Henze 1. Title of the Presentation Das Mischungsverhältnis von Schwefelsäure und Wasser: Ziele, Aufgaben und Probleme von Inpatriation Presentation can be given in German or English! 2. A 250 word abstract of the presentation Das Mischungsverhältnis von Schwefelsäure und Wasser: Ziele, Aufgaben und Probleme von Inpatriation “Think of the analogy of mixing water (the parent company) and sulphuric acid (the subsidiary). Inserting a drop of acid (the inpatriate) into the water has almost no effect as they readily become subsumed into the corporate culture. However, placing a drop of water (the expatriate) into the more volatile subsidiary produces a mix that can be explosive!” (Harzing, Feely, Language Management in Multinational Companies) Wird in multinationalen Unternehmen die Wichtigkeit von interkulturellen Trainingsmaßnahmen akzeptiert und versucht, dies in die Praxis umzusetzen, handelt es sich in den meisten Fällen um Expatriates, also um Mutterkonzernmitarbeiter, die ins Ausland in eine Tochterfirma entsandt werden. Auf Grund fehlender finanzieller Mittel oder mangelnden Know-hows des entsendenden Tochterunternehmens und fehlender Akzeptanz des Headquarters wird die interkulturelle Vorbereitung der Inpatriates, der Mitarbeiter aus den ‚unwichtigen’ Tochterunternehmen, jedoch oft vernachlässigt. Bei genauerer Betrachtung der in der Literatur genannten Gründe und Ziele von Expatriation muss man jedoch zu dem Schluss kommen, dass viele ihrer Ziele und Aufgaben auch von Inpatriates erfüllt werden könnten, was neben dem Beitrag zur Globalisierung des Mutterhauses auch noch finanzielle Vorteile mit sich bringt. Trotz der ähnlich erscheinenden Entsendungsziele und Aufgaben handelt es sich bei In- und Expatriates um zwei völlig verschiedene Gruppen, die mit unterschiedlichen Rollenerwartungen, Anforderungen und Problemen konfrontiert werden. Diese Unterschiede sollten in den Methoden und Trainingsinhalten für Inpatriates berücksichtigt werden, indem andere Schwerpunkte gesetzt, die Unternehmenskultur mit einbezogen, auf eventuelle Akzeptanzprobleme und Statusverlust im Mutterhaus vorbereitet wird und natürlich die verschiedenen Nationalkulturen der heterogenen Teilnehmergruppe und die damit verbundenen divergenten Lernstrategien, Werte und Normen der Teilnehmer berücksichtigt werden. Dieser Beitrag soll eine Bestandsaufnahme der Situation von Inpatriates in deutschen multinationalen Unternehmen darstellen und im Hinblick auf Rolle, Aufgaben und Probleme, Vorschläge für deren Berücksichtigung und Integration in die interkulturelle Vorbereitung geben. 1 Henze 3. Presenter Information Yvonne A. Henze DAAD-Lektorin Aston University School of Languages and Social Sciences [email protected] or [email protected] phone: 0044-(0)788-4174903 0049-(0)173-1945299 Mailing Adress: Yvonne A. Henze Richterstr. 3 38106 Braunschweig Germany Sietar membership: SIETAR UK and SIETAR Germany No previous SIETAR presentations 4. Session length and format: Formal paper/research presentation. 50 minutes 5. Biographical note about the presenter: Yvonne Henze ist seit 2002 als DAAD-Lektorin für Wirtschaftsdeutsch an der Aston University Birmingham, UK, tätig und promoviert über Inpatriatemanagement in deutschen multinationalen Unternehmen mit besonderem Schwerpunkt auf der interkulturellen Vorbereitung von Inpatriates. Ein weiteres Forschungsprojekt, das sie initiiert hat und an dem sie jeden Sommer an der University of Rhode Island, USA, arbeitet, ist die Planung, Durchführung und Evaluierung von interkulturellen Vorbereitungsworkshops für amerikanische Studenten, die für ein Jahr nach Deutschland gehen. Ihr Interesse an der interkulturellen Thematik entwickelte sich, als sie im Rahmen ihres Magister-Studiums der Anglistik und Germanistik für 18 Monate in New York studierte und nach Abschluss ihres Studiums für mehrere Jahre internationale Studenten an der Technischen Universität Braunschweig unterrichtete. 2 Henze 6. Target audience: Level of experience: all Areas of professional interest: Training, Research, Business/Corporate, Global diversity, 7. Equipment & audio visual requirements: LCD Projector/Beamer Screen 8. Room size and set-up Number of participants for your session: whoever wants to participate in my session should get the chance to do so Room set-up: theater style 9. Session Description Mein Vortrag über das Inpatriatemanagement in deutschen multinationalen Unternehmen wird nach einer theoretischen Einführung über Ziele und Aufgaben von Entsendungen, auf die Vorteile der Inpatriation eingehen und anschließend die verschiedenen Problembereiche, mit denen sich In- und Expatriates konfrontiert sehen, kontrastiv und mit Beispielen veranschaulicht, darstellen. Aus dieser Gegenüberstellung ergeben sich Schlussfolgerungen für interkulturelle Vorbereitung von Inpatriates. Die Aspekte, die bei einem interkulturellen Training für diese Personengruppe berücksichtigt werden sollten, werden erklärt und auf ihre Realisierbarkeit hin evaluiert. Im Anschluss daran werden anhand von Grafiken und Schaubildern die Ergebnisse meiner Umfrage (Juni 2004) zum Inpatriatemanagement unter den 56 größten, deutschen multinational tätigen Unternehmen erläutert und analysiert. Durch gezielte, maßgeschneiderte Vorbereitung aller Beteiligten können alle Seiten von der erfolgreichen Verbindung von ‚Your culture’ (die des Inpatriate) mit ‚My Culture’ (die der Kollegen im Mutterhaus) profitieren und die Entwicklung eines multikulturellen Bewusstseins und Global Thinkings im Unternehmen kann stimuliert werden und zu einem nicht kopierbaren Wettbewerbsvorteil werden = our Opportunity. Im Rahmen meiner Dissertation hoffe ich meine Hypothese, dass interkulturelles Training für Inpatriates nur von internen Trainern effektiv veranstaltet werden kann, da diese den Aspekt der Unternehmenskultur im Mutterhaus berücksichtigen können, belegen zu können. Durch Fragebogen und qualitative Interviews mit Inpatriates der Firma Continental AG wird sich diese Hypothese entweder untermauern lassen oder es wird sich herausstellen, dass Kenntnisse der Unternehmenskultur keinen gravierenden Einfluss auf eine erfolgreiche Integration der Inpatriates haben werden. 3 Henze Das Mischungsverhältnis von Schwefelsäure und Wasser: Ziele, Aufgaben und Probleme von Inpatriation “Think of the analogy of mixing water (the parent company) and sulphuric acid (the subsidiary). Inserting a drop of acid (the inpatriate) into the water has almost no effect as they readily become subsumed into the corporate culture. However, placing a drop of water (the expatriate) into the more volatile subsidiary produces a mix that can be explosive!” (Harzing, Feely, Language Management in Multinational Companies) Die Analogie der chemischen Reaktion von Schwefelsäure und Wasser, die in diesem Zitat erklärt wird, beschreibt die entstehende Explosionsgefahr, wenn man einen Tropfen Wasser (den Expatriate) in Schwefelsäure (die ausländische Niederlassung) gibt. Weniger bzw. so gut wie ungefährlich ist die umgekehrte Reihenfolge, nämlich wenn man einen Tropfen Schwefelsäure (einen Inpatriate aus der ausländischen Niederlassung) in das Wasser (das Mutterhaus) gibt. Aus dieser Analogie ergeben sich zwei wichtige Fragen: 1. Ist die Entsendung eines Inpatriates in das Mutterhaus wirklich völlig komplikationsfrei? 2. Daraus resultierend: Kann interkulturelle Vorbereitung von Inpatriates schwerpunktmäßig und thematisch mit der Vorbereitung von Expatriates identisch sein? Trotz fortschreitender Globalisierung und Zunahme der multinationalen Unternehmen beschäftigt sich die Literatur bis 1990 fast ausschließlich mit Expatriation und Repatriation, und lässt die Thematik der Inpatriates, also der Mitarbeiter der ausländischen Niederlassungen, die in das Mutterhaus des Unternehmens entsandt werden, relativ unbeachtet. Diese Vernachlässigung geschieht jedoch zu Unrecht, denn obwohl die Entscheidung für Entsendungen auch von der bevorzugten Kontrollform (Egelhoff 1984:Verfahrens-/Ergebniskontrolle) und der Internationalisierungsphase (Adler & Ghadar 1990, Macharzina 1992) und –strategie (Strategieausrichtungen nach Heenan & Perlmutter) des Unternehmens abhängt, kann man nicht leugnen, dass sich die in der Literatur genannten typischen Entsendungsziele von Expatriates (Kenter 1989, Welge 1980, Wirth 1992: Transfer von technischem und wirtschaftlichem Know-How, Förderung der Kommunikation, Durchsetzung einer einheitlichen Unternehmenspolitik/Unternehmenskultur, Ausbildung einheimischen Führungspersonals, Entwicklung internationaler Managementfähigkeiten als Voraussetzung für weitere Aufstiegsmöglichkeiten, Kontrollfunktion) nicht grundlegend von denen der Inpatriates unterscheiden. Jedoch bringt Inpatriation einige Vorteile mit sich, die in dieser Form durch Expatriation nicht erreicht werden. Vorteile von Inpatriation - Kennen Bedingungen und Anforderungen des lokalen Marktes - Können nach ihrer Rückkehr die kulturellen Unterschiede zwischen Mutterhaus und Niederlassung leichter überbrücken und die Unternehmenskultur implementieren - Die Vorschläge/Ideen/Neuerungen des zurückgekehrten Inpatriates werden eventuell eher von den Mitarbeitern der Niederlassung akzeptiert als die eines Expatriates aus dem Mutterhaus 4 Henze - Vertrauen, dass sie im Mutterhaus aufgebaut haben, ermöglicht es ihnen die Kontrollfunktion an Stelle des Mutterhauses auszuüben - Einsicht in die kulturellen Settings der Niederlassung - Der Bezugsrahmen des Topmanagements wird erweitert - Multikulturelles Bewusstsein und Global Thinking im Mutterhaus wird stimuliert Der Nutzen von Inpatriates sollte also keineswegs unterschätzt werden, aber man darf sich nicht von der Ähnlichkeit der zu erfüllenden Aufgaben dazu verleiten lassen, Ex- und Inpatriates als identische Mitarbeitergruppen zu betrachten, denn sie befinden sich in unterschiedlichen Situationen in denen sie mit ungleichen Problemen konfrontiert werden. Dies lässt sich am übersichtlichsten tabellarisch darstellen. Expatriates Inpatriates Einseitige (durch westliche Kulturbrille geprägte) Sichtweise Bringt Multikulturalität in das Mutterhaus, erweitern den Sichtwinkel der Mitarbeiter Erfährt eher Respekt, da er aus dem Mutterhaus kommt und deren Macht repräsentiert Erfährt eher Ablehnung und wird nicht so leicht akzeptiert Priviligierte Behandlung durch z.B. bessere Bezahlung, andere Urlaubsregelung Probleme mit dem Mutterhaus: Mangelnde Entscheidungsautonomie, Kompetenzzuordnungsprobleme, etc. Ungleiche Behandlung, da Inpatriates oft keine Gehaltsanpassung bekommen, und daher oft weniger verdienen, als Kollegen im Mutterhaus in gleicher Position Probleme im Mutterhaus: mangelnde Akkzeptanz, da noch nicht vertraut mit dem sozialen und politischen Umfeld, fehlende Integration Interessen- u. Loyalitätskonflikte Statusprobleme Mangelndes Vertrauen einheimischer Partner Mangelndes Vertrauen des Mutterhauses Diese tabellarische Gegenüberstellung zeigt, dass allgemeingültige Aussagen über entsandtes Personal und ihre Probleme nicht möglich sind, sondern man sehr wohl unterscheiden muss, ob der Transfer vom oder ins Mutterhaus stattfindet, es sich also um Ex- oder Inpatriates handelt. Und diese Problematik sollte im interkulturellen Training Beachtung finden. Neben der Thematik der Nationalkultur sollte also auch die Unternehmenskultur mit ihren geschriebenen und ungeschriebenen Praktiken und Gesetzen eine wichtige Rolle spielen, denn die Unkenntnis dieser ist für viele der auf Inpatriate-Seite genannten Probleme verantwortlich. Gerade dieser Aspekt der interkulturellen Vorbereitung kann aber besonders für externe Trainer sehr schwer realisierbar sein, denn sie kennen die U-Kultur nicht aus der Praxis und für einen externen Trainer ist es sehr schwer, sich die Prinzipien, geschriebenen und ungeschriebenen Praktiken, die die Unternehmenskultur ausmachen, anzueignen, da es viel Zeit erfordert, diese Zeit aber auch bezahlt werden muss, und außerdem die Unternehmen Außenstehenden ungern interne Einblicke in ihr Unternehmen gewähren. Ein weiterer erschwerender Punkt im Hinblick auf das Training ist, dass anders als bei der interkulturellen Vorbereitung von Expatriates aus der Nationalkultur des Mutterhauses, es 5 Henze sich hier um eine heterogene Gruppe handelt, mit Inpatriates aus unterschiedlichen Nationalkulturen, mit unterschiedlichen Werten, Normen, Lernstrategien, Muttersprachen, Bildungslevel, wirtschaftlichem Entwicklungsstand, die also nicht so ohne weiteres gemeinsam vorbereitet werden kann. Außerdem muss der Lernstil der Teilnehmer mit dem Lehrstil des Trainers zusammenpassen und um das Trainingsmaterial und die Aktivitäten passend auswählen und die Gruppen adäquat zusammenstellen zu können, muss der Trainer die Kulturen der Teilnehmer genau kennen. Allgemeine Trainingsguidelines sind für eine so heterogene Gruppe wie die der Inpatriates gar nicht möglich; stattdessen sollten die Techniken und das Programm immer wieder neu und auf die Gruppe zugeschnitten werden. Und es sollte bei der interkulturellen Vorbereitung von Inpatriates auch versucht werden, Kollegen aus dem Mutterhaus zu involvieren, denn nur wenn dem Management und der Belegschaft bewusst ist, wie wichtig und hilfreich Inpatriates für die Globalisierung des Unternehmens sind, werden sie nicht mehr als Bedrohung oder Konkurrenz für den Arbeitsplatz angesehen werden, sondern als Bereicherung für das Unternehmen. Abschließend bleibt zu betonen, dass auch Inpatriation trotz der Vorteile nicht völlig problemlos ist und nicht ganz so harmlos wie in der chemischen Analogie am Anfang des Vortrages, und auch eine gewisse Explosionsgefahr in sich birgt, wenn die Inpatriates und auch das Mutterhaus nicht adäquat vorbereitet werden, sowie sich auch die Explosionsgefahr der chemischen Verbindung von Expatriate und Niederlassung ebenfalls mit einer guten interkulturellen Vorbereitung minimieren lässt. Nur sollte bedacht werden, dass diese beiden Personengruppen nicht identisch sind und, was die Trainingsmaßnahmen und Themen angeht, auch nicht gleich behandelt werden sollten. 6 Henze Lebenslauf Yvonne A. Henze Geburtsdatum/-ort 15.03.1968 in Hameln Berufliche Erfahrungen Seit 10/2003 Promotionsprojekt an der Aston-University Birmingham, betreut von Prof. Dr. Nigel Reeves, Thema: „Investigation into the nature and effectiveness of intercultural training for the overseas personnel (‘inpatriates’) of some German multinationals” Seit 09/2002 DAAD-Lektorin an der Aston-University Birmingham, England für Wirtschaftsdeutsch im IBML Studiengang (International Business and Modern Languages) 10/99 - 06/02 Dozentin für Deutsch als Fremdsprache an der Technischen Universität Braunschweig Ausbildung 05/99 Abschluss: Master of Arts, English Thema der Master Thesis: “Translation in Theory and Practice” 04/94 - 05/99 Studium der Anglistik und Germanistik MA, Technische Universität Braunschweig 08/97 - 11/98 Auslandsstudium als Graduate Student M.A. English an der State University of New York at Albany, USA 07/90 - 07/92 2-jährige Ausbildung zur Wirtschaftsassistentin, Schwerpunkt Fremdsprachen und Korrespondenz, Berufsfachschule Alte Waage Braunschweig, Abschluss: Staatlich geprüfte Wirtschaftsassistentin Birmingham, 04.05.05 Yvonne A. 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