Freie Universität Berlin Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft HS 15501 "Einführung in das öffentliche Umweltmanagement" Dozentin: Dr. Corinna Fischer Protokollant: Sascha Förster Sitzung vom 28. Oktober 2004 Strukturen: Kompetenzstrukturen in der Umweltpolitik am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland Basistext: Aufgaben- und Organisationsstruktur der Umweltpolitik in der BRD Als Basis diente der o.g. Text [Günther/Krebs, 2000] in dem das System der Integration und Konzentration eines Ministeriums und seiner Aufgaben erläutert und diskutiert wurde. Dies wurde am speziellen Beispiel des Umweltministeriums der BRD für alle Sitzungsteilnehmer verständlich dargestellt. Referat I: Aufgaben- und Organisationsstruktur der Umweltpolitik in der BRD Referent M. Lüken folgte der dargestellten Gliederung: 1) Ökonomische Begründung für Umweltpolitik 2) Umweltpolitik auf fünf Governance-Ebenen 3) Internationale Umweltpolitik 4) Umweltpolitik auf Bundesebene 5) Resümee Schwerpunkt lag hierbei auf der detaillierten Vorstellung des Integrations- und des Konzentrationsmodells am Beispiel des bundesdeutschen Umweltministeriums. Diskussion I Welches Modell (Konz./Intgr.) für das BMU halten die Sitzungsteilnehmer für sinnvoll? Zunächst wurde festgestellt, dass mit dem Befassen der Umweltproblematik 1969 zunächst der Integrationsansatz verfolgt wurde und langsam [z.B. 1986 Gründung des Bundesumweltministeriums (BMU)] in das Konzentrationsmodell gewandelt wurde. Aus der Diskussion ging hervor, dass eine volle Konzentration praktisch umsetzbar ist. Dafür ist aber auch die räumliche Konzentration aller dem BMU unterstellten Ressorts/Referate nötig. Mit der 2002 heraus gegebenen Nachhaltigkeitsstrategie (u.a. Bildung, Forschung, Energie) wäre eine Grundlage für eine gestärkte bundesdeutsche Umweltpolitik gelegt. In der Realität bleibt der Umsetzungsversuch des Konzentrationsmodells weit hinter dem Optimum zurück. Dies erkennt man u.a. an der örtlichen Lage der Referate und Behörden (z.B. UBA 2005 Dessau, Bonn-Berlin-Problematik). Es wurde heraus gearbeitet, dass der Umweltminister kein „soft-Veto“ (ein produktives, initiatives Veto) im Kabinett besitzt. Durch dieses nichtvorhandene politische Instrument wird auch deutlich, dass die aktuelle bundesdeutsche Politik noch keine wirkliche ökologische Ausrichtung besitzt. Wo sind die Spiegelreferate anzusiedeln? Ein Diskussionsansatz auf Basis der Integration stellte heraus, dass die Spiegelreferate des Umweltministeriums an den Ministerien mit den Verursacherressorts angesiedelt werden sollen. Dadurch könne in anderen Ministerien deutlich besser und effektiver im Sinne eines präventiven Umweltschutzes / Umweltpolitik gearbeitet werden. Dies sei aber schwierig und nicht für alle Bereiche umsetzbar. Als Beispiel wurde die Problematik Gentechnik Landwirtschaft angeführt. Unabhängig der lokalen Ansiedelung eines Referats ist der Aspekt der Federführung. So ist eine Möglichkeit einer nach dem Konzentrationsmodell ausgerichteten Umweltpolitik, dass das BMU bei umweltpolitisch wichtigen Fragen die Federführung bekommt. Ein Kompromiss zwischen Integration und Konzentration könnte dann die Zuordnung eines Referats zu einem anderen Fachministerium sein, ohne aber die inhaltliche Verantwortung des Ressorts abzugeben. Als übergreifende Fragestellung wurde erörtert, in wie weit ist die Persönlichkeit des Ministers für die Umsetzung entscheidend? Hier wurden die Umweltminister A. Merkel (konsensorientiert) und J. Trittin (polarisierend) gegenübergestellt. Insgesamt konnte sich keine Mehrheit für das Integrations- oder Konzentrationsmodell finden. Zusammenfassend, stellte man fest, dass idealer Weise eine Mischform umgesetzt werden sollte, die teilweise schon praktiziert wird. Von einer Teilnehmerin wurde betont, dass mittelfristig die Umsetzung umfassender EU-Gesetze /Richtlinien nur durch eine gestärkte Konzentration effektiv durchführbar ist. Nur so ist die fristgerechte Umsetzung in nationales Recht gewährleistet. Referat II: Kommunale Umweltpolitik Referentin S. Storch stellte zwei Problemfelder in den Vordergrund Welche umweltbezogenen Handlungsfelder existieren auf kommunaler Ebene? Was für Restriktionen aber auch Möglichkeiten gibt es für die kommunale Umweltpolitik? und erläuterte diese am Bespiel des Stadtbezirkes Charlottenburg/Wilmersdorf an Hand folgender Gliederung: 1) Definition kommunaler Umweltpolitik 2) Aufgabenbereiche 3) Lokale Agenda 21 4) Restriktionen kommunaler Umweltpolitik 5) Möglichkeiten kommunaler Umweltpolitik Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die kommunale Umweltpolitik auf Basis der Daseinsvorsorge ausgerichtet ist, die Ökologisierung des Planungsrechts forciert und das zivilgesellschaftliche Engagement steigert. Dem entgegen steht die defizitäre Haushaltslage. Zudem dominiert in den Kommunen die Pflege des lokalen Gewerbestandes und ist die Sicherung sozialer Infrastruktur vorrangig. Diskussion II Sind Ausgleichsleistungen /-vorschriften sinnvoll ? Ist es sinnvoll umweltpolitisch relevante Aufgaben an private Betreiber abzugeben? Im Diskussionsverlauf wurden positive Beispiele angebracht. So wurde über den Verkauf und die Privatisierung von Stadtwerken diskutiert. Eine weitere (nicht näher diskutierte) Möglichkeit ist das Energie-Contracting. Nur private Betreiber sind in der Lage Investitionen für die ökologische Modernisierung zu leisten, die sich im Laufe der Zeit amortisieren. Für solche Projekte fehlt den Kommunen kurzfristig das Geld. Des Weiteren ging hervor, dass die kommunale Finanzpolitik der Umsetzung umweltpolitischer Ziele in den Kommunen entgegensteht. Den Kommunen sind finanziell die Hände gebunden. Daher ist die Verteilung bestimmter kommunaler Aufgaben in private Hand sinnvoll. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass sich die Kommunen nicht zu abhängig machen dürfen. Zudem ist es für die Ausrichtung der kommunalen Umweltpolitik entscheidend, wie es um die geographische und soziale Struktur einer Kommune bestellt ist (Stadt, Land, Gewerbe, Industrie, hoher Anteil Sozialhilfeempfänger, hohe Steuereinnahmen).