz (LAI) vom 29. Februar 2008 mit einer Ergänzung vom 10. September 2008 in Niedersachsen eingeführt worden ist, wird bemerkt, dass für den Bereich der Landwirtschaft zunächst die TA Luft sowie die VDIRichtlinien 3471 “Emissionsminderung Tierhaltung-Schweine” und 3472 “Emissionsminderung Tierhaltung-Hühner” im Rahmen ihres Geltungsbereiches anzuwenden seien. Falls sich damit in der Praxis auftretende Problemkonstellationen nicht lösen ließen, kämen die weiteren Verfahrensschritte der GIRL zur Anwendung3. So liegt der Fall hier. Nach überschlägigen Berechnungen hat der Beklagte festgestellt, dass die Mindestabstände zu den umliegenden Wohnhäusern nach der TA Luft bzw. der Richtlinie VDI 3471 nicht eingehalten würden. Die Klägerinnen haben diese Befund nicht in Abrede gestellt und (weiterhin) Geruchsprognosen stets auf der Grundlage der GIRL vorgelegt. Auch die Kammer hat keine Zweifel, dass der Beklagte nach den o. g. Grundsätzen die Vorlage eines Geruchsgutachtens auf der Grundlage der GIRL fordern durfte, zumal dies schon allein aufgrund der vorhandenen sehr erheblichen Vorbelastung (auch) in der Ortslage E. geboten sein dürfte. Die Klägerinnen haben Geruchsgutachten des TÜV Nord nebst Ergänzungen, die “entsprechend den Bestimmungen der Geruchsimmissions-Richtline” erstellt worden sind, vorgelegt. Die diesen zu entnehmenden Erkenntnisse reichen jedoch auch nach Auffassung des Verwaltungsgerichts nicht aus, um die Frage der Genehmigungsfähigkeit der jeweils geplanten Anlage im Hinblick auf die Geruchssituation mit dem nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 BImSchG erforderlichen Maß an Sicherheit beurteilen zu können. Gegenstand der bislang eingereichten Gutachten sind – neben der Angabe der Zusatzbelastung an den beiden nächstgelegenen Wohnhäusern – die Darstellung der Kenngröße der Zusatzbelastung der Geruchsimmissionen aller Betriebsteile der Hofstelle bzw. aller Betriebsteile der Hofstelle S. und des Sauenstalles der L. Für eine Aussage darüber, ob der nach der GIRL maßgebliche Immissionswert nach Nr. 3.1 – Tabelle 1 – (hier angesichts der benachbarten im Außenbereich gelegenen Wohnhäuser und der durch gemeindliche Bauleitplanung ausgewiesenen Gebiete in Höhe von 15 % der Jahresstunden) eingehalten werden kann oder voraussichtlich überschritten wird, kommt es auf die Kenngröße der Gesamtbelastung an. Diese ergibt sich aus der Addition der Kenngrößen für die vorhandene Belastung und die zu erwartende Zusatzbelastung (vgl. Nr. 4.2, 4.6 der GIRL). Die von den Klägerinnen eingereichten Gutachten berücksichtigen jedoch nur einen Teil der vorhandenen Belastung, nämlich diejenige, die von den auf der Hofstelle S. vorhandenen Anlagen und von dem Stall der L. ausgeht. In der weiteren Umgebung der geplanten Mastschweineställe befinden sich allerdings noch weitere geruchsemittierende Anlagen, die sich auf die Nachbarschaft auswirken (können). Diese werden in den vorhandenen Gutachten nicht berücksichtigt. In den Gutachten wird zwar ein “Beurteilungsgebiet” von der Größe 2 km x 2 km dargestellt, jedoch werden die übrigen in diesem Bereich vorhandenen Geruchsemittenten bei der Ermittlung der Vorbelastungssituation nicht berücksichtigt, augenscheinlich deshalb, weil der Gutachter lediglich solche vorhandenen, sich geruchsbelastend auswirkende Anlagen einbezogen hat, die sich innerhalb eines Kreises mit einem Radius von 600 m um die geplanten Ställe befinden. Die Forderung des Beklagten, auch außerhalb eines 600 m-Radius vorhandene Anlagen mit geruchsbelastenden Auswirkungen in die Betrachtung nach der GIRL mit einzubeziehen, ist rechtlich nicht zu beanstanden. Die Überprüfung der Immissionssituation darf nicht schematisch erfolgen. Vielmehr sind die örtlich spezifischen Aspekte (z.B. Orographie, Nutzung der Grundstücke entsprechend den Festsetzungen in Bebauungsplänen, Bestandsschutz, historische Entwicklung unterschiedlicher Nutzungen, Rücksichtnahmegebot im Nachbarschaftsverhältnis, Geruchsintensität, Hedonik, vegetationstypische Gerüche, sonstige atypische Verhältnisse) in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Die intensive Einzelfallprüfung erfolgt unter Abwägung aller Randbedingungen4. Dies gilt nach Ansicht der Kammer nicht nur für die Festsetzung eines abweichenden Immissionswertes, sondern auch für die Beurteilung der Vorbelastungssituation, und zwar um so mehr, wenn das geplante Vorhaben – wie hier – in einem Gebiet verwirklicht werden soll, welches bekanntermaßen aufgrund einer extremen Besatzdichte ganz erheblich von Geruchsimmissionen betroffen ist (Überschreitungsgebiet). Zudem hat der Beklagte Erkenntnisse darüber gewonnen, dass sich ein Schweinemaststall mit 2.000 Tierplätzen noch bis zu einer Entfernung von 1.050 m relevant, d. h. in einer Geruchshäufigkeit von mehr als 2% der Jahresstunden, auswirken kann. Die von ihm insoweit vorgenommenen Ausbreitungsrechnungen für einen Musterstall, welche auch die Klägerinnen nicht anzweifeln, bieten nach Auffassung der Kammer eine ausreichende Grundlage für diese Einschätzung. Außerdem hat der Beklagte auf eine vorläufige Geruchsausbreitungsrechnung des TÜV Nord hingewiesen, wonach der Wert von 15 % der Jahresgeruchsstunden im südlichen Bereich der Bebauungspläne der Gemeinde E. Nr. 13 a bis c (Industriegebiet) schon jetzt überschritten ist. Regelungen der GIRL stehen der Forderung des Beklagten nach der Betrachtung eines größer zu bemessenden Beurteilungsgebietes nicht entgegen. Soweit es dort unter Nr. 4.4.2 heißt, dass das Beurteilungsgebiet die Summe der Beurteilungsflächen, die sich vollständig innerhalb eines Kreises um den Emissionsschwerpunkt mit einem Radius befinden, der dem 30fachen der nach Nr. 2 der Richtlinie ermittelten Schornsteinhöhe entspricht, ist und als kleinster Radius 600 m zu wählen sind, versteht die Kammer diese Regelung insgesamt als Mindestanforderung. Nach Nr. 4.4 gilt sie (direkt) ohnehin nur für die Bestimmung der vorhandenen Belastung durch Rasterbegehung, welche hier nicht stattgefunden hat. Für das hier zugrunde gelegte Verständnis spricht schließlich auch der Auslegungshinweis zu Nr. 4.4.2 der GIRL. Danach ist das Beurteilungsgebiet stets so zu legen bzw. von der Größe her so zu wählen, dass eine sachgerechte Beurteilung des jeweiligen Problems ermöglicht wird. Auch hieraus wird deutlich, dass nicht starr auf eine feste Größe des Beurteilungsgebietes abzustellen ist. Auch bei Quellhöhen von weniger als 20 m kann im jeweiligen Einzelfall über einen Radius von 600 m hinaus gegangen werden, insbesondere dann, wenn mehrere räumlich voneinander getrennte Quellen ursächlich für die Geruchsimmissionsbelastung an für die Beurteilung relevanten Immissionsorten sind. Bei einer Ermittlung der vorhandenen Belastung im landwirtschaftlichen Bereich mittels Ausbreitungsrechnung dürfte dies eher der Regelfall sein. In eine Prognose müssen dann die Geruchsemissionen der vorhandenen Quellen (Vorbelastung) und die der neuen Quellen (Zusatzbelastung) in einer gemeinsamen Rechnung Eingang finden, wobei wichtig ist, dass in diesem Fall alle das Beurteilungsgebiet beaufschlagende Geruchsquellen in der Ausbreitungsrechnung erfasst werden5. Auf die Ermittlung der vorhandenen Belastung der Geruchsimmissionen kann auch nicht verzichtet werden. Nach Nr. 4.4.1 der GIRL kommt dies nur dann in Betracht, wenn festgestellt wird, dass die Kenngröße für die Vorbelastung nicht mehr als 50% des Immissionswertes der Tabelle 1 beträgt, oder wenn die Zusatzbelastung der zu genehmigenden Anlage das Irrelevanzkriterium nach Nr. 3.3 (0,02, also 2% der Jahresstunden) erfüllt. Dass dies hier angenommen werden könnte, lässt sich schon den bislang vorgelegten Gutachten der Klägerinnen nicht entnehmen. Der Beklagte hat schließlich auch zu Recht bemängelt, dass die Gutachten der Klägerinnen die nach Nr. 4.6 der GIRL erforderliche Berechnung einer belästigungsrelevanten Kenngröße bezogen auf die Tierart Mastschweine nicht enthalten. Aus den obigen Ausführungen ergibt sich auch, dass die Vorgehensweise des Beklagten gegenüber den Klägerinnen nicht willkürlich ist, zumal sein Konzept aus fachlicher Sicht nicht zu beanstandenden ist und er dieses, wie er in der mündlichen Verhandlung bestätigt hat, seither in ständiger Verwaltungspraxis zur Anwendung bringt. Verwaltungsgericht Oldenburg, Urteil vom 13. April 2011 – 5 A 2047/09 1. nunmehr i. d. F. des LAI vom 29.02.2008 mit einer Ergänzung vom 10.09.2008↩ 2. Nds. MBl. 2009, 794↩ 3. vgl. zum Vorstehenden auch: Nds. OVG, Urteil vom 12.11.2008 – 12 LB 17/07; Beschluss vom 27.06.2007 – 12 LA 14/07, RdL 2007, 240↩ 4. vgl. zum Vorstehenden näher: Nds. OVG, Urteil vom 26.04.2007 – 12 LB 62/07, Nds.VBl. 2008, 128 m. w. N.; vgl. auch Nr. 1 des Einführungserlasses, a. a. O.↩ 5. vgl. Auslegungshinweis zu Nr. 4.6 der GIRL↩ NWZ 9. Mai 2011 Landfrauen sollen auch in kommunale Gremien und Aufsichtsräte von Hartmut Kern FRAGE: Frau Witschen, auf der Delegiertentagung des Landfrauenverbandes Weser-Ems haben Sie vor rund 500 Teilnehmerinnen über die Aktivitäten der Landfrauen berichtet. Wie fiel Ihre Bilanz aus? WITSCHEN: Sehr positiv, weil wir im vergangenen Jahr unseren Landfrauen in den 19 Landfrauenvereinen in Weser-Ems rund 3370 Veranstaltungen angeboten und dabei etwa 120 000 Teilnehmerinnen gezählt haben. Es ging vor allem um Bildungsarbeit. Verstärkt gab es aber auch Vorträge, Seminare und Kurse, um Frauen zu motivieren, in Entscheidungsgremien von Kommunen oder auch Aufsichtsräten Verantwortung zu übernehmen. FRAGE: Was sind die Ziele Ihrer Arbeit? WITSCHEN: Wir wollen den Frauen Entscheidungshilfen geben, wie sie ihr Leben auf dem Land am besten gestalten können. Wir beschäftigen uns aber auch mit Themen, wie der ärztlichen Versorgung auf dem Land und werden uns verstärkt mit dem Problem der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auseinandersetzen. FRAGE: Was sind eigentlich Landfrauen? WITSCHEN: Ganz einfach: Frauen, die auf dem Lande wohnen. Der Beruf und das Alter spielen überhaupt keine Rolle. Nur rund 20 Prozent von ihnen haben auch etwas mit der Landwirtschaft zu tun. FRAGE: Pflegen Landfrauen auch Geselligkeit? WITSCHEN: Landfrauen reisen gern und zwar in fast die ganze Welt. Es gibt aber auch Bäuerinnenstammtische und das Kulturelle kommt bei Besuchen von Konzerten sowie Theater- und Musical-Aufführungen ebenfalls nicht zu kurz. Zahlreiche Landfrauen sind in ihren örtlichen Vereinen sportlich aktiv. FRAGE: Kommen noch genügend neue Mitglieder zu den Landfrauen? WITSCHEN: Auf unserer Tagung werden alljährlich verdiente Landfrauenvereine geehrt. Der Verein, der im vergangenen Jahr die meisten Mitglieder hinzugewonnen hat, war das „FrauenNetzwerk Großenkneten im Kreis Oldenburg mit mehr als 60 neuen Landfrauen. Agnes Witschen ist Vorsitzende des Landfrauen-Verbandes Weser-Ems mit rund 30 000 Mitgliedern. Die 55-Jährige bewirtschaftet in Lingen einen Bauernhof mit Ackerbau und Hähnchenmast Agnes Witschen ist Vorsitzende des Landfrauen-Verbandes Weser-Ems mit rund 30 000 Mitgliedern. Die 55-Jährige bewirtschaftet in Lingen einen Bauernhof mit Ackerbau und Hähnchenmast mit knapp 100 000 Tiere. Märkische Allgemeine 23.04.2011 LANDWIRTSCHAFT: Leghorns Zeit Hühner mit weißen Ohrläppchen legen weiße Eier / Nur zu Ostern sind sie richtig gefragt POTSDAM - Leghorn und Lohmann müssen sich zur Osterzeit mächtig ins Zeug legen. Sie sind die gängigsten Hühnerrassen, die in deutschen Ställen für das wichtigste Osterprodukt sorgen. Und sie entscheiden auch darüber, ob es mehr weiße oder mehr braune Eier gibt. Denn die Farbe der Eier ist abhängig von der Hühnerrasse – Leghorn weiß oder Lohmann braun. In der Regel lässt das Gefieder der Henne einen Rückschluss auf den zu erwartenden Eierausstoß zu, wie Hafez Mohamed Hafez erklärt, der Leiter des Instituts für Geflügelkrankheiten an der Freien Universität Berlin. Weiße Henne – weiße Eier. Doch der Fachmann achtet auf die Ohrläppchen der Tiere. Geht deren Farbe ins Rötliche, gibt es braune Eier. Weißes Ohrläppchen bedeutet weiße Eier. Und die sind zu Ostern als perfekter Maluntergrund besonders gefragt. Doch eigentlich sind sie klar in der Minderheit. In den märkischen Legehennenbetrieben werden „zu 65 Prozent braune Eier produziert“, so Heinz Pilz, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg. Die würden das ganze Jahr über von den Kunden bevorzugt. Viele würden mit der braunen Farbe Erde, Natur und Bauernhof assoziieren, mutmaßt Pilz. Nur eben zu Ostern tritt dieser Zusammenhang in den Hintergrund. Die Malerei ist wichtiger. So wichtig, dass die Betriebe sogar „weiße Eier zukaufen müssen, vor allem aus den Niederlanden“, so Pilz. Die Nachbarn im Westen können die „weiße Ware“ aus Boden- und Freilandhaltung liefern. Ohnehin wird das heimische Ei immer seltener. Vor fünf Jahren kamen noch rund 70 Prozent der hier verbrauchten Eier aus deutschen Betrieben. Heute erreicht die Selbstversorgungsquote nur noch knappe 55 Prozent. Der Negativtrend ist auch in Brandenburg zu spüren. Im Land gab es im vergangenen Jahr in Betrieben mit mindestens 3000 Tieren insgesamt rund 2,6 Millionen Haltungsplätze für Legehennen. Das sind 22 Prozent weniger als 2009. Die Eierproduktion sank in diesem Zeitraum um 150 Millionen auf nur noch 654 Millionen. Das sei die „Folge des Käfighaltungsverbots“, erklärt der Verbandsvorsitzende Pilz. In den Ställen haben jetzt nur noch sehr viel weniger Tiere Platz und neue Ställe seien kaum hinzugekommen. Es fehle das Geld, ergänzt Pilz. Seit dem vergangenen Jahr dürfen in Deutschland Legehennen nicht mehr in herkömmlichen Käfigen gehalten werden. In der sogenannten Kleingruppenhaltung wird den Tieren mehr Platz in Käfigen mit Sitzstange, Nest und der Möglichkeit zum Scharren zugestanden. In Brandenburg haben die meisten Betriebe allerdings gleich auf Boden- oder sogar Freilandhaltung umgestellt. Nach Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg werden nicht mal mehr zwei Prozent der Hennen in Käfigen gehalten. Das Gros mit mehr als 83 Prozent entfällt auf die Bodenhaltung. „Für das Ei mit der drei gibt es keine Akzeptanz beim Kunden“, so Pilz. Er spielt damit auf die Kennzeichnung der Eier an: drei steht für Käfighaltung, zwei für Bodenhaltung, eins für Freiland und null für Bio-Eier. Pilz ist der Geschäftsführer des Spreenhagener Vermehrungsbetriebs für Legehennen in Bestensee (Dahme-Spreewald). Die hier erzeugten Eier gehen an das Tochterunternehmen Landkost-Ei GmbH, das sich um den Vertrieb kümmert. In den Bestenseer Ställen stehen 1,2 Millionen Legehennen. Das ist fast die Hälfte aller märkischen Hennen. Keine sitzt mehr im Käfig, sagt Pilz. Man habe komplett auf Bodenhaltung umgestellt. Zu Ostern herrscht hier Hochbetrieb. Selbst am heutigen Sonnabend werde noch einmal frische Ware ausgefahren. Die durchschnittliche Henne ist ein gutes Jahr lang produktiv. Erst wird das Tier 20 Wochen aufgepäppelt, um dann bis zu 56 Wochen lang fast täglich ein Ei zu legen. 14 bis 18 Tage am Stück funktioniert die Fließbandproduktion. Doch dann nimmt sich die Henne einen Tag frei. Der Eibildungsprozess will es so, sagt Pilz. Auf etwa 325 Eier pro Jahr bringen es die Hennen heutzutage, so Universitätsprofessor Hafez. Ursprünglich waren die Hennen darauf ausgerichtet, so viele Eier zu legen, wie sie mit ihrem Körper bedecken und somit ausbrüten können, erklärt Hafez. Nimmt man den Tieren die Eier weg, produzieren sie immer wieder neu. Ob die lang und schmal oder eher klein und dick ausfallen, ob häufiger mal ein Doppelei mit zwei Eigelb dabei ist – das ist genetisch bedingt, sagt Pilz. Klar ist aber: Je älter das Tier wird, desto größer werden die gelegten Eier. Der Neuling unter den Legehennen darf also ruhig mit S-Eiern beginnen, die laut EU-Norm nur bis zu 53 Gramm schwer sind. Irgendwann rackern sich die Profis auf XL-Größe hoch. Die Eier bringen es dann auf ein Gewicht von mehr als 73 Gramm. Um diese Hochleistung zu stemmen, bekommen die Oldies besonders kalkreiches Futter. Schließlich sei die Oberfläche der Eier größer und müsse entsprechende Stabilität haben, erklärt Pilz. Wer jedoch hofft, dass die Tiere gerade zu Ostern mehr Kalk bekommen, um besonders stabile Hühnereier fürs Ausblasen und Anmalen zu legen, der wird enttäuscht. Pilz zufolge würden die Produzenten immer darauf achten, dass die Schale in Topzustand ist. Da werde zu Ostern nicht extra Einfluss genommen. Zwischen 0,2 und 0,4 Millimetern ist die Schale dick. Eier mit leicht verschmutzter Schale, mit Haarrissen in der Außenhülle oder solche in Übergrößen gehen in die industrielle Verarbeitung und nicht in die Ladenregale. Für den Absatz in der Industrie gibt es Pilz zufolge aber nur etwa zwei Drittel des sonst üblichen Preises. Das bekamen die Erzeuger Anfang des Jahres schmerzlich zu spüren. Der Skandal um Tierfutter, das mit Dioxin verseucht war, ließ den Absatz der Eier einbrechen. Pilz berichtet von Umsatzrückgängen zwischen 25 und 30 Prozent für märkische Betriebe. Die Produktion sei aber nicht zurückgefahren worden. Das zahlt sich jetzt im Ostergeschäft aus. Ob die Qualität der Eier richtig gut ist – davon überzeugen sich die Beschäftigten in Bestensee seit Jahren auf ganz besondere Weise: Zum Frühstück gegen neun Uhr gebe es immer frisch gekochte Eier, erzählt Pilz. Diese „erste Kontrolle“ der Erzeugnisse von Leghorn und Lohmann sei Tradition. Zu DDR-Zeiten wurden andere Eier serviert. „Medes White“ hieß der Ost-Star. Er versorgte das Land mit weißen Eiern. Zu jeder Jahres- und Festzeit. (Von Ute Sommer) Brüssel will die Käfighaltung 2012 abschaffen Im Einzelhandel bewegen sich die Preise für Eier etwa auf Vorjahresniveau, sagt Margit Beck von der MarktEier & Geflügel. So kostete ein Zehnerpack Eier aus Bodenhaltung im März 1,36 Euro. Zehn Freilandeier gab es für durchschnittlich 1,74 Euro. Bio-Eier im Zehnerpack lagen dagegen bei 2,90 Euro. Zehn Eier aus der Kleingruppenhaltung in Käfigen kosteten 1,34 Euro. Die Haltung von Legehennen in herkömmlichen Käfigen soll von 2012 ab in den Staaten der Europäischen Union verboten werden – Deutschland hatte das Verbot schon eher umgesetzt. Die neue, sogenannte Kleingruppenhaltung hatte das Bundesverfassungsgericht allerdings im Dezember 2010 aus formalen Gründen beanstandet und wiederum neue Regelungen angemahnt. Eine Umfrage der EU-Kommission in Brüssel habe ergeben, dass beispielsweise in Polen oder auch in Spanien noch nicht viel für die Abschaffung der Käfighaltung getan wurde, sagt Heinz Pilz, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg. In Polen werden nach Angaben der EU-Kommission noch 80 Prozent der Eier von Legehennen in Käfigen erzeugt. so PRESSEMITTEILUNG - Straßburg, 12. Mai 2011 Antibiotika-Resistenz Problematik der Massentierhaltung konsequent begegnen Zu dem heute vom Parlament verabschiedeten Entschließungsantrag zur Antibiotikaresistenz erklärt Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen/EFA: "Das Europäische Parlament hat heute verstärkte Anstrengungen zur Bekämpfung der zunehmenden Antibiotika -Resistenz bei Tieren gefordert. Ungefähr 50 Prozent der in Europa verschriebenen Antibiotika werden Tieren verabreicht. In intensiven Tierhaltungssystemen werden diese Mittel gezielt nur zur Prophylaxe eingesetzt. ,da die Krankheitsanfälligkeit in unnatürlich großen Massentierhaltungsanlagen, in denen die Tiere einem großen Stress ausgesetzt sind, sehr hoch ist. Der hohe Einsatz von Antibiotika zur Prophylaxe fördert die Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe massiv. Das Parlament hat daher heute Aktivitäten auf mehreren Ebenen gefordert. Die EU- Kommission muss dafür sorgen, dass die Datenerfassung zum AntibiotikaEinsatz in der Tierhaltung endlich flächendeckend und harmonisiert erfolgt. Die Forschung für neue antimikrobielle Mittel muss intensiviert werden, aber auch die Erforschung von Alternativen und Strategien für Vorsorgemaßnahmen. Im Bereich der Züchtung ist eine Rückbesinnung auf alte robustere und weniger stressanfällige Tiersorten notwendig. Es muss gezielt gegen diejenigen vorgegangen werden, die Antibiotika unerlaubt als Wachstumssteigerer in der Tierhaltung einsetzen. Wir Grünen fordern über die Entschließung hinaus eine klare Weichenstellung bei der Reform der Gemeinseimen Agrarpolitik (GAP) hin zu einer nachhaltigen und tiergerechteren Agrarpolitik in der EU. Am Beispiel der Antibiotika-Resistenz zeigt sich deutlich, dass nicht nur die Landwirtschaft sondern die Allgemeinheit von den Auswirkungen einer industrialisierten Landwirtschaft betroffen ist. Dass Beschäftigte in Massentieranlagen im Krankheitsfalle in Krankenhäusern in Quarantäne behandelt werden, zeigt wie dringend wir eine Veränderung in der Landwirtschaft brauchen." Weitere Informationen: Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament - Martin Häusling Tel. +32-2-284-5820, Fax +32-2-284-9820 Email: [email protected] Herzliche Grüße, Ina Möllenhoff ___________________ Martin Häusling Mitglied des Europäischen Parlaments und Koordinator für Greens/EFA im Agrarausschuss Europabüro Hessen Kaiser-Friedrich-Ring 77 - 65185 Wiesbaden tel. 0611 - 98920-30, fax 0611 - 98920-33, info(at)martin-haeusling.de www.martin-haeusling.eu PRESSEMITTEILUNG Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband MecklenburgVorpommern e.V. Wismarsche Straße 152 19053 Schwerin Tel.: 0385 521339-0 E-Mail : [email protected] Internet: www.bund.net/mv V.i.S.d.P.: Corinna Cwielag Schwerin 11.05.2011 (22-11) Sauenanlage Alt Tellin - Behörde erlaubt Bau ohne Auflagen Schweinefabrikant Straathoff hat Widerspruch gegen Genehmigungsauflagen eingelegt / BUND beantragt aufschiebende Wirkung für BUND-Widerspruch Der Investor Straathof hat Widerspruch gegen eine Reihe von umweltrechtlichen, naturschutzfachlichen, tierschutzrelevanten und baurechtlichen Auflagen des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) in Neubrandenburg eingelegt. Das STALU Neubrandenburg hat diesem Widerspruch aufschiebende Wirkung für die Auflagen zugesprochen, den Bau aber zugelassen. „Damit erlaubt die Behörde praktisch den Bau der umstrittenen Sauenanlage ohne Umwelt-, und Bauauflagen. Das ist, besonders vor dem Hintergrund, dass die Firma Straathof bereits mehrfach in Konflikt mit Umweltauflagen gekommen ist, unverantwortlich. Erst im März hat der Bauherr ein Gebäude mit Nist- und Brutstätten geschützter Vögel und Fledermäuse illegal abgerissen! Der Fall liegt bei der Staatsanwaltschaft Neubrandenburg. In Sachsen-Anhalt ist er wegen eines Schwarzbaus für 30.000 Schweine zu 500.000 € Strafe verurteilt.“ sagt Corinna Cwielag vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Der BUND hat nun umgehend einen Antrag auf den Widerruf der sofortigen Vollziehbarkeit des Bauantrages der Firma Straathof für die größte geplante Sauenanlage Westeuropas beim STALU gestellt. Zugleich wurde beantragt, dass der Widerspruch des BUND vom November 2010 gegen die Genehmigung seinerseits aufschiebende Wirkung entfalten soll, da die Vollziehungsanordnung des STALU Neubrandenburg für die Genehmigung nichtig und damit gegenstandslos ist. Corinna Cwielag: „Offenbar ist die Behörde derzeit nicht in der Lage, die Einhaltung der zusammen mit der Anlagengenehmigung nach Bundes – Immissionsschutzgesetz erteilten Auflagen auch durchzusetzen. Der Investor hat gegen eine ganze Reihe dieser Auflagen Widerspruch eingelegt. Dieser Widerspruch hat aufschiebende Wirkung. Ein Beispiel: Die Behörde hat zur Auflage gemacht, dass der Baubeginn drei Wochen vorher bei der Behörde angezeigt werden muss. Dieser Auflage wurde widersprochen, also kann derzeit jederzeit mit dem Bau begonnen werden. Gegen den Bau einer Abluftfilteranlage, zu hinterlegende Sicherheiten für einen Rückbau, die zu erwartenden Lärmbelästigungen, den Einbau von Tränken für die Tiere oder den Bau eines Amphibiengewässers hat Straathoff ebenfalls Widerspruch eingelegt. Das ist faktisch ein Skandal und führt zu berechtigter Unruhe in der Region.“ Diese Ungleichbehandlung zu Gunsten eines fragwürdigen Investors habe die Behörde mit der Anordnung der „sofortigen Vollziehbarkeit“ der Genehmigung selbst geschaffen. Hintergrund dieser Anordnung sei, wie vom StALU in der Begründung selbst angeführt, das Ziel der Landesregierung, die Genehmigung von Investitionsvorhaben im Land zu beschleunigen. „Die Menschen hier sind aufgebracht, sie fühlen sich verschaukelt“ stellt Jörg Kröger fest, Sprecher der BI. „Es darf künftig für Agrarfabriken keine Genehmigungsverfahren mehr geben, deren Ziel erkennbar nur darin besteht, möglichst rasch zu einer Genehmigung zu kommen“ so Kröger weiter. Stattdessen sei eine ergebnisoffene Prüfung erforderlich, ob solche Anlagen wirklich den berechtigten Ansprüchen der Allgemeinheit sowie des Tier und Umweltschutzes gerecht werden. Derzeit könne nach deutschem Recht noch nicht einmal gerichtlich geprüft werden, ob die Tierschutzbestimmungen erfüllt wurden. Dieser Zustand sei unhaltbar. Für Rückfragen: Corinna Cwielag, BUND : 0385 521339-12 oder 0178 5654700 Jörg Kröger, Bürgerinitiative Alt Tellin: 039991 - 36723 -- BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) Landesverband MecklenburgVorpommern e.V. Wismarsche Straße 152 19053 Schwerin Pressemeldung Vom 11.05.2011 Erfolg für den Tierschutz: Tierische Textilprodukte sollen gekennzeichnet werden Textilprodukte, die tierisches Material beinhalten, sollen zukünftig auf dem Etikett als solche gekennzeichnet werden. Das Plenum des EUParlaments hat heute in zweiter Lesung einem Kompromisstext zugestimmt, der in Verhandlungen zwischen dem zuständigen Ausschuss des EU-Parlaments und dem EU-Ministerrat erarbeitet wurde. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich seit Jahren für eine solche Kennzeichnungspflicht ein und zeigt sich sehr erfreut. Der Verbraucher kann in Zukunft erkennen, in welcher Tasche, in welchem Jackenkragen etc. echtes Fell oder Leder verarbeitet wurde, und kann im Sinne des Tierschutzes auf tierquälerische Produkte verzichten. Seit vielen Jahren setzt sich der Deutsche Tierschutzbund dafür ein, dass Textilerzeugnisse, welche tierische Produkte wie Fell oder Leder enthalten, als solche eindeutig gekennzeichnet werden müssen. „Es ist ein großer Erfolg für uns, dass das EU-Parlament dem Verordnungsentwurf zur Bezeichnung und Etikettierung von Textilerzeugnissen mit entsprechenden Änderungsvorschlägen zur Kennzeichnung heute zugestimmt hat“, so Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Für Verbraucher war es bisher schwierig, beim Kauf eines Kleidungsstückes zu erkennen, ob der Kragen einer Jacke, der Fellbesatz am Schuh oder die Lederhose aus künstlichem oder tierischem Material besteht. Eine Kennzeichnungspflicht solcher Produkte bestand in Europa nicht. „In vielen Fällen werden die Textilprodukte im nicht-europäischen Ausland hergestellt. Dort sind die Tierschutzgesetze nicht mit den hiesigen vergleichbar, so dass davon auszugehen ist, dass tierische Bestandteile in Textilprodukten auf tierquälerische Weise erzeugt wurden“, so Apel weiter. „Nun ist der Weg frei, dass Verbraucher zukünftig eine bewusste Kaufentscheidung treffen und auf Erzeugnisse mit tierischen Bestandteilen verzichten können.“ Offen ist noch die genaue Form der Etikettierung. Aus Tierschutzsicht sollten Etiketten genau kennzeichnen, welcher Teil des Textilerzeugnisses tierischen Ursprunges ist, welche Tierart verarbeitet wurde und woher das Tier stammt. Hintergrund: Um die Herkunft der Felle zu verschleiern, kommen einige Felle unter Tarnnamen wie z. B. „Chinchillette" für Kaninchen oder „Telentka" für Eichhörnchen in den Handel. Abschließend muss nun noch der EU-Ministerrat dem Beschluss des EU-Parlaments zustimmen, damit die Verordnung, die unmittelbar in jedem EU-Mitgliedstaat verbindlich ist, in Kraft treten kann. Mit freundlichen Grüssen Presseabteilung Deutscher Tierschutzbund e.V. Baumschulallee 15 D-53115 Bonn Tel: +49-(0)228-6049624 Fax: +49-(0)228-6049641 E-Mail: [email protected] PRESSEMITTEILUNG von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Niedersächsischen Landtag NR. 165 Datum: 10. Mai 2011 GRÜNE kritisieren Datenschutzverstoß im Dioxinskandal Ministerium belieferte Lobby mit vertraulichen Daten Die Landtagsgrünen werfen dem Landwirtschaftsministerium vor, im Zusammenhang mit dem Dioxinskandal zur Jahreswende in unzulässiger Weise Daten von landwirtschaftlichen Betrieben an private Stellen weitergegeben zu haben. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christian Meyer hat jetzt den Landesbeauftragten für den Datenschutz eingeschaltet. In einem Schreiben kritisiert der Grünen-Politiker einen "massiven Datenschutzverstoß" und fordert eine Untersuchung des Vorgangs. Trotz Bedenken im Landesamt für Verbraucherschutz seien auf Weisung des Landwirtschaftsministeriums die betrieblichen Daten von tausenden Betrieben, die vermutlich mit belastetem Futter beliefert worden waren, an die Interessenorganisation Landvolk und den privaten Lebensmittelprüfer QS geliefert worden. "Das verstößt gegen geltende Gesetze", sagte Meyer am Dienstag (heute) in Hannover. Zeitgleich seien den Abgeordneten der Opposition im Rahmen einer vertraulichen Akteneinsicht die betreffenden Daten vorenthalten worden. "Uns wurde erklärt, dass es um Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse ginge, aber der Agrarlobby wurden die Daten frei Haus geliefert, obwohl sicher kein Einverständnis der betroffenen Landwirte vorlag. Das ist schon ein starkes Stück", sagte der Grünen-Politiker. Es sei offensichtlich, dass das Ministerium mit diesem Vorgehen um das Wohlwollen der Interessenverbände buhle. Meyer: "Die Lobby wird bedient, während die Verbraucherorganisationen nur dürftige Auskünfte bekommen. Wir fordern Minister Lindemann auf, die Wünsche befreundeter Verbände nicht höher zu bewerten als die Kontrollfunktion der Opposition!" Bündnis90/DIE GRÜNEN im Landtag Niedersachsen Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1 30159 Hannover Tel.: 0511/3030-4201 Fax: 0511/329829 Email: [email protected]