TRAUMZEIT REALITÄT Gedichte Joerg Ingo Krause Das Staunen nicht loswerden können über immer Neues altbekannter Dinge Zukünftige Erinnerung sinkt ins Laub vergangener Jahre Vorsichtige Schritte und doch zeichnet die Spur Veränderungen hinter mir Das scheint mir das Wesentliche: Leben, die ständige Veränderung um mich und in mir wahrzunehmen. Darin liegt Reiz und Anlaß es festzuhalten, für mich selber zuerst, und dann vielleicht auch für das Du: Dieses immer wieder neu wahrnehmen, immer wieder neu erleben, erkennen, manchmal sogar verstehen. Joerg Ingo Krause, geboren 1943 in Barlinek (Berlinchen/Nm), eine Zeit lang Kriegswaise, Heimatvertriebener, "Ostzonenflüchtling", APO-Veteran, Gewerkschafter, Politiker, Starverkäufer, baubiologischer Berater, Arbeitsloser, alleinerziehender Vater, Texter und Manager einer Rockgruppe, informaler Sozialarbeiter und therapeut, Geschäftsführer eines Mathematiklehrer-Vereines; Stationen eines Lebens. Hier ein paar Notizen daraus. © Joerg Ingo Krause, Hohe Str. 38, 48249 Dülmen – e-Mail; [email protected], http://www.jik.kulturserver-nrw.de. Stand: 14. Mai 2016 Traumzeitrealität - Seite 2 Inhalt Komm mit a rose is a rose Die Bank später tag Momentaufnahme Du In der Allee Weil ich Dich liebe CROMAGNON Rondo Dein Lächeln Bedecke dich mit deinem Regenwolkenkleid Dein schattenriss Du – die Welt, die Welt – ich possessivpronomen Gilgamesch Wanderer (Nô) Vom Stein wir werden Wir haben uns Lange Zeit später deines denkens stimme Herbstwind Philemon ./. Baucis Brief an eine ferne Geliebte An einen Küchentisch und zwei Stühle Es war wie erinnern ode gebrochener stab reim Du brauchtest viele Worte Eine kaputte Alice Arme Mamma - eine endlose Geschichte Et iss ja Weinach M. Hab mich verirrt im Himmel - was tun? Endstation Wartesaal Glasrosen klagen nicht „Was aber schön ist Für Meggi Der Bettler Der Alte Am Ende der Zeit Späte Einsicht Schlaflied - Warten am Straßenrand Weihnachten '90 Diesseits von eden Im Krieg geboren Gedanken vor dem Golfkrieg einfache Rechnung GELD Nix verstehn? L´ Evocation Barlinek Traumzeitrealität - Seite 3 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 25 26 27 28 29 30 31 32 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 past now future geklaut: Welche Art Hoffnung ? Grenzen Heilige Nächte (..., 1993, ...,) homopoly Da man muss doch was tun Der Fremden Heimkehr In mir lebt erinnerung Dachau oder anderswo A. Z. knospe bricht auf Noch dunkelt der Tag Damals meine Brombeerhecke Morgensonne im Herbst Häuser verlieren Licht winterreise bruder fels Bergen an Zee Der Tetraeder in Bottrop cogito ergo sum! Transformationen Heraklit an Hölderlin Das Staunen Epitaph für einen Lebenden Der Traum des Dschuang Tse TRIALOG An Sarah K. Lebenshilfe Der Zauberer P.C. Der Fluß Njemen Der warme Sand unter meinen Füßen als Kind Australopithecus 1967 Letter to an autist Der Tag Die Zeit krümmt sich ich-inseln Wiedergeburt innisfree Rheinbrücke Powrót (Heimkehr) Prélude Bewußtsein Still am Ufer Die heiligen drei Könige Zukunftshoffnung Das wars Traumzeitreise Es träumt mich viele Träume Egozentrisch meine Verse? Denen sag: Eigentlich Traumzeitrealität - Seite 4 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 83 84 85 86 87 88 89 90 91 93 94 96 97 98 101 102 103 107 108 109 110 111 112 113 114 115 118 119 121 122 123 124 125 126 126 127 Komm mit Komm gib mir deine Hand wir steigen auf den Zeitberg betrachten uns wandelndes Land wir fliegen mit dem Drachen dahin wo das Ende verschwand und hinter dem Anfang das Vorher beginnt wir schwimmen durchs Meer vergessen zur Insel die Zukunft heißt tauchen am Rande des Lebens in Denken das andershin weist sehen durch den Spiegel tief hinter Raum und Zeit der dunkle Vogel Erkenntnis trägt uns ein kurzes Stück er setzt uns am Fuße des Berges ab da findest du leicht zurück Traumzeitrealität - Seite 5 a rose is a rose ein ein teil ein teil ist ein teil ist ein ein teil ist ein ganzes ein teil ist ein ganzes ist ein teil ist ein ganzes ist ein ein teil ist ein ganzes ist ein teil teil ist ein ganzes ist ein teil ist ein ganzes ist ein teil ein ganzes ist ein teil a ganzes ist ein teil rose ist ein teil is ein teil a teil rose is a rose – to gertrude stein a teil is ein teil rose ist ein teil a ganzes ist ein teil ein ganzes ist ein teil ist ein ganzes ist ein teil teil ist ein ganzes ist ein teil ein teil ist ein ganzes ist ein teil ein teil ist ein ganzes ist ein ein teil ist ein ganzes ist ein teil ist ein ganzes ein teil ist ein ein teil ist ein teil ein Traumzeitrealität - Seite 6 Die Bank im Park erinnert mich an einen alten Mann Er hat oft dort gesessen Hände überm Stock gekreuzt um nicht zu vergessen was niemand mehr weiß Traumzeitrealität - Seite 7 später tag zieht blasses blau hecke im park liebt nymphe und faun tiefe schwalbe ruft morgen kommt regen Traumzeitrealität - Seite 8 Momentaufnahme Du und ich schleichendes Bewusstwerden unbewusster Annäherung Wiedererkennen im Spiegel der Gegenseitigkeit Wie weit ist der Rahmen innerhalb dessen wir uns bewegen vor dem Ende momentaner Übereinstimmung Traumzeitrealität - Seite 9 Du reichst mir dein lächeln herüber gläserne brücke wie der regenbogen hinter dir MORGEN werde ich morgen über diese brücke gehen? Traumzeitrealität - Seite 10 In der Allee Kastanienblüten unterm Mond Du bist Elfenkönigin die auf der Wiese mit mir tanzt bis unsre Schatten sich vereinen Graselfen tanzen mit uns durch die Nacht Traumzeitrealität - Seite 11 Weil ich Dich liebe schenke ich Dir eine Hand voll Luft aus meinem Traum ein Sieb voll Wasser aus meinem Redefluss ein leeres Blatt von meinem Lebensbaum Traumzeitrealität - Seite 12 CROMAGNON wenn mond rot aufgeht über dächer gehe ich zu Dir lange wege gehe ich mit leeren händen voller zärtlichkeit wenn sonne aufstieg über dächer gehe ich von Dir lange wege gehe ich mit leeren händen voller zärtlichkeit Traumzeitrealität - Seite 13 Rondo Ich liebe deine Kleider sie sind sehr schön doch am schönsten sind sie zerstreut in meinem Zimmer Ich liebe dein Lächeln es ist sehr schön doch am schönsten ist es wenn es in meinem Mund versinkt Ich liebe deinen Körper er ist sehr schön doch am schönsten ist er wenn ihn meine Hände sehen Ich liebe deine Stimme sie klingt sehr schön doch am schönsten klingt sie wenn ihr der Atem vergeht Ich liebe Dich Du bist sehr schön Doch am schönsten bist du Wenn die Kleider im Zimmer verstreut sind dein Lächeln in meinem Mund versank meine Hände die Augen ersetzen und deiner Stimme der Atem vergeht Ich liebe deine Kleider sie sind sehr schön doch am schönsten sind sie verstreut in meinem Zimmer Traumzeitrealität - Seite 14 Dein Lächeln Gleitet in meine Hände Schmiegt sich in meinen Arm Und meine Fingerspitzen fühlen Schmetterlinge In Brust und Bauch von dir Traumzeitrealität - Seite 15 Bedecke dich mit deinem Regenwolkenkleid und komm herab zu mir Nicht immer strahlend mag ich dich doch warm und feucht mit Haut dich spüren So wird was wächst so wächst was wird und wir mit ihm als Teil der Zeit Durstig bin ich Erde ausgetrocknet, schroff von Staub bedeckt Doch wenn du kommst in deinem Wolkenkleid wäscht dein Lächeln ab den Staub macht mich weich, öffnet mich zu neuer Fruchtbarkeit Zärtlich streicheln deine Hände den ausgedörrten Leib Und mein Gesang erhebt sich über jeden Sturm Traumzeitrealität - Seite 16 Dein schattenriss im fenster umfasst mit weichem arm wo unter ruhe nachhall schwingt Dein blick durch dunkel erreicht mich tiefer als ein wort Hinter glas quietschen bremsen zug hält schnelle füße klappern heim STILLE Nacht setzt fort den traum bis schlaf beginnt Ein falter im garten schiebt mauer und wolke beiseit Traumzeitrealität - Seite 17 Du – die Welt, die Welt – ich Nebelwintersonntagmorgen Du erwachst reibst die Augen siehst aus dem Fenster – Ih, was ein fieses Wetter – kommst näher zu mir Und meine Hände ... Meine Hände sind schwer zu überzeugen nicht Zartes mit Zärtlichkeit zu bedecken kuschelst dich ganz nahe kriechst in mich hinein Je näher du so weiter weg die Welt Und meine Hände ... Meine Hände bereit Sanftes mit Sanftheit zu bedecken Die Welt verschwindet im Schlaf Traumzeitrealität - Seite 18 possessivpronomen mit weichen lippen knabberst du an meinem ich und schüttest hände voll von zärtlichkeit auf meinen bauch bis ich dankbar nehme was Du willst doch nachher fehlt mir was Traumzeitrealität - Seite 19 Gilgamesch weit ging ich über steppe durch wald über nebligen berg wo pfad nicht ist kreuzte meere ohne boot vor viele mauern kam ich ugarak und ninive und wartete auf dich ich sah sie fallen sand des vergessens über schutt und asche wehen weiter ging ich durch der zeiten felder hin zu städten die noch niemand kennt überall suchte ich dich an mauern vor toren die verschlossen jetzt da du mit sanften händen meine narben salbst weiß ich dass du nicht warst was ich suchte Traumzeitrealität - Seite 20 Wanderer (Nô) Der Fremde ist am einsamsten daheim Und doch gehen die Wandelsterne des Lebens nie über die Brücke ohne auch glücklich zu sein Mag auch der Spiegel im Teich scheinbar klar sein mehr noch gibt der flüchtige Blick durch Gitterstäbe das Starren auf Mauern Sicht frei auf unendliche Weiten deren Wirken verborgen bleibt jenen Vordergründigen die bleiben wollen Darum verstehen sie nicht den der fragt und es bleibt Der Fremde ... Traumzeitrealität - Seite 21 Wortlose morgen Ich versteckt sich hinter zeitunglesen warum dieses schuldgefühl Ich hört nicht Du hört nicht warum dann dieses schuldgefühl Auf der reise ins eigene ich oder auch ganz weit weg außen dicht gemacht Ist denn liebe Immer offen sein für Du immer sehen immer hören immer Deine wünsche lesen Stirbt liebe die sich ich in sich selbst verliert ist das nicht erlaubt darum? Wer hat uns gelehrt daß wir sein heißt zwei ich so völlig zu verschmelzen daß nichts mehr bleibt von dem was war Ist dies ein dogma dem man nicht entrinnen kann Ich will vom baum den apfel nehmen Traumzeitrealität - Seite 22 will ihn teilen meine hälfte essen mich vielleicht dann selbst erkennen auf die reise gehen ins eigene ich durch zeiten die vergangen sind Auch wenn ich liebe lebe ich mit meiner vergangenheit Traumzeitrealität - Seite 23 Traumzeitrealität - Seite 24 Vom Stein der innen tanzt Du gleitest mit Händen über was Du für mich nimmst ergreifst begreifst nicht Spürst wie ich mich erwärme nimmst dies zufrieden als Dein Werk Traumzeitrealität - Seite 25 wir werden uns trennen wir werden aus ein an zwischen der glei räume legen und zwischen zeiten villeicht auch böse träumen um erinnrung zu vermeiden Traumzeitrealität - Seite 26 ten Wir haben uns gesehen nicht erkannt gehört nicht verstanden berührt nicht gefühlt miteinander geschlafen Als wir erwachten war es zu spät Traumzeitrealität - Seite 27 Lange Zeit später Du hast den stein geworfen in den teich bei windstille am morgen Traumzeitrealität - Seite 28 e i g e n t l ich nicht für dich ist was ich mache wenn ich deines denkens stimme versuche zu verstehen meine zärtlichkeit will antwort Traumzeitrealität - Seite 29 Herbstwind hinterm Fenster graue Wolken Im sommer noch gingen wir den mond zu sehen wie er zum bad ins wasser steigt mit händen voller zärtlichkeit Herbstwind hinterm Fenster Das Feuer erlosch Im Traum tanzen Gespenster Traumzeitrealität - Seite 30 Philemon ./. Baucis fast noch kinder damals lachend hand in hand versuchten wir über unsere schatten zu springen Manchmal höre ich dein lachen noch als es ertrank unter schattenringen Traumzeitrealität - Seite 31 Brief an eine ferne Geliebte Es ist Herbst geworden hier Die Nacht macht weiße Dächer Und im Vollmond tanzen Staubfeen durch mein Zimmer Sie lachen und kichern und wirbeln wild um mich herum Und ich wische sie auf weg fort doch sie kommen wieder immer wieder bei Vollmond ich weiß nicht warum Dann leg ich mich hin und sehe Gesichter auch Deines Es lächelt ganz offen und lieb und dann schlaf ich ein Traumzeitrealität - Seite 32 Stara Matka Dein Lächeln, das der Göttin Perlengürtel glich Zeigt des Alters gelbe Spur Der Jugend Blüte Pracht verblich Von deiner Schönheit blieb Erinn’rung nur Du trugst die Frucht gabst neues Leben Bist verblüht im Gange der Natur Hast Vertrauen Liebe Kraft gegeben Von all dem blieb Erinn’rung nur Ist auch die Hülle welk nach langem Leben Aus ihrem Innern strahlt noch immer sanft die Kraft des Lichts Das einst als Liebe ich erfuhr Bleibt eines Tages auch Erinn’rung nur Du hast so viel gegeben Ich liebe dich Traumzeitrealität - Seite 33 An einen Küchentisch und zwei Stühle Gegenüber der Stuhl ist lange schon verwaist trägt nur noch Bilder des Erinnerns an jene die dort saßen Lächeln auf Lippen Sehnsucht zwischen Beinen bei Kaffe und Kuchen beim Diner mit Kerzenschein Weggeräumt der Kerzenhalter leer der Stuhl Nur Bilder des Erinnerns sitzen noch auf ihm Traumzeitrealität - Seite 34 Es war wie erinnern an ein Gefühl Jahrzehnte zurück Es war wie erinnern – an eine die ich kannte – der fast schüchterne Blick Es war wie erinnern Diese Stimme so sanft Es war wie erinnern Das Fließen von Lächeln durch Schulter, Arm, Hand Ist es erinnern das einen Narren macht aus einem alten Mann? Traumzeitrealität - Seite 35 ode an MARTIN HEIDEGGER es ist... des seins ist nicht wo die seienden sind für werdende Traumzeitrealität - Seite 36 gebrochener stab reim Sie saß Fuß an Fuß Knie an Knie Hand hielt Hand Finger hielt Finger Knie und Knöchel weiß wie Wachs so saß sie Fraglose Augen wichen jeder Antwort aus schmale Lippen schiefes Lächeln Skepsis Schild ohne Schutz So sieht man viel in Straßen Sie gehen schnell müssen immer irgendwohin Manchmal haben sie kleine Kinder an der Hand die ziehen sie mit sich Traumzeitrealität - Seite 37 Du brauchtest viele Worte um dich zu verschweigen Was du sagtest weiß ich nicht Ich hörte mit Augen wie unsicher dein Blick wie hilflos deine Gesten und dein Lachen war wie Zähne fletschen Traumzeitrealität - Seite 38 Eine kaputte Marionette lag am Ufer einäugig mit abgerissenen Fäden Später schwamm sie im Fluss einäugig blickte ausdruckslos zum Ufer Traumzeitrealität - Seite 39 Alice Durch den Spiegel gegangen In unheimliches Land Das größer wird und kleiner Wie im Fieber Die Königin spielt Krocket mit Gefühlen Ihr Lachen dabei Kopf ab Wegsperren Ihr Schrei durchdringt Deine Flucht Traumzeitrealität - Seite 40 Arme Mamma - eine endlose Geschichte Was sieht er goldig aus! Da-da, du-du daita? Nein! Nein! - Heiß! Aua-aua! Igittigitt, Du altes Ferkel! Hör auf zu brüllen Was ist denn nun schon wieder? Laß mich doch in Ruhe! Ich kann jetzt nicht! Du siehst doch, daß ich beschäftigt bin! Kannst Du denn nicht einmal lieb sein? Mach, daß Du raus kommst! - Was willst Du denn? Ich hab Dir doch schon hundertmal gesagt: Putz Dir die Nase! Putz Dir die Schuhe ab! Wie sagt man, wenn man rein kommt? Gib das rechte Händchen! Wasch Dir erst mal die Hände! Laß die Finger davon! Schmatz nicht so beim Essen! Sei nicht so frech! Jetzt reicht's mir aber, gleich knallt´s! Ab ins Bett mit Dir! Was machst Du denn da? Kannst Du denn nicht aufpassen? Muss ich denn immer hinter Dir her....? Kannst Du nicht einmal was richtig machen? Laß mich das machen, Du kannst das ja doch nicht! Kannst Du Dich nicht einmal wie ein normaler Mensch benehmen? Nichts als Ärger hat man mit Dir! Ach wissen Sie, Herr Lehrer, ich hab nur Kummer mit dem Bengel. Dabei hab ich mir soviel Mühe gegeben. Nehmen Sie ihn doch mal richtig ran. Auf mich hört er ja doch nicht. Und mein Mann - ach Sie wissen ja, wie das ist. Guten Morgen Frau Meier, na, mit dem Kleinen unterwegs? Was sieht er goldig aus! Da-Da, Du-du-daita? Traumzeitrealität - Seite 41 Et iss ja Weinach Da, dat iss für Dich dat schenk' ich Dir Nu nimm schon weil heute iss ja Weinach Un ich spiel dat Spiel mit un bin ganz ruhich weil heut` iss ja Weinach Un der Tannnenbaum na gut hab ich gesacht iss auch okay weil et iss ja Weinach Et iss für die Kinder hasse gesacht un ich, na gut weil et iss ja Weinach Sag den Blagen die soll'n ruhig sein ich will meine Ruhe auch an Weinach Un wehe wenne morgen wieder meckerst mit mir Weiß´ja Morg´n iss Weinach vorbei Traumzeitrealität - Seite 42 M. Es sind die Dinge des Lebens die von ferne her und nah uns berühren schwer auf uns lasten die wir nicht spüren wie Schlag von harter Hand wie Streicheln das dich traf sind Stern und Berg und Baum und Wort Straße Haus und Schrank und Bett Die Nähe schreit wenn sie zu nah die Ferne singt wenn fern genug Doch manchmal kehrt sich alles um dann schreit Vergangenheit so laut dass Gegenwart vergessen wird Dann ist nicht Stern noch Berg noch Baum noch Wort nicht Straße Haus noch Schrank noch Bett nur Schmerz und Angst Gewalt und Hass zerstören wollen Flucht Doch alles stirbt einmal auch dies Ein Lächeln wird geboren dann gibt es wieder Stern und Berg und Baum und Wort Straße Haus und Schrank und Bett Traumzeitrealität - Seite 43 Hab mich verirrt im Himmel - was tun? Der Engel der mich führte ist verschwunden Am Kristallweg auf dem Regenbogen ist ihre Tür Hier ist der Himmel sagte sie und nahm mich bei der Hand und ich ging den Himmel sehen Sah ihn fühlte was ich nie gefühlt und er war schön. Doch sie begann sich aufzulösen. Weiter ging ich mit ihrer Hand, merkte spät, dass ich alleine war, erst als Gespenster schrieen, allein in Nebelwolken, woraus gespensterhaft Gesichter blickten gezeichnet von Vergangenheit. Die Kristalle in mir brennen, die das Leben in mich rieb drängen mich zum Regenbogen „Der Himmel ist kein Ziel!“ Traumzeitrealität - Seite 44 Endstation Wartesaal Abgeschoben aufs falsche Gleis gestellt warte was passiert ausgestiegen und sitzen geblieben der Zug fährt weiter ohne dich siehst keinen Fahrplan weißt nicht wie's weitergeht alle warten reden irgendwas du verstehst nicht was sie sagen durchs Fenster siehst du Züge fahren siehst immer wieder wie andere ihrem Ziel näherkommen Traumzeitrealität - Seite 45 Glasrosen klagen nicht sie war einsam die Glasrose als sie zerbrach zu spät erst über Scherben Ja, warum hat sie denn nie etwas gesagt? Traumzeitrealität - Seite 46 „Was aber schön ist1 Selig scheint es in sich selber” Schweißperlen der Erde ausgeweint im Feuer unter Druck Gold Tränen der Götter verborgen im Tiefen der Erde Diamant Entrissen der Geborgenheit im Dunkel Gehämmert, gepresst, geschliffen mit Gewalt zu Glanz in schöne Form gebracht In sich selber selig? Aber schön 1 Zum Vortrag in der Galerie Grosche in Castrop-Rauxel, einem Schmuckgeschäft Traumzeitrealität - Seite 47 Für Meggi Ich käme nie auf die Idee mehr zu wollen als dich sehen dich zu umarmen, wenn du kommst und wieder, wenn du gehst und mit dir reden stundenlang Wir sind zwei Suchende die sich begegnen der Spur des Lebens folgend die endlos immer weiter sich verzweigt manchmal treffen wir einander senden fragend einen Blick und reden, was wir nicht gefunden. Traumzeitrealität - Seite 48 Was machst Du wenn Du feststellst Du bist ein Deckel und passt auf keinen Topf Scheißgefühl schmeiß Dich am besten selber weg Kannst Dich auch ins Museum hängen Schildchen dran Ich bin der Deckel der nicht passt Na und? Kuck mal rum Lauter Deckel mit Macken Kaum einer richtig dicht Traumzeitrealität - Seite 49 Der Bettler Mein Platz ist auf der Brücke am Wall wo die Leute zum Bahnhof gehen und vom Bahnhof in die Stadt. Ein guter Platz Meistens reicht ´s am Abend Einmal – da war gutes Wetter nach trüber Zeit da gibt's immer etwas mehr da kam einer der sah mich an nicht wie die anderen rechts und links an mir vorbei nein, richtig an – mitten in die Augen und der lächelte als wollte er was sagen: Ich gab ihm sein Lächeln zurück davon kann ich mir nichts kaufen Er ging vorbei und lächelte mich an nicht mal ´n Groschen hat er mir gegeben bloß dieses Lächeln Davon kann ich mir nichts kaufen! Aber manchmal wenn wieder so ´n Wetter ist dann warte ich dass er wiederkommt mit seinem Lächeln Vielleicht hat er ja noch eines für mich Traumzeitrealität - Seite 50 Der Alte Damals als Großhändler das waren Zeiten Nichts war groß genug Nichts zu teuer zum Verkaufen überall hin Grenzen gab es nur zu überwinden Nur eines war wichtig: Das Ergebnis hat zu stimmen Wortgewaltig und geschickt immer zu gewinnen Heute ist anders Alles Große legt sich mit der Zeit Die Hand die früher große Summen schrieb ist steif Keine große Gesten die Worte unterstreichen Keine Worte mehr nur noch kleine Zeichen Und manchmal wenn wahrgenommen ein Gefühl von Dankbarkeit Traumzeitrealität - Seite 51 Am Ende der Zeit Wenn Odin mit den Riesen kämpft Und der Wolf den Mond verschlingt will ich sitzen und sehen Mit wirren weißen Haaren im Wind sitzen und sehen Das Raunen hören der Gezeiten Und Großvater wird über den Wassern thronen die Ziehharmonika auf seinen Knien Am warmen Ofen werde ich stehen den Rücken warm die Hosen voll mit weicher Wärme Viel schöner als die harten Steine auf der Straße und spitze Knie auf meiner Brust Schweigend werde ich die Lieder singen die schönen alten Lieder und mein Haupt wird sich wiegen zu der schönen Melodie Alles ist so lang vorbei Und wenn der Wasserhahn Mit seinem Tropfen wieder In meine Seele dringen will Dann stehe ich auf und gehe Gehe bis ans Ende aller Zeiten Und wenn die Junge kommt und packt mich am Arm und sagt und macht Dann lasse ich sie Warum soll ich noch streiten was wichtig ist, was schön. Ich habe ja überlebt Und sie hört nicht der Bomben Grollen Weit weg am Horizont Traumzeitrealität - Seite 52 Späte Einsicht Du warst Gast in meiner Seele viele Jahre Ich hab's nicht gemerkt Du warst da plötzlich da ohne selbst zu wollen Ich war Dir kein guter Gastgeber war noch unterwegs konnte nicht viel geben nahm stattdessen deine Wärme Da war noch nicht das Wissen später Jahre zu groß die Last der alten Zeit um frei zu sein für Dich Dich willkommen fühlen lassen jeden Tag jetzt Wo meine Seele gastgeben möchte jetzt bist du unterwegs Traumzeitrealität - Seite 53 Schlaflied (ausgehendes 20. Jahrhundert) Abend will es wieder werden wenn die Sonne rot versinkt Alle Kinder auf der Erden schlafen still und Papa trinkt Mama schluckt ganz leis Tabletten die kein Arzt ihr je verschrieb Ist ja doch nichts mehr zu retten trotzdem Kind ich hab Dich lieb Ach wie schön wär dieses Leben Kindlein mach die Augen zu will Dir auch Tabletten geben dann ham wir beide uns're Ruh Schlafen fest und haben Frieden bis in alle Ewigkeit werden nie mehr Prügel kriegen da ist keiner mehr der schreit Ach wie schön wär dieses Leben Kindlein mach die Augen zu will Dir auch Tabletten geben dann ham wir endlich uns're Ruh Wirst dann auch nicht arbeitslos wie Dein Vater jetzt schon lange Ich nehm Dich warm auf meinen Schoß Ich bin ja bei Dir. Sei nicht bange Ach wie schön wär dieses Leben Kindlein mach die Augen zu will Dir auch Tabletten geben dann ham wir beide endlich Ruh Traumzeitrealität - Seite 54 - Warten am Straßenrand Ich bin eine Blume nachts in der Stadt und es ist kalt Wenig Platz zwischen Asphalt und Beton aber meine Wurzeln reichen tief Nächstes Jahr vielleicht werde ich blühen Traumzeitrealität - Seite 55 Weihnachten '90 So wie immer? Zeit der falschen Gefühle und der großen Prediger oder war's andersrum? Ist auch egal Es heißt, es gibt Krieg Ich glaub nicht dran Bestimmt werden die Soldaten in der Wüste beten unterm Weihnachtsbaum "....denn DEIN ist das Reich .." werden ihre Kanonen füttern mit MILKYWAY ihre Bomber beladen mit Zuckerwerk und Marzipan Und die Iraqi werden jubeln freudig dies Geschenk vergelten und dann wird Frieden sein Frieden sein unterm Weihnachtsbaum Oder? Traumzeitrealität - Seite 56 Dann heißt Freiheit nur Gewalt oder Diesseits von eden Die Objektivierung subjektiver Wahrnehmungen erfolgt per Richtstrahler über die Antenne des erhobenen Zeigefingers. So wie jedes Kind spätestens im dritten Jahr seine innere Reife zu beweisen hat, indem es aufhört zu werden und seine Fantasie ins Ich-bin-Bewusstsein einmauern lässt, damit seine Sensoren die praktikable Funktionalität! im Rahmen der höhererseits noch höheren Ordnung sozialpolitisch notwendiger Effektivität zur Erlangung der sozioökonomisch essentiellen Produktivitätsprogression edukativ erreichen können. Denn erst wenn unsere marktorientierten Bindungen so fest geknüpft sind dass der unsichtbare Gott der freiheitlich-liberalen Grundordnung oder einer seiner vielen Stellvertreter an ihnen ziehen kann um uns zu unserem Besten zu lenken, werden uns die Computer freundlich lächelnd in ihrer Mitte aufnehmen. Traumzeitrealität - Seite 57 Im Krieg geboren Frieden nie gefunden Immer auf den Boden der Tatsachen gegangen manchmal auch darunter Auch wenn mein Zahnarzt sagt: Machen Sie den Mund mal weiter auf! Vorsichtig überlasse ich das anderen lebe lieber leise Traumzeitrealität - Seite 58 Gedanken vor dem Golfkrieg Verzeiht wenn ich frage. Dich, der du betest für Frieden am Golf Dich, der Du jetzt auf die Straße gehst: Meinst Du nicht, es ist ziemlich spät? Wo warst Du als in Äthiopien, Somalia Menschen krepierten, wo, als im Sudan Soldaten schossen, wo, als das Volk von Kambodscha starb? Ging das Dir weniger nah? Was ist mit den Menschen in Mittelamerika Haiti, Nicaragua? Oder was mit jenen im südlichen Afrika? Und wann, sag, betest Du für Afghanistan Wohin ich sehe ist Krieg seit immer schon und hört nicht auf. Und Du weißt es, so gut wie ich. Warum betest Du jetzt, gehst auf die Straße, weißt Du auch nichts besseres? Verzeiht mir, dass ich frage. Traumzeitrealität - Seite 59 einfache Rechnung (zur Gleichheitslehre) Hunger + Überfluss = Gewalt Überfluss + Gewalt = Hunger Gewalt + Hunger = ? interpretiere: Für Viele heißt Hoffnung: Kalaschnikow; warum? Traumzeitrealität - Seite 60 GELD MACHT ANGST Traumzeitrealität - Seite 61 Nix verstehn? Ah, Du Türke? Asylant!? Schade, Ich denken Du Mensch Traumzeitrealität - Seite 62 L´ Evocation2 Ils ont pris les chevaux, Seigneur Ils les ont pris Tu sais, ils vont mourir, Seigneur Tu le sais Vois! Je suis vieux, Seigneur Et ma femme est vieille aussi Comment tirer la charrue, Seigneur Sans des chevaux Dis moi donc pourquoi, Seigneur Dis moi donc ... SE IGNEU R! 2 Auf ein Bild eines unbekannten Malers aus den Ardennen "L´Evocation", auf dem ein Bauer neben dem Pflug kniet, während im Hintergrund zwei Soldaten im ersten Weltkrieg seine Pferde fortführen Traumzeitrealität - Seite 63 Barlinek Jezioro Na którego brzegu był kraj rodzinny Księżyc oświetla Zaufane miasto Czas przemijał Ludzie odchodzili na obczyznę Ludzie przychodzili z obczyzny Czas przemijał Księżyc oświetla Zaufane miasto Jezioro Na którego brzegu jest kraj rodzinny Barlinek3 Ein See An dessen Ufer Heimat war Mond schien Auf vertraute Stadt Zeit verging Menschen gingen in die Fremde Menschen kamen aus der Fremde Zeit verging Mond scheint Auf vertraute Stadt Ein See An dessen Ufer Heimat ist 3 Meine Geburtsstadt, die ich mit 57 Jahren erstmals wieder gesehen habe. Übersetzung ins Polnische: Karl Grenzler Traumzeitrealität - Seite 64 past now future In jenem Land Wo schwarze Angst Sich Nachts aufs Brustbein setzt now past future In jenem Land Wo Schrei im Traum zum nur noch leisen Wimmern wird future now past In jenem Land das tröstet mich da bin ich nicht allein Traumzeitrealität - Seite 65 geklaut: Das Leben der Anderen Traumzeitrealität - Seite 66 Welche Art Hoffnung ? Ich bin froh, dass ich überlebt habe lass mich in Frieden mit Deinen Ideen haben meine Eltern gesagt und ihrem Wunsch notfalls mit Gewalt Nachdruck verliehen Ich will Frieden Meine Kinder sollen überleben habe ich gesagt und diesem Wunsch notfalls mit Gewalt Nachdruck verliehen Ich will überleben lass mich in Frieden mit Deinen Ideen sagen meine Kinder und werden diesem Wunsch notfalls ...? Jetzt hoffe ich auf meine Enkel. Sie werden ...? Traumzeitrealität - Seite 67 Grenzen Wie Würmer kriechen Gehdanken ans Ende meiner Welt nähern sich Erkenntnishorizont Erkenntnishorizont nähert sich Tabubereich am Weltenrand Schilder stehen dort Sperrgebiet – betreten verboten Mienen sind gelegt von der Zentrale im innereren die Schutz braucht um nicht auszufransen schützen – schützen dieses starre ich das bleiben will und die innere Propaganda sagt hinter der grenze ist die ewige Verderbnis lass deine Gedanken da nicht hin du zerstörst dich selbst und doch ziehen einige dahin die Grenze zu überwinden manche sterben werden verstümmelt umgebracht eingesperrt verschwinden niemand weiß wohin sie geben keine Nachricht mehr und die innere Propaganda sagt hinter der Grenze ist ewige Verderbnis lass deine Gedanken da nicht hin Traumzeitrealität - Seite 68 Heilige Nächte (..., 1993, ...,) In die Zeit der Dunkelheit Licht gesetzt gegen lebende Vergangenheit Unheimliches Erinnern von Kerzen überstrahlt und Vergessen Das Kindlein wurde Opfer So wird es bleiben lange Zeit Und doch auch ein Zeichen dass Anfang sich ans Ende knüpft Traumzeitrealität - Seite 69 homopoly wortgleiter auf dem glatteis offensichtlich verdeckten sprachschatzes wer einbricht versinkt haltlos im dunkel fehlender oberflächlichkeit Traumzeitrealität - Seite 70 Da man muss doch was tun da muss man doch was machen man geht ja auch über die Straße man tut doch sonst soviel was kann man denn tun Warum tut man denn Nichts was kann man denn tun man tut doch sonst soviel man geht ja auch über die Straße da muss man doch was machen man muss doch was tun da muss man doch was machen man geht ja auch über die Straße man tut doch sonst soviel was kann man denn tun Warum tut man denn Nichts was kann man denn tun man tut doch sonst soviel man geht ja auch über die Straße da muss man doch was machen man muss doch was tun da muss man doch was machen man geht ja auch über die Straße man tut doch sonst soviel was kann man denn tun Warum tut man denn Nichts was kann man denn tun man tut doch sonst soviel man geht ja auch über die Straße da muss man doch was machen man muss doch was tun da muss man doch was machen man geht ja auch über die Straße man tut doch sonst soviel was kann man denn tun Warum tut man denn Nichts was kann man denn tun man tut doch sonst soviel man geht ja auch über die Straße da muss man doch was machen man muss doch was tun warum tut man denn da nichts Traumzeitrealität - Seite 71 Der Fremden Heimkehr (1945) Da war eine Frau schwarz und groß die hielt meine Hand und zog sprach fast nicht und wenn in einer unbekannten Sprache Worte die ich nicht verstand Komm! Weiter! Mein Bruder – älter – auf der anderen Seite unsichtbar hinter der Schwarzen – Tante Mutti hatte er gesagt – wurde auch gezogen eilig zu unbekanntem Ziel Wald war da schwarze Mauer Feld war da schwarz wie alles hinter ihrer Schwärze Bis das Schwarze alles überdeckte auf einknickenden Beinen Als sie ihr Ziel erreichte trug sie ein kleines Kind auf ihrer Schulter Wie einen Kartoffelsack sagte man später Traumzeitrealität - Seite 72 In mir lebt erinnerung an eine lange straße endlos weit durch kahle felder durch wald der dunkel droht Hunger alles tut weh müde meine füße brennen ich will nicht mehr weiter nicht mehr laufen will liegen schlafen endlich schlafen Doch wieder dies geräusch krachen knattern wummern wimmern mein kopf zerbricht Frau schreit weg hier reißt mich am arm ich will nicht mehr zieht mich erde fällt vom himmel weg hier weiter weiter ich will nicht mehr komm weiter weiter weg hier ich will nicht mehr lauf doch junge lauf will nicht mehr blätter zweige alles schlägt nach mir will nicht innen brennt etwas alles wird ganz heiß will n... dunkel schlafen endlich schlafen Das ist Vergangenheit Ich habe überlebt doch noch sind viele Straßen so wie diese Und viele liegen ruhen aus Vom Krieg Mit seltsam verrenkten Gliedern Traumzeitrealität - Seite 73 Dachau oder anderswo Zeugen der Vergangenheit reden vergebens in die Zeit Inseln der Mahnung versinken im Meer Vergessen das Überleben heißt Eine Zeit lang spielen Kinder in Ruinen Eine Zeit lang bleibt Erinnerung wach Dann sind eingeebnet mahnende Zeichen und Gärtner streichen Kiesbeete glatt Traumzeitrealität - Seite 74 A. Z.4 Es ist Zeit mein Freund Es ist Zeit Wir haben das Erbe Was ist zu tun? Die Last des Grauens scheint durch die Klagen der Täter Welche Worte gibt es Zu erinnern? 4 für den polnischen Dichter Andrzej Zaniewski Traumzeitrealität - Seite 75 knospe bricht auf blume erblüht tropfen fällt welle zieht kreis jedes ereignis wird ohne zu vergehen Traumzeitrealität - Seite 76 Noch dunkelt der Tag verwachsen der Nacht Erwachen kommt später Inmitten erster Gesänge geheimnisvoller Schatten verschwimmt die Welt Sein oder Nichtsein ist hier keine Frage eher ein Irrtum Bedächtig gehe ich weiter An Rücken und Füßen klebt Vergangenheit Traumzeitrealität - Seite 77 Damals meine Brombeerhecke Sanftes Flüstern von Gras Gesang der Bäume Käfer grüngoldglänzend ritten auf Sonnenstrahlen Bäume reichten ihre Äste Der warme Sand des Sommers Ließ meine Zehen wurzeln In der Erde Da war Geborgenheit das half überleben. Traumzeitrealität - Seite 78 Morgensonne im Herbst zaubert silbrigen Tau auf Wiese am Straßenrand Ins Grün mischt Silbergrau Ich habe eine Probe genommen vom Tau einem Freund gebracht Chemiker der hat eine Analyse gemacht vom Tau Seitdem bete ich Traumzeitrealität - Seite 79 Häuser verlieren Licht durch Fenster Sanfter Wind nimmt es trägt es wer weiß wohin Schritte klingen laut durch leere stille Straßen Traumzeitrealität - Seite 80 winterreise blutender schnee liegt in der kälte kurz vor nacht kahler bäume schatten gleiten aufgelöst kurz vor nacht landschaft selbst ohne krähen so kurz vor nacht Traumzeitrealität - Seite 81 Zwei Krähen im Flug über reifbedeckten Dächern Traumzeitrealität - Seite 82 bruder fels unter deiner haut aus moos bewegtes leben nur wer zeit hat sieht Traumzeitrealität - Seite 83 Bergen an Zee Grau das Meer der Himmel grau fern am Horizont ein schmaler Streifen Sehnsucht Traumzeitrealität - Seite 84 Der Tetraeder in Bottrop Die Halde Stein aus Erde geholt Auf Suche nach ...? Durchsichtig die Spitze Leeres Gestell Eine Treppe – wohin? Aufwärts Durch Luft Wie Vogel ohne Flügel Abwärts der Blick Durch die Treppe Unten: vierte Dimension Weil mir Worte fehlen Geht mein Atem in den Wind Traumzeitrealität - Seite 85 cogito ergo sum!5 ? ich ich denke ich denke also ich denke also bin ich denke also bin ich ich denke also bin ich was also ich denke ich bin was ich denke ich bin was denke ich bin was ich bin was bin was was ¿ sum ergo cogito? 5 Das kann nicht nur entlang der Zeilen gelesen werden, auch quer, am Rand , rechts herum, links herum, von allen Ecken, von vorn und hinten. Traumzeitrealität - Seite 86 Transformationen (Konzertgedanken) Etwas klingt Lebt ungerühmt stirbt Notenblatt bleibt Klang steigt auf Aus Atem durch Röhren Hämmert, streicht, singt füllt Raum, Zeit, Sinn Ein kleiner Junge in kurzen Hosen Ein Mädchen mit Zöpfen steht auf Brücke, winkt War Mensch Ist nur noch Name, Werk Lebt vielgerühmt Tot Traumzeitrealität - Seite 87 Heraklit an Hölderlin Brüder sind wir und wenige sitzen auf gipfeln der zeit dem nachhall des echos zu lauschen selten hören wir antwort mund fehlt wort für was geist in raum und zeit erfühlt darum ist was klingt unverständlich seltsamer gesang nur wer tanzt wissend schwingt versteht weiß berg und tal zu sein und wellenstrom der rückwärts fließen kann Welcher art die schwingung ist die resonanz ist ganz egal nur die vielheit macht das bild nicht ton noch licht noch geistige idee entsteht aus einem einzelfeld Traumzeitrealität - Seite 88 Das Staunen nicht loswerden können über immer Neues altbekannter Dinge Zukünftige Erinnerungen sinken ins Laub vergangener Jahre Vorsichtige Schritte und doch zeichnet die Spur Veränderungen hinter mir Traumzeitrealität - Seite 89 Epitaph für einen Lebenden Bist wie ein Baum der keine Wurzeln hat mit Blättern aus Papier Doch deine Adern leben noch und sind voll Durst nach dem was Leben bringt So trinkst du trinkst und trinkst was dich zerfrisst Dir ist ein früher Herbst der Blatt für Blatt vergilbt Deine kahlen Äste schreien: SEHNSUCHT Traumzeitrealität - Seite 90 Der Traum des Dschuang Tse Dschüan Tse träumt, er sei Schmetterling Dschüan Tse denkt so bin ich Schmetterling der träumt ich sei ich Dschüan Tse Schmetterling - Schmetterling Dschüan Tse ich sei ich der träumt bin ich Dschüan Tse Schmetterling denkt so Schmetterling träumt, er sei Dschüan Tse Der Traum des Schmetterlings Traumzeitrealität - Seite 91 Frage an Dschuang Tses Schüler Mein Herz, mein Denken, wandert, geht DEN WEG seitdem es besteht es geht und geht, als Struktur in einer Struktur in einer Struktur in ... Warum Asche werden erkalten wo es lebt und geht? Ist es weise zu sterben vor der Zeit? Traumzeitrealität - Seite 92 TRIALOG Du redest und stößt achtlos einen Stein streifst eine handvoll Blätter von einem Strauch pflückst eine Blume bevor sie Samen trägt Bei mir sagst du wüsstest du ich verstünde dich Bei den anderen sagst du wäre das nicht Sie klagst du die anderen verletzten dich Es sei sagst du so schön dass ich dich mag Du schaust mit großen Augen in mein Schweigen auf mich den Stein ein abgerissenes Blatt die Blüte in deiner Hand Über uns die Wolke wir ändern ständig unsere Form Du willst stets die gleiche bleiben Und doch es ist der gleiche Wind der mit uns spielt Drum schenk ich dir mein Lächeln noch und lass mich weitertreiben Traumzeitrealität - Seite 93 An Sarah K. Du träumst ein trauriges Lächeln Dir an den Erkenntnishorizont: Vögel im blauen Himmel grüne Wälder weiße Häuser gegen Menschen die dich nicht verstehen springst über Heidekraut und Regenpfützen hörst den Vogel im Rohr siehst tausendmal den Mond die Sonne auf- und wieder untergehen siehst tausendmal die tausend Farben die Dir der Himmel zeigt Und doch ist Alles Dir Kulisse nur für den Zustand deiner Seele Auch ich sprang über Heidekraut Hörte Vogel singen Und ließ Rindenstücke Segel setzen Auf Pfützen die der Regen macht Sonne Mond sternklare Nacht Sie schienen ohne mich - ich sah sie nur So bin ich Spiegel einer Welt streue Samenworte in den Wind warte nicht was wachsen wird Traumzeitrealität - Seite 94 Wolf B.6 Ein alter Mann steht neben der Zeit und beweint sein Schicksal mit alten Liedern Ihm „gingen die Feinde abhanden“ Sein Teufel fuhr zur Hölle und dessen Heerscharen verstecken sich im neuen Himmel Nun rechtet er mit den Gerechten der einen Seite gegen die Gerechten der anderen ruft auf zum Krieg gegen den Teufelsersatz Hat er vergessen die Geräusche seiner Kindheit das Grollen der Bomben sich nähernd bis das berstende Haus zum Inferno wurde Hat er verloren die zitternde Angst eines der nicht Hitler war? 6 Wolf Biermann war einmal eines der Symbole des Widerstandes in der DDR Traumzeitrealität - Seite 95 Lebenshilfe Ich höre eure Stimmen selbstbewusst laut das Leise überdecken sie reden eure Stimmen locken erklären sagen so ist das Leben so musst Du auch! leben? Ich sehe eure Blicke sicher fordernd und auf der Netzhaut sitzt Angst Und ich verschließe meinen Mund mit Ja du hast recht Ich mag nicht mehr kämpfen Stein des Anstoßes sein Ich will eine Wolke werden die war da und verschwand Traumzeitrealität - Seite 96 Der Zauberer Sitzend in der Stadt des Mondes meist in Gedanken knüpft er Kausalketten zu Netzen Oft sich selbst darin verstrickend mit heimlichen Flüchen sich wieder befreiend webt er am Netz webt Sterne hinein und tiefe schwarze Löcher weil Licht ist Hoffnung und schwarz die innere Farbe vieler deren Welten zerfallen weil Hoffnung erlosch Manche die ihn um Antwort fragten wandten sich ab von ihren Bildern die er fand im Netz weil unverständlich bleibt den Gefangenen der eigenen Dunkelheit Wissen und es füllt mit Angst das Gleiten über Sterne und tiefe schwarze Löcher Und ihm fehlen Worte zu erklären Er hat nur Bilder die er sieht Traumzeitrealität - Seite 97 P.C.7 worte wie perlen gepresst aus lippen von stein asche von glut die tief innen brannte Der berg zerbrach aufleuchtend im meer der zeit zeichen am fernen ufer inmitten unter uns 7 Peter Coryllis, Überlebender, Dichter, lebte 20 Jahre in Dülmen Traumzeitrealität - Seite 98 Verurteilt „lebenslänglich „niemec“ zu leben auf beiden seiten des flusses ausgesperrt hier wie dort eingesperrt in sich selbst!“ zwei ohren zu hören – nicht reden können zwei augen zu sehen – nicht sagen können fluch? urteil? wofür? „du bist enstanden am falschen ort zur falschen zeit!“ schuld? sühne? wofür? „frag nicht – gehe!“ das tat ich – gehen Traumzeitrealität - Seite 99 hörte dinge, die andere nicht hören sah dinge, die andere nicht sehen das tat ich – gehen zärtlich neigte sich gras über meine füße wind sang in bäumen: hör auf mich, nicht auf sie das tat ich – gehen durch reale welt und welt der träume fand mehr als nur die vierte dimension lernte fliegen hielt hände in ereignisläufe und bin – alt – noch immer auf dem weg Traumzeitrealität - Seite 100 Der Fluß Njemen ist überall ums Land Wo-man-nicht-versteht Seine Oktoberwasser kalt löschen meinen Durst geben Schutz auf unsichtbaren Inseln Selten nur Brücken aus Lächeln ungesagter Worte Viele treiben tot in ihm die da hinüber wollten wo nur Flug auf Träumen weiterführt und auch der nur voll Gefahr Traumzeitrealität - Seite 101 Der warme Sand unter meinen Füßen als Kind war die warme Haut der großen Mutter die mich trug und nährte Sie wird sich öffnen für mich wenn meine Zeit zu Ende geht Der große alte Baum der mich trug als Kind war mein Vater der mich lehrte Gesang mir gab, mich wiegte Mein Bruder wird singen für mich wenn meine Zeit zu Ende geht Der Stein in meiner Hand als Kind der meiner Wärme Antwort gab und meine Hand Gewicht zu tragen lehrte Er wird mir Wärme geben wenn meine Zeit zu Ende geht Der Wind der über Dächern sang als Kind auch durch Bäume über Steine mir tröstend durch die Haare strich Er wird mich trösten wenn meine Zeit zu Ende geht Traumzeitrealität - Seite 102 Australopithecus 1967 oder: Aus den Gesprächen mit Peter – ein Gedächtnisprotokoll „Irjendwo an´t Ende von mein ick steht ´n müder Klon wie´n altet Kind det stolpert durch die Welt und zieht Jrimassen wenn et fällt und denn lachen se“ Dieses lachen das sie brauchen über ihn dieses schreckliche lachen tötet ihn jedes mal ein wenig mehr Und der Professor sagte „Betrachten Sie die Physiognomie, meine Damen und Herren, Größe Einsachtunddreißig, Gewicht zweiundvierzig, Gehirnvolumen Siebenhundertfünfunddreißig, Alter achtzehn, IQ unter sechzig. Unter diesen Bedingungen sind die Testergebnisse eher erstaunlich, im positiven Sinne meine ich.“ Manchmal träumt er nachts riesengroße lachende münder die ihn verschlingen riesengroße münder wie ein schwarzes loch und davor zähne aus liebe die ihn zerreißen bevor er ins bodenlose fällt Sie sagen liebe und lachen weil sie besitz ergreifen sie sagen liebe und zerstören Traumzeitrealität - Seite 103 sie sagen liebe und denken an sich so einvernommen vom eigenen SEIN dass platz nicht hat was außer ihnen lebt und werden will Und diese liebe schlägt ihn weil er anders ist als sie und wandelbar und endlich werden soll wie sie Wenn er dann aufwacht zitternd augen voll tränen kommt ihn großes kotzen an Dies war kein traum das ist seine welt die welt in der er leben muss Diese welt aus ordnung wo tote träume hinter leeren augen wohnen wo DU nur gilt wenn die schablone paßt und im mantel alter lehren angst wie schimmel wuchern kann Da muss er leben mit dieser art von ordnung die das ICH im keim zerstört angst sät wo vertrauen wachsen will schauspieler erzeugt wo menschen geboren wurden Manchmal wächst hass darüber und er ertappt sich wie er bomben legen will und amok laufen um diese ordnung zu zerstören die zerstört Dann aber dann hält er inne ganz still Traumzeitrealität - Seite 104 sitzt er und weint weil er nichts ändern kann mit hass Weil er aber ändern will versucht er seine liebe zu geben dahin wo keine ist verständnis dem der nicht versteht hilfe denen die nicht helfen lassen so lange bis er merkt dass er schon wieder stolpert von misserfolg zu misserfolg und diese ordnung stärker ist als er Dann - ja dann haut er ab schließt seine türen augen und ohren nimmt sich selber in den arm und tröstet sich in seiner welt aus traum Da schwebt er dann weit draußen betrachtet das ganze mehrdimensional und auf einmal wird alles so unwichtig so klein und doch notwendig dass ein lächeln aufsteigt in ihm weil er vergaß dass er verstehen kann Dieses lächeln breitet ihm flügel aus große unsichtbare flügel mit denen fliegt er bis hinter das ende der welt bis seine herkunft ein winzig kleiner lichtpunkt wird Traumzeitrealität - Seite 105 Erst im allerletzten moment bevor er sich selber verliert kehrt er um zurück dorthin woher er kam faltet die flügel zusammen versteckt sie wo sie niemand finden kann stolpert unbeholfen durch die gegenwart verzieht mühsam sein gesicht und wenn die menschen lachen weiß er dass er wieder zuhause ist Traumzeitrealität - Seite 106 ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ihrihrihrih?rihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrih?rihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr?ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ? ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ihriihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ? ich hrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ? ich ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr irihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ? ich ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ? ich ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ? ich ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ich ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr ihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihrihr Letter to an autist Traumzeitrealität - Seite 107 Der Tag wirft seine Schatten in die Nacht Wie Sterne leuchten Fenster auf leere Straßen Die letzten Kinder stehen vor Türen und warten dass es Traumzeit wird Traumzeitrealität - Seite 108 Die Zeit krümmt sich zum schmalen Band der Straße Darauf geht sie die alte Frau mit krummen Beinen Die Stirn, runzlig, eine Gefängnismauer, bewacht das Geheimnis Die Augen, blind, wollen nicht mehr sehen, sie sahen schon genug Die Ohren, taub, wollen nicht mehr hören, haben alles schon gehört Die Zeit krümmt sich zu schmalem Band Und sie geht darauf mit krummen Beinen Traumzeitrealität - Seite 109 ich-inseln im sozialmeer schroff zerklüftet steile uferfelsen gedanken bilden brücken spinnenfäden gleich auch der regenbogen aus lächeln manchmal gleiten träume über sie Traumzeitrealität - Seite 110 Wiedergeburt Ein falscher Sommer zur falschen Zeit legt Staub auf meine Blüten trocknet meine Wurzeln aus Und ich überlebe doch! Traumzeitrealität - Seite 111 innisfree8 Ich will jetzt aufsteh‘n und geh‘n auf meine insel sonnenschein will die augen schließen zum sehen und reden mit mir ganz allein den lächelnden mund verschließen auf dass mich niemand hört inmitten des lebens genießen noch bin ich unzerstört wenn auch die drachenreiter schaffen in ihrem tatendrang bleibt doch ich lebe so sehe ich weiter gehe verworrenen weg entlang 8 nach W. B. Yeats; The lake isle of innisfree Traumzeitrealität - Seite 112 Rheinbrücke Hier bin ich gerne Brückenrand freundliche Heimat am Rande des Lebens hoch über dem großen Strom wo die Papierflieger meiner Träume endlos lange gleiten bevor sie versinken manchmal treibt der Wind sie zur Mitte der Brücke und sie kommen unter die Räder inmitten dieses fließenden Lebens wo jedermann zu wissen scheint wohin er will möglichst schnell zum Ziel morgens hin abends her morgens hin abends her morgens hin abends her morgens hin abends her immer ein Ziel vor Augen Selbst die näher am Rand zu fuß sich mühen müssen morgens hin abends her morgens hin abends her wissen wo's langgeht lachen über den der abzustürzen droht weil er Träumen nachsieht die Entgleiten Traumzeitrealität - Seite 113 Powrót (Heimkehr) wo eine dunkle sonne sich über gelben feldern westwärts senkt steigt auf der staub der städte verkantet sich in wolken und fern das lied des mittags fern auch der gang mondbeschienen wo arme sich ... lippen die ... und liebe hauchten da nun die hände nicht mehr lange briefe tragen steigt aus vergessen auf erinnerung streicht um denken wie eine katze um die beine die flohbesetzt und voller milben ist doch sanft nach so viel zeit Traumzeitrealität - Seite 114 Prélude Früher hab ich oft davon geträumt: Mittelpunkt sein, so wie jetzt. Alle schauen Dich an sehen zu Dir auf, hören Dir zu. Was für ’n Gefühl Jetzt, wo ich schon bald alt geworden bin, sehe ich das anders Ihr da – unbewegt ich hier um euch zu bewegen? Menschen Menschen und Mauern Davor hab ich Angst: mittendrin sein - eingemauert, nicht mehr sehen was draußen ist; spürst keine Erde, keinen Wind der streichelt. Kein Vogel singt. Nichts was in der Erde wurzelt. nur Menschen und Mauern Mauern und Menschen. Und ich frage mich: Ist das meine Welt? Что делать? Que je fai ici? What am I doing here? Traumzeitrealität - Seite 115 Mutador Mutador9 Ich könnte jetzt die graue Hose anziehen schwarze Schuhe weißes Hemd blauen Blazer drüber Krawatte sehr dezent Dann sähe ich aus wie seinerzeit Abteilungsleiter Krause Ich könnte auch die Jeans anziehen den lässigen Pullover Frisur und Bart ein bisschen anders und sähe dann aus wie seinerzeit intellektuell würde dann auf Demos gehen „Macht kaputt was Euch kaputt macht“ schreien und wieder endlos diskutieren Ich könnt' mir auch 'n Bierbauch saufen schon Morgens in die Kneipe gehen über Autos oder Schalke reden oder ´s letzte Schützenfest und für alle die mich sehen ein richtig dufter Kumpel sein Ich werde aber wohl bleiben was und wo ich bin der nette Mann von nebenan der ein wenig spinnt Langsam vor mich hin verbrennen Unendlichkeiten in Papier verpacken Von dem niemand lesen will 9 Welches Wort musste Kalif Storch aussprechen? Traumzeitrealität - Seite 116 lebenslied 2 Wir sind die heimatlosen kinder der erde nomaden mit unsichtbarer herde wachen über träume mit händen wie pflanzen die blätter strecken in unbekanntes licht das sie aus dunkelräumen zog tanzen den tanz des toten schmetterlings auf den bunten feldern der nacht wohnen in provinzen des lebens dem mittelpunkt so fern steigen die schwere treppe der fremde hinauf und wieder hinab sind aus der zeit gefallen wissen nicht wohin und düngen die haut der mutter mit schmerz und traurigkeit damit unsre blütenträume in zukunft prächtig gedeihen Doch zur zeit der ernte sind von den vielen nur wenige am berg ins blühende tal zu sehen Und die müde vom gegendruck der heimatlichen liegen mit gebrochenem rücken legen den rest ihrer kraft ins bild senden es dem der sieht bevor sie dem weg von flasche oder nadel folgen Traumzeitrealität - Seite 117 Bewußtsein taucht in seele tiefer als ein ozean ein meer von fragen die wie sterne immer größer werden wenn die nähe größer wird spiralnebel bilden und kugelhaufen ganz tief innen Antwort verbirgt sich hinter immer neuen fragen und dazwischen leere Es braucht augen für dunkel zu erkennen Nicht möglich alles zu sehen Traumzeitrealität - Seite 118 Still am Ufer10 Wo sind die heilignüchternen Wasser Wo, der Schwan, der unschuldsvoll das Haupt ... Frag nicht das Alter der Wasser ihre Spur zurück bleibt fremd War Raureif Schnee Eis schmolz ständig ändernd dir entgegen fließt der wandernde Fluss auf ihm treibend du wieder und wieder und weiter Und es breitet seine Flügel, unschuldsvoll der Schwan Sein Schrei begleitet dich 10 An Hölderin Traumzeitrealität - Seite 119 traumzeit-realität ein ich saß in der wüste malte gedichte in die sonne keine lerche sang über den häusern der schwarze vogel BIN kam sein schönstes lied zu stehlen über dem tal der sterne steht schweigend ein lied mütterherzen reihen sich in dunkler prozession deren kinder sonne spielten der herr des feuers geht vorbei und wes gesicht sein atem streift erhebt sich aus dem sand ich aber wandte sich den mond zu küssen und einen augenblick jubelte seine seele voll freude am fliegen an dieser kalten einsamkeit jedoch erfroren seine lippen wie roter mohn im schnee sprachlos geworden trieb seine seele ab ins nirgendwo scheute menschen suchte haltlos dachte bilder in die zeit gedankenfetzen ungleich worten bis schließlich ansatzpunkte ausdruck wurden unverständlich noch und doch ein grund zu überleben Traumzeitrealität - Seite 120 Die heiligen drei Könige Leben ist Veränderung und geht im Stillstand vor sich Dies wissend machten sie sich auf die Reise den Fixpunkt anzubeten der Erlösung bringen soll Ende vom Werden nur Jetzt – im Sein Stillstand bei Lichtgeschwindigkeit Sie irrten weit umher auf ihrer Suche nach dem letzten Ding dem letzten SEIN an sich Und sie fanden IHN – das ICH Mittelpunkt des Universums Dies ist ihr Erbe Eindimensionale Geometrie partieller Erkenntnis Logik aus entweder ... oder ja oder nein Trennen des Lebens in Raum und Zeit Energie Materie nicht mehr erkennen wie jedes ein jedes bewirkt Gestalten ohne Grenzen unvergänglich und immer neu im werden Traumzeitrealität - Seite 121 Zukunftshoffnung Ich werde gewesen sein wie ein Blütenblatt das fiel damit im Sommer Früchte reifen wenn du mich findest siehst du nicht mehr was vom Baum des Lebens fiel teil eines Ganzen das sich so sehr verändert wie ein Tropfen im Meer der einfloss das Ufer zu erweitern wenn du mich suchst findest du nicht was ins Meer des Lebens fiel teil eines Ganzen das sich so sehr verändert wie ein Fels im Fluss der ausbrach einen weiten Weg zu gehen wenn du mich siehst erkennst du nicht mehr was in den Fluss des Lebens fiel teil eines Ganzen das sich so sehr verändert Traumzeitrealität - Seite 122 Das wars Augen viel gesehen zu wenig zu verstehen Ohren viel gehört zu wenig zu verstehen Gefühl viel gespürt zu wenig zu verstehen Verstand viel gedacht zu wenig zu verstehen Leben viel geschehen zu wenig zu verstehen Teile immer nur Tei le wahrgenommen Traumzeitrealität - Seite 123 Traumzeitreise durch verdecktes streifen in Feldern der Zeit durch ihre Meere gleiten auf ihre Gipfel steigen fliegen im Wind der nicht weht werden was nie wird gewesen sein was niemals war den Raum verlassen, Menschen das Gitternetz aus festen Bahngedanken sitzen im Wolkenwagen des Sehers Traumzeitrealität - Seite 124 Es träumt mich viele Träume Teile eines Traums Ich sehe dies und sehe das Und schon entsteht ein Traum in mir Der lebt und sich verwebt und nicht vergeht Traumzeitrealität - Seite 125 Egozentrisch meine Verse? Ich singe vom Ich weil es ein Du ist! Denen sag: Die Dinge des Dichters sind dem Dichter allein – wie die drei letzten Worte vor dem Verstummen – wertvoll Was sagen ist wichtig in Worte zu fließen die dem Gedächtnis entgleiten Nicht gehorchen ist sein Hören, sehen, denken, verstehen Nicht dienen dem Zeitgeist der Macht Traumzeitrealität - Seite 126 Eigentlich nicht für Andere geschrieben nur zum Erinnern Traumzeitrealität - Seite 127