Staatliches Studienseminar für das Lehramt an Grundschulen Simmern Was macht eine gute Lehrerin/einen guten Lehrer aus? Erzieher werden nicht geboren, sondern sozialisiert und das ein Leben lang. Hilbert Meyer Kinder wünschen sich gute Lehrer. Eltern möchten, dass ihre Kinder von guten Lehrern unterrichtet werden. Die Politiker fordern gute Lehrer in guten Schulen. Aber: Was ist ein guter Lehrer oder wie ist ein guter Lehrer? Seit es Didaktik gibt, seit Johann Amos Comenius (gest. 1760), wird über gute Lehrer nachgedacht. Die Aussagen des Schulgesetzes von Rheinland – Pfalz (§ 25 1,2) definieren zwar die Aufgaben von Lehrkräften, allerdings erwächst daraus keine Garantie für die tatsächliche Güte der Profession eines/r guten Lehrers/in. Auch Erziehungswissenschaftler, Empiriker, Mediziner, Psychologen und erfahrene Schulpraktiker haben sich mit dieser Thematik befasst, um klare Aussagen zu treffen, was eine gute Lehrerin/einen guten Lehrer ausmacht. Ebenso wie guter Unterricht von einer Vielzahl von Faktoren abhängt, die einerseits lehrer- und damit personenbezogen sind, andererseits aber auch durch das Umfeld bedingt sind, genauso machen den guten Lehrer eine Vielzahl von Faktoren aus. Hilbert Meyer: Was ein guter Lehrer/ eine gute Lehrerin ist, „kann nicht aus der empirischen Unterrichtsforschung und auch nicht aus Qualitätskatalogen des Unterrichts abgeleitet werden. Es wird normativ gesetzt“ (H. Meyer , Guter Unterricht – guter Lehrer, Skript zum Studientag am 23.3.2010 in Simmern) Das Fazit ist: Die gute Lehrerin/der gute Lehrer ist eher ein Konstrukt und empirisch nicht abzuleiten, weil es keine kausalen Zusammenhänge zwischen dem Lernerfolg der Schüler und dem Handeln der Lehrerinnen und Lehrer gibt. Es gibt allerdings Merkmale, die von Vertretern aus unterschiedlichen Disziplinen wie der Psychologie, der Erziehungswissenschaft, der Schulpraxis, der Personalberatung … aufgestellt werden Hilbert Meyer versucht in seinen Zehn Merkmalen für gute Lehrerinnen und Lehrer, die Struktur der von Lehrern zu lösenden Aufgaben in den Blick zu nehmen: Eine gute Lehrerin 1. beherrscht ihr didaktisch-methodisches Handwerkszeug. 2. ist bemüht, ein Arbeitsbündnis mit ihren SchüleIinnen herzustellen. 3. versucht, gemeinsam mit ihren SchülerInnen eine demokratische Unterrichtskultur herzustellen. 4. versteht es, widersprüchliche Erwartungen an ihre Berufstätigkeit auszubalancieren. 5. entwickelt bei der Vermittlung von Theorie- und Praxiswissen pädagogischen Takt. 6. ist fachkompetent. 7. hat ein Berufsethos verinnerlicht, das von Fürsorge, Respekt und Gerechtigkeit gegenüber den SchülerIinnen geprägt ist. 8. versteht sich als „Zeitgenossin“ ihrer Schüler 9. arbeitet gerne im Team 10. setzt sich selbst Entwicklungsaufgaben Für Menschen, die in Beziehungsberufen arbeiten, zu denen der Lehrerberuf gehört, wurden von amerikanischen Wissenschaftlern 5 dienliche Persönlichkeitsmerkmale aufgestellt: 1) 2) 3) 4) emotionale Stabilität Gewissenhaftigkeit Extraversion Offenheit für Erfahrungen, 5) Verträglichkeit Angelehnt an die Themenzentrierte Interaktion (TZI) nach Ruth Cohn erfordert das Lehrersein, den Fokus auf 3 wesentliche persönliche Anteile zu legen : THEMA Achtsamkeit auf sich selbst: Selbsttyp(Miller) , das Ich (R. Cohn) Achtsamkeit für andere : Beziehungstyp( Miller), das Wir (R. Cohn) Beherrschung der Sache: Sachtyp(Miller), das Thema (R. Cohn) ICH WIR Kompetenzen im Bereich der Persönlichkeit, der Fachlichkeit und der Beziehungsfähigkeit, sind zusammen und in einer ausgewogenen Balance bedeutsam für gute Lehrerinnen und Lehrer. Eine ergänzende Zusammenstellung von Persönlichkeitsmerkmalen, Kompetenzen und Anforderungen geben einen Überblick darüber, wie vielfältig die „Grundausstattung“ und das Handwerkszeug einer Lehrerin/eines Lehrers sein können und sollten. Eine gute Lehrerin/ein guter Lehrer Joachim Bauer hat Ausstrahlung erzeugt im Kind Resonanz zeigt Gefühle kann Kind anstecken hat Visionen vom Kind lässt das Kind wahrnehmen zeigt Einfühlung Tatkraft Mut etwas anzupacken Wissen, Weisheit Gerechtigkeit Humor Lebensfreude, Kotaktfreudigkeit Gelassenheit Umgang mit Störungen natürliche Autorität achtet die Würde der Schüler ist authentisch tauscht sich mit Kollegen aus (Mehrperspektivität) Balance zwischen verstehender Zuwendung und Führung Lernzeit nutzen Beziehungen pflegen als Lehrkraft wirksam auftreten auf konstruktive Beiträge und Störungen wirksam reagieren Reinhold Miller Selbstkompetenz: Ichstärke, Stabilität, Belastbarkeit Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein, Selbstbehauptung Entscheidungsfähigkeit, Zivilcourage, Abgrenzungsfähigkeit Beziehungskompetenz: Wahrnehmungsfähigkeit Einfühlungsvermögen, Toleranz/Akzeptanz Offenheit für Feedback, Vertrauenswürdigkeit, Verlässlichkeit Echtheit, Wertschätzung, Flexibilität Führungskompetenz Verantwortungsbewusstsein Prozessorientierung, Transparenz, Konfliktfähigkeit Gesprächskompetenz Kommunikationskompetenz Klarheit, sprachliche Kompetenz, Rhetorik Deutungsvermögen, Vermittlungs- u. Strukturierungsfähigkeit Verhandlungsgeschick, Vereinbarungsfähigkeit Fach/Sachkompetenz Grundlagenwissen Wissenschaftliche Denk-/ und Arbeitsweisen Fach-, Gesetzeswissen Reflexionsfähigkeit, Produktorientierung Fächerübergreifendes Wissen Diagnosefähigkeit, Lern- und Lehrfähigkeit Anwendung vielfältiger Methoden Organisationskompetenz Planen, koordinieren, kontrollieren Strukturen aufbaue/entwickeln Übersicht/Weitblick haben Lokale Gegebenheiten berücksichtigen Aufgaben sinnvoll verteilen, Klarheit vermitteln Prozesse initiieren, Grenzen setzen, Entscheidungen umsetzen, Literatur: Bauer, Joachim: Lob der Schule Hamburg 2007 Meyer Hilbert: Guter Unterricht – guter Lehrer, Skript zum Studientag im Studienseminar GHS Simmern 2010 Miller Reinhold: 99 Schritte zum professionellen Lehrer Seelze 2005