„Rassisch hochwertiger als die sudetendeutsche Bevölkerung

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„Rassisch hochwertiger als die sudetendeutsche
Bevölkerung...“
Grundzüge der nationalsozialistischen Zwangsarbeitspolitik und die
Stellung tschechischer „Fremdarbeiter“ / Von Werner Imhof
13,5 Millionen ausländische Arbeitskräfte – Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und KZHäftlinge – lebten während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und wurden zur
Arbeit für die deutsche Kriegswirtschaft gezwungen. Ihre Lebens- und
Arbeitsbedingungen und der Umgang mit ihnen war von großen Unterschieden
geprägt – abhängig von ihrem Status in der nationalsozialistischen Rassenideologie
und oft in noch höherem Maß von ihrem Einsatzort1. Die tschechischen Zivilarbeiter
stellten vor dem Krieg die größte Gruppe, und viele waren freiwillig gekommen,
angelockt von den Versprechungen der Werber. In dem Maß, wie sich zu Hause
herumsprach, daß viele dieser Versprechungen nicht eingehalten wurden, schwand
die Bereitschaft, sich freiwillig zu melden und die „Werbung“ wurde mit immer
rabiateren Methoden durchgeführt, bis hin zu Menschenjagden mit dem Ziel der
Verschleppung. Gesellschaftlicher Boykott von Familien, deren Mitglieder in
Deutschland arbeiteten, und schließlich ab 1939 Arbeitskräftemangel im Protektorat
selbst machten eine Deckung des Bedarfs in Deutschland aus tschechischen
Quellen immer problematischer. Dennoch gelang es den verschiedenen damit
befaßten Institutionen des nationalsozialistischen Regimes, insgesamt etwa 640.000
Tschechen in den „Totaleinsatz“ zu zwingen. Dies geschah insbesondere auf der
Grundlage der Datenbestände der Arbeitsämter im „Protektorat Böhmen und
Mähren“ und durch von diesen ausgesprochene Sanktionen. Wer sich der
Aufforderung zur Arbeitsaufnahme widersetzte, dem drohte Entzug der sozialen
Unterstützung, Geldstrafe und Haft.
Die Situation der tschechischen Arbeitskräfte in Deutschland war in vielfacher
Hinsicht widersprüchlich. Immer wieder von nationalsozialistisch-ideologischer Seite
ins Spiel gebrachte Pläne zu einer „Germanisierung“ der Tschechen durch
Assimilierung an deutsche Lebensart, die aber niemals wirklich konsequent
umgesetzt wurden, lagen in unauflösbarem Konflikt mit der allgegenwärtigen
Fremdenfeindlichkeit der nationalsozialistischen Gesellschaft und mit
kriegswirtschaftlichen Notwendigkeiten. Als Bewohner des „Protektorats“ genossen
die Tschechen den diffusen Status von „Reichsinländern“, anderseits waren sie
Angehörige der in der nationalsozialistischen Rassenideologie besonders suspekten
slawischen Ethnie.2 Aus einem der industriell entwickeltsten Staaten Europas
kommend, waren die Tschechen zudem überdurchschnittlich qualifiziert, was ihnen
im Arbeitseinsatz häufig zu einer vergleichsweise privilegierten Stellung verhalf. Der
ab Ende 1940 unternommene Versuch, die nationalsozialistische Position zwischen
diesen Polen durch sogenannte „wissenschaftliche Analysen des Rassenbilds“ der
Tschechen klarer zu bestimmen, zeitigte bemerkenswerte Ergebnisse. Die
„Experten“ waren in vierwöchigen Schnellkursen ausgebildete, ausgemusterte
Offiziere von Wehrmacht und SS. Dennoch wurden ihre Ergebnisse von den
Entscheidern als verläßliche Grundlage angesehen. Erste Ansätze zu solchen
Untersuchungen „attestierten den Tschechen ein relativ positives »rassisches Bild«:
45 Prozent der Tschechen seien »rassisch positiv«, 40 Prozent »Mischlinge« und nur
15 Prozent »rassenfremd« – damit schnitten sie besser ab als die
Sudetendeutschen“3. Die ambivalente, aber im Vergleich mit anderen Slawen eher
positive rassistische Einschätzung der Tschechen durch die Nazis ist eine der
Erklärungen dafür, warum sie insgesamt etwas weniger diskriminiert wurden.
„Es bleibt eine der verblüffenden Erfahrungen dieses Krieges, daß Hitler dem
eigenen Volke jene Belastungen ersparen wollte, die Churchill oder Roosevelt ihren
Völkern ohne Bedenken auferlegten“ wunderte sich Albert Speer in seinen
apologetischen „Erinnerungen“4 im Blick auf die „Diskrepanz zwischen der totalen
Mobilisierung der Arbeitskräfte im demokratischen England und der lässigen
Behandlung dieser Frage im autoritären Deutschland“5. Im Gegensatz zu England
und den Vereinigten Staaten wurden jedoch unter der Naziherrschaft Millionen durch
Arbeit „zu Tode geschunden“6 – doch dies traf eben nicht die deutsche Bevölkerung.
Als Architekt von Hitlers gigantomanischen Bauten, vollends dann als sein
Rüstungsminister trug Speer selbst keinerlei Bedenken gegen die
menschenverachtende Zwangsarbeitspolitik und war selbst wesentlich am Ausbau
ihrer Infrastruktur beteiligt. Bereits Mitte der dreißiger Jahre war infolge der
Mobilisierung aller Ressourcen zur Kriegsvorbereitung in Deutschland
Vollbeschäftigung erreicht. Der Lebensstandard war dennoch gering7, und das NSRegime war sich der Loyalität der Bevölkerung nicht sicher. Aus der Innensicht der
Führungselite beobachtete Speer: „Es war das Eingeständnis politischer Schwäche;
es verriet beträchtliche Sorge vor einem Popularitätsverlust, aus dem sich
innenpolitische Krisen entwickeln könnten.“8 Der Arbeitskräftemangel hatte sich noch
erheblich durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht 1935 und nach Kriegsbeginn
verschärft. Auch die Einführung des einjährigen Arbeitsdienstes für Frauen 1935
konnte den Bedarf nicht decken, zumal alle Instrumente zur Steuerung des
Arbeitsmarktes nur „zögerlich und inkonsequent angewendet“9 wurden. Eine
unüberschaubare Kompetenzvielfalt in der Arbeitsmarktpolitik brachte vielfach sich
widersprechende Regelungen hervor und verstärkte noch die Rechtlosigkeit der
ausländischen Arbeitskräfte und die Willkür, der sie ausgesetzt waren. Es war dem
Zufall überlassen, mit welchen Lebens- und Arbeitsumständen sich jeder einzelne
arrangieren mußte. „Die enormen Spielräume subalterner Instanzen und lokaler
Akteure waren eines der zentralen Charakteristika des nationalsozialistischen
»Ausländereinsatzes«.“10 So bedurfte im Einzelfall – ein harmloses Beispiel – der
Entzug der auch für Nichtraucher als Tauschmittel wertvollen Zigarettenration durch
einen Lagerführer zwar eines schriftlichen Antrages, aber keiner Begründung11.
Als im März 1942 Fritz Sauckel zum „Generalbevollmächtigten für den
Arbeitseinsatz“ ernannt wurde, sollten noch ungenutzte Arbeitsreserven mobilisiert
und in die Rüstungsproduktion geworfen werden. Von verschiedenen Seiten – etwa
von Goebbels und Speer – war dabei zunächst auch an deutsche Arbeitskräfte, vor
allem Frauen, gedacht worden. Speer wollte noch im Januar 1944 „eine noch nicht
eingesetzte Reserve von 16 % oder von 4,9 Millionen deutscher Frauen“ 12
heranziehen. Aber dazu kam es nicht. Sauckel sah die „Gefahr einer sittlichen
Schädigung der deutschen Frauen durch die Fabrikarbeit; darunter könne nicht nur
ihr »Seelen- und Gemütsleben«, sondern auch ihre Gebärfähigkeit leiden.“13 Statt
dessen, so teilte Sauckel seinen Gauleiter-Kollegen mit „hat mich der Führer
beauftragt, aus den Ostgebieten ca. 400.000-500.000 ausgesuchte, gesunde und
kräftige Mädchen in das Reich hineinzunehmen.“14 Deren Gebärfähigkeit, gar ihr
Seelen- und Gemütsleben war den Nazi-Schergen herzlich gleichgültig. Im Blick auf
die Organisation der millionenfachen Deportation ausländischer Zwangsarbeiter war
die Frauenarbeit indes ein relativ unbedeutender Teilaspekt, und namentlich
tschechische Frauen waren erstmals 1944 mit der Rekrutierung des Jahrgangs 1924
in größerem Umfang betroffen. Selbstverständlich war diese relative Schonung nicht
menschlicher Rücksichtnahme geschuldet, sondern der hochentwickelten
Wirtschaftsstruktur der böhmischen Länder, die eine offen terroristische
Zwangsarbeitspolitik nicht opportun erscheinen ließ. Die Quoten für die Rekrutierung
tschechischer Arbeitskräfte mußten die verantwortlichen Stellen im „Reich“ zudem
ihrem eigenen Statthalter in Prag in zähen Verhandlungen abringen – und sie
wurden stets unterschritten.15
Namentlich Albert Speer hat durch die nachdrückliche Forderung einer
„Effektivierung der Arbeitsrekrutierung“ beträchtlich zu einer unnötigen,
verlustreichen Verlängerung des Krieges und zum schweren, oft tödlichen Los der
Zwangsarbeiter beigetragen. Eher beiläufig bekennt seine Mitverantwortung für
millionenfaches Leiden: „Für Sauckels unglückselige Arbeiterpolitik fühle ich mich
mitverantwortlich. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten war ich immer mit den von
ihm betriebenen Massendeportationen ausländischer Arbeiter nach Deutschland
einverstanden.“16
Skrupel im Blick auf Herkunft, Behandlung und Schicksal der Menschen, die dem
kriegsbedingten Mangel an Arbeitskräften in Deutschland abhelfen mussten, waren
Speer fremd. Wenn er persönlich Standorte für Konzentrations- und Arbeitslager
aussuchte, weil dort Rohstoffe abgebaut werden sollten, trat diese technokratische
Unmenschlichkeit besonders deutlich hervor.
Ausländer, die in Deutschland und den besetzten Gebieten zum Arbeitseinsatz
angeworben oder zwangsweise deportiert wurden, zahlten den grausamen Preis
dafür, daß der deutschen Bevölkerung allzu große Belastungen erspart bleiben
sollten. Wenn auch die Behandlung der „Fremdarbeiter“ abhängig von ihrer Herkunft
und ihrem Status unterschiedlich war, litten doch alle mehr oder weniger unter den
gleichen Lebensumständen: erbärmlich verpflegt, schlecht und zum Kriegsende hin
häufig gar nicht entlohnt, schutzlos den Luftangriffen ausgesetzt, zumeist
untergebracht in Lagern, in denen sie unter Kälte und großer Seuchengefahr litten,
rechtlos, diskriminiert, nicht selten mißhandelt17, und überdies der ständigen
Bedrohung ausgesetzt, als Opfer der NS-Sicherheitsorgane oder von Denunziation in
„Arbeitserziehungs-“ oder Konzentrationslager deportiert zu werden. Am schlimmsten
traf es die sogenannten „Ostarbeiter“18, sowjetische Kriegsgefangene und die
italienischen Militärinternierten19. Für die anderen Gruppen der Zwangsarbeiter
waren die Umstände in der Regel besser, aber gemeinsam war allen ein Zustand der
Rechtlosigkeit – niemand konnte davor sicher sein, wehrloses Opfer von
Mißhandlungen und nicht selten tödlich endender Willkür zu werden.
Zum Einsatz ausländischer Arbeitskräfte entschloß sich die das NS-Regime infolge
seiner ausgesprochen fremdenfeindlichen Ideologie nur mit großen Bedenken. Aus
Sorge vor einer Bedrohung der „arischen Rasse“ durch Kontakt mit Ausländern
wurden damit einhergehend die Befugnisse der Polizei ständig erweitert und mit
propagandistischen Mitteln vor Kontakten mit den „Feinden“ im Inneren gewarnt 20.
Als nach 1939 in wachsender Zahl polnische Kriegsgefangene vor allem in der
Landwirtschaft eingesetzt wurden, reichten diese von der Verhängung von
Schutzhaft bis hin zur Exekution21. Auf intime Kontakte zu Deutschen stand die
Todesstrafe22. Die Abschottung und Diskriminierung der Ausländer wurde 1940
zunächst mit den „Polen-Erlassen“ kodifiziert; noch unmenschlicher und tödlicher
wirkten sich die 1942 folgenden „Ostarbeiter-Erlasse“ für die betroffenen Menschen
aus. Neben den verqueren rassenideologischen Vorbehalten fürchtete die NSDiktatur die politische Beeinflussung der deutschen Bevölkerung besonders durch
jene Ausländer, die – wie die Tschechen – aus demokratischen Herkunftsländern
stammten. Durch Arbeitsniederlegungen, Langsamarbeiten, „Aufsässigkeit“,
Sabotage gaben diese auch immer wieder ihrem Protest Ausdruck.
Ab 1942 verschärfte sich im Gefolge der veränderten Kriegslage die Situation der
Zwangsarbeiter erheblich.23 Herbert zitiert die grauenerregende Begründung des
Reichsjustizministers Otto Thierack für die Abtretung der Zuständigkeit von
„Sicherheitsverwahrten“ (vor allem angezeigte Ausländer und Deutsche, denen
schwere Strafen drohten) an die SS aus dem September 1942. Sie mag
stellvertretend den Hintergrund einer Vielzahl von Maßnahmen ausleuchten, die eine
zunehmende Rechtlosigkeit und Verfolgung aller Ausländer zur Folge hatten: „Ich
gehe hierbei davon aus, daß die Justiz nur in kleinem Umfang dazu beitragen kann,
Angehörige dieses Volkstums auszurotten.“24 Stephan Posta charakterisiert die
Entwicklung: „Aus den letzten Monaten des Krieges sind zahlreiche Exzesse und
Massaker an »Fremdarbeitern« überliefert. Bis buchstäblich in die letzten Tage vor
der Befreiung wurden ausländische Arbeitskräfte wegen Bagatelldelikten, auf bloßen
Verdacht hin oder ohne erkennbare Gründe ermordet.“25 Nach 1942 setzte sich auf
Betriebsebene „vielfach ein Trend durch ... die steigenden Produktionsforderungen
des Regimes nicht mit kapitalintensiven Erweiterungen der Maschinenkapazität,
sondern mit brutalerer Ausbeutung der Arbeitskräfte“26 zu beantworten. Geld war
inflationsbedingt ein riskanter Aggregatszustand des Kapitals,
Realkapitalinvestitionen wurden nur für Rüstungsaufträge genehmigt, und diese
konnten nur mit „Fremdarbeitern“ durchgeführt werden. Es wird weithin unterschätzt,
wie stark insofern die Zwangsarbeit zum sogenannten deutschen
„Wirtschaftswunder“ beigetragen hat.27 Wer sich das grausame Schicksal namentlich
der überlebenden russischen „Fremdarbeiter“ nach ihrer Rückkehr und die heutigen
Lebensumstände der noch lebenden Zwangsarbeiter aus Osteuropa
vergegenwärtigt, muß vor diesem Hintergrund Zeitpunkt, Umstände und Höhe der
„Entschädigungsleistungen“ nach 60 Jahren als beschämend empfinden. Was
versäumt wurde, ist nicht mehr gutzumachen. Ermutigend sind Projekte, welche die
letzte Chance nutzen, den wenigen Überlebenden eine Stimme verleihen, ihre
Erinnerungen vor dem Vergessen bewahren und für die Zukunft fruchtbar machen. 28
Die ehemaligen tschechischen Zwangsarbeiter können dazu besonders viel
beitragen. Sie waren „Wanderer zwischen den Welten“, konnten sie sich doch in der
Regel frei unter den Deutschen bewegen, während ihre schlechter gestellten
Kollegen aus Osteuropa das Lager oft nur zur Arbeit verlassen konnten. Aber sie
haben zugleich den traurigen Lageralltag erlebt. Dem Bemühen, dieser
Zeitzeugenschaft Gehör zu verschaffen29, entsprechen in der Forschung Ansätze,
die Geschichte aus dem Elfenbeinturm in die Gegenwart holen, indem sie sie „von
unten“, aus der Opferperspektive, als Alltagsgeschichte beschreiben und nicht selten
in der Gegenwart zu Konsequenzen aufrufen – etwa in der Form von
Gedenkstättenpädagogik oder Zeitzeugenprojekten: oral history30, visual history31,
regional- und alltagsgeschichtliche Arbeiten von Geschichtswerkstätten 32. Vor allem
tragen sie dem Umstand Rechnung, daß der Forschungsgegenstand im Fall des
Nationalsozialismus nichts Fernes ist, sondern viele seiner Opfer und Täter noch
unter uns leben.
Anmerkungen
1. Vgl. Mark Spoerer, Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, Stuttgart – München 2001, S. 258f.
In der Regel war die Arbeit in der Landwirtschaft vorteilhafter, weil auf dem Land die Kontrolle
geringer und die Nahrungsmittelversorgung aus eigener Produktion reichhaltiger war. In
Städten war die Situation der Fremdarbeiter um so schlechter, je größer der Betrieb und je
geringer ihre Qualifikation war. Vgl. auch Andreas Mai, „Haltet Abstand von den Ausländern!“
NS-Ideologie und Lebenswelten von ausländischen Arbeitskräften in Nordwestsachsen, in:
Sächs. Staatsmin. des Innern (Hrsg.), Fremd- und Zwangsarbeit in Sachsen 1939-45.
Beiträge eines Kolloquiums in Chemnitz am 16. April 2002, Halle/Dresden 2002, S. 27-48,
hier: S. 28: „Das Ausmaß an Ausbeutung und Diskriminierung, das der oder die Einzelne zu
erdulden hatte, hing im Wesentlichen von der hierarchischen Kategorisierung der Arbeiter und
Arbeiterinnen nach Ethnie und Geschlecht ab, des Weiteren vom Einsatzort und
Wirtschaftszweig, von der Größe des Betriebes und der spezifischen Verwendung etwa als
Hilfs- oder Fachkraft.“
2. Im Einzelfall konnte ihnen dieser Umstand durchaus auch zum Nachteil gereichen – darauf
weist Stephan Posta (Tschechische „Fremdarbeiter“ in der nationalsozialistischen
Kriegswirtschaft, Dresden 2002, S. 143. Der Autor dankt Stephan Posta für die konstruktive
Kritik des vorliegenden Textes.) hin: „Zwar wurden sie in der Regel als Ausländer bezeichnet
und behandelt, konnten jedoch auch Repressionsmaßnahmen, die ansonsten Deutschen
«vorbehalten» waren, unterworfen werden, wenn es «im deutschen Interesse lag».“
3. Posta, S. 66f.
4. Albert Speer, Erinnerungen, Frankfurt/M. – Berlin 1969; zit. n. Aufl. 1982, S. 229
5. Ebd.
6. Spoerer, S. 253
7. Posta, S. 25, beleuchtet die Kontroverse um die These Richard Overys
(„Blitzkriegswirtschaft?“ Finanzpolitik, Lebensstandard und Arbeitseinsatz in Deutschland
1939-1942. In: VfZ 36, 1988, S. 379-435), die deutsche Bevölkerung habe „bereits Ende der
dreißiger Jahre nur knapp über dem Existenzminimum gelebt“, verweist aber auf berechtigte
Kritik an dessen Argumentation und betont, die Tendenz der NS-Politik zur „größtmöglichen
Schonung“ der eigenen Bevölkerung sei davon unberührt.
8. Speer, S. 229; vgl. Posta, S. 24 und Ulrich Herbert, Arbeiterschaft im “Dritten Reich”.
Zwischenbilanz und offene Fragen. In: Geschichte und Gesellschaft 15 (1989), S. 320-360,
hier: 334f.
9. Grundlegend erforscht von Timothy W. Mason, Arbeiterklasse und Volksgemeinschaft.
Dokumente und Materialien zur deutschen Arbeiterpolitik 1936-1939, Opladen 1975, vgl.
Marie-Luise Recker, Nationalsozialistische Sozialpolitik im Zweiten Weltkrieg, München 1985,
und Posta, S. 23
10. ebd., S. 142, vgl. auch Heusler, Ausländereinsatz: Zwangsarbeit für die Münchner
Kriegswirtschaft 1939-1945, München 1996, S. 422ff.
11. Dokumentiert in der Wanderausstellung „… das Allerletzte an Arbeitsleistung herauszuholen“
– Fremd- und Zwangsarbeit in Sachsen 1939 – 1945, Gemeinschaftsausstellung der
Sächsischen Staatsarchive in sächsischen Städten von 2002 bis 2004. Vgl. den in diesem
Zusammenhang entstandenen Begleitband mit Beiträgen ein wissenschaftlichen Kolloquiums
(s. Anm. 1).
12. Speer, S. 548
13. Ebd., S. 234
14. Zit. n. Speer, S. 235
15. Zu den Zahlen vgl. Posta, S. 67f.
16. Speer, S. 548
17. „Deutsche, die Ausländer mit der Peitsche antrieben und züchtigten, waren keine Seltenheit“,
Spoerer, S. 260
18. Im Zweiten Weltkrieg bezeichnete der Begriff Zivilarbeiter aus den „ehemals sowjetischen
Gebieten“, aus Rußland, Weißrußland und der Ukraine. Zur grundsätzlichen Definition vgl.
Ulrich Herbert, Fremdarbeiter – Politik und Praxis des „Ausländer-Einsatzes“ in der
Kriegswirtschaft, Essen 1985, zit. n. Neuauflage Bonn 1999, S. 437. Eine pragmatische
Definition des Oberbegriffs „Zwangsarbeiter“ bietet Spoerer an: Jene, die „das
Arbeitsverhältnis nicht lösen konnten und ‚fern der Heimat′ eingesetzt waren.“ (Zwangsarbeit
im Dritten Reich – Fakten und Zahlen, www.uni-hohenheim.de 2003)
19. Nach 1943
20. Beispiele dokumentiert eindrucksvoll die Ausstellung „… das Allerletzte an Arbeitsleistung
herauszuholen“ (wie Anm. 10).
21. Posta, S. 48
22. Mai verweist darauf, daß intime Kontakte mit Deutschen eigentlich allen Ausländern verboten
waren, aber nie Ausführungsbestimmungen erlassen wurden. Mit Todesstrafe waren zunächst
nur Polen, ab 1942 auch Russen bedroht (wie Anm. 1, S. 33, Anm. 24).
23. Dem widerspricht nicht, daß es für Russen nach 1942 zu gewissen Erleichterungen
hinsichtlich der Reglementierung ihrer Lebens- und Arbeitswelt kam (vgl. Mai, S. 34). Vielmehr
gilt Andreas Heuslers mit Blick auf die relativ gute Behandlung durch viele Unternehmer und
Betriebsleiter getroffene Feststellung: „Daß derartige Bemühungen um menschenwürdige
Lebens- und Arbeitsbedingungen nicht einzig durch humanitäre Impulse, sondern auch durch
pragmatische, »arbeitseinsatztechnische« Überlegungen im Hinblick auf die
Leistungsfähigkeit und Arbeitsfreude der Ausländer angeregt wurde, ist als sicher
anzunehmen.“ (Wie Anm. 9, S. 424)
24. Herbert, S. 284, vgl. Spoerer, S. 178
25. Posta, S. 92. Welchen Terror die „mörderische Untergangsdynamik des NS“ (Posta, S. 91)
hervorrief und wie sie damit in der letzten Kriegsphase zu einer erheblichen Verschlechterung
der Lage aller „Fremdarbeiter“ beitrug, haben besonders Gabriele Lotfi (KZ der Gestapo.
Arbeitserziehungslager im Dritten Reich, Stuttgart 2000, S. 267-79) und Ulrich Herbert (S.
264-69, 288-94, 327-35) dokumentiert.
26. ebd., S. 91
27. Vgl. Spoerer, S. 190
28. Etwa Steven Spielbergs „Survivors of the Shoah – Visual History GmbH“, deren erstes Projekt
in Deutschland in der CD-ROM nebst Handbuch „Erinnern für Gegenwart und Zukunft“, Berlin
2000, Früchte getragen hat. – Noch dichter am hier besprochenen Thema: Berliner
Geschichtswerkstatt (Hrsg.), „Totaleinsatz“ – Zwangsarbeit in Berlin 1943-1945. Tschechische
ZeitzeugInnen erinnern sich. Briefdokumentation der Projektgruppe „Vergessene Lager –
vergessene Opfer. ZwangsarbeiterInnen in Berlin 1939-1945“, Berlin 1998
29. Ein Projekt der Brücke/Most-Stiftung zur deutsch-tschechischen Verständigung und
Zusammenarbeit und des Koordinierungszentrums deutsch-tschechischer Jugendaustausch,
Tandem, gefördert aus dem Fonds „Erinnerung und Zukunft“ der Bundesstiftung „Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft“, wird ab 2003 tschechische Zeitzeugen an deutschen Schulen
berichten lassen und so einen Beitrag zur lebendigen Vermittlung der Geschichte des Zweiten
Weltkrieges leisten. Zwei Jahre lang werden an deutschen Schulen zusammen etwa 90
Begegnungen stattfinden. Kontakt: [email protected]
30. Stellvertretend für viele seien die Arbeiten Lutz Niethammers genannt, etwa – als
Herausgeber – „Lebenserfahrung und kollektives Gedächtnis“. Die Praxis der „Oral History“,
Frankfurt a. M. 1985. Für den Geschichtsunterricht auch im Blick auf diesen Ansatz noch
immer hilfreich: Klaus Bergmann u. a., Handbuch der Geschichtsdidaktik, Seelze-Velber 1997.
31. Dazu liegen interessante Arbeiten und methodische Überlegungen von Cord Pagenstecher
vor: „Privatfotos ehemaliger Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter – eine
Quellensammlung und ihre Forschungsrelevanz, in: Winfried Meyer/Klaus Neitmann (Hrsg.),
Zwangsarbeit während der NS-Zeit in Berlin und Brandenburg. Formen, Funktion, Rezeption.
Potsdam 2001, S. 223-246“ und „Erfassung, Propaganda und Erinnerung. Eine Typologie
fotografischer Quellen zur Zwangsarbeit, in: Wilfried Reinighaus (Hrsg.), Zwangsarbeit in
Deutschland 1939 bis 1945. Archiv- und Sammlungsgut, Topographie und
Erschließungsstrategien, Münster 2001, S. 252-264.
32. Z. B.: Berliner Geschichtswerkstatt (Hrsg.), Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte. Zur
Theorie und Praxis der Alltagsgeschichte, Münster 1994
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