Univ.-Prof. Dr. Gerald Hüther: Die Macht der inneren Bilder Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt", meinte einst der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt. Heute muss man sagen: „Wer keine Visionen hat, sollte dringend zum Arzt“, meint der Hirnforscher und Neurobiologe Gerald Hüther, denn der bisherige Weg der RessourcenNutzungsgesellschaft ist eine Sackgasse. Die Vision von Gerald Hüther ist die Potenzialentfaltungsgesellschaft. In diesem Vortrag, gehalten bei den Goldegger Dialogen zum Leitthema „Schöpferisch das Leben meistern“, erklärt Gerald Hüther die faszinierenden Entdeckungen der Hirnforschung. Erst durch die Bild gebenden Verfahren kann man seit etwa 15 Jahren dem Gehirn beim Arbeiten zuschauen und hat dabei unter anderem folgendes entdeckt: - Das Gehirn wird so, wie man es mit Begeisterung nutzt - Kinder kommen mit einem unglaublichen Potenzial zur Welt, das bis zum Ende der Grundschulzeit verschwindet - Das Gehirn blüht bis zum ersten Lebensjahr, dann geht es bergab - Lernen und Gefühl sind miteinander verkoppelt - Das Gehirn ist aufs engste mit dem Körper verbunden - Wenn jemand sozial ausgeschlossen ist, wird im Gehirn das Schmerzareal aktiv, wie wenn man verprügelt wird - Wer keine Verbundenheit, keine Zugehörigkeit erlebt, sucht nach Ersatzbefriedigung. Aus dem Mangel an Verbundenheit entstehen Neid, Geiz, Habsucht, Gier. Eine der pointierten Aussagen von Prof. Hüther: „Wir brauchen keine Eselstreiber, sondern Esel, die gerne laufen.“ Im Wirtschaftsleben spricht man von „supportive leadership“ und meint damit nichts anderes als eine Beziehungskultur der Liebe. Sie besteht darin, andere einzuladen, zu ermutigen, zu inspirieren, in Freiheit neue persönliche Erfahrungen zu machen. Weitere Gedanken und Impulse Erfahrungen sammeln, fühlen - Gefühle, Denkmuster - Haltung "Wenn du einen Esel treibst, musst du seinen Furz ertragen." (Sprichwort) Einladen - ermutigen - inspirieren Notfallprogramme: Angriff, Flucht, ohnmächtige Erstarrung Angst blockiert (Kindheitsmuster) Freiräume wie z.B. singen sind wichtig Auf Erfahrung vertrauen - vertrauen auf Andere - Sinn und Bedeutung geben Selbstbild - Netzwerke aufbauen - Aufgaben stellen an denen man wachsen kann (z.B. Bergsteigen) Spagat zwischen frei sein und dazu gehören. 75887730 Univ.-Prof. Dr. Gerald Hüther habilitierte sich 1988 in Göttingen im Fachbereich Medizin für Neurobiologie. Ab 1989 baute der die Abteilung für neurobiologische Grundlagenforschung an der Psychiatrischen Klinik der Universität Göttingen auf, die er seitdem leitet. Bücher von Gerald Hüther: „Die Macht der inneren Bilder“ „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“ „Die Evolution der Liebe“ Gerald Hüther arbeitet auf dem Gebiet der experimentellen Hirnforschung. Unter anderem untersucht er: die Auswirkungen von Angst und Stress auf Gehirn und Verhalten den Einfluss der Ernährung auf das Gehirn die Wirkungen und langfristigen Folgen des Konsums von Drogen und Psychopharmaka die Beeinflussbarkeit der kindlichen Hirnentwicklung durch psychosoziale Faktoren und psychopharmakologische Behandlungen die Evolution des Bewusstseins Neben ca. 150 Originalarbeiten auf dem Gebiet der experimentellen Hirnforschung in internationalen Fachzeitschriften hat er noch mehrere wissenschaftliche Monographien sowie populärwissenschaftliche Sachbücher publiziert (z. B. „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“). Er ist Mitglied verschiedener Fachgesellschaften und Mitherausgeber wissenschaftlicher Zeitschriften und Fachbücher. Hüther ist der breiten Öffentlichkeit überdies durch zahlreiche Interviews zur Hirnforschung und deren Anwendung auf das alltägliche Leben bekannt. In einer Studie untersuchte Hüther an Ratten Wirkungen von Methylphenidat (Ritalin) und kam zu dem Schluss, die Verwendung von Ritalin bei Kindern mit ADHS könnte als Spätfolge "Bewegungsstörungen ähnlich denen bei Parkinson-Kranken" auslösen.[3] Diese Hypothese wurde auf einem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie skeptisch aufgenommen. Werke Gerald Hüther, Yvonne Brandl, Marianne Leuzinger-Bohleber: ADHS - Frühprävention statt Medikalisierung. Theorie, Forschung, Kontroversen. Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2006, ISBN 3525451784 Biologie der Angst - Wie aus Streß Gefühle werden. Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2005, ISBN 3-525-01439-2 Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn.Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen (Sammlung Vandenhoeck; 6. Aufl. 2006) ISBN 978-3-525-01464-6 Die Macht der inneren Bilder. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen; 3. durchgesehene Aufl. 2006 ISBN 978-3-525-46213-3 Das Geheimnis der ersten neun Monate. Unsere frühesten Prägungen. Walter, Düsseldorf 2005 ISBN 3-530-42188-X Gerald Hüther, Helmut Bonney: Neues vom Zappelphilipp: ADS: verstehen, vorbeugen und behandeln. Patmos Verlag, Düsseldorf und Zürich 2005. ISBN 3491401216 Gerald Hüther: Männer - Das schwache Geschlecht und sein Gehirn, Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen 2009. ISBN 978-3525404201 75887730