Gespräch mit Prof. Jung über grüne Gentechnik und Innovation

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ULA-Nachrichten - Nr. 5 - Oktober 2005
INTERVIEW
„Für Wissenschaft wird nicht geworben"
Gespräch mit Professor Christian Jung über „grüne" Gentechnik und Innovationen
Im Bundestagswahlkampf haben sich alle Parteien die Stärkung der Innovationskraft Deutschlands auf
ihre Fahnen geschrieben. Mit unterschiedlichen Maßnahmen wollen CDU/CSU, SPD, FDP, Grüne und
selbst die Linkspartei dafür sorgen, dass Deutschland ein weltweiter Innovationsmotor bleibt oder, je
nach politischem Standpunkt, wieder zu einem solchen wird. Wenn es aber um die konkrete Umsetzung
von Forschungsergebnis geht, überlagert die Ideologie oft die sachliche Diskussion, wie das folgende
Gespräch zeigt, das die ULA-Nachrichten mit dem Kieler Pflanzenforscher Professor Christian Jung
geführt haben.
ULA-Nachrichten: Ihnen wurde 2005 der Leibniz-Preis verliehen. Der Bundesverband deutscher
Pflanzenzüchter hat Sie zu dieser Auszeichnung beglückwünscht, aber gleichzeitig festgestellt, dass es einen
krassen Widerspruch zwischen der wissenschaftlichen Anerkennung und der politischen Realität in
Deutschland gebe. Sehen Sie das genauso?
Jung: Das ist so. Es gibt in Deutschland ein großes Umsetzungsproblem: Wir sind mit führend, noch
führend auf dem Gebiet der Gentechnik. Ich spreche hier speziell von der Gentechnik mit Nutzpflanzen.
Wir sind jedoch weit, weit abgeschlagen, was die Umsetzung dieser Erkenntnisse in die Praxis anbelangt.
Wir haben seit Jahren eine politische Verhinderungsstrategie, ausgehend von der rot-grünen
Bundesregierung, die viele Nutzanwendungen im Bereich der Forschung, aber vor allem der
Entwicklung hier in diesem Lande unmöglich macht.
ULA-Nachrichten: Woran liegt das?
Jung: An einer Regierung, die sich zumindest in den für die Gentechnik verantwortlichen Teilen klar
auf die Fahnen geheftet hatte, die Gentechnik zu verhindern. Sie sagten das nicht so direkt, taten es
aber durch entsprechende Gesetze und entsprechende Ausführungsbestimmungen. Es geht hier konkret
um das Gentechnikgesetz, das im Wesentlichen ein Grüne-Gentechnik-Verhinderungsgesetz ist.
ULA-Nachrichten: Was ist „grüne" Gentechnik eigentlich?
Jung: Unter grüner Gentechnik versteht man die Anwendung gentechnischer Verfahren zur
züchterischen Verbesserung von Nutzpflanzen. Dafür werden häufig Ergebnisse verwendet, die an
Modellpflanzen erzielt wurden, mit denen die Forschung leichter zu betreiben ist. Da man mit einem
Baum, der erst nach 30 Jahren blüht, schwerer arbeiten kann, nimmt man diese Modellpflanzen. Dies
alles kann man unter grüner Gentechnik zusammenfassen.
Die grüne Gentechnik muss man unterteilen in Grundlagenforschung, die zunächst nicht darauf
abzielt, bestimmte Produkte zu entwickeln und in der Wirtschaft anzuwenden. Aber sie ist in der
Regel eng verzahnt mit der angewandten grünen Gentechnik, die das Ziel hat, Erkenntnisse aus der
Forschung in die Entwicklung von Produkten umzusetzen. Das gilt im Wesentlichen für Nutzpflanzen,
wie sie in der Landwirtschaft, im Gartenbau oder in der Forstwirtschaft verwendet werden. Da gibt es
verschiedene gentechnische Verfahren, um die Züchtung derartiger Pflanzen effizienter zu gestalten.
(...)
ULA-Nachrichten: Sehen Sie die negative Stimmung in der Bevölkerung gegenüber Gentechnik als eine
Ursache für die prohibitive Gesetzgebung auf diesem Feld?
Jung: Ich sehe, dass wir in diesem Lande weniger ein Akzeptanzproblem, sondern ein
Verständnisproblem haben. [. ..]
Für alles Mögliche, für jeden „Mist" wird in dieser Gesellschaft geworben, aber für Wissenschaft
wird nicht geworben. Das muss man der Regierung von SPD und Grünen auch vorwerfen: Sie hat
hier viele Chancen verpasst. Sie hat dumpfen Populismus betrieben, so würde ich das auch ganz offen
sagen, indem sie gegen eine Technologie ohne wissenschaftliche Begründung Stimmung macht, um
Wählerstimmen zu gewinnen. Dazu muss man einfach wissen, dass es hier nicht um Risiken geht. Das
alles handelt von Dingen, in dem Fall von Pflanzen, die risikofrei sind. Denn all das, worüber wir
diskutieren, worüber sich viele Menschen - ob zu recht oder unrecht - aufregen, sind
landwirtschaftliche Produktionsfaktoren ohne besonderes Risiko. [...]
ULA-Nachrichten: Ist es aber nicht auch so, dass die Befürworter oder Verfechter der grünen
Gentechnik, vielleicht generell von Innovationen, in Deutschland den Aspekt der Arbeit an und mit der
Öffentlichkeit, den Dialog mit der Öffentlichkeit unterschätzen?
Jung: Unser Problem in diesem Lande ist, wir haben keine Waffengleichheit - ich nehme mal diesen
martialischen Begriff - bei den verschiedenen Interessengruppen, wobei die eine Seite keine
Interessengruppe im eigentlichen Sinn ist. Wir haben auf der einen Seite die Wissenschaft, die von
Anfang an versucht hat, ihre Stimme zu Gehör zu bringen, was ihr in dieser Gesellschaft in
zunehmendem Maße schwer fällt. Wir haben natürlich auch die Interessengruppe der Industrie, der
Wirtschaft. Auf der anderen Seite haben wir sehr lautstarke und, das muss man zugeben, sehr gut
organisierte und in den Medien sehr wirksam agierende Interessengruppen, die Namen sind bekannt, die
von Anfang an massiv Stimmung machen gegen die Gentechnik, vor allem gegen die grüne. (...)
Gegen diese Gruppe kommt die Wissenschaft nicht an. Die Wissenschaft argumentiert halt sachlich in
der Öffentlichkeit, das klingt oft dröge, trocken. Das wird kaum wahrgenommen. Wer interessiert
sich schon für die Meinung eines Wissenschaftlers. Der Präsident der DFG (Deutsche
Forschungsgemeinschaft - d. Red.) läuft nicht als Tomate verkleidet durch die Bonner Innenstadt. Das
macht Greenpeace. Damit haben sie Schlagzeilen. Da sind die Kameras auf sie gerichtet. (. ..)
Das frustriert uns als normale kleine Wissenschaftler, die das aus Sicht der Basis betrachten, weil man
doch den Eindruck hat, weder in der Öffentlichkeit, noch bei im Augenblick verantwortlichen
Politikern dringt die Wissenschaft mit ihrer Meinung und ihren Stellungnahmen durch. Die
Stellungnahmen sind übrigens alle nachzulesen. Sie sind eindeutig, aber sie werden von der Politik,
jedenfalls von der im Augenblick bestimmenden Politik, nicht wahrgenommen.
[. ..]
ULA-Nachrichten: Es gibt ja neben den Grünen, die hier sicher eine Vorreiterrotle spielen, und der SPD, die
mitgezogen wird, auch bei den Christdemokraten viele, die einen ganz instinktiven Widerwillen oder eine
instinktive Abneigung gegen Gentechnik verspüren. Ist da eine größere Dialogbereitschaft festzustellen?
Jung: Ich würde unterscheiden zwischen den verschiedenen Ebenen. Die eine Ebene ist, dass ein
Mensch sagt, aus nachvollziehbaren, wissenschaftlich begründeten Kriterien lehne ich eine Technologie
ab, weil sie risikoreich ist. Dafür kann man Fakten, dafür kann man naturwissenschaftliche
Argumente anführen. Gut, das muss man dann akzeptieren. Man muss auch akzeptieren, wenn ein
Mensch sagt: „Aus weltanschaulichen Gründen lehne ich eine Technologie ab". Auch ist natürlich zu
akzeptieren, wenn ein religiös überzeugter Mensch sagt „Aus religiösen Gründen lehne ich eine
Technologie ab". Die Partei, die Sie ansprechen, ist die CDU. Mir ist kein, zumindest kein
verantwortlicher Politiker der Christdemokraten bekannt, der sich gegen die Gentechnik ausspricht.
Im Gegenteil, man möchte auch die grüne Gentechnik wieder mehr fördern. Es gibt sehr wohl
Vorbehalte gegen die Nutzung von Stammzellen, wobei viele Verfahren der Stammzellenforschung
und -nutzung gar keine gentechnischen Verfahren sind. Aber es ist richtig, dass es hier Vorbehalte
gibt, auch von Seiten der Kirche. Das muss man akzeptieren. Ich denke, das sind dann Vorbehalte
wie andere weltanschauliche Vorbehalte, die man sicherlich respektieren muss. Hier sollte auch eine
Regierung einen Ausgleich schaffen. Was aus diesen Gründen nachvollziehbar abgelehnt wird, sollte man
in der Gesellschaft nicht mit Gewalt durchsetzen wollen. Nur - wie gesagt - ein gewisses Maß an
Aufklärung und Wissen ist schon nötig, um sich so ein Urteil zu machen. An dem fehlt es in dieser
Gesellschaft leider.
ULA-Nachrichten: Sie haben, was für einen Forscher Ihres Ranges fast schon ungewöhnlich ist, Ihr
bisheriges berufliches Leben ausschließlich in Deutschland zugebracht. Würden Sie es noch mal so
machen, wenn Sie wüssten, mit welchen Widerständen Sie zu kämpfen haben?
Jung: Man muss hier differenzieren zwischen den Widerständen, die ich hier in der Forschung habe, und
den Widerständen, die ich bei der Umsetzung meiner Ergebnisse für die Entwicklung von Produkten
habe. Als Wissenschaftler an einer Hochschule bin ich natürlich zunächst mal der Forschung und der
Lehre verpflichtet. Da sind die Bedingungen in Deutschland für die gentechnische Forschung noch als
gut zu bezeichnen.
Solange wir in unserem Labor forschen, im Gewächshaus bleiben, lässt man uns in Ruhe. Sobald wir
aber anwenden wollen, und damit ist nun mal der Gang ins Freiland verbunden, haben wir größte
Probleme in diesem Land. Gerade das neue Gentechnikgesetz sorgt dafür, dass die Forschung an
gentechnisch veränderten Pflanzen im Freiland praktisch unmöglich geworden ist. Das ist auch der
wesentliche Sinn dieses Gesetzes von Frau Künast. [...]
Die USA - in denen übrigens über gentechnische Risiken schon diskutiert wurde, da wussten viele
hierzulande noch gar nicht, was Gentechnik ist - waren schon vor über zehn Jahren auch die ersten, die
eine Deregulierung im Bereich der grünen Gentechnik gemacht und damit die Entwicklung von Produkten wesentlich erleichtert haben. Das hat auch zu einer Versachlichung, zu einer Entemotionalisierung
der Diskussion beigetragen und auch, dass wir in den USA eine ganz andere wirtschaftliche Dynamik auf
diesem Gebiet haben als in Europa, das sich für einen völlig anderen Weg entschieden hat, den ich für
völlig falsch halte und der uns auch sehr schaden wird. Wir sind immer mehr eine Insel, in anderen
Teilen der Welt, in China, in Indien, wird die gentechnische Forschung an Nutzpflanzen auch mit
Hochdruck betrieben. Dort sieht man im Wesentlichen die Chancen. Dort möchte man die großen
Probleme, die man hat, vor allem die Ernährungsprobleme, mit Hilfe der Gentechnik lösen.
ULA-Nachrichten: Ist die Skepsis gegenüber der grünen Gentechnik europaweit verbreitet oder ist es
eine von Brüssel verordnete, befeuerte Skepsis?
Jung: Wir haben auch in Europa in den letzten 15 Jahren eine interessante Dynamik erlebt. Deutschland
war schon immer sehr skeptisch. Hier gab es eine weit verbreitete, Gentechnik ablehnende oder
feindliche Stimmung, die von entsprechenden Interessengruppen, sehr erfolgreich geschürt wurde,
während in anderen Ländern wie Großbritannien, Frankreich, um die größeren zu nennen, aber auch in
kleineren wie Niederlande, Dänemark, Schweden, eine wesentlich positivere Grundstimmung herrschte.
Dann kam Ende 2000 BSE nach Deutschland. Mit der BSE-Krise ist das alles auf einmal
weggeschwemmt worden, wobei die Gentechnik natürlich nichts mit BSE zu tun hat. Aber gerade in
Deutschland hat man das miteinander vermengt. Im Zuge dieser Krise ist die Stimmung vor allem auch
in Großbritannien gekippt. Gentechnisch veränderte Produkte sind über Nacht aus den Regalen
verschwunden und insgesamt ist in Europa eine eher gentechnikfeindliche Haltung entstanden, die
dann von der EU auch mit entsprechenden Richtlinien dokumentiert wird. Zur Akzeptanz kann man
hier auch noch etwas sagen: Mit Umfragen ist das ja so eine Sache. Ich kann das Ergebnis einer Umfrage
doch ganz leicht selber manipulieren. Mich wundert immer, dass niemand darauf eingeht. Ich bin kein
Fachmann für Medienpolitik, ich sehe aber, dass man gerade im Bereich der Gentechnik die Frage so
und so stellen und ein jeweils entsprechendes Ergebnis erhalten kann.
Beispiel grüne Gentechnik: Wenn Sie auf die Straße gehen und sagen „Bitte schön, hier haben Sie
zwei Brötchen, eines gentechnisch, eines nicht gentechnisch", dann werden 99 Prozent natürlich
nicht das gentechnische nehmen. Warum sollen sie auch? Die beiden Brötchen sind ja nicht
unterscheidbar. Es gibt aber eine Studie des Allensbach-Instituts aus dem Jahr 2002, übrigens vom
Hause Künast in Auftrag gegeben. Da wurde auf einer anderen Ebene gefragt, nämlich sehr differenziert, wie es ja eigentlich sein müsste. Zum Beispiel wurde in etwa wie folgt gefragt:
„Die Gentechnologie wird ja in ganz verschiedenen Bereichen eingesetzt. Zum Beispiel können mit
Gentechnologie Getreide und andere Pflanzen so gezüchtet werden, dass sie gegen Schädlinge und
Krankheiten immun sind. Finden Sie die Nutzung der Gentechnologie auf diesem Gebiet gut oder nicht
gut?"
Zwischen 1998 und 2001 stieg der Anteil der befragten Personen, die dies gut fanden, von 38 auf 46
Prozent. Das passte natürlich nicht ins Weltbild des Hauses Künast und wurde der breiten
Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis gebracht.
ULA-Nachrichten: Prognose für die Zukunft Was ist Ihr Best-Case-Szenario für die grüne Gentechnik in
Deutschland? Was ist der Business Case, was der politische Worst Case?
Jung: Das Worst-Case-Szenario ist der Ist-Zustand, den wir jetzt mit der rot-grünen Bundesregierung
erreicht haben. Ich differenziere: Der Bundeskanzler hat den gesamten Bereich Landwirtschaft und
auch die Gentechnik im Zuge der BSE-Krise an seinen grünen Koalitionspartner abgegeben hat. Da ist
die gesamte Verantwortlichkeit vom Gesundheitsministerium auf das Ministerium von Frau Künast
übergegangen. Herr Trittin ist auch noch mit dabei. Die SPD hat sich aus dem Thema völlig verabschiedet.
Die Einstellung der Grünen ist von jeher bekannt. Sie lehnen die grüne Gentechnik komplett, ohne
weitere Diskussion über mögliche Vorteile, ab. Sie sind grundsätzlich dagegen eingestellt. Das wird auch
deutlich durch Klaus Müller, der bis vor vier Monaten grüner Umweltminister in Schleswig-Holstein
war. Er tritt für derart restriktive Regelungen ein, die einem Verbot der Anwendung von GVO in der
Landwirtschaft gleichkämen. Das sind erstaunliche Aussagen eines verantwortlichen Ministers, der - das
muss man wissen - sehr, sehr eng mit Frau Künast zusammenarbeitet. Das ist für uns der Worst Case, ein
Minister, der sagt „Das, was du machst, gehört eigentlich verboten". Ich glaube, schlimmer geht es nicht
mehr. Man macht sich dann als Wissenschaftler seine Gedanken. Man fühlt sich bestenfalls noch
geduldet. Förderung ist von solchen Politikern natürlich nicht mehr zu erwarten. Was ich mir wünsche
würde, wäre eine ergebnisoffene Diskussion mit Bürgern, die sich für die Materie interessieren und die
sich ein Grundwissen über genetische Zusammenhänge aneignen. Das heißt, es beginnt schon mit der
Bildung in der Schule. Ich meine, hier muss noch viel mehr getan werden. Wir haben oft Schüler hier.
Wir sehen großes Interesse bei Schülern und Lehrern. Wir versuchen mit unseren beschränkten Mitteln das
Interesse zu befriedigen, indem wir hier Kurse anbieten, indem sie herkommen und sich die
gentechnische Arbeit ansehen können. Aber das reicht natürlich nicht. Wir sehen, wenn diese Menschen
einmal selbst mit der Technik in Berührung gekommen sind, dann haben sie eine ganz andere Sichtweise. Dann können sie auf einer gesicherteren Wissensbasis argumentieren. Auf dieser gesicherten
Wissensbasis kommen sie nicht mehr mit Totschlagargumenten, wie Verbieten und so etwas. Dann
diskutiert man das Einerseits- Andererseits, das Abwägen, wie es in der Wissenschaft üblich ist. Was
sind die Vorteile, was sind die Nachteile einer Technologie? All das, was als GVO (gentechnisch
veränderte Organismen - d. Red.) auf den Acker kommt, ist ohne Risiko. Wir diskutieren in der
Öffentlichkeit oft nicht über Risiken, sondern über Schwellenwerte. Wir hatten neulich den Fall mit
dem Bananenbrei für die Babys, der angeblich 1,3 Prozent GVO enthielt. Da wird dann so getan als sei
das, wer weiß wie gefährlich: Das war Wahlkampfgetöse. Es geht hier um Schwellenwerte. Und selbst
wenn da 13 Prozent drin wären, hätte das überhaupt kein Risiko bedeutet, weil der gentechnisch
veränderte Organismus risikofrei ist. Es geht hier nur um einen juristischen, ohne jede
wissenschaftliche Basis festgesetzten Schwellenwert.
Wenn man das weiß, dann diskutiert man anders. Dann wird sich kein Mensch über 1,3 oder 1,4
Prozent aufregen. Es wäre schön, wenn wir eine Gesellschaft hätten, die so diskutiert. Aber dafür
bedarf es auch einer politischen Führung, die den Willen dazu hat. Eine politische Führung, die ihr
nicht genehme Wissenschaftler mundtot macht, wird niemals erreichen, dass in der Gesellschaft
sachlich darüber diskutiert wird. Das ist das, was uns sehr bedrückt, dass wir in der bisherigen
Regierung in Berlin kein Verständnis für diese Technologie gefunden haben, dass die verantwortlichen
Minister, die die Regierung nach außen repräsentieren und die Gesetze gemacht haben, aus ihrer
Ablehnung, Abneigung, aus ihrer Feindschaft gegenüber dieser Technologie überhaupt kein Hehl
machen. Es gibt durchaus andere Meinungen in der Regierung, das weiß ich aus Gesprächen. Gerade in
der SPD gibt es sehr viele, die eine ganz andere oder differenzierte Meinung haben. Aber die sind in der
rot-grünen Bundesregierung nicht zu Wort gekommen.
ULA-Nachrichten: Sie sind Vater von drei Kinder. Sind die schon in dem Alter, wo sie sich für das
interessieren, was Papa macht?
Jung: Der Älteste ist 18. Ich denke, der interessiert sich schon ein bisschen. Der war auch mal hier und
hatte auch die Möglichkeit, ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen und interessiert sich auch dafür.
Er ist auch politisch interessiert, was mich sehr freut. Die anderen sind noch zu klein. Der Mittlere ist
12 und der Kleine erst acht, die wissen noch nichts. Der Kleine sagte nur, als ich den Preis bekommen
habe - ich war gar nicht hier, kam gerade aus Bangladesch zurück: „Papa, gratuliere, dass du im Lotto
gewonnen hast!".
ULA-Nachrichten: Professor Jung, vielen Dank für das Gespräch.
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