Rede Paul Rechsteiner, Präsident SGB, Reconvilier 1.2.06 Ein Streik für den Betrieb und für die Arbeitsplätze Ich erkläre euch die Solidarität des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes - der im Schweizerischen Gewerkschaftsbund organisierten Bauarbeiter, der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, der Pöstler, der Krankenschwestern, der Lehrerinnen und Lehrer und vieler anderer mehr. Es ist die Solidarität von 400'000 Gewerkschaftsmitgliedern mit eurem gerechten Kampf. Niemand entschliesst sich leichtfertig zu einem Streik. Nirgends. Auch in der Schweiz nicht. Erst recht nicht in der Schweiz. Ein Streik ist ein schwerwiegender Entscheid. Die Gründe für diesen Streik sind schwerwiegend. Es sind existenzielle Gründe. Existenziell für die Arbeitenden. Existenziell für ihre Angehörigen. Existenziell für eine ganze Region. Wir sind konfrontiert mit der unerträglichen Arroganz eines Managers. Eines Managers, der die elementaren Regeln der Zusammenarbeit mit Füssen tritt. Eines Managers, der es darauf anlegt, die industrielle Substanz eines funktionierenden Betriebs zu zerstören. Und tausende von Arbeitsplàtzen in der Region aufs Spiel setzt. Die Boillat ist nicht ein notleidender Betrieb. Die Boillat ist ein Unternehmen mit Substanz. Mit guten Produkten. Mit einer qualifizierten Belegschaft. Mit engagierten Leuten auf allen Stufen, die einen enormen Einsatz leisten. Der Streik ist ein Streik für die Boillat. Ein Streik für den Betrieb und für die Arbeitsplätze. Und ein Streik gegen die Zerstörung des Unternehmens. Ein Streik gegen die Willkür, gegen die Politik der Zerstörung. Ein Manager, der die Rechte der Belegschaft systematisch missachtet, muss in die Schranken gewiesen werden. Ein Manager, der einen Betrieb in den Abgrund reitet, muss seine Grenzen kennen lernen. Denn wir leben hier nicht in einer Diktatur. Auch ein Manager muss sich an die Regeln halten. Und an die Verträge, die er selber unterschrieben hat. Der Streik ist ein Protest gegen den Bruch der Vereinbarung vom letzten Winter. Ein Akt der Notwehr gegen die Politik der Einschüchterung, der skandalösen Entlassungen. Wir rufen den Verwaltungsrat auf, die Eskalation zu stoppen und zu einer Politik der Vernunft zurückzukehren. Vereinbarungen müssen respektiert werden. Und die Menschen hier müssen endlich respektiert werden. Und von unserem Wirtschaftsminister verlangen wir, dass er sich einschaltet, um zu einer Lösung beizutragen. Herr Deiss bezieht seinen Lohn auch von unseren Steuergeldern. Wir -2- verlangen, dass er hier tut, was er kann, statt sich um dritt- oder viertrangige Anliegen zu kümmern. Wir haben nichts dagegen, wenn er sich um die Ansiedlung neuer Betriebe in der Schweiz bemüht. Viel wichtiger ist es jedoch, endlich etwas für einen produktiven Betrieb hier in der Schweiz zu tun, der durch ein verantwortungsloses Management in den Abgrund geführt wird. Bundesrat Deiss ist dafür bezahlt, dass er seine Arbeit macht, nicht dafür, faule Ausreden für das Nichtstun zu suchen. Der soziale Friede in der Schweiz ist kein Automatismus. Durch die Arroganz solcher Manager und die Untätigkeit der Regierung wird er aufs Spiel gesetzt. Die Boillat, Reconvilier, ist ein Fanal. Ein Fanal des kollektiven Kampfes gegen die Zerstörung eines Unternehmens. Gegen die Willkür. Für die Würde und den Respekt. Die Geschichte des gewerkschaftlichen Kampfes lehrt: Jeder für allein ist machtlos. Das Kollektiv, der gemeinsame Kampf ist eine gewaltige Kraft. Es lebe die Solidarität. Es lebe die Boillat. 1.2.06 Paul Rechsteiner