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EUROPÄISCHE KOMMISSION
PRESSEMITTEILUNG
Brüssel, 13. August 2014
Die Macht des Geistes: EU-Forscher nutzen die Kraft des
Gehirns, um etwas zu bewegen
Video
Ein Glas hochheben oder eine E-Mail tippen – für Menschen mit schweren körperlichen
Behinderungen sind solche alltäglichen Handlungen ein unüberwindbares Hindernis –
selbst wenn sie die Willenskraft und die geistigen Fähigkeiten dazu haben. Mit EUgeförderten Projekten wie TOBI (Tools for Brain-Computer Interaction) werden
Technologien für die Interaktion zwischen Gehirn und Computer entwickelt, die
beispielsweise die Lebensqualität des 20-jährigen Francesco und des 53-jährigen Jean-Luc
erheblich verbessern können. Durch die Brain-Computer-Interaction-Technologie (BCI)
haben sie die Kontrolle über ihre gelähmten Gliedmaßen wiedererlangt, können im
Internet surfen und mit der Kraft ihrer Gedanken „virtuelle“ Spaziergänge unternehmen.
„Die Teilnahme an diesem Projekt hat mir gezeigt, dass ich trotz allem für die Gesellschaft
nützlich sein kann“, schrieb der 53-jährige Jean-Luc Geiser, der nach einem Schlaganfall
vollständig gelähmt ist und nicht mehr sprechen kann. Dank TOBI ist es Jean-Luc
gelungen zu kommunizieren, indem er mithilfe seiner Gehirnströme einen Cursor steuerte
und auf diese Weise E-Mails verfasste. Der 20-jährige Francesco Lollini war ebenfalls froh,
dass er die Gelegenheit bekam, an dem Projekt teilzunehmen: „Ich liebe diese Art
Experimente, auch weil ich ein Fan von Science-Fiction-Filmen bin“, erklärt er.
Im Gegensatz zu ähnlichen Experimenten, die normalerweise entweder an körperlich
gesunden Probanden oder mithilfe invasiver Gehirnimplantate durchgeführt werden, wurde
mit TOBI Neuland betreten, da nicht-invasive Prototypen verwendet und diese direkt an
und zusammen mit den potenziellen Anwendern erprobt wurden.
IP/14/925
„Es gibt viele Menschen mit ganz unterschiedlichen Behinderungsgraden, die ihren Körper
nicht kontrollieren können, aber über hinreichende kognitive Fähigkeiten verfügen“, erklärt
Projektkoordinator José del R. Millán, Professor an der Ecole Polytechnique Fédérale de
Lausanne.
Die Kraft des Gehirns in der Praxis
TOBI ermöglicht mindestens drei Arten der Gehirn-Computer-Interaktion, wodurch
gelähmte Patienten sich verständigen und sogar bewegen konnten.
Für die Interaktion werden Gehirnströme über Elektroden, die an einer am Kopf zu
tragenden Kappe befestigt sind, an einen Computer-Cursor übertragen. Allein durch den
Gedanken daran, was sie tippen wollten, konnten die Testpersonen den Cursor fernsteuern
und so im Internet surfen und E-Mails und SMS schreiben.
Im zweiten Experiment steuerten die Probanden einen kleinen Roboter, der mit Video-,
Audio- und Hinderniserkennungssensoren ausgerüstet war. Sie konnten den Roboter so
auf einen „virtuellen“ Spaziergang durch das Krankenhaus schicken und sogar Angehörige
an verschiedenen Orten „treffen“.
Andere Patienten waren in der Lage, ihre gelähmten Gliedmaßen allein dadurch wieder zu
bewegen, dass sie an die Bewegung dachten. Ermöglicht wird dies durch eine
Computersoftware, die in der Lage ist, die Absicht des Patienten, eine bestimmte
Bewegung auszuführen, zu erkennen. In einigen Fällen konnten die Betroffenen diese
Fähigkeit durch intensives Training und Reha-Maßnahmen sogar ohne die elektronischen
Hilfsmittel aufrechterhalten.
Die Anwender wurden damit Teil des Forschungsteams. „Wir holten die Rückmeldungen
aller Patienten ein, um Fehler im Programm zu korrigieren und die Änderungen direkt
vornehmen zu können. Wir haben auch das Feedback der professionellen Endanwender
berücksichtigt, die mit den Patienten im Krankenhaus zusammengearbeitet haben,“ so
Professor Millán weiter.
Ein Hoffnungsschimmer
Das Projekt wurde letztes Jahr abgeschlossen, und die verschiedenen Prototypen werden
derzeit noch verbessert. Ein Teil der Geräte steht bereits für Patienten in Kliniken zur
Verfügung, die TOBI-Partner sind.
„Dies ist der Beweis für die Zuverlässigkeit und die Möglichkeiten der modernen BrainComputer-Interaction-Technologie“, so Professor Millán.
Projekte wie TOBI sind eine große Hoffnung für Menschen mit Behinderungen. Claudia
Menarini, Francescos Mutter wünscht sich: „Dies sollte ihre Zukunft sein, eine Zukunft, die
ihnen ein erfülltes Leben ermöglicht“.
„Die EU trägt dazu bei, dass Innovationen eine Chance statt eine Barriere für Menschen
mit Behinderungen werden“, so Neelie Kroes (@NeelieKroesEU), die für die Digitale
Agenda zuständige Vizepräsidentin der Kommission. „Technik kann zu mehr
Unabhängigkeit verhelfen und die soziale Inklusion fördern.“
Lesen Sie mehr über das Projekt TOBI (auch auf Französisch, Englisch, Italienisch,
Polnisch und Spanisch).
Hintergrund
13 Partner aus Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz und dem Vereinigten
Königreich wirken am Projekt TOBI mit. Die EU investiert im Rahmen des Siebten
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Rahmenprogramms der EU für Forschung und technologische Entwicklung (#FP7) (20072013) 9 Millionen EUR in das Projekt. Das neue EU-Forschungs- und Innovationsprogramm
Horizont 2020 (#H2020) lässt mit einer Mittelausstattung von 80 Mrd. EUR für die
kommenden sieben Jahre (2014–2020) sogar auf noch größere Durchbrüche hoffen.
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