PasSage - Französische Filmtage

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PasSage
Infobrief des Filmtage Tübingen e.V.
Ausg.1/10.10.05
Editorial
Salut, chères amies et
chers amis!
Lange geplant, jetzt endlich fertig. Die Nr. 1 der PasSage, eines Rundbriefes, eines Informationsorgans des Filmtage e.V. liegt hiermit vor. Es gab im Vorfeld erhebliche technische Schwierigkeiten, zwei 0-Nummern sind schon einem kleinen Leser-Kreis zugegangen, aber hier ist sie nun, die erste offizielle Ausgabe der PasSage. Das redaktionelle
Konzept sieht vor, dass zukünftig die jeweiligen Projektleiter sich und ihre Mitarbeiter
vorstellen, über den Stand ihrer jeweiligen Festival-/Schwerpunkt-Planungen/Rückblicke
informieren, aber auch medienpolitische /-ästhetische Fragen erörtern. Außerdem sollen
Nachrichten, Reportagen, Interviews, Berichtenswertes aus dem Kultur- und Medienleben, dem Verein veröffentlicht werden. Wir wollen die alte PasSage aus den 80er Jahren
fortsetzen, zeitgemäßer, auf elektronischem Wege – und in größeren Abständen auch
wieder in Papierform.
In der alten PasSage haben wir Autoren die Möglichkeit gegeben, mit Essays, Berichten,
Kommentaren, Stellung zu verschiedensten Fragen, Entwicklungen der Film- und Medienlandschaft zu beziehen. Dafür soll auch die neue, die virtuelle PasSage ein Forum bieten.
Hier sollen eben nicht nur Nachrichten vom Flaggschiff des Vereins, den Französischen
Filmtagen (aus denen der Filmtage Tübingen e.V. hervorging) verbreitet werden, sondern
in der PasSage sollen sich auch das CineLatino, die Spanischen und die Kurzfilmtage,
Terre des Femmes usw. wiederfinden. Wir fordern also zur aktiven Teilnahme am Projekt
PasSage auf, mithin zur Mitgestaltung des Filmtage e.V.
PasSage soll nicht nur informieren und kommentieren, sondern vor allem eines wiederherstellen: Transparenz und Kommunikation. Denn die Filmtage wie PasSage leben allein
von der und durch die Kreativität ihrer „Mitverschworenen“, von Anregungen und Auseinandersetzungen, von wechselseitiger, konstruktiver Förderung und einem kritischen,
immer aber produktiven Dialog. Wir fordern deshalb auf, die PasSage mit Kritik, Anregungen, Beiträgen mitzugestalten, d.h. sich aktiv an diesem Projekt und damit an den Aktivitäten des Filmtage Tübingen e.V. zu beteiligen.
Notwendiger Nachtrag: Trotz aller positiven Aufbruchstimmung: Es sind in den vergangenen Monaten einige Gräben aufgerissen worden, die sich erst langsam wieder schließen.
Die Konsolidierung der Französischen Filmtage, die Auseinandersetzungen mit Dieter
Betz sind zwar ausgestanden, aber noch nicht abgeschlossen. Wir haben uns entschlossen, nur noch in Ausnahmefällen außerhalb des Vereins öffentlich Stellung dazu zu beziehen. Wenden wir uns lieber der Zukunft, den 22. Französischen Filmtagen zu – ohne
die Vergangenheit zu vergessen. Denn, soviel steht fest, beide, Stefanie Schneider und
Dieter Betz haben einiges bei den Filmtagen bewegt. - Das vergangene Jahr hat noch
einmal erhebliche Veränderungen gebracht: Neue „Köpfe“, neue Ideen, neue Initiativen –
sehr viel Zuspruch, viele positive Signale – und eine neue PasSage.
Michael „Vigo“ Friederici
PS: - Das Programm der 22. Französischen Filmtage ist auf der Website des Vereins
(www.filmtage-tuebingen.de ) zu finden.
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Französische Filmtage
Volker Lamm erhöht den Publikumspreis
In einer spontanen Geste auf der diesjährigen Berlinale hat der Inhaber der Vereinigten
Lichtspiele (Museum, Löwen, Blaue Brücke), Volker Lamm, den Publikumspreis der Französischen Filmtage erhöht. Das war, das ist, gerade in diesen wirtschaftlichen Zeiten
mehr als eine freundliche Geste. Dass sich Volker Lamm den Französischen Filmtagen
verbunden fühlt, hat er von Anfang an bewiesen: Ohne seine „unsichtbare Hand“, ohne
seine Teilhabe schon in der Gründungsphase hätte dieses Festival keinen Bestand gehabt. Der Motorrad- und Segel-Fan hat den Preis für die Jugendjury ausgelobt und gewährt den Jungjuroren, die seit Jahren von Carsten Kauth und Sybille von Bremen auf
ihre sensible Aufgabe hervorragend vorbereitet und betreut werden, einen intensiven
Einblick in die Arbeit eines Kinounternehmens. Dieser „Blick hinter die Leinwand“ soll in
diesem Jahr ebenso wiederholt werden wie die Gespräche zwischen den „großen Kritikern“, Schauspielern, Regisseuren – und der Jugendjury. Wir wünschen Volker Lamm –
und uns das, was sich jeder Kinobetreiber wünscht: Gut-Licht, Gut-Ton und volle Kassen!
http://www.vereinigte-lichtspiele.de
Pierre Achour: Ein Mann mit Einfluß
Pierre Achour, der Mitbegründer der Französischen Filmtage Tübingen und derzeitige
Vorsitzende des Filmtage e.V., holte schon in den Anfängen des Festivals immer wieder
bekannte Persönlichkeiten in die Universitätsstadt. Kaum zwei Jahre wieder dabei, sind
ihm als Vereinsvorsitzender gleich mehrere Coups gelungen, die das Tübinger Festival
ganz erheblich in seiner Attraktivität steigern:
- Eine feste Partnerschaft mit einem der renommiertesten europäischen Dokumentarfilmfestivals, dem FIDMARSEILLE. Die Zusammenarbeit wurde im Rahmen einer kleinen Feier in Cannes vom Leiter des Dokumentarfilmfestivals, Jean-Pierre Rehm, bekannt gegeben.
- Pierre Achour hat den Kontakt zu den Cahiers du Cinéma geknüpft. Aufgrund seiner
Intervention folgte Chefredakteur Emmanuel Burdeau im vergangenen Jahr der Einladung des Filmtage Tübingen e.V., um die längst fällige Frage „Was ist ein guter Film?“
zu beantworten. In diesem Jahr heißt die Frage: „Was ist eine gute Filmzeitschrift?“
Nebenbei: Es gibt Stimmen, die munkeln, dass für die Produktion eines Films in
Frankreich der Kontakt zu den Cahiers wichtiger sei als Fördergelder...
- Abgesehen davon, dass die Idee zum diesjährigen Schwerpunkt von Pierre Achour
stammt, seinen Kontakten ist es zu verdanken, dass Benjamin Stora, einer der profundesten Kenner der Rolle Frankreichs im Algerienkrieg zu einem Vortrag nach Tübingen kommt.
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Cahiers trifft Revolver
Tübinger Filmgespräche – oder: „Was ist eine gute Filmzeitschrift?“
Die einst getrennten Medien- und Auswertungsbereiche haben sich längst durchdrungen
und Kinos, Fernsehen wie Kritiker müssen sich nicht nur auf ein neues Zuschauerverhalten einstellen, auch der öffentliche Raum verändert sich. Deshalb sind Stadtplanung und
Urbanismus heute zerrissen zwischen der konservativen Furcht, die Medien würden den
öffentlichen Raum zerstören, und der ebenso euphorischen Annahme, dass Öffentlichkeit
vollends in die virtuellen Räume auswandert. Insoweit ist es konsequent und an der Zeit,
das Thema Öffentlichkeit gerade dort zu verhandeln, wo noch so etwas wie eine „bürgerliche Öffentlichkeit“ existiert und funktioniert, in Tübingen. Im Rahmen der "Tübinger
Filmgespräche" geht es in diesem Jahr um das Thema "Was ist eine gute Filmzeitschrift?"
Der Chefredakteur einer der wohl maßgeblichsten europäischen Filmzeitschriften, der
Cahiers du Cinéma, Emmanuelle Burdeau, der bereits im vergangenen Jahr zu Gast in
Tübingen war, trifft auf einen jungen deutschen Filmemacher. Benjamin Heisenberg gehört zu denjenigen, die den guten Ruf des neuen deutschen Kinos personalisieren. Er
wurde 1974 in Tübingen geboren und lebt in München. Zusammen mit Freunden gibt er
ein freches, bewusst polarisierendes Filmmagazin, den „Revolver“ heraus. Mit seinem
Debüt „Schläfer“ wurde der 31jährige in diesem Jahr zum weltweit renommiertesten
Filmfest nach Cannes in die Reihe «Un certain regard» eingeladen: Ähnlichkeiten zu den
Anfängen der Nouvelle Vague sind nicht zufällig!
Benjamin Heisenberg
studierte von 1993-99 Freie Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München, war von 1995-97 Assistent von Prof. Dr. Grasskamp am Lehrstuhl für Kunstgeschichte. Von 1997 studierte er Regie an der Hochschule für Fernsehen und Film in München. 1998 gründete er gemeinsam mit Christoph Hochhäusler und Sebastian Kutzli die
Filmzeitschrift "Revolver"; neben dem Studium Videoinstallationen in Münchener Galerien
und Museen. Mit seinem Diplomfilm „Schläfer“ an der HFF München wurde er nach Cannes eingeladen.
Auszeichnungen:
2001 Förderpreis für Bildende Kunst der Stadt München – Starter Filmpreis der Stadt
München, First Steps Award 2005 in der Kategorie "Spielfilm"; „Großer Preis der Jury“
beim Filmfestival Anger 2004 (für den Kurzfilm "Die Gelegenheit")
www.cahiersducinema.com, www.revolver-film.de
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Travail de mémoire
Notizen zum Schwerpunkt der 22. Französischen Filmtage
Der 8. Mai 1945 gilt als Tag der Befreiung Europas vom Nationalsozialismus. Auch in Algerien sollte an diesem Tag gefeiert werden. Als allerdings in den Umzügen von Sétif und
Guelma die algerische Unabhängigkeit gefordert wurde, schlugen die französischen Kolonialtruppen zu: Es kam zu einem Massaker, bei dem tausende von Algeriern ermordet
wurden. Die Bluttat gilt als einer der Auslöser des algerischen Unabhängigkeitskampfes.
Um diese historischen Ereignisse bewegt sich der Schwerpunkt der diesjährigen Französischen Filmtage. Zusammen mit verschiedenen Partnern bereiten wir eine Veranstaltungsreihe mit Filmen, Vorträgen, Gesprächs- und Diskussionsrunden vor. Unter der
Überschrift
„Die Franzosen kommen“
wird die französische Besatzungszeit in Deutschland/Baden-Württemberg , insbesondere
die französische Nachkriegs-(Film-)Politik im Rahmen der „Re-éducation“ thematisiert.
Dazu findet am Donnerstag, 27. Oktober von 10 Uhr an ein Symposium im Brechtbau/Neuphilologikum der Universität Tübingen statt. Zugesagt haben dazu die Autoren der
im Februar dieses Jahres herausgekommenen Filmblatt-Schrift „Lernen Sie diskutieren (Reeducation durch Film – Strategien der westlichen Alliierten nach 1945)“, das heißt Thomas Tode
(Starthilfe zur Filmkultur. Die deutsch-französischen Filmtreffen), Hendrik Feindt („Mais ici les
paroles s’arrêtent. Der französische Dokumentarfilm Les Camps de la mort), und Peter Gleber,
der die französische Filmpolitik in Deutschland nach 1945 erforscht hat. Am Abend desselben
Tages wird der Südwestrundfunk im Kino Museum ein Veranstaltung unter dem Titel „Kino im Chaos – die französischen Besatzer in der Region und ihre Filme Ein Abend mit
Musik, öffentliche Befragung von Zeitzeugen“ durchführen. Dabei sind u.a. Walter Schlegel, ein Kinobetreiber der frühen Jahre aus Mössingen, Alphonse Sauder, französischer
General a.D., die SWR4 Band - Moderation: Bärbel Schlegel, SWR Tübingen; anschließend läuft der Film „Das Spiel ist aus“, zu dem Jean-Paul Sartre das Drehbuch verfasste.
Der zweite Teil, des diesjährigen Schwerpunkts,
„Schlacht um Algier“
beleuchtet am nächsten Tag, 28. Oktober, die Kolonialpolitik Frankreichs in Nordafrika
mit einem Vortrag von Benjamin Stora (15.30 Uhr, Neuphilologikum / Brechtbau der Universität). Eine „politische Sensation“ nannte „Die Zeit“ im vergangenen Jahr das Buch „La
guerre d’Algérie. 1954–2004 La fin de l’amnésie“. Fast fünfzig Jahre nach dem 1. November 1954, an dem eine Serie von Attentaten den Beginn des algerischen Befreiungskrieges kennzeichnet, behandle dieser Sammelband von Mohammed Harbi und Benjamin Stora alle Aspekte des Krieges, der in französischer Erinnerung als "Pazifizierung",
"Ereignisse" oder "Aufstand" blieb, aber nie als Krieg bezeichnet wurde. Der gleichnamige
Filmklassiker „Schlacht um Algier“ läuft am Abend im Kino Museum in Tübingen. Thema
und Film sind noch aus anderer Perspektive hochaktuell: Das Pentagon begann sich fünf
Monate vor dem Angriff auf den Irak, mit der französischen Folter-Erfahrung und dem
Guerillakampf im Algerienkrieg zu befassen. Am 27. August 2003 gab es eine Sonderaufführung des Films im Pentagon. Es gehe darum, hieß es in der Einladung, zu erkunden,
wie Frankreich (durch den massiven Einsatz der Folter) "einen taktischen Sieg errang und
eine strategische Niederlage erlitt".
Die Französischen Filmtage wollen nicht nur Ansätze für eine Thematisierung dieses
Komplexes bieten, sondern auch weitergehende Arbeiten in dieser Richtung anstoßen,
mittragen – und vorstellen.
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CINÉ-VIEL
Viel mehr als ein Film-Museum: Die neue Cinémathèque
Joseph Hanimann lobt in der FAZ vom 28.9.05 den Entschluß von 1998, „die durch einen
Brand aus dem Palais Chaillot vertriebene Cinémathèque nicht, wie zunächst vorgesehen, im Palais de Tokyo, sondern im kurz nach der Eröffnung schon wieder aufgehobenen
Amerikanischen Kulturzentrum unterzubringen, eine der glücklichsten Pariser Kulturentscheidungen seit langem. Was dann allerdings folgte, war ein politisches Hickhack um
Programme und Personen. Der im Jahr 2000 ernannte Vorbereitungsdirektor Jean
Charles Tacchella wurde drei Jahre später gefeuert und durch Serge Toubiana ersetzt,
der sich mit einem Memorandum über die adäquate Filmhortung im Zeitalter der massiven Reproduzierbarkeit hervorgetan hatte und die Cinémathèque heute leitet. Unter dem
Vorsitz des Filmproduzenten Claude Berri ist allmählich wieder mehr Ruhe eingekehrt.
Was im Jahr 1936 mit dem genialen Chaoten Henri Langlois pionierhaft begann und
1963 im Palais Chaillot sich fortsetzte, ist nun erstmals eine Institution im vollen Wortsinn geworden. Die Bibliotheque du Film (BiFi) ist ihr fortan ebenfalls angegliedert.“ – In
der ersten Ausstellung werden die Zusammenhänge von impressionistischer Malerei und
den Anfängen des Kinos thematisiert: „In der Pariser Veranstaltung der Cinémathèque
wird mit dem Vergleich von Vater und Sohn Renoir - mit zahlreichen Leihgaben aus dem
Musee d'Orsay - ein faszinierendes Anschauungsbeispiel geliefert... Solche thematischen
Wechselausstellungen will die aus der Verpuppung erwachte Cinémathèque künftig
zweimal im Jahr veranstalten. Die dafür vorgesehenen sechshundert Quadratmeter
Saalgröße auf der fünften Etage sind das richtige Maß. Es war ein architektonisches
Kunststück, den vor elf Jahren als Amerikanisches Kulturzentrum entstandenen Prestigebau von Frank O. Gehry sach- und stilgerecht umzufunktionieren. Selten ist so früh ein
Monument der zeitgenössischen Architektur schon umgebaut worden. Die Leistung des
Architekten Dominique Brard erweist sich als außen fein, im Inneren als etwas zu klein.“
http://www.cinemathequefrancaise.com
Cannes Filmfestival I
Thilo Wydra, neuer Korrespondent für Deutschland
Thierry Frémaux, der künstlerische Leiter des internationalen Cannes Filmfestivals, hat
den Journalisten Thilo Wydra zum neuen Korrespondenten für Deutschland ernannt. Thilo Wydra übernimmt diese Aufgabe von der Filmjournalistin Christiane Peitz, die 3 Jahre
als Korrespondentin für das Festival tätig war und die aus beruflichen Gründen die Zusammenarbeit nicht fortführen kann. Thilo Wydra ist als freier Journalist u.a. für "Filmecho/Filmwoche" und "Der Tagesspiegel" tätig. Seit Beginn seiner Laufbahn arbeitete er
im Bereich Film für diverse Medien. Thilo Wydra hat diverse Bücher zu Filmthemen veröffentlicht, sein Schwerpunkt ist das deutsche und das französische Kino. Er zeichnete in
den vergangenen Jahren u.a. für die Reihe „Hommage“ der Französischen Filmtage Tübingen verantwortlich.
Cannes Filmfestival II
Vier Länder lieferten die 23 Filme des Wettbewerbs
Wer sich die 23 Filme im Wettbewerb des diesjährigen Filmfestivals von Cannes angeschaut hat, dem dürfte die geographische Begrenztheit der Auswahl kaum entgangen
sein. Über die Hälfte der präsentierten Filme kamen aus nur vier Ländern: vier aus den
USA, vier aus Frankreich, drei aus Italien und drei aus Japan. Filme aus Afrika, Lateinamerika oder Nord- und Mitteleuropa fehlten in dieser größten Filmschau der Welt überhaupt. Und Deutschland ist schon seit 8 Jahren mit keinem Film im Wettbewerb von Cannes vertreten.
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Die Pinguin-Passion
Kurz bevor „Die Reise der Pinguine“ über die antarktischen Kaiserpinguine auch in die
deutschen Kinos kommt, versuchen in den USA vor allem Konservative und christliche
Fundamentalisten die polaren Frackträger für ihre politischen Ziele einzuspannen. Der
Film spielte allein in den USA bereits 74,5 Millionen Dollar (rund 62 Millionen Euro) ein
und ist damit die erfolgreichste französische Produktion, die es je in die Lichtspielhäuser
der Vereinigten Staaten schaffte. Ganz unversehens wurde der Film darüber hinaus zum
umstrittensten Film seit der Dokumentation "Fahrenheit 9/11", in der Oscar-Preisträger
Michael Moore Präsident George W. Bush wegen des Irak-Krieges angriff. - In Deutschland erhielt der Film mittlerweile das Prädikat "besonders wertvoll" von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW).
Die christliche Organisation "153 House Churches Network" sieht ihr Leiden als Beweis
gegen die Evolutionstheorie und für die Existenz Gottes. Sie lädt ganze Familien ein, den
Film zu sehen. „Für tiefgläubige Christen dürfte "Die Reise der Pinguine" der größte Filmgenuss seit Mel Gibsons "Die Passion Christi" sein, schätzte Filmkritiker Michael Medved
in der "New York Times": "Dies ist 'Die Passion der Pinguine'." Die Tiere zeigten beispielhaft "Aufopferung, Zusammenarbeit und Zuneigung", warb seine Kollegin Mari Helms auf
www.christiananswers.net. Im stramm konservativen "National Review" pries Kolumnist
Rick Lowry die Kaiserpinguine als Muster der Monogamie, religiöse Abtreibungsgegner
sehen in ihnen eine Art Wappentier“, so „spiegel-online“. Andrew Coffin, Filmkritiker des
christlichen „World Magazine“, sieht in der Lebensgeschichte der Kaiserpinguine gar ein
Argument gegen Darwins Evolutionstheorie. Das Überleben der Eier sei ein Beweis für die
Lehre vom „intelligent design“, nach der hinter den Phänomenen der Natur der Wille eines Schöpfers stecken soll. Es sei traurig, „dass der Film diese seltsamen und wunderschönen Tiere untersucht, ohne die Existenz eines Schöpfers anzuerkennen.“
Der Filmemacher wurde sogar von Feministinnen in Singapur beglückwünscht, die in dem
Film eine Unterstützung für alleinerziehende Eltern sahen. „Ich warte jetzt nur noch darauf, dass mich die Anhänger der Trennkost vereinnahmen“, lacht der Regisseur Luc Jacquet, der sich jetzt auf der Titelseite von „Le Monde“ zu Wort meldete: „Mir ist es sehr
wichtig, zu dieser Diskussion Stellung zu beziehen“, sagt der Biologe und Tierfilmer, der
„als Wissenschaftler mit der Milch Darwins aufgezogen“ worden sei. Jacquet: „Ich bin
gegen jede Form des Bekehrungseifers und ich muss daran erinnern, dass es in diesem
Film um Pinguine geht. Ihn jetzt religiös zu deuten wäre so, als würde man „Superman’
nach Verteidigungsstrategien analysieren“.
Zur Erinnerung - Die wichtigsten Cäsaren
Avec pas moins de 4 césar parmi lesquels celui du meilleur film, L'Esquive sort grand vainqueur
de cette 30e Cérémonie. Sorti en salles en janvier 2004, porté par la critique et 300 000 spectateurs français conquis, le second long métrage d'Abdellatif Kechiche (La Faute à Voltaire) a été
récompensé à quatre reprises par l'Académie: Meilleur film, Meilleur réalisateur, Meilleur scénario et Meilleur espoir féminin pour Sara Forestier. Le palmarès complet :
MEILLEUR FILM FRANCAIS DE L'AN- L' Esquive d'Abdellatif Kechiche
NEE, MEILLEUR REALISATEUR
MEILLEUR ACTEUR
Mathieu Amalric dans Rois et reine
MEILLEUR ACTRICE
Yolande Moreau dans Quand la mer monte...
MEILLEUR PREMIER FILM
Quand la mer monte... de Gilles Porte et Yolande Moreau
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3. Deutsch-französisches Filmtreffen
18. - 20. November 2005 in Köln
Nach dem Erfolg der ersten beiden deutsch-französischen Filmtreffen, die in Lyon stattfanden,
wird in diesem Jahr Köln Begegnungsstätte für die deutschen und französischen Filmschaffenden
sein. Präsidentin des Vereins Deutsch-französisches Filmtreffen ist Margaret Menegoz; die beiden Vizepräsidenten sind Kirsten Niehuus und Peter Sehr. Das deutsch-französische Filmtreffen
2006 wird in München stattfinden. Die Entscheidung für die bayerische Landeshauptstadt ist in
Cannes gefallen. Die Treffen mit Unterstützung von German Films und Unifrance organisiert. –
Und wann findet das erste Filmtreffen in Tübingen statt?
In weiter Ferne, so nah
Von Michael Althen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09. März 2005
Eigentlich hatte sich die französische Verleihfirma ASC Distribution ganz schön weit aus
dem Fenster gelehnt, als sie vergangenen Monat drei kleine deutsche Filme als „Nouvelle
vague allemande" ins Kino brachte. Aber die Rechnung ging auf, weil die Kritik das
Schlagwort tatsächlich aufgriff und nachträglich legitimierte.
So wurden den drei Produktionen der Berliner Firma Schramm Film – „Klassenfahrt" von
Henner Winckler, „Unterwegs" von Jan Krüger und "Marseille" von Angela Shanelec - in
der Kulturzeitschrift „Les Inrockuptibles" drei Seiten gewidmet und in den ehrwürdigen
„Cahiers du Cinéma" sogar sechs. Und überrascht stellten sie wie auch „Libération" fest,
daß sich die drei vielleicht nicht so nahe wie Liebende seien, aber zumindest wie Freunde, und man deswegen durchaus von einer Neuen Deutschen Welle reden könne. Und es
wirkt fast, als würde man durch ein umgekehrtes Fernrohr blicken: Was so nah ist, schaut
auf einmal so fern zurück. Nicht, daß diese Propheten im eigenen Land nichts gelten
würden, aber jenseits der Kritik sind ihre Filme auf nicht allzu viel Interesse gestoßen.
“Good bye, Lenin!" brach den Bann.
Natürlich ist diese neue Aufmerksamkeit im Kielwasser von „Good bye, Lenin!" entstanden, der mit den anderen Filmen wenig zu tun hat, aber irgendwie den Bann gebrochen
hat, der seit Fassbinders seligen Zeiten auf dem deutschen Kino zu liegen schien. Vergangenen Sommer kam dann Christoph Hochhäuslers „Milchwald" in die Pariser Kinos,
übrigens lange vor seinem Deutschland-Start, und wurde wohlwollend aufgenommen,
und plötzlich stellen die Franzosen fest, daß das deutsche Kino jenen zweiten Blick lohnt,
den sich Cannes lange Jahre versagt hatte.
In „Inrocks" werden noch Romuald Karmakars „Die Nacht singt ihre Lieder", HansChristian Schmids „Lichter", Ulrich Köhlers „Bungalow" und Valeska Grisebachs „Mein
Stern" zur neuen Welle dazugerechnet, Christian Petzold wird als eine Art Pate dieser Generation ausgemacht und Jan Schütte in den „Cahiers" als Zeuge hinzugezogen. Zusammen ergeben diese Facetten jenseits des Rheins offenbar auf einmal ein Bild. Es gibt also
eine Neue Deutsche Welle - nur bei uns weiß das noch keiner.
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FRANKO–VIEL
Sprachliche Brücken in die Zukunft
In Deutschland und Frankreich laufen derzeit Werbeaktionen zur Förderung der Partnersprachen.
Die Broschüre Frankreich schlägt Brücken in die Zukunft wird allen Grundschülern in Deutschland übergeben, die vor der Wahl der 2. Fremdsprache stehen.
Sommeruniverstität für Nachwuchswissenschaftler
Die Ludwig-Maximilians-Universität und die Technische Universität München veranstalteten in
diesem Jahr die von der Deutsch-Französischen Hochschule geförderte deutsch-französische
Sommeruniversität für 60 qualifizierte Nachwuchswissenschaftler.
Der 22. Januar 2005: Deutsch-französischer Tag
Der 22. Januar ist von den beiden Regierungschefs zum "deutsch-französischen Tag" ausgerufen
worden. Thema des Tages 2005 war: "Deutsch und Französisch: Schlüssel für Beruf und Karriere
in Europa."
Dialogues, la revue culturelle de l’Ambassade
von Chantal Colleu-Dumond, Leiterin der Kultur-und Medienabteilung
Entworfen für alle, die sich für Frankreich und seine Kultur interessieren oder sich davon angezogen fühlen, soll Dialogues die Vielfalt der Kulturveranstaltungen und der deutsch-französichen
Treffen und Ereignisse, die für diesen Herbst und Winter in Deutschland vorgesehen sind, wiederspiegeln. - Der Winter bietet ein besonders reichhaltiges Ausstellungsprogramm, Yves Klein in
Frankfurt, Cézanne in Essen, Sophie Calle in Berlin, aber auch William Klein, Martine Franck im
Rahmen des „Mois de la Photo“, der zum ersten Mal in Deutschland organisiert wird. Die Saison
wird darüber hinaus reich an musikalischen, theatralischen, choreografischen und kinematografischen Höhepunkten sein. So stehen das Ensemble „Il Seminario Musicale“ von Gérard Lesne, die
Choreografen Philipe Decouflé und Joseph Nadj auf dem Programm der deutschen Festivals und
Theater. Chantal Colleu-Dumond, Leiterin der Kultur-und Medienabteilung
EX-EST
Harald Schmidt über Raststätten in Frankreich: "In südfranzösischen Raststätten ist es so, dass
man nicht weiß: Ist das ein Schlagloch oder schon die Toilette?"
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