János Riesz: Léopold Sédar Senghor und der afrikanische Aufbruch im 20. Jahrhundert, Wuppertal (Peter Hammer Verlag) 2006, 348 S. Auszüge aus 2006 und 2007 erschienenen Rezensionen: Riesz nutzt Senghors literarisches Werk überzeugend zur Interpretation von dessen Philosophie und Politik. […] Riesz zeichnet aussagekräftige Bilder der senegalesischen Kolonialgesellschaft mit einer städtisch-kreolischen Oberschicht, deren Angehörige sich als Franzosen mit etwas dunklerer Haut fühlten, und einer rechtlosen Landbevölkerung, die unter der Last der Kolonialherrschaft ächzte. Als deren Stimme verstand sich Senghor stets. (Gaby Mayr, Süddeutsche Zeitung, 04.08,2006) Diese Biografie des Léopold Sédar Senghor übertrifft alle bislang erschienenen bei weitem. […] So entfaltet sich hier der Begriff Négritude als das Streben nach Erkenntnis und Wiedergewinnung der durch Kolonialismus und kulturelle Fremdbestimmung bedrohten Afrikanität in allen seinen Fazetten. Dabei werden gleichzeitig die großen Achsen des „Doppellebens“ Senghors als Dichter, Philosoph und Politiker erkennbar. […] Höchste Zeit also für diese umfassende Würdigung eines Kosmopoliten, der 2001 gestorben ist. (Gunter Péus, Die Zeit, 31.08.2006) Diesen Weg [i.e. der politischen Arbeit und literarischen Kreation] zeichnet János Riesz in „Léopold Sédar Senghor und der afrikanische Aufbruch im 20. Jahrhundert“, dem gewichtigsten und interessantesten Beitrag zu Senghors Geburtstag, nach. Es handelt sich dabei nicht um eine neue Senghor-Biografie, ins Zentrum rücken vielmehr „die Momente und Phasen des ‚Aufbruchs’ im Leben und schriftstellerischen Werk Senghors in Verbindung mit seiner Epoche“. So entsteht eine detailreiche, geschichtlich orientierte Darstellung von Senghors Négritude-Konzept, seines literarischen Schaffens sowie seiner zuweilen widersprüchlichen politischen Aktivität.“ (Heinz Hug, Neue Zürcher Zeitung, 9. Oktober) János Riesz […] beleuchtet in seinem Buch Senghors Rolle als Mittler zwischen einzelnen Kulturen und Völkern und schließt damit eine große Lücke in der Geschichtsschreibung. […] Er untersucht Widersprüche und Brüche im französischen Kolonialsystem, die Bedeutung des Islams und der Bewegung der Negritude im Senegal, die Entwicklung der afrikanischen Gesellschaft während des 20. Jahrhunderts sowie die Folgen der beiden Weltkriege für Westafrika, die vor allem darin zu sehen seien, dass der Mythos des überlegenen Europas allmählich zerbrach und die Emanzipationsbemühungen der Afrikaner einen gewaltigen Aufschwung erfuhren. All diese Episoden in der Geschichte Senegals lassen sich am Lebenslauf Senghors sehr gut verfolgen. Riesz rückt daher immer wieder Momente und Phasen des „Aufbruchs“ im Leben und schriftstellerischen Werk Senghors in Verbindung mit seiner Epoche in den Blick. […] Der schwarzweiß bebilderte Band ist informativ und spannend, fakten- und figurenreich. (Ursula Homann, literaturkritik.de, Juli 2007) Auch wenn János Riesz historische Schlüsselereignisse in seiner Darstellung hervorhebt, so bietet er keine schlichte Ereignisgeschichte. Die übergreifende Kategorie dieser Darstellung ist die historische Entwicklung von sozialen, politischen und vor allem kulturellen Denk- und Diskursformen. Die Biographie und das historische Ereignis sind punktuelle Phänomene der Konzentration, der Kondensation, der Manifestation dieser Prozesse. Besonders Gewicht räumt János Riesz auch Senghors Verhältnis zu den andern Repräsentanten einer schwarzen Ästhetik und Philosophie ein. Die Affinität der Négritude zur Harlem Renaissance in den USA der 1920er Jahre ist durchaus bekannt. Das Ausmass und die Qualität dieser Affinität hat wohl erst János Riesz in vollem Umfang dargelegt, von der persönlichen Freundschaft mit Langston Hughes, dem Respekt vor dem Lebenswerk von Du Bois, bis zur Bewunderung für Claude Mac Kays Prosa und Lyrik ist bisher nie so konkret gefasst worden. (Eckhard Breitinger, Spektrum 2/06, Universität Bayreuth) János Riesz’ monograph offers a most erudite and equally readable addition to the large corpus of scholarship of the Senegalese statesman and poet. […] Riesz situates Senghor within the intellectual context of a multitude of influences. […] The great merit of Riesz’ undertaking is his quest to uncover the conflicting forces that affected Senghor as part of a specific group of African intellectuals at a specific time, and the often ambivalent responses these evoked in him. (Flora Veit-Wild, Research in African Literatures, 2006, nr 4) Anschaulich zeigt Riesz, wie Senghor versuchte, seine Auffassung von einer zusammengehörigen schwarzen Kultur auch politisch manifest werden zu lassen. Und als sich diese Vision eines Panafrikanismus nicht realisieren ließ, da strebte Senghor nach einer Kulturgemeinschaft im Konstrukt der so genannten Frankophonie, des weltweiten Verbunds französischsprachiger Länder. Mit seinem Buch beweist Riesz, wie spannend neben der Lektüre von Senghors Gedichten die Literaturwissenschaft sein kann. (Manfred Loimeier; General-Anzeiger, Bonn, 21./22. Okt.) Riesz stellt Senghors Leben, sein literarisches wie sein politisches Werk mit immenser Sachkenntnis dar; mit Verständnis für manche auch missdeutbare Wendungen in Senghors Denken und Handeln – immer mit Sympathie, aber keineswegs kritiklos. Wer die Geduld aufbringt, dem zu folgen, wird reich belohnt durch die Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen und durch einen nachdenklich stimmenden Grundkurs in europäisch-afrikanischer Geschichte. (Renate Eichholz, Heinrich Barth Kurier, 2006, 2) Bedeutend ist das Buch vor allem deshalb, weil sein Autor in einem historischen Augenblick eine Bilanz europäisch-afrikanischer Kulturgeschichte erstellt. Und ein Verdienst des Buches ist es weiterhin, Aufmerksamkeit für einen Kontinent zu wecken, für den man sich in Europa immer weniger interessiert. […] Mit diesem Buch setzt der Verlag Peter Hammer eine Tradition fort, die die Untersuchung der europäisch-afrikanischen Kultur- und Literaturbeziehungen zu seinem wichtigen Anliegen macht. Der ausgewiesene und feinfühlige Kenner afrikanischer Literaturen in europäischen Sprachen, János Riesz, hat mit seinem umfangreichen Werk das Versprechen eingelöst, eine in seiner historischen Prägung einmalige und eigenwillige Entwicklungsgeschichte afrikanisch- europäischer Kulturbeziehung am Beispiel Léopold Senghors nachzuzeichnen. (Ibrahima Diop, Interkulturell und Global. Forum für Interkulturelle Kommunikation, Erziehung, Bildung und globales Lernen, Heft 3/4, Jahrgang 2006, S.311-316).