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Gesamtverband der Deutschen
Versicherungswirtschaft e.V.
Prozesse
Objekte
Funktionen
Daten
Komponenten
Request Broker
VA A
E di t io n
1 9 9 9
Die Anwendungsarchitektur der Versicherungswirtschaft
WORKFLOW -/
VORGANGSMANAGER
VERSION 2.1
PROZEDURAL
© GDV 1999
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Autoren:
Das Projektteam "Workflowmanager"
Administration, Koordination:
Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V., Berlin
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Workflow-/ Vorgangsmanager
Willkommen bei VAA Edition 1999!
Liebe Leserin, lieber Leser,
haben Sie bereits eine der Broschüren der VAA Edition 1999 gelesen? Wenn ja, können Sie gleich
weiter blättern, denn dieses Kapitel steht gleichlautend am Anfang jedes Dokuments dieser VAAEdition.
Ansonsten freuen wir uns über Ihr Interesse an der VAA und gratulieren Ihnen zu Ihrer Entscheidung,
sich mit diesem Thema zu beschäftigen, an dem wir seit Jahren mit großem Engagement und immer
noch mit viel Spaß arbeiten.
Mit WIR sind alle gemeint, die sich in den letzten Jahren direkt an der Arbeit in den VAA-Gremien
beteiligten. Um wen es sich dabei im einzelnen handelt, können Sie in einem Anhang der Broschüre
ANFORDERUNGEN UND PRINZIPIEN nachlesen, darüber hinaus werden die VAA-Gremien auf der neuen
VAA-CD und im Internet (Adresse http://www.gdv.de/vaa) vorgestellt.
Nun zur Sache:
Die VAA wurde in den vergangenen zwei Jahren in zwei Richtungen weiterentwickelt.

Der erste Schritt in Richtung Objektorientierung ist getan. Sie finden in der VAA Edition 1999 das
OBJEKTORIENTIERTE FACHLICHE REFERENZMODELL
RENZMODELL

und das OBJEKTORIENTIERTE TECHNISCHE REFE-
der VAA. Das Geschäftsobjekt PRODUKT wurde bereits detailliert ausgearbeitet.
Die prozedurale Variante lebt weiter. Sie wurde ergänzt um eine weitere fachliche Komponente,
INKASSO/KONTOKORRENT.
Darüber hinaus wurden die aufgrund der Aufnahme der Objektorientierung notwendig gewordenen
Überarbeitungen und Ergänzungen der Dokumente der 2. Auflage von VAA vorgenommen. Es entstand eine Vielzahl von zum Teil sehr umfangreichen Dokumenten, die auf drei Wegen veröffentlicht
werden: CD-ROM, Internet und als gebundene Broschüren in Papierform.
Um Ihnen die Orientierung zu erleichtern, haben wir als Übersicht über die verfügbaren Dokumentationen der VAA Edition 1999 einen grafischen Wegweiser erstellt, den Sie auf der nächsten Seite finden können. Vielleicht hilft er Ihnen, sich zurechtzufinden und Ihre Schwerpunktthemen "herauszufischen".
Viel Spaß beim Studium des hier und in den übrigen Dokumenten zusammengestellten VAA-Wissens.
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Workflow-/ Vorgangsmanager
Dokumentenstruktur der VAA Edition 1999
Anforderungen und Prinzipien
neu
Glossar
überarbeitet
VAA prozedural (pVAA) Version 2.1
Prozeduraler Rahmen
neu
Fachliche Beschreibung
Inkasso/Kontokorrent
neu
Partner
Partner/Anhang
Provision
überarbeitet
Schaden/Leistung
Vertrag
Technische Beschreibung
Datenmanager
Datenmanager/Anhang
Dialogmanager
Parametersystem
Workflow-/Vorgangsmanager
VAA objektorientiert (oVAA) Version 1.0
Objektorientiertes fachliches Referenzmodell
Hauptdokument
neu
Anhang A – Use-Case-Modell –
neu
Anhang B – Klassenmodell –
neu
Modell in Rational-Rose-Format
neu
Objektorientiertes technisches Referenzmodell
neu
Produkt
neu
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Workflow-/ Vorgangsmanager
I.
Inhalt
Abgrenzung und Wirkungsweise ....................................................................................... 3
I.1.
I.1.1.
Einleitung und Problemstellung ............................................................................................. 3
I.1.2.
Ziele der Workflow-/Vorgangssteuerung ............................................................................... 4
I.1.3.
Funktionale Anforderungen ................................................................................................... 5
I.1.4.
Technische Anforderungen ................................................................................................... 5
I.1.5.
Schnittstellenanforderungen ................................................................................................. 6
I.1.6.
Sicherheitsanforderungen ................................................................................................... 10
I.2.
Abgrenzung, Einschränkungen und offene Punkte ..................................................................... 10
I.2.1.
Was gehört nicht zum Auftrag ............................................................................................. 10
I.2.2.
Offene Punkte Liste............................................................................................................. 11
I.3.
II.
Beschreibung ................................................................................................................................ 3
Grundlegende Bauprinzipien und Algorithmen ............................................................................ 12
I.3.1.
dynamisches Modell der Einbindung in die VAA ................................................................. 12
I.3.2.
Beispiel für dynamisches Zusammenspiel der einzelnen Bestandteile ............................... 15
Formale Beschreibung und Schnittstellen ...................................................................... 17
II.1.
Metamodell ................................................................................................................................. 17
II.1.1.
Einleitung ............................................................................................................................ 17
II.1.2.
Das Konfigurationsmodell zur Workflow-/Vorgangssteuerung ............................................ 18
II.1.3.
Das operationale Modell der Workflow-/Vorgangssteuerung .............................................. 26
II.2.
funktionale Anforderungen .......................................................................................................... 30
II.2.1.
Organisationsmodellierung ................................................................................................. 30
II.2.2.
Prozeßmodellierung ............................................................................................................ 30
II.2.3.
Laufzeitfunktionen ............................................................................................................... 31
II.3.
Workflownahe Dienste ................................................................................................................ 37
II.3.1.
Termin- / Ereignisverwaltung .............................................................................................. 37
II.3.2.
Organisationsverwaltung / Organisationsmodell (OM) ........................................................ 37
II.3.3.
Transaktionsverwaltung ...................................................................................................... 39
II.4.
III.
Schnittstellen ............................................................................................................................... 39
Anhang ............................................................................................................................ 39
III.1.
vorhandene Produkte und aktuelle Entwicklungen ................................................................. 39
III.1.1.
vorhandene Produkte .......................................................................................................... 39
III.1.2.
Standards und aktuelle Entwicklungen ............................................................................... 39
III.2.
weitere Ausarbeitungen - Stoffsammlung ............................................................................... 39
III.2.1.
Dokument - Dynamischer Ablauf von Geschäftsprozessen ................................................ 40
III.3.
Termin- / Ereignisverwaltung .................................................................................................. 49
III.4.
Organisationsverwaltung / Organisationsmodell (OM) ............................................................ 51
III.5.
Transaktionsverwaltung. ......................................................................................................... 58
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i
Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
I. Abgrenzung und Wirkungsweise
I.1. Beschreibung
I.1.1. Einleitung und Problemstellung
In Arbeitskreisen des GDV wurde bis 1995 die Struktur einer Versicherungsanwendungsarchitektur erarbeitet (VAA). Für die Strukturierung der technischen Architektur wurde eine Kontrollflußschichtung als Prinzip gewählt, welche die Ebenen Steuerungsebene, Arbeitsebene und
Dienstebene umfaßt. Die Steuerungsebene besteht in dieser Struktur aus den Komponenten
Workflow-Manager und DV-Vorgangssteuerung. Die Funktionalität dieser Komponenten wurde
grob beschrieben.
Für die detaillierte Beschreibung dieser Komponenten ist die Projektgruppe Workflow/Vorgangssteuerung gegründet wurden.
Im Laufe der Projektarbeit stellte sich heraus, daß eine dritte Komponente in der Steuerungsebene benötigt wird, die Dialogsteuerung. Die Erarbeitung der benötigten Funktionalität der
Dialogsteuerung wurde im Projekt „Präsentationsmanager“ vorgenommen, da die Dialogsteuerung als Teil des Präsentationsmanagers gesehen wurde und wird. Im folgenden Dokument
werden also nur die Komponenten Workflow-Manager und DV-Vorgangssteuerung behandelt.
Eventuelle Inkonsistenzen, die aus der Zuordnung der Dialogsteuerung in die Steuerungsebene
resultieren, bedürfen noch der Überarbeitung
Mit dem TITEL „Workflow“ beschäftigt sich heute eine Vielzahl von Arbeitsgruppen, Projekte,
Studien und nicht zuletzt viele Anwender. Eine besondere Rolle spielen dabei die Arbeiten der
Workflow Management Coalition (WfMC), der ein großer Teil der Hersteller von WorkflowSystemen und viele bedeutende Anwender angehören.
Um die Definition der Aufgabenstellung zu erleichtern, wurde zunächst versucht, eine Einordnung der in der VAA definierten Teile der Steuerungsebene (Workflow-Manager und DVVorgangssteuerung) in das von der WfMC erarbeitete Workflow Reference Model vorzunehmen. Ziel war die Abgrenzung der Teile der VAA, welche nicht von den Funktionen der Workflow Engine der WfMC abgedeckt werden.
Dabei zeigte sich, daß, bedingt durch die weltweite sowie hersteller- und branchenübergreifende Orientierung der WfMC, die dort erarbeiteten Definitionen häufig nur einen „kleinen gemeinsamen Nenner“ darstellen. Für eine Architektur, die sich primär an den Anforderungen der deutschen Versicherungswirtschaft orientiert, lassen sich z.T. wesentlich weitergehende Definitionen
treffen. Diese sollten zu den innerhalb der WfMC getroffenen Definitionen „aufwärtskompatibel“
sein, da damit zu rechnen ist, daß eine große Zahl an Herstellern von Workflow-Systemen ihre
Systeme zunächst an den Definitionen der WfMC ausrichten werden.
Die Ausrichtung der VAA auf die Bearbeitung von Geschäftsprozessen ist eine sehr wichtige
Designentscheidung. Sie fördert fachlich die durchgängige Unterstützung von Geschäftsprozessen durch Anwendungssysteme und erlaubt technisch die unabhängige Entwicklung von Softwarebausteinen in unterschiedlichen Unternehmen durch Einbindung in die Geschäftsprozeßsteuerung.
Der Geschäftsprozeß wird definiert durch den Ablauf der einzelnen Teilprozesse. Falls notwendig, kann bis zum Elementarprozeß weiter untergliedert werden.
Um die Teilprozesse durchzuführen, benötigt und erzeugt die durchführende Organisationseinheit Informationen. Diese werden von Menschen oder Programmen bearbeitet. Dafür benötigen
sie Informationen und Regeln. Die einzelnen Teilprozesse können an verschiedenen Orten zu
unterschiedlichen Zeiten von verschiedenen Programmen oder Personen bearbeitet werden.
Die Workflow-/Vorgangssteuerung steuert dabei den Arbeitsfluß zwischen allen beteiligten Personen und Teilprozessen.
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3
Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
Dazu gehören insbesondere die Verteilung einzelner Arbeitsschritte auf die Organisationseinheiten und die Steuerung der zeitlichen Abfolge eines Geschäftsprozesses (inklusive Terminsteuerung).
Die Workflow-/Vorgangssteuerung deckt dabei sowohl den Bereich der unstrukturierten wie
auch der strukturierten Prozesse ab und übernimmte folgende Funktionen:
 Steuerung der Geschäftsprozesse sowie der Teilprozesse innerhalb eines Geschäftsprozesses bis hin zu den Anwendungsbausteinen
 Kommunikation / Datenaustausch / Datenzuordnung zwischen Geschäfts- und Teilprozeß
 Zuständigkeits-, Berechtigungs- und Freigabeprüfungen
 Bereitstellung von Arbeits- und Postkorbfunktionen
 Historisierung und Archivierung von Geschäftsprozessen
Geschäftsprozeß
geregelte Teilprozesse
Ereignis
Ergebnis
Arbeitskorb mit Informationen und Nachrichten

Abbildung I.1: Fachliche Sicht eines Geschäftsprozesses
I.1.2. Ziele der Workflow-/Vorgangssteuerung
I.1.2.1. Unterstützung einer kundenorientierten Verarbeitung
Auf der fachlichen Seite ermöglicht Workflow die Kontrolle/Übersicht über eine Geschäftsprozeß
ab Bekanntwerden eines Kundenwunsches im Unternehmen, ggf. sogar ab erster Kontaktaufnahme und Akquisition des Vermittlers.
In diesem Zusammenhang sollen mit dem Einsatz von Workflow folgende Ziele erreicht werden:
 ständige Auskunfts-/Service-Bereitschaft gegenüber dem Kunden durch Führen einer Historie zu allen abgeschlossen und laufenden Geschäftsprozessen eines Kunden (Verträge, Ablehnungen, Schäden, Hypotheken, Mahnungen usw.)
 schnellere Bearbeitung von Kundenwünschen durch Vermeidung/Reduzierung von internen
Laufzeiten und Zugriffszeiten auf Dokumente
 Unterstützung der „Sachbearbeitung in einer Hand“ durch Bereitstellen einer entsprechenden technischen Infrastruktur (Zugriff auf Dokumente aller Art (z.B. in Archiven) von jedem
Arbeitsplatz aus, Transparenz der Geschäftsprozeßbearbeitung)
 Unterstützung von strukturierten und unstrukturierten Prozessen
(Die heutige Unterstützung der Sachbearbeitung im VU ist fast ausschließlich durch die Abbildung starr strukturierter Prozesse realisiert. Bei Prozessen mit unmittelbarem Kundenkontakt wird dies nicht immer möglich sein.)
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Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
I.1.2.2. Integration von Organisation und Informationsverarbeitung
Auf der organisatorischen Seite ermöglicht Workflow eine verbesserte Integration von Organisation und Informationsverarbeitung.
In diesem Zusammenhang sollen mit dem Einsatz von Workflow flexible Möglichkeiten zur Änderung von Ablauf- und Aufbauorganisation erreicht werden:
 durch die unmittelbare Umsetzung der organisatorische Gestaltung von Geschäftsprozessen
(z.B. Zuordnung von Teilprozessen zu ausführenden Stellen) in eine DV-technische Steuerung
 durch die technische Unterstützung für die Einhaltung organisatorischer Regeln (z.B. Weiterleitung von Dokumenten an die richtigen Stellen, Einhaltung von Fristen und Terminen)
 durch die Möglichkeiten Überwachung und Analyse von Geschäftsprozessen
I.1.2.3. Trennung von Ablauflogik und Anwendungslogik
Auf der technischen Seite ermöglicht Workflow als Steuerungsebene die Trennung von Ablaufund Anwendungslogik
Dadurch können folgende Ziele erreicht werden:
 Modularisierung der Software
 Integration von Softwarebausteinen, die von unterschiedlichen Unternehmen entwickelt werden können
 durchgängige maschinelle Unterstützung von Geschäftsprozessen
I.1.3. Funktionale Anforderungen
Die Steuerungsebene übernimmt in der VAA die Steuerung der Geschäftsprozesse. Dies beinhaltet zum einen „klassische“ Workflow-Funktionen wie
 Zu- und Weiterleitung
 Protokollierung
 Ermittlung von Zuständigkeiten anhand gegebener Organisationsmodelle
 Termin- und Ereignisverwaltung,
zum anderen anwendungssteuernde Funktionen wie
 Ermittlung der nächsten zu startenden Anwendung
 Unterstützung eines Transaktionskonzeptes
 Ermöglichen von Unterbrechung / Abbruch.
Einige Funktionen (wie z.B. Termin- und Ereignisverwaltung) können dabei zum einen als Funktion der Steuerungsebene implementiert werden, sie können aber auch über Dienstsysteme
realisiert werden, wobei die Steuerungsebene dann diese Dienste nutzen können muß.
Eine detaillierte Auflistung der funktionalen Anforderungen an die Workflow/Vorgangssteuerung findet sin in Kapitel II.3.
I.1.4. Technische Anforderungen
Zunächst beinhalten die technischen Anforderungen an die Steuerungsebene diejenigen Anforderungen, die bezüglich
 Interoperabilität
 Portierbarkeit
 Konfigurierbarkeit
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Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
 Plattformunabhängigkeit
 an die VAA insgesamt gestellt werden.
Zusätzlich sind von der Workflow-/Vorgangssteuerung folgende Anforderungen zu erfüllen:
 Ermöglichen der Integration von nicht-VAA-konformen Anwendungen. Dies bedeutet, daß er
neben dem DV-Vorgang auch die Möglichkeit bieten muß, andere Anwendungen anzusteuern. Die Workflow-/Vorgangssteuerung übernimmt damit bei der Migration zu einer VAA eine
zentrale Rolle.
 Eine Zusammenarbeit mehrerer, evtl. auf verschiedene Lokalitäten verteilter WorkflowManager muß möglich sein. Die Art und Weise der Zusammenarbeit orientiert sich an den
von der Workflow Management Coalition (WfMC) definierten Interoperabilitätsleveln. Eine
Minimalanforderung ist hier die Unterstützung des Levels 3. Dieses Level besagt, daß es
möglich sein muß, eingebettete Teile von Geschäftsprozessen (Teilprozesse) vollständig
von einer anderen Workflow-Steuerung ausführen zu lassen, wobei diese die Kontrolle nach
der vollständigen Ausführung des Teilprozesses an die rufenden Workflow-Steuerung zurückgibt.
 Der Workflow-Manager kann eine Reihe von workflow-nahen Diensten wie Terminverwaltung, Benutzerverwaltung usw. enthalten, muß aber auch in der Lage sein, diese Dienste,
wenn sie bereits vorhanden sind, zu benutzen. Diese Anforderung resultiert aus der Tatsache, daß es in vielen Unternehmen diese oder ähnliche workflownahe Dienste bereits gibt
und nicht im Rahmen der Einführung eines Workflowsystems vergleichbare Dienste ein
zweites Mal installiert werden sollen. Andererseits muß beim Nichtvorhandensein dieser
Dienste der Workflowmanager diese Dienste bereitstellen.
Zusätzlich ergeben sich Anforderungen bzgl. Performance und Durchsatz, die aus den Mengen
der zu verarbeitenden Geschäftsprozesse resultieren:
 Sicherstellung von für den Benutzer akzeptablen Antwortzeiten. Zu beachten ist, daß diese
Antwortzeiten nur z.T. von der DV-Vorgangssteuerung beeinflußt werden können. Den größeren Einfluß haben die Anwendungsbausteine selbst sowie andere Komponenten der Architektur wie z.B. der Datenmanager.
 Ermöglichen eines Durchsatzes von mehreren Millionen DV-Vorgängen (auch des gleichen
Typs) pro Tag in einem System.
I.1.5. Schnittstellenanforderungen
Im folgenden erfolgt ein Überblick über die verschiedenen Schnittstellen der Steuerungsebene.
Eine Beschreibung der Schnittstellen erfolgt in Kapitel II.3.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
I.1.5.1. Schnittstellen der Steuerungsebene
Dienstebene
1
Workflow-Manager
Termin-/Ereignisverwaltung
2
Organisationsverwaltung
6
DV-Vorgangssteuerung
3
Benutzerverwaltung
4
Transaktionsverwaltung
7
Dialogsteuerung
5
8
Dokumentenveraltungssystem
Arbeitsebene Anwendungs Anwendungs
baustein 1
baustein 2
Welche Schnittstellen in einer konkreten Implementierung einer VAA-konformen Workflow/Vorgangssteuerung benötigt werden, ist auch abhängig von deren innerer Struktur. So muß ein
Workflow-System, welches eine Benutzerverwaltung enthält, nicht unbedingt auch eine Schnittstelle zu einer externen Benutzerverwaltung enthalten. Ziel sollte allerdings sein, daß ein VAAkonformes Workflow-/Vorgangssteuerungssystem diese Schnittstellen alle bietet, da nur dann
eine optimale Konfigurierung möglich ist. Folgende Schnittstellen sind erforderlich:
 Schnittstelle 1 Workflow-Manager - Termin-/Ereignisverwaltung
 Schnittstelle 2 Workflow-Manager - Organisationsmodell
 Schnittstelle 3 Workflow-Manager - Benutzerverwaltung
 Schnittstelle 4 Workflow-Manager - Transaktionsverwaltung
 Schnittstelle 5 Workflow-Manager - Archivsystem
 Schnittstelle 6 Workflow-Manager . DV-Vorgangssteuerung
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Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
 Schnittstelle 7 DV-Vorgangssteuerung - Dialogsteuerung
 Schnittstelle 8 Workflow-Manager - Dialogsteuerung
I.1.5.2. Schnittstellen der Steuerungsebene mit anderen Komponenten
Neben den Schnittstellen innerhalb der Steuerungsebene existieren eine Reihe von Schnittstellen der Komponenten der Steuerungsebene mit anderen Komponenten der VAA. Dies sind
insbesondere Schnittstellen
 zu Anwendungsbausteinen
 zum Datenmanager
 zu den workflownahen Diensten
 zu sonstigen Diensten und Dienstsystemen.
Diese Schnittstellen werden z.T. bei der Definition der jeweligen Komponenten (z.B. Anwendungsbausteinen) beschrieben.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
I.1.5.3. Schnittstellen des Workflow Reference Models
Analyse / Design / Simulation
Aufbau- und Ablauforganisation
Berechtigung / Freigabe /
Zuständigkeit
Interface
1
Kommunikationsdienste
Administration
Statistik
Workflow Manager
Workflow Manager
Interface 5
Interface 4
Interface 2
Interface 3
Kommunikationsdienste
Arbeitskorb
Postkorb
MIS
DV-Vorgangs-Steuerung
Altanwendungen
Bei den Arbeiten zum TITEL Workflow-/Vorgangssteuerung war es häufig erforderlich, auch
andere aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen. Insbesondere trifft dies für die Arbeiten der
Workflow Management Coalition zu, die ein Wokflow Reference Model entwickelt und veröffentlicht hat. Die Grafik soll eine mögliche Einordnung der VAA-Komponenten in dieses Workflow
Reference Model zeigen.
Ebenso wurden im Rahmen der WfMC verschiedene Interoperabilitätslevel für die Zusammenarbeit mehrere Workflowsysteme untereinander definiert. Ein VAA-konformes Workflow-System
muß mindestens dem dort definierten Model 2 - Hierarchical - entsprechen. Dies bedeutet, daß
es möglich sein muß, einen Teilprozeß innerhalb eines Geschäftsprozesses komplett von einem
anderen WF-System auf einem andere Server ausführen zu lassen. Die dafür benutzte Schnittstelle ist das Interface 4 im Workflow Reference Model.
Die Grafik verdeutlicht die Einordnung der Workflow-/Vorgangssteuerung (grau unterlegter Bereich) in das Workflow Reference Model. Dabei wird deutlich, daß ein Teil der Workflow/Vorgangssteuerung, nämlich der Workflowmanager, in diesem Modell der Workflow Engine der
WfMC entspricht, während es für die DV-Vorgangssteuerung keine korrespondierende Komponente in diesem Modell gibt. D.h., daß die Aufgaben der DV-Vorgangssteuerung im Workflow
Reference Model von den jeweiligen Anwendungen (Invoked Applications) übernommen werden müssen.
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Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
I.1.6. Sicherheitsanforderungen
Die Sicherheitsanforderungen sind getrennt zu betrachten in Anforderungen an die Datensicherheit und Anforderungen an den Datenschutz. Dabei bezeichnet Datensicherheit alle Maßnahmen zum Schutz der Daten vor Verlust im Fehlerfall, während unter Datenschutz alle Maßnahmen zum Schutz der Daten vor unberechtigtem Zugriff verstanden werden.
Für Datensicherheit und Datenschutz der von der Steuerungsebene aktivierten Anwendungen
sind diese Anwendungen grundsätzlich selbst verantwortlich. Die beschriebenen Anforderungen
gelten ausschließlich für die Daten, welche die Komponenten der Steuerungsebene verwalten.
I.1.6.1. Datensicherheit
Grundsätzlich gelten an die Daten der Steuerungsebene die gleichen Anforderungen bzgl. der
Datensicherheit wie an DV-Systeme ganz allgemein. Dies bedeutet, daß die Daten im Falle von
Abbrüchen und Systemausfällen wiederherstellbar sein müssen. Als besondere Anforderung ist
zu beachten, daß im Falle der Rücksetzung von Daten auf den letzten konsistenten Stand eine
Synchronisation mit den anwendungsbezogenen Daten erfolgen muß.
Bsp.: Wenn im Falle eine Systemabsturzes die noch nicht persistenten Daten des Anwendungsbausteines „Kunden anlegen“ verlorengegangen sind, muß die DV-Vorgangssteuerung
dafür sorgen, daß dieser Anwendungsbaustein erneut aufgerufen wir, auch wenn sie ursprünglich die Abarbeitung dieses Anwendungsbausteines bereits protokolliert hatte.
I.1.6.2. Datenschutz
Der Schutz der Anwendungsdaten vor unberechtigtem Zugriff obliegt der jeweiligen Anwendung. Zusätzlich ist (über die Rollenbeschreibung) zur Prozeßdefinition hinterlegt, wer in einem
Prozeß mit welchen Teilprozessen welche Aktivitäten ausführen darf.
Darüberhinaus unterliegen auch die Daten welche von den Komponenten der Steuerungsebene verwaltet werden, insbesondere Daten, die den Verlauf von Geschäftsprozessen protokollieren, besonderen Anforderungen an den Datenschutz.
Diese Daten müssen aus Gründen der Revisionssicherheit vor nachträglichen Änderungen
geschützt werden, um den Verlauf der Bearbeitung eines Geschäftsprozesses ständig lückenlos
und fehlerfrei dokumentieren zu können.
I.2. Abgrenzung, Einschränkungen und offene Punkte
I.2.1. Was gehört nicht zum Auftrag
Aufgabe der Projektgruppe ist die Beschreibung und Definition der Komponenten der Steuerungsebene innerhalb der VAA. Folgenden Punkte sind nicht Gegenstand des Projektes und
damit auch nicht in dieser Ausarbeitung enthalten:
I.2.1.1. Methodik der Prozeßmodellierung
Es ist nicht Aufgabe des Projektes, eine Methode zur Prozeßmodellierung zu entwickeln oder
vorhandene Methoden zu untersuchen und zu bewerten. Für die Beschreibung der Funktionalität der Workflow-/Vorgangssteuerung ist es jedoch erforderlich, von einem konkreten Metamodell auszugehen, da die dort möglichen Definitionen von den Steuerungskomponenten umgesetzt werden müssen. Da die Modellierung von Geschäftsprozessen letztlich dazu dient, eine
Prozeßbeschreibung in der Form eines solchen Metamodells zu erzeugen, besteht indirekt eine
Verbindung zur Prozeßmodellierung. Sämtliche Angaben zur Prozeßmodellierung in diesem
Dokument, insbesondere auch die Konstrukte zur graphischen Notation von Geschäftsprozeßdefinitionen, sind als Beispiele zur Verdeutlichung von Sachverhalten zu verstehen und nicht als
Vorgabe des Projektes.
Eine Vorgabe für eine Methodik zur Prozeßmodellierung ist insbesondere auch deshalb nicht
sinnvoll, da es für die Prozeßmodellierung keinen anerkannte Standardmethode (vergleichbar
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Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
der ER-Methode bei der Datenmodellierung) gibt. Vielmehr wird die Art und Weise der Prozeßmodellierung sehr von den Zielen bestimmt, die mit der Modellierung verfolgt werden.
I.2.1.2. Modellierung konkreter fachlicher Prozesse
Die Modellierung konkreter fachlicher Prozesse ist ebenfalls nicht Gegenstand des Projektes.
Sollte dies überhaupt innerhalb VAA erfolgen, müßte es innerhalb der jeweils zuständigen
Fachprojekte geschehen. Darüberhinaus ist ein Grundsatz von VAA, daß es die Architektur den
einzelnen Versicherungsunternehmen ermöglichen muß, ihre unternehmensspezifischen Prozesse zu definieren und auch abzuarbeiten, da sich darin die konkrete Unternehmensphilosophie widerspiegelt und die Gestaltung der Geschäftsprozesse für ein VU eine wesentliche Möglichkeit zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen ist.
Prozeßdefinitionen in diesem Dokument sind daher immer nur als Beispiel zu verstehen, die
einen Sachverhalt verdeutlichen sollen. Sie erheben insbesondere keinen Anspruch auf fachliche Richtigkeit und Vollständigkeit.
I.2.1.3. Plattformübergreifende Kommunikation
Ein typisches Merkmal von Workflow-Systemen ist die Abwicklung von Geschäftsprozessen
über verschiedene Lokalitäten und Plattformen hinweg. Daraus ergeben sich Probleme der
Kommunikation der Workflow-Steuerung mit den jeweiligen Anwendungen. Diese Probleme zu
lösen, ist die Aufgabe eines VAA-Dienstes, des Kommunikationsdienstes. Insofern werden derartige Probleme hier nicht betrachtet.
I.2.2. Offene Punkte Liste
I.2.2.1. Deterministische vs. Ad-hoc-Abläufe
Bei den Betrachtungen zur Steuerungsebene wurden primär modellierte Geschäftsprozesse
betrachtet, die aufgrund einer Prozeßdefinition deterministisch abgearbeitet werden. Sogenannte Ad-hoc-Geschäftsprozesse, welche keinen vorher definierten Ablauf haben, wurden nur am
Rande betrachtet.
Inwieweit die Durchführung von Ad-hoc-Geschäftsprozessen zusätzliche Anforderungen an eine
Workflow-/Vorgangssteuerung stellt, wurde nicht betrachtet. Aus heutiger Sicht wird für derartige Geschäftsprozesse lediglich eine Teilfunktionalität der Workflow-/Vorgangssteuerung benötigt.
I.2.2.2. Dokumentenverwaltungssystem
Viele am Markt erhältliche Workflow-Systeme beinhalten eine Komponente zur Dokumentenverwaltung / Archivierung. Dies ist zum einen historisch bedingt (viele Workflow-Systeme sind
aus Image-/Archivierungssystemen hervorgegangen), zum anderen auch durch den engen
fachlichen Zusammenhang von Geschäftsprozeßsteuerung und Dokumentenverwaltung.
Innerhalb der VAA ist die Dokumentenverwaltung / Archivierung nicht Aufgabe der Workflow/Vorgangssteuerung, sondern ist ein eigenes Dienstsystem.
Durch die besondere Bedeutung von Dokumenten bei der Abarbeitung von Geschäftsprozessen soll der Workflow-Manager Schnittstellen bereitstellen, über die er mit einem Dokumentenverwaltungssystem kommunizieren kann. Insbesondere müssen existierende oder in Entwicklung befindliche Standards berücksichtigt werden (siehe Anhang - vorhandene Produkte und
Entwicklungen).
Ein in diesem Zusamenhang wesentlicher Punkt ist die Schnittstellenproblematik. Folgende
Fragen müssen betrachtet und beantwortet werden:
 Erfolgt der Zugriff auf im Dokumentenverwaltungssystem gespeicherte Dokumente mittels
des Datenmanagers, oder bleibt dies dem jeweiligen Dokumentenverwaltungssystem überlassen.
 Erfolgt die Darstellung von Dokumenten (Images) ebenfalls mittels des Präsentationsmanagers.
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Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
I.3. Grundlegende Bauprinzipien und Algorithmen
I.3.1. dynamisches Modell der Einbindung in die VAA
I.3.1.1. Rückblick
Im Konzept VAA V1.0, welches im Oktober 1995 veröffentlicht wurde, wurde die Steuerungsebene in die Komponenten Workflow-Manager und DV-Vorgangssteuerung aufgeteilt. Damit
verbunden war eine Aufteilung der Funktionalität auf die beiden VAA-Komponenten. Dem Workflow-Manager wurden in diesem Zusammenhang die „klassischen“ Workflow-Funktionen zugeordnet wie
 Weiterleitung
 Protokollierung
 Ermittlung von Zuständigkeiten anhand Rollen-/Orgadefinitionen,
während der DV-Vorgangssteuerung die Funktionen zur Anwendungssteuerung wie
 Ermittlung und Aufruf des nächsten Anwendungsbausteins
 Ermittlung und Aufruf von Dialogen
 Sicherstellung des Konzepts fachlicher Transaktionen (ein DV-Vorgang kann nur ganz oder
gar nicht wirksam werden und bildet damit eine Logical Unit of Work (LUW))
zugeordnet wurden.
Mit dieser Aufteilung verbunden war die Annahme, daß bei der Definition von Geschäftsprozessen explizit (d.h. durch denjenigen, der den Prozeß definiert), eine Unterteilung eines Geschäftsprozesses in DV-Vorgänge erfolgt. Daraus resultierten allerdings Einschränkungen bzgl.
der Flexibilität bei der Prozeßdefinition, die zum Überdenken der o.g. Aufteilung in der Projektgruppe führten. Eine Konsequenz aus dieser Aufteilung war beispielsweise, daß, da die DVVorgangssteuerung keine Funktionen zur Ermittlung von Zuständigkeiten / Berechtigungen
enthielt, ein DV-Vorgang insgesamt immer einer bearbeitenden Orga zugeordnet war. Eine
weitere Festlegung besagte, daß ein DV-Vorgang einer LUW entspricht. Aufgrund dieser Einschränkungen war es z.B. nicht möglich, Teile eines Geschäftsprozesses, die von mehreren
Bearbeitern erledigt werden müssen, zu einer LUW zusammenzufassen, was aber fachlich
durchaus eine sinnvolle Forderung sein kann.
I.3.1.2. Heutiger Stand
Zur Vermeidung dieser Einschränkungen wurden folgende Annahmen getroffen:
Eine explizite Definition einer Ebene „DV-Vorgang“ bei der fachlichen Modellierung eines Geschäftsprozesses ist nicht sinnvoll. Ebenso ist es nicht sinnvoll, Eigenschaften wie „wird von
einem Bearbeiter bearbeitet“, „bildet eine LUW“ miteinander zu verknüpfen, indem sie dem DVVorgang zugeordnet werden.
Andererseits ist eine Aufteilung der Steuerungsebene in die Komponenten Workflow-Manager
und DV-Vorgangssteuerung aufgrund der Tatsache, daß die DV-Vorgangssteuerung nur einn
Teil der Funktionalität der Steuerungsebene benötigt, sowie aufgrund unterschiedlicher Anforderungen bzgl. Performance, Durchsatz usw. sinnvoll. Damit besteht auch die Notwendigkeit,
DV-Vorgänge zu definieren. Dies sollte in einem auf die fachliche Modellierung folgenden ,
zweiten Schritt erfolgen, bei dem sozusagen ein technisches Prozeßmodell entsteht, eine fachlicher Geschäftsprozeß also in eine konkrete technische Umgebung abgebildet wird.
Folgende Eigenschaften sind kennzeichnend für einen DV-Vorgang:
 Ein DV-Vorgang bildet einen Teil eines Geschäftsprozesses in eine DV-Umgebung ab. Dieser ist Teil eines Prozeßmodells. Welche Teilprozesse als ein DV-Vorgang abgebildet werden können, leitet sich aus den folgenden Punkten ab, die eine Abgrenzung „nach oben“
vornehmen..
 Ein DV-Vorgang ist nicht die kleinste Einheit im Prozeßmodell. Er erscheint im fachlichen
Modell nicht, sondern erst bei der Übertragung dieses fachlichen in ein technisches Modell.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
 Der interne Ablauf eines DV-Vorgangs wird nicht vom Workflow-Manager protokolliert. Dies
bedeutet, daß der Workflow-Manager zur Laufzeit mit DV-Vorgängen arbeitet.
 Wird ein Teilprozeß von einem DV-Vorgang umgesetzt, gelten für diesen Teilprozeß folgende Einschränkungen:

Er darf keinen definierten Rollenwechsel enthalten. Das heißt, daß ein DV-Vorgang
grundsätzlich von einem Bearbeiter bearbeitet werden kann.

Innerhalb des Teilprozesses gibt es keine Termin- oder Ereignisabhängigkeiten.
D.h., daß ein DV-Vorgang grundsätzlich zusammenhängend bearbeitet werden
kann.

Dieser Teilprozeß gehört immer zu einer LUW (Logical Unit of Work)
 Ein DV-Vorgang wird zur Laufzeit als ein „Work-Item“ dem Sachbearbeiter gegenüber präsentiert.
 Die Steuerung eines DV-Vorgangs erfolgt auf einem System / Server. Dies bedeutet nicht,
daß sämtliche Anwendungsbausteine, die in diesem DV-Vorgang eingebunden sind, auch
auf diesem System laufen müssen.
Die o.g. Definitionen geben allerdings lediglich Restriktionen an, die sich für die Definition von
DV-Vorgängen ergeben. Die endgültige Festlegung, welcher Teilprozeß als ein DV-Vorgang
abgearbeitet wird, ist eine Designentscheidung, welche nach der Definition des fachlichen Modells des Geschäftsprozesses getroffen werden muß. Als Konsequenz daraus hat ein Geschäftsprozeß ein fachliches Modell, welches nur Teilprozesse kennt, und ein daraus abgeleitetes technisches Modell, in welchem u.a. die Definition von DV-Vorgängen und die Zuordnung
der konkreten Anwendungsbausteine und Dialoge zu den Teilprozessen auf unterster Ebene
erfolgt.
Die Dialogsteuerung ist ein Teil des Präsentationsmanagers und Bestandteil der Steuerungsebene. Die Dialogsteuerung wird von der DV-Vorgangssteuerung immer dann aktiviert, wenn
ein Elementarprozeß durch einen Dialog umgesetzt wird.
Neben Anwendungen, die im Rahmen von Geschäftsprozessen laufen, gibt es auch Anwendungen, die nicht zu einem fachlichen Geschäftsprozeß gehören, trotzdem aber nach den Prinzipien der VAA aufgebaut sein sollen, d.h. aus Anwendungsbausteinen und Dialogen bestehen.
Diese Anwendungen benötigen ebenfalls nur einen Teil der Funktionen der Steuerungsebene,
nämlich die anwendungssteuernden Funktionen, während Funktionen wie Weiterleitung, Terminsetzung usw. nicht benötigt werden. Ein Beispiel für eine solche Anwendung ist eine Postkorbanwendung.
Aber auch Auskunftsanwendungen oder allgemeine Systeme wie Textverarbeitungen können
außerhalb von fachlichen Geschäftsprozessen laufen.
Die Aufteilung der Steuerungsebene innerhalb der VAA in die Komponenten WorkflowSteuerung und DV-Vorgangssteuerung erscheint sinnvoll. Inwieweit bie einem konkreten Produkt Workflow-Manager und DV-Vorgangssteuerung als ein oder als zwei Softwarebausteine
realisiert sind, bleibt dem jeweiligen Hersteller überlassen. Bei der Realisierung in einem Baustein ist es jedoch erforderlich, daß die speziellen Anforderungen hinsichtlich Performance usw.
an die DV-Vorgangssteuerung beachtet werden.
I.3.1.3. Einbindung von Dialogen
Für den Benutzer sichtbar ist eine Anwendung immer dann, wenn innerhalb eines Geschäftsprozesses oder einer anderen Anwendung ein Teilprozeß durch einen Dialog abgearbeitet wird.
Man muß also beim Begriff des Dialoges unterscheiden zwischen dem Dialog aus Sicht des
Benutzers und einem Dialog aus VAA-Sicht. Den Dialog aus VAA-Sicht könnte man auch als Dialogbaustein- bezeichnen, was dem Charakter des VAA-Dialoges besser entsprechen würde.
Aus Sicht des Benutzers ist i.A. alles, was er in einem zeitlichen Zusammenhang zu einem Geschäftsprozeß erledigt, ein Dialog. So ist beispielsweise die Bearbeitung eines Angebotes aus
Benutzersicht ein Dialog, während aus VAA-Sicht z.B. die Dialoge „Partner erfassen“, „Angebot
erstellen“ und „Ausdruck bearbeiten“ als drei Dialoge enthalten sein könnten. Aus Sicht VAA
sind also in diesem Fall evtl. mehrere Dialoge aktiv gewesen, dazwischen haben die DVVorgangssteuerung und evtl. auch der Workflow-Manager die Kontrolle bekommen. Ein Dialog
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13
Abgrenzung und Wirkungsweise
Workflow-/ Vorgangsmanager
ist aus Sicht der DV-Vorgangssteuerung lediglich eine (abgegrenzte) Arbeitseinheit, die durch
die Daten gekennzeichnet ist, die sie dem Benutzer präsentiert bzw. vom Benutzer erfragt. Ein
solcher Dialog wird von der DV-Vorgangssteuerung gestartet, er interagiert in einem oder mehreren Schritten mit dem Benutzer und gibt anschließend die Kontrolle wieder an die DVVorgangssteuerung zurück.
I.3.1.4. Technische Einbindung von Workflow in VAA
Die Steuerungsebene ist innerhalb der VAA die zentrale Komponente, d.h. sie kontrolliert (logisch) den Ablauf sämtlicher Anwendungen, die innerhalb der VAA ablaufen. Die technische
Einbindung muß nicht automatisch den gleichen Prinzipien folgen. Allerdings ist es für eine
exakte Schnittstellenbeschreibung erforderlich, die Art der Einbindung der Workflow/Vorgangssteuerung in die VAA festzulegen. Durch die Anforderung, nicht-VAA-konforme Software einzubinden, ist eine Entscheidung für eine einheitliche Verfahrensweise nicht möglich.
Für die technische Einbindung gibt es drei Möglichkeiten:
I.3.1.4.1. Einbindung als steuernde Komponente
Eine Einbindung als steuernde Komponente bedeutet, daß die Workflow-/Vorgangssteuerung
bei jeder VAA-Anwendung sozusagen als „Hauptprogramm“ läuft und die einzelnen Anwendungsbausteine „aufruft“. Eine solche Implementierung stellt relativ geringe Anforderungen an
die Workflow-Konformität der Anwendungen, da eine Rückgabe der Kontrolle an die Workflow/Vorgangssteuerung sozusagen erzwungen wird.
I.3.1.4.2. Einbindung als Dienst
Eine Einbindung als Dienst bedeutet, daß die Workflow-/Vorgangssteuerung gerufen wird und
ihr mitgeteilt wird, welche Aktion sie ausführen soll. Dies kann das Verbuchen von Aktivitäten,
das Ermitteln der nächsten Aktvität usw. sein. Bei einer solchen Implementierung wird die Workflow-Client-Anwendung die Aufgabe bekommen, die Workflow-Steuerung aufzurufen, um
nächste Arbeitsschritte usw. zu ermitteln.
I.3.1.4.3. Kooperative Steuerung
Bei einer asynchronen Einbindung wird die Workflow-/Vorgangssteuerung aufgerufen, gibt aber
die Kontrolle nicht an den Aufrufer zurück, sondern an die Komponente, welche von ihr als die
nächste zu startende ermittelt worden ist. Allerdings wartet sie das Ende der Bearbeitung nicht
ab, sondern es ist Aufgabe der aktivierten Anwendung, dafür zu sorgen, daß nach Beendigung
der Aktivität die Workflow-/Vorgangssteuerung die Kontrolle erneut erhält.
I.3.1.4.4. Bewertung der Alternaiven
I.3.1.5. Migration zu VAA-Architektur
Die Einführung von Anwendungen mit einer VAA-Architektur wird i.A. nicht „auf der grünen Wiese“, sondern in bestehenden DV-Umgebungen mit komplexen bestehenden Anwendungssystemen erfolgen. Außerdem wird es auch in Zukunft erforderlich sein, nicht VAA-konforme Anwendungen einzusetzen. Diese Anwendungen (sowohl Altanwendungen als auch andere nicht
VAA-konforme) sollen i.d.R. in Geschäftsprozesse, die unter der Kontrolle der Workflow/Vorgangssteuerung ablaufen, eingebunden werden. Dafür gibt es die Möglichkeiten
 Einbindung auf der Ebene DV-Vorgang
 Einbindung auf der Ebene Anwendungsbaustein
Für die Schnittstellenproblematik müssen dabei in beiden Fällen gegebenenfalls Anpassungsprogramme implementiert werden.
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Abgrenzung und Wirkungsweise
I.3.1.5.1. Einbindung auf der Ebene DV-Vorgang
Eine Einbindung auf der Ebene DV-Vorgang bedeutet, daß eine Nicht-VAA-Anwendung analog
einem Vorgang in einen Geschäftsprozeß eingebunden und vom Workflow-Manager gestartet
und beendet wird. Der Workflow-Manager übernimmt auch die Funktionen zur Protokollierung
der Aktivitäten, zur Berechtigungs- und Zuständigkeitsprüfung usw.
Die Anwendung ist selbst für alle Funktionen verantwortlich, die sonst von der DVVorgangssteueung bereitgestellt oder angesteuert werden, insbesondere für die Bildschirmeinund -ausgabe. Außerdem ist auch die Nutzung des Vorgangsspeichers und des damit verbundenen Konzepts fachlicher Transaktionen nicht möglich, d.h. die Ergebnisse der Anwendung
sind unmittelbar nach Beenden der Anwendung aktiv.
Diese Art der Einbindung entspricht dem Einsatz eines herkömmlichen Workflow-Systems mit
bestehenden Anwendungen. Eine solche Einbindung ist bspw. beim Einsatz eines StandardTextverarbeitungsprogrammes sinnvoll.
I.3.1.5.2. Einbindung auf der Ebene Anwendungsbaustein
Eine Einbindung auf der Ebene eines Anwendungsbausteines bedeutet, daß dort, wo innerhalb
einer DV-Vorgangs normalerweise ein (VAA-konformer) Anwendungsbaustein aufgerufen wird,
ein nicht VAA-konformes Programm gerufen wird. Dieses muß allerdings einige Anforderungen,
die an Anwendungsbausteine gestellt werden, auch erfüllen. Insbesondere darf es nicht unterbrechbar sein und keine Funktionen zur Bildschirmein- und -ausgabe enthalten.
Auch in diesem Fall ist eine Nutzung des Konzepts der fachlichen Transaktionen mit Vorgangsspeicher usw. nicht möglich, da der Datenzugriff (Be- und Entsorgung) nicht über die Datenmanagerschnittstelle erfolgt.
Diese Art der Einbindung ist sinnvoll für Programme, die über eine Schnittstelle Funktionen
bereitstellen, die in Geschäftsprozessen gebraucht werden (z.B. Druckausgabeaufbereitung,
Tarifierung...).
I.3.2. Beispiel für dynamisches Zusammenspiel der einzelnen
Bestandteile
Im folgenden soll versucht werden, den Ablauf einer Anwendung innerhalb der VAA darzustellen. Dafür wird eine einfache Anwendung angenommen, eine Kontoauskunft mit evtl. Suche
nach dem Kunden und dem Druck eines Briefes an den Kunden.
I.3.2.1. Kurze verbale Beschreibung des Geschäftsprozesses:
1. Kunde ruft an und möchte einen Kontoauszug gedruckt haben. Aufgrund der Angaben
des Kunden sucht der SB zunächst den Kunden:
2. Kunde wird nicht gefunden, dann zurück zum Anfang, erneute Vorgabe von Kundendaten und Suche
3. ein Kunde wird gefunden, veranlassen des Drucks des Kontoauszuges
4. mehrere Kunden gefunden, Selektion des gewünschten Kunden und veranlassen des
Drucks des Kontoauszuges.
I.3.2.2. Abarbeitung dieses Geschäftsprozesses innerhalb der VAA
In der folgenden Tabelle wird angegeben, in welcher Situation (aus Sicht des DV-Systems)
welche Komponente der Architektur die Kontrolle hat bzw. weitergibt:
Dabei bedeuten:
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15
Abgrenzung und Wirkungsweise
W-
Workflow-Manager
V-
Vorgangssteuerung
P-
Präsentationsmanager mit Dialogsteuerung
D-
Datenmanager
A-
Anwendungsbaustein
>-
... gibt Kontrolle an ...
Workflow-/ Vorgangsmanager
Zugriffe auf das Parametersystem werden nicht explizit angegeben, da diese in jeder Situation
und sehr häufig erfolgen können.
Situation
1.
befindet sich in einer Einstiegsoberfläche, in der er die Möglichkeit hat, verschiedene Anwendungen auszuwählen, Er wählt eine Partnersuche, um den Kunden
ermitteln zu können (über Kommando, Menü o.ä.)
P>V
2.
Die Partnersuche wird gestartet. Der auszugebende Bildschirm wird ermittelt, in
welchem die bekannten Partnerdaten eingegeben werden können.
V>P
3.
Der ausgewählte Bildschirm wird gesendet.
P
4.
Der Benutzer gibt die ihm bekannten Daten ein, sie werden (bei der Eingabe oder
auf Benutzeranforderung) formal geprüft.
P
5.
Die eingegebenen Daten werden einem Anwendungsbaustein übergeben mit der
Aufforderung, entsprechende Partner zu suchen.
P>V>A
6.
Der Anwendungsbaustein richtet Anfragen an den Datenmanager, um in der Partnerdatenbank nach einem entsprechenden Partner zu suchen.
A>D>A>
V
Fall 1 - kein Partner gefunden
7.
Ausgabe einer entsprechenden Meldung an den Benutzer und zurück zu 3.
V>P
Fall 2 - mehr als ein Partner gefunden
8.
Aufruf eines Dialoges, der die Partnerdaten anzeigt und Blättern ermöglicht.
V>P
9.
Der Benutzer blättert und wählt dann den betreffenden Partner aus. Weiter bei 10.
P
Fall 3 - genau ein Partner gefunden
10.
Der Benutzer startet (durch eine entsprechende Eingabe) den Geschäftsprozeß Kontoauszug verschicken Der ausgewählte Partner wird diesem Geschäftsprozeß mit übergeben.
P>V>W
11
Der Geschäftsprozeß sucht den ersten erforderlichen Anwendungsbaustein (Kontoauszug zusammenstellen)
W>V>A
12
Der Anwendungsbaustein fordert beim Datenmanager die Kontodaten des Partners
an
A>D
13
Die Kontodaten des Partners werden gelesen und dem Anwendungsbaustein
übergeben
D>A
14
Der Anwendungsbaustein stellt die Daten des Kontoauszuges zusammen und gibt
die Kontrolle zurück.
A>V
15
Der nächste Anwendungsbaustein (Druck eines Formschreibens) wird ermittelt und
aufgerufen. Über Parameter wird mitgeteilt, welche Art Formschreiben (Kontoauszug) mit welchen Daten (Partnernummer..) zu erstellen ist
V>A
16
Der Anwendungsbaustein bereitet das Formschreiben für den Druck vor und veranlaßt den Druck. Es erfolgt eine Rückmeldung über den erfolgreichen Druck.
A>V
17
Der Geschäftsprozeß wird beendet.
V>W
16
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Workflow-/Vorangssteuerung
18
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Der Benutzer befindet sich wieder in seinem Einstiegsbild, in dem er die jeweilige
Awendung auswählt.
W>V>P
II. Formale Beschreibung und Schnittstellen
II.1. Metamodell
II.1.1. Einleitung
Der VAA-Architekturrahmen definiert zwei Kategorien von Daten, die die Abwicklung eines Prozesses zur Laufzeit beinflußen:
Parameter-Daten
Dies sind aus VAA-Komponenten ausgelagerte Definitionen, um das Verhalten dieser
Komponenten für verschiedene Anforderungssituationen konfigurieren zu können. Ihre
Bereitstellung erfolgt über das Parametersystem.
Operationale Daten
Dies sind die Anwendungsdaten, die in einer Prozeß-Instanz bearbeitet werden.
Der Zugriff auf diese Daten erfolgt über den Datenmanager.
Beide Datenkategorien treten auch im Bereich der Workflow-/Vorgangsteuerung auf. So müssen
einerseits die Eigenschaften eines Geschäftsvorgangs in einer Prozessdefinition abgelegt werden. Andererseits entstehen aus der Abwicklung einzelner Geschäftsprozesse operationale
Prozessinformationen, die für nachfolgende Prozeßauskünfte oder zur Steuerung von Folgeprozessen verwendet werden.
Nachfolgend werden die beiden Datenkategorien getrennt beschrieben durch das Konfigurationsmodell und das operationale Modell für die Workflow-/Vorgangssteuerung.
Für die Darstellung wurde die folgende Syntax herangezogen:
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17
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
Konfigurationsobjekt
gemeinsame
Änderungsmenge
unabhängige Entität
Entität mit hierarchischer
Beziehung
1:n-Beziehung
Entität mit rekursiver
Beziehung
n:m-Beziehung
Entität mit zweifacher
Elternbeziehung
n:m-Beziehung
Die Syntax entspricht der Darstellung von Datenmodellen im Rahmen der VAA-Architektur. Zur
einfacheren Erstellung von Modellvarianten sind für die Darstellung von Entitätsbeziehungen in
den folgenden Grafiken jedoch Einfach-Pfeile verwendet worden.
II.1.2. Das Konfigurationsmodell zur Workflow/Vorgangssteuerung
II.1.2.1. Allgemein
Das Konfigurationsmodell beschreibt die Datenstrukturen mit ihren Beziehungen für die Konfiguration der Workflow-/Vorgangssteuerung. Das hier dargestellte Modell beschränkt sich auf die
wichtigsten Entitäten und deren Attribute. Zudem ist für Konfigurationsobjekte, die nicht zum
Kern der Geschäftsprozeß-Definition gehören, die innere Struktur nicht weiter aufgebrochen.
Es wurde eine Gruppierung in Konfigurationsobjekte vorgenommen, die einer gemeinsamen
Pflege und Versionierung unterliegen sollten. Diese Informationen werden in eine Verwaltungseinheit zusammengefaßt. weil sie in einem engen fachlichen Zusammenhang stehen und häufig
gleichzeitig geändert werden.
In der nachfolgenden Darstellung wird von keiner Modelltrennung für Workflow- und Vorgangssteuerung ausgegangen.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
II.1.2.2. Konfigurationsmodell
GeschäftsProzeß
GeschäftsEreignis
Prozeß-Rolle
Teil-Prozeß
EreignisBeziehungen
EinbettungsBeziehung
Prozeß-Funktion
VorgängerBeziehung
RollenZuordnung
Proz-FunktionsZuordnung
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EreignisErzeugung
Prozeß-AnstoßBeziehung
GeschäftsObjekt
Ereignis-ObjektZuordnung
ProzeßErgebnisse
GeschäftsobjektZuordnung
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
II.1.2.3. Beschreibung des Modells:
II.1.2.3.1. Allgemein
Im folgenden werden die drei Hauptbestandteile der Konfiguration von Geschäftsprozessen
beschrieben, da sie wesentlich die Geschäftsprozeßbearbeitung beeinflußen:

die Geschäfts-Ereignis-Definition

die Geschäfts-Prozeß-Definition
Die anderen angesprochenen Konfigurations-Bestandteile gehören zu anderen Architekturkomponenten und werden hier nicht weiter behandelt. Dies sind:

die Definitionen von Prozeßfunktionen

die Geschäfts-Objekt-Definitionen
II.1.2.3.2. Die Geschäfts-Ereignis-Definition
Geschäfts-Ereignisse sind die Auslöser für Geschäftsprozesse und Teilprozesse. Sie können
durch äußere Einwirkungen entstehen, d.h. durch Anstöße außerhalb des Workflow-Systems, z.
B.
Bearbeitungs-Anstoß eines Sachbearbeiters oder
durch Datenträger-Austausch von einer externen Stelle
oder durch Anstöße aus der internen Prozeßbearbeitung des Workflow-Systems, z. B.
Erreichen eines Bearbeitungstermins
Anstoß durch einen vorangehenden Geschäftsprozeß oder Teil-Prozeß
Im Rahmen der Ereignisbehandlung sind folgende Funktionen notwendig:
Registrierung der Ereignisse
Das eintreffende Ereignis muß dem System bekannt gemacht werden und der Ereignistyp
muß bestimmt werden.
Zuordnung des Ereignisses zu Geschäftsobjekt-Instanzen
Das Ereignis muß den Geschäftsobjekten zugeordnet werden, die durch das Ereignis an-
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
gesprochen werden. Dies ist notwendig, um laufende oder parallele Geschäftsprozesse
zum gleichen Geschäftsobjekt erkennen zu können.
Zuordnung des Ereignisses zu Teilprozessen und Geschäftsprozeß-Instanzen
Aus Ereignis und bereits vorhandenen Geschäftsprozeß-Instanzen muß abgeleitet werden,
ob durch das Ereignis vorhandene Geschäftsprozesse wieder aufgenommen oder neue
Geschäftsprozesse ausgelöst werden.
Bestimmung der Ereignisfälligkeit
Es ist festzuhalten, wann das Ereignis die Instanzierung der Prozesse anstößt. Der Anstoß
kann vom Eintreffen eines zeitlichen Termins oder der Fälligkeit anderer Ereignisse abhängen (Ereignis-Synchronisation).
In der Ereignisdefinition muß die Beschreibung enthalten sein, die dem Workflow-Manager die
Ausführung dieser Arbeiten ermöglicht. Sind die Angaben hierzu nicht vollständig, muß ein Bearbeiter die notwendigen Informationen vorgeben.
Die Ereignis-Definition selbst enthält folgende Eigenschaften:
Entität
Geschäfts-Ereignis
Beschreibung
ist die führende Entität der Ereignis-Definition und enthält die
Grundattribute zum Ereignis:
 Ereignis-Name
 Version
Bezeichnung
Ereignistyp
Erzeuger-Prozeß
Prozeß-Anstoß
definiert den Zusammenhang zu auszulösenden Teil-Prozessen
und legt mögliche Prozeßzuordnungen fest
ein Ereignis kann auch mehrere Prozesse auslösen
je Beziehung Attribute für die Prozeß-Zuordnung
(z.B. Parameter für den Prozeßaufruf)
Beziehung zu anderen
Geschäfts-Ereignissen
Beziehung zu Geschäftsobjekten
definiert Abhängigkeiten zu weiteren Geschäftsereignissen
ermöglicht z.B. die Synchronisation von Ereignissen, die gemeinsam einen Prozess auslösen.
beschreibt die Zuordnung von Geschäftsobjekten
zu ändernde Geschäftsobjekte
zu benutzende Geschäftsobjekte
ermöglicht z. B. die Einstiegsunterstützung auf Ereignisse aus der Sicht von Geschäftsobjekten
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
II.1.2.3.3. Die Geschäfts-Prozeß-Definition
Ein Geschäfts-Prozeß ist die größte fachliche Prozeß-Einheit, die gemeinsam durch das Workflow-System verwaltet wird. Er setzt sich zusammen aus Teilprozessen, die die Ablaufelemente
des Gesamtprozesses darstellen und die durch Ablaufbeziehungen miteinander verbunden
sind.
Ein Teilprozess kann sich zerlegen in weitere Teilprozesse oder ist ein Teilprozeß, dem ein
Anwendungsbaustein oder ein Dialog zugeordnet ist.
Die Geschäftsprozeß-Definition muß demnach alle Informationen liefern, um
einen Geschäftsprozeß instanzieren und beenden zu können
Teilprozesse in ihrer Ablauffolge zu erzeugen
Prozeßfunktionen zuzuordnen
mögliche Bearbeiter zuzuordnen
Ablaufunterstützung innerhalb von Teilprozessen zu geben (Weiterleitung, Unterbrechung etc.)
den Status eines Prozesses anzeigbar zu machen
den Prozeß zu protokollieren und Verbindungen zu operationalen Beständen zu halten.
Eine wichtige Forderung an die Geschäftsprozeß-Definition ist es, die Einbettung von Teilabläufen zu ermöglichen, damit deren Beschreibung nicht mehrfach gepflegt werden muß.
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Die Geschäftsprozeß-Definition enthält folgende Entitäten:
Geschäfts-Prozeß
ist die führende Entität zur Prozeß-Definition und enthält die
Grund-Attribute zum Prozeß
 Name
 Version
Bezeichnung
Teil-Prozeß
sind Prozeßeinheiten, die die Ablaufelemente des Geschäftsprozesses darstellen.
zu unterscheiden sind
den Geschäftsprozeß startende Teilprozesse
den Geschäftsprozeß beendenden Teilprozesse
sonstige Teilprozesse
zu unterscheiden sind
manuelle Teilprozesse
maschinell unterstützte Teilprozesse
maschinelle Teilprozesse
mögliche Teilprozeß-Typen:
Arbeitsprozeß
 hat Verweise auf Prozeß-Funktionen
 hat Verweise auf Prozeß-Rollen
 hat Verweise auf Geschäftsobjekte
 erzeugt Geschäftsereignisse
 hat keine Verweise auf eingebettete Teil-Prozesse
hat Prozeß-Ergebnisse
Blockprozeß
hat Verweise auf weitere Teilprozesse, die an dieser Ablaufstelle in den Prozeß eingebettet werden
VorgängerBeziehungen
 bildet eine Ablauf-Abhängigkeit zwischen den Teilprozessen ab
 ein Vorgänger-Teilprozeß ist Voraussetzung für die Ausführung
des Nachfolger-Teilprozesses
 es gibt auch unabhängige Teilprozesse, die in keiner Abhängigkeit zu einem Vorprozeß stehen
EinbettungsBeziehungen
 bildet den Zusammenhang zwischen einem Blockprozeß und
seinen eingeschlossenen Teilprozessen ab
 verweist auf den Start-Teilprozeß einer abhängigen Menge/Folge
von Teilprozessen
Rollen-Zuordnung
 hält fest, welche Prozeß-Rollen diesen Teilprozeß bearbeiten
dürfen und welche besonderen Eigenschaften erwartet werden
 die Rollenzuordnung wird nur benötigt für manuelle oder ma-
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23
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
schinell unterstützte Teilprozesse
Funktions-Zuordnung
 verweist auf auszuführende Prozeßfunktionen (Anwendungsbausteine und Dialoge)
 Attribute
 Aufrufbedingung
 Ausführungs-Plattform
 Ausführungs-Parameter
 Die Funktionszuordnung fehlt bei manuellen Teilprozessen
Ereignis-Erzeugung
 enthält Verweise auf Geschäftsereignisse, die durch den TeilProzeß erzeugt werden
 Attribute
 Referenz auf Ereignisdefinition
 Bedingungen für die Erzeugung
 Parameter für die Übergabe an das erzeugte Ereignis
(z.B. Ordnungsbegriffe, Fälligkeit etc.)
Prozeß-Ergebnis
 beschreibt den Inhalt der Prozeß-Akten
 Attribute
 Datensicht für Protokoll-Daten
 Beschreibung der Protokollinformationen
 Vorgabe für Protokollumfang während des Prozeßablaufs und nach Prozeßende
GeschäftsobjektZuordnung
 enthält Verweise zu Geschäftsobjekten, die in diesem Teilprozeß
bearbeitet werden
 Anwendungsdaten
 Dokumente, Belege
 etc.
Erläuterungen:
1. Ein Geschäfts-Prozeß kann mehrere mögliche Start-Punkte haben.
2. Der Gesamt-Prozeß hat mehrere mögliche Ende-Punkte. Ein Geschäfts-Prozeß ist beendet ,
wenn ein mögliches Prozeß-Ende erreicht wird.
3. Ein Geschäftsprozeß kann immer abgebrochen werden. Bereits abgelaufene Teilprozesse
werden hierbei nicht mehr rückgängig gemacht
4. Eine Personenzuordnung aufgrund einer Rollenzuordnung sollte möglichst erst zum Zeitpunkt der Prozeß-Aktivierung geschehen, damit möglichst die aktuelle Verfügbarkeit von
Personen verwertet wird.
5. Über Ereignisse können mehrere Geschäftsprozesse miteinander verkettet sein. Dies ist
aber lediglich eine Unterstützung bei der Abwicklung, eine gemeinsame Auswertung oder
Auskunft ist über die Protokolldaten nicht direkt erhältlich.
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
© GDV 1999
Formale Beschreibung und Schnittstellen
25
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
II.1.3. Das operationale Modell der Workflow/Vorgangssteuerung
II.1.3.1. Allgemein
Das operationale Modell beschreibt die Entitäten und ihre Abhängigkeiten, die für das Laufzeitsystem von Bedeutung sind. Es beschreibt damit die Struktur und den Zusammenhang der
Dateninstanzen, auf denen das operationale System arbeitet.
II.1.3.2. Darstellung des Modells
GeschäftsProzeß
GeschäftsEreignis
Prozeß-Schritt
GeschäftsObjekt
SchrittBeziehungen
Proz-EreignisBeziehungen
Obj-EreignisBeziehungen
Journal-Zusatz
Obj-ProzeßBeziehung
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
II.1.3.3. Beschreibung des Modells
Das Modell beschreibt den Informationsumfang, der für aktive und abgeschlossene Geschäftsvorgänge verwaltet werden sollte.
Für den operationalen Betrieb ist wichtig, daß zu jedem Geschäftsprozeß, inclusive der eingebetteten Geschäfts-Prozesse, eine Geschäfts-Vorgangs-Akte geführt wird. Sie dient
o
zur Information über den aktuellen Status und den bisherigen Ablauf
o
zur Information über die fachlichen Ergebnisse des Geschäftsprozesses
o
zur Ansteuerung von noch nicht abgewickleten Prozeßschritten
o
dem Verweis auf beteiligte Geschäfts-Objekte
Möglich ist, daß nach Ende eines Geschäftsprozesses der Umfang der noch gehaltenen Geschäftsprozeß-Information reduziert wird, da die Einzelinformation der Prozeßschritte langfristig
nicht mehr relevant ist.
Eine Protokollierung des inneren Ablaufs eines DV-Vorgangs (Ablauffolge seiner AnwendungsBausteine) erscheint nicht sinnvoll. Damit stellt das dargestellte Modell den vollen Umfang der
Protokollierung des Prozeßablaufs dar.
Neben der fachlichen Protokollierung ist es denkbar, daß eine mehr technische Journalisierung
von Ablauf-Information erfolgt. Die Journalisierung dient
o
der Information zur Resourcenauslastung
o
für Informationen zur Kostenverrechnung
o
zur Optimierung des technischen Systems.
Die technische Journalisierung wird hier nicht weiter betrachtet.
II.1.3.3.1. Der Geschäftsprozeß
Im Informationsobjekt „Geschäfts-Prozeß“ werden allgemeine Daten zu einer GeschäftsprozeßAkte abgelegt. Sie wird bei der Instanzierung des Prozesses angelegt. Im Laufe der Bearbeitung werden weitere Versionen der Entität „Geschäftsprozeß“ angelegt und am Abschluß der
Gesamtstatus festgehalten.
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
Die protokollierte Datenmenge wird teilweise generell erzeugt, d.h. für jeden Prozeß gleichartig,
teilweise aber über die Konfigurationsdefinition für den einzelnen Prozeß individuell vorgegeben.
Geschäfts-Prozeß
 ist die führende Entität zur Geschäftsprozeß-Akte und enthält
generelle Daten zur Prozeßausführung
 Start
 Ende
 Status (instanziert, in Arbeit, inaktiv, ereledigt, etc.)
 Name
 Prozeßklasse
 verbrauchte Resourcen
 Prozeßergebnis (global)
 etc.
II.1.3.3.2. Der Prozeß-Schritt
Das Informationsobjekt „Prozeß-Schritt“ wird für jeden zeitlich zusammenhängenden Ablaufschritt des Geschäfts-Prozesses erzeugt und enthält Daten zum abgewickelten Teilprozeß.
Die Informationen zum Prozeß-Schritt werden am Ende des Ablaufschrittes erzeugt, weitere
Ablaufschritte erzeugen weitere Protokoll-Instanzen. Da die bisherige Ablauf-Historie nicht
überschrieben wird, kann der Prozeß in seinem Ablauf lückenlos nachvollzogen werden.
Prozeß-Schritt
 hält Informationen zu jedem Ablaufschritt des Prozesses fest
 Start
 Ende
 Status (in Arbeit, unterbrochen, erledigt, etc.)
 Teilprozeß
 verbrauchte Resourcen
 Bearbeiter/Rolle
 ausgeführte Prozeßfunktion

Schritt-Beziehungen
etc.
 enthält Verweise auf vorausgegangene Teilprozesse, die Voraussetzung für diesen Teilprozeß waren
 folgende Typen sind denkbar
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
 Fortsetzungsschritte von unterbrochenen Teilprozessen
 Teilprozesse aus der direkten Nachfolgerbeziehung
 über Ereignisse verbundene Teilprozesse
(auch aus anderen Geschäftsprozessen)
Ereignis-Beziehungen
 enthält Verweise auf Ereignisse, die für diesen Ablaufschritt erzeugend waren oder durch diesen Ablaufschritt ausgelöst wurden
Objekt-Beziehungen
 enthält Verweise auf die benutzten Anwendungsbestände
 geändert / gelesen
 Dokumente, Geschäftsobjekte etc.
 dienen auch zur Einstiegsunterstützung aus der Sicht der Geschäftsobjekte (wer hat wann dieses Geschäftsobjekt angefaßt) oder
aus der Sicht der Prozesse (wie wurde ein Geschäftsobjekt in diesem Prozeß verändert)
Journalzusatz
 enthält weitere Protokolldaten zu einem Prozeßschritt
II.1.3.3.3. Das Geschäftsereignis
Das Informationsobjekt „Geschäftsereignis“ wird angelegt, wenn ein Ereignis im System bekannt wird. Weitere Versionen werden erzeugt, wenn das Ereignis nicht sofort fällig ist.
Geschäfts-Ereignis
 hält die Daten zu den aufgetretenen Ereignissen fest
 Anlege-Zeitpunkt
 Status
 Name
 Typ
Ereignis-ObjektBeziehung
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 hält Verweise auf betroffene Geschäftsobjekte
 Ermöglicht den Einstieg auf Ereignisse über GeschäftsobjektNummern
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
II.2. funktionale Anforderungen
Bei der Definition der funktionalen Anforderungen wurde zunächst nicht unterschieden zwischen Anforderungen, die der Workflow-Manager erfüllen muß, und denen, die die DVVorgangssteuerung erfüllen muß, unterschieden. Aus der Definition eines DV-Vorgangs ist allerdings ersichtlich, welche Funktionen zur Steuerung eines DV-Vorgangs benötigt werden welche nicht.
In der Definitionsebene werden Ablauf- und Aufbauorganisation beschrieben, soweit sie für die
Prozeßsteuerung von Bedeutung sind.
Da Workflow im Rahmen der VAA hauptsächlich als technische Steuerungsebene gesehen
wird, ist die Definitionsebene nur insofern relevant, als hier im Organisations- und Proezeßmodell die Steuerungsinformationen abgelegt werden. Insbesondere die Steuerungstiefe von
Workflow und die Anforderungen an ein Prozeßcontrolling bestimmen den Modellierungsbedarf.
Anforderungen an die Definitionsebene wie Unterstützung der Prozeßmodellierung und Analyse durch Konsistenzprüfungen oder Simulationen werden in diesem Kapitel nicht betrachtet.
Auch Fragestellungen zu dem Zusammenspiel von Produkt- und Prozeßmodell (z.B.: Inwieweit
lassen sich zu komplexen Produkten ggf. Prozesse automatische aus Sparten-Teilprozessen
bzw.und Sparten-Anwendungsbausteinen zusammensetzen?) werden hier nicht in Anforderungen umgesetzt.
Eine Unterscheidung in Funktionalitäten, die der Workflow-Manager selbst in jedem Fall bereitstellen muß, und solche, die auch von workflownahen Diensten bereitgestellt werden können,
erfolgt im Rahmen der Anforderungsdefinition hier nicht.
II.2.1. Organisationsmodellierung
Für Zuständigkeits-, Berechtigungs- und Freigabeprüfungen folgende Definitionen zur Beschreibung der Aufbauorganisation erforderlich:
Stellen, Rollen und entsprechende Hierarchien mit/ohne Vererbung von Berechtigungen
Rollen mit Zuständigkeiten und Berechtigungen
 für die Nutzung von Anwendungen (ggf. mit Attributen für Lese-, Schreib- und
Lösch-Berechtigung o.ä.)
 in Abhängigkeit von Dateninhalten (Maximalbeträge, Kennzeichen für „manuelle Tarifierung“ o.ä.)
 für bestimmte Teilmengen von Daten (z.B. nach Region, Vermittler oder Organisation)
Dazu soll es ggf. auch möglich sein, bereits vorhandene externe Organisationsbeschreibungen
in das Workflow-System einzubinden (am besten durch Online-Zugriff, mindestens aber durch
eine Batch-Schnittstelle).
II.2.2. Prozeßmodellierung
Für die Prozesse sind folgende Komponenten steuerungsrelevant und müssen definiert werden
können:
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Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Ereignisse:

verschiedene Arten von Ereignissen sind zu unterstützen:
 interne und externe
 timer-gesteuerte (relative und absolute) und event-gesteuerte

Verknüpfung von Ereignissen mit Prozessen
Beschreibung der Ergebnisse
Für das Zurücksetzen von Ergebnissen: Definition von kompensierenden Aktionen
für Teilprozesse und ganze Geschäftsprozesse
Zielvorgaben für das Prozeßcontrolling: Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten, Anzahl
der Bearbeitungsschritte (Vorgabe einer Anzahl von Unterbrechungen)
Ablauflogik von Prozessen: lineare Folgen, automatisches Verzweigen (bei strukturierten Prozessen), situatives Verzweigen (bei unstrukturierten Prozessen), Schleifenbildung, Nebenläufigkeit und Synchronisation verschiedener Prozesse, Warten
auf Ereignisse usw.
Zusammenfassung von Elementarprozessen zu Logical Units of Work (LUW)
Zuordnung von Stellen / Rollen zu Teilprozessen
Definition von Fristen und Terminen
Definition von Prioritäten
Zuordnung von Anwendungsbausteinen (im fachlichen Modell inklusive Unterscheidung Mensch/Maschine)
Umfang der Protokollierung und zugehörige Aufbewahrungsfristen
II.2.3. Laufzeitfunktionen
Die Anforderungen an die Laufzeitfunktionen definieren den Leistungsumfang der Steuerungsebene Workflow.
Welche Rolle Workflow in den einzelne Unternehmen spielen wird, ist unternehmenspezifisch
festzulegen:
Workflow kann an Arbeitsplätzen die alleinige und oberste Steuerungsebene sein,
die ab Tagesstart die Arbeit des Sachbearbeiters im System führt, d.h. die Arbeitssteuerung erfolgt ausschließlich über die Arbeitsverwaltung (Postkorb) des Workflow-Systems.
An anderen Arbeitsplätzen werden ggf. nur bestimmte Tätigkeiten unter WorkflowSteuerung durchgeführt.
II.2.3.1. Prozeßmanagement
II.2.3.1.1. Instanziierung
Ein Geschäftsprozeß kann explizit durch einen Sachbearbeiter im interaktiven Betrieb angestoßen werden oder er wird ereignisgesteuert oder automatisch vom System initialisiert.
Der Wechsel von Prozeßtypen muß möglich sein. Der Typ des Geschäftsprozesses kann zunächst noch unbekannt sein und erst in einem nächsten Teilprozeß (Selektion) bestimmt werden.
Ein Geschäftsprozeß muß einen weiteren Geschäftsprozeß anstoßen können
(z.B. Mahnung/Kündigung).
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
Eine organisatorische Zusammenfassung von Prozessen, die sich auf das gleiche Objekt oder
Ereignis beziehen, muß möglich sein.
II.2.3.1.2. Unterbrechung
Es sind zwei Arten von Unterbrechungen zu unterscheiden, die unterschiedliche Aktionen des
Workflow-Systems hervorrufen.
Technische Unterbrechung:
Der Sachbearbeiter teilt dem Workflow-System per Funktionstaste o.ä. mit, daß er die Arbeit an
einem Vorgang unterbrechen will, um später an der gleichen Stelle wieder aufzusetzen.
Workflow teilt ggf. allen offenen Anwendungsbausteinen mit, daß die Arbeit unterbrochen wird.
Die Anwendungsbausteine - auch Standardanwendungen wie Textverarbeitung müssen mit dieser Meldung umgehen können und ggf. Datensicherung etc. einleiten.
Workflow setzt Termin für Wiedervorlage und einen entsprechenden Status (unterbrochen, könnte weiterbearbeitet werden).
Bei Wiederaufnahme der Bearbeitung sorgt Workflow für den Start aller abgebrochenen Anwendungsbausteine.
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Fachliche Unterbrechung:
Während der Bearbeitung eines Vorgangs wird festgestellt, daß der Vorgang wegen fehlender
Unterlagen, fehlender Kompetenz etc. nicht zuende bearbeitet werden kann. (Bemerkung : Die
ist keine Unterbrechung im Sinne der WFMC:)
Der Anwendungsbaustein teilt Workflow mit, daß eine Unterbrechung der Bearbeitung erfolgt, auf welches Ereignis zu welchem Termin gewartet wird und an welcher
Stelle die Arbeit fortgesetzt werden soll.
Workflow teilt ggf. übrigen offenen Anwendungsbausteinen mit, daß die Arbeit unterbrochen wird.
Die Anwendungsbausteine - auch Standardanwendungen wie Textverarbeitung müssen mit dieser Meldung umgehen können und ggf. Datensicherung etc. einleiten.
Workflow setzt Termin für Wiedervorlage und einen entsprechenden Status (unterbrochen, wartet auf Ereignis) und sichert Workflow-relevante Daten
Bei Eintreffen des Ereignisses wird der Termin für die Wiedervorlage auf das Tagesdatum gesetzt und der Status wird umgesetzt. (unterbrochen, könnte weiterbearbeitet werden).
Bei Erreichen des Termins wird der Vorgang in eine Wiedervorlage gestellt oder eine
definierte Aktion angestoßen.
Bei Wiederaufnahme der Bearbeitung gem. Wiedervorlage sorgt Workflow für den
Start aller abgebrochenen Anwendungsbausteine.
Bemerkung:
Wenn ein Sachbearbeiter mehrere Vorgänge parallel bearbeitet, kann auch die Arbeit an einem
Vorgang temporär unterbrochen sein, z.B. währende einer telefonischen Auskunft.
Diese Vorgänge sind im Sinne von Workflow beide "in Arbeit". Es erfolgt keine Steuerung durch
Workflow.
II.2.3.1.3. Weiterleitung und Delegation
Bei der Weiterleitung eines Vorgangs durch Workflow an eine andere Stelle müssen zwei Formen unterschieden werden können:
Weiterleitung: Abgeben der Aufgabe und der Verantwortung für das Ergebnis an einen anderen
Delegation: Abgeben der Aufgabe, aber das Ergebnis muß vom Abgebenden abgezeichnet werden, und er trägt die Verantwortung für die Korrektheit
Sowohl Weiterleitung als auch Delegation sollen an vordefinierte Stellen / Personen / Rollen
oder mit manueller Eingabe des Adressaten vorgenommen werden können.
Eine ad-hoc-Änderung des vordefinierten Arbeitsablaufs soll (für Ausnahmefälle) an jeder Stelle
der Bearbeitung möglich sein.
II.2.3.1.4. Abbruch/Löschung
Abbruch bzw. Löschung eines Geschäftsprozesses muß auf jeden Fall möglich sein, zumindest
während der Bearbeitung des ersten Teilprozesses, d.h. solange noch keine Zwischenergebnisse erzeugt wurden, die ggf. Außenwirkung haben.
Dies gilt analog für den Abbruch eines Teilprozesses innerhalb der Pozeßbearbeitung. Vorangegangene Arbeitsschritte und Ergebnisse müssen dann gültig bleiben.
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
Für den Abbruch nach Abschluß eines Teilprozesses müssen ggf. die entsprechenden kompensierenden Aktionen definiert sein. In allen anderen Fällen darf das Workflow-System den
Abbruch nicht zulassen.
Der Vorgang Abbruch / Löschung ist mit den zugehörigen Eingabedaten und Dokumenten zu
protokollieren.
II.2.3.1.5. Abschluß
Bei Abschluß der Bearbeitung eines Prozesses muß Workflow für eine Protokollierung des Vorgangs und die Archivierung relevanter (vorher definierter) Arbeitsergebnisse und Bemerkungen
sorgen.
Ziel ist zum einen eine maschinelle Nachvollziehbarkeit von Geschäftsprozessen im Rahmen
rückwirkender Änderungen und zum anderen eine Referenz der Vorgangshistorie.
Wenn ein Geschäftsprozeß im Sinne von Workflow einmal abgeschlossen ist, ist keine Wiederaufnahme der Bearbeitung des Prozesses mehr möglich.
II.2.3.1.6. Steuerung
Auf Basis der bei der Prozeßmodellierung getroffen Definitionen sorgt das Workflow-System für
die durchgängige Steuerung aller Tätigkeiten (Teil- und Elementarprozesse) des Geschäftsprozesses und sorgt für die Sicherung und Bereitstellung der dazu erforderlichen Daten.
Steuerung der Teil- und Elementarprozesse:
Aufgrund der Ergebnisse eines Teil- bzw. Elementarprozesses und den Definitionen
zur Ablauflogik des Prozesses muß der Workflow-Manager, den nächsten Teil- bzw.
Elementarprozeß innerhalb eines Geschäftsprozesses aktivieren.
Alle unter "Prozeßmodellierung" erwähnten Steuerungskonstrukte sind zu unterstützen.
Bei maschinell durchzuführenden Tätigkeiten ist der zugeordnete Anwendungsbaustein aufgerufen, bei manuellen Tätigkeiten ist ein Hinweis zum betreffenden Teiloder Elementarprozeß im Arbeitskorb des zuständigen Sachbearbeiters anzuzeigen.
Koordinierung bei asynchroner Verarbeitung:
Bei der Verteilung von Anwendungen sowie bei der Einbeziehung von BatchFunktionen ist asynchrone Verarbeitung notwendig. Die damit zusammenhängenden
Funktionen der Koordinierung / Statusanzeige sind von Workflow-System wahrzunehmen.
Datenaustausch:
Jedem Geschäftsprozeß ist eine Menge von Daten zugeordnet. Dies sind insbesondere die im Laufe des Geschäftsprozesses bisher getätigten Eingaben, aber auch
Notizen des Sachbearbeiters, eingehende/ausgehende Post oder aufgrund eines
Datenaustauschs vorliegende Daten.

Die Vorgangsdaten sind prozeßbezogen zu verwalten, so daß sie allen Teilprozessen innerhalb des Geschäftsprozesses bekannt sind.

Auch der Austausch von Daten zwischen unterschiedlichen Geschäftsprozessen ist zu unterstützen. Der Verlauf eines Geschäftsprozesses kann dazu führen, daß weitere Geschäftsprozesse initialisiert werden müssen. Diesen werden
dann die bereits vorliegenden Daten zur Verfügung gestellt.
II.2.3.1.7. Arbeitsverwaltung
Der Arbeitsvorrat eines Sachbearbeiters wird im Arbeitskorb (Postkorb) abgebildet. Bei jedem
Aufruf des Arbeitskorbes wird der Stand aktualisiert. Aus dem Arbeitskorb heraus ist der Einstieg in eine ausgewählte Verarbeitung direkt möglich.
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
Unter "Arbeitsverwaltung" ist sowohl die individuelle Arbeitsverwaltung an einem Arbeitsplatz
als auch die übergreifende Arbeits - und Lastverteilung zusammengefaßt.
Folgende Anforderungen sind an die Arbeitsverwaltung zu stellen:
Arbeitskörbe sollen sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen geführt werden
können.
Die Abarbeitung muß in vorgegebener oder wahlfreier Reihenfolge möglich sein.
Für die Anzeige der offenen Vorgänge sollen Sortierkriterien vorgeben werden können (Termine, Prioritäten etc.)
Die Prioritäten der Vorgänge müssen - bei geeigneter Kompetenz - modifiziert werden können.
Neben dem Einstieg in die Vorgangsbearbeitung über den Arbeitskorb muß auch der
wahlfreie Einstieg über Schlüsselattribute möglich sein.
Die parallele Bearbeitung mehrerer Vorgänge muß möglich sein.
Die Umverteilung der Arbeitslast muß auf "Vertreter" oder sonstige andere Stellen
möglich sein.
II.2.3.1.8. Terminverwaltung und Wiedervorlage
Zwischen zwei Teilprozessen kann eine Terminsetzung erforderlich sein. Diese Termine werden
vom Terminsystem als Teil des Workflow-Managers überwacht. Dabei kann es sich sowohl um
maschinell als auch um manuell gesetzte Termine handeln.
Folgende Anforderungen sind an Terminverwaltung und Wiedervorlage zu stellen:
Setzen von Terminen und Termingründen an beliebigen Stellen der Geschäftsprozeßbearbeitung
Anstoß von definierten Prozessen bei Terminerreichung bzw. bei Eintritt definierter
Ereignisse
Anzeige der Termine bei Bedarf, ggf. mit Vorgabe von Fristen (z.B. auch bei Anmeldung in das System)
Unterschiedliche Anzeigefunktionen (Sortierungen/Auswahl nach Prioritäten, Geschäftsprozeßarten usw.)
Sprung in die Geschäftsprozeßbearbeitung
optische / akustische Signale bei Eintreffen eines erwarteten Ereignisses
II.2.3.1.9. Zuständigkeiten, Berechtigungsverfahren, elektronische Unterschrift
Zu jedem Teilprozeß muß ermittelt werden, wer für die Bearbeitung dieses Schrittes zuständig
ist. Dies können mehrere Sachbearbeiter (z.B. eine Gruppe) sein. Die Information über die Zuständigkeit kann direkt gespeichert sein (z.B. bei Weiterleitung an eine konkrete Organisationseinheit), oder sie wird aus den Daten des Geschäftsprozesses (Ordnungsbegriff, Geschäftsprozeß-Typ, ...) ermittelt.
Die Prüfung der Berechtigung zum Durchführen von Teilprozessen und zum Erzeugen von Ergebnissen werden über ein Berechtigungssystem geprüft, in dem zentral die Berechtigungsregeln hinterlegt sind.
Vom Berechtigungssystem wird auch gemeldet, wenn ein Teilprozeß insgesamt oder sein Ergebnis freizugeben ist. Ebenso wird die Freigaberegel (wer darf freigeben, sind noch Änderungen möglich...) geliefert.
Die Prüfung der Berechtigung gem. Definition je Rolle muß an unterschiedlichen
Stellen möglich sein:
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
 bei Start der Bearbeitung

an wohldefinierten Stellen der Geschäftsprozeßbearbeitung (z.B. nach der
Eingabe von Auszahlungssummen)
Die Weiterleitung an die autorisierte Person soll automatisch erfolgen.
Das Vier-Augen-Prinzip muß unterstützt werden.
Das Freigabeverfahren ist ein Anwendungsbaustein und wird von Workflow angestoßen.
II.2.3.2. Prozeßauskunft
Die bei Unterbrechung oder Abschluß eines Vorgangs abgelegten Informationen können als
Vorgangshistorie angezeigt werden. Die Menge der Informationen wird bei der Prozeßdefinition
festgelegt.
Aus der Vorgangshistorie muß eine Verzweigung auf den jeweils angezeigten Geschäftsprozeß
bzw. Teilprozeß möglich sein, um Eingaben und Datenzustände nachvollziehen zu können.
II.2.3.2.1. Status eines Prozesses
Die Auskunft zum Bearbeitungsstand eines Prozesses soll zumindest folgende Informationen
ausweisen:
Arbeitsstatus (z.B. „aktiv“, „wartet auf Ereignis“)
Arbeitsschritte (aktueller, Vorgänger, Nachfolger)
Bearbeiter
Kontext (z.B. parallel laufende Prozesse zum gleichen Ordnungsbegriff oder Ereignis)
eingehende und ausgehende Dokumente
Termine
II.2.3.2.2. Verlauf eines Prozesses
Die Auskunft zum Verlauf eines Prozesse soll auf gröberer Ebene in Sicht auf den Gesamtprozeß folgende Informationen ausweisen:
bisher durchlaufene Arbeitsschritte
getroffene / anstehende Entscheidungen
II.2.3.3. Prozeßstatistik
Workflow bietet grundsätzlich die Möglichkeit zu einer Vielzahl von Auswertungen und einem
sehr weitreichendem Prozeßcontrolling. Die Nutzung dieser Möglichkeiten wird sehr unternehmensspezifisch sein und beeinflußt die Definitionsebene.
Auswertungen sollten zumindest möglich sein über:
Arbeitszeiten
Durchlaufzeiten
Wartezeiten
Unterbrechungen
 offene Geschäftsprozesse
 anstehende und überschrittene Termine
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© GDV 1999
Workflow-/Vorangssteuerung
Formale Beschreibung und Schnittstellen
II.3. Workflownahe Dienste
Die am Markt verfügbaren Workflowsysteme bieten neben den Funktionen zur Steuerung von
Geschäftsprozessen i.a. eine Reihe von Zusatzfunktionen an, die für die Arbeit mit einem Workflowsystem erforderlich sindm aber nicht unbedingt Bestandteil des Workflowsystems sein müssen. In VAA werden diese Funktionen der Dienstebene zugerechnet. Ein Workflowsystem muß
dann die Möglichkeit bieten, neben der eigenen Implementierung dieser Funktionen auch diese
Dienste zu nutzen.
Die Ausarbeitungen zu diesen workflownahen Diensten bedürfen noch der Überarbeitung und
sind deshalb nur im Anhang aufgeführt.
II.3.1. Termin- / Ereignisverwaltung
Ein im Ansatz der WfMC nicht berücksichtigter Komplex von Funktionalitäten ist die Termin/Ereignis-Systematik. Es ist im WfMC-Referenzmodell Aufgabe der Anwendungen (Client Applications), für die entsprechende Ereignisverwaltung und Terminhaltung zu sorgen. Die betreffenden Funktionen werden in den VU häufig benötigt. Darüberhinaus erscheint es möglich,
durch die vergleicbaren Aufgabenstellungen der VU eine Termin-/Ereignissystematik zu schaffen, die den Anforderungen mehrerer VU gerecht wird
Unter Ereignis soll hier ein plötzlich eintretender, fachlich relevanter Sachverhalt verstanden
werden. Ein Ereignis selbst beinhaltet keine Information darüber, wer wie und wann auf dieses
Ereignis reagieren muß.
Ein Termin ist ein Datum, auf dessen Erreichen eine bestimmte Anwendung in einer definierten
Weise reagiert.
Ein Termin-/Ereignisverwaltung soll folgende Funktionen unterstützen:
 Verwaltung von Terminen und Anstoß der betreffenden Aktionen bei Terminerreichung (aktive Terminverwaltung)
 Möglichkeit der Abfrage von Terminen nach bestimmten Ordnungskriterien (z.B. Benutzer,
Ordnungsbegriff, Geschäftsvorfall)
 Möglichkeit der Terminänderung bereits gesetzter Termine
 Systematik zur Verwaltung von Standardterminen und Verfügbarmachung eines entsprechenden Metamodells zur Definition von Standardterminen
 Protokollierungsfunktionen
 Unterscheidung von individuell gesetzten und Standardterminen
 Entgegennahme und Speicherung von Ereignissen
 Entgegennahme der Anforderung eines Ereignisses von Anwendungen
 Meldung an Anwendungen, daß ein Ereignis eingetroffen ist
 Unterscheidung von generellen und speziellen Ereignissen
II.3.2.
Organisationsverwaltung / Organisationsmodell (OM)
Eine Workflow-/Vorgangssteuerung sollte so konzipiert sein, daß sie unabhängig von einer spezifischen Organisationsform ist. Sie darf keine Annahmen über die Organisationsstruktur machen. Statt dessen muß die Steuerung Eigenschaften und Informationen über die Organisation
über definierte Dienste von einem Organisationsmodell erfragen, welche aus Sicht der Steuerung alle organisationsspezifischen Informationen beinhaltet und abkapselt. Demzufolge präsentiert sich das Organisationsmodell (OM) der Steuerung über seine Dienste, d.h. über sein
Interface.
Unter dem Begriff Organisationsmodell soll hier sowohl ein Modell der Aufbauorganisation als
auch eines der Benutzerverwaltung subsumiert werden. In einer konkreten Anwendungsarchitektur können sich die beiden letztgenannten Modelle jedoch durchaus als eigenständige Komponenten darstellen.
Die Einschränkung , daß sich die Workflow-Steuerung nur über das Interface organisationsspezifische Informationen beschafft, hat zur Folge, daß einerseits eine Workflow-Steuerung mit unterschiedlichen konkreten Organisationsmodellen zusammenarbeiten kann und andererseits sich
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Formale Beschreibung und Schnittstellen
Workflow-/ Vorgangsmanager
die Organisationsstruktur ändern kann, ohne daß die Schnittstelle zur Steuerung davon betroffen sein muß.
Innerhalb der VAA ist somit das Interface zwischen der Workflow-/Vorgangssteuerung und der
Organisationsverwaltung zu normieren. Technisch gesehen bedeutet das, daß die Workflow/Vorgangssteuerung nicht mit den internen Datenstrukturen des Organisationsmodells arbeitet,
sondern nur die vom OM anzubietenden API-Funktionen aufruft.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
II.3.3. Transaktionsverwaltung
DV-Systeme, auf denen Anwendungen laufen, kennen nur techniche Transaktionen (DBTransaktionen, TP-Monitor-Transaktionen). Nach Ablauf einer solchen (i.a. kurzen) Transaktin
sind die darin erzeugte Daten persistent und freigegeben. Aus fachlicher Sicht ist es aber häufig
erforderlich, die Tätigkeiten wesentlich größerer Zeiteinheiten zu einer (fachlichen) Transaktion
zusammenzufassen. So ist. z.B. aus fachlicher Sicht eine Antragserfassung erst beendet, wenn
sämtliche Daten zum Versicherungsnehmer und zu den beantragten Deckungen vorliegen.
Technisch sind in diesem Fall aber schon eine Reihe von Transaktionen abgelaufen. Zur Umsetzung eines solchen Konzepts von fachlichen Transaktionen (Logical Unit of Work, LUW) ist
es sinnvoll, eine Transaktionsverwaltung als eigenständige Komponente zu implementieren.
Ein wesentliches Konzept ist der Vorgangsspeicher. In ihm werden die Daten eines Vorgangs
während einer fachlichen Transaktion gehalten, aus ihm erhalten die Anwendungsbausteine
Daten. Die Verwaltung des Vorgangsspeichers erfolgt über die Schnittstelle des Datenmanagers, die möglichen Funktionen werden beim Datenmanager beschrieben. Die Transaktionsverwaltung bedient sich des Vorgangsspeichers, um ihre Funktion zu erfüllen.
II.4. Schnittstellen
Folgende Schnittstellen sind zu beschreiben:
 Workflowmanager - DV-Vorgangssteuerung
 DV-Vorgangssteuerung - Präsentationsmanager
 DV-Vorgangssteuerung - Anwendungsbaustein
Workflowmanager - Dienstsysteme (Terminsystem, Organisationsmodell, Arbeits- und Lastverteilung, Transaktionsverwaltung
III. Anhang
III.1. vorhandene Produkte und aktuelle Entwicklungen
III.1.1. vorhandene Produkte
Hier sollten die am Projekt beteiligten Softwarehäuser ihr Produkt kurz vorstellen und hinsichtlich der gestellten Anforderungen bewerten.
Außerdem erscheint ein Hinweis auf die neueste Auflage der bekannten DSK-Studie, die zumindest quantitativ einen guten Marktüberblick gibt.
III.1.2. Standards und aktuelle Entwicklungen
Entscheidende Impulse für Standardiserungsbemühungen im Workflow-Bereich gehen von der
Workflow Management Coalition aus, der weltweit die meisten namhaften Hersteller von Workflow-Produkten angehören. Das dort definierte Workflow Reference Model und die darin definierten Interfacec bildeten auch für die Arbeit der Projektgruppe eine wesentliche Grundlage.
Weitere workflow-relevante Standardisierungsbemühungen gibt es im Bereich Document Management.
III.2. weitere Ausarbeitungen - Stoffsammlung
Dieses Kapitel enthält Dokumente, die im Rahmen der Projektarbeit erstellt wurden, aber aufgrund ihres Detaillierungsgrades nicht zum sonstigen Dokuent passen oder noch nicht umfas-
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
send in der Projektgruppe besprochen wurden. Ihre Auf- und Einarbeitung bleibt damit einer
späteren Projektphase vorbehalten.
III.2.1. Dokument - Dynamischer Ablauf von
Geschäftsprozessen
III.2.1.1. DV-Vorgang als Grund-Element eines Geschäftsprozesses
III.2.1.1.1. Allgemein
Ein DV-Vorgang stellt in einem Geschäftsprozeß eine zusammenhängende Arbeitseinheit dar,
die für das Gesamtverständnis des Ablaufs von grundsätzlicher Bedeutung ist.
Er stellt für die Ausführung der geforderten Prozeß-Aufgaben die notwendigen Instrumentarien
bereit, wobei durch eine hohe Integration der Bauteile eine optimierte Unterstützung angestrebt
wird.
Eine wesentliche Eigenschaft eines DV-Vorganges wird durch das Transaktionskonzept festgelegt:
Parallele DV-Vorgänge beeinflußen sich während der Ausführung gegenseitig nicht, da die Ergebnisse eines DV-Vorgangs erst am Vorgangsende für andere DV-Vorgänge verfügbar werden.
Ein DV-Vorgang arbeitet während seiner Abwicklung immer auf einer konsistenten Datenbasis,
da er nur solche Informationen zur Verarbeitung heranzieht, die zum Vorgangs-Startzeitpunkt
schon bekannt waren (dies gilt auch für Daten-Nachforderungen).
Es gilt das Alles-Oder-Nichts-Prinzip: entweder wird das geprüfte Vorgangsergebnis in seiner
Gesamtheit freigegeben oder insgesamt weggeworfen.
Ein DV-Vorgang unterstützt die Durchführung von Einzelverarbeitungen, die voneinander unabhängig abgewickelt werden. Hierbei sollte der Verarbeitungsumfang jedoch eine bestimmte
Größenordnung nicht überschreiten, da der Arbeitsstatus in einem Vorgangsspeicher temporär
gehalten wird und sämtliche Ergebnisse bei nicht ordnungsgemäßen Abschluß verloren sind.
Ein DV-Vorgang kann in verschiedenen Formen auftreten:
zur interaktiven Abwicklung eines Teilprozesses im Rahmen einer GeschäftsprozeßBearbeitung, d.h ein Bediener beeinflußt durch seine Eingaben den Ablauf und Umfang der
Verarbeitung
zur dialoglosen Abwicklung von Teil-Prozessen im Rahmen einer GeschäftsprozeßBearbeitung. Damit ist es möglich, die Verarbeitung vieler Geschäftsobjekte als eine Menge von
bedienerlosen Einzelverarbeitungen durchzuführen.
Ein DV-Vorgang muß aber nicht unbedingt innerhalb eines Geschäftsprozesses ablaufen, wenn
dafür kein fachlicher Grund vorliegt. So können Auskunftsvorgänge oder unwichtigere Aktivitäten, deren Einbindung in einen Geschäftsprozeß nicht notwendig erscheint, auch als losgelöste
Einzelprozesse ablaufen.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
III.2.1.1.2. DV-Vorgänge innerhalb einer Geschäftsprozeß-Bearbeitung
Bei der Abwicklung eines Teilprozesses im Rahmen einer Geschäfts-Prezeß-Abwicklung können drei Schritte unterschieden werden:
(1) Aufnahme eines Arbeitschrittes
Ein Bediener übernimmt einen anstehenden Teilprozeß. der damit den Zustand „in Bearbeitung“
annimmt. Diese Zustands-Änderung des Prozesses sollte nach außen bekanntgemacht werden, wenn eine konkurrierende Zweitaufnahme des Teilprozesses verhindert werden soll.
(2) Abarbeitung des Teilprozesses
Dahinter steht die inhaltliche Bearbeitung des Teilprozesses durch einen AnwendungsVorgang, der enden kann
- mit einer Fortschreibung der Anwendungs-Datenbanken endet
- einem Abbruch des Teilprozesses
- oder einer Unterbrechung (evtl. mit Weiterleitung) des Teilprozesses
(3) Beendigung des Arbeitschrittes
Das Ergebnis des Schrittes ist beim Geschäfts-Prozeß zu protokollieren und Folgemaßnahmen
sind einzuleiten.
Diese 3 Aufgaben können in einem DV-Vorgang zusammengefaßt werden oder ingetrennten
DV-Vorgängen abgelegt sein. Dabei sind folgende Konsequenzen zu beachten:
(1) + (2) + (3) in einem DV-Vorgang
- es wird eine vollständige Ergebnis-Synchronisation erreicht: inhaltliche Ergebnisse
Arbeitsschritt-Ende sind entweder beide vollzogen oder nicht.
- eine Reservierung des Teilprozesses am Vorgangsstart erfolgt nicht
- sinnvoll einsetzbar bei Prozessen ohne Dialogverkehr und ohne konkurrierende Ansteuerung von Teilprozessen
- aber: problematisch, wenn WF-DB und Awendungs-DB auf getrennten Plattformen
und
(1) in einem und (2) + (3) in einem DV-Vorgang
- es wird wieder eine vollständige Ergebnis-Synchronisation errreicht
- zusätzlich erfolgt eine Reservierung des Teilprozesses bei Vorgangsstart
- optimal einsetzbar bei allen Prozessen, da die Ergebnisse der Anwendungsverarbeitung für die
Workflow-Steuerung verfügbar sind
- aber: problematisch, wenn WF-DB und Awendungs-DB auf getrennten Plattformen
(1) und (2) und (3) in getrennten DV-Vorgängen
- keine Ergebnis-Synchronisation, d.h. Anwendungs-Datenbanken werden fortgeschrieben und in
einem unabhängen Vorgang erst das Arbeitschritt-Ende festgehalten.
- eine Reservierung des Teilprozesses bei Vorgangsstart erfolgt
- sinnvoll einsetzbar bei Prozessen, für die WF-DB und Anwednungs-DB auf getrennten
Rechnern
liegen oder bei denen die Workflow-Verarbeitung nicht integrierbar ist mit dem
Anwendungsvorgang.
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
III.2.1.2. DV-Vorgänge in Beispiel-Szenarien
III.2.1.2.1. Einschrittiger Geschäfts-Prozeß
BS
Anstoß-Vorgang
1
WF
AS-Start
2
WF AN
BS
Arbeits-Vorgang
3
1. Aus einem Auswahl-Vorgang (oder einem beliebigen Vorgang mit Anstoß-Möglichkeit) heraus wird ein Geschäfts-Prozeß gestartet. Der Auswahl-Vorgang selbst bleibt weiterhin aktiv.
2. Mit dem Start des Teilprozesses wird auch der zugehörige Geschäftsprozeß instanziiert. Der
Start der Bearbeitung selbst wird in der WF-Datenbank protokolliert. Dieser WF-Vorgang
wird beendet, der Arbeitsvorgang selbst gestartet.
3. Der Arbeits-Vorgang wird durchgeführt, notwendige Anwendungsdialoge werden ausgegeben und bedient. Am Vorgangsende werden die Ergebnisse auf Anwendungs-Datenbanken
geschrieben. Anschließend wird das Arbeitschritt-Ende protokolliert. Gleichzeitig wird auch
der Geschäftsprozeß abgeschlossen, wenn ein einschrittiger Prozeß vorliegt.
Anschließend kann der Bediener die Bearbeitung im ursprünglichen Auswahl-Vorgang fortsetzen
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
III.2.1.2.2. Mehrschrittiger Geschäftsprozess
BS
Postkorb-Vorg.
1
WF
AS-Start
2
WF
AN
BS
Arbeits-Vorgang
3
1. Anstoßvogang wie beim einschrittigen Prozeß
2. Arbeitsschritt-Start wie beim einschrittigen Prozeß
3. Der erste Arbeits-Vorgang wird durchgeführt, notwendige Anwendungsdialoge werden ausgegeben und bedient. Am Vorgangsende werden die Ergebnisse auf AnwendungsDatenbanken geschrieben. Anschließend wird das Arbeitschritt-Ende protokolliert. Der
nächste Arbeits-Vorgang wird ermittelt und sein Beginn protokolliert. Anschließend wird dieser Arbeits-Vorgang gestartet.
4. Der Arbeits-Vorgang wird durchgeführt, notwendige Anwendungsdialoge werden ausgegeben und bedient. Am Vorgangsende werden die Ergebnisse auf Anwendungs-Datenbanken
geschrieben. Anschließend wird das Arbeitschritt-Ende protokolliert. Gleichzeitig wird auch
der Geschäftsprozeß abgeschlossen, wenn ein einschrittiger Prozeß vorliegt.
Anschließend kann der Bediener die Bearbeitung im ursprünglichen Auswahl-Vorgang fortsetzen.
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
III.2.1.2.3. Arbeitsaufnahme aus Postkorb
1. Der Postkorb-Vorgang ist ein Auskunfts-Vorgang, der die Worklfow-DB nur liest. In ihm werden Ereignisse ausgewählt, die bearbeitet werden sollen. Die Auswahl führt möglicherweise
zu mehreren betroffenen Geschäfts-Prozessen und Teilprozessen, was zu einem zusätzlichen Auswahlbild in diesem Vorgang führen kann.
Ist ein Teilprozess zur Bearbeitung ausgewählt, wird ein Start-Vorgang für den Arbeitschritt
ausgelöst.
2. Der Start-Vorgang für den Arbeitschritt protokolliert den Start und löst den eigentlichen Anwendungs-Vorgang aus.
3. Der Arbeits-Vorgang wird durchgeführt, notwendige Anwendungsdialoge werden ausgegeben und bedient. Am Vorgangsende werden die Ergebnisse auf Anwendungs-Datenbanken
geschrieben. Anschließend wird das Arbeitschritt-Ende protokolliert.
Falls in diesem Prozess weitere Arbeits-Vorgänge demselben Sachbearbeiter zugeordnet
werden, werden diese direkt zur weiteren Bearbeitung angeboten.
Ansonsten wird wieder in den Postkorb-Vorgang verzweigt, um weitere Ereignisse zur Bearbeitung auszuwählen.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
III.2.1.2.4. Ereignisverarbeitung ohne Dialog
BS
Anstoß-Vorgang
1
WF
Treiber-Vorgang
2
WF
AN
Arbeits-Vorgang
3
WF
AN
Arbeits-Vorgang
4
WF
AN
Arbeits-Vorgang
4
WF
Treiber-Vorgang
5
WF
AN
Arbeits-Vorgang
6
WF
AN
Arbeits-Vorgang
7
WF
Treiber-Vorgang
8
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
1. Der Anstoß-Vorgang startet den gesamten Ablauf, indem er einen Treiber-Vorgang auslöst.
2. Der Treiber-Vorgang greift auf die Workflow-DB zu und prüft auf fällige Ereignisse. Hat er ein
Paket von Ereignissen ermittelt, startet er die zugehörigen Arbeits-Vorgänge. Zusätzliche
startet er einen neuen Treiber-Vorgang
3. In den Arbeits-Vorgängen wird die notwendige Verarbeitung ausgeführt und die Ergebnisse
auf die Anwendungs-DB geschrieben. Gleichzeitig wird der Anfang und das Ende des Arbeitschrittes auf der Workflow-DB protokolliert.
Die Arbeitsvorgänge werden möglichst parallel ausgeführt, um den Durchsatz zu erhöhen.
Treten Fehler auf, werden Meldungsereignisse erzeugt, die diese Fälle SB-Postkörben zur
weiteren manuellen Behandlung zuordnet. Da kein Dialog möglich ist, werden notwendige
Eingaben von Eingangs-DB beschafft.
4. Der zweite Treiber-Vorgang ermittelt das nächste Paket fälliger Ereignisse und startet auch
hierzu die notwendigen Arbeits-Vorgänge. Zusätzlich wird der nächste Treiber-Vorgang gestartet.
Dieser Ablauf wird solange wiederholt, bis das letzte fällige Ereignis ermittelt und abgearbeitet ist.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
III.2.1.3. Vorkommende Vorgangstypen
III.2.1.3.1. Auskunfts-Vorgang
Lese-Zugriff auf Workflow-DB und/oder Anwendungs-DB
mit Dialog-Bedienung
keine Fortschreibung von Anwendungs-Daten oder Workflow-Daten
III.2.1.3.2. Änderungs-Vorgang
Lese-Zugriff Anwendungs-DB
mit Dialog-Bedienung
Fortschreibung von Anwendungs-Daten durch Arbeitsergebnisse
keine Fortschreibung von Workflow-DB
III.2.1.3.3. Start-Vorgang für Arbeitschritte
Lese-Zugriff auf Workflow-DB
ohne Dialog-Bedienung
Fortschreibung auf Workflow-DB zur Prozeßprotokollierung
III.2.1.3.4. Arbeits-Vorgang mit Dialog
Lese-Zugriff auf Anwendungs-DB und bei Bedarf auf Workflow-DB
mit Dialog-Bedienung
Fortschreibung der Anwendungs-DB durch Vorgangserbenisse
Fortschreibung auf Workflow-DB zur Prozeßprotokollierung
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
III.2.1.3.5. Treiber-Vorgang
Lese-Zugriff auf Workflow-DB
ohne Dialog-Bedienung
Fortschreibung auf Workflow-DB zur Protokollierung
III.2.1.3.6. Arbeits-Vorgang ohne Dialog
Lese-Zugriff auf Anwendungs-DB und Workflow-DB
ohne Dialog-Bedienung
Fortschreibung der Anwendungs-DB mit Vorgangsergebnissen
Fortschreibung auf Workflow-DB zur Protokollierung
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
III.3. Termin- / Ereignisverwaltung
Ein im Ansatz der WfMC nicht berücksichtigter Komplex von Funktionalitäten ist die Termin/Ereignis-Systematik. Es ist im WfMC-Referenzmodell Aufgabe der Anwendungen (Client Applications), für die entsprechende Ereignisverwaltung und Terminhaltung zu sorgen. Die betreffenden Funktionen werden in den VU häufig benötigt. Darüberhinaus erscheint es möglich,
durch die vergleicbaren Aufgabenstellungen der VU eine Terminsystematik zu schaffen, die den
Anforderungen mehrerer (besser aller) VU gerecht wird.
III.3.1.1. Funktionale Anforderungen
Unter Ereignis soll hier ein plötzlich eintretender, fachlich relevanter Sachverhalt verstanden
werden. Ein Ereignis selbst beinhaltet keine Information darüber, wer wie und wann auf dieses
Ereignis reagieren muß.
Ein Termin ist ein Datum, auf dessen Erreichen eine bestimmte Anwendung in einer definierten
Weise reagiert.
Wenn im folgenden Text von Anwendungen gesprochen wird, sind damit sämtliche Applikationen „außerhalb“ der Termin-/Ereignisverwaltung, also z.B. auch ein Workflow-System, gemeint.
Ein Termin-/Ereignisverwaltung soll folgende Funktionen unterstützen:
 Verwaltung von Terminen und Anstoß der betreffenden Aktionen bei Terminerreichung (aktive Terminverwaltung)
 Möglichkeit der Abfrage von Terminen nach bestimmten Ordnungskriterien (z.B. Benutzer,
Ordnungsbegriff, Geschäftsvorfall)
 Möglichkeit der Terminänderung bereits gesetzter Termine
 Systematik zur Verwaltung von Standardterminen und Verfügbarmachung eines entsprechenden Metamodells zur Definition von Standardterminen
 Protokollierungsfunktionen
 Unterscheidung von individuell gesetzten und Standardterminen
 Entgegennahme und Speicherung von Ereignissen
 Entgegennahme der Anforderung eines Ereignisses von Anwendungen
 Meldung an Anwendungen, daß ein Ereignis eingetroffen ist
 Unterscheidung von generellen und speziellen Ereignissen
Generelle / spezielle Ereignisse
spezielles Ereignis - Nutzer sind bekannt (einer oder mehrere) und existieren
oder werden initiiert
generelles Ereignis - hat keinen speziellen Nutzer
III.3.1.2. Abgrenzung
 Die Ermittlung, wann ein Termin zu setzen ist und die Definition, welche Aktion beim Erreichen des Termins erfolgen muß, ist Aufgabe der jeweiligen Anwendung bzw. des WorkflowManagers. Das Terminsystem ist lediglich für die Verwaltung dieser Termine zuständig.
 Für eine Reihe von Funktionen des Terminsystems wird eine Oberfläche benötigt, die dem
Benutzer die Durchführung der verschiedenen Funktionen ermöglicht. Die Bereitstellungdieser Oberfläche ist Sache des Präsentationsmanagers und nicht des Terminsystems selbst.
III.3.1.3. Entwurf eines Metamodells
Im Unterschied zu den individuell gesetzten Terminen muß es für die Standardtermine ein entsprechendes Metamodell geben. Dieses Metamodell soll so flexibel sein, daß es die Bedürfnis-
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
se der verschiedenen VU abdeckt, und andererseits so konkret, daß sich daraus Funktionen
ableiten lassen.
Im folgenden Metamodell wird auf den Anhang -typ der verschiedenen Entitäten zugunsten der
besseren Lesbarkeit verzichtet. Es handelt sich aber immer (Metamodell !!!) um die beschreibenden Entitäten, nicht um die konkrete Instanz beispielsweise eines Termins.
Die Dartellung des Metamodells erfolgt in der Form eines ER-Diagramms.
Folgende Entitäten müssen Bestandteil des Metamodells sein, um eine VAA-konforme Termin/Ereignisverwaltung zu beschreiben:







Ereignis
Termin
Zeitpunkt
Zeitraum
Geschäftsobjekt
Orga/Stelle
Kalender
Ein konkretes System kann selbstverständlich ein wesentlich erweitertes Metamodell besitzen.
Ebenso ist eine andere Begriffsverwendung möglich. Wesentlich ist, daß sich die im unten skizzierten Metamodell beschriebenen Daten zuordnen lassen.
III.3.1.4. Beschreibung der Entitäten:
III.3.1.4.1. Ereignis
Ein Ereignis ist das plötzliche Eintreten eines Sachverhaltes. Zu einem Ereignis gehört der Zeitpunkt, zu dem das Ereignis eintritt. Das Ereignis beinhaltet keine Informationen darüber, welche
Aktionen bei Eintreten des Ereignisses zu treffen sind. Generelle Ereignisse sind an kein konkretes Geschäftsobjekt geknüpft, sie können Relevanz für ein oder mehrere Geschäftsobjekte
besitzen, müssen dies aber nicht. Bei speziellen Ereignissen ist bekannt, für welche Geschäftsobjekte sie relevant sind.
III.3.1.4.2. Zeitpunkt
Bei einem Zeitpunkt handelt es sich um ein Datum , auf welches sich ein oder mehrere Termine
beziehen können. Zeitpunkte wiederum können auf verschiedene Arten definiert werden:
 abstrakt als Datum (z.B. der letzte Arbeitstag der Jahres)
 bezogen auf ein zeitliches Ereignis
 bezogen auf ein (nicht zeitliches) Ereignis
Dieses Ereignis kann wiederum verschiedene Bezüge haben. Die drei wichtigsten sind
 geschäftsprozeßbezogene Ereignisse - kommen im Zusammenhang mit der Bearbeitung
eines Geschäftsprozesses zustande
(bspw. Datum des Antragseingangs eines Neuantrages zum Geschäftsprozeß Neugeschäft)
geschäftsobjektbezogene Ereignisse - kommen im Zusammenhang mit einem Geschäftsobjekt
vor
(bspw. Datum des Ablaufes einer Lebensversicherungs-Police, Erriechung der 18. Lebensjahres eines VN in der PKV)
Anmerkung: Da auch ein Geschäftsprozeß im VAA-Modell ein Geschäftsobjekt darstellt, könnten hier auch die geschäftsprozeßorientierten Ereignisse eingeordnet werden. Die Trennung ist
aber durch die herausragende Stellung des Geschäftsprozesses innerhalb der VAA gerechtfertigt.
allgemeine Ereignisse. Dies sind Ereignisse, welche für das gesamte Unternehmen (und damit
auch für sämtliche DV-Systeme) gültig sind. Eine Unterscheidung in unternehmensspezifische
und allgemeine Ereignisse wird hier nicht mehr getroffen, da sie aus Sicht des DVAnwendungssystems gleich behandelt werden.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
Bsp.: Datum des Versandes der Januarrechnungen, letzter Arbeitstag vor dem 30.04. eines
Jahres.
III.3.1.4.3. Zeitraum
Ein Zeitraum spezifiziert die Dauer von einem Zeitpunkt (Erreichen eines Ereignisses) bis zum
Erreichen des konkreten Termines.
Bsp: Wenn der Zeitpunkt „Versand der Januarrechnungen“ lautet und der Zeitraum „vier Wochen“, könnte der Termintag „Termin 1. Zahlungserinnerung“ also „vier Wochen nach Versand
der Januarrechnungen“ lauten.
Ein Zeitraum kann sowohl positiv als auch negativ sein (z.B. „3 Monate vor Fälligkeit“).
Ein Zeitraum kann von verschiedenen anderen Daten abhängen. Die genauen Abhängigkeiten
sind im Metamodell über Beziehungen dargestellt.
III.3.1.4.4. Termin
Ein Termin resultiert aus der Verbindung eines Zeitpunktes mit einem Zeitraum und bezeichnet
das Datum, zu dem das Erreichen des Termins dem System gemeldet werden muß, welches
das Terminsystem mit der Verwaltung des entsprechenden Termins beauftragt hat.
III.3.1.4.5. Geschäftsobjekt
Ein Geschäftsobjekt wir im vorliegenden Metamodell ausreichend spezifiziert durch den Typ
des Geschäftsobjektes und einen entsprechenden Ordnungsbegriff. S.a. Glossar zur VAA
III.3.1.4.6. Orga / Stelle
S.a. Glossar. Die Orga / Stelle wird hier nur angegeben, um zu verdeutlichen, daß Zeiträume
auch abhängig von verschiedenen bearbeitenden Stellen unterschiedlich groß sein können.
III.3.1.4.7. Kalender
Ein Kalender beschreibt für bestimmte Geschäftsobjekte oder bestimmte Orgas / Stellen, wie
Termine berechnet werden. Er berücksichtigt insbesondere verschiedene Feiertagsregelungen
Organisationsverwaltung /
Organisationsmodell (OM)
und Arbeitszeitmodelle.
III.4.1.1. Einleitung
Eine Workflow-/Vorgangssteuerung sollte so konzipiert sein, daß sie unabhängig von einer spezifischen Organisationsform ist. Sie darf keine Annahmen über die Organisationsstruktur machen. Statt dessen muß die Steuerung Eigenschaften und Informationen über die Organisation
über definierte Dienste von einem Organisationsmodell erfragen, welche aus Sicht der Steuerung alle organisationsspezifischen Informationen beinhaltet und abkapselt. Demzufolge präsentiert sich das Organisationsmodell (OM) der Steuerung über seine Dienste, d.h. über sein
Interface.
Unter dem Begriff Organisationsmodell soll hier sowohl ein Modell der Aufbauorganisation als
auch eines der Benutzerverwaltung subsumiert werden. In einer konkreten Anwendungsarchitektur können sich die beiden letztgenannten Modelle jedoch durchaus als eigenständige Komponenten darstellen.
Die Einschränkung , daß sich die Workflow-Steuerung nur über das Interface organisationsspezifische Informationen beschafft, hat zur Folge, daß einerseits eine Workflow-Steuerung mit unterschiedlichen konkreten Organisationsmodellen zusammenarbeiten kann und andererseits sich
die Organisationsstruktur ändern kann, ohne daß die Schnittstelle zur Steuerung davon betroffen sein muß.
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Anhang
Workflow-/ Vorgangsmanager
Innerhalb einer Anwendungsarchitektur ist somit das Interface zwischen der Workflow-Steuerung und dem Organisationsmodell zu normieren. Technisch gesehen bedeutet das, daß die
Workflow-Steuerung nicht mit den internen Datenstrukturen des Organisationsmodells arbeitet,
sondern nur die vom OM anzubietenden API-Funktionen aufruft.
III.4.1.2. Komponenten eines Organisationsmodells
Ein Organisationsmodell kann verschiedene Komponenten umfassen, die jeweils einen logisch
eigenständigen Teil des Modells repräsentieren. Jede Funktion des OM-APIs ist einer Komponente zuzuordnen. Im Idealfall könnte ein OM somit aus verschiedenen, prinzipiell unabhängigen Teilen zusammengefügt werden.
Ein OM könnte u.a. die unten aufgeführten Komponenten beinhalten. Im folgenden werden die
zugehörigen Konzepte beschrieben und schließlich zugehörige Dienste aufgeführt.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
OM
...
Aufbauorganisation
Benutzerverwaltung
Ressourcen
...
III.4.1.3. Konzepte
III.4.1.3.1. Aufbauorganisation
Die Komponente Aufbauorganisation befaßt sich mit den in einer Organisation definierten Rollen und den Beziehungen zwischen Rollen. In einem abstrakten Modell einer Aufbauorganisation reicht es zu wissen, daß Rollen Ausdrücke sind, deren Struktur und Semantik nur die Aufbauorganisation kennt.
Durch die Modellierung von Beziehungen zwischen Rollen kann ein hierarchisches Rollenmodell aufgebaut werden. Beziehungstypen können prinzipiell benannt werden (z.B. „Rolle
beinhaltet Rolle“, „Rolle ist Rolle übergeordnet“).
Aus Sicht der Workflow-Steuerung ist es unerheblich, wie diese Beziehungen modelliert und
abgelegt werden, ja, ob sie überhaupt im OM existieren. Wesentlich ist nur, daß das OM Anfragen der Form „liefere übergeordnete Rolle von ...“ ( etwa Vorgesetzter) beantworten kann.
Die interne Struktur muß auch hier hinter API-Funktionen verborgen werden.
III.4.1.3.2. Der Begriff der Rolle
Eine Rolle ist ein Ausdruck, der eine Gruppe von Benutzern mit gemeinsamen Eigenschaften
charakterisiert. Rollen können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Es könnte beispielsweise unterschieden werden nach Berechtigung, Kompetenz, Zuständigkeit, Stelle oder
Organisationseinheit.
Innerhalb einer Workflow-/Vorgangsbeschreibung wird einer Aktivität eine Rolle zugeordnet.
Unter einer Rolle im Sinne der Workflow-/Vorgangsbearbeitung ist dabei ein Anforderungsprofil
zu verstehen, welches an Benutzer gestellt wird. Dieses Anforderungsprofil wird in der Workflow-/Vorgangsbeschreibung abgelegt und kann nur durch das Organisationsmodell ausgewertet werden.
Die Auswertung einer Rolle ist also abhängig vom zugrundeliegenden Organisationsmodell und
von der Zeit. Das Ergebnis einer solchen Auswertung ist eine Menge von Benutzern. Umgekehrt kann man sagen, daß ein Benutzer, der eine Aktivität ausführen will, der zugeordneten
Rolle genügen muß. Es ist demzufolge zu unterscheiden zwischen einer Rolle als abstraktem
Ausdruck (wie er statisch in der Beschreibung eines Workflows verwendet werden kann) und
der Auswertung einer Rolle als Menge von Benutzern (wie sie dynamisch durch das Organisationsmodell durchgeführt werden kann).
III.4.1.3.3. Benutzerverwaltung
Die Benutzerverwaltung verwaltet alle in einer Organisation bekannten Benutzer sowie die die
Benutzer beschreibenden Attribute und Beziehungen. Ein Benutzer ist ein Aktivitätsträger
menschlicher oder nicht-menschlicher Natur (z.B. ein Programm), der in einer Organisation
bekannt ist und in Interaktion mit dem System treten kann.
Neben personenbezogenen Daten werden beispielsweise Vertreterregelungen innerhalb der
Benutzerverwaltung abgelegt. Von besonderem Interesse für die Workflow-Steuerung ist die
Information, welche Rollen einem Benutzer zugeordnet sind, wobei ein Benutzer beliebig viele
Rollen haben darf.
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Workflow-/ Vorgangsmanager
Aus Sicht der Workflow-Steuerung ist ein Benutzer ein potentieller Auftraggeber, der eine
Dienstleistung von ihr fordern kann (z.B. Anzeigen von Daten zu einem Geschäftsvorfall) oder
in dessen Auftrag eine Dienstleistung ausgeführt werden soll (z.B. Ausführung eines Anwendungsbausteins).
Sicherheitsaspekte sind schon im Design eines Geschäftsvorfalls zu berücksichtigen. Bei der
Spezifikation einer (sicherheitsrelevanten) Aktivität muß der Designer angeben, welche Rolle
zur Ausführung dieser Aktivität benötigt wird. Zur Ausführungszeit eines Geschäftsvorfalls muß
die Workflow-/Vorgangssteuerung dann prüfen, ob der aktive Benutzer dieser Rolle genügt.
Darüber hinaus hat sie schon bei der Anforderung von Funktionen des User Interface’ zu prüfen, ob der jeweilige Benutzer zur Ausführung dieser Funktion berechtigt ist. Ähnliches kann für
die Ausführung von API-Funktionen (etwa durch Programme als Benutzer) gefordert werden.
Die minimale Anforderung an die Benutzerverwaltung ist, daß sie Anfragen der Form „Ist Benutzer b berechtigt, Operation op auszuführen?“ beantworten können muß. Eine erweiterte
Forderung wäre, daß sie auch Fragen der folgenden Form zu beantworten hätte: “Ist Benutzer b
berechtigt, Operation op auf Objekt ob auszuführen?“. Als Objekte wären hier beispielsweise
konkrete Geschäftsvorfälle oder Geschäftsvorfälle eines vorgegebenen Typs denkbar.
Zur Ausführungszeit eines Geschäftsvorfalls hat die Workflow-/Vorgangssteuerung vor Ausführung einer Aktivität zunächst in Erfahrung zu bringen, welche Rolle benötigt wird, um diese Aktivität auszuführen. Diese Information kann der Aktivität in der Geschäftsvorfallsbeschreibung
entweder direkt zugeordnet sein, oder es kann dort die Information abgelegt sein, wie das OM
zur Laufzeit nach einer konkreten, hier benötigten Rolle gefragt werden kann. Letzteres ist dann
relevant, wenn eine konkrete Rolle dynamisch ermittelt werden muß, etwa in Abhängigkeit von
Beträgen bei Auszahlungen oder bei Gebietszuständigkeiten in Abhängigkeit von Ortsangaben
wie Postleitzahlen. In einem zweiten Schritt muß die Steuerung dann das OM fragen, ob der
gerade aktive Benutzer die (nun ermittelte) Rolle besitzt.
III.4.1.3.4. Ressourcen
Eine Ressource ist ein Mittel, das eine Dienstleistung ausführen kann oder zur Ausführung einer Dienstleistung benötigt wird.
Wie Rollen müssen auch Ressourcen sowohl zur Definitions- als auch zur Ausführungszeit
eines Geschäftsvorfalls berücksichtigt werden.
Da eine konkrete Ressource im Gegensatz zu einer abstrakten Rolle begrenzt verfügbar sein
kann (etwa ein Laser-Drucker, der auf Anforderung zugeordnet und belegt werden kann - im
Gegensatz zu einer Berechtigung, die prinzipiell beliebig vielen Benutzer ohne zeitliche Limitierung zugesprochen werden kann), muß „jemand“ im System Informationen über die jeweilige
Verfügbarkeit von Ressourcen besitzen. Dies führt zum Begriff des Resource Managers. Aus
Sicht der Workflow-/Vorgangssteuerung ist dabei relevant, daß der Resource Manager Auskunft
über die Verfügbarkeit von Ressourcen geben kann. Entsprechend müßte sie bei ihm Ressourcen beantragen und auch wieder freigeben.
III.4.1.3.5. Beziehungen
Es erscheint sinnvoll, die Beziehungen der verschiedenen Komponenten des Organisationsmodells kurz zu skizzieren, um ein gemeinsames Verständnis zu erzielen. Tatsächlich ist für die
Steuerungsebene aber nur die Präsentation des OM über seine API-Funktionen nach außen hin
relevant.
Ein Benutzer wird dem System gegenüber über eine Benutzer-Identifikation (UserId) eindeutig
identifiziert.
Ein Benutzer kann mehrere Rollen innehaben. Rollen sind nicht benutzerspezifisch.
Eine Rolle kann in Beziehung zu beliebig vielen anderen Rollen treten. Es besteht aber keine
Notwendigkeit, Beziehungen zwischen Rollen zu fordern.
Beziehungen sind benannt und gerichtet, wodurch eine partielle Ordnung definiert wird.
In der Benutzerverwaltung muß hinterlegt sein (oder in Erfahrung gebracht werden können),
wer berechtigt ist, auf geschützte Objekte (Geschäftsobjekte, Operationen, ...) zuzugreifen,
sofern auch Objektschutz modelliert werden soll. Um entscheiden zu können, ob eine Operation
erlaubt ist, muß die Benutzerverwaltung wissen, wer was wie benutzen will.
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
Obwohl ein Modell, daß Benutzerinformationen mit denen über geschützte Objekte direkt verknüpft, die gewünschten Informationen bereitstellen könnte (ein triviales System würde jedem
Benutzer alle Zugriffe auf sämtliche Objekte erlauben), erscheint es sinnvoll, diese Beziehungen mit Hilfe von Rollen auszudrücken.
Dann kann man sagen, daß ein Benutzer berechtigt ist, auf ein Objekt zuzugreifen (also auch
eine Operation auszuführen), wenn er eine Rolle hat, die ausreicht (nicht notwendigerweise
‘benötigt wird’), um auf das Objekt zuzugreifen. Diese Rollen muß nicht notwendigerweise unmittelbar mit dem Benutzer verknüpft sein. Vielmehr reicht es im Modell aus, wenn es eine mittelbare Beziehung zwischen dem Benutzer und dem geschützten Objekt gibt, die die Zugriffsberechtigung ausdrückt.
Die mittelbare Beziehung zwischen Rollen und geschützten Objekten ist n:m.
Rolle/Rolle
0,n
0,n
geschütztes
Benutzer
Benutzer/Rolle
0,n
Rolle
0,n
Berechtigung
0,n
Objekt
0,n
Zur Erinnerung: Mit diesem Modell kann z.B. ausgedrückt werden, ob ein Benutzer berechtigt
ist, eine Operation auf einem konkreten Geschäftsvorfall oder etwa einem beliebigen Geschäftsvorfall eines bestimmten Geschäftsvorfallstyps auszuführen.
Auf einer anderen Ebene, nämlich der der Beschreibung eines Geschäftsvorfallstyps, ist ein
geschütztes Objekt etwa eine Aktivität, der dort in der Beschreibung eine Rolle zugeordnet wird.
III.4.1.4. Rollenausdrücke
Auch wenn es prinzipiell möglich ist, keinerlei Annahmen über Struktur und Semantik von Rollen zu machen, um das Wissen über die Struktur von Rollen und deren Auswertung hinter APIFunktionen zu verbergen, so erleichtern einige Grundannahmen über die Struktur einer Rolle
doch den Informationsaustausch zwischen Modellierungswerkzeugen zur Beschreibung von
Geschäftsvorfallstypen und der Workflow-Engine einerseits sowie der Workflow-Engine und
dem Organisationsmodell andererseits.
Im folgenden soll beschrieben werden, aus welchen Komponenten eine (elementare) Rolle
aufgebaut sein kann und wie (elementare) Rollen miteinander verknüpft werden können, um
somit Rollenausdrücke zu formen. Ein derartiger Rollenausdruck kann dann in einer Beschreibung eines Geschäftsvorfalls verwendet werden und ist damit auch Gegenstand bei der Kommunikation zwischen Workflow-Engine und Organisationsmodell zur Ausführungszeit eines
Geschäftsvorfalls.
III.4.1.4.1. Aufbau eines Ausdrucks
Jede Beschreibung einer Rolle ist als Ausdruck zu verstehen. Jeder Ausdruck kann sich aus
Teilausdrücken zusammensetzen, die durch die mengentheoretischen Operatoren Vereinigung,
Durchschnitt und Restmenge verknüpft werden. Ein elementarer Ausdruck ist ein Rollenausdruck in Form eines Tupels oder eine Funktion.
Für die Auswertung eines Ausdrucks gelten die üblichen Vorrangsregeln:
Vorrang()  Vorrang()  Vorrang( \ )
Bei gleichrangigen Operatoren erfolgt die Auswertung von links nach rechts. Um eine andere
Auswertungsreihenfolge zu erzwingen, müssen Ausdrücke geklammert werden.
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Workflow-/ Vorgangsmanager
Damit läßt sich ein Ausdruck über Rollen folgendermaßen definieren:
A
AA
::=
|
AA
|
A \ A
|
(A)
|
R
|
F
III.4.1.4.1.1. Abkürzungen
Hier wie im folgenden sollen folgende Abkürzungen oder terminale Symbole verwendet werden:
OM:
Organisationsmodell
A:
Ausdruck
R:
Rollenausdruck
B:
Benutzer
S:
Stelle
O:
Organisationseinheit
K:
Kompetenz
III.4.1.4.1.2. Elementarer Rollenausdruck
Ein elementarer Rollenausdruck ist ein Quadrupel mit den Attributen Benutzer, Stelle, Organisationseinheit und Kompetenz:
R
::=
(B, S, O, K)
In einem allgemeinen Ansatz könnte man jedes Attribut als Ausdruck unter Verwendung der
Operatoren Vereinigung, Durchschnitt und Rest sowie von Funktionen über dem zugrundeliegenden Attributwertebereich definieren. Um die Komplexität eines Rollenausdrucks zu reduzieren, sollen jedoch nur Mengen von Attributwerten (was letztendlich Listen mit Attributwerten entspricht) betrachtet werden.
Ein exemplarischer Rollenausdruck könnte also folgende Form annehmen:
(b, s, ,k1, k2, k3)
Dies soll bedeuten, daß dieser Rollenausdruck die Anforderung stellt, daß der Benutzer b, die
Stelle s und die drei Kompetenzen k1, k2, k3 (oder sollte es heißen: „mindestens eine der drei
Kompetenzen“ ?) vorliegen müssen. An die Organisationseinheit wird in diesem Beispiel keine
Anforderung gestellt.
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Workflow-/Vorangssteuerung
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III.4.1.4.1.3. Rollenfunktion
Eine Rollenfunktion ist entweder eine Standardrollenfunktion oder eine OM-spezifische Rollenfunktion. Eine Rollenfunktion liefert nach ihrem Aufruf eine Liste von Benutzern zurück, was
genau der Auswertung der Funktion entspricht.
Eine Standardrollenfunktion FS muß für jedes Attribut des bereits erwähnten Quadrupels einen
Parameter bereitstellen, welcher eine (ggf. leere) Liste über der Wertemenge des Attributs darstellt.
Eine OM-spezifische Rollenfunktion FOM ist bezüglich ihrer Parameter nicht festgelegt und darf
somit bspw. auch problemorientierte Parameter beinhalten. Eine derartige Funktion muß also
durch ein konkrete Organisationsmodell zur Verfügung gestellt werden.
F
::=
FS(<B>, <S>, <O>, <K>)
|
FOM(...)
<X> stehe hier für „Liste über den Wertebereich von X“
III.4.1.4.1.4. Standardisierte Rollenfunktionen
Gewisse Rollenfunktionen dürften organisationsübergreifend von Bedeutung sein, so daß es
lohnenswert sein könnte, diese allgemein zu definieren. Kandidaten für derartige Funktionen
sind:
 Ermittlung aller in Frage kommenden Benutzer zu einer gegebenen Rolle
 Prüfung, ob ein gegebener Benutzer eine gegebene Rolle hat
 Ermittlung eines Vorgesetzten zu einem gegebenen Benutzer
 Ermittlung eines Stellvertreters zu einem gegebenen Benutzer
 Ermittlung des Leiters einer Organisationseinheit
 Ermittlung aller im System angemeldeten Benutzer


Im Gegensatz zu diesen Funktionen, die durch das Organisationsmodell ausgewertet werden,
gibt es andere, die durch die Workflow-Engine bereitzustellen sind, wie etwa:
 Ermittlung des Benutzers zu einer gegebenen Aktivität
 Ermittlung des aktuellen Benutzers (als Spezialfall der obigen Funktion)


Ob für die Parameter dieser Funktionen nun alle Komponenten des Quadrupels (B, S, O, K)
berücksichtigt werden und die nicht benötigten durch die leere Menge bzw. die leere Liste ersetzt werden, oder ob nur der jeweils relevante Parameter berücksichtigt wird, hat nicht mehr
als syntaktische Bedeutung.
III.4.1.4.2. Offene Probleme
III.4.1.4.2.1. Unterscheidung „darf ausführen“/“soll ausführen“
Während durch einen Rollenausdruck in einer Workflow-/Vorgangsbeschreibung spezifiziert
wird, daß ein Benutzer zur Ausführung der zugehörigen Aktivität diese Anforderung erfüllen
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Workflow-/ Vorgangsmanager
muß, ist noch nicht geklärt, wie man beschreiben kann, daß die Ausführung nur auf einen bestimmten Benutzer oder eine bestimmte Gruppe von Benutzern eingeschränkt werden soll.
Es muß jedoch gewährleistet sein, daß die Menge der erwünschten oder bevorzugten Benutzer
eine Teilmenge der berechtigten Anwender ist.
III.4.1.4.2.2. Rollenbewertung nach Ausführung einer Aktivität
Es kann sich die Notwendigkeit ergeben, nach Ausführung einer Aktivität, die ein Ergebnis geliefert hat, in Abhängigkeit dieses Ergebnisses zu prüfen, welche Rolle tatsächlich nötig gewesen wäre, um diese Aktivität auszuführen. Diese Situation kann insbesondere dann entstehen, wenn die Komplexität der Aktivität so groß ist, daß ex-ante keine sinnvolle Rollenbeschreibung festgelegt werden kann. Als Lösung könnte sich anbieten, eine ex-post-Betrachtung
ähnlich einem Freigabeverfahren durchzuführen.
III.4.1.5. Sicherheitsaspekte
Sicherheitsaspekte sind in verschiedenen Bereichen relevant.
 a) Der Zugang zum Workflow-System kann durch ein Login-Mechanismus geschützt werden. Falls sich das System auf die Authentizität des Benutzers verlassen kann (was etwa ein
übergeordnetes System, etwa ein TP-Monitor, zu gewährleisten hätte), könnte das System
auch ohne einen solchen Mechanismus auskommen und die jeweilig benötigte Berechtigung
dort und dann prüfen, wo und wann sie benötigt wird.
 b) Bevor das Workflow-System einem Benutzer eine UI-Funktion anbietet, muß das Berechtigungssystem gefragt werden, ob der Benutzer zu deren Ausführung berechtigt ist.
 c) Sobald eine Workflow-API-Funktion aufgerufen wird, wird das Berechtigungssystem
gefragt, ob der Aufruf im Namen des beauftragenden Benutzers (ob menschlich oder nicht)
erlaubt ist.
 d) Wenn Aktivitäten im Geschäftsvorfall ausgeführt werden, muß die Workflow-Engine
prüfen, ob der Benutzer die geforderte Rolle besitzt.
 e) Vor dem Aufruf eines Anwendungsbausteins kann eine Baustein-spezifische Routine
(d.h. ein spezifiziertes Prüfprogramm, das etwa dem Baustein direkt zugeordnet ist) aktiviert
werden, um organisationsspezifische Sicherheitsaspekte zu überprüfen, die durch das allgemein gehaltene OM möglicherweise nicht abgedeckt werden.
 f)
Innerhalb eines Anwendungsbausteins können prinzipiell benutzerdefinierte Sicherheitsprüfungen stattfinden.
 g) Daten (Geschäftsobjekte) können durch unabhängige Berechtigungssysteme vor unberechtigtem Zugriff geschützt werden.
Während die Punkte a), b) und c) von der Berechtigungs-Komponente als Teil des OMs abgedeckt werden können müssen, wird die Information, die unter d) benötigt wird, zur Ausführungszeit durch die Workflow-Engine vom OM erfragt.
Punkt e) könnte von einem Object Request Broker abgedeckt werden.
Die Punkte f) und g) sind transparent für eine Vorgangssteuerung.
III.5. Transaktionsverwaltung.
Unter einer Transaktion wird eine Verarbeitungseinheit bezeichnet, die entweder ganz oder gar
nicht durchgeführt wird. Technisch bezieht sich eine Transaktion einmal auf die Operationen,
und die Daten, die in definierte Zuständen gehalten werden müssen. Realisieren läßt sich ein
solches Konzept dadurch, daß man an bestimmten Punkten der Verarbeitung Konsistenzpunkte
definiert, in denen ein Fortsetzen der Verarbeitung im Fehlerfall ermöglicht wird. Der wohl wichtigste Konsistenzpunkt in einer Verarbeitung ist der Endpunkt, an dem eine beliebige, unsyn58
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Workflow-/Vorangssteuerung
Anhang
chronisierte Weiterverarbeitung sowohl technisch wie fachlich stattfinden kann, während an
anderen Konsistenzpunkten idR. nur die abgebrochene Verarbeitungsfolge fortgesetzt werden
kann.
Problematisch wird die Sicherstellung stets konsistenter Zustände durch mehrfache Benutzung
von persistenten Daten. Ändernde Funktionen können idR nicht gleichzeitig die selben Daten
bearbeiten, da ein allgemeiner, intelligenter „Merger“ undenkbar ist, zumal, wenn sogar die selben Datenfelder geändert werden und sodann darüber verfügt werden muß, welcher Inhalt
maßgeblich ist. Für die Aufhebung dieser Schwierigkeit sind zwei Methoden gebräuchlich: das
Sperr- und das Zeitstempel-Verfahren.
Beim Sperrverfahren werden alle Daten, die geändert werden sollen (oder können) für weitere
ändernde Zugriffe gesperrt, dies geschieht meist mit Mitteln des jeweiligen Datenbankverwaltungssystems. Bei der Freigabe (Committ) werden die Daten geändert zurückgeschrieben und
die Sperren aufgehoben. Wenn das Committ nicht innerhalb einer gewissen Zeitstrecke erfolgt,
muß die Entsperrung automatisch erfolgen mit parallelem Rücksetzen des ändernden Vorganges (wenn möglich) oder Verhinderung der Änderung durch diesen.
Beim Zeitstempel-Verfahren werden keine Sperren gesetzt und müssen demzufolge auch nicht
verwaltet werden, sondern jedes persistente Datenfeld (oder Strukturen aus diesen) wird mit
einem Zeitpunkt des letzten Update gekennzeichnet; im Änderungsfall muß geprüft werden, ob
die Voraussetzungen (Zustand beim Lesen gleich Zustand zum Zeitpunkt des Schreibens) zutreffen, anderenfalls ist das Update zu unterlassen.
Während beim Sperrverfahren, wenn es nicht genügend elementar in Bezug auf die Änderungsbedürfnisse ( uU. bis hinunter auf Feldebene) ansetzt, die Gefahr des (gegenseitigen)
Blockierens ansteigt, besteht beim Zeitstempel-Verfahren die Gefahr, u.U. Arbeitsergebnisse
zurücksetzen zu müssen, dafür ist es technisch weniger anspruchsvoll.
Das grundsätzliche Verfahren der transaktionsgesteuerten Verarbeitung in beiden Varianten
läßt es im Prinzip zu, zwischen Transaktionen verschiedener Ordnung, mit jeweils übergreifenden Spannen, zu operieren. Man könnte also quasi zwischen „technischen“ Transaktionen mit
der Möglichkeit des Wiederaufsetzens desselben Änderungsvorganges und dessen fachlichem
Abschluß unterscheiden (Logical Unit of Work LUW). Bei dieser Vorgehensweise ist aber auch
festzulegen, ab wann andere unsynchronisierten Änderungen auf diesen fachlich vorläufigen
Daten zulässig sind. Da es idR. zu aufwendig sein wird, zu jeder ändernden Transaktion eine
Inverse zu defineren und die meisten Änderungen nicht im Sinne einer Differenz, also auch
gültig gegen einen anderen Ausgangswert, handelt, sind solche Inverse für danach durchgeführte Änderungen unbrauchbar. Wenn es aber keinen Mechanismus zum Zurücksetzen von
Daten nach abermaliger (Fremd-)Änderung gibt, bleibt nur die Möglichkeit, auch die LUW als
technische Transaktion zu klammern. Man kann das Gesamtrisiko dadurch etwas minimieren,
das man Teil-Transaktions-Strecken definiert, die aber nur für das Wiederaufsetzen ein und
desselben Vorganges dienen (persistenter Vorgangsspeicher). Das heißt unterhalb einer LUW
wird der Vorgangsspeicher mit Transaktionsmechanismen exklusiv für eine Instanz eines Vorganges verwaltet, im letzten Teilprozeß dieses Vorganges sind sodann in einer Transaktion die
Daten des Vorgangsspeichers in die operativen Daten einzubringen und damit zu veröffentlichen und freizugeben.
In der letzten Arbeitskreissitzung in Köln wurde ergänzend zu den Aussagen dieses Papiers
über das Konzept und die Arbeits- und Wirkungsweise einer Logical Unit of Work (LUW) diskutiert.
Dabei wurden folgende Feststellungen getroffen:
1. Eine LUW ist eine langandauernde Transaktion. Von ihrem Beginn bis zu ihrem Ende sind
die von ihr veränderten Daten nicht öffentlich. Die veränderten Daten werden bei einem
fachlich oder technisch veranlaßten scheitern der Transaktion auf ihren Ursprungszustand
zurückgesetzt. Ist eine LUW abgearbeitet, werden die Daten veröffentlich und sind nur noch
durch eigene kompensierende Programme zurückzunehmen.
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Workflow-/ Vorgangsmanager
2. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist innerhalb von LUW´s eine Schachtelung notwendig, z.B: um
einzelene Arbeitsschritte innerhalb einer LUW zurücksetzen zu können.
3. Im Ausführungsmodell eines Prozesses sollte unserer Meinung nach der Beginn und das
Ende einer LUW definiert und beschrieben werden können.
4. Eine LUW kann 1-n Arbeitsschritte beinhalten.
5. Dieses Konzept hat Auswirkungen auf die Inhalte des Vorgangsspeichers.
6. Eine Umsetzung dieses Konzeptes wäre durch eine Zusammenarbeit von einer WorkflowEngine mit einem TX-Manager und diversen Datenbanken denkbar. Es würde z.B. nach einem ausgeführten Arbeitsschritt die Workflow-Engine aufgerufen um nach dem ihr bekannten Bearbeitungsplan den Folgeschritt aufzurufen. Dabei stellt die Engine fest, daß eine
LUW beginnt. Sie teilt dies einem TX-Manager, der fortan alle Aktivitäten des assoziierten
Programmes mit Datenbanken über deren XA-Schnittstelle monitort. Folgearbeitsschritte
derselben LUW werden mit identischer TX-Kennung dem TX-Manager mitgeteilt. Sollte die
LUW nicht zu einem fachlich und technisch konsistenten definierten Endpunkt gelangen,
wird der Dienst der TX-Manangers in Anspruch genommen alle Veränderungen von Daten
zurückzunehmen. Wiederum kommuniziert der TX-Manager mit den diversen Datenhaltungssystemen über die XA-Schnittstelle.
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