Silberschorf und Colletotrichum in Kartoffeln

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Silberschorf und
Colletotrichum in Kartoffeln
Krankheit, Bedeutung, Bekämpfung
GV VO-Ost Pflanzkartoffeln, 22. März 2012
Andreas Rüsch, Strickhof Fachbereich Ackerbau
Inhalt
Symptome und Biologie von Colletotrichum und Silberschorf
Problematik und Auftreten
Befallsfördernde Bedingungen / Faktoren
Vorbeugende Massnahmen
Direkte Bekämpfung
Bedeutung in der Schweiz aktuell (Ernst Bühler)
Fragen / Diskussion
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Silberschof (Helminthosporium solani)
Pilzkrankheit
Ausschliesslich Befall bzw.
Symptome auf Knollenschale
Übertragung über Pflanzgut und
beschränkt über Boden (ein bis
zwei Jahre Überdauerung)
Neuinfektion während Wachstum im
Boden (Mutter- > Tochterknolle) und
am Lager
Explosionsartige Vermehrung bei
befallsfördernden
Bedingungen
nach der Ernte.
In der Regel keine Symptome
erkennbar bei Ernte
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Biologie und Vermehrung Silberschorf
Pilzlicher Erreger:
Helminthosporium solani
• Befällt nur Kartoffelknollen
• Verwandte Erreger in Gerste:
Netzflecken, DTR
1.
3.
2.
Infektionsquellen:
1. Mutterknollen
2. Boden (bei feuchten Böden)
3. Lager (ab 5 °C; optimal 20–25 °C)
TLL, Referat Pflanzenschutz 2001
Europlant.biz
BCSD Präsentationen Puhl, Terhardt 2003
Vorkommen und Bedeutung Silberschorf
Relevanter
Schaden
Bedeutung
Risiko
Speise
Industrie
Stärke
Vermehrung
Optische
Qualitätsminderung
Schälverluste
Masseverlust,
Wasserverlust
Vitalitätsverlust,
Verbreitungsrisiko
Hoch
Niedrig
Niedrig
Mittel
Im Vergleich zu anderen Krankheiten: Begrenztes Schadpotenzial
Schadsymptome:
Schalennekrosen
⇨
Silbrige Flecken auf Schalenoberfläche
Erhöhter Wasserverlust 5-10%
⇨
Schrumpfen der Knollen
Lückenhafter Auflauf
⇨
Lückenhafter Bestand
KEINE Beeinträchtigung der Speisequalität
Minderung des Handelswertes
Quelle: Bayer Crop Science Schweiz / Deutschland
Colletotrichum (Colletotrichum coccodes)
Pilzkrankheit
Befall bzw. Symptome auf abreifendem Kraut und Knollenschale
Übertragung über Pflanzgut und
über Boden (bis 8 zu Jahre Überdauerung im Boden an toter
organischer Substanz)
Neuinfektion während Wachstum im
Boden (Mutter- > Tochterknolle,
Boden > Tochterknolle) und am
Lager
Rasche Vermehrung bei befallsfördernden Bedingungen nach der
Ernte.
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Biologie und Vermehrung Colletotrichum
Pilzlicher Erreger:
Colletotrichum coccodes
• Befällt Knollen, Stängel, Blätter
• Wärmeliebend: 28-30°C
• Schwächeparasit
Erstinfektion der Blätter
Ausbreitung in der Pflanze
Überwinterung im Boden
und auf Pflanzenresten
Quelle: Bayer Crop Science Schweiz / Deutschland
Vorkommen und Bedeutung Colletotrichum
Schadumfang:
•
Im Regelfall
unterschätzt
•
Starke und
schnelle
Ausbreitung im
Bestand
Relevanter
Schaden
Bedeutung
•
Verwechslung
mit natürlicher
Abreife
Risiko
Speise
Industrie
Stärke
Vermehrung
Optische
Qualitätsminderung
Masseverlust
durch
Gummiknollen
und zu frühe
Abreife
Masseverlust
durch
Gummiknollen
und zu frühe
Abreife
Infektion bei
Pflanzung
Niedrig
Mittel
Mittel
Hoch
Schadsymptome:
Gelbfärbung der Blätter, Blattrand rollt nach oben
Vorzeitige Abreife von Blättern und Stängel
Gummiartig weiche Konsistenz von Blättern, Stängel und Knollen
„Gummiknollen“, die Schrumpfen und Faulen
Sichtbare schwarze Punkte (Mikrosklerotien)
Quelle: Bayer Crop Science Schweiz / Deutschland
Ähnliche Symptome – Unterschiedliche
Erreger
Silberschorf
Colletotrichum
Schadbild
Merkmale zur
Unterscheidung
• Sporenträger und Sporenbildung
bereits nach 1-2 Tagen mit hoher
Luftfeuchtigkeit
• Sporenträger am Rand der Flecken
• Kleine, schwarze, mit Haaren besetzte
Sklerotien sind mit bloßem Auge sichtbar
• Neben Knollenbefall auch oberirdischer
Befall z.B. am Stängel
Erreger
mikroskopisch
TLL, Referat Pflanzenschutz 2001
Auftreten
Vielfach Mischinfektion von Colletotrichum und Silberschorf
Untersuchung bei 2 Produzenten Kanton Zürich 2012
5 Charlotte-Posten aus gleichem Pflanzgutposten:
4 x Mischinfektion
1 x nur Silberschorf (noch „nie“ Kartoffeln auf Parzelle)
1 Ditta-Posten nur Silberschorf (noch „nie“ Kartoffeln auf P.)
5 Charlotte-Posten aus unterschiedlichsten Böden, aus
gleichem Pflanzgutposten: 5 x Mischinfektion
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Befallsfördernde Faktoren
Temperatur und Feuchtigkeit
Temperaturoptimum Silberschorf zwischen 20 und 24 Grad
Wachstum ab 3 Grad
Temperaturoptimum Colletotrichum zwischen 22 und 28 Grad
Wachstum ab 7 Grad
Ausgangsbefall Pflanzgut (v.a. Silberschorf)
Befallsdruck von Boden und Kraut (Colletotrichum)
Wärme im Boden und v.a. am Lager
Erdbehang Erntegut
Knollenverletzungen, schwache Schale
Schwitzwasser (Kondenswasser) am (Zwischen)Lager
Befallsdruck von kontaminierten Gebinde, Lagereinrichtungen
und Lagerräumen
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Vorbeugende Massnahmen
Weite Fruchtfolge
Sortenwahl
Gesundes Pflanzgut
Gute Bodenstruktur (keine gestaute Nässe)
Optimale Wasserversorgung, nicht exzessive Bewässerung
Rasche, schonende Ernte inkl. guter Enterdung
Rasches und gutes Abtrocknen
Rasches Abkühlen nach Wundheilung
Lager- und Gebindedesinfektion
Räumliche Trennung von Lager und Aufbereitung
Feuchtigkeit und Staubbildung über ganze Ein- und
Auslagerungskette tief halten
Durchgehende Kühlkette bis Verkaufspunkt
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Direkte Bekämpfungsansätze
Pflanzgutbeizung bei der Einlagerung und/oder beim Pflanzen
gegen Silberschorf (Maxim 100 FS oder Monceren Pro)
Furchenbehandlung bei Pflanzung mit Azoxystrobin gegen
Colletotrichum (nicht zugelassen in der Schweiz)
Amistar- oder Flint-Behandlungen Ende Vegetation
Theoretisch: Nacherntebehandlung (Europaweit Tabu wegen
Rückständen auf Konsumware!)
Desinfektion Gebinde und Lager mit Benzoesäure (Bsp.
Menno Florades Omya)
Lagerbegasung mit Ozon oder Chlor
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Weitere Schritte Schweiz
Ganze Wertschöpfungskette ist gefordert!
Problematik in Branchenorganisation diskutiert
Umfrage unter Lagerhaltern abgeschlossen
Ad-hoc-Arbeitsgruppe trifft sich im Frühjahr 2012
> ev. Projekt mit Bekämpfungsversuchen
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