39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Entwicklung eines bildgeführten Bestrahlungsgerätes für die präzise Tumorbestrahlung an Kleintieren Khaless, Arian; Thute, Prasad; Hietschold, Volker; Enghardt, Wolfgang; ZIK OncoRay, Medizinische Fakultät, TU-Dresden Einleitung In den letzen Jahren erzielte man große Fortschritte bei der Bildgebung von Kleintieren. Mittlerweile gibt es für fast alle Modalitäten, die für die Bildgebung am Menschen eingesetzt werden, auch Varianten für Nagetiere (microCT, microMRI, microPET). In der Krebsforschung werden diese bildgebenden Verfahren bis jetzt überwiegend bei Tierexperimenten genutzt, die sich mit der Untersuchung von pharmazeutischen Substanzen beschäftigen. Obwohl in der Strahlentherapie am Menschen schon seit einiger Zeit bildgebende Verfahren eingesetzt werden und diese eine immer größere Rolle spielen, um die Therapie präziser und effizienter zu machen, werden diese Entwicklungen nicht am Tiermodell nachvollzogen. Diese Tatsache liegt darin begründet, dass sich die Bestrahlungstechnik für Kleintiere in der experimentellen Strahlentherapie verglichen mit der bei der Humantherapie auf dem Niveau der 1950er Jahre befindet. Während Tumoren beim Menschen mittlerweile hochkonformal, intensitätsmoduliert und stereotaktisch bestrahlt werden, positioniert man Versuchtiere noch unter Stehfeldern mit grober Standardkollimierung. Will man die heutige Präzisionsstrahlentherapie in Tierexperimenten untersuchen, ist es unbedingt erforderlich, mit einem geeigneten Kleintierbestrahlungsgerät die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Material und Methoden Im Folgenden werden die Anforderungen an ein solches Gerät beschrieben. Der Aufbau des Gerätes soll Experimente mit Mäusen, den am meisten verbreiteten Versuchtieren in der radioonkologischen Translationsforschung, aber auch mit Ratten möglich machen. Für die Vergleichbarkeit zu den gängigen Tierversuchen, muss die Bestrahlung mit 200 kV-Röntgenstrahlung erfolgen, gleichzeitig müssen geeignete Strahlenergien für die Bildgebung im Bereich von 20 kV bis 60 kV zur Verfügung stehen. Die Behandlung der Versuchtiere soll mit isozentrischen Bestrahlungstechniken bei 360°-Rotation der Strahlenquelle durchgeführt werden können. Der Lagerungstisch für die Versuchtiere muss in allen drei Raumrichtungen beweglich sein, sowie durch isozentrische Rotation die Anwendung non-koplanarer Bestrahlungstechniken ermöglichen. Die Formung jedes Bestrahlungsfeldes soll individuell möglich sein. Dabei werden Feldgrößen von 1 x 1 mm² bis 20 x 20 mm² abgedeckt. Um Effekte während der Bestrahlungszeit einsetzender Zellreparaturmechanismen möglichst auszuschließen, darf die Dosisleistung im Zielvolumen nicht kleiner als 1 Gy/min sein. Zum Zweck der Bildgebung muss das Gerät über einen Röntgenbilddetektor verfügen, mit dem neben einzelnen Projektionsaufnahmen unter beliebigen Winkel auch fluoroskopische Aufnahmen, sowie die schnelle Aquisition von winkelabhängigen Projektionen zur tomographischen Rekonstruktion (Cone-Beam-CT) möglich ist. Die Möglichkeiten der Bildgebung sind zum einen zur Tumorlokalisation aber auch zum Positionieren des Versuchtieres in der Einstellebene notwendig, da ein Anzeichnen des Isozentrums auf der Haut des Versuchtieres wegen der hohen Flexibilität von Mäuse- und Rattenhaut nicht sinnvoll ist. Weiterhin soll man mit Hilfe der 3D-Bildgebung imstande sein, Verlagerungen des Zielvolumens zu korrigieren. Für das bildgebende System wird eine Ortsauflösung von 90 µm – 100 µm angestrebt. Zusätzlich zum eigentlichen Bestrahlungsgeräte ist die Entwicklung einer Software zur Bestrahlungsplanung vorgesehen. Die eingesetzten Strahlenergien machen es notwendig einen Dosisberechnungsalgorithmus auf der Basis von Monte-CarloVerfahren zu verwenden. Im Sinne einer unkomplizierten Handhabung des Bestrahlungsgerätes im Laboralltag soll dieses über ein Vollschutzgehäuse verfügen. Ergebnisse Die Basiskomponenten für das geplante Bestrahlungsgerät bilden eine Röntgenanlage der Firma YXLON und ein Bilddetektor (C9311DK) von Hamamatsu. Neben einem 4,5 kW Generatorsystem ist eine einpolige Metall-Keramik-Röhre Bestandteil der Röntgenanlage. Der Röntgenstrahler besitzt zwei Foki mit Brennfleckgrößen von 1 mm und 5,5 mm nach EN12543. Der kleine Brennfleck kann auf Grund seiner günstigeren Abbildungseigenschaften zur Bildgebung verwendet werden, wohingegen der große Brennfleck wegen seiner höheren Strahlleistung für Bestrahlungen herangezogen wird. Die Röhrenspannung lässt sich zwischen 10 kV und 225 kV in 0,1 kV Schritten frei wählen, so dass sowohl Strahlqualitäten für die 39. DGMP Tagung 2008 in Oldenburg Tumorbestrahlung als auch für kontrastreiche radiographische Aufnahmen bereitstehen. Bei dem Bildempfänger handelt es sich um einen Flachbilddetektor auf der Basis einer CMOS-Photodiodenmatrix mit CsI-Szintillator. Er besitzt eine aktive Fläche von 124,8 x 115,2 mm² bei einer Pixelgöße von 100 x 100 µm². Je nach Auslesemodus sind maximale Bildwiederholungsraten von 30 Hz bis 88 Hz möglich, so dass in einer annehmbaren Zeit eine genügende große Zahl an Projektionen für tomographische Rekonstruktionen gesammelt werden können. Zur Formung des Strahlenfeldes sollen ein Primär- und ein Sekundärkollimator mit gegossenen Blenden aus MCP96 zum Einsatz kommen. Die beschriebenen Komponenten des Bestrahlungsgerätes werden auf einem Tragarm montiert, der an einem schneckenverzahnten Wälzlager angebracht ist. Abbildung 1: Kleintierbestrahlungsgerät mit Hochspannungserzeuger auf Drehtisch; Über eine Schneckenwelle wird der Tragarm von einem Servomotor angetrieben. Die Dimensionen der Tragarmkonstruktion ergeben sich im Wesentlichen durch den Abstand der Röntgenröhre (Fokus) zum Isozentrum von 60 cm. Dieser Abstand stellt einen Kompromiss zwischen den Abbildungseigenschaften bei den Röntgenaufnahmen, ausreichender Dosisleistung bei der Bestrahlung und angemessener Baugröße des Gerätes dar. Ein zentrales Problem bei der Konzeption des Bestrahlungsgerätes stellt die Versorgung der schwenkenden Röntgenröhre mit Hochspannung dar, da bei dem Kabel für die Hochspannungsversorgung ein Biegeradius von 40 cm bei Bewegung nicht unterschritten werden darf. Weil eine Torsion des Kabels ebenfalls nicht zulässig ist, wird dieses durch das Wälzlager auf die horizontale Drehachse des Tragarms geführt, wobei die Torsion des Kabel bei Schwenkbewegungen durch die Lagerung des Hochspannungserzeugers auf einem Drehtisch und dessen synchrone Drehung um eine vertikale Drehachse verhindert wird. Diskussion Es wurden entscheidende Schritte bei der Konzeption und Entwicklung eines bildgeführten Präzisionsbestrahlungsgerätes für Kleintiere gemacht. Konzeption und Aufbau des Gerätes werden tumorkonforme, bildgeführte Bestrahlungen ermöglichen.