10 10 Rubrik Praxis Ein Beispiel: Opalescence® PF 10% ist ein Carbamidperoxidpräparat. Es zerfällt unter Anwendung in circa 1/3 Wasserstoffperoxid als eigentlicher Wirkstoff und circa 2/3 Harnstoff und andere Bestandteile (Abb. 1) So entält das Produkt 3,4% H2O2. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Wie viel Wasserstoffperoxid ist wirklich in Bleachingmitteln enthalten? Wasserstoffperoxid ca. 3,4 % Harn u.a. Bestandteile ca. 6,6 % 1/3 2/3 __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ __ Ursachen und Klassifizierung von Verfärbungen WEISS IST HEISS! Bei den Ursachen wird zwischen internen und externen Verfärbungen unterschieden. Interne Verfärbungen entstehen während (z.B. Fluorose) oder nach (z.B. Dentinsklerosierung) der Zahnentwicklung durch das Eindringen von färbenden Stoffen. Die externen Verfärbungen werden nach der Zahnentwicklung erworben (siehe Tab. 1). So lange externe Verfärbungen noch auf den Zahnoberflächen sitzen, können sie durch eine professionelle Zahnreinigung entfernt werden. Sind sie jedoch in die Zahnsubstanz eingewandert, sind sie einer äußerlichen Entfernung entzogen und können nur durch Zahnaufhellung behandelt werden. D ie postmoderne Zeit eröffnet uns heute vielfältige Möglichkeiten, Zahnaufhellung schonend, wirkungsvoll, schmerzfrei und ohne gesundheitliche Risiken zu ermöglichen. Doch Zahnaufhellung gehört in fachkundige Hände und ist ausschließlich Sache der Zahnarztpraxis. Durch die aktuelle Kosmetikverordnung wird zwischen kosmetischer und medizinischer Zahnaufhellung im Rahmen der zahnärztlichen Maßnahmen unterschieden. Der Unterschied liegt hierbei in der Konzentration des Wirkstoffes Wasserstoffperoxid (0,1% - 6% H2O2 – kosmetische Zahnaufhellung, > 6% H2O2 – medizinische Zahnaufhellung). Bei der Bewertung muss man sich die Inhaltsstoffe der Produkte genauer anschauen, um herauszufinden, wie viel H2O2 tatsächlich enthalten ist. Wir in der Praxis - - Ausgabe 01 - - März 2015 l. S. © mtr / iStock; r. S. m. r. © LuckyBusiness / iStock; u. r. © Kameleon007 / iStock Zahnaufhellung - Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis saniert werden. Der Schmelz darf keine Risse und Sprünge aufweisen. Freiliegende Erosions- und Abrasionsflächen, freiliegende Wurzeloberflächen und freiliegendes Dentin dürfen nicht mit dem Bleachinggel in Kontakt kommen. Es gibt zahlreiche Kontraindikationen, bei denen kein Bleaching vorgenommen werden sollte: Abb.1 Carbamidperoixid 10% Seit mehr als 2000 Jahren versuchen Menschen, ihre Zähne heller und schöner zu machen. Im Altertum benutzten die Heiler und Gelehrten dafür z.B. menschlichen und tierischen Urin. Spätere Generationen versuchten es dann mit Scheidewasser, Chlorkalk, Essigsäure und vielem mehr – mit unterschiedlichem Erfolg. Fast alle Versuche waren jedoch mit Schädigungen von Zähnen und Weichgewebe – und Schmerzen – verbunden. 11 Praxis - Zähne mit großflächigen Füllungen oder Zerstörungsgrad schwerstgradige Verfärbungen (schwarze Zähne) insuffiziente und revisionsbedürftige Wurzelfüllungen Osteolysen und apikale Aufhellungen mangelnde Patienten-Compliance stark transluzente Zähne (so genannte Glaszähne) Milchgebiss starker Knirscher und Presser Zähne mit tiefen Schmelzrissen und Schmelzsprüngen Tetrazyclinverfärbungen Grad III und IV Zahnspangenträger schwere Fluorosen akute Parodontitis Odontogenesis oder Amelogenesis Imperfekta Zähne von Jugendlichen unter 18 Jahren. Wann darf aufgehellt werden, wann nicht? Bevor es mit dem Bleichen losgeht, sollten die Zähne in einem einwandfreien Zustand sein: Bestehende Restaurationen müssen kontrolliert und ggf. Sekundärkaries und Randundichtigkeiten Unterscheidung interne – externe Verfärbungen interne Verfärbung externe Verfärbung Medikamenteneinnahme (Tetracyclin) chromogene Bakterien (Blackstain, Greenstain) Fluoridintoxikation Genussmittel (Tabak, Rotwein, nahrungsmittel, Gewürze) degenerative Veränderungen der Pulpa (Blutund Pulpazerfallsprodukte oder Dentinsklerosierung nach Trauma oder altersbedingte Dentinsklerosierung) eisenhaltige Medikamente und Chlorhexidin Iatrogene Verfärbungen (nach Füllungstherapie oder endodentischer Therapie) Glasionomerzemente Tab.1 März 2015 - - Ausgabe 01-2015 - - Wir in der Praxis 12 Praxis 13 Praxis _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ good to know--- Um für sich und ihre Praxis das beste KonUnd was ist mit Schwangerschaft und Stillzeit? Hierzu gibt es keine oder nur wenig aussagekräftigen Studien. Als Vorsichtsmaßnahme wird Schwangeren vom Bleaching eher abgeraten. Während der Stillzeit ist Bleaching möglich. Gel-Konzentrationen stehen zur Verfügung. Der Patient trägt die Schiene nachts oder tagsüber. Jetzt geht’s ans Bleichen – aber wie? rungsgespräch, Prophylaxe mit PZR, evtl. Vorbehandlung nach Chair-Side-Technik, Alginatabformung zur Schienenherstellung, Farbbestimmung und Fotodokumentation. Herstellung der schiene: Gipsmodell, Ausblocken der Reservoirs auf den Vestibulärflächen, dabei 1mm zu den Zahnkonturen aussparen. Weiche flexible 0,9mm starke Folie verwenden, Schiene am Gingivalsaum entlang ausschneiden, Gaumen belassen. 2. sitzung: Schienenabgabe, Kontrolle der Passgenauigkeit, Instruktion- und Anwendungserläuterungen zu Befüllung – Überschussentfernung – Reinigung, Merkblatt mitgeben. 3. sitzung: Kontrolle, Patientenabfrage nach Nebenwirkungen, Farbbestimmung und Fotodokumentation. Tipp: Individuelle Schienen bevorzugen und Behandlungspausen einlegen. Während Behandlungspausen mit Schiene und Fluorid- oder Kaliumnitratgel fluoridieren. Bei nachfolgender Füllungstherapie und/oder ZK muss eine Karenzzeit von zehn bis 14 Tagen bei der Terminierung berücksichtigt werden! _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Home-Bleaching Das Home-Bleaching ist die häufigste Methode der Zahnaufhellung. Hier kommen Bleachingmaterialien zum Einsatz, die der Kosmetikverordnung unterliegen, d.h. sie weisen lediglich eine Wirkstoffkonzentration von 0,1% - 6% auf! Die Anwendungsdauer beträgt zwischen einer und mehreren Wochen, verschiedene schritt für schritt erklärt 1. sitzung: Anamnese, Befundaufnahme, Beratungs- und Aufklä- Wirkungsweise von Bleachingmitteln Chair-Side-Bleaching H 2O H 2O 2 H 2O O+ H 2O 2 H 2O 2 H 2O 2 O + H 2O H 2O 2 + H 2O O O+ H 2O 2 H 2O O+ H 2O 2 Sauerstoffradikale dringen ins Dentin ein und spalten die Farbmoleküle ab. Wir in der Praxis - - Ausgabe 01 - - März 2015 schritt für schritt erklärt 1. sitzung: Anamnese, Befundaufnahme, Röntgenbild (nur suffiziente Wurzelfüllungen dürfen behandelt werden), Beratungs- und Aufklärungsgespräch, Fotodokumentation, wenn möglich Farbbestimmung, Zahn wird supragingival gereinigt und poliert. 2. sitzung: Zahn wird supragingival poliert, von oral bis zum Pulpencavum eröffnet, zervikal abgedichtet mit A1 Composite, Einbringung des Bleachingmaterials, Wattepellet und provisorischer Verschluss. Die Einlage verbleibt für ca. ein bis fünf Tage im Zahn. Der Patient wird dahingehend instruiert, sich den Zahn täglich im Spiegel anzuschauen, ob Aufhellungsgrad erreicht ist oder nicht. 3. sitzung: Einlage entfernen und Compositeversorgung oder Einlage erneuern (Vorgehen analog zweite Sitzung) bis gewünschtes Ergebnis erreicht ist. Zum Abschluss immer auch Farbbestimmung und Fotodokumentation. CHAIR-SIDE-BLEACHING GEHT AM SCHNELLSTEN _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ H 2O 2 Die Walking-Bleach-Technik ist die effektivste Art, endodontisch behandelte Zähne aufzuhellen. Hier findet die Behandlung ebenfalls in der Praxis im Behandlungsstuhl statt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten für die Bleachingeinlage, entweder ein Gemisch aus Natriumperborat und H2O2 oder ein komfortables Fertigpräparat (z.B. Opalescence® Endo). _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Abb. 2 _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Walking-Bleach-Technik Das Chair-Side-Bleaching ist die schnellste Technik zur Aufhellung, da mit hochkonzentrierten Bleachingmaterialien gearbeitet wird. schritt für schritt erklärt 1. sitzung: Anamnese und Befundaufnahme, Beratungs- und Aufklärungsgespräch, Supragingivale Reinigung und Politur der zu behandelnden Zähne, Farbbestimmung und Fotodokumentation. 2. sitzung (nach 2-7 Tagen, damit evtl. Zahnfleischschäden verheilt sind): Supragingivale Politur der zu behandelnden Zähne, Gingivaabdämmung, evtl. Kofferdam, Mundspanner. Das Bleachinggel wird vestibulär aufgetragen (bei alten, tiefen und starken Verfärbungen auch oral), die maximale Einwirkzeit beträgt je Durchlauf 15 Minuten. Pro Sitzung sollten allerdings nicht mehr als drei Durchläufe erfolgen. Zwischen den Durchgängen nicht mit Wasser absprühen, sondern nur absaugen und neu auftragen. Nach Beendigung der Behandlung das Gel absaugen, gut mit Wasser absprühen, den Gingivaschutz abnehmen, Farbbestimmung mit Fotodokumentation. PRAXISFASHION Was ist mit Licht -/Laseraktivierung? In der Literatur und in Fachkreisen herrscht die überwiegende Meinung: Eine Aktivierung des Wirkstoffs mit Licht oder Laser zeigt keinen signifikanten Unterschied im Bleachingergebnis. Aus zahlreichen Studien wird zudem auch schnell deutlich, welche Risiken die Behandlung mit Licht/Laser bergen: Von Verbrennungen der Schleimhäute und der Lippen, Temperaturerhöhungen der Pulpa, Stomatitis oder massive Überempfindlichkeiten der Zähne wird dort berichtet. Von verschiedenen Herstellern werden diese gerne als „mögliche Nebenwirkungen“ oder Gefahren „des unsachgemäßen“ Gebrauchs“ beschrieben. Abrechnung Zahnaufhellung ist prinzipiell keine medizinisch notwendige Leistung und deshalb auch nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen und privaten Versicherungen enthalten. Die Berechnung kann mit oder ohne Mehrwertsteuer erfolgen. Ihre Kostenberechnung beruht auf Grundlage des Stundenhonorars zzgl. Materialkosten. Mit Kassenpatienten sollte man eine „Privatbehandlung“ gemäß §4 Abs.5 BMV-Z oder §7 Abs.7 EKV-Z vereinbaren, der Vertrag wird ähnlich eines Prophylaxevertrags gestaltet. Privatpatienten unterzeichnen eine Vereinbarung nach §2 Abs.3 – Abweichende Vereinbarung – Verlangensleistung. Meral Schnatterer, Dental-Hygenikerin und VitaDenti-Fachberatung für Zahnärzte, Stuttgart, [email protected] Besuchen Sie uns auf der IDS Halle 10.1 Stand K048 l. S. © brand-value.de In der Regel kommen beim Bleaching Präparate zum Einsatz, die Wasserstoffperoxid enthalten. Das freigesetzte Wasserstoffperoxid zerfällt unter Anwendung in Wasser und Sauerstoffradikale. Diese Sauerstoffradikale wandern dann zwischen die Schmelzprismen ins Dentin ein und spalten die dort vorhandenen Farbmoleküle auf, wodurch die Zähne entfärbt werden (Abb. 2). Die freiwerdenden Sauerstoffradikale bewirken also abhängig von der Einwirkzeit und Verweildauer auf dem Zahn die gewünschte Aufhellung. Als mögliche Nebenwirkung können Schleimhautirritationen und Heiß-Kaltempfindlichkeiten auftreten. Mögliche Aufhellungsverfahren sind das Home-Bleaching (mittels Schiene zuhause), das In-Office-Chair-Side-Bleaching (direktes Auftragen der Präparate in der Praxis) und die WalkingBleach-Methode (Präparat wird direkt in den Zahn eingelegt). Bei Bedarf kann die Behandlung nach circa zehn Tagen – falls noch vorhanden – auch mit bereits angemischtem Gel von der ersten Behandlung wiederholt werden. Tipp: Nach jedem Chair-Side-Bleaching unbedingt mit hoch konzentrierten, transparenten Fluoridlacken nachbehandeln! zept herauszufinden, sollten Sie verschiedene Produkte, Materialien und Systeme ausprobieren – denn schlussendlich definieren das Ergebnis und die Kundenzufriedenheit den Erfolg eines Konzeptes. März 2015 - - Ausgabe 01-2015 - - Wir in der Praxis