Langinterview Prof. Bankhofer – 5803 Zeichen (inkl. Leerzeichen) Endlich ruhige Nächte Chininsulfat als Therapie nächtlicher Wadenkrämpfe Dass die Nacht nicht zum Schlafen da ist, müssen immer mehr Menschen leidvoll feststellen: Denn immer wieder werden sie von schmerzhaften Muskelkrämpfen unsanft aus dem Schlummer geweckt. Diese nächtlichen Störungen sind keine Bagatellen. Denn als Folge nächtlicher Krämpfe samt Schlafmangel drohen u. a. Bluthochdruck, Depressionen, Übergewicht und nicht zuletzt eine stark beeinträchtigte Lebensqualität. Wir sprachen mit dem bekannten Gesundheitsexperten Prof. Hademar Bankhofer über den Wirkstoff Chininsulfat, seine Vorteile bei der Krampftherapie und über den notwendigen Gang zum Arzt. Redaktion: Herr Professor. Soll man wirklich wegen Muskelkrämpfen zum Arzt gehen? Prof. Bankhofer: Wenn diese Krämpfe häufiger auftreten und nicht ganz klar mit zum Beispiel einer Überbelastung der Muskulatur zusammenhängen, dann schon. Es gibt ja so viele unterschiedliche mögliche Auslöser. Und darunter spielt eine echte Überbeanspruchung der Muskulatur nur relativ selten eine Rolle. Weitaus häufiger sind es komplexere Zusammenhänge. Redaktion: Wie zum Beispiel? Prof. Bankhofer: Nun, da wären zum Beispiel Durchblutungsstörungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Abführmittel), ein Elektrolytmangel sowie Fehlhaltungen während des Tages oder Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten. Es kommt ja nicht von Ungefähr, dass inzwischen etwa 36 Prozent aller Erwachsenen regelmäßig mit den plötzlich einschießenden Schmerzen vor allem im Unterschenkel ungewollte Bekanntschaft machen. Redaktion: Was passiert eigentlich bei einem Krampf im Muskel genau? Prof. Bankhofer: Um eine Bewegung in Gang zu setzen, sendet unser Gehirn elektrische Impulse über die Nerven an die Muskelfasern. An der Übergangsstelle vom Nerv zum Muskel, der sogenannten „motorischen Endplatte“, wird der Botenstoff Acetylcholin ausgeschüttet, der den elektrischen Impuls des Nervs an den Muskel weiterleitet. Manchmal wird dieses überaus sensible System gestört, die Nervenzellen senden bis zu zehnmal mehr Impulse als im Normalfall. Das Gehirn registriert die drohende Überlastung und gibt genauso häufig Gegenbefehl zum Loslassen. Diese Irritation der Nerv-Muskel-Kommunikation ist dann der Beginn eines Muskelkrampfes. Redaktion: Gibt es besonders riskante Situationen? Prof. Bankhofer: Ganz besonders gefährdet sind beanspruchte Muskeln in kalter Umgebung. Wer schon einmal länger in kaltem Wasser geschwommen ist, kennt diesen Zusammenhang nur zu gut. Da kommen die Krämpfe sozusagen vielfach automatisch. Aber egal ob im Wasser oder an Land, üblicherweise reagieren Betroffene instinktiv richtig und dehnen oder belasten die betroffenen Muskeln, so daß sich der Krampf löst. Im Schlaf jedoch ist diese Gegenreaktion oft nicht möglich, da leichte bis mittelschwere Verkrampfungen vielfach unterhalb der Aufwachschwelle ablaufen. Redaktion: Und am Morgen gibt es dann das schmerzgeplagte Erwachen. Prof. Bankhofer: Genau. Die betroffenen Muskeln sind dann häufig bis weit in den Tag hinein verspannt und schmerzhaft verhärtet. Das Risiko eines schweren Krampfes, der die Betroffenen schmerzhaft aus dem Schlaf reißt, erhöht sich damit deutlich. Sehen Sie, da man ja als Patient, als Betroffener, überhaupt nicht weiß, welche der vielen möglichen Ursachen bei einem zutrifft, rate ich dringend dazu, den Arzt zu konsultieren. Denn manchmal reichen auch schon nichtmedikamentöse Therapien wie spezielle Dehnübungen oder gezielte Physiotherapie. Redaktion: Manchmal aber eben auch nicht. Prof. Bankhofer: Richtig. Aber dann hat der Arzt zum Beispiel mit der Gabe von Chininsulfat eine überaus interessante Therapiemöglichkeit. Dieser aus der Cinchonapflanze gewonnene Naturstoff besitzt doch eine ganz besondere Eigenschaft: Er wirkt direkt auf die betroffenen, verkrampften Muskeln, schwächt die Überleitung der Nervenreize ab und reduziert so die Erregbarkeit des Muskels. Und das ist ja das Interessante daran: Krämpfen wird so effektiv vorgebeugt, gleichgültig, ob sie von Fehlstellungen, Überbelastungen, Stoffwechselproblemen oder Durchblutungsstörungen ausgelöst werden. 1 bis 2 Tabletten Chininsulfat á 200 mg pro Tag werden insbesondere bei wiederkehrenden nächtlichen Wadenkrämpfen empfohlen. Redaktion: Es gibt aber noch einen zweiten Nutzen, richtig? Prof. Bankhofer: Ja. Dieser Cinchona-Wirkstoff besitzt über seine muskelentspannende Wirkung hinaus noch schmerzlindernde Eigenschaften. Er verhindert über die Muskelentkrampfung die Entstehung schmerz- und entzündungsfördernder Stoffe. Das bedeutet ganz einfach, dass die krampfgeschädigte Muskulatur schneller wieder einsatzfähig wird. Und wir dürfen nicht vergessen: Über diese Erfahrungswerte hinaus gibt es weitere wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit. Redaktion: Sie sprechen auf die neueste wissenschaftliche Untersuchung an? Prof. Bankhofer: In der Tat. Dabei zeigte sich, dass Chininsulfat die Kontraktionsfähigkeit und somit die Krampfbereitschaft der behandelten Muskelzellen deutlich herabsetzt. Und zwar bei fast allen Krampfursachen. In einer weiteren aktuellen Studie reduzierte sich bei 80 Prozent der mit Chininsulfat behandelten Patienten die Anzahl der Krämpfe um mindestens die Hälfte. Redaktion: Was ist mit Müdigkeit, Schlappheit nach Einnahme dieses muskelentspannenden Stoffes? Prof. Bankhofer: Da dieser Wirkstoff nicht zentral aufs Gehirn Einfluß nimmt, bleiben genau diese Effekte aus. Und was unbedingt erwähnenswert ist: Chininsulfat wird sehr schnell in den Blutkreislauf aufgenommen. Das heißt, es erfolgt eine rasche Linderung. Redaktion: Also eine Möglichkeit, wieder zu einem „unverkrampften“ Schlaf zu finden? Prof. Bankhofer: Ja, das ist eine echte Trumpfkarte im Kampf gegen den Krampf. Weitere Informationen zum Thema Muskelkrämpfe unter www.muskeln-gelenke.de