TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa INSTITUT FÜR FREIZEITWISSENSCHAFT UND KULTURARBEIT E.V IFKA e.V. ◦ Hochschule Bremen/ Fakultät 3 ◦ Neustadtswall 30 ◦ 28199 Bremen TourBo meets Europe: Ein Forschungsprojekt im Rahmen des Förderprogramms „Leonardo da Vinci – Transfer of Innovation“ / Lifelong Learning Prgramme Endbericht zur Bestandsaufnahme einschlägiger Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote für Gästebetreuer in Europa im Rahmen des Teilprojekts „Recreation Assistant (RCA)“: Europaweite Anerkennung und Zertifizierung von Lernergebnissen im Tourismus Verantwortliche: Prof. Dr. Renate Freericks Dr. Dieter Brinkmann Birte Jaacks Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit (IFKA) e.V. ◦ Hochschule Bremen/ Fakultät 3 ◦ Neustadtswall 30 ◦ 28199 Bremen ◦ Tel.: 0421/5905-2012 oder 5905-2011 ◦ Fax: 0421/5905-2013 ◦ www.ifka.de ◦ [email protected] Bankverbindung: Sparkasse Bremen (290 501 01) ◦ Konto-Nr.: 112 4 007 IBAN: DE63 2905 0101 0001 1240 07 ◦ BIC: SBREDE22 0 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit e.V. (IFKA) Gliederung Abbildungsverzeichnis................................................................................................. 2 1. Einleitung............................................................................................................. 3 2. Vorgehensweise................................................................................................... 3 3. Ergebnisse ........................................................................................................... 5 3.1 Abgrenzung der Begriffe „Gästebetreuer“, „Gästeführer“ und „Recreation Assistant“................................................................................................................ 5 3.2 Ergebnisse zum Begriff des „Recreation Assistant“ ............................................. 6 3.3 Ergebnisse zum Themenbereich „Gästeführer“ ................................................... 7 3.3.1 Situation der Gästeführer in Europa ............................................................... 8 3.3.2 Best Practice (Schwerpunkt Gästeführung)................................................... 10 3.4 Ergebnisse der Lerninhalte von Gästebetreuern und artverwandten Tätigkeiten .. 10 3.4.1 Beispiele für themenverwandte Berufsaus- und Weiterbildungen .................... 11 3.4.2 Best Practice (Schwerpunkt Gästebetreuung) ............................................... 14 3.4.3 Einzelseminare / Bausteine ......................................................................... 15 3.5 Anwendung von ECTS, EQR und Anrechenbarkeit von Vorerfahrungen ............. 17 3.6 Inhaltliche Rückschlüsse ................................................................................ 18 3.7 Weltweite Beispiele für Aus- und Weiterbildung in Gästeführung und Tourismus . 22 3.8 Andere modulare Qualifikationen ohne thematischen Bezug .............................. 23 4. Fazit ................................................................................................................... 24 5. Ausblick ............................................................................................................. 27 6. Quellen .............................................................................................................. 28 7. Anhang .............................................................................................................. 31 1 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Gästeführern, Gästebetreuern und Recreation Assistants ...................................................................................................... 6 Abbildung 2: Qualifikationsniveau des RCA im Vergleich .................................................... 7 Abbildung 3: Übersicht der aktuellen Situation der Gästeführer in Europa............................ 9 Abbildung 4: Begriffswolke "Aufgaben des Recreation Assistant" ...................................... 26 Abbildung 5: Der Gast im Mittelpunkt - Tätigkeitsfelder des Recreation Assistant ............... 26 2 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 1. Einleitung In diesem von der EU geförderten Leonardo da Vinci - Projekt „TourBo meets Europe“ geht es darum, die unterschiedlichen Weiterbildungsmöglichkeiten im Bereich Gästeführung und Gästebetreuung europaweit zu vergleichen, abzustimmen und anschließend entsprechend des europäischen Qualifikationsrahmens (EQR) zu bewerten und modular zu strukturieren. Auf dieser Basis wird später ein Zertifizierungs- und Weiterbildungskonzept erarbeitet, das durch seinen modularen Aufbau insbesondere auch Lernerfolge des informellen Lernens berücksichtigt und somit das lebenslange Lernen anerkennt und unterstützt. Dabei liegt der Fokus auf den tatsächlich erlangten Fähigkeiten, Kompetenzen und Kenntnissen der Teilnehmer und nicht auf dem Nachweis vormals besuchter Maßnahmen. Den oftmals formal „ungelernten“ Akteuren und Quereinsteigern im Tourismus soll mit dem Zertifikat „Recreation Assistant“ eine europaweite Anerkennung sowie ein zielgerichteter Ausbau ihrer individuellen Kenntnisse und Fähigkeiten ermöglicht werden. Das Projekt verfolgt das Ziel, ein praxisorientiertes, international einsetzbares Zertifizierungsverfahren für Gästebetreuer und Gästebetreuerinnen mit einem breiten Aufgabenfeld in direktem Kontakt mit Besuchern und Reisenden zu entwickeln- den „Recreation Assistant“. Unter der Gesamtkoordination der Volkshochschule Papenburg haben sich verschiedene Bildungsund Forschungseinrichtungen aus Deutschland, Ungarn, Österreich und Slowenien zusammengefunden, um bis zum September 2012 ein europaweit einheitliches Zertifikat für GästebetreuerInnen und insbesondere für branchenfremde Berufstätige zu entwickeln. Das Teilprojekt „Recreation Assistant“ wird von den folgenden Projektpartnern durchgeführt: IFKA (Institut für Freizeitwissenschaft und Kulturarbeit) e.V., Hochschule Bremen LEB Weser Ems (Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen) e.V. Waldschule Iglauer Park, Ungarn NEC (Notranjski Ekoloski Center), Slowenien Dieser Bericht bezieht sich auf die vom IFKA e.V. durchgeführte Bestandsaufnahme einschlägiger Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote für Gästeführer und Gästebetreuer in Europa und ist der erste Bestandteil des „Workpackage 2“ des Gesamtprojekts. Die Bestandsanalyse gibt einen Einblick in die Ausgangslage des Projekts und ist damit die Grundlage für die nachfolgenden Arbeitsschritte. 2. Vorgehensweise Im Folgenden wird erläutert, nach welchen Kriterien, mit welchen Methoden und in welcher Abfolge recherchiert wurde. Die Bestandsanalyse wurde überwiegend mit Internetrecherche durchgeführt. Hierbei wurde die Suchmaschine „Google“ benutzt sowie einige themenbezogene Seminar-Suchfunktionen wie beispielsweise die Suchfunktion der deutschen Industrie- und Handelskammer (http://wis.ihk.de). Um den Einstieg in das Thema zu finden, wurde zunächst das Aus- und Weiterbildungsangebot in Deutschland betrachtet und erst im nächsten Schritt das restliche Europa. Dabei wurde zu Beginn geprüft, welche übergeordneten, internationalen Standards [z.B. CEN-Definitionen, EN-Standards (vgl. DIN-Norm)] und Empfehlungen von Dachverbänden vorliegen. Der Fokus der nachfolgenden Recherche lag auf dem Aufspüren von konkreten Curricula und Inhalten von einschlägigen Bildungsmaßnahmen, der Klärung der rechtlichen Situation von Gästeführern und der Anwendung von ECTS oder anderen Credit Points Systemen sowie der Suche nach vergleichbaren modularen Weiterbildungsangeboten. Hierbei wurde der dem „Recreation Assistant“ mutmaßlich nahekommende Beruf der Gästeführer / Tourist Guides zunächst als Schwerpunkt behandelt, bevor die Suche nach ähnlichen Professionen wie beispielsweise Wellnessberatern und Tourismusassistenten ausgeweitet wurde. 3 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Da der „Recreation Assistant“ eine Qualifikation für Ungelernte und Quereinsteiger des Tourismus sein soll, wurde auch hauptsächlich nach auf diesem Bildungsniveau angesiedelten Programmen gesucht. Studiengänge wurden nachgeordnet. Wenn auch in erster Linie nach touristischen und dem „Recreation Assistant“ nahegelegenen Themen gesucht wurde, wurden auch modular aufgebaute Programme, die zwar nicht inhaltlich aber vom Aufbau oder der Methode her als relevant angesehen wurden, mit aufgenommen. Wo wurde recherchiert? (Gebietsweise Reihenfolge): Deutschland Europa weltweit Was wurde recherchiert? (Inhaltliche Prioritätenliste): Gästeführer-Qualifikationen thematisch verwandte Qualifikationen (Weiterbildungen, Zertifikate) thematisch verwandte Ausbildungsberufe thematisch verwandte Einzelseminare (z.B. Rhetorik) thematisch verwandte Studiengänge modulare Vergleichsangebote ohne thematischen Bezug Wie wurde recherchiert? (Taktische Reihenfolge): Inhaltliche Vorabsprache mit einem Projektpartner derselben Arbeitsgruppe Internetrecherche Anschreiben von Dachverbänden und Kammern: Gästeführerverbände in Europa (n=19) Wirtschaftskammern in Europa (n=26) Tourismusverbände in Europa (n=31) Schriftliche Befragung der Projektpartner Vertiefung der Internetrecherche Telefonate mit und Emails an Einzelpersonen Zum Anschreiben der europäischen Dachverbände war es zunächst notwendig, eine Referenz zur Legitimation des Anliegens anzufertigen, da es noch keine über das Internet zugängliche Referenzseite gab. Zu diesem Zweck wurde eine Projektbeschreibung des Teilprojekts „Recreation 4 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Assistant“ in deutscher Sprache verfasst und anschließend ins Englische übersetzt. Hierbei wurde auf die Gestaltung entsprechend der Projektvorgaben geachtet (Verwenden von Logos und Haftungsausschlüssen). Diese Projektbeschreibungen wurden jeder Anfrage-Email beigefügt (s. Anhänge I bis V). 3. Ergebnisse 3.1 Abgrenzung der Begriffe „Gästebetreuer“, „Gästeführer“ und „Recreation Assistant“ Im deutschsprachigen Raum gibt es keine einheitliche Definition für das Berufsbild der Gästebetreuer. Der Begriff ist nicht als Ausbildungs- oder Berufsbezeichnung etabliert sondern wird eher diffus in Stellen- und Tätigkeitsbeschreibungen neben weiteren erklärenden Begriffen verwendet. Er findet beispielsweise in der Hotellerie, in Freizeitanlagen, Sportstätten und Kurorten Anwendung, um nur einige zu nennen Unter dem Betriff der Gästebetreuer werden Berufe und Tätigkeiten, die den „Service am Gast“ zum Inhalt haben, zusammengefasst. Im Einzelnen kann es sich dabei um Hotelfachleute, Wellnessberater, Freizeitberater, Animateure, Rezeptionisten oder dergleichen handeln. Bei dem Versuch, diesen Begriff in das in der Tourismusbranche oft gebräuchliche Englische zu übersetzen, schlagen Online-Übersetzungsdienste Begriffe wie „Hospitality Staff“ oder „Customer Service“ vor, aber auch „Guest Service“ und „Guest Assistant“. Der Begriff des Gästebetreuers ist von daher immer vor dem Hintergrund des jeweiligen Kontextes zu sehen und hat keine klar umrissene Bedeutung. Anders verhält es sich beim Gästeführer. Hiermit ist immer eine Person gemeint, die Gäste bzw. Touristen durch eine bestimmte Region, Kultur- oder Naturlandschaft oder Sehenswürdigkeit (Museum, Gebäude, Gedenkstätte etc.) führt und Erklärungen bereithält. Die Englische Übersetzung lautet zumeist „Tourist Guide“ oder in seltenen Fällen auch „Tour Guide“, wobei der letztgenannte Begriff auch synonym zum deutschen „Reiseleiter“ verwendet wird, der jedoch anders als ein Gästeführer für einen konkreten Reiseveranstalter tätig ist und diesen repräsentiert. Die meisten Gästeführerverbände gebrauchen die Übersetzung „Tourist Guide“. Die rechtliche Situation sowie Umfang und Inhalt der Gästeführerausbildungen sind europaweit jedoch (noch) sehr verschieden. Mehr dazu in einem späteren Kapitel. Das folgende Schaubild verdeutlicht die Überschneidungen und Unterschiede von Gästeführern, Gästebetreuern und Recreation Assistants. Es werden außerdem ausgesuchte Inhalte genannt, die von Gästeführer- und Gästebetreuerqualifizierungen in den RCA einfließen: 5 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Abbildung 1: Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Gästeführern, Gästebetreuern und Recreation Assistants Auf die genauen Lerninhalte der Qualifizierungen wird später noch genauer eingegangen. Es ist jedoch festzuhalten, dass sowohl aus dem Berufsbild der Gästeführer, als auch aus den verschiedenen Gästebetreuer-Qualifizierungen Lerninhalte in den Recreation Assistant einfließen. So kommt das Aufgabengebiet der Kulturinterpretation beispielsweise typischerweise aus dem Gebiet der Gästeführung. Wellness, Gesunderhaltung und Gesundheitsförderung sind dagegen eher Aufgabengebiete aus dem Bereich der Gästebetreuung. Die Leitidee, die hinter dem Recreation Assistant steht, sieht jedoch ein Berufsbild vor, das über die bloße Vermittlung von Wissen (Gästeführer) oder das Verrichten einer Dienstleistung (Gästebetreuer) hinausgeht. Vielmehr soll der Recreation Assistant eine nachhaltige, positive Entwicklung des Gastes fördern, und zwar sowohl körperlich als auch geistig. Die Lebensqualität des Gastes soll nachhaltig erhöht werden und auch eine mentale Bereicherung (z.B. im Sinne der Auseinandersetzung mit der kulturellen Identität) stattfinden. Auch die Gesunderhaltung des Gastes ist Bestandteil des Aufgaben-Mixes des Recreation Assistants. 3.2 Ergebnisse zum Begriff des „Recreation Assistant“ Bereits zu Beginn der Untersuchung stellte sich heraus, dass der Begriff des „Recreation Assistant“ bereits sowohl innerhalb Europas als auch darüber hinaus im englischsprachigen Raum als Tätigkeitsbezeichnung z.B. in Stellenbeschreibungen verwendet wird. Gibt man den Begriff bei der Internetsuchmaschine „Google“ ein, stößt man zunächst vorwiegend auf Stellenmarktportale, in denen der Begriff zur Tätigkeitsbeschreibung genutzt wird. Dabei handelt es sich um eine Tätigkeit, die etwas unterschiedlich ausgelegt werden kann. Sie bewegt sich zwischen Fitnesstrainer und Schwimmaufsicht/Rettungsschwimmer, manchmal auch in Richtung Animateur und wird oft mit Bezeichnungen wie „Lifeguard“, „Pool Assistant“ „Leisure Assistant“ oder „Sports and Recreation 6 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Assistant“ gleichgestellt. Hinweise darauf, dass es sich beim „Recreation Assistant“ um eine festgeschriebene Berufsbezeichnung mit reglementierter Ausbildung handelt, konnten jedoch nicht gefunden werden. Hierfür scheint der Begriff noch nicht besetzt zu sein. Bevor der Begriff des „Recreation Assistant“ jedoch endgültig für das vorliegende Projekt übernommen wird, sollte dies nochmal genauer untersucht werden. Die Position „Recreation Assistant“ befindet sich im englischen „National Vocational Qualifikation“Framework (NVQ) auf Level 2 von insgesamt 5 Levels und ist damit als eher niedrige Qualifikationsstufe einzuordnen (wohingegen beispielsweise ein „Blue Badge - Tourist Guide“ in England Level 4 zugeordnet wird). Auch das vorliegende Projekt soll eine Qualifizierung auf diesem eher niedrigen Niveau darstellen: Abbildung 2: Qualifikationsniveau des RCA im Vergleich Die in diesem Projekt angestrebte Qualifikation zum „Recreation Assistant“ stellt also eine Einstiegsqualifikation im Tourismus dar, die zunächst keinen nennenswerten strategischen Inhalt oder Personalverantwortung beinhaltet aber auf die der Teilnehmer bei Bedarf später aufbauen können soll. Dieses Niveau deckt sich mit der bisher gebräuchlichen Verwendung des Begriffs „Recreation Assistant“. 3.3 Ergebnisse zum Themenbereich „Gästeführer“ Der Schwerpunkt „Gästeführer“ stand anfangs im Zentrum der Betrachtung dieser Bestandsanalyse. Er liefert einen ersten Ansatz für die Untersuchung des RCA. Er ist dem „Recreation Assistant“, dessen genaue Definition noch aussteht, in einigen Aspekten ähnlich. Daher wird in diesem Bericht oft auf die Qualifizierung von Gästeführern zurückgegriffen. 7 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 3.3.1 Situation der Gästeführer in Europa Jedes der untersuchten Länder verfügt über einen nationalen Gästeführerverband. Teilweise, beispielsweise in Schweden, Spanien und Italien, werden die Gästeführer darüber hinaus auch regions- oder provinzweise in lokalen Verbänden zusammengefasst. Auch Großstädte verfügen häufig über einen eigenen Verband ihrer städtischen Gästeführer. Der “Internordic Guide-Club“ (IGC) ist ein skandinavischer Dachverband. Dieser fördert die Kooperation der Gästeführerverbände von Finland, Schweden, Norwegen, Island und Dänemark. Er hat die Vereinheitlichung der Arbeitsbedingungen und Ausbildung der Gästeführer zum Ziel, spricht Empfehlungen aus und bezieht Stellung. Die FEG (Föderation Europäischer Gästeführerverbände) bündelt die nationalen Gästeführerverbände aus 21 Nationen und fungiert als Dachverband. Sie hält einen „Code of Conduct“ (Verhaltenscodex) vor und engagiert sich auch politisch für die Gästeführerverbände. Auch die FEG spricht sich für eine geregelte Ausbildung und Prüfung von Gästeführern aus und propagiert zudem die Europäische Norm/CEN „EN 15565:2008“, in der ‚Anforderungen an Ausbildungsdienstleistungen und Qualifikationsprogramme von Gästeführern’ festgelegt sind, bzw. bei fehlender nationaler Gesetzgebung empfohlen werden. Auch 4 Gästeführerverbände der 19 untersuchten Länder bekennen sich offiziell zu diesem EN-Standard. Es kann angenommen werden, dass durchaus mehr Länder sich hieran orientieren, dies aber nicht aktiv kommunizieren. Die FEG ist wiederum Mitglied in der WFTGA (World Federation of Tourist Guides Associations). Die weiter unten stehende Tabelle gibt eine Übersicht über die Rechts- und Ausbildungssituation der Gästeführer in Europa. Hierbei fällt auf, dass 15 von 19 Ländern die Tätigkeit der Gästeführer gesetzlich reglementiert, also geschützt haben (entspricht 79%). In einem Fünftel der untersuchten Länder kann sich jeder Bürger „Gästeführer“ resp. „Tourist Guide“ nennen und Führungen anbieten. Allerdings finden in all diesen bislang unreglementierten Ländern Bestrebungen der Gästeführerverbände statt, diesbezüglich eine offizielle Regelung einzuführen. Hier hat die Tourismusindustrie einen entscheidenden Einfluss auf die Nachfrage (freiwillig) zertifizierter Gästeführer. So hat sich beispielsweise in Island trotz fehlender gesetzlicher Anreize die Zahl der freiwilligen Lehrgangs- und Zertifizierungsteilnehmer erhöht, weil nach eigenen Angaben die örtlichen Reiseveranstalter dies mit ihrem gezielten Nachfrageverhalten (nach zertifizierten Gästeführern) forciert haben. 8 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Abbildung 3: Übersicht der aktuellen Situation der Gästeführer in Europa Anmerkung: bei dieser Übersicht konnten nicht alle Länder Europas berücksichtigt werden, da Informationen entweder gar nicht oder nur in der jeweiligen Landessprache vorhanden waren und zudem nicht auf die Nachfrage-Email geantwortet wurde. Zudem wurden nur Länder, die entweder Mitglied der Föderation Europäischer Gästeführerverbände (FEG) waren oder Projektpartner dieses Projekts sind, in die Analyse einbezogen. 9 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Die Qualifikationsstufe, die den Gästeführern zugerechnet ist, ist von Land zu Land unterschiedlich, wie sich in den Ausbildungswegen zeigt: 6 Länder sehen Gästeführung als Weiterbildung für (berufserfahrene) Erwachsene an. Dabei kann die Weiterbildung 4 Monate bis 2,5 Jahre betragen (Deutschland, Griechenland, Norwegen, Österreich, Türkei, Zypern). 1 Land bietet die Gästeführerausbildung für Schulabsolventen (Abiturienten) ohne Berufserfahrung an (Ungarn). 4 Länder sehen ein akademisches Studium als unbedingte Grundvoraussetzung für Gästeführer an (Dänemark, Frankreich, Kroatien, Portugal). 4 Länder haben derart unterschiedliche Niveaus von Gästeführern (verschiedene Levels), dass der Einstieg je nach Qualifikationsstufe über eine kurze Fortbildung bis hin zum Universitätsstudium erfolgen kann (mit sehr unterschiedlichen Berufsaussichten aber internen Aufstiegsmöglichkeiten) (England, Irland, Schottland, Frankreich). 1 Land bietet 2 unterschiedliche Herangehensweisen an: entweder über die Reiseleiter-Ausbildung oder über ein deutlich umfangreicheres Universitäts-Studium. Beide Wege münden jedoch in dieselbe Bezeichnung „Gästeführer“ (Island). Lediglich 2 Länder (Dänemark und Island) übersetzen Ihre Gästeführerausbildung in international vergleichbare Credits (jeweils 60 ECTS für das einjährige Studium). Das Curriculum für Dänemark liegt vor, jedoch nur in dänischer Sprache. 3.3.2 Best Practice (Schwerpunkt Gästeführung) Die wohl flexibelste und niedrigschwelligste Herangehensweise an die Gästeführerausbildung lässt sich in England feststellen. Der nationale Qualifikationsrahmen gibt 5 unterschiedliche Bildungslevels vor. Hierbei kann die Gästeführerausbildung auf den Levels 2, 3 und 4 abgelegt werden. Level 2 beschreibt hierbei ‚einfachere’ Gästeführungen in einer konkreten Sehenswürdigkeit (z.B. Museum, Schloss), Level 3 bezieht sich auf eine konkrete Route oder / und thematische Sehenswürdigkeit (Stadt, Weltnaturerbe, Park), und Level 4 berechtigt zur Führung in komplexeren / weiter gefassten Regionen mit verschiedenen thematischen Inhalten. Der maximal erreichbare Abschluss ist nach einem entsprechenden Studium ‚B.A.(Hons)’. Somit kann quasi jeder Bürger einen Einstieg in die Gästeführung finden. Bemerkenswert ist auch, dass für den Level 2 –Einstieg keinerlei konkrete formale Vorbildung verlangt wird, sondern lediglich die individuelle Eignung vorausgesetzt wird. Hat man dieses Level erreicht, ist somit der Weg für die weiteren Levels geebnet: jedes Level berechtigt zum Weiterbildungskurs für das jeweilige nächste Level, ohne dass z.B. ein Abitur nachgeholt werden müsste. Diese Herangehensweise zeigt eine große Offenheit gegenüber informeller Bildung und öffnet darüber hinaus weitere Qualifizierungsmöglichkeiten, wenn man den einfachen Einstieg erstmal geschafft hat. Einen weiteren wertvollen Beitrag zum Projekt „Recreation Assistant“ liefert England mit dem modularen Aufbau des Qualifikationsmodells „Customer Service“, dessen Modulstruktur diesem Bericht anhängt (Anhang VI) und das nochmals die Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb dieses Qualifikationsmodells aufzeigt und zudem auch inhaltliche Anreize für den „Recreation Assistant“ liefert. Das 216 Seiten umfassende Curriculum der Innung „City & Guilds“ für das Qualifikations-Level 2 liegt ebenfalls als pdf-Datei vor. 3.4 Ergebnisse der Lerninhalte von Gästebetreuern und artverwandten Tätigkeiten In diesem Kapitel werden zunächst berufliche Aus- und Weiterbildungen sowie einige Studiengänge in Europa genannt, die der angestrebten Qualifizierung zum Recreation Assistant thematisch ähneln und deren Curricula, sofern diese vorliegen, zur inhaltlichen Gestaltung des RCA herangezogen werden können. Außerdem sind sie für die spätere Abgrenzung des RCA gegenüber bereits vorhandenen Qualifizierungsmaßnahmen hilfreich. Ein Best-Practice-Beispiel im darauf folgenden Kapitel zeigt einen möglichen Weg auf, wie eine solche Qualifizierungsmaßnahme gestaltet werden kann. Abschließend werden einige Einzelseminare vorgestellt, die mögliche Inhalte des RCA widerspiegeln. 10 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 3.4.1 Beispiele für themenverwandte Berufsaus- und Weiterbildungen1 Deutschland: Einstieg für Ungelernte / Quereinsteiger: Gästeführer / Wattführerausbildung der LEB Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein: Wissen à la carte: Bausteine zum Erfolg. Modulare Weiterbildungen. Beim Besuch von 5 Seminaren aus einem Modul: Verleihung eines IHKZertifikats (Weitere Informationen über die Inhalte erfolgen später im Abschnitt „Einzelseminare). „Fit für Freizeit und Tourismus“ (WAK Schleswig-Holstein): 2 Monate, Abschluss: IHK-Zertifikat „Retail Sales Spezialist“. Auch als Einzelseminare buchbar. Tourismusfachwirt (IHK): nur bei langjähriger Berufserfahrung (5 Jahre oder Berufsausbildung) (Curriculum vorhanden) Fort- und Weiterbildung: Fahrgastbegleiter BSAG: 8 Wochen Reiseleiterzertifikat (RDA) (Prüfungsordnung vorhanden) Gästeführer (IHK): unterschiedlicher Aufbau der Seminare. Potsdam: 3 Module 108 Std., WAK Schleswig-Holstein: 6 Module 162 Std. Reiseleiter (IHK): 130 U.-Std., 6 Module Gästebetreuer / Animateur: 6 Monate, Zertifikat Service Guide für Fähr- und Kreizfahrttouristen (wird nach einmaliger Durchführung aufgrund mangelnder Nachfrage der Tourismusindustrie nicht mehr durchgeführt): 1 Jahr, enthält Ausbildung zum Reiseleiter und Gästeführer (IHK) Fernlehrgang „Touristikfachkraft“: 12 Monate, ca. 500 Std. Sport- und Freizeitcoach: 9 Monate inkl. Praktikum Seniorentrainer: ca. 8 Monate, 10 Module Spa- und Wellnessberater (IHK): 80-110 U.-Std., ca. 5 Monate, Marina-Servicekraft: IHK-Zertifikat, 11 Monate Natur- und Kulturinterpret Ausbildungen: Kaufmann für Tourismus und Freizeit (IHK): 3 Jahre, Berufsschule + Betrieb (Curriculum vorhanden) Sport- und Fitnesskaufmann (IHK) (Curriculum vorhanden) Hotelfachmann (Curriculum vorhanden) 1 Besonders relevante oder seltene Informationsmaterialien werden extra kommentiert, ansonsten liegen nur Kurzinfos bzw. Kurzbeschreibungen vor. 11 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Studium: Angewandte Freizeitwissenschaften B.A. (Hochschule Bremen): 7 Semester (Modulübersicht und ECTS-Guide vorhanden) International Studies of Leisure and Tourism M.A.: 3 Semester (nach B.A.) (Modulübersicht vorhanden) Hospitality Management + Tourism Management (Angell Business School Freiburg) (Curriculum vorhanden) England: Einstieg für Ungelernte: City & Guilds Introductory Certificate in Travel & Tourism oder International Tourism: 1 Jahr Vollzeit Offen für alle, Basis für weitere Kurse Abschluss: Level 1 Certificate / Diploma (Curricula vorhanden) Sport and active Leisure: Levels 1,2,3 wurden ausgearbeitet. Danach kann man weiter studieren oder arbeiten oder ein Praktikum machen. Weiterbildung: Level 2 (level 3) Certificates in: - Travel & Tourism (Tourist Information Services) - Customer Service - Principles of Customer Service in Hospitality, Leisure, Travel und Tourism - International Tourism Dauer: jeweils 3 – 6 Monate, teilweise auch bis zu einem Jahr, 450480 U.-Std. (alle Curricula vorhanden) Level 3 Diploma in “Leisure Management“ (Curriculum vorhanden) Studium: Foundation Degree (FdA) Management in Travel and Tourism: 2 Jahre Vollzeitstudium Zugang: Level 3 Qualification mit Mindestpunktzahlt (with 120 UCAS tariff points or a BTEC National Diploma) und anderen Voraussetzungen, evtl. auch mit anderer Motivation zugänglich Frankreich: Einstieg auch für Ungelernte: BAFA (Befähigungsnachweis für Animateure) 5wöchiger Lehrgang, Mindestalter 17 Jahre Berufsausbildungen: Animateur „Loisirs tous publics“: 2jährige Arbeitgeber notwendig, Alter 18-26 Jahre Ausbildung, 805 U.-Std., Animateur „d’activités physiques et sportives“: 2jährige Ausbildung, 959 U.Std., Arbeitgeber notwendig, 18-26J. Animateur „de tourisme local“ (ATL): 1,5jährige Ausbildung, 770 U.-Std., Alter 16-28 J., Arbeitgeber notwendig sowie Abitur, Englischkenntn., Führerschein (Infomaterial für alle Ausbildungen nur auf Französisch, nur Beschreibungen, keine Curricula) 12 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Griechenland: Informelle Weiterbildungskurse für Ungelernte: Hotel Sector Restaurant Sector Culinary Sector Pastry Sector (ohne weitere Infomaterialien) Fortbildung: Travel & Tourism (vorherige Berufsausbildung vorausgesetzt): 2jährige Fortbildung, Fremdsprache vorausgesetzt, jedes Semester anderer Schwerpunkt Irland: Qualifikation für Ungelernte: „Care of the older person“: FETAC Level 5 Component Certificate, 35 U.-Std. (Curriculum vorhanden, siehe Anhang X). Studium: Leisure and Recreation Management: 2 Jahre Vollzeit-Studium, danach zusätzlich Bachelor möglich. Cultural Heritage Studies: 1 Jahr (Vorbereitung auf Bachelor-Kurse) Österreich: Einstieg für Ungelernte: Hotelfachlehrgang für Erwachsene (ohne Matura möglich), 2jähriges Bildungsprogramm, vorherige Qualifikationen (z.B. Koch) werden angerechnet. Fortbildung: Gästebetreuer für Gesundheitstourismus (Kur, Wellness, Gesundheit): 1jährige Fortbildung für Arbeitslose. Ausbildung: Tourismusschulen Salzburg Kleßheim (Projektparnter): 5jährige Ausbildung für Schulabsolventen, verschiedene Schwerpunkte wählbar, berechtigt zum Studium an Hochschulen. (Curriculum liegt vor, außerdem kurze Lehrstoffliste „Gesundheitstourismus“.) Schottland: Einstieg für Ungelernte: Travel & Tourism National Certificate: Zugang durch relevante Arbeitserfahrung ODER Berufsausbildung. Danach Erwerbstätigkeit oder Higher Education möglich. Dauer: 36 Wochen. Studium: Sports and Recreation National Certificate: 1 Jahr Vollzeitstudium (oder 2 Jahre Teilzeit). Schweiz: Einstieg für Ungelernte: Kulturvermittler im Museum (auch Berufsausbildung): 2 Jahre berufsbegleitend. Nur bei Berufserfahrung. (Auch als FH-Studiengang möglich) (Anhang VII) Tourismusassistent (auch als Berufsausbildung für Schulabgänger, sonst 5jährige Berufserfahrung vorausgesetzt): 5 Module müssen innerhalb von 3-5 Jahren abgeschlossen werden. Berufsbegleitend. Die Module umfassen: Gästeempfang, Gästebetreuung, Event-Organisation, Informatik im Tourismus, Tourismus-Integration. (Anhang VIII) (Curriculum vorhanden!) Fortbildung (Berufsausbildung vorausgesetzt): Aktivierungsfachmann HF (nicht FH!): 3 Jahre Vollzeitausbildung/Studium, Vorerfahrungen werden angerechnet. Thema: Aktivierung alter und kranker 13 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Menschen, u.a. auch deren Freizeitgestaltung und –begleitung. (Interessant: Zielgruppe mit besonderen Bedürfnissen) Ausbildung: Gästeempfangsfachmann/-fachfrau: 3jährige Ausbildung, bei Abschluss „Hotelfachmann“ inklusive. (Anhang IX) Fachangestellter für Bäderbetriebe: Curriculum vorhanden, nur wenige Überschneidungen. Beinhaltet aber auch Besucherbetreuung, Gesprächsführung und gesetzliche Regelungen wie z.B. unterlassene Hilfeleistung. Studium: „CAS (Certificate of Advanced Studies) Erlebnismanager in der Natur“: entweder Universitätsabschluss ODER einschlägige Berufserfahrung vorausgesetzt. 170 U.-Std. + 20 Tage Selbstlernzeit. (Curriculum vorhanden.) Kulturvermittler im Museum (FH): nur als Weiterbildungsstudiengang. 1 Jahr berufsbegleitend für Zertifikat (CAS), 3 Jahre berufsbegleitend für Master (MAS) Soziokultureller Animator (FH): 3 Jahre Vollzeitstudium. Sehr integrativer Ansatz, soziokulturelle Animatoren vermitteln zwischen Kulturen, Altersstufen (Demografischer Wandel!) und Lebenswelten. Sie arbeiten in Freizeit, Kultur und Bildung. 3.4.2 Best Practice (Schwerpunkt Gästebetreuung) Im Folgenden wird eine Ausbildung aus der Schweiz als exemplarisches Beispiel herangezogen, weil sie der Qualifikation des „Recreation Assistant“ sowohl thematisch als auch ideell und strukturell am nahesten kommt. Es handelt sich um die Berufsausbildung zum „Tourismusassistenten“. Als Einstiegsvoraussetzung kann eine mindestens 5jährige Berufserfahrung im Tourismus jede andere formale berufliche Vorbildung ersetzen. Wer sich zur Abschlussprüfung anmelden will, muss außerdem 1 Jahr Berufserfahrung in einem der folgenden Tätigkeitsbereiche nachweisen: Empfang, Anwendung eines informatisierten Reservationssystems, Führung/Begleitung im Tourismus oder Organisation von Veranstaltungen. Diese Berufserfahrung kann aber auch noch während der Ausbildungszeit erworben werden, da die Ausbildungszeit flexibel handhabbar ist (maximal 5 Jahre, einige der Module sind auch nur 3 Jahre lang gültig). Dies ermöglicht es den Teilnehmern, während der Ausbildung zu arbeiten oder die Ausbildung dem individuellen Lerntempo anzupassen. In kompakter Form lässt sich die Ausbildung schnellstens innerhalb eines Jahres absolvieren. Sie richtet sich sowohl an Neu- als auch an Quereinsteiger des Tourismus. Die Ausbildung umfasst insgesamt 440 Unterrichts-Stunden („Lektionen“) und umfasst die folgenden 5 Module: Gästeempfang Gästebetreuung Event-Organisation Informatik im Tourismus Tourismus-Integration. Potenzielle Arbeitgeber sind Tourismusbüros, Bahnen, Restaurants, Hotels, Campingplätze, Wellnessanbieter und andere Tourismusbetriebe. Auszug aus der Tätigkeitsbeschreibung: „Sie erkundigen sich nach den Wünschen der Feriengäste und geben ihnen Auskunft über das touristische Angebot und die vorhandenen Freizeitstrukturen der Region. Tourismusassistenten begleiten je nach Einsatzgebiet Ferien-, Kultur- und Berufsreisegruppen resp. Stadt-, Natur- und Kulturführungen. […] Als offene und kommunikative Personen mit einer guten Allgemeinbildung 14 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa sorgen sie während des Begleitprogramms für eine angenehme Atmosphäre und informieren die Gruppen über wichtige Sehenswürdigkeiten. Nach einer Führung erstellen sie einen Rapport und die Schlussabrechnung“ (Quelle: SDBB Bern, 2010). Das Curriculum dieser Ausbildung ist ein hilfreiches Instrument, das zur Komposition der Inhalte des „Recreation Assistants“ herangezogen werden sollte. Ein weiterer Ausbildungsberuf, der dem „Recreation Assistant“ nahe kommt, ist der „Gästeempfangsfachmann/-frau HGA (Hotel, Gastronomie, Animation)“. Hierbei handelt es sich um eine 3jährige Berufsgrundbildung (Lehre), die zu großen Teilen die Gästebetreuung zum Inhalt hat, darüber hinaus aber auch mit hauswirtschaftlichen Fächern aufwartet. Das Arbeitsgebiet wird mit den folgenden Begriffen umschrieben: Empfang an der Rezeption Gästebetreuung und Animation Gästebetreuung und Verkauf im Restaurant Produktion in der Küche Hauswirtschaft im Hotel. Auszug aus der Tätigkeitsbeschreibung: „Führt in einem gastgewerblichen Betrieb alle anfallenden Arbeiten in der Gästebetreuung, an der Réception (Front Office) und im Verkauf selbständig und fachgerecht aus. Unterstützt die verantwortlichen Ausbilder/innen in Küche, Restauration und im hauswirtschaftlichen Bereich.“ Die Lernziele der einzelnen Bereiche sind in der Tätigkeitsbeschreibung etwas genauer ausformuliert. Die Abschlussprüfung führt auch zur Anerkennung als „Hotelfachmann/-frau“. Sie ist inklusive. 3.4.3 Einzelseminare / Bausteine Folgende Beispiele liefern Anregungen zur inhaltlichen Gestaltung der Qualifizierung „Recreation Assistant“: Deutschland: Aus der Fortbildungsreihe „Fortbildungen für Gästeführer, Wattführer und Akteure im Tourismus“ vom Projektpartner „Ländliche Erwachsenenbildung“ LEB sind folgende Einzelseminare auf den „Recreation Assistant“ übertragbar: - Verständliches Erklären als Schlüssel zum Verstehen - Sicherer Auftritt am Messestand - Sicherheit im Auftreten – Ideen für bewährte und neue Führungen - Vom Animateur bis zum Zeitmanager – Die Rollen des (Watt- und) Gästeführers - Damit die Stimmung stimmt… - Instrument Stimme - Naturerlebnisse für Kinder pfiffig arrangieren - Grundtechniken der Stadt- und erlebnisorientierten Gästeführung Deutsch-französisch-polnische Ausbildung für Animateure und Begleiter in interkulturellen Begegnungen (15 Tage + Praktikum) Inhalte: - Lebensbedingungen der beteiligten Länder kennenlernen - Interkulturelles Lernen in bi- oder trinationalen Begegnungen - Rolle der Vorurteile und Klischees im Umgang mit dem Anderen - Rolle der Kommunikation auf verschiedenen Ebenen und non-verbale Verhaltensformen - Methodenarbeit zur Situation des Sich-Kennenlernens - Sprachanimation, Erkundung der Umwelt, Konfliktbewältigung 15 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Gruppenleiter für deutsch-französische 2 Wochen, Alter 20-28 Jahre Jugendbegegnungen: Dauer Qualität in Tourismus und Gastronomie, ‚Wissen à la carte’ (s. Anhang XI):modulare Qualifizierungsangebote der Wirtschaftsakademie SchleswigHolstein (IHK) in den Bereichen - Tourismus - Küche - Service - Hotel - Hauswirtschaft - Führungskräfte mit den Modulen - „Sozialkompetenz“ - „Methodenkompetenz“ - „Betriebswirtschaftliche Kompetenz“ - „Fachkompetenz“ - „Sprach- und Kulturkompetenz“ jeweils weiter untergliedert in mehrere Seminare: beim Besuch von mind. 5 Seminaren erhält man eine Qualitätsauszeichnung sowie ein IHK-Zertifikat. „Fit für Freizeit und Tourismus“ der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein (328 U.-Std = 2 Monate Vollzeit): Seminarinhalte: - Sprachtraining Englisch und Dänisch - Cross-Culture-Training - Kommunikations- und Konflikttraining - Teamfähigkeit - Grundlagen wirtschaftlichen Handelns - Verkaufstraining - Store-Management - Hygieneschulung / HAACP - Erste Hilfe - Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz - Aktives Bewerbungstraining Weitere Einzelseminare der WAK Schleswig-Holstein: Kommunikation & Rhetorik: 16 U.-Std. Zielorientierte Gesprächsführung: 8 U.-Std. (13 Inhalte genannt) Kundenorientierung: 8 U.-Std. Konfliktmanagement: 8 U.-Std. Der verärgerte Gast – Beschwerden als Chance: 8 U.-Std. Irland: „Care of the older person“: FETAC Level 5 Component Certificate, 35 U.-Std. Relevante Inhalte (s. Anhang X): - Demografischer Wandel im globalen Kontext - Physichen und psychischen Alterungsprozess verstehen - Positive Seiten am Alterungsprozess erkennen - Ethnische und kulturelle Einflüsse auf ältere Menschen verstehen können - Besondere Bedürfnisse älterer Menschen erkennen Österreich: „Der ältere Mensch als Gast“: 16 U.-Std., berücksichtigt den demografischen Wandel (Leider nur Kurzbeschreibung vorhanden) Relevante Inhalte: - Der ältere Gast und seine Bedürfnisse - Kommunikation und Gesprächsführung mit älteren Menschen - Sicherheit im Umgang mit Beschwerden und Reklamationen 16 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa - Kundenforderungen als wichtiges Potential zur Weiterentwicklung der Angebote und Dienstleistungen Verkaufstraining Neue inhaltliche Aspekte, die auch für den „Recreation Assistant“ von Belang sein können, ergaben sich auch aus dem Email-Kontakt zur Bremer Straßenbahn AG (BSAG, s. Anhang XII). Die BSAG setzt seit kurzem „Fahrgastbegleitende“ ein. Hierbei handelt es sich um eine Initiative zur Wiedereingliederung von Arbeitslosen in die Berufswelt. Die Kandidaten erhalten eine Weiterbildung, die sie auf den Einsatz als Fahrgastbegleiter vorbereitet. Diese Weiterbildung behandelt u.a. den Sicherheitsaspekt und qualifiziert die Teilnehmer durch eine „Sachkundeprüfung Bewachungsgewerbe (IHK)“ mit einem Volumen von 40 U.-STd. Diese Teilqualifikation kann den Teilnehmern später in verschiedensten Branchen von Nutzen sein. Bezüglich des Tourismus ist dieser Aspekt insbesondere im Hinblick auf den Event-Bereich von Interesse, aber auch im Hinblick auf Gäste mit besonderen Schutzbedürfnissen wie z.B. Kinder, ältere Gäste und Behinderte oder auch bei multikulturellen oder politischen Anlässen. 3.5 Anwendung von ECTS, EQR und Anrechenbarkeit von Vorerfahrungen Bei der Recherche internationaler Weiterbildungsangebote sind nur die jeweils einjährigen akademischen Gästeführerausbildungen aus Dänemark und Island durch die Formulierung von erreichbaren ECTS-Points aufgefallen. Hinweise darauf, dass bereits zuvor erworbene ECTS-Points bei einer Qualifikation angerechnet werden und zu einer Verkürzung der Maßnahme führen, gab es keine. Jedoch wurden konkrete Vorausbildungen in seltenen Fällen angerechnet und führten zu einer Reduktion des Lehrstoffs. Insbesondere touristische Dachverbände äußerten jedoch durchaus Interesse an der zukünftigen Anwendung von ECTS-Points. Das Anrechnen von Vorerfahrungen kommt naturgemäß eh nur bei komplexeren und längeren Ausbildungen zum Tragen, da Einzelseminare oder Kurzprogramme zum Füllen von konkreten Bildungslücken dienen. Hätte man eine anrechenbare Vorerfahrung, hätte man keine Bildungslücke. Zudem blockieren Ausbildungen mit vorgegebenem, starrem Ablauf die Anrechenbarkeit von Vorerfahrungen: wenn man den Lehrstoff um eine konkrete Einheit reduzieren könnte, müsste man eh auf den Fortgang der weiteren Lerneinheiten warten. Wirklich effektiv wäre eine Anrechenbarkeit von Vorerfahrungen nur bei einem modularen System, das zeitlich flexibel aufgebaut sein muss bzw. bei dem man sich individuell für das Belegen einzelner Module, die die individuellen Bildungslücken schließen, entscheiden kann. Diese Erkenntnis sollte auch in die Gestaltung des „Recreation Assistant“ mit einfließen. Ein weiterer Grund für eine flexible Auswahlmöglichkeit von Modulen sind die mannigfaltigen Einsatzmöglichkeiten und potentiellen Arbeitgeber sowie Destinationen, die auf den fertig qualifizierten Recreation Assistant warten. Eine berufliche Perspektive im Kurhotel beispielsweise fordert andere Qualifikationen als eine Beschäftigung im Freizeitpark oder als Bergführer, eine Tätigkeit mit Kindern fordert andere Qualifikationen als eine Begleitung von Senioren. In diesem Zusammenhang alle möglichen Lerninhalte einer einzigen Person nahe bringen zu wollen, würde den Rahmen sprengen und sollte daher individuell angepasst und in den jeweils relevanten Modulen vertieft werden. Hierbei wäre es für den Teilnehmer von Vorteil, wenn er durch die Anrechnung seiner Vorkenntnisse den noch zu belegenden Lehrstoff straffen könnte. So braucht ein gelernter Erzieher vielleicht keine Lerneinheit zum Thema „Zielgruppe Kinder“ mehr, und eine Frau, die jahrelang im familieneigenen Hotel mitgearbeitet hat, kann gewisse Kompetenzen aufweisen, wenn sie auch nicht formell bescheinigt sind. Da im Programm des „lebenslangen Lernens“ insbesondere auch diese informelle Bildung berücksichtigt werden soll, muss ein System gefunden werden, vor Antritt der Qualifizierungsmaßnahme den Wissensstand des Kandidaten einzuschätzen. Das Verfahren sollte den individuellen fachlichen Zielen angepasst sein. Die Recherchen ergaben, dass hierzu insbesondere die Form des persönlichen Interviews weit verbreitet ist, aber auch schriftliche Tests. Bei der Gestaltung des Curriculums des „Recreation Assistant“ sollte in Grundmodule, die für jeden Teilnehmer relevant sind (z.B. Erste Hilfe, Kommunikation, Grundlagen des Tourismus etc.), und 17 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Themenmodule, die individuell ausgewählt und kombiniert werden können, unterschieden werden. Die Gleichmäßigkeit der Grundmodule dürfte auch das Vertrauen unter den verschiedenen europäischen Ländern in das Zertifikat und zudem die Vergleichbarkeit der Qualifikation stärken. Ein weiter Aspekt, der bei der Betrachtung von Qualifikationsniveaus und Leistungspunkte-Systemen berücksichtigt werden muss, sind die Vorgaben des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR). Dieser unterteilt Lernergebnisse in Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen. Darüber hinaus werden diese 3 Faktoren in 8 Niveaus eingeteilt, um den Bildungsstand eines Kandidaten genau einstufen zu können. Auch hierauf muss das Curriculum des „Recreation Assistant“ Bezug nehmen. Der Projektpartner Peter Krein vom Iglauer Park aus Ungarn hat die Einteilung der ungarischen Gästeführerausbildung in ebendiese Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen bereits vorbereitet (s. Anhang XIII). Eine sehr gute und aussagekräftige Einteilung der Qualifikation von Gästeführern in Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen erfolgte durch den Projektpartner „Ländliche Erwachsenenbildung in Niedersachsen e.V. (LEB)“: Kenntnisse: Grundlegende Kenntnisse über Regionalgeschichte, Kunst und Architektur, Geografie, Wirtschaft, Natur und Umwelt der Region Kenntnisse über die verschiedenen methodischen Stile, Führungen aufzubauen Psychologische Kenntnisse Kenntnisse über die Risikoabsicherung, steuerrechtliche und rechtliche Fragen und Verordnungen, Preisgestaltung und Honorare der Führungen Fertigkeiten: Informationsbeschaffung / Literaturrecherche Konzepterstellung von Führungen (Hausarbeit) Erlernen von Atem- und Sprechtechniken, Körpersprache, Mimik Erkennen des passenden didaktischen Konzepts, das es für die verschiedenen Führungen braucht Zeitmanagement Kompetenzen: Selbständiges Entwickeln von „guten Führungen“: in allen Einzelheiten durchdacht, inhaltlich fundiert und an den Wünschen und Bedürfnissen der Gäste orientiert Selbständige Präsentation / Vermarktung des eigenen Angebots 3.6 Inhaltliche Rückschlüsse Vergleicht man diese Auflistung mit den Lerninhalten von Gästeführerausbildungen in Europa und mit themenverwandten Curricula, lassen sich häufige Gemeinsamkeiten und Überschneidungen feststellen, über deren Wichtigkeit bei den Bildungsträgern weitestgehend Einigkeit zu bestehen scheint und die daher als Kernmodule in der Qualifizierung zum RCA eine tragende Rolle spielen können. Andere Themen können hingegen eher als Randbereich eingestuft werden und kommen nur unter bestimmten Umständen (lokalen oder individuellen Bedürfnissen) zum Tragen. Im Folgenden werden zunächst die Kern-Inhalte aufgezeigt, danach erfolgt ein Einblick in den thematischen Randbereich. Wichtige Kern-Kenntnisse (kognitiv, können im Kurs vermittelt werden): Archäologie, Geografie, Geschichte, Wirtschaft, Kultur, Natur und Tradition des relevanten Terrains („sich vor Ort auskennen und signifikante Punkte erklären können“) (Anmerkung: das „relevante Terrain“ ist individuell unterschiedlich, muss aber vom RCA beherrscht werden. Ein Überblick über die verschiedenen Epochen und die Zusammenhänge der verschiedenen Faktoren kann aber evtl. übergreifend vermittelt werden) Gruppendynamik Didaktik Methodik 18 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Pädagogik Grundlagen des Tourismus Nachhaltigkeit und Umweltschutz Kenntnis der verschiedenen Zielgruppen, auch Gäste mit besonderen Bedürfnissen, wie z.B. alte Menschen und Behinderte / Eingeschränkte Rechtliche Rahmenbedingungen (Vertragsrecht, Reiserecht, Versicherungen, Haftpflicht…) Steuern und Finanzen / Abrechnung Sicherheit Erste-Hilfe Selbstverständnis, Aufgaben und Ziele (Philosophie, Code of Conduct) Qualitätsmanagement und Standards Marketing: Customer Relationship Evtl. Verkauf (mit Vorsicht zu genießen, es soll sich ja nicht um eine Butterfahrt handeln sondern die Bedürfnisse der Gäste erfüllen. Wird aber häufig in Curricula genannt) Evtl. Grundlagen Marketing und PR Evtl. Ticketing Wichtige Kern-Fertigkeiten: Informationsbeschaffung und Recherche EDV Grundlagen (sollten vorher bereits vorhanden sein) Berichte und Protokolle schreiben Kommunikation und Rhetorik beherrschen (Sprechtechniken, Präsentationstechniken, Konfliktlösungstechniken, Animation, Motivation etc.) Führungstechniken Landessprache + Fremdsprache(n) beherrschen, evtl. regionalen Dialekt (z.B. Plattdeutsch) (Fremdsprachen sollten vorher bereits vorhanden sein. Sie können im Kurs nicht gänzlich neu vermittelt aber evtl. aufgefrischt / intensiviert werden) Zeitmanagement Orientierung Wichtige Kern-Kompetenzen (müssen grundsätzlich weitestgehend vom Teilnehmer als Bestandteil seiner Persönlichkeit mitgebracht werden, können im Kurs jedoch geübt und gefestigt werden): Organisation und Selbstorganisation Flexibilität Empathie Dienstleistungsmentalität Teamfähigkeit Interesse am Wissenszuwachs und an Weiterbildungen Kreativität beim Entwickeln neuer Führungen Interkulturelle Kompetenz (sowohl zwischen unterschiedlichen Nationalitäten, als auch zwischen den Generationen und bei unterschiedlicher sozialer Herkunft! Führungspersönlichkeit Überzeugungskraft Problemlösungskompetenz, Krisenmanagement Verantwortungsbewusstsein Pünktlichkeit Integrität und Vertraulichkeit (sagt z.B. die FEG!) Praxiserfahrung (durch Übungen und Projekte während der Ausbildung) Bei der allgemeinen Betrachtung der unterschiedlichen Curricula fällt auf, dass der Gast im Mittelpunkt steht und Attribute wie Kundenzufriedenheit, Sicherheit und Qualität an oberster Stelle stehen. Hierbei scheint es sich um einen europäischen Konsens zu handeln – der „schnelle €uro“ wird in keinem der Programme mehr angestrebt. Es ist anzunehmen, dass dies mit der Einführung verschiedener Qualitätsoffensiven, Gütesiegel und ISO-Zertifizierungen einhergeht. Die Recherche zeigte, dass manche Weiterbildungen weitere Qualifikationen in sich tragen. So erwirbt der Teilnehmer beim Abschluss mancher Programme weitere integrierte Zertifikate, wie 19 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa beispielsweise einen Erste-Hilfe-Schein, Hygieneschulung, IHK-Zertifikate (in Deutschland, z.B. Gästeführer, Reiseleiter, Animateur, Wellness-Berater, etc.), „Sicherheitsschein 34a“ (wichtig für Türsteher, Securities, Nachtwächter, Zugbegleiter), Fitness-Trainer-Ausweise, Personenbeförderungsscheine, Segelscheine, Funkzertifikate, Wirtschaftsenglisch und dergleichen mehr. Bei der Entwicklung der RCA-Module sollte dies im Hinterkopf behalten werden. Spätestens nach der vorläufigen Festlegung der Inhalte kann und sollte geprüft werden, ob sich durch die Kombination der Lerninhalte vielleicht auch andere, mehr oder weniger zufällig integrierte Abschlüsse ergeben, die sich der Teilnehmer anrechnen bzw. bestätigen und beurkunden lassen kann. Inhaltlicher Randbereich: Neben den genannten Kernmodulen, die für alle Einsatzbereiche des Recreation Assistant relevant sind, gibt es eine Vielzahl potentieller thematischer Erweiterungen und Spezialisierungen, die jedoch nur in bestimmten Regionen oder bei spezifischen Einsatzorten und Berufsfeldern von Bedeutung sind. Auch eine Vertiefung der bereits genannten Kernmodule kommt bei Bedarf in Frage. Auf die weiteren potentiellen thematischen Randbereiche wird nun im Folgenden eingegangen. Insbesondere bei Qualifizierungen im Bereich des Kunden-Service werden in vielen Curricula Verkaufstrainings aufgeführt. Dies sollte aber vorsichtig und vielleicht etwas kritisch betrachtet werden, damit das Verkaufstraining immer die Kundenzufriedenheit und Kundenbindung als oberste Priorität behält und der Aufenthalt des Gastes nicht zu einer zweifelhaften Verkaufsveranstaltung wird, wie es oft in der Presse in Bezug auf Busausflüge und Butterfahrten berichtet wird. Ein sanftes, kundenorientiertes Verkaufstraining kann jedoch das Unternehmen (bzw. die Destination) wirkungsvoll unterstützen, z.B. durch eine ansprechende Präsentation der Ware und durch dezente aber kompetente Kaufberatung. Da es sich beim RCA um eine Qualifikation für Ungelernte, Arbeitslose und Quereinsteiger handelt, kann auch ein Bewerbungstraining angeboten werden, wie dies oft bei Maßnahmen zur (Wieder-) Eingliederung ins Arbeitsleben der Fall ist. Insbesondere Teilnehmer mit geringer Arbeitserfahrung können hiervon profitieren. Große Unterschiede gibt es im Themenbereich Marketing. Teilweise werden pauschal Grundlagen des Marketings vermittelt, andere Programme vermitteln gezielte Teilaspekte des Marketings, wiederum andere Programme lassen den Bereich des Marketings außen vor. Bei solchen Qualifikationen, die auf eine eventuelle selbständige Tätigkeit des Teilnehmers abzielen wie es z.B. häufig bei Gästeführern der Fall ist, ist die Selbstvermarktung ein hilfreiches Thema. Ob die Vermittlung von allgemeinen Grundlagen des Marketings in jedem Fall sinnvoll ist, ist fraglich und kann schnell den Rahmen der Qualifizierung sprengen. Es fällt aber ein Thema aus dem Marketing auf, das häufig unterrichtet wird und bei der Gästebetreuung in jedem Fall seine Berechtigung findet: Kundenzufriedenheit und Kundenbindung („Customer Relationship“). Wenn das Curriculum des RCA also Marketingkenntnisse beinhalten soll, wären dies wohl die hauptsächlichen Inhalte. Da bei der Qualifizierung zum RCA der Gast im Mittelpunkt steht, bietet es sich an, die möglichen Randbereiche danach zu trennen, ob sie unmittelbar mit dem Gästekontakt in Verbindung stehen oder eine zusätzliche Thematik darstellen. Randbereiche, die den „Gast im Mittelpunkt“ betreffen: Fremdsprachen (bei interkulturellen Gästen, im Grenzbereich eines Landes und bei grenzüberschreitenden Fahrten) Cross-Culture-Training Beschwerdemanagement (siehe auch „Kundenzufriedenheit“) Konfliktmanagement Demografischer Wandel: Zielgruppe Senioren Zielgruppe Behinderte 20 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Mit (eigenen und fremden) Emotionen umgehen Moderation Teambuilding (z.B. innerhalb einer Familie, Gruppe oder unter Teilnehmern einer Aktion) Pädagogik Umgang mit VIPs, Berühmtheiten und Luxus (z.B. bei First-Class-Hotels und Events) Randbereiche, die zusätzliche Thematiken betreffen: Kreuzfahrten Zollbestimmungen (hauptsächlich bei grenzüberschreitenden Fahrten, im Grenzbereich eines Landes sowie bei Duty-Free Geschäften) Währungen und Wechselstuben Betriebswirtschaftliche Grundlagen (je nach Einsatzbereich und angestrebter Position) Finanzen und Steuern Hauswirtschaft und Hospitality Führung von Mitarbeitern Gezielte EDV-Kenntnisse und Softwareanwendungen (z.B. Buchungssysteme, Statistik) Hygiene-Schulung (bei gastronomischen Tätigkeiten und im Bäder-/ Gesundheitsbereich) Sport und Fitness (Übungen beherrschen und vermitteln) Beauty Wellness und Spa Gesundheitstourismus und Kurwesen Ernährung Ökologie Biologie Survival-Training Abenteuererlebnis Spiele für Kinder und Erwachsene Tanz und Theater, Rollenspiel Regionales Handwerk Veranstaltungsmanagement / Events Instandhaltung von Anlagen und Geräten (z.B. Schwimmbecken, Sportgeräte, Boote, Fahrgeschäfte, Automaten) Kreativitätstechniken Entspannungs- und Stressmanagement Autogenes Training Geologie (z.B. bei Bergbauregionen und Edelsteinvorkommen) Reiten und Umgang mit Tieren Natur- und Kulturinterpretation Empfang und Rezeption Rundfahrten und Rundgänge Königshäuser Religion, Kirchen und Klöster Gastronomie und regionale Küche Luftfahrt und Flugreisen Arbeitsorganisation Projektmanagement Öffentlichkeitsarbeit und Werbung Store-Management (siehe „Verkaufstraining“) Qualitätsmanagement Im Kapitel „Fazit“ befinden sich Abbildungen zu den Tätigkeiten und Aufgaben eines RCA, die helfen können, diese Begriffe zu sortieren und zu Modulen zusammenzufassen. Auch die Region oder der Verwaltungsbezirk, in dem die Qualifizierungsmaßnahme stattfinden soll, gibt oftmals durch die örtlichen Bedürfnisse und Voraussetzungen bereits einige Inhalte der Qualifizierung vor (z.B. Küstenregionen, Bergregionen, Großstädte, Naturschutzgebiete, Weltkulturerbe etc.). 21 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 3.7 Weltweite Beispiele für Aus- und Weiterbildung in Gästeführung und Tourismus WFTGA: Weiterbildungskurs „Cruise Guiding“: richtet sich an bereits lizenzierte Gästeführer, die im Kreuzfahrtmarkt tätig sind. Inhalte: - Bedeutung der Kreuzfahrtindustrie - Wirtschaftlicher Einfluss von Kreuzfahrten - Wie die Kreuzfahrtindustrie arbeitet - Exkursionen und ihre Bedeutung für das Kreuzfahrterlebnis - Erwartungen von Kreuzfahrtgästen - Auf Kreuzfahrtschiffen arbeiten - Umgang mit Hafenbeamten und Hafenbehörden / Zoll - Teamarbeit unter professionellen Gästeführern - Einfluss von Gästeführern auf Kreuzfahrttouristen Kanada: Gästeführer: reglementierter Beruf, Kandidaten müssen mindestens dreisprachig sein (Englisch, Französisch + eine weitere) und bereits eine Ausbildung absolviert haben, Kurs dauert 240 U.-Std., davon mind. 90 U.-Std. für Kommunikationstrainings Puerto Rico: Gästeführer: reglementierter Beruf, ständige Weiterbildung obligatorisch (4 Seminare pro Jahr), Kurs dauert mind. 200 U.-Std., davon die Hälfte für Kommunikation und Interpretation Indien: Einjähriger Kurs „Tourism and Travel“ inkl. Praktikum im Reisebüro (Curriculum vorhanden) Neuseeland: (alle Curricula vorhanden, detaillierte Aufschlüsselung in einzelne Credits des NQF) National Certificate in Tourism (Introductory Skills) – Level 2: Einstiegskurs, führt noch nicht in Berufstätigkeit sondern in Level 3. National Certificate in Tourism (Core Skills) – Level 3: Baut auf Level 2 auf, Teilnahme ist Voraussetzung für weitere Level 3 – Qualifikationen wie z.B. National Certificate in Travel, National Certificate in Tourism (Guiding), National Certificate in Adventure Tourism. (Curricula vorhanden, National Certificate in Tourism (Tour Guiding) – Level 4: Qualifizierung für Gästeführer mit Kernmodulen und Wahlmodulen, die je nach den Erfordernissen des jeweiligen Einsatzortes / Arbeitsplatzes ausgewählt werden können. Anschließend ist die Teilnahme zum Erwerb eines National Diploma (Level 5) möglich. National Certificate in Museum Practice – Level 4: Qualifizierung für alle Arbeitsbereiche innerhalb eines Museums auf Einstiegs- bis Mittelniveau von der Pflege der Exponate bis zum Kundenservice. ATTTO Customer-Experience Award – Level 3: Kurs zur Verbesserung des Kundenverständnisses. Kommunikation, Team Work, Verkauf etc. Folgende Durchführungen sind möglich: - Workshop in der Region - In-house Training am Arbeitsplatz - Selbstbestimmtes Lernen von zuhause aus. Beinhaltet 22 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 3.8 Andere modulare Qualifikationen ohne thematischen Bezug Die folgenden Projekte werden genannt, da sie entweder von der Zielsetzung her oder in der Durchführung inspirierende Aspekte für den „Recreation Assistant“ liefern: Portugal: „Culinary Arts“: Vermittelt spezielle Kochtechniken. Kurs in englischer Sprache. Internationale Teilnehmer. Länge: 1,5 Jahre (3 Semester inkl. 3-monatiges Praktikum) Für den Kurs werden ECTS angerechnet. Voraussetzung: 18-30 Jahre, obere Schulbildung oder Berufsausbildung Deutschland: „Qualifizierungsinitiative Naturtourismus“: richtet sich an Akteure des Tourismus, die naturtouristische Angebote haben oder planen. Enthält Ausbildung zum “Qualitäts-Coach“. Findet an 6 Terminen statt, jeweils 1-2 Tage. Besteht aus 6 Modulen: 1. Auftaktveranstaltung (Projektvorstellung, Zielsetzung, Zielgruppen) 2. Kompaktseminar Naturtourismus (Angebot, Nachfrage und Markt) 3. ServiceQualität Deutschland im Naturtourismus (Qualitäts-Coach) 4. Produktentwicklung (Produktbausteine, Preiskalkulation, Vernetzung) 5. Marketing (Flyer, Kommunikation, Vertrieb, Onlineplattformen) 6. Rechtsgrundlagen (Reiserecht, Reiseveranstalter, Naturschutzrecht) „Certificate in Management“ (Hochschule Bremen): bereitet auf Managementaufgaben vor. 1-jähriges Weiterbildungsstudium Hochschulabschluss nicht unbedingt erforderlich, sondern berufliche Situation muss passen ECTS werden angerechnet Die Module können auch einzeln gebucht werden (=Modulzertifikat) 5 Module à 60 Stunden und 30 ECTS: 1. Entrepreneurship / Intrapreneurship (Unternehmerisches Denken) 2. Führungskompetenz und Selbstmanagement 3. Grundlagen des Projektmanagements 4. Rechnungswesen / Controlling 5. Grundlagen des Prozess- und Qualitätsmanagements „Tourismus Praxis“: Projekt der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein. Ziel: Saisonarbeitskräfte des Tourismus im Winter in alpine Tourismusregionen integrieren und entsprechend vorbereiten (interkulturelles- und Bewerbungstraining). Außerdem: Qualifizierung der Teilnehmer (Hartz IV – Empfänger) für die Übernahme in den Betrieb oder für eine selbständige Tätigkeit. Dauer: 16 Monate. Modulare Qualifizierung, verschiedene IHK-Zertifikate werden erworben. Business Assistenz – „Internationales Praxistraining für das Büro“: Teilzeit-Weiterbildung über 9 Monate Abschluss: Office Assistent (IHK), English for Business (Level 1, LCCI) Englisch-Grundkenntisse vorausgesetzt. 3 Module (Bewerbungstraining inclusive): 1. Business Assistenz 2. English for Business 3. Praktikum (7 Wochen) „International Cooking Certificate“: erstes international anerkanntes Zertifikat als Kochassistent. Zielgruppe: Arbeitsuchende über 25 Jahre. Dauer: 7 Monate Vollzeit. 2 Tage/Woche theor. Unterricht, 3 Tage/Woche betriebliches Praktikum. Besteht aus 7 Modulen, die auch einzeln belegt / abgeprüft werden können. 23 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Werden nur die ersten 2 Module belegt, entspricht das dem Produkt „Küchenhilfe nach IFP HCC“ (Internationale Stiftung für berufliche Zertifizierung im Hotel- und Gastgewerbe) 4. Fazit Die Initiative zum Lebenslangen Lernen trägt bereits europaweit Früchte. So kann man viele Aus- und Weiterbildungsangebote antreffen, die außer einer konkreten formellen Vorbildung alternativ auch einschlägige Berufserfahrungen als Einstiegsvoraussetzung gelten lassen. Der Ausbildungsmarkt öffnet sich dadurch auch für ungelernte Akteure des Tourismus, die somit nicht erst eine formelle Bildung nachholen müssen, um zu einer Qualifikationsmaßnahme zugelassen zu werden, sondern sich ihre tatsächliche Erfahrung anrechnen lassen und sofort darauf aufbauen können. Die informelle Bildung gewinnt somit zunehmend an Bedeutung und wird nicht nur von den Behörden sondern zunehmend auch von den Arbeitgebern anerkannt. Es stellt sich nicht mehr die Frage, WO man seine Kenntnisse erworben hat, sondern es genügt, nachzuweisen, DASS man sie erworben hat. Hierzu sind Einstiegstests, die den tatsächlichen Bildungsstand eines Kandidaten eruieren, nützlich. Sie dienen zudem zur Bestimmung der zu füllenden Bildungslücken und geben einen Hinweis auf die zu belegenden Module. Eine flexible, modulartige Struktur der Qualifikation kommt sowohl den individuellen Bedürfnissen des Teilnehmers, als auch den individuellen Bedürfnissen konkreter Branchen, Destinationen oder Arbeitgeber des „Recreation Assistants“ entgegen. Die Schweiz kann hierbei beispielhaft als Vorbild herangezogen werden, da sie mit ihren bereits zuvor in diesem Bericht vorgestellten Ausbildungsmodellen „Tourismus-Assistent“ und „Aktivierungsfachmann“ zeitlich flexible Qualifikationsmöglichkeiten anbietet, die nicht nur Ungelernten einen offiziellen Berufsabschluss ermöglichen, sondern auch inhaltlich zeitgemäß und zukunftsorientiert sind (z.B. durch die Berücksichtigung des demografischen Wandels und integrativer sowie interkultureller Themen). Das Curriculum des „Recreation Assistant“ sollte diese Faktoren ebenfalls berücksichtigen. Außerdem sollte es neben einem festen Stamm von Grundmodulen auch individuell wählbare, spezialisierte Themenmodule bereithalten, um die Qualifikation den Bedürfnissen der individuellen Teilnehmer und potentiellen Arbeitgeber anzupassen. Auch die Anzahl der zu wählenden Module kann frei wählbar sein: je nach Interessenlage und verfügbarer Zeit. Eventuell kann hierfür eine Abstufung der Abschlussbezeichnung nach Umfang und / oder Niveau erfolgen. Die bereits zuvor in diesem Bericht aufgeführten Kern-Kenntnisse, Kern-Fertigkeiten und KernKompetenzen zeigen Inhalte auf, die für jeden RCA unentbehrlich sind. Dahingegen zeigen die Randbereiche einzelne Themen auf, die nicht für jeden RCA relevant sind sondern entsprechend der jeweiligen angestrebten Destination oder nach persönlicher Neigung zum Tragen kommen. Im Folgenden wird eine Einteilung der Randbereiche in konkrete mögliche Wahl-Themenmodule vorgenommen. Es ist denkbar, dass nicht nur der Teilnehmer mit seinen persönlichen und beruflichen Interessen die Auswahl der Module trifft, sondern dass evtl. auch große touristische Anbieter wie z.B. Hotelketten, Ferienparks oder Kurverwaltungen Initiator einer RCA-Schulung sind und die Wahlmodule für sie und ihre Teilnehmer maßgeschneidert werden. So werden derzeit z.B. Gästeführer konkret für Themen der Stadt Berlin ausgebildet oder Animateure für einen konkreten Reiseveranstalter. Diese Vorgehensweise ist theoretisch auch für den „Recreation Assistant“ denkbar. 24 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Vorschläge für mögliche Themenmodule ergeben sich aus den in Kapitel 3.6 genannten inhaltlichen Randbereichen. Sie können beispielsweise in folgende Module zusammengefasst werden: Wellness, Kur, Gesundheitstourismus (mögliche Inhalte: Wellness-markt, -programme und – produkte, Kosmetik, Ernährung, medizinische Grundlagen, Gesundheit und Prävention, Beratung und Verkauf, Kommunikation) Sport (je nach Einsatzbereich verschiedene oder konkrete Sportarten anleiten und begleiten können, z.B. Skifahren in den Bergen, Segeln an der Küste, Bogenschießen im Ferienpark, Fitness im Wellnesshotel), medizinische Grundlagen, Prävention, Fitness, Sicherheit, Erste Hilfe Animation Freizeitparks (Umgang mit verschiedenen Zielgruppen, Wartung und Bedienung der Fahrgeschäfte, Sicherheit und Erste Hilfe, Bedeutung des Erlebnisses für den Gast, Kommunikation, Animation etc. (wird bei der Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein derzeit von Herrn Volker Nadolni in Zusammenarbeit mit dem Hansapark entwickelt, leider noch keine Informationen verfügbar) Rundgänge / Führungen (Beispiele): o Stadtführung, Rundfahrten o Kulturstätte o Kunst o Archäologie o Naturführung o Geführte Wanderungen o Historische Themenführung o Je nach Location: Brauerei, Schloss, Sehenswürdigkeit… Veranstaltungen / Events Naturerlebnis Zielgruppen erreichen: o Kinder und Jugendliche als Gäste o Ältere oder eingeschränkte Menschen als Gäste o Familien gerecht werden o etc. Bedarfsweise evtl. auch Vorbereitung auf konkrete Unterkünfte / Hotelketten: o Hotelanlagen, All-Inclusive, Großhotels, Luxushotels o Camping o Hostels und Low Budget Interkulturelle Situationen Lokale gastronomische Besonderheiten und Genuss (Wein, Käse, Schokolade, Kaffee etc.) Edutainment und Trends Kreuzfahrten Outdoor, Abenteuer und Trekking Eine weitere Erkenntnis dieser Recherchearbeit ist, dass die Ausbildungssituation im Tourismus sehr divergiert. So kann beispielsweise ein „Animateur“ in Europa eine 5 Wochen bis 2 Jahre umfassende Ausbildung genossen haben. Aber auch die Ausbildungssituation von Gästeführern ist in Europa extrem unterschiedlich. Sowohl Gästeführerverbände als auch deren Dachverbände plädieren für eine geregelte Ausbildung und kontinuierliche Weiterbildung. Hierbei scheint die Unterteilung in verschiedene Niveaus den Ein- und Aufstieg zu erleichtern, wie das Beispiel England zeigt. Die Tourismusindustrie fragt angesichts steigender Qualitätserwartungen vermehrt nach zertifizierten Gästeführern. Dies spricht auch für die Legitimierung des Qualifikationsmodells „Recreation Assistant“. Auch die Berufsgruppe der Gästebetreuer lässt sich inhaltlich nicht fassen, sondern setzt sich aus verschiedensten Tätigkeiten und Berufen zusammen, die in jedem europäischen Land unterschiedlich definiert und ausgebildet werden. Die Qualifizierung zum Recreation Assistant ist eine Maßnahme, um dieses Durcheinander zu sortieren und eine europaweit einheitliche und vergleichbare Qualifizierung für den Freizeit- und Tourismusbereich unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen und gesellschaftlicher Bedürfnisse anzubieten. 25 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa Bezüglich der inhaltlichen Gestaltung dieser Qualifizierung stellte sich heraus, dass bei allen Bildungsinitiativen die Zufriedenheit und Sicherheit des Gastes im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Der Recreation Assistant muss also in der Lage sein, eine qualitativ hochwertige Dienstleistung abzuliefern. Die Aufgaben des RCA lassen sich in die drei Bereiche „Vermittlung“, „Service“ und „Organisation“ einteilen. Die folgende Grafik veranschaulicht den Zusammenhang dieser Begriffe und dient als Inspiration zur späteren Modulgestaltung der Qualifizierung: Abbildung 4: Begriffswolke "Aufgaben des Recreation Assistant" Da bei der Qualifizierung zum RCA wie bereits gesagt der Gast im Mittelpunkt der Betrachtung steht, ergibt sich auch hieraus eine Vielzahl von Tätigkeiten, die das Wesen des Recreation Assistant prägen. Die folgende Abbildung gibt nicht nur einen Überblick über die zu beherrschenden Tätigkeitsfelder des RCA, sondern kann auch als Inspiration für die Namensgebung der Qualifizierung dienen: Abbildung 5: Der Gast im Mittelpunkt - Tätigkeitsfelder des Recreation Assistant 26 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 5. Ausblick Zum Begriff „Recreation Assistant“ lassen sich viele verschiedene artverwandte Begriffe finden. Bei der Namensgebung der Qualifizierung ist zu beachten, dass die Bezeichnung nicht missverständlich ist. Außerdem müssen Dopplungen zu bereits vorhandenen Berufen und Tätigkeiten unbedingt abgeklärt werden, damit bei der Implementierung keine Verwechslungen auftreten. Die vorgenannten Abbildungen 4 und 5 können hierzu herangezogen werden. Über eine Abstufung der Qualifizierung nach Niveaus oder nach belegten Themenbereichen kann nachgedacht werden. Wenn mit den Projektpartnern eine Abstimmung darüber erfolgt ist, welche Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen für den RCA von zentraler Bedeutung sind, können die Module für diese Qualifizierung entwickelt werden. Die gesammelten Curricula helfen bei der detaillierten Aufschlüsselung der Lerninhalte und können zur Inspiration herangezogen werden. Zur Modulentwicklung kann es zudem hilfreich sein, auf der Nachfrageseite Stellungnahmen von potentiellen Arbeitgebern der RCAs einzuholen: Wie sieht der Bedarf aus? Wie soll der RCA sein, was muss er können? Hierzu können auch Analysen aus Heilbädern und Kurorten hilfreich sein. Die Auskünfte der Projektpartner aus Slowenien und Österreich waren zum Zeitpunkt dieser Berichterstellung noch nicht vorhanden und werden ggf. zu einem späteren Zeitpunkt in diesen Bericht nachgetragen. 27 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 6. Quellen (in alphabetischer Reihenfolge) City & Guilds Head Office 1 Giltspur Street London GB-EC1A 9DD IHK für Ostfriesland und Papenburg Ringstr. 4 D-26721 Emden IHK Potsdam Breite Straße 2 a-d D-14467 Potsdam LEB Weser-Ems Bahnhofstr. 18 D-26160 Bad Zwischenahn SDBB (Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung) Haus der Kantone Speichergasse 6 CH-3000 Bern 7 Városlodi Villa Nonprofit Kft. Iglauer Park H -8445 Városlod Volkshochschule Papenburg gGmbH Weiterbildungszentrum BUKO Bahnhofstr. 15 D-26871 Papenburg Wirtschaftsakademie Schleswig-Holstein Guerickestr. 6-8 D-23566 Lübeck Besuchte Internetseiten: http://curriculum.qcda.gov.uk/ http://de.turismoroma.it http://ec.europa.eu/dgs/education_culture http://edinburgh.floodlight.co.uk http://escolas.turismodeportugal.pt/en/curso/culinary-arts http://ltv.brain-cms.de http://magenta.ruc.dk/turist/goal/ http://mk.is/index.php?option=com_content&view=article&id=525&Itemid=86 http://touristguide.is http://wdb-suchportal.de/?Q=iwwb&A=wbd-berlin-364167 http://wis.ihk.de http://ww.ihk-biz.de http://ww2.prospects.ac.uk http://www.academia-engiadina.ch http://www.adultedu-msu.org/118.html http://www.akademie-ueberlingen.de http://www.apgt.ca/en/tourist-guide/training/ 28 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa http://www.asociacepruvodcu.cz/ http://www.asociacepruvodcu.cz/ http://www.attto.org.nz http://www.austriaguides.at/28.0.html http://www.austriaguides.at/28.0.html http://www.berufsberatung.ch http://www.bfi-burgenland.at/gesundheit http://www.bildungsinstitut-hc.de http://www.biz-berufsinfo.ch http://www.btg-sh.de http://www.bvgd.de http://www.careers-guide.com/job-choices/tour-guide.htm http://www.carersireland.com http://www.cefapit.com/juntadirectiva.php http://www.cemes.eu http://www.cfa-adasa.com/telechargements/BE_BP/offre%202010/BP%20LTP%20-%20INFA.pdf http://www.cityandguilds.com http://www.cityandguilds.com/43111.html http://www.cityandguilds.com/43159.html http://www.csn.ie/htms/acced/c-s-tour-her.htm http://www.csn.ie/htms/sport/c-s-leis-rec.htm http://www.cytouristguides.com/index.cfm/id/1/lang/english/aboutus http://www.cytouristguides.com/index.cfm/id/home/lang/english/home http://www.europa-direkt.com/index-php?id=25 http://www.europa-foerdert-kultur.info http://www.europa-foerdert-kultur.info/orga2.php http://www.failteireland.ie/tourismeducation http://www.failteireland.ie/Tourism-Education/Second-Level http://www.failteireland.ie/Tourism-Education/Tour-Guide-Training-Program http://www.feg-touristguides.com http://www.feg-touristguides.com/the-code-of-tg.html http://www.feg-touristguides.org http://www.feg-touristguides.org http://www.feusi.ch http://www.fngi.fr/_en/profession_formation_GIN.php http://www.fngi.fr/_en/profession_profession.php http://www.fngic.fr http://www.france.fr/de http://www.gll.org/carreers/recreation-assistant-apprenticeship.asp http://www.google.de http://www.guez-dokumente.org http://www.guides.dk/2-105-education.html http://www.guides.dk/2-110-define-a-guide.html http://www.guidesofsweden.com/index.php?option=com_contact&view=contact&id=1&Itemid=70&lang =en http://www.hsbremen.de/internet/de/weiterbildung/koowb/management/upgradestudienprogramm/index.html http://www.imm-rostock.de/animation.html http://www.interp.de http://www.italy-tourist-guides.it/progetto/testoguide.html http://www.itg.org.uk http://www.itg.org.uk/resources_links_list.asp?linkcat=EDU http://www.iwwb.de http://www.leisurejobs.com http://www.llandrillo.ac.uk http://www.maltatouristguides.org/ http://www.mapalim.com http://www.nds.leb.de/index.cfm/portal/11/nav/228.html http://www.nds.leb.de/index.cfm/portal/niedersachsen/nav/0/article/57.html http://www.nordicguides.org/index.php?option=com_contact http://www.norgesguideforbund.no/eng/contacts.html 29 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa http://www.picktourism.ie http://www.picktourism.ie/Course-Guide/Further-Education-Colleges/ http://www.pressebox.de http://www.proagro.de http://www.progressivecollege.com http://www.provincia.rm.it/siti_esterni/turismo/organizzazione.htm http://www.qcda.gov.uk/qualifications/901.aspx http://www.rda.de http://www.ris.bka.gv.at http://www.ruc.dk/turist/ http://www.snatti.org/main/index.php?item=11 http://www.ste.edu.gr/uk/1.htm http://www.ste.edu.gr/uk/2.htm http://www.ste.edu.gr/uk/2_2.htm http://www.ste.edu.gr/uk/2_3.htm http://www.ste.edu.gr/uk/ste_uk.htm http://www.stga.co.uk/about_guides.aspx http://www.stga.co.uk/events-aspx?subid=28 http://www.stga.lifelong.ed.ac.uk/courseinfo/RS_Lowlands.html http://www.swisstourfed.ch/index.cfm?fuseaction=drucken&parents_id=1105 http://www.tourguides.ie/index.html http://www.touristikausbildung.de/?gclid=CIeo2ernnqYCFZMl3wodKhP7og http://www.townofyountville.com/files/Recreation-Assistant-JD.pdf http://www.ts-salzburg.at http://www.tureb.net/index.php/iletisim http://www.vodici-dubrovnik.hr/eng/index.php http://www.vodici-dubrovnik.hr/eng/index.php http://www.vodici-dubrovnik.hr/eng/index.php http://www.vodici-dubrovnik.hr/eng/savjeti.php?id=39 http://www.wak-sh.de/630.html http://www.wak-sh.de/btg.html http://www.wellness-bildungswerk.de/index.php?id=16 http://www.wftga.org http://www.wftga.org/page.asp?id=115 http://www.wftga.org/page.asp?id=171 http://www3.open.ac.uk/studi/explained/counting-previous-study.shtml 30 TourBo meets Europe - Teilprojekt „Recreation Assistant (RCA)“: Bestandsanalyse der Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Europa 7. Anhang I Projektbeschreibung deutsch II Projektbeschreibung englisch III Beispieltext Anschreiben Gästeführerverbände IV Beispieltext Anschreiben Wirtschaftskammern V Beispieltext Anschreiben Tourismusverbände VI N/SVQ in Customer Service – Structure and Progression (England) VII Kulturvermittler im Museum (Schweiz): Ausbildungsbeschreibung VIII Tourismus-Assistent (Schweiz): Ausbildungsbeschreibung IX Gästeempfangsfachmann/-fachfrau (Schweiz): Ausbildungsbeschreibung X Einzelseminar “Care of the older person” (Irland) XI “Wissen à la carte”: Modulare Qualifizierung im Tourismus XII Email der BSAG zum Thema „Fahrgastbegleitende“ XIII Einteilung der Gästeführerausbildung in Kenntnisse, Fähigkeiten, Kompetenzen (von Péter Krein, Iglauer Park, Ungarn) 31